Liebe im Neuen Bund
Zwei Predigten, die dich im Glauben wachsen lassen. Theologie, die dich praktisch in der Nachfolge stärkt. Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in das Thema Liebe im Alten und Neuen Bund
Mein Name ist Jürgen Fischer, und in den nächsten zwei Wochen möchte ich mit dir über Jesu Vorstellung von Liebe nachdenken.
Letzte Woche hat Aaron über 3. Mose 19,18 gesprochen und darüber, wie sich das Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ erfüllt. Wir schauen uns den Vers noch einmal an: 3. Mose 19,18 lautet: „Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.“
Hier wird Liebe als das Gegenteil von Rache und Nachtragen definiert. Das ist, wenn man so will, Liebe im Alten Bund. Du bekommst von mir, was ich mir von dir wünsche.
Im Neuen Bund hört sich das dann ein bisschen anders an. Dort lesen wir in Johannes 13,34-35: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Es geht also wieder um Liebe, aber jetzt um eine Liebe, wie Jesus sie gezeigt hat. Diese Liebe bedeutet nicht nur, dem anderen nichts nachzutragen oder sich nicht zu rächen. Es ist eine Liebe, die bereit ist, für den anderen tatsächlich zu sterben.
Das ist die Art von Liebe, die Jesus uns als seinen Jüngern gebietet.
Erfahrungen und Erkenntnisse von einer Gemeindefreizeit
Ich war letzte Woche auf einer Gemeindefreizeit und deshalb nicht hier. Auf dieser Freizeit haben wir uns das Thema Liebe und ein liebevolles Miteinander genauer angeschaut.
Dabei haben wir uns gefragt, wie das Miteinander unter Geschwistern aussehen soll, wenn es von Liebe geprägt ist. Wie funktioniert dieses Miteinander, wenn wir von der neuen Qualität der Liebe ausgehen, die Jesus uns geboten hat?
Ich möchte einige Gedanken von diesem Wochenende mit euch teilen. Zuerst schauen wir uns an, wie wichtig Liebe eigentlich ist.
Die zentrale Bedeutung der Liebe im Dienst – 1. Korinther 13,1-3
Ganz bekannter Text, 1. Korinther 13, die Verse 1-3: Paulus sagt dort, wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine schallende Zimbel.
Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis kenne, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetzen kann, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.
Paulus spricht hier zu einer Gemeinde, in der sich die meisten Geschwister anscheinend sehr auf beeindruckende Geistesgaben konzentriert haben. Es ging also nicht so sehr darum, einander zu erbauen oder füreinander zu leben, sondern vielmehr darum, selbst im Mittelpunkt zu stehen.
Deshalb kommt dieser Text zustande. Er spricht über die Wichtigkeit von Liebe im Dienst. Wie wichtig ist das?
Paulus nutzt hier ein rhetorisches Mittel, nämlich die Übertreibung. Er fährt das Ganze einfach bis an den Rand und sagt: „Okay, wir stellen uns mal vor...“
Die Übertreibung als rhetorisches Mittel
1. Korinther 13,1: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine schallende Zimbel.
Das ist die Begabung, die sich die Korinther gewünscht hätten. Es geht um die Gabe, Fremdsprachen sprechen zu können, ohne sie vorher lernen zu müssen. Diese Gabe stand bei den Korinthern ganz oben auf der persönlichen Wunschliste.
Paulus sagt: Stellen wir uns vor, du könntest das – ja, du könntest plötzlich alle Sprachen sprechen, sogar die der Engel – aber du hättest keine Liebe. Was wäre das?
Kennt ihr das Duracell-Häschen? Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Das ist so ein kleines Ding. Genau das bist du. Wenn du keine Liebe hast und mega begabt bist, bist du nicht mehr als ein Krachmacher – nicht mehr.
Die Bedeutung von Liebe über prophetische Gaben hinaus
1. Korinther 13,2: Ich will ehrlich zugeben, das ist der Vers, der mir vor ein paar Jahren einfach die Beine weggezogen hat.
Wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis kenne, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetzen kann, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts. Klingt super, oder? Du bist ein Prophet. Du kannst jede Bibelfrage beantworten, so aus dem Stegreif. Du hast Glauben, der Berge versetzen kann.
Wie denkt Gott über mich, wenn ich all das habe, aber bei alledem keine Liebe? Was denkt Gott über mich, wenn ich so mega begabt bin? Die Antwort lautet: So bin ich nichts.
Also, das ist eben nicht so, dass du dann nur Abzüge in der B-Note bekommst und grundsätzlich alles gut ist. Nein, das steht hier nicht. Mein Dienst wird in den Augen Gottes wertlos.
Vielleicht benutzt er ihn noch irgendwie – er hat ja auch den ungläubigen Pharao benutzt. Das macht Gott. Aber Gott weiß auch, was in mir drin los ist. Er weiß, wie es in meinem Herzen aussieht. Er kennt meine verborgenen Motive, nämlich dass da eben keine Liebe ist.
Und der Punkt ist: So bin ich nichts, auch wenn ich mich vielleicht für den Größten halte. Das ist der Clou. Ich mag ja noch denken: Wow, was bin ich für ein toller Kerl! Aber Gott sagt: Sorry, sorry, du bist nichts.
Die Bedeutung von Liebe über materielle Opfer hinaus
Oder 1. Korinther 13,3: „Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.“
Ich verschenke also alles, was ich habe, immer alles zu Geld, und es geht weg. Ich sterbe als Märtyrer, habe aber keine Liebe – was dann?
Die Antwort lautet: So nützt es mir nichts. Gott wird solchen Dienst nicht belohnen. Warum? Weil er mein Herz kennt und weiß, dass das nur Heuchelei ist.
Was ich nicht aus Liebe tue, wo Liebe nicht die Motivation ist, das tue ich nicht in Gottes Sinn.
Schlussfolgerung: Die zentrale Rolle der Liebe im neuen Bund
Bitte lasst uns diese Zeilen verstehen. Sie gehören zum Zentrum meines Glaubens, und ich denke, sie gehören zum Zentrum des neuen Bundes.
Ohne Liebe ist mein Einsatz im Reich Gottes sinnlos. Er ist nur eine fromme Show und eigentlich umsonst. Immer dann, wenn ich mein Leben ohne Liebe lebe, werde ich unbrauchbar. Ich täusche mich selbst, und ich bekomme keinen Lohn für meinen Einsatz.
Lasst mich einen Satz ein paarmal wiederholen, der mir richtig wichtig ist. Er lautet: Gott ist mehr an meinem Charakter interessiert als an meinen Begabungen und meinem Einsatz.
Ich sage den Satz noch einmal, weil er so unglaublich wichtig ist: Gott ist mehr an meinem Charakter interessiert als an meinen Begabungen und meinem Einsatz. Er ist mehr an Liebe interessiert als an Performance.
Er wird unseren Dienst nur dann honorieren. Er wird nur dann begeistert sein von dem, was wir tun. Er wird uns nur dann segnen, wenn wir Liebe haben.
Bitte merken wir uns das richtig, richtig gut! Amen!
