Es ist immer so: Wenn über vier Tage hinweg die Nächte kurz sind, merkt man plötzlich, dass man nicht mehr so jung ist. Das ist nicht schlimm.
Heute Morgen setze ich meine Gedanken zum Thema Seelsorge fort, um uns besser miteinander schulen zu können in diesem schönen Hirtendienst, den wir haben. Jeder, der ein Schaf für das andere Schaf ist, hat den Auftrag, das andere zu verstehen, zu lieben und ihm zu helfen. Auf diesem Weg, den wir gemeinsam gehen – dem Weg, auf dem wir zur Ähnlichkeit Christi voranschreiten.
Das ist das wunderbare Ziel, das Gott mit uns hat: Er will uns zur Ähnlichkeit Christi führen. Ich habe ihm oft im Gebet gesagt: „Herr, Du bist wirklich mutig, so einen Kerl wie mich zu nehmen und das Ziel zu haben, mich zur Ähnlichkeit Christi zu führen.“ Da kann man nur sagen: Viel Mut, Herz, mach weiter in unserem Leben.
Herausforderungen und Gefahren in der Seelsorge
Welche Gefahren gibt es für den Seelsorger, wenn wir ein Herz für andere Menschen haben? Das ist der erste Punkt: Gefahren für den Seelsorger.
Die erste Gefahr steht in 1. Timotheus 5,21: „Ich ermahne dich ernstlich vor Gott und dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln, dass du dies ohne Vorurteil befolgst und nichts aus Zuneigung tust.“ Zwei Worte in diesem Satz sind mir besonders wichtig in der Ermahnung, die Paulus dem Timotheus gibt: Vorurteile und Zuneigung.
Vorurteile und Zuneigung können Gefahren sein, wenn wir anderen helfen wollen. Man kann Vorurteile haben, einfach aufgrund dessen, was man sieht oder wie man einen anderen Menschen kennt – zum Beispiel von der äußeren Erscheinung her. Diese Vorurteile können dazu führen, dass man beim Helfen entweder zu weich oder zu hart reagiert. Härte passt hier besser als Begriff, weil sie klarer ausdrückt, was gemeint ist. In der Seelsorge braucht es, wenn man verschiedenen Menschen helfen will, immer wieder Zeit zum Beten für sie. So kann die Liebe in unserem Herzen wachsen, die Vorurteile abbaut.
Vorurteile oder Zuneigungen können dazu führen, dass wir nicht richtig helfen können. Zum Beispiel, wenn wir zu viel Mitleid empfinden. Mitleid allein hilft nicht, wenn es nur eine Gefühlssache wird. Dann können wir den Menschen nicht wirklich helfen. Deshalb sind Vorurteile, Zuneigungen und Mitleid Gefahren in der Seelsorge.
Die zweite Gefahr für den Seelsorger ist die Angst, nicht fähig genug zu sein, und die daraus entstehende schnelle Entmutigung. Von Natur aus sind wir alle nicht fähig, anderen Menschen wirklich zu helfen. Deshalb müssen wir es vor Gott bringen und ihm sagen: „Ich bin nicht fähig, Herr, aber ich rechne mit der Hilfe des Heiligen Geistes.“ Gott kann uns helfen, anderen auf ihrem Weg eine Unterstützung zu sein.
Man sollte sich nicht entmutigen lassen, wenn die Ergebnisse nicht immer positiv sind. Jeder Mensch bleibt frei. Wenn wir etwas sagen, das vielleicht für den anderen schmerzhaft ist – weil eine Sünde aufgedeckt wird, eine falsche Haltung erkannt wird oder Unordnung im Leben sichtbar wird –, dann kann es sein, dass dieser Mensch uns aus dem Weg geht. Das kann entmutigen und man denkt vielleicht: „Ich habe wohl keine Gabe für die Seelsorge, schon beim ersten Kontakt kommen die Leute nicht mehr zu mir.“
Doch jeder bleibt frei, etwas anzunehmen oder uns abzulehnen. Du weißt ja, dass Jesus gekreuzigt wurde, weil er die Wahrheit gesagt hat. Wahrheit zu sagen bedeutet nicht, automatisch Freunde zu gewinnen. Wahrheit zu sagen hat seinen Preis. Oft führt die Wahrheit dazu, dass Menschen Abstand von uns nehmen.
Wenn Menschen Abstand nehmen, weil wir uns in ihr Privatleben einmischen, ist das etwas anderes – dann liegt der Fehler bei uns. Aber wenn sie Abstand nehmen, weil wir ihnen die Wahrheit von Gottes Wort sagen, dann soll uns das nicht entmutigen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gottes Wort durch den Heiligen Geist im Herzen der Menschen weiterwirkt.
Manche Menschen, die dir aus dem Weg gehen, weil du ihnen die Wahrheit gesagt hast, kommen vielleicht Jahre später zurück. Ich erinnere mich an einen Fall: Ein Mann, der lange bei uns gewohnt hat und sogar Rauschgift verkauft hat. Das war eine schwierige Situation, und ich musste sehr hart zu ihm sein. Er wollte das nicht akzeptieren und musste gehen. Über zehn Jahre habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Doch dann, bei einem Evangelisationsabend in einer Stadt, kam er nach der Veranstaltung zu mir. Ich hatte ihn im Saal nicht gesehen. Er sagte: „Als ich den Handzettel bekam, dass du evangelisierst, habe ich mich gestern Abend bekehrt.“ Er war nicht direkt durch meine Botschaft bekehrt worden, aber er wusste, dass er mich wieder treffen konnte. Der Heilige Geist hatte in seinem Herzen gewirkt, und er war am Abend zuvor auf die Knie gegangen und hatte Buße getan.
Es hat also eine ganze Zeit gedauert, bis er das, was er bekommen hatte, annahm – obwohl er zunächst dagegen war und ich hart sein musste. Er ist mir aus dem Weg gegangen, und ich habe ihn über zehn Jahre nicht gesehen. Aber Gott arbeitet in den Herzen, Gott wirkt.
Man kann sich leicht entmutigen lassen, wenn man anderen helfen will. Dann kann eine falsche Haltung entstehen, dass man denkt: „Das ist nicht meine Sache, ich lebe jetzt einfach selbst mit dem Herrn, und der andere soll sehen, wie er mit dem Herrn lebt.“ Es gibt Christen, die anderen nicht mehr helfen, weil sie enttäuscht wurden. Sie versuchen, nur noch mit Gott zu leben.
Aber ein Leben allein mit Gott wird niemals ein erfülltes Leben sein. Ich erinnere mich an etwas, das schon gesagt wurde: Wir verkehren uns allein, aber die Heiligung geschieht in Beziehungen. In Beziehungen geschieht Heiligung.
Ich selbst war auch manchmal entwurzelt. Ich hatte lange Seelsorge mit dem Sohn eines sehr bekannten Missionars. Die Situation war schwierig, und ich wusste nie, wie ich vorankommen sollte. Dieser junge Mann hatte sein Leben Jesus gegeben, hat sich danach aber das Leben genommen.
Ich musste bei seiner Beerdigung predigen, als Seelsorger für jemanden, der sich das Leben genommen hat. Die Eltern, seine Arbeitskollegen, Ärzte aus dem Krankenhaus waren alle da. Da hat man erst einmal das Gefühl: „Was soll ich da sagen? Die schauen doch alle auf mich als den, der versagt hat, oder?“
Aber das darf uns nicht entmutigen. Jeder bleibt für sein Leben und seine Taten selbst verantwortlich. Auch wenn du anderen hilfst, wird es immer Situationen geben, in denen du das Gefühl hast, aufhören zu müssen.
Solange wir leben, sind wir Schafe, die andere Schafe brauchen. Und wir sind auch dazu da, anderen Schafen zu helfen, um gemeinsam auf dem Weg in der Herde zu bleiben und mit den guten Hirten weiterzugehen.
Vertraulichkeit und Gemeindedisziplin in der Seelsorge
Eine weitere große Gefahr in der Seelsorge besteht darin, dass wir nicht vertraulich bleiben. Das bedeutet, dass seelsorgerliche Informationen an andere weitergegeben werden. Wenn du Seelsorge leistest und anderen hilfst, ist es sehr wichtig, dass die Menschen ihr Herz öffnen können. Sie müssen wissen, dass du wie ein Grab bist – man kann nichts daraus herausbekommen.
Es gab immer wieder Fälle, in denen Menschen Gemeinden verlassen haben, weil sie jemandem seelsorgerlich etwas anvertraut hatten. Plötzlich stellten sie fest, dass die ganze Gruppe davon wusste. Dadurch weiß man nie genau, wie man lebt. Man weiß nicht mehr, was die anderen von einem denken oder wie sie das, was man erlebt, interpretieren. Jeder gibt eine eigene Auslegung, und daraus entsteht ein schreckliches Hineindenken, das oft gar nicht stimmt. Doch der Feind spielt mit diesen Gedanken.
Der Mensch, der meint, alle seien informiert, sieht schon an einem Blick, den ein anderer ihm zuwirft: „Ah, der denkt wahrscheinlich auch so über mich.“ Das kann zu einem schrecklichen Kampf führen.
Wenn dir jemand etwas anvertraut, bewahre es einfach im Allerheiligsten auf. Das ist nicht leicht, denn du kannst nur dann Seelsorge leisten, wenn du lernst, nach dem Gespräch vor dem Herrn abzuladen. Komm zu ihm, bete für diese Person und lege die Sache vor seinen Thron. Bitte den Herrn um Hilfe, damit du vertraulich bleiben kannst und auch die richtigen Antworten findest, um diesem Bruder zu helfen.
Natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen es notwendig ist, die Problematik schriftlich festzuhalten. So kann man die Situation später betrachten, ohne dabei an die spezifische Person zu denken, sondern nur an das Problem. Wenn man über das Problem nachdenkt, kann man Rat suchen – vielleicht bei älteren Dienern, die die betreffende Person kennen.
Man kann zum Beispiel anrufen und sagen: „Ich habe jemanden mit diesem und jenem Problem, aber ich nenne keinen Namen. Kannst du mir Bibelstellen oder Hilfen für dieses Problem nennen?“ Wir dürfen nicht denken, dass wir seelsorgerliche Anliegen mit Namen nicht in der Gruppe besprechen dürfen. Aber die Problematik können wir außerhalb bei Dienern erfragen und Rat einholen, wenn diese wichtig sind.
Viele Studenten der Bibelschule, die jetzt im Dienst in afrikanischen, französischsprachigen Ländern oder auch in Frankreich und der Schweiz stehen, haben mich gefragt: „Danny, können wir dich noch stören, wenn wir Fragen haben? Hast du Zeit?“ Sie haben ethische Probleme in der Gemeinde und so weiter. Ich bekomme immer wieder Anfragen von diesen Kontakten, in denen sie fragen: „Danny, wie ist das bei diesem und jenem Thema?“ Ich finde das sehr kostbar.
Vielen fehlt es im Dienst, dass sie erfahrene Menschen haben, auf die sie sich stützen können und von denen sie Rat erhalten. In der Seelsorge solltest du nicht denken, dass du alles allein finden musst.
Die Bedeutung von Diskretion und Vergebung in der Gemeinde
Was Positives daran? Dass es ein Positiv ist, ist ja gar nicht klar. Aber es ist interessant zu sehen, wie sich konkret in Beispielen auswirken kann, dass über gewisse Dinge Stillschweigen gewahrt wurde und sie nicht nach außen getragen wurden. Vielleicht fällt mir dazu spontan noch mehr ein.
Das Positive ist einfach, dass ein Mensch, der in seinem Glaubensleben einmal ganz schief gegangen ist – und man weiß, es handelt sich um eine Sünde, die das Zeugnis zerstört –, wenn dieser Mensch zurückkommt und Buße vor dem Herrn getan hat, dann wissen die anderen in der Gemeinde, die im Gebetsleben verbunden sind, dass man für ihn beten kann. Man weiß, er befindet sich in einer schwierigen Situation.
Wenn er zurückkommt, braucht man nicht mehr zu wissen oder zu sagen. Wenn er die Situation vor Gott geklärt hat, ist sie geklärt, und er kann wieder einsteigen und mit dem Strom der Gnade mitschwimmen wie die anderen.
Wenn aber etwas Präzises gesagt wird, dann wird er wegen dieser konkreten Sünde als schwach auf diesem Gebiet angesehen. Das hilft nicht, um vorwärts zu gehen.
Derjenige, der zum Seelsorger kommt, ist frei, den Rat anzunehmen oder nicht. Doch es ist auch so, dass der Seelsorger Autorität hat. Der, der kommt, kann nicht einfach zum Nächsten gehen, um dort Mitleid zu finden oder eine günstigere Position für sich zu suchen.
Wie geht man innerhalb der Gemeinde damit um, wenn jemand als Ratsuchender jeden absucht, bis er das hört, was er hören will? Für mich ist wichtig, dass wir in der Gemeinde eine gewisse Schulung haben. Das bedeutet biblisches Lesen und auch eine Schulung in Fragen der Seelsorge, wie man in der Seelsorge umgeht.
Ich habe bisher nie verhindert, dass jemand versucht hat, einen anderen zu suchen, der endlich die Resonanz gibt, die er erwartet. Man sucht ja immer jemanden, der einem zustimmt, um zu sagen: „Der ist ja mit mir einverstanden.“ Bis jetzt habe ich das nie verhindert.
Jeder muss in seinem Gewissen selbst durchkämpfen. Das hilft auch, wenn er zu einem anderen geht. Der andere muss dann auch wissen, ob er wirklich in Kontakt mit Gott ist und gehorsam oder nicht.
Wenn falsche Ratschläge gegeben werden, merkt man immer wieder, wie man in der Gemeinde gebraucht wird, um gerade vorwärts zu gehen.
Anders ist es zum Beispiel, wenn jemand in die Gemeinde kommt und eine Irrlehre beginnt. Das steht auch in den Briefen der Schrift. Dann ist eine offene Stellungnahme nötig, damit alle wissen, was Sache ist.
Es gibt immer mehr Irrlehren, die sehr subtil sind. Ich denke jetzt nicht an große theologische Probleme, sondern an Irrlehren, die das Christentum zum Beispiel mit Humanismus vermischen. So entsteht die Vorstellung, Christsein bedeute, das eigene Glück zu suchen. Das ist eine Irrlehre.
Es gibt viele subtile Irrlehren. Wenn jemand in der Gemeinde ist, der vom menschlichen Herrn eine gewisse menschliche Autorität hat oder viel Leichtigkeit in den Beziehungen zu den Menschen, und dieser jemand bringt eine falsche Lehre hinein, hat er sehr schnell Einfluss.
Dann ist es wirklich wichtig, für die Gemeinde etwas zu sagen, um zu warnen.
Wenn jemand in der Gemeinde eine Haltung zeigt, die immer wieder in Richtung Ehebruch geht, wird das erste Problem seelsorgerlich gelöst. Wenn sich jemand nicht unterstellt und immer wieder in diese Richtung geht, kommt Matthäus 18 zum Tragen: Man ermahnt den Bruder mit einem zweiten Bruder, und dann folgt die Gemeinde.
Das habe ich leider in verschiedenen Gemeinden üben müssen. Es ist nie einfach – die Gemeindedisziplin.
Was ich hier bringe, bezieht sich auf Seelsorge eins zu eins. Wenn das nicht klappt oder jemand einfach in der Sünde verharrt und Einfluss mit seiner Sünde in der Gemeinde hat, glaube ich, dass man einen zweiten Bruder dazu nimmt, um gemeinsam mit ihm zu widersprechen.
Wenn das auch nicht wirkt, muss man überlegen, wie man das von der Gemeinde her klärt.
Ich hoffe aber, dass das so wenig wie möglich passiert. Es ist immer ein Schmerz für alle Beteiligten. Es ist auch schwierig für manche Leute in der Gemeinde, die in die Ungewissheit kommen, weil sie noch nicht die Klarheit von Gottes Wort haben, um diesen Schritt mitzugehen. Außerdem fehlt ihnen oft das Vertrauen, diesen Schritt weiterzugehen.
Das ist immer eine Herausforderung.
Umgang mit schwierigen Entscheidungen in Beziehungen
Noch eine schwere Frage, Herr Ries. Ja, genau, schön. Jemand kommt zu dir und fragt, ob er diese oder jene Person heiraten soll. Du sagst nein. Würdest du dann auf die Hochzeit gehen? Kommt aufs Essen an. Oder das Hochzeitstraining halten? Nein, nicht halten, nicht halten – das ist mir schon passiert.
Wenn ich Nein sage, dann habe ich auch das Gefühl, dass ich sehe, dass eine Beziehung schiefgehen kann. Ich werde heute Abend noch darüber reden, über Beziehungen. Aber wenn eine Beziehung schiefgeht und man wirklich sieht, dass die Zielsetzung nicht dieselbe ist, dass das richtige Ziel von einem abgeschwächt wird, und man merkt, dass es wahrscheinlich in Lauheit oder voll im Materialismus endet, dann sage ich meine Meinung.
Vor allem, wenn einer von beiden mal gesagt hat – im Gebet, wo ich es gehört habe, oder in seinem Leben – „Ich will voll mit dem Herrn leben“. Das habe ich ernst genommen, was ich gehört habe. Und dann soll es auch so sein, dass man vorwärtsgeht in diese Richtung.
Es kam immer wieder vor, dass ich an manchen Hochzeiten gar nicht dabei war. Aber sie wussten, dass ich nicht komme und warum ich nicht komme. Das ist nicht einfach. Es ist auch ein Weg, um sich Freunde zu machen. Ich habe viele solcher Wege, um sich Freunde zu machen.
Sie werden es sehr schwierig haben, weil sie charakterlich – also nicht geistlich – zusammenpassen wollen, aber sie haben charakterlich fast einen Knick. Sie haben es selbst schon von vornherein programmiert, schwierig. So habe ich dann die Hochzeitsberichte gehalten, auch wenn ich wusste, dass es sehr schwierig wird. Und ich habe es auch in der Predigt gesagt.
Und ... „Ihr werdet sterben“, was wir sagen, oder? Die ersten Worte, die ich gesagt habe, sind: „Peter, ihr habt keine Chance.“ Und deswegen noch einmal: Ihr könnt es nur schaffen, wenn Jesus hilft. Das habe ich ihnen auch vorher gesagt.
Ich sage es rein menschlich betrachtet, und es ist jetzt auch so: Nach einer Woche haben sie alles angepackt. Wie macht man jetzt da weiter? Da war meine Entscheidung schon die Prozessprädiktualität und die Beziehung. Oder hätte ich das nicht schaffen sollen, weil ich sage, das wäre zu gesund? Also Charaktersache würde ich jetzt nicht als Entscheidung nehmen.
Als wir angefangen haben, Ursula und ich, uns so zu schreiben, da musste ich vor die Lehrer von der Bibelschule gehen. Die Lehrer haben mir gesagt, dass ihnen miteinander klar wurde, dass Ursula nicht meine Frau sein kann. Denn wir haben beide so einen starken Charakter, dass das klemmen wird.
Dann bin ich zurück in mein Zimmer gegangen und habe geweint und gesagt: „Herr, das ist doch verrückt. Wie kann ich jetzt dafür stehen?“ Da habe ich Brüder gefragt, die mich kennen, und habe auch noch einmal Kontakt mit den Ältesten in der Gemeinde aufgenommen, wo Ursula war. Sie haben das nicht so negativ gesehen.
Ich hatte dort doch sehr viel Angst, und wir sind beide sehr starke Charaktere. Und es geht wunderbar, weil Vergebung und Gnade oft gebraucht werden. Das ist sehr oft so. Denn wenn einer von uns etwas im Kopf hat, hat er es nicht in den Füßen. Da kann man reden.
Aber wir konnten uns wirklich mit den starken Charakteren helfen, um Ziele zu erreichen. Es ist immer schwierig, würde ich sagen.
Es war merkwürdig, denn es waren 14 Lehrer zusammen, um mir zu sagen, dass es nicht Gottes Wille ist. Als ich aus diesem Büro vom Chef rausging, war ich als kleiner Junge total fertig, kaputt. Auf der Treppe kam einer von den Lehrern, ein Holländer, ein ganz großer, und hat mir auf die Schulter geschlagen und gesagt: „Mach nur weiter, Danny.“ Habe ich gedacht, also jetzt.
Das war eine ganze Zeit, ein paar Monate, in denen ich immer wieder am Beten war und nicht wusste, wie es weitergeht.
Also ich würde nicht zu viel Sicherheit zeigen. Für mich ist das Wichtigste – und ich werde heute Abend noch davon sprechen – welche Zielsetzung und Unterordnung zu Christus und seinem Wort vorliegt. Wenn beide sich unterordnen unter das Wort Gottes, ist für mich immer Hoffnung und ein segensreicher Weg gegeben.
Aber wenn sich einer von beiden nicht unterordnet unter Gottes Wort, dann geht es schief. Und da können es auch am Anfang super Charaktere sein, die sehr gut zusammenpassen, bei denen man meint, das sei die Wunderehe. Ich habe das auch schon erlebt und habe Hochzeiten mit ihnen gefeiert – also die Wunderehe, die heute geschieden ist, verstehe ich.
Ja, ich habe solche getraut. Also habe ich solche getraut, die heute geschieden sind, und sie hatten Stunden Vorrang von Seelsorge für Ehe und so weiter, das hatten sie alles drin. Aber plötzlich kann einer in seinem Leben nicht mehr Christus untertan sein, und dann kann es total schiefgehen.
Ja, ich glaube, jetzt komme ich zum Thema von heute Abend. Du hast mich verschoben, Doktor!
Gegensätze in Beziehungen und das gemeinsame Anliegen für Christus
Eine Erkenntnis habe ich letztes Wochenende auch bei Eva gewonnen. Sie ist total stark, während er eher ein Weichei ist, wie er selbst gesagt hat. Die beiden haben gesagt, sie würden nie zusammenpassen. Auch als sie sich kennengelernt haben, sagten sie: „So jemanden niemals!“ – alle anderen, aber nicht so jemanden. In der Gegend gab es nur sehr wenige gläubige Menschen. Trotzdem haben sie sich sofort gesagt: „Das, was uns verbindet, ist, dass wir beide ein großes Anliegen für Jesus haben und Jesus nachfolgen wollen.“
Die beiden sind inzwischen verheiratet und führen eine wirklich gute Ehe. Die Ausgewogenheit, wie sich das entwickelt hat, ist wirklich beeindruckend. Auch wenn sie charakterlich niemals zusammenpassen würden, verbindet sie die gemeinsame Nachfolge Jesu.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe Ähnliches mit einem Mitarbeiter erlebt, der ledig war und eine Schulung als Fabrikarbeiter gemacht hatte. Er verliebte sich in ein Mädchen, das ebenfalls eine Bibelschule besucht hatte. Sie war Direktorin eines Betriebs mit 400 Mitarbeitern und hatte ein Doktorat in „Gestion“, also Unternehmensorganisation.
Als die beiden zusammenkamen, dachte ich: „Mann!“ Die Frau, Miriam, hat gelernt – mit Rat von Ursula und mir –, ihre Gaben in ihren Mann zu investieren und ihm zur Autorität zu verhelfen.
Er ist jetzt ein hervorragender Missionar. Sie haben vier Kinder. Miriam hat gelernt zu akzeptieren, dass ihr Mann die Autorität über ihr Leben und die Familie ist. Sie weiß viel mehr als er, konnte ihm aber helfen, und er war bereit, diese Hilfe anzunehmen. Sie unterstützte ihn dabei, besser predigen zu können, blieb dabei aber immer im Hintergrund. Sie sorgte dafür, dass ihr Mann als Leiter anerkannt wurde, während sie im Schatten blieb und zuhause wunderbare Arbeit leistete, um ihn zu unterstützen.
Sie half ihm auch, sich allgemein weiterzubilden, entsprechend ihrer Fähigkeiten. Doch wenn man in der Gesellschaft so anerkannt ist wie Miriam, braucht es eine große Demut, sich so in den anderen hineinzulegen.
Das erfordert immer wieder eine Haltung der Hingabe an den Herrn und die Akzeptanz von Gottes Wort für die jeweilige Rolle jedes Einzelnen. Wenn diese Akzeptanz vorhanden ist, kann es vorwärtsgehen.
Selbstwahrnehmung und Erwartungen in der Partnersuche
Daniel, stehen wir uns als Singles manchmal selbst im Weg? Also wir, die Single sind – mich eingeschlossen – die menschlich orientiert sind und den Partner nach seinem Charakter beobachten und auswählen. Dann meinen wir: „So, jetzt habe ich die Partnerin oder den Partner entdeckt, und jetzt frage ich mich, was der Herr jetzt führt.“ Ist das vielleicht ein Hindernis?
Die Frage war: Stehen wir uns als Singles manchmal selbst im Weg, weil wir versuchen, die Person zu finden, mit der wir vom Charakter her passen? Etwas in der Art, oder? Ja, ich sage schon, das stimmt. Man kann sich selbst im Weg stehen, um weiterzukommen. Und das ist sowieso die Gefahr, weil fast alle von uns ein Bild vom Partner in sich tragen – den Idealmenschen, der noch nicht existiert. Aber man hofft immer noch darauf. Dieses Bild kann uns das Leben schwer machen.
Der wichtigste Gedanke, um diese Bremse loszuwerden, ist das Ganzbewusstsein: Wenn ich mich für den Herrn einsetze, setzt er sich für mich ein. Ich sage immer wieder: Wenn ein Mann, ein lediger Single, eine Frau will, die mit dem Herrn lebt, dann soll er sich nicht darum kümmern, eine zu suchen, sondern sich darum kümmern, voll für den Herrn zu leben.
Wenn du voll für den Herrn lebst, gibt es doch schon viele Mädchen, die denken: „Nie der, also wirklich nie, so ein Spinner, nein danke.“ Ich glaube, wir müssen den Mut haben, dieses Bild abzubauen. Wir sind ohnehin in unserer Gesellschaft geprägt, immer den Partner zu suchen – und zwar praktisch das Erste, was ins Auge fällt. Es geht nicht um die Qualität des inneren Motors, sondern um die äußere Hülle. Unser Fleisch und die ganze Gesellschaft setzen genau darauf.
Wir müssen uns bewusst machen, dass wir in diesem Bereich auch eine gewisse Befreiung brauchen. Ich merke immer wieder: Die, die sich lieben, finden sich sehr schön – auch wenn sie nicht unbedingt die äußerlich Schönsten sind. Sie finden sich trotzdem schön, denn die Liebe gibt einen ganz anderen Blick auf den Menschen.
Das muss man sich bewusst machen: Jede Liebe verändert den Blick auf einen Menschen. Ich habe mal jemanden kennengelernt, der erzählte, dass seine Partnerin total geschielt hat – wirklich stark. Was heißt geschielt? Die Augen waren schief. Genau, ja. Und er sagte: Das hat er nicht gesehen, weil es für ihn nicht schön war.
Yes, that was probably Lea, wasn't it? In der Bibel, wasn't it? Aber so, wie du sagst, ist es interessant, nicht wahr? In der Bibel gibt es einen anderen Grund für Menschen.
Ja, genau, stimmt. Na ja, es gibt ja wahre Fälle. Wo war ich jetzt? Ach ja, Kaseelsorge, genau, das ist Kirchengeschichte. Ich glaube, wir machen jetzt eine Pause. Das ist die gefestigte Idee, glaube ich. Dann kann ich wieder Bilder für euch machen, Videos in dieser Zeit.
