Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Wir beschäftigen uns mit dem Buch der Sprüche, einem biblischen Buch, das eher selten gepredigt wird. Das liegt daran, dass es von seiner Art her etwas anders ist. Wie soll ich das sagen? Es gibt Bücher, zu denen man leichter Zugang findet. Bei den Sprüchen muss man sich hingegen etwas mehr hineinarbeiten.
Die Sprache ist nicht sofort vertraut, denn das Buch wurde vor etwa dreitausend Jahren geschrieben. Die Denkweise dahinter ist eher schwerfällig. Heute wünschen wir uns oft, alles möglichst kurz und knapp auf den Punkt gebracht zu bekommen. Am besten wollen wir nur die Überschrift lesen und den Rest des Artikels sparen. Dieses Konzept, möglichst wenig nachdenken zu müssen und alles vorgekaut zu bekommen, steht im Gegensatz zu den Sprüchen.
Das macht das Buch so kompliziert. Bei den Sprüchen müssen wir uns einfach Zeit nehmen. Deshalb finde ich es großartig, dass es hier in der Gemeinde möglich ist, eine Bibelwoche über Sprüche 1 bis 9 zu veranstalten. So kann man sich wirklich Zeit nehmen und dem Wort Gottes den Raum geben, der ihm gebührt.
Wir sind aktuell bei Sprüche 3. Ich bin gespannt, wie weit wir heute in diesem Kapitel kommen. Für mich gibt es intern zwei Sollbruchstellen, und ich bin gespannt, welche sich am Ende zeigen wird.
Wer mitlesen möchte: Sprüche Kapitel 3, die ersten zwölf Verse. Ich habe diesen Abschnitt für mich überschrieben mit „Warum es sich über die Maßen lohnt, auf Gott zu hören“.
Grundlegende Bedeutung der Belehrung im Leben
Sprüche 3,1: Mein Sohn, vergiss nicht meine Belehrung, und bewahre dein Herz meine Gebote.
Wir wissen das bereits. Das Buch der Sprüche steht in der Bibel als ein Kindererziehungsbuch. Es zeigt Kindern, wie sie leben sollen.
Dieser Vers hier, Mein Sohn, vergiss nicht meine Belehrung, und bewahre dein Herz meine Gebote, wiederholt etwas, das wir schon kennen. Ein Kind muss, damit es im Leben vorankommt, Belehrung hören. Es darf das, was hier steht, nicht vergessen, sondern muss es bewahren.
Erst wenn die Belehrung – das, was Eltern einem Kind weitergeben – im Herzen ankommt, wenn ich sie verstanden habe und festhalte, dann ist etwas Gutes geschehen.
Die Herausforderung der Weitergabe des Wortes Gottes in der Familie
Ich möchte an dieser Stelle einen kleinen Exkurs wagen. Wenn hier der Vater mit dem Sohn spricht und das Gleiche für die Mutter mit der Tochter gilt – wenn die Eltern ihren Kindern sagen: „Vergiss nicht meine Belehrung, bewahre meine Gebote“ – dann möchte ich die Frage stellen: Welche Möglichkeit haben unsere Kinder heute, in der Familie das Wort Gottes zu hören?
Es ist schön, wenn hier in der Bibel ein Vater das macht, aber wie gehen wir damit um? Was die Sprüche uns vor Augen halten, ist, dass wir in der Familie eine Kultur brauchen. Eine Kultur des permanenten Austauschs, des ständigen Redens und des Nachdenkens über die Bibel.
Ich möchte ehrlich bekennen, dass mir das in meiner eigenen Familie am schwersten gefallen ist. Ich hatte den Eindruck, wir leben in einer Welt, die so komplex ist, dass es viele Dinge gibt, über die nachzudenken gilt.
Oder, um es anders zu sagen: Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe es so erlebt: Die Kinder gehen zur Schule, kommen von der Schule nach Hause, und dann beginnt man, die Schule nachzuarbeiten. Denn nicht jeder Lehrer erklärt immer so, dass die Kinder alles verstanden haben. Dazu kommen die Hausaufgaben, weitere Verpflichtungen und vieles mehr.
Plötzlich ist der Tag vorbei, weil irgendwann wollen die Kinder auch mal ein bisschen spielen.
Die Notwendigkeit einer Bibelkultur in der Familie
Und jetzt kommen die Sprüche so von der Seite und sagen: Da gibt es eigentlich noch ein Thema. Da gibt es das Thema Umgang mit Gottes Wort. Da gibt es die Frage an uns: Gibt es in unserem Leben, gibt es in unserer Familie eine Kultur des Bibellesens? Gibt es da eine Kultur des Austausches über die Bibel? Gibt es da eine Kultur des Nachsinnens über die Bibel?
Ihr kennt, glaube ich, alle den Psalm, wo es heißt, dass der glücklich ist, der über sein Wort sinnt, Tag und Nacht. Gibt es eine Kultur, dass wir daran gewöhnt sind, gute Predigten zu hören? Dass wir vielleicht auch gemeinsam gute Literatur über die Bibel lesen und uns da gemeinsam reinfressen? Wie machen wir das?
Ich möchte euch einen Tipp weitergeben. Wer mich kennt, kennt den Tipp, aber ich kenne keinen besseren, und ihr könnt mir gerne einen besseren sagen. Uns hat maßgeblich geholfen – und mir hilft es ganz persönlich maßgeblich –, diese Kultur zu bewahren, dass ich Bibelverse auswendig gelernt habe. Im Prozess des Auswendiglernens habe ich mit meinen Kindern über die Bibel gesprochen, musste selber nachdenken und habe es so verinnerlicht.
Die persönliche Entscheidung zum Umgang mit Gottes Wort
Ich glaube, dass wir persönlich an dieser Stelle aufgefordert sind, eine Entscheidung zu treffen: Wie wollen wir mit Gottes Wort umgehen?
Ist Gottes Wort etwas, das einfach so zu unserem Leben dazugehört, wie eine Lektüre, die man ab und zu liest? Wo man sich ab und zu einen schönen Gedanken heraussucht oder vielleicht, wenn man eine Geburtstagskarte schreibt, einen passenden Spruch entnimmt? Ist es wirklich so?
Oder haben wir für uns Bereiche, in denen wir gerade wachsen? Gibt es Punkte, über die wir nachdenken? Darf ich es noch etwas anders formulieren? Gibt es Stellen, an denen Gott gerade dabei ist, meinen Charakter weiter abzuschleifen und zu formen? Denn darum geht es ja eigentlich.
Ich lese die Bibel nicht, um in meinem Kopf einen Haken zu machen, wie: „So, jetzt bist du ein guter Christ, denn du hast in der Bibel gelesen.“ Vielmehr lese ich die Bibel, um Gott zu erkennen. Ich lese sie, um Gottes Gedanken zu verstehen und diese Gedanken in mein Leben hineinzulassen.
Ich möchte gottkompatibel werden, ich möchte gottähnlicher werden. Ich möchte so leben, dass Gott im Himmel sagt: „Hey, cool, wirklich gut, wie du das machst. Gefällt mir, gefällt mir richtig gut.“
Dazu reicht es nicht, nur ab und zu mal kurz in die Bibel hineinzuschauen. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass bestimmte Worte, die die Bibel enthält, uns gerade heute prägen.
Gottes Wirken als Prozess der Charakterbildung
Eigentlich möchte ich euch diese Frage stellen: Wo ist Gott bei euch persönlich gerade?
Ja, ich habe immer so das Bild von... Ich bin ja kein Handwerker, das habe ich, glaube ich, schon ein paar Mal gesagt. Aber ich musste auch im Handwerksunterricht Holzbearbeitung machen. Ich habe da nie eine gute Note bekommen, aber was mich beeindruckt hat, ist, was man mit so einer Raspel aus einem Holzblock machen kann. Es ist wirklich beeindruckend, was man da so abtragen kann.
Und wenn man, wie ich, vielleicht ein bisschen grobmotorisch veranlagt ist, dann geht das richtig gut. Und eigentlich ist es genau das, was Gott möchte. Das Wort Gottes ist wie so eine Raspel, wir sind alle nicht fertig. Keiner hier, egal wer, selbst wenn ich den Karl nehme, von dem ich sage, du bist vielleicht am längsten mit Gott unterwegs – ich weiß es nicht genau, aber ich sage es mal so: Gott ist mit Karl noch nicht fertig. Ja, stimmt, er ist noch nicht fertig.
Da ist noch etwas, vielleicht nicht mehr so viel. Es ist nicht mehr die Raspel, vielleicht ist es eher so, dass er noch einmal mit Schleifpapier, so 240er Körnung, drübergeht. Aber trotzdem muss da noch ein bisschen was passieren.
Und die Frage, die ich euch stellen möchte, bevor wir uns damit beschäftigen, das Wort Gottes in der Familie weiterzugeben, ist: Gibt es Dinge, bei denen du merkst, da raspelt Gott gerade? Das ist mein Thema. Das ist nicht das Thema vom Sonntag in der Predigt. Vielleicht ist es mal durch eine Predigt angestoßen worden, vielleicht aber auch, weil du gerade ein gutes Buch liest.
Meine Frau liest gerade ein sehr schönes Buch, in dem sie persönlich von Gott berührt wird – über Dinge in der Vergangenheit nachzudenken. Und ich bin so froh darüber, denn das kann man einfach nicht machen, man muss es zulassen, dass Gott in unser Leben persönlich hineinspricht.
Sonst kann es passieren, dass wir unser Christsein wie im Autopilot leben. Wisst ihr, so wie beim Flugzeug: Wenn alles klar ist, sie sind oben, dann wird auf Autopilot geschaltet und das Flugzeug fliegt einfach. Und ich habe den Eindruck, dass viele Christen im Autopilotmodus unterwegs sind. Sie fliegen einfach. Sie wissen, irgendwo da hinten ist der Himmel. Man muss nicht viel machen, man muss nur da sitzen und warten, bis man ankommt.
Diese Denkweise ist einfach falsch. Das ist wirklich falsch.
Die Sprüche wollen so krr, und deswegen kommen sie, wie du sagtest, so schwer verdaulich rüber. Ja, das stimmt. Du liest so einen Vers, krr, liest den nächsten Vers, krr. Wenn wir aber eine Kultur schaffen wollen, in der das Wort Gottes unser Leben prägt, oder wo das hier passiert, was in Vers 2 steht: „Denn Länge der Tage und Lebensjahre und Frieden werden sie dir bringen“ – das sind ja unglaubliche Verheißungen.
Es wird uns ganz praktisch im Leben richtig guttun. Und wenn hier von Frieden die Rede ist, von Schalom, dann ist das viel mehr als die Abwesenheit von Streit. Es geht eigentlich um ein Konzept, bei dem Zufriedenheit, Freundschaft und Freude gelingen. Sogar Gesundheit und Wohlstand schwingen mit.
Wenn du das haben möchtest, dann wirst du dich mit dem Wort Gottes ganz intensiv und ganz persönlich beschäftigen müssen.
Und ich wünsche dir das. Ich wünsche dir diese heilige Unzufriedenheit, dieses Wissen: An der Stelle kämpfe ich gerade. Ich wünsche es dir. Ich habe das. Ich mag das nicht immer, aber ich habe es.
Und ich habe es vor allem deshalb, weil ich die Bibel lese. Dann fällt mein Augenmerk auf bestimmte Verse, ich schreibe mir diese Verse auf Kärtchen und fange an, sie auswendig zu lernen.
Wenn ich das nicht tue, passiert Folgendes: Ich lese den Vers, bin kurz berührt und denke mir: Ja, ja, da müsste ich mal drüber nachdenken. Und morgen lese ich wieder etwas anderes.
Aber weil ich sie auswendig lerne und weil ich sehr schlecht im Auswendiglernen bin, begleiten mich diese Verse ungefähr ein halbes Jahr lang. Ich brauche inzwischen, ich bin jetzt fast 45, wirklich ein halbes Jahr, bis sich so ein Vers langsam einprägt.
Das heißt, ein halbes Jahr lang habe ich einen Vers, der mir immer wieder so ein „Ich“ in die Nase und dann wieder in die Niere stößt. Und immer wenn ich dann meine Bibelvers-Lernkärtchen raushole, meint dieses „Ich“: Ja, stimmt, da wolltest du nochmal drüber nachdenken.
Ich kann nicht davonlaufen.
Und das ist unsere natürliche Tendenz: vor dem Wort Gottes und vor diesem „Ich“ davonzulaufen. Wir wollen nicht geschlagen werden. Wir wollen nicht sehen, was wir alles falsch machen.
Und in der Tat wäre es auch fatal, wenn du dir auf einmal 500 Verse gibst, die dir alle sagen, was du falsch machst. Das geht nicht.
Aber reduzier das doch auf ein, zwei Themen, bei denen du sagst: Die möchte ich jetzt lernen. Das ist so das Thema für mich für, sagen wir einfach mal, das nächste Vierteljahr.
Man spricht davon, dass eine Charakteränderung dadurch entsteht, dass ich Gewohnheiten auspräge. Wisst ihr, wie lange es braucht, um eine Gewohnheit zu entwickeln? Es braucht ungefähr sechs Wochen.
Ich tue das Richtige sechs Wochen lang, und irgendwie gewöhne ich mich daran. Das hatten wir am Sonntag mit der Wagenspur. Erinnert euch: Irgendwann rolle ich in dieser Spur und muss über diesen Punkt gar nicht mehr so oft nachdenken.
Ich brauche vielleicht meinen Bibelvers, der mich alle halbe Jahre mal wieder daran erinnert, dass da was war, aber ich rolle da.
Und ich schnappe mir den nächsten Bibelvers, wo ich wieder etwas kriegen muss.
So entsteht draußen eine Gewohnheit.
Und wenn ich eine Gewohnheit neben die andere Gewohnheit packe, bekomme ich am Ende einen Charakter.
Und wenn ich einen Charakter zu Ende lebe, bekomme ich ein Schicksal.
Und Gott hat für uns das beste Schicksal im Blick: ein Schicksal geprägt von Länge der Tage und von Frieden.
Die Balance zwischen Realität und Verheißung
Und wenn man das liest, kann man sich die Frage stellen: Verspricht Salomo damit eigentlich zu viel?
Ist das nicht ein krasser Widerspruch zu dem, was derselbe Salomo im Buch Prediger schreibt? Im Buch Prediger heißt es in Kapitel 9, Vers 2: „Ein Geschick ist für den Gerechten und für den Ungerechten bestimmt, für den Guten und den Reinen und für den Unreinen, für den, der opfert, und den, der nicht opfert; wie der Gute, so der Sünder.“
Du denkst dir vielleicht: Das kann doch gar nicht sein. Ja, was denn jetzt? Entweder lohnt es sich, mit Gott zu leben, oder wir haben alle dasselbe Schicksal. Was denn nun?
Ich möchte euch versuchen, die unterschiedlichen Blickwinkel zwischen Prediger und Sprüche noch einmal vor Augen zu führen. Dabei will ich drei Dinge sagen, die es zu beachten gilt, wenn wir solche Verheißungen aus den Sprüchen herauslesen.
Die nüchterne Realität und ihre Grenzen
Punkt eins
Ganz nüchtern betrachtet gibt das Leben Salomo Recht. Viele Aussagen in den Sprüchen stimmen sofort mit unserem Erleben überein. Es ist der Nüchterne und nicht der Trinker, es ist der Langmütige und nicht der Hitzkopf, es ist der Treue und nicht der Lässige, der am Ende glücklich wird.
Das gilt zunächst einmal so, ganz unabhängig davon, was man macht. Viele dieser Aussagen sind grundsätzlich richtig. Selbst wenn ich erlebe, dass in der Welt manches nicht aufgeht, weil die Sünde von der Seite hereinkommt.
Ich habe im Skript ein Beispiel: Stell dir vor, ein Wurm fällt vom Ast – plopp – und jetzt kommt eine Amsel und frisst ihn. Die Amsel steht hier für die Sünde. Damit ist jedoch nicht das Gesetz der Erdanziehung außer Kraft gesetzt. Vielmehr ist von der Seite etwas Fremdes hereingekommen, das das grundsätzlich Gute zunichtegemacht hat.
Das ist das Erste, was wir lesen oder verstehen müssen, wenn wir mit den Sprüchen umgehen.
Die Komplexität der Lebenswirklichkeit
Das Zweite, was wir verstehen müssen, hat mit einer Reihe von Sprüchen zu tun, die besser verstanden werden, wenn man sie im Zusammenhang betrachtet. Ich bringe euch ein Beispiel: Sprüche 16, Vers 8 sagt: „Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht.“
Das heißt, die Sprüche wissen bereits, dass der Verbrecher materiell oft besser dasteht als der Gerechte. Deshalb ist es wichtig, das Gesamtbild zu betrachten. Ich möchte euch noch ein weiteres Beispiel geben, und zwar Sprüche 26.
Der Sachverhalt ist komplexer, wenn wir über das Leben nachdenken. Es ist wichtig, nicht nur einzelne Verse aus dem Zusammenhang zu reißen. Nach dem Motto: „Die Verse mit der meisten Verheißung lerne ich auswendig, weil es mir eigentlich um die Verheißung geht.“
Sprüche 26, Verse 4 und 5 sind ganz interessant. Dort geht es um den Umgang mit Toren. Du hast also einen Dummkopf, der ständig Unsinn redet. Wie gehst du damit um?
Vers 4 lautet: „Antwortet dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit du ihm nicht gleich wirst.“
Man denkt sich: Super, jetzt weiß ich, wie man mit Dummköpfen umgeht – man antwortet ihnen nicht nach ihrer Narrheit. So einfach, oder? Leben ist simpel? Nein, Leben ist nicht so simpel.
Nun nehmen wir den nächsten Vers:
Vers 5 sagt: „Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise bleibt in seinen Augen.“
Jetzt denkt man: Moment mal, was denn jetzt? Links oder rechts? Antworte ich ihm oder antworte ich ihm nicht?
Hier merkt man schon, dass das Leben komplizierter ist, als man es auf einen einzelnen Vers reduzieren könnte. Der Umgang mit Dummköpfen ist immer so.
Es hat mit dem jeweiligen Setting und dem gesamten Drumherum zu tun. Mal ist es richtig, mal ist es nicht richtig.
Deshalb funktioniert es nicht, in den Sprüchen einfach nur ein paar Verse auswendig zu lernen, die sich besonders verheißungsvoll anhören, und dann zu sagen: „Stimmt ja gar nicht so.“
Vielmehr muss man das gesamte Bild sehen. Dazu gehört eben das eine wie das andere. Mal ist es richtig, mal ist es nicht richtig.
Und jetzt merkt ihr schon, bei etwa neunhundert Versen – jetzt sind wir wieder beim Thema Zeit – braucht es einfach ein bisschen Zeit, um das alles zu erfassen.
Die Perspektive der Ewigkeit als Schlüssel zum Verständnis
Rein objektiv ist es also richtig, dass das Einkommen von Gläubigen nicht höher ist als das von Ungläubigen. Das ist das, was der Prediger sagt. Schwarzarbeit und Steuertricks werden sich bis zum jüngsten Gericht auszahlen.
Aber das ist nicht die Perspektive und auch nicht der Fokus der Sprüche. Die Sprüche stehen im Gegensatz zum Buch Prediger. Der Prediger beschreibt, wie das Leben hier auf der Erde ist. Er tut so, als wäre Gott nicht da, und schaut sich an, wie es läuft.
Jetzt kommt aber das Buch der Sprüche, und hier ist die Perspektive eine andere. Es geht darum, was sich auf lange Sicht auszahlt. Also: Was passiert, wenn ich den Tod nicht als Endpunkt sehe? Wer steht am Ende als Gewinner da?
In Sprüche 23,18 heißt es: „Denn wahrlich, es gibt noch ein Ende, und dann wird deine Hoffnung nicht zu Schanden.“ Die Frage ist: Am Ende der Zeit, wenn für den Ungläubigen der Tod kommt und für den Gläubigen der Tod, wessen Hoffnung geht auf?
Die Hoffnung dessen, der sagt: „Ich muss auf dieser Erde alles für mich rausholen, was irgendwie rauszuholen ist, denn danach ist sowieso alles vorbei“? Oder die Hoffnung dessen, der sagt: „Ich setze hier alles auf die Karte Gott. Ich lebe im Glauben und tue das, was Gott möchte, weil ich ihm vertraue“?
Das ist ja der Inbegriff von Glauben: Gott vertrauen. Am Ende sterbe ich auch. Aber mein Tod ist nicht das Ende. Mein Tod ist wie ein Umsteigebahnhof ins eigentliche Leben. Meine Hoffnung wird nicht zu Schanden werden. Am Ende werde ich dastehen und bin erstaunt über mich selbst.
Die persönliche Reflexion über den Tod und die Hoffnung
Ich denke jetzt viel mehr über meinen Tod nach als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren. Das ist komisch, aber es ist einfach wahrscheinlich so. Manchmal frage ich mich: Jürgen, bist du sicher, dass du auf das richtige Pferd gesetzt hast? Diese Frage kommt öfter hoch. Logisch, man möchte ja nicht am Ende als Narr dastehen.
Dann gehe ich alles durch, was ich in der Bibel weiß, alle Erfahrungen, die ich gesammelt habe, und alle Gebetserhörungen, die ich erlebt habe. Dabei denke ich mir, dass es keinen einzigen Moment gibt, in dem ich das Gefühl hätte, mich selbst betrogen oder in die Irre geführt zu haben.
Ich kann diese Hoffnung jetzt schon spüren, und ich sehe, wie sie sich im Leben von Menschen entfaltet. Ich merke einfach, dass Gott wirklich da ist, wirklich wirkt und dass er in allem, was er gesagt hat, die Wahrheit gesprochen hat.
Ich freue mich auf den Moment, in dem der Punkt meines Todes hinter mir liegt, an dem man über diesen Punkt hinaus ist und sich für einen Moment umdreht. Ich weiß nicht genau, wie man sich das vorstellen soll. Vielleicht ist es wie der Moment, als deine Frau gesagt hat: „Ja, ich will.“ Du hast alles investiert, alles auf eine Karte gesetzt, bist über deinen Schatten gesprungen und dann: Ja, oh, Wahnsinn!
So stelle ich mir das vor: Du schaust zurück und denkst, ja, ich habe es richtig gemacht. Es war gut. Es war nicht nur an sich gut, es hat sich nicht nur in diesem Leben gelohnt, weil Weisheit sich immer auszahlt, sondern es war einfach richtig gut.
Es hat mich an den Punkt gebracht, der besser ist als jeder andere Punkt. Es hat mich mitten hinein ins ewige Leben, in der Gegenwart Gottes katapultiert.
Salomos Verheißungen im Licht der Realität
Verspricht Salomo zu viel? Das war meine Frage. Und ich möchte drei Antworten darauf geben.
Zum einen: Nein, Salomo verspricht nicht zu viel. Vieles von dem, was er sagt, trifft einfach eins zu eins zu. Du seufzt nicht, du schlägst nicht, du klaust nicht, und du fühlst dich besser.
Mein zweiter Punkt ist, dass Salomo viel ausgewogener ist, als wenn man nur zwei oder drei Segenssprüche herausgreifen und sagen würde: „Ich studiere hier alles nicht.“ Salomo weiß, wie das Leben funktioniert.
Drittens geht Salomo ganz bewusst in die Perspektive der Ewigkeit. Der Prediger sagt, von vorne betrachtet sind der Gläubige und der Ungläubige, der Gerechte und der Ungerechte nicht so weit auseinander. Ja, wir haben alle unsere Probleme. Zum Beispiel zeigt mein Auto ständig einen niedrigen Ölstand an, und ich weiß nicht genau, warum das so ist. Mein Auto ist mein Begleiter, und ich bin gläubig. Aber auch ein Auto von jemand anderem, der ungläubig ist, verhält sich oft genauso. Das ist völlig normal, wir sind in dieser Hinsicht eins.
Aber wenn der Punkt kommt, an dem dieses Leben vorbei ist, dann reden wir über Schwarz und Weiß, Himmel und Hölle, Ewigkeit und Verlorenheit, Licht und Finsternis. Das ist die Perspektive von Salomo.
Mag sein, dass du nicht alles Glück, das die Sprüche verheissen, schon jetzt erleben kannst, weil diese Welt es nicht zulässt. Aber rein mathematisch gesehen wirst du dein ganzes Leben lang dieses Glück leben, denn siebzig Jahre sind im Vergleich zur Unendlichkeit ein Nichts.
Die praktische Umsetzung der väterlichen Belehrung
Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen. Das sind die praktischen Auswirkungen der väterlichen Belehrung.
Güte bedeutet so viel wie Liebe, Wohlwollen oder Freundlichkeit. Wahrheit kann im Alten Testament auch mit Festigkeit, Zuverlässigkeit oder Integrität übersetzt werden. Zusammengenommen spiegeln Güte und Wahrheit den Charakter eines Gläubigen wider.
Ein solcher Mensch lebt aus einer stabilen Gottesbeziehung heraus. Aus dieser Wahrheit heraus interessiert er sich für die Nöte anderer Menschen und zeigt sich gütig.
Die Balance zwischen innerer Haltung und äußerem Verhalten
Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen. Wie macht der Sohn das? Der Vater gibt ihm zwei Tipps: Binde sie um deinen Hals. Wenn man ein Geschmeide um den Hals legt, bedeutet das in den Sprüchen, dass sich etwas nach außen darstellt. Es geht darum, dass ich sichtbar lebe, was in mir drin ist.
Wenn ich Güte lebe, bedeutet das – so würde der Herr Jesus sagen –, dass wir das Licht der Welt und das Salz der Erde sind. Wir leben also nach außen hin sichtbar gut und gehen gut mit Menschen um. Das ist die eine Seite: Du möchtest Güte bewahren, also lebe sie.
Auf der anderen Seite steht: Schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Die Tafel des Herzens – ihr wisst, das Herz ist unser Denken und Wollen. Wenn ich etwas auf die Tafel meines Herzens schreibe, steckt dahinter das Bild von Tontafeln. Mein Herz ist wie so eine Tontafel. Ich kann etwas darauf schreiben, und was daraufsteht, ist etwas, worüber ich viel nachdenke.
Denke viel über Weisheit und insbesondere über Güte und Wahrheit nach. Hier merkt ihr schon, dass die eine Seite betont, es nach außen darzustellen, es zu leben. Wir würden heute sagen: Diakonie, soziales Engagement, kümmere dich um Menschen.
Auf der anderen Seite steht: Denk viel darüber nach – Orthodoxie, geistliches Verständnis. Diese beiden Teile müssen im Leben eines Gläubigen immer zusammenkommen.
Wenn du einfach nur Gutes tust, aber gar nicht weißt, warum, was der Hintergrund ist, wenn du Gott gar nicht kennst, ist das genauso falsch wie wenn du alles Wissen über Gott hast, es aber in der Praxis nicht anwendest. Beide Dinge müssen in der Bibel eine Einheit bilden, und ihr werdet sie nie getrennt finden.
Im Neuen Testament merkt ihr, dass Jesus oft den Glauben eines Menschen schlicht und ergreifend an seinem Verhalten festmacht. In unserem evangelikalen Denken gibt es oft einen Kurzschluss. Der Kurzschluss läuft so ab: Ich bekehre mich, und dann ist alles gut.
Das stimmt aber nicht. Denn die Frage, ob deine Bekehrung echt ist, ob du wirklich Glauben hast, macht sich nicht nur daran fest, dass es einen Punkt in deinem Leben gibt, an dem du umgekehrt bist. „Tut nun Buße und bekehrt euch!“ Es macht sich nicht nur daran fest.
Echter Glaube, ob du an Jesus glaubst – das musst du tun, sonst gibt es keine Rettung –, ist immer auch ein Glaube, der mich in die Gegenwart Gottes bringt und der mich vor Gott dastehen lässt als jemanden, der sagt: „Vater, ich möchte hören, sag mir, wie ich leben soll.“
Dieser Glaube hat die innere Überzeugung und das absolute Wollen, das zu tun, was Gott sagt. Deshalb ist die Bibel, wenn sie über Glauben redet, dreigeteilt.
Auf der einen Seite müssen wir an Jesus glauben. Dann muss es diesen Punkt geben, an dem wir wirklich anfangen, unser Leben Gott hinzugeben. Aber es muss auch ein Leben des Glaubens dazukommen.
Es muss also der richtige Anfang sein, der richtige Inhalt und das richtige Leben herauskommen. Erst die drei Punkte zusammengenommen sind echter Glaube.
Wenn jemand einfach so draufloslebt und mit seinem Leben jeden Tag seinen Glauben durchstreicht, auf der einen Seite sagt, ich glaube an Gott, auf der anderen Seite aber nicht einmal in den kleinsten Details seines Lebens Gott vertraut und ständig nur macht, was er für richtig hält, dann tue ich mir schwer, das als Glauben zu bezeichnen.
Jakobus würde mir da Recht geben. Er würde sagen: Ein Glaube, der nur behauptet ist, ist eigentlich gar kein Glaube. Denn ein Glaube ist entweder etwas, das tief in mich eindringt und mich von innen heraus verändert, sodass ich gar nicht anders kann, als Gott zu folgen. Oder ich muss mir die Frage stellen: Wie echt ist denn dein Glaube?
Die Verheißung von Gunst und Einsicht
Vers vier: Wer so handelt, indem er nach außen den Sohn darstellt und nach innen die Theorie bewahrt, wird Gunst und gute Einsicht in den Augen Gottes und der Menschen finden.
Du wirst Teil dieser Gesellschaft sein, und Gott wird sagen: „Super!“ Auch die Menschen werden sagen: „Super!“, denn Menschen lieben gute Menschen. Das klingt vielleicht seltsam, oder? Selbst in der verruchtesten und schlechtesten Gesellschaft ist das so.
Wenn du zum Beispiel an der Kasse bei Aldi stehst und die Kassiererin jeden betrügt, den sie betrügen könnte – ja, ich kenne so jemanden nicht, aber nehmen wir an, es wäre so – und sie gibt dir aus Versehen zu viel Geld zurück, und du sagst: „Entschuldigung, das waren Zehner zu viel“, wird sie dich mögen. Sie wird nicht sagen: „Behalten Sie ruhig, ich betrüge auch jeden.“ Das passiert einfach nicht.
Wer Güte und Wahrheit lebt, wird vor Gott und in den Augen der Menschen angenommen sein. Das wird großartig sein.
Vertrauen auf Gott statt auf den eigenen Verstand
Und jetzt heißt es in Vers 5: Wir kommen zu zwei Versen, die ihr unbedingt auswendig lernen müsst. Wenn ihr noch nie einen Vers auswendig gelernt habt, fangt bei Vers 5 und 6 an. Ja, und dann gibt es noch ein paar weitere Verse. Aber Vers 5 und 6 sind besonders wichtig.
Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Das ist ein Gebot. Worum geht es? Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen. Das Herz ist hier mein Verstand. Eigentlich steht da: Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Verstand.
Es geht darum, dass ich meine Intellektualität nehme, meine Entscheidungskraft nutze. Es geht nicht darum, mit deiner ganzen Emotionalität zu vertrauen. Es geht wirklich um die Frage: Ich habe einen Verstand, einen gottgegebenen Verstand. Und was mache ich jetzt? Wem vertraue ich? Vertraue ich mir selbst mit meinem Verstand?
Der Verstand ist erst einmal ein Werkzeug. Ich kann dieses Werkzeug Verstand einsetzen, um mir selbst zu vertrauen und mich selbst zu bestätigen, was für ein kluger und toller Kerl ich bin. Oder ich kann diesen Verstand bewusster einsetzen und auf Gott ausrichten. Und der Text sagt: Vertraue Gott.
Das heißt auch, entwickle eine gesunde Skepsis gegenüber deinem eigenen Denken. Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Achtung: Es geht nicht darum, dass wir hier Gedankenlosigkeit predigen oder blinden Kadavergehorsam. Überhaupt nicht.
Ja, wir sind die ganze Zeit dabei: denken, denken, denken, denken. Auch hier ist Denken wichtig. Die Frage ist nur: Wenn du schon denken kannst, wenn Gott dir diese Fähigkeit gegeben hat, in welche Richtung möchtest du dich wenden? Wem möchtest du dabei mehr vertrauen? Dem, was so an Ideen aus dir herauskommt, oder dem, was Gott dir an Ideen gibt?
Bist du dir über die Grenzen deines Verstandes bewusst? Weißt du, dass du auf göttliche Offenbarung angewiesen bist? Es ist erschreckend zu sehen, was Menschen, die nicht an Gott glauben, letztendlich glauben. Das sind zum Teil die wüstesten Verschwörungstheorien.
Heute habe ich von der Partei Die Linke etwas gelesen. Sie haben Fidel Castro zum 85. Geburtstag gratuliert und ihn gelobt für all das Gute, was er getan hat. Ich dachte mir: Die waren noch nie in Kuba. Die müssen irgendwie 40 Jahre Geschichte verschlafen haben.
Ich glaube, Kuba hungert und lechzt danach, endlich von diesem Joch befreit zu werden. Dort sind Menschen umgekommen, zuhauf. Es herrscht Armut, und es geht nichts voran. Es gibt Leute, die aus ihrer Ideologie heraus dieses System verteidigen. Sie schauen nicht auf die Fakten. Das kann doch gar nicht sein, es ist doch nicht so kompliziert.
Jeder, der mal in Kuba war, weiß, dass den Leuten nicht gut geht, dass dort nichts da ist. Sozialistisch ist es weniger als viele andere Staaten, die überhaupt keinen Sozialismus oben irgendwo dranstehen haben.
Aber so sind wir: Wir glauben letztlich, wenn wir nicht an Gott glauben, dann glauben wir alles. Wir glauben an Ufos, wir glauben an die Lüge vom guten menschlichen Herzen. Und ich denke mir jedes Mal, wenn ich einmal die Woche Zeitung lese – ich weiß, ich bin da nicht so gut, aber ich lese einmal die Woche Zeitung, wenn ich meinen freien Tag habe und nicht gerade, wie heute, meinen freien Tag dazu nutze, etwas vorzubereiten – ein einziger Blick in die Zeitung reicht, um diese Lüge vom guten menschlichen Herzen zu widerlegen.
Ein einziger Blick! Wir sind ja alle ach so gut? Sind wir nicht. Trotzdem werden wir wahrscheinlich noch mehrere Generationen Erzieher aushalten müssen, die uns das einreden wollen. Der Mensch glaubt, wenn er nicht an Gott glaubt, letztlich alles.
Jetzt geht es darum zu begreifen, dass unser Denken gefangen oder verblendet ist, wie es in 2. Korinther 4,4 steht. Wenn wir unseren Verstand betrachten, haben wir ein wirklich sehr bröseliges Fundament für unser Leben. Das, was wir denken, ist oft von unseren Emotionen abhängig, von meinem Blutzuckerspiegel, von meinen Einstellungen, von Halbwahrheiten, von Ängsten, die ich habe.
Deswegen warnt Salomo: Stütze dich nicht auf deinen Verstand! Pass auf, Verstand ist gut, Denken ist gut. Denke! Bitte denke! Der Weise ist immer ein Denker, ein Nachsinner, ein Nachdurchkauer.
Aber pass auf: Stütze dich nicht auf deinen Verstand, sondern vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen. Also nimm das, was Gott dir an Erkenntnis gibt, und fokussiere deinen Verstand auf das, was Gott dir gibt, und denke darüber nach. Sonst landest du in der Irre.
Die Verheißung der Führung und Sicherheit durch Gott
Jetzt kommt die schönste Verheißung für mich. Ich glaube, ich habe sie schon ein paarmal bei euch gepredigt, aber jetzt steht sie hier, und ich darf sie noch einmal verkünden: Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird deine Pfade ebnen.
Wir wissen, dass Gott zu erkennen der Inbegriff unseres Lebenssinns ist. Ewiges Leben wird definiert in Johannes 17, Vers 3: Ewiges Leben ist, Gott und Jesus zu erkennen. Das hatte ich bereits beim ersten Vortrag gesagt.
Erkennen hat mit einem ganz tiefen Durchdringen zu tun. Johannes spricht im ersten Johannesbrief davon, dass Väter im Glauben dadurch ausgezeichnet sind. Väter im Glauben oder Mütter im Glauben sind ein Bild für Menschen, die im Glauben weit gereift sind. Sie sind dadurch ausgezeichnet, dass sie Gott erkannt haben, dass sie Gott als Person verstehen und ihn durchdrungen haben – nicht vollständig, aber sie sind ihm nahe.
Sie kennen seinen Rhythmus, wissen, wie sein Herz schlägt, wofür er steht, was ihn begeistert und wer er wirklich ist. Das können junge Christen noch nicht. Alte Christen sind jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sie das verstanden haben.
Wie traurig ist es, wenn alte Christen ihren Gott nicht kennen.
Der Weg zum Erkennen Gottes
Wie komme ich dahin, dass ich Gott erkenne?
Jetzt möchte ich euch sagen, warum dieser Vers für mich in meinem Leben wirklich eine Zäsur, einen Einschnitt, war. Hier heißt es: Erkenne ihn auf allen deinen Wegen. Die Betonung liegt auf „allen deinen Wegen“.
Die Verheißung in diesem Vers lautet: Egal, ob dich der gute Hirte von Grüner Au zu Grüner Au führt und alles gut ist oder ob er dich bei der Hand nimmt und durchs Tal des Todesschattens führt, wo nichts gut ist und du nur Dunkelheit siehst – das Gute wie das Böse in unserem Leben, jeder Abschnitt auf unserem Lebensweg ist ein Mittel, um Gott zu erkennen.
Ich möchte mein Leben gerne in Zeiten unterteilen, die gut sind, in denen ich mich an Gott freue, und Zeiten, die nicht so gut sind, in denen ich am liebsten früh schlafen gehen und nicht richtig anwesend sein möchte.
Und jetzt kommt dieser Vers daher und sagt: Ich weiß nicht, wie es dir heute geht. Ich weiß nicht, ob du betrübt bist, Zahnschmerzen hast oder ob du gerade glücklich bist und sagst: „Hey, das war ein total toller Tag.“ Die gute Botschaft dieses Verses ist: Auf allen unseren Wegen können wir Gott erkennen.
Wir müssen dazu tatsächlich nur eines tun: Wir müssen an seiner Hand bleiben und im Gehorsam das leben, was er uns sagt.
Das bedeutet zum Beispiel Folgendes: Ein typischer Vers, den ihr bestimmt schon kennt – es ist ja der Römerbrief, den liest man öfter als die Sprüche – da heißt es: „In Hoffnung freut euch, in Trübsal haltet aus, im Gebet haltet an.“
Das sind so drei Dinge, die man mal lernen muss. In Hoffnung sich freuen – da sind wir Deutschen nicht so gut drin, aber da können wir viel von Südamerikanern lernen.
Also: In Hoffnung freut euch, in Trübsal haltet aus, im Gebet haltet an.
Wir merken schon: Das Leben ist ein Wechselspiel. Mal hat es etwas mit Freude zu tun, mal muss man ausharren, mal ist mehr Beten gefragt. Und wir müssen dieses Wechselspiel akzeptieren. Wir müssen einfach akzeptieren, dass es dazugehört.
Es gibt Zeiten, da freust du dich, und es gibt Zeiten, da freust du dich nicht. Die Zeiten, in denen man sich nicht freut, können manchmal ganz schön lang sein. Dann gilt es, dran zu bleiben und auszuharren.
Der Vers sagt: Wenn wir das tun, wenn wir unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen als das Mittel begreifen, das Gott uns in die Hand gibt, um ihn zu erkennen, wenn wir bei schlechten Zeiten nicht murren und bei guten Zeiten nicht alles für selbstverständlich halten, sondern in jeder Situation genau das tun, was Gott von uns verlangt, dann werden wir ihn finden und erkennen.
Dann wird er selbst unsere Pfade ebnen.
Ich glaube, jeder weiß, was ich meine, der einmal eine schwierige Situation ganz bewusst an der Hand Gottes durchlitten hat. Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich down bin und nicht mehr kann, ob ich völlig am Ende bin und sage: „Okay, was hat Gott für solche Zeiten vorgesehen? Wie soll ich mit solchen Zeiten umgehen?“
Erstens: ausharren, zweitens: nicht murren, drittens: Sorgen abgeben.
Sorgen abgeben kennen wir alle. Aber sie kommen wieder. Stimmt, dann gibt man sie wieder ab. Und sie sind gleich wieder da. Ich kenne das. Ich weiß, was es heißt, eine Sorge abzugeben. Kaum ist das Gebet fertig, ist sie wieder da und sagt: „Hallo!“ Dann muss man sie wieder rausschmeißen.
Das ist wie ein ungebetener Gast, der immer wieder durch die Hintertür reinkommt. Irgendwann muss man ihm den Schlüssel abnehmen, zusperren und sagen: „Nein.“
Es ist mühsam, aber man muss es lernen.
Wenn du das mal gemacht hast, wenn du mal durch eine schwierige Zeit an der Hand Gottes gegangen bist und gesagt hast: „Ich mache mal genau das, was er sagt“, dann weißt du, was am Ende herauskommt:
Erstens ist der Weg viel leichter, als wenn du ihn alleine gehst.
Zweitens erlebst du etwas von der Wahrhaftigkeit Gottes und davon, wie er sich um dein Leben kümmert, dass er wirklich an dir interessiert ist.
Und das ist das, was hier steht.
Warnung vor Selbstüberschätzung und die Notwendigkeit der Gottesfurcht
Und deswegen, Vers sieben: Sei nicht weise in deinen eigenen Augen. Pass an dieser Stelle gut auf, denn es gibt eine große Not in unserer Welt. Viele Menschen glauben, sie seien klug genug für ihr Leben. Doch das stimmt nicht! Es gibt eine Weisheit von oben, die von Gott kommt, und es gibt eine Weisheit von unten.
Die Weisheit von unten ist geprägt vom Zeitgeist, von dem, was aus mir selbst herauskommt – meiner eigenen Lust – und sogar von Einflüsterungen des Teufels. Klug bei sich selbst zu sein bedeutet, sich von oben nichts sagen zu lassen und zu denken, man wisse alles besser. Die Sprüche warnen davor: Mach das nicht! Sei nicht in deinen eigenen Augen weise, sondern fürchte den Herrn und weiche vom Bösen.
Die Weisheit von unten hat zwei Kennzeichen: Erstens fehlt ihr die Furcht vor Gott, und zweitens fehlt ihr die moralische Reinheit. Wo Sünde in unserem Leben ist, handeln wir immer unweise. Noch einmal: Wenn Sünde in deinem Leben ist, in dem Moment, in dem Sünde dein Leben betritt, kannst du in den Spiegel schauen und sagen: Ich bin ein Dummkopf. Ich meine das ernst.
Wenn du wirklich weise leben willst, wirst du gerecht leben, vom Bösen weichen und dich von ihm distanzieren. Wo Sünde ist, ist das immer ein Zeichen für Gottlosigkeit und eigene Dummheit. Deshalb möchte ich dich fragen: Als Christen denken wir oft, wir stünden über solchen Dingen. Die Jüngeren unter uns vielleicht weniger, weil sie noch nicht so viel wissen und nur ein bisschen dabei sind.
Wie sieht es in deinem Leben aus? Bist du jemand, der grundsätzlich glaubt: „Ach ja, ich habe es eigentlich schon gecheckt, ich bin schon so weit, mein dicker Daumen, das läuft schon ziemlich gut“? Ist das dein Denken? Wenn ja, dann Vorsicht! Es kann sein, dass du Recht hast und wirklich viel Ahnung hast und alles gut läuft. Aber in vielen Fällen passt der Vers „Sei nicht weise in deinen Augen“ besser.
Wenn du denkst, du hast es schon geschafft, schreibt Paulus im ersten Korintherbrief: „Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle.“ Immer wenn wir denken, jetzt ist alles gut, richtig gut, und wir stehen fest, nichts kann uns umwerfen, dann ist Vorsicht geboten. Es gibt mehr Dinge, die uns umwerfen können, als wir denken.
Deshalb lasst uns nicht klug sein in unseren eigenen Augen. Lasst uns immer wieder in den einzelnen Situationen des Lebens nicht nach Schema F leben, also nicht einfach nach dem, was sich immer schon bewährt hat. Gib dir Raum für einen gesunden Selbstzweifel: Habe ich die Situation wirklich durchschaut? Weiß ich wirklich, was Gott da denkt?
Und wenn der Weise, wie wir gesehen haben, die Zielgruppe für die Sprüche ist – also wenn der Weise immer noch dazulernen kann – dann können wir das alle auch. Es ist vielleicht gut, bestimmte Situationen, die wir schon gemeistert haben, noch einmal zu durchdenken, um zu sehen, ob man sie nicht noch besser hätte meistern können.
Die Verheißung von Heilung und Erfrischung
Und wo das ist, Vers 8: Es wird Heilung sein für deinen Nabel und Erfrischung für dein Gebein.
Mir gefallen die Begriffe Nabel und Gebein sehr. Sie stehen nämlich für innen und außen, körperlich und seelisch. Wenn wir uns auf den Weg mit Gott einlassen, dann wird uns das rundum erfrischen.
Ich weiß, dass diese Erfrischung oder Erlösung auf dieser Erde nicht zu Ende kommt. Hier werden wir noch krank, und wir werden sogar sterben. Wir werden also sterbenskrank werden. Das ist okay, das gehört dazu.
Manchmal haben wir vielleicht auch eine Delle abbekommen, sei es in unserer Jugend oder später. Dann sagt man: „Mann, da habe ich mich nie so richtig davon erholt.“ Das kann sein.
Wenn hier von Heilung gesprochen wird, dann heißt das erstens: Wir brauchen Heilung. Zweitens dürfen wir wissen, dass diese Heilung auf dieser Erde vielleicht nie ganz abgeschlossen wird. Aber wir dürfen einen Prozess der Heilung beginnen. Wir dürfen uns auf den Weg machen und erleben, dass Gott uns hier schon rundum guttun will.
Selbst wenn die Erlösung des Leibes, wie es im Römerbrief Kapitel 8 heißt, erst nach der Auferstehung kommt — also wenn die Rundumgesundung erst später erfolgt — ist das schon ein Trost.
Ihr wisst ja, wie das mit Lkw-Reifen ist: Wenn sie abgefahren sind, kann man sie nachschneiden. Ein bisschen ist es so, dass wir auf dieser Erde Nachschneiden erleben. Wir bekommen ein zusätzliches Profil, ein bisschen mehr Grip, damit wir besser durchs Leben rollen.
Aber Auferstehung heißt, da kommt ein neuer Reifen drauf. Und darauf warten wir. Wir werden irgendwie heil, aber wir stecken in einem Prozess, in dem diese Heilung irgendwann in der Gegenwart Gottes zu einem Abschluss kommt. Dann sagt Gott: „So, Freund, jetzt mache ich dich nicht nur heiler, sondern jetzt nehmen wir den letzten Rest noch weg.“
Der Moment, in dem unsere psychischen Dellen ein Ende finden, in dem unsere unerklärlichen Ängste vorbei sind, in dem es keine Rollstühle mehr gibt — da wird einfach alles vorbei sein.
Wir sind immer noch da. Aber was sagt ein Vater zu seinem Sohn? Welche Tipps gibt er ihm mit?
Er hat ihm schon Tipps gegeben, die in Vers 2 zu einem langen Leben führen, in Vers 4 zu Gunst in den Augen von Gott und der Menschen, in Vers 6 zu gebahnten Lebenswegen, auf denen man geht, ohne ständig auf die Nase zu fallen.
In Vers 8 geht es um seelische und körperliche Gesundheit. Und jetzt kommt am Ende noch Wohlstand hinzu.
Wohlstand als Teil des Lebens mit Gott
Das mag uns verblüffen, aber das gehört in den Sprüchen immer dazu: Du lebst mit Gott, und am Ende stehst du nicht finanziell schlechter da. Du musst allerdings die Sache mit dem Geld richtig angehen.
Man könnte ja Geld zum Lebenszweck machen und denken, Hauptsache genug auf dem Bankkonto. Doch die Sprüche sagen ganz klar: „Mühe dich nicht ab, es zu Reichtum zu bringen; verzichte auf deine Klugheit.“ Das ist ziemlich deutlich (Sprüche 23,4).
Als Lebenszweck taugt Geld nicht. Wenn du sagst, ich setze meinen Grips ein, um reich zu werden, dann sage ich dir: Du bist ein Dummkopf. Nicht nur das, du bist auch ungehorsam. Denn Gott sagt: Mühe dich nicht ab, es zu Reichtum zu bringen. Mach das nicht.
Aber wenn du den Rat aus Sprüche 3,9-10 beherzigst, dann wird trotzdem genug für dich übrig bleiben. Dort heißt es: „Ehre den Herrn mit deinem Vermögen und mit den Erstlingen all deines Ertrages, so werden deine Speicher sich mit Überfluss füllen und deine Weinpressen von Most überfließen.“
Die Bedeutung der Ehrung Gottes mit dem Besitz
Nochmal: Das sagt ein Vater zu seinem Sohn. Er sagt: Sohn, hör her! Wenn du Geld verdienst, dann nimm dein Vermögen, nimm die Erstlinge all deines Ertrages – also das Beste. Ja, das, was man zuerst hat, ist in der Bibel irgendwie das Beste. Nimm das Beste, was du hast, nimm das, was du hier hast, nimm deinen Geldbeutel und das, was darin ist. Nimm das und ehre den Herrn mit deinem Vermögen.
Ich habe zuhause ein Zehn-Cent-Stück in meinen Unterlagen für Predigten abgeheftet. Ich habe alle Predigten hintereinander in Ordnern, und bei einer Predigt ist ein Zehn-Cent-Stück dabei. Es ist das Zehn-Cent-Stück eines sechsjährigen Jungen, sein erstes Taschengeld – ein Euro.
Der Vater hat gesagt: Wie können wir das hier umsetzen? Wie kriegen wir diesen Vers umgesetzt? Der Junge ist sechs Jahre alt und bekommt zum ersten Mal in seinem Leben ein Euro Taschengeld. Wie können wir das machen? Der Vater hat ihm gesagt: Hör her, in der Bibel gibt es das Prinzip des Zehnten. Vielleicht ist es kein neutestamentliches Prinzip, aber es ist ein gutes Ding, um irgendwo anzufangen. Was wollen wir mit den zehn Cent machen?
Dann hat der kleine Junge gesagt: Geben wir sie Jürgen, ja. Denn er wusste, dass die Eltern uns unterstützen und hinter uns stehen. Und dann bekam ich von ihm einen Brief, und da war mit Tesafilm dieses Zehn-Cent-Stück draufgeklebt – für mich. Ich werde ihn nie ausgeben. Ich war so gerührt.
Ich dachte mir: Ein Vater, der seinem Sohn beibringt, was hier steht: "Ehre den Herrn mit deinem Vermögen und mit den Erstlingen all deines Ertrages." Wir können nicht darauf warten, es unseren Kindern beizubringen, wenn sie richtig Geld verdienen. Sie müssen es lernen, wenn sie eigentlich keines haben.
Wenn man das tut, steht dahinter eine Verheißung: So werden deine Speicher sich mit Überfluss füllen, ich gebe Gott, und Gott sagt: Schön, jetzt bist du es los. Hättest du es auch behalten können, aber Gott sagt: Super, genau richtig, und ich gebe dir zurück.
So werden deine Speicher sich mit Überfluss füllen, und deine Weinpressen von Most, von Traubensaft, überlaufen. Die Idee ist, du hast da so eine Presse, und es läuft – es spritzt unten förmlich nur so raus.
Praktische Anwendung der Ehrung Gottes mit Besitz
Wie ehren wir Gott mit unserem Besitz? Nun, indem wir unser Geld in seinem Sinn einsetzen. Wenn wir die Bibel durchgehen, hat das viel mit Diakonie zu tun. Das bedeutet, dass wir Menschen, die wenig haben, etwas geben. Außerdem setzen wir unser Geld für Missionen und für die Gemeinde ein. So ehren wir Gott mit unserem Vermögen.
Im Neuen Testament spricht Jesus sehr viel über Geld. Er zeigt uns deutlich, dass dieses Gebot eine Art Prüfstein für unser Leben ist. Wir können nicht zwei Herren dienen. Entweder dienen wir Gott oder dem Mammon. Entweder beherrscht das Geld unser Leben, oder wir lassen Verse an uns heran, wie zum Beispiel in Lukas 12,33.
Dieser Vers ist einer derjenigen, die ich am liebsten aus meiner Bibel streichen würde. Ich habe ihn auswendig gelernt, und jedes Mal, wenn ich an diesem Vers vorbeikomme – das sind inzwischen zehn Jahre – gibt er mir ein besonderes Gefühl. Jedes Mal, wenn ich ihn lese, frage ich mich: Warum muss dieser Vers in der Bibel stehen? Hätte Jesus das nicht etwas freundlicher formulieren können?
Ich lebe in diesem steinreichen Europa. Warum steht da: „Verkauft eure Habe und gebt Almosen“? Merkt ihr, wie dieser Vers sticht? Ich weiß, dass hier eine Baustelle ist. Jedes Mal, wenn ich an diesem Vers vorbeigehe, denke ich mir: Ja, Herr, ich will mich nicht wegducken. Ich möchte es an mich heranlassen. Ich weiß noch nicht, wie, und ich bin mir noch nicht sicher. Aber Herr, schlag noch einmal zu, ich muss das verstehen.
„Ehre den Herrn mit deinem Besitz und mit den Erstlingen deines Ertrages.“ Das ist eine ganz wichtige Lektion, die wir unseren Kindern früh beibringen müssen.
Umgang mit Züchtigung und Fehlern
Eine weitere wichtige Lektion ist die Frage: Was passiert, wenn wir Fehler machen? Wie geht Gott mit uns um, wenn wir Fehler begehen?
Er hat uns lieb. Und wenn man jemanden liebt, lässt man ihn nicht einfach in die Irre laufen. Deshalb heißt es in Vers elf: „Mein Sohn, verwirf nicht die Züchtigung des Herrn.“ Wenn Gott in dein Leben eingreift, weil du sündigst und dich zurechtbringen will, dann ist das Züchtigung.
Züchtigung kann in der Bibel auch Krankheit bedeuten. Nicht jede Krankheit ist Züchtigung, aber Krankheit kann eine Form von Züchtigung sein. Ebenso kann Misslingen, wenn wir uns Dinge wünschen, die uns als gute Gaben Gottes nicht gegeben werden, eine Züchtigung sein. Gott sagt dann „Nein, das geht nicht.“ Auch jede andere Form von Leid kann eine Form von Zucht sein.
Der entscheidende Punkt ist, dass Gott züchtigt. Wir müssen in unserem Leben darauf achten, dass wir diese Zucht nicht verabscheuen. „Mein Sohn, verwirf nicht die Züchtigung des Herrn und verabscheue seine Zurechtweisung nicht.“
Wir müssen lernen, wenn Gott uns zurechtbringt, mit einem dankbaren und ehrlichen Herzen zu sagen: „Vater im Himmel, das schmeckt mir jetzt nicht, aber tief drin bin ich froh, dass du mir dieses Stoppschild in den Weg setzt. Bitte hilf mir, an dieser Stelle zurechtzukommen.“
Die Gefahr der Rebellion gegen Gott
Die Geschichte von Kain und Abel, insbesondere die Begegnung zwischen Kain und Gott, ist deshalb so furchtbar traurig, weil Kain ein Opfer bringt, genau wie sein Bruder Abel. Doch Kain ist derjenige, der eine fromme Show abzieht. Er hat keinen Glauben, bringt aber trotzdem ein Opfer dar.
Dann kommt Gott und nimmt dieses Opfer nicht an. Das ist Zucht. Gott sagt: „So geht es nicht.“ Und was macht Kain? Gott kommt zu ihm, und Kain senkt den Blick. Er ist sauer. Gott möchte ihn zurechtbringen, doch Kain versinkt in seinem Zorn und in seinem Widerstand gegen Gott.
Gott sagt: „Weißt du nicht, was du jetzt tust? Wenn du der Sünde in deinem Leben Raum gibst – weißt du nicht, wie Sünde funktioniert? Weißt du nicht, dass Sünde ein Monster ist, das dein Leben zerreißen will?“ Du machst die Tür ein Stück weit auf und spielst ein bisschen mit der Sünde.
Sünde ist nicht niedlich. Sünde ist das schlimmste Monster, das in dein Leben hineinkommen kann. Wenn Gott dich an irgendeiner Stelle warnt, wenn du merkst, dass Gott dich bereits züchtigt, und wenn du vielleicht den Eindruck hast, du läufst seit Jahren vor Gott weg, dann ist heute der Moment, um Buße zu tun.
Heute kannst du sagen: Ich will nicht länger die Zucht verabscheuen. Ich will mich ganz wieder auf Gott besinnen. Ich möchte Buße tun und die Strafe akzeptieren. Solange wir das nicht tun, gibt es in unserem Leben keine Heilung. Es gibt eigentlich auch kein Vorwärtskommen.
Es gibt zwei Arten von Buße im Leben eines Menschen. Der zweite Korintherbrief schreibt davon, in Kapitel 7, Vers 10. Dort gibt es einmal eine Betrübnis nach Gottes Sinn, eine Buße, die zum Heil führt und nie bereut wird. Dieses Betroffensein entsteht, weil ich wirklich von Gott betrübt worden bin und wirklich Buße tue.
Dann gibt es aber auch eine Betrübnis der Welt. Das ist ein Erschrocken-Sein über die Auswirkungen, ein Traurigsein darüber, dass man etwas erntet, was man gar nicht haben wollte, aber gesät hat. Es gibt also ein Betroffensein ohne Buße. Man ist einfach nur betroffen über das, was schiefläuft, darüber, dass das Leben nicht gelingt. Doch es kommt nicht zurück zu Gott.
Die Aufforderung zur Annahme der Züchtigung
Vers 11 sagt: Lass dich von Gott zurechtbringen, murre nicht dagegen an, rebelliere nicht. Die schlimmste Sünde in der Bibel ist die Sünde der Rebellion gegen Gott. Im Alten Testament ist das die Sünde mit erhobener Hand, im Neuen Testament die Sünde gegen den Heiligen Geist.
Ich sage nicht, dass Christen diese Sünde begehen können – das glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass eine Haltung in einem Menschen vorhanden sein kann, die besonders deutlich wird, wenn Gott uns ein Stoppschild setzt und wir nicht wie ein kluges Kind darauf reagieren. An dieser Stelle wird unser Herz offenbar, und vielleicht sind wir dann Rebellen. Wenn du ein Rebell bist, sei bitte vorsichtig. Rebellion gegen Gott ist immer lebensmüde.
Vers 12: Denn warum sollen wir uns darauf einlassen, warum sollen wir Züchtigung annehmen? Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat. Nimm die Züchtigung an, lass dich zurechtbringen, weil Gott dich liebt und es wirklich gut mit dir meint. Gott züchtigt uns nicht aus einer Laune heraus.
Ich habe in meiner eigenen Kindererziehung viel falsch gemacht. Ich war ein zu strenger Vater und musste mich oft bei meinen Kindern entschuldigen. Vor Kurzem hatte ich ein längeres Gespräch mit meiner Tochter, in dem wir noch einige Dinge durchgegangen sind. So ist Gott nicht. Gott weiß, was er tut, wenn er uns züchtigt. Das, was er tut, ist angemessen und zielgerichtet auf unser Wohl ausgerichtet.
Aber wenn er es tut, müssen wir auch darauf eingehen.
Sprüche 3,13-26 – die nächste Zwischenüberschrift für die, die das Skript haben: Vom Glück, Weisheit gefunden zu haben.
Vers 13: Glückselig ist der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Verständnis erlangt. Wenn die Bibel jemanden oder ein Leben als glückselig bezeichnet, dann erfährt derjenige das Leben auf die bestmögliche Art. Hier macht der Vers eine enge Verknüpfung zwischen Glück auf der einen Seite und Weisheit beziehungsweise Verständnis auf der anderen Seite.
Wie wir schon ein paarmal gesehen haben, wird Weisheit gefunden. Sie kommt nicht einfach so vorbei. Du findest Weisheit nicht wie Simson, der sein Eselskind backt, indem er einfach nur ein bisschen herumblickt und dann etwas hat. Du musst suchen, um Weisheit zu finden – und mit der Weisheit kommt das Glück.
Im Zentrum eines Lebens, von dem wir am Ende sagen, es ist glückselig, steht nicht Einfallsreichtum, harte Arbeit oder ein glückliches Händchen. Darf ich das noch einmal sagen? Im Zentrum eines Lebens, das wirklich glücklich endet, steht nicht Einfallsreichtum, das, was ich an anderer Stelle Bauernschläue genannt habe, harte Arbeit oder ein glückliches Händchen. Das ist nicht das Zentrum eines glückseligen Lebens.
Im Zentrum eines Lebens, das wirklich Glück ausstrahlt und besitzt, stehen Weisheit und Verständnis. Denn ihr Erwerb ist besser als der Erwerb von Silber, und ihr Gewinn ist besser als feines Gold.
Die Sprüche haben nichts dagegen, dass du finanziell gut dastehst. Aber im Vergleich zu Silber und Gold... dann geht es weiter: Kostbarer ist sie als Korallen – damit sind die roten Schmuckkorallen gemeint, die damals das Nonplusultra dessen waren, was du haben konntest. Heute würde man vielleicht von Diamanten sprechen – solche Sachen, also das Allerkostbarste, was du dir vorstellen kannst.
Kostbarer ist sie als Korallen, und alles, was du begehren magst, kommt ihrem Wert nicht gleich.
Ich habe keine Ahnung, was du dir wünschst, wenn du mal so durch deine persönlichen Vorstellungen gehst. Was würdest du dir wünschen? Ich bin bei Wünschen schlecht, weil ich mir meistens Bücher wünsche. Ich bin da komisch gepolt. Das Längste in meiner Amazon-Bücher-Wunschliste ist jetzt vielleicht nicht das, was du dir wünschst. Vielleicht sagst du, ich habe da schon so ein paar teurere Wünsche als nur einen Kommentar zu irgendeinem biblischen Buch. Aber egal, was du dir jetzt wünschst: Wenn du sagst, was würdest du dir wünschen – das können auch nicht materielle Sachen sein – was wünschst du dir ganz arg, wo du sagst, dafür würde ich viel investieren, wenn ich das kriegen könnte? Wahnsinn, das hätte ich gern.
Nimm das vor dein geistiges Auge, was dir wirklich wertvoll ist. Und jetzt kommt der Text und sagt: An Qualität kommt das, was du dir vorstellst, dem Wert von Weisheit nicht gleich.
Die Frage ist, ob wir das glauben können. Ob wir glauben können, dass im Zentrum eines Lebens die Beschäftigung mit Gottes Wort steht und dass, wo das passiert, wo Menschen sich um dieses Wort drehen wie um die Sonne, dieses Wort durchkauen wie eine Kuh, die alles wieder hochwirkt, nochmal durchkaut und wieder runterschluckt, wo wir bereit sind, uns darum zu drehen und das zum Zentrum unseres Denkens zu machen – und nicht irgendetwas anderes – dass wir an dieser Stelle auf dem Weg sind, wirkliches Glück zu finden.
Im Talmud heißt es: Wenn es dir an Weisheit fehlt, was hast du dann erreicht? Und wenn du Weisheit erlangt hast, was fehlt dir dann?
Warum ist Weisheit mehr wert als Wertpapiere, mehr wert als Immobilien, mehr wert als ein guter Schulabschluss? Wenn du darüber nachdenkst, wirst du merken: Weisheit ist das, was aus einem schönen Haus ein Zuhause macht. Weisheit ist das, was aus einem guten Essen echte Gemeinschaft werden lässt. Weisheit ist das, was aus einer ganz simplen Lebensentscheidung einen Schritt in eine glorreiche Zukunft unter dem Segen Gottes macht.
Wahnsinn, oder? All das, was wir selber nicht machen können. Wir können uns ein Haus kaufen, aber kein Zuhause schaffen. Wir können ein Essen machen, aber nicht Gemeinschaft. Wir können einen Schritt gehen, aber wir können nicht machen, dass dieser Schritt uns ins ewige Leben führt. Aber das macht Weisheit.
Deshalb: Wenn du Lebensqualität suchst – das ist die Botschaft der Sprüche – wenn du Liebe suchst, Freundschaft, kluge Entscheidungen, Ausgeglichenheit, richtige Prioritäten, eine leidenschaftliche Ehe oder wenn du deinen Kindern einen wirklich guten Start ins Leben geben möchtest, dann brauchst du zuerst nicht viel Geld oder die richtigen Freunde, dann brauchst du Weisheit.
Und jetzt merkt ihr, warum mein Herz schon ein bisschen für dieses Buch brennt, weil ich mir so sehr wünsche, dass Menschen in dieser Gesellschaft, wo Weisheit so unterbelichtet ist, sich wieder ganz neu damit beschäftigen.
Vers 16 und 17: Ein langes Leben ist sie in ihrer Rechten und in ihrer Linken Reichtum und Ehre. Das kennen wir schon. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden.
Ich mag diesen letzten Satz: Alle ihre Pfade sind Frieden. Du führst ein Leben, und mitten in all den Turbulenzen hast du doch dieses Gefühl der Geborgenheit, dieses Wissen um den Frieden Gottes, dieses Wissen darum: Okay, ich habe nicht alle Randbedingungen im Griff, manches muss ich einfach schlucken und ertragen, ja, aber da, wo ich verantwortlich bin, das habe ich wenigstens richtig gemacht.
Vers 18: Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich.
Hier kommen wir zu einem ganz neuen Bild, das uns vorher so noch nicht begegnet ist. Wenn ihr in der Bibel schaut, wo der Baum des Lebens das erste Mal auftaucht, dann ist das ganz am Anfang in der Schöpfung. Da steht der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Die Menschen essen vom Baum der Erkenntnis, sie entscheiden sich, autonom festzulegen, was gut und böse ist. Diese Rebellion gegen Gott, dieses „Ich bin mein eigener Gott“, vertreibt sie vom Baum des Lebens.
Wenn ihr das gelesen habt und vor Augen habt, wisst ihr, dass Gott sagt: Ich muss euch jetzt hier vertreiben aus dem Garten Eden, damit sie gar keine Möglichkeit mehr haben, hinzukommen zum Baum des Lebens.
Dieses Bild Baum des Lebens steht in der Bibel für zwei Dinge: Zum einen, aus 1. Mose heraus, für Unsterblichkeit, und zum zweiten, insbesondere dann in der Offenbarung (Offenbarung 22), für Heilung – also Heilung in einem umfassenden Sinn, die mich unsterblich werden lässt.
Das Bild vom Baum des Lebens steht für das, was wir neutestamentlich ewiges Leben nennen.
Wenn die Sprüche von Leben reden, lasst uns gerade noch einmal Sprüche 1 bis 10 Revue passieren. In Sprüche 1 bis 10 haben wir die Belohnungen, die Gott einem Menschen gibt, der weise ist.
Ich hätte das vorhin kurz angedeutet: Da ist Leben, Frieden, Gunst, geebnete Lebenswege, Gesundheit, Wohlstand. Von diesen Begriffen erklären sich alle von selbst, bis auf einen – bis auf diesen Punkt Leben.
Und jetzt wird klar, worum es eigentlich geht: Leben in den Sprüchen ist manchmal einfach physisches Leben, kann stehen für ein Menschenleben, für eine bestimmte Zeitspanne, kann stehen für den Lebensunterhalt, für körperliches Wohlbefinden.
Aber meistens, wenn die Sprüche von Leben sprechen – und zwar auf eine unqualifizierte Weise –, meinen sie mehr. Sie meinen ein Leben, das als eigenständige Qualität neben diesen anderen Belohnungen steht, die der erhält, der weise wird.
Dann ist Leben mehr als unsere physische Existenz. Leben wird zu dem, was Jesus im Neuen Testament ewiges Leben nennt.
Leider können wir den Vers nicht genauer betrachten, und da ist die Elberfelder auch sehr schwach in der Übersetzung in Sprüche 12, Vers 28, wenn man nicht der Septuaginta folgt, was ich im Allgemeinen nicht tun würde, weil es eine eher schwache Übersetzung ist, sondern wenn man den Grundtext, den masoretischen Text, stehen lässt.
In Sprüche 12, Vers 28 wird das Leben des Gerechten beschrieben als ein ganz komischer Begriff im Hebräischen: Nicht Tod. Natürlich sterben wir, aber Leben ist mehr als physisches Leben. Leben will eine Qualität besitzen, die den Tod durchbricht.
Und das ist das, wovon die Sprüche sprechen: Die Hoffnung des Gerechten reicht über den Tod hinaus.
In Sprüche 14, Vers 32 heißt es, dass der Gerechte im Tod geborgen ist.
Und auch wenn es nicht so oft im Alten Testament steht wie im Neuen Testament, hat auch das Alte Testament eine Auferstehungshoffnung. Es rechnet damit, dass der Gläubige nicht im Tod bleibt.
Ich habe mich geirrt: Es ist 1. Korinther 12, Vers 28, was ich vorhin gesagt habe, war völlig falsch. Römer 12, Vers 28 gibt es gar nicht. Sprüche 12, Vers 28 ist gemeint.
Und das ist eben schwierig übersetzt. Es gibt ja auch keine Septuaginta zum Neuen Testament. Die Septuaginta ist die griechische Übersetzung des Alten Testaments vom Hebräischen ins Griechische, ungefähr 200 vor Christus gemacht. Und da muss man zugeben, dass die Sprüche an vielen Stellen eher nicht so glücklich übersetzt sind.
Sie sind eher eine Mischung aus Volksbibel gekreuzt mit Hoffnung für alle – mal dichter, mal nicht so dicht. Das ist in der Elberfelder schwierig, weil sie sich manchmal bei der Übersetzung auf die Septuaginta bezieht, und dann habt ihr unten so einen riesengroßen Fußnotenapparat. Immer wenn da LXX steht, steht da Septuaginta. Das wird dann manchmal ein bisschen heikel.
Da bekomme ich dann meine Existenzberechtigung. Ja, verstanden. Insofern ist das an der Stelle schwierig.
Zurück zum Baum des Lebens: Baum des Lebens ist ein Bild für ewiges Leben.
Auch die Sprüche, wenn sie von Leben sprechen, wollen mehr sagen als nur: Du wirst lange leben, du wirst über den Tod hinaus leben, du wirst eine Qualität von Leben haben, die sich ganz unterscheidet von dem, der Gott nicht kennt.
Im Neuen Testament bekommen wir Auferstehungshoffnung glasklar. Da stirbt Jesus, er wird wieder lebendig und sagt: So wie ich gestorben bin und wieder auferstanden bin, so werdet ihr sterben und wieder auferstehen, weil mein Auferstehungsleben in euch ist. So wissen wir es im Neuen Testament.
Im Alten Testament scheint das immer mal wieder durch. Es gibt Stellen, die man zitieren kann, die das deutlich sagen. Was wäre so die bekannteste? Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und aus dem Staub werde ich ihn wiedersehen. Ja, das ist das Schöne: Ich weiß, ich werde irgendwann mal zu Staub werden, aber aus dem Staub wird mein Fleisch Gott schauen.
Das könnte so eine Stelle sein. Ich hätte vielleicht Daniel genommen, in Daniel 12, Vers 2. Den schmeiße ich mal hinten dran.
Da heißt es: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben und die anderen zur Schande, zur ewigen Abscheuung.“
Da haben wir dieses Konzept auch, wie aus Johannes 5, wo Jesus von den beiden Auferstehungen redet.
Auferstehung ist durchaus etwas, das im Alten Testament präsent ist, nur nicht so präsent wie im Neuen Testament.
Insofern ist es auch da wichtig, wirklich die ganze Bibel zu lesen. Und weil wir im Neuen Testament diese klare Hoffnung haben, dürfen wir auch rückblickend da, wo Leben steht, ganz klar sagen: Ja, damit ist wirklich dasselbe gemeint, was wir mit ewigem Leben bezeichnen.
So: Ein Baum des Lebens ist sie, die Weisheit, denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich.
Wie kann Weisheit ein Baum des Lebens werden? Ist es nicht so, dass ich ewiges Leben dadurch bekomme, dass ich mich bekehre? Ich denke, Bekehrung ist ein Baum des Lebens, das würde ich doch verstehen.
Wie kann Weisheit ein Baum des Lebens sein? Die Antwort lautet etwa so: Weisheit bringt mich in Kontakt mit Gott, und indem ich mich auf Gottes Gedanken einlasse.
Jesus sagt das mal in Johannes 7, Vers 17 folgendermassen. Er hat da auch Skeptiker vor sich, und da heißt es: Wenn jemand Gottes Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.
Wenn Gott spricht, wenn Gott uns gute Ratschläge gibt und wir uns auf diese Ratschläge einlassen, dann lassen wir uns letztlich auf Gott ein. Wir testen Gott, wir testen Gottes Vertrauenswürdigkeit.
Und das, was die Sprüche wollen, ist, dass sie uns mit Gottes Weisheit konfrontieren, bis zu dem Punkt, wo wir sagen: Wow, wenn das und das und das, was ich mit Gott erlebt habe, alles stimmt, dann kann ich wirklich mein ganzes Leben diesem Gott anvertrauen.
In der Erziehung ist das ein wichtiges Konzept.
Sprüche 22, wenn wir das noch einmal aufschlagen, gemeinsam: Sprüche 22, ab Vers 17. Da geht es immer noch um diesen Belehrungsprozess.
Da heißt es: Sprüche 22,17: Neige dein Ohr und höre die Worte von Weisen. Wieder spricht ein Vater zum Sohn, eine Mutter zur Tochter, ein Lehrer zum Schüler.
„Neige dein Ohr und höre die Worte von Weisen, richte dein Herz auf meine Erkenntnis, denn lieblich ist es, wenn du sie in deinem Inneren bewahrst. Sie mögen sich alle miteinander auf deinen Lippen bereithalten.“
Hör zu, verinnerliche es, werde so weise auf deinen Lippen, dass du es weitergeben kannst.
Und dann steht in Vers 19: Und das ist der absolute Hammer! Damit dein Vertrauen auf den Herrn steht, belehre ich dich heute gerade dich.
Warum sollen wir uns mit Weisheit beschäftigen? Warum unseren Kindern Weisheit mitgeben? Weil wir am Ende wollen, dass sie nicht uns glauben.
Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, vertraue nicht auf das, was Papa gesagt hat. Aber da, wo Papa das sagt, was Gott sagt, an der Stelle steht das Wort von Papa für das Wort Gottes.
Und wenn du mir vertraust, der ich als Vater einen Vertrauensvorschuss habe, und wenn du dich einlässt, diesen Weg, den ich mit Gott gegangen bin, nachzugehen, durchzubuchstabieren, dann wirst du in Kontakt kommen mit dem Gott, der lebendig ist.
Dann wirst du vor der Frage stehen: Möchte ich nicht mit meinem ganzen Herzen, wo ich so viel in meiner Kindheit erlebt habe von dem Guten bei Gott, diesem Gott ganz vertrauen?
Biblisch gesehen führen Eltern ihre Kinder zur Bekehrung durch die Belehrung mit Weisheit. Es ist nicht so, dass wir zu unseren Kindern gehen und sagen: So, jetzt bekehr dich.
Das passiert immer auf den Solas, und ich bin für Solas. Aber die Solas haben ein Problem. Da fehlt biblisch gesehen dieser Aspekt hier.
Das heißt, wir kommen sehr schnell mit: Du bist ein Sünder, Jesus ist für dich gestorben, jetzt bekehre dich. Und das mag richtig sein, ich will das nicht durchstreichen. Ich merke nur, biblische Erziehung setzt woanders an.
Und die Kinder, die das nicht erfahren, brauchen Solas. Macht unbedingt Solas, macht sie bis zum Rest eurer Tage, okay? Und macht sie noch dreimal so groß, ich bin voll dafür.
Aber da, wo wir eigene Kinder haben, wo wir Kinder selber erziehen, lasst uns den anderen Weg mindestens parallel laufen lassen, dass wir unseren Kindern Weisheit beibringen.
Denn die Weisheit ist ein Baum des Lebens denen, die sie ergreifen.
Wenn du Weisheit ergreifst, stehst du quasi vor den Toren des ewigen Lebens und bist ganz, ganz dicht dran, weil du persönliche Erfahrungen mit Gott machst.
Und wenn du wissen willst, wie weise Gottes Weisheit ist:
Vers 19 und 20: Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet und durch Einsicht die Himmel gemacht, durch seine Erkenntnis sind die Tiefen aufgebrochen, und die Wolken träufeln Tau herab.
Wir schauen uns die Schöpfung an. Und ich hoffe, dass wir alle miteinander ab und zu mal... Ja, ihr habt es ein bisschen leichter als ich, da wo ich wohne, sieht man nicht ganz so viele Sterne. Ich bin immer froh, hier zu sein.
Dann sieht man doch abends... Ja, ihr habt die Chance auf die Milchstraße. Das gibt es da, wo ich wohne, nicht.
Aber dass wir in einem stabilen Ökosystem leben, das anscheinend nicht kaputtzukriegen ist – zumindest nicht so furchtbar schnell – das ist doch irre.
Dass Gott sich das ausgedacht hat, dieses unglaubliche Wunder, dieses Meisterstück göttlicher Erfindungskunst – Wahnsinn!
Und dahinter steckt Gottes Weisheit.
Und jetzt stell dir mal vor, was die Weisheit, die in der Lage war, aus dem Nichts eine Erde und dieses gesamte Universum zu bauen, aus den Bruchstücken deines Lebens machen könnte, wenn du es zulässt, dass Gott mit seiner Macht, mit seiner Kreativität und mit seinem Einfallsreichtum in dein Leben hineingreift.
Stell dir das vor!
Vers 21 und 22: Mein Sohn, lass nicht von deinen Augen weichen, lass sie nicht von deinen Augen weichen.
Hier gewinnt man den Eindruck, als hätte der Sohn so etwas Schriftliches vor sich, also irgendetwas, was er lesen kann.
Lass sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre klugen Rat und Besonnenheit.
Er muss sich immer wieder damit beschäftigen.
Ein weiteres Prinzip der Belehrung des geistlichen Wachstums besteht darin, dass wir das Prinzip der Wiederholung anwenden.
Petrus schreibt einmal im 2. Petrusbrief: Deshalb will ich Sorge tragen, euch immer an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wisst und in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt seid.
Und du denkst dir, wenn sie es wissen und wenn sie fest sind, dann brauchst du nicht noch einmal schreiben.
Doch, sagt Petrus, wir müssen Dinge immer wieder vor Augen haben, immer wieder darauf hingewiesen werden.
Und deswegen ist es auch gut, wenn man mal eine Predigt zweimal hört oder zum gleichen Thema zwei Predigten hört. Wir brauchen das.
Ich habe festgestellt in meinem eigenen Leben: Die größere Gefahr ist nicht, dass ich nichts dazulerne. Die größere Gefahr ist, dass das, was ich mal gelernt habe, wieder vergessen wird.
Jetzt sind wir wieder bei Bibelversen – deswegen mag ich Bibelverse.
Wenn ich eine gute Predigt höre, dann nehme ich aus dieser guten Predigt den einen Vers heraus, der mich angesprochen hat. Meistens ist es ja nicht mehr als ein Vers, ein Satz.
Und den nehme ich heraus, und den lerne ich auswendig.
Indem ich immer wieder meine alten Verse durchkaue, sorge ich dafür, dass die Punkte, wo das Wort Gottes mich angesprochen hat, wo der Geist Gottes persönlich in mein Leben hineingeredet hat, nicht verloren gehen.
Sonst kann Folgendes passieren: Ich werde älter, und ich habe vielleicht in meiner Jugend für Gott gebrannt. Ich habe Dinge gelernt aus den Predigten, da war ein toller Jugendpastor, der hat mich weitergebracht, ich habe tolle Bücher gelesen. Und dann werde ich älter, und in dem Moment, in dem ich eigentlich so in der Blüte meines Lebens komme, habe ich vieles von dem, was ich mal gewusst habe, schon wieder vergessen.
Darf ich die Frage jetzt euch Älteren stellen? Wie viel von den guten Predigten, die euch persönlich betroffen gemacht haben, habt ihr bewahrt? Oder gehört ihr zu denen, die sagen: Ich möchte immer Neues hören, immer nur hören?
Im 2. Timotheusbrief heißt es: Ich möchte an den Ohren gekitzelt werden. Ich brauche so jemanden, der mir immer etwas Neues gibt. Ich brauche so Entertainment. Ich möchte eigentlich immer am Sonntag ein Stück unterhalten werden. Und wenn das nicht mehr passiert, dann ziehe ich weiter, dann bin ich unglücklich.
Der Text hier sagt: Es ist unabdingbar, dass wir das, was wir einmal gelernt haben, vor Augen halten.
Ich kann euch das nur aus meinem Leben sagen: Der Neuerwerb und das Bewahren – je älter ich werde, umso mehr Zeit muss ich aufwenden, das, was ich schon gelernt habe, zu bewahren.
Ich weiß nicht, welche Methode ihr habt.
Ich habe mal eine Weile bei Predigten mitgeschrieben und irgendwann einen dicken Stapel Mitschriften weggeworfen. Ich habe sie nie wieder angeschaut.
Ich habe eine Weile an einem Bibelstudienseminar teilgenommen, das ein älterer Bruder gegeben hat. Wir haben jedes Mal ein Protokoll geschrieben. Papier über Papier.
Irgendwann altes Papier. Papier ist geduldig.
Was du mal aufgeschrieben hast, hilft dir für dein Leben kein Stück, wenn du es nicht übersetzt in eine Tat, in eine Gewohnheit, in einen Charakter.
Und ich kann nur von mir reden: Ich weiß, ich bin lästig an dieser Stelle.
Dieser Übersetzungsprozess braucht Zeit, und er braucht einzelne Verse, an denen ich mich ausrichten kann.
Er braucht nicht so ein grundsätzliches Ja, irgendwie ist Gott dafür oder dagegen. Er braucht einen ganz klaren Vers, um in der Situation der Versuchung, wenn ich dabei bin, in eine andere Richtung zu gehen, mit Jesus sagen zu können: Es steht geschrieben.
Wenn du nicht sagen kannst: Es steht geschrieben, dann ist eine Flatrate ins Internet wahrscheinlich zu wenig.
Deswegen mein Wunsch an euch: Schafft eine Methodik, wie ihr das machen wollt.
Mir ist es völlig egal, wie ihr es macht.
Die Bibel sagt zwar etwas über Bibellesen, über Nachsinnen und über das Im-Herzen-Haben, sprich Auswendiglernen.
Aber vielleicht findest du eine andere Methode.
Vielleicht kann man irgendwann einen Bibelchip implantieren. Das wäre schick – so einmal implantiert, 32 Verse direkt abrufbar.
Ja, und dann müsste es noch so eine App geben für Umsetzung in Charakter. Das wäre klasse. Drückst einmal auf den Knopf, fährst hoch, bist neuer Mensch.
Das wäre toll.
Aber bis dahin werden wir uns wahrscheinlich damit begnügen müssen, Vers für Vers durch die Bibel zu gehen und die Dinge, die wir einmal begriffen haben, festzuhalten.
Wenn wir das tun, heißt es in Vers 23 und 24: Dann wirst du in Sicherheit deinen Weg gehen, und dein Fuß wird nicht anstoßen.
Wenn du dich niederlegst, wirst du nicht erschrecken, und liegst du, so wird dein Schlaf süß sein.
Wenn man über den Vers nachdenkt, kommt man ein bisschen ins Stutzen, weil ich kenne einige Leute, die schlecht schlafen.
Ich möchte ihnen nicht unterstellen, dass jeder, der weise ist, prinzipiell gut schläft. Das stimmt nicht.
Mit dem Schlaf ist das so wie mit dem Leid: Leid kann eine Folge von Sünde sein, aber das muss keine Folge von Sünde sein.
Es gibt viele Gründe dafür, dass man schlecht schläft.
Aber ein Grund – und den geht es hier – ist, dass man sich Sorgen macht um die Zukunft, dass man nicht glauben kann, dass mein Lebensweg grundsätzlich sicher ist, dass ich Angst habe vor dem, was morgen kommen wird, dass ich ein bisschen erschrocken bin vor meiner Lebenssituation.
Und genau an dieser Stelle möchten die Sprüche uns sagen, dass das falsch ist, so wie Jesus das sagt, dass wir nicht besorgt sein sollen um den morgigen Tag.
In die gleiche Kerbe schlagen die Sprüche.
Du brauchst nicht besorgt zu sein.
Wenn du wirklich Lebenssorgen hast, wenn dich das vom Schlafen abhält, dann geh mit den Sorgen so um, wie die Sprüche das empfehlen.
Oder ich komme lieber mit Philipper 4, Vers 6 und 7: Gib sie bei Gott ab.
Sorge dafür, dass deine Sorgen dir nicht den Schlaf rauben, denn zum Schluss heißt es in Vers 25 und 26:
Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor der Verwüstung der Gottlosen, wenn sie kommt, der Gesetzlosen, wenn sie kommt.
Die Verwüstung der Gesetzlosen hier ist das Gericht Gottes über die Gesetzlosen.
Und ich weiß ganz genau, dass unsere Generation das betreffen wird.
Ich will ehrlich sein: Meine Tochter hat sich gerade verlobt, sie wird nächstes Jahr heiraten.
Also an meinem Horizont erscheinen kleine Babys, irgendwann, so überschaubar, sagen wir es mal so.
Und ich denke über meine Enkel nach und darüber, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die von Jahr zu Jahr gottloser wird, die unter dem Gericht Gottes lebt.
Dass das Gottesgericht über unser Volk kommen wird, ob wir das wollen oder nicht.
Und wisst ihr was? Manchmal habe ich Angst – nicht mehr für mich, ich habe Angst für meine Enkel.
Ich habe Angst davor, wie sich diese Gesellschaft entwickeln wird, wenn sie groß werden.
Ich habe Angst, wie meine Kinder das erleben, wie sie Kindererziehung erleben, wie viel Ausgrenzung sie erleben werden, wenn die Intoleranz gegenüber Christen noch mehr zunimmt.
Wie wird es sein, wenn Gottes Gericht über die Gesetzlosen kommt und unser Land trifft?
Dann sagt dieser Vers: Fürchte dich nicht, du brauchst davor keine Angst zu haben.
Und die Bibel hat Beispiele dafür: Noah ist so ein Beispiel, da kommt das Gericht, und Gott weiß ganz genau, wie man seinen Mann rausholt.
Lot ist so ein Beispiel, da kommt das Gericht, und Gott kümmert sich darum, dass er nicht mituntergeht.
Aber damit ich das glauben kann, dass, wie es dann heißt in Vers 26: Denn der Herr ist an deiner Seite und wird deinen Fuß vor dem Straucheln bewahren, dass ich das glauben kann, dass wenn Gottes Gericht über diese Welt hereinbricht und ich Teil der Gesellschaft bin, die von diesem Gericht betroffen ist, ich glauben kann, dass ich vor diesem Schrecken keine Angst haben muss und damit keine Angst vor dem, was kommt.
Dazu bedarf es einer Sache: Ich muss wissen, dass der Herr an meiner Seite ist.
Wenn ich das verinnerlicht habe, dass Gott an meiner Seite ist, dass er das Schrecken kennt, dass er meine Zukunft kennt, an dieser Stelle schaffe ich die Grundlage dafür, ruhig zu schlafen, meine Sorgen abzugeben, meine Seele vor Gott zur Ruhe zu bringen.
Das mag Übung brauchen, das mag nicht beim ersten Mal funktionieren, aber das ist die Grundlage.
Und die Sprüche wollen uns ein Lebenskonzept vermitteln, das uns an der Seite Gottes hält und das uns quasi rundum, soweit es diese Welt hergibt, einhüllt in Glück und Gottes Segen.
Bis dahin Sollbruchstelle.
Morgen geht es weiter mit Sprüche 3, Vers 27.
Glückseligkeit durch Weisheit
Sprüche 3,13-26
Zwischenüberschrift: Glückselig, wer Weisheit gefunden hat
Vers 13: Glückselig ist der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Verständnis erlangt.
Wenn die Bibel jemanden oder ein Leben als glückselig bezeichnet, bedeutet das, dass derjenige das Leben auf die bestmögliche Weise erfährt. In diesem Vers wird eine enge Verbindung zwischen Glück auf der einen Seite und Weisheit beziehungsweise Verständnis auf der anderen Seite hergestellt.
Wie wir schon mehrfach gesehen haben, wird Weisheit gefunden. Sie kommt nicht einfach so vorbei. Man findet Weisheit nicht wie Simson, der sein Eselskind backt – also nicht zufällig oder durch bloßes Herumprobieren. Du suchst, du findest, und mit der Weisheit findest du das Glück.
Im Zentrum eines Lebens, von dem wir am Ende sagen, es sei glückselig, stehen nicht Einfallsreichtum, harte Arbeit oder ein glückliches Händchen. Darf ich das noch einmal betonen? Im Zentrum eines Lebens, das wirklich glücklich endet, steht nicht Einfallsreichtum – das, was ich an anderer Stelle Bauernschläue genannt habe – auch nicht harte Arbeit oder ein glückliches Händchen. Das ist nicht das Zentrum eines glückseligen Lebens.
Im Zentrum eines Lebens, das wirklich Glück ausstrahlt und besitzt, stehen Weisheit und Verständnis. Denn ihr Erwerb ist besser als der Erwerb von Silber, und ihr Gewinn ist besser als feines Gold.
Die Sprüche haben nichts dagegen, dass du finanziell gut dastehst. Aber im Vergleich zu Silber und Gold ist Weisheit kostbarer. Es heißt weiter, sie ist kostbarer als Korallen – damit sind die roten Schmuckkorallen gemeint, die in der damaligen Zeit als besonders wertvoll galten. Heute würde man vielleicht von Diamanten sprechen. Es geht also um das Allerkostbarste, was man sich vorstellen kann.
Kostbarer ist sie als Korallen, und alles, was du begehren magst, kommt ihrem Wert nicht gleich. Ich habe keine Ahnung, was du dir wünschst, wenn du mal so durch deine persönlichen Vorstellungen gehst. Was würdest du dir wünschen? Ich bin bei Wünschen schlecht, weil ich mir meistens Bücher wünsche. Ich bin da komisch gepolt.
Das längste auf meiner Amazon-Bücher-Wunschliste – das ist vielleicht nicht das, was du dir wünschst. Vielleicht hast du auch teurere Wünsche als nur einen Kommentar zu irgendeinem biblischen Buch. Aber egal, was du dir jetzt wünschst: Wenn du dir vorstellst, was du dir wirklich wertvoll wünschst, was würdest du dir wünschen? Das können auch nicht materielle Sachen sein.
Was wünschst du dir ganz besonders, wofür du viel investieren würdest, wenn du es bekommen könntest? Wahnsinn, das hätte ich gern! Nimm das vor dein geistiges Auge, was dir wirklich wertvoll ist.
Und jetzt sagt der Text: An Qualität kommt das, was du dir vorstellst, dem Wert der Weisheit nicht gleich. Die Frage ist, ob wir das glauben können. Ob wir glauben können, dass im Zentrum eines Lebens die Beschäftigung mit Gottes Wort steht und dass dort, wo das passiert, wo Menschen sich um dieses Wort drehen wie um die Sonne, dieses Wort durchkauen wie eine Kuh, die alles wieder hochwirkt, nochmal durchkaut und wieder runterschluckt, wo wir bereit sind, uns darum zu drehen und es zum Zentrum unseres Denkens zu machen – nicht irgendetwas anderes – dass wir an dieser Stelle auf dem Weg sind, wirkliches Glück zu finden.
Im Talmud heißt es: Wenn es dir an Weisheit fehlt, was hast du dann erreicht? Und wenn du Weisheit erlangt hast, was fehlt dir dann?
Warum ist Weisheit mehr wert als Wertpapiere, mehr wert als Immobilien, mehr wert als ein guter Schulabschluss? Warum? Wenn du darüber nachdenkst, wirst du merken: Weisheit ist das, was aus einem schönen Haus ein Zuhause macht. Weisheit ist das, was aus gutem Essen echte Gemeinschaft werden lässt. Weisheit ist das, was aus einer ganz simplen Lebensentscheidung einen Schritt in eine glorreiche Zukunft unter dem Segen Gottes macht.
Wahnsinn, oder? All das können wir selber nicht machen. Wir können uns ein Haus kaufen, aber kein Zuhause schaffen. Wir können Essen zubereiten, aber keine Gemeinschaft herstellen. Wir können einen Schritt gehen, aber nicht bewirken, dass dieser Schritt uns ins ewige Leben führt.
Aber das macht Weisheit.
Deshalb: Wenn du Lebensqualität suchst, das ist die Botschaft der Sprüche, wenn du Liebe suchst, Freundschaft, kluge Entscheidungen, Ausgeglichenheit, richtige Prioritäten, eine leidenschaftliche Ehe oder wenn du deinen Kindern einen wirklich guten Start ins Leben geben möchtest, dann brauchst du zuerst nicht viel Geld oder die richtigen Freunde – dann brauchst du Weisheit.
Und jetzt versteht ihr, warum mein Herz schon ein bisschen für dieses Buch brennt. Ich wünsche mir so sehr, dass Menschen in dieser Gesellschaft, in der Weisheit so unterbelichtet ist, sich wieder ganz neu damit beschäftigen.
Die Wege der Weisheit
Vers 16 und 17: Ein langes Leben ist in ihrer Rechten, und in ihrer Linken sind Reichtum und Ehre – das kennen wir schon. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden.
Ich mag diesen letzten Satz: Alle ihre Pfade sind Frieden.
Du führst ein Leben, und mitten in all den Turbulenzen hast du doch dieses Gefühl der Geborgenheit, dieses Wissen um den Frieden Gottes. Du weißt: Okay, ich habe nicht alle Randbedingungen im Griff. Manches muss ich einfach schlucken und ertragen. Ja, aber da, wo ich verantwortlich bin, das habe ich wenigstens richtig gemacht.
Weisheit als Baum des Lebens
Vers: Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich.
Hier begegnet uns ein neues Bild, das wir so vorher noch nicht kannten. Wenn man in der Bibel nachschaut, wo der Baum des Lebens das erste Mal erwähnt wird, findet man ihn ganz am Anfang, in der Schöpfungsgeschichte. Dort stehen der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Die Menschen essen vom Baum der Erkenntnis. Sie entscheiden sich, autonom festzulegen, was gut und böse ist. Diese Rebellion gegen Gott, dieses „Ich bin mein eigener Gott“, führt dazu, dass sie vom Baum des Lebens vertrieben werden.
Wenn ihr diese Geschichte gelesen habt und sie vor Augen habt, wisst ihr, dass Gott sagt: „Ich muss euch jetzt hier vertreiben aus dem Garten Eden, damit ihr gar keine Möglichkeit mehr habt, zum Baum des Lebens zu gelangen.“ Dieses Bild des Baumes des Lebens steht in der Bibel für zwei Dinge. Zum einen, aus dem ersten Buch Mose, für Unsterblichkeit. Zum anderen, insbesondere in der Offenbarung, genauer in Offenbarung 22, für Heilung – und zwar Heilung in einem umfassenden Sinn, die mich unsterblich werden lässt.
Das Bild vom Baum des Lebens steht für das, was wir im Neuen Testament ewiges Leben nennen.
Wenn die Sprüche von Leben sprechen, lohnt es sich, Sprüche 1 bis 10 noch einmal Revue passieren zu lassen. In diesen Kapiteln werden die Belohnungen beschrieben, die Gott einem Menschen gibt, der weise ist. Ich hatte das vorhin kurz angesprochen: Da ist Leben, Frieden, Gunst, geebnete Lebenswege, Gesundheit und Wohlstand. Diese Begriffe erklären sich alle von selbst, bis auf einen – das Leben.
Jetzt wird klar, worum es eigentlich geht. Leben in den Sprüchen bedeutet manchmal einfach physisches Leben. Es kann für ein Menschenleben stehen, für eine bestimmte Zeitspanne. Es kann für den Lebensunterhalt oder für körperliches Wohlbefinden stehen. Aber meistens, wenn die Sprüche von Leben sprechen – und zwar auf eine unqualifizierte Weise – meinen sie mehr. Sie meinen ein Leben, das als eigenständige Qualität neben diesen anderen Belohnungen steht, die der Weise erhält.
Dann ist Leben mehr als unsere physische Existenz. Leben wird zu dem, was Jesus im Neuen Testament ewiges Leben nennt.
Leider können wir den Vers nicht genauer betrachten, denn die Elberfelder Übersetzung ist in Sprüche 12,28 sehr schwach. Wenn man nicht der Septuaginta folgt – was ich im Allgemeinen nicht tun würde, da sie eine eher schwache Übersetzung ist –, sondern den Grundtext, den masoretischen Text, zugrunde legt, wird das Leben des Gerechten beschrieben. Die Elberfelder Übersetzung ist hier ungenau.
In Sprüche 12,28 wird das zukünftige Leben des Gerechten mit einem ungewöhnlichen Begriff im Hebräischen beschrieben: „Nicht Tod“. Natürlich sterben wir, aber Leben ist mehr als physisches Leben. Leben besitzt eine Qualität, die den Tod durchbricht. Genau darum geht es in den Sprüchen: Die Hoffnung des Gerechten reicht über den Tod hinaus.
In Sprüche 14,32 heißt es, dass der Gerechte im Tod geborgen ist. Auch wenn es nicht so oft im Alten Testament erwähnt wird wie im Neuen Testament, hat das Alte Testament eine Auferstehungshoffnung. Es rechnet damit, dass der Gläubige nicht im Tod bleibt.
Ich hatte Sprüche 12,28 zunächst falsch zugeordnet. Es gibt keinen Römerbrief 12,28, sondern Sprüche 12,28. Das ist eine schwierige Stelle in der Übersetzung. Die Septuaginta ist die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die um 200 vor Christus entstanden ist. Man muss zugeben, dass die Sprüche an vielen Stellen nicht sehr glücklich übersetzt sind.
Sie sind eher eine Mischung aus Volksbibel und Hoffnung für alle – mal dichter, mal weniger dicht. In der Elberfelder Übersetzung ist das schwierig, weil sie sich manchmal auf die Septuaginta bezieht. Dann findet man im Fußnotenapparat oft den Vermerk „LXX“, was für Septuaginta steht. Das macht die Übersetzung an manchen Stellen heikel.
Hier zeigt sich, dass es manchmal schwierig ist, den ursprünglichen Sinn genau zu erfassen. Insofern habe ich an dieser Stelle meine Existenzberechtigung als Übersetzer und Erklärer gefunden.
Die Verbindung von Weisheit und ewigen Leben
Zurück zum Baum des Lebens: Der Baum des Lebens ist ein Bild für ewiges Leben. Auch die Sprüche, wenn sie von Leben sprechen, wollen mehr ausdrücken als nur: Du wirst lange leben. Sie meinen, dass du über den Tod hinaus leben wirst. Du wirst eine Lebensqualität haben, die sich ganz von der unterscheidet, die jemand hat, der Gott nicht kennt.
Im Neuen Testament bekommen wir die Auferstehungshoffnung glasklar vermittelt. Jesus stirbt, wird wieder lebendig und sagt: So wie ich gestorben bin und wieder auferstanden bin, so werdet auch ihr sterben und wieder auferstehen, weil mein Auferstehungsleben in euch ist. Das wissen wir klar aus dem Neuen Testament.
Im Alten Testament scheint diese Hoffnung immer mal wieder durch. Es gibt Stellen, die das deutlich ausdrücken. Eine der bekanntesten ist: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.“ Das zeigt, dass wir zwar sterben, aber Gott unser Fleisch wieder anschauen wird.
Eine weitere wichtige Stelle ist Daniel 12,2: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben und die anderen zur Schande, zur ewigen Abscheuung.“ Hier finden wir auch das Konzept der Auferstehung, ähnlich wie in Johannes 5, wo Jesus von zwei Auferstehungen spricht.
Auferstehung ist also auch im Alten Testament präsent, wenn auch nicht so deutlich wie im Neuen Testament. Deshalb ist es wichtig, die ganze Bibel zu lesen. Weil wir im Neuen Testament diese klare Hoffnung haben, dürfen wir rückblickend auch im Alten Testament, wenn von Leben die Rede ist, ganz klar sagen: Ja, damit ist dasselbe gemeint, was wir heute mit ewigem Leben bezeichnen.
Die Bedeutung der Weisheit für das ewige Leben
So ist Weisheit ein Baum des Lebens für diejenigen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich. Aber wie kann Weisheit ein Baum des Lebens sein? Ist es nicht vielmehr so, dass ich ewiges Leben dadurch erhalte, dass ich mich bekehre? Bekehrung verstehe ich als einen Baum des Lebens, das ist klar. Doch wie kann Weisheit selbst ein Baum des Lebens sein?
Die Antwort darauf lautet etwa so: Weisheit bringt mich in Kontakt mit Gott. Indem ich mich auf Gottes Gedanken einlasse, öffne ich mich für ihn. Jesus sagt dazu in Johannes 7,17: „Wenn jemand Gottes Willen tun will, wird er an der Lehre erkennen, ob sie von Gott stammt oder ob ich aus mir selbst rede.“
Wenn Gott spricht und uns gute Ratschläge gibt, und wir uns auf diese Ratschläge einlassen, dann lassen wir uns letztlich auf Gott ein. Wir prüfen Gott, wir testen seine Vertrauenswürdigkeit. Genau das wollen die Sprüche bewirken.
Damit werden die Sprüche zu einem Weg, wirklich zum ewigen Leben. Sie führen uns dahin, mit ganzem Herzen und ganzer Seele Gott Glauben zu schenken. Die Sprüche konfrontieren uns mit Gott und seiner Weisheit, bis zu dem Punkt, an dem wir sagen: „Wow, wenn das, was ich mit Gott erlebt habe, alles stimmt, dann kann ich wirklich mein ganzes Leben diesem Gott anvertrauen.“
Die Rolle der Eltern in der Vermittlung von Weisheit
In der Erziehung ist das ein wichtiges Konzept. Wenn wir gemeinsam noch einmal Sprüche 22 aufschlagen, ab Vers 17, geht es immer noch um diesen Belehrungsprozess.
Dort heißt es in Sprüche 22,17: „Neige dein Ohr und höre die Worte von Weisen.“ Wieder spricht ein Vater zum Sohn, eine Mutter zur Tochter, ein Lehrer zum Schüler.
„Gott zu uns: Neige dein hohes Ohr und höre die Worte von Weisen. Richte dein Herz auf meine Erkenntnis, denn lieblich ist es, wenn du sie in deinem Inneren bewahrst. Sie mögen sich alle miteinander auf deinen Lippen bereithalten. Hör zu, verinnerliche es und werde so weise auf deinen Lippen, dass du es weitergeben kannst.“
Und dann steht in Vers 19: „Und das ist der absolute Hammer! Damit dein Vertrauen auf den Herrn steht, belehre ich dich heute, gerade dich.“
Warum sollen wir uns mit Weisheit beschäftigen? Warum wollen wir unseren Kindern Weisheit mitgeben? Weil wir am Ende möchten, dass sie nicht einfach uns glauben.
„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, vertraue nicht auf das, was Papa gesagt hat.“ Aber da, wo Papa das sagt, was Gott sagt, steht an dieser Stelle das Wort von Papa für das Wort Gottes. Wenn du mir vertraust, der ich als Vater einen Vertrauensvorschuss habe, und wenn du dich einlässt, diesen Weg, den ich mit Gott gegangen bin, nachzugehen und durchzubuchstabieren, dann wirst du in Kontakt kommen mit dem Gott, der lebendig ist.
Dann wirst du vor der Frage stehen: „Möchte ich nicht mit meinem ganzen Herzen vertrauen?“ Wo ich so viel Gutes in meiner Kindheit bei Gott erlebt habe, möchte ich diesem Gott doch ganz vertrauen.
Die biblische Perspektive auf Erziehung und Bekehrung
Biblisch gesehen führen Eltern ihre Kinder zur Bekehrung durch die Belehrung mit Weisheit. Es ist nicht so, dass wir einfach zu unseren Kindern gehen und sagen: „So, jetzt bekehr dich.“
Das geschieht immer auf den Solas, und ich stehe zu den Solas. Dennoch haben die Solas ein Problem. Biblisch gesehen fehlt hier ein wichtiger Aspekt. Häufig sagen wir sehr schnell: „Du bist ein Sünder, Jesus ist für dich gestorben, jetzt bekehre dich.“
Das mag richtig sein, und ich möchte das nicht grundsätzlich in Frage stellen. Ich merke nur, dass es biblisch nicht ganz zutreffend ist. Biblische Erziehung setzt an einem anderen Punkt an. Kinder, die diese Form der Erziehung nicht erfahren, brauchen die Solas. Macht unbedingt Solas, macht sie bis zum Rest eurer Tage, und macht sie sogar noch dreimal so groß – ich bin voll dafür.
Aber dort, wo wir eigene Kinder haben und sie selbst erziehen, sollten wir zumindest parallel den anderen Weg gehen. Lasst uns unseren Kindern Weisheit beibringen. Denn Weisheit ist ein Baum des Lebens für diejenigen, die sie ergreifen.
Wenn du Weisheit ergreifst, stehst du gewissermaßen vor den Toren des ewigen Lebens und bist ganz dicht dran. Das geschieht, weil du persönliche Erfahrungen mit Gott machst. Und...
Die Größe von Gottes Weisheit und die Notwendigkeit der Wiederholung
Wenn du wissen möchtest, wie weise Gottes Weisheit ist, lies Vers 19 und 20: Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet und durch Einsicht die Himmel gemacht. Durch seine Erkenntnis sind die Tiefen aufgebrochen, und die Wolken träufeln Tau herab.
Wir schauen uns die Schöpfung an. Ich hoffe, dass wir alle ab und zu einmal die Gelegenheit haben, den Himmel zu betrachten. Ihr habt es hier etwas leichter als ich, denn dort, wo ich wohne, sieht man nicht so viele Sterne. Ich bin immer froh, hier zu sein, denn abends sieht man dort den Himmel besser. Ihr habt die Chance, die Milchstraße zu sehen – das gibt es bei mir nicht.
Dass wir in einem stabilen Ökosystem leben, das anscheinend nicht so schnell kaputtzugehen ist, ist doch erstaunlich. Es ist ein unglaubliches Wunder, ein Meisterstück göttlicher Erfindungskunst. Wahnsinn! Dahinter steckt Gottes Weisheit.
Stell dir jetzt einmal vor, was die Weisheit, die aus dem Nichts die Erde und das gesamte Universum erschaffen hat, aus den Bruchstücken deines Lebens machen könnte. Wenn du zulässt, dass Gott mit seiner Macht, seiner Kreativität und seinem Einfallsreichtum in dein Leben eingreift – stell dir das vor!
Die Bedeutung der Wiederholung für geistliches Wachstum
Vers 21 und 22
Mein Sohn, lass nicht von deinen Augen weichen, lass sie nicht von deinen Augen weichen. Hier entsteht der Eindruck, als hätte der Sohn etwas Schriftliches vor sich, also etwas, das er lesen kann.
Lass sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre klugen Rat und Besonnenheit. Er muss sich immer wieder damit beschäftigen.
Ein weiteres Prinzip der Belehrung zum geistlichen Wachstum besteht darin, dass wir das Prinzip der Wiederholung anwenden. Petrus schreibt einmal im zweiten Petrusbrief: „Deshalb will ich Sorge tragen, euch immer an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wisst und in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt seid.“
Man könnte denken, wenn sie es wissen und fest sind, dann braucht man nicht noch einmal zu schreiben. Doch Petrus sagt: Wir müssen Dinge immer wieder vor Augen haben und immer wieder darauf hingewiesen werden. Deshalb ist es auch gut, wenn man eine Predigt zweimal hört oder zum gleichen Thema zwei Predigten hört. Wir brauchen das.
Ich habe in meinem eigenen Leben festgestellt: Die größere Gefahr ist nicht, dass ich nichts dazulerne. Die größere Gefahr ist, dass das, was ich einmal gelernt habe, wieder vergessen wird.
Jetzt sind wir wieder bei Bibelversen. Deshalb mag ich Bibelverse, weil ich, wenn ich eine gute Predigt höre, aus dieser Predigt meist den einen Vers herausnehme, der mich angesprochen hat. Meistens ist es ja nicht mehr als ein Vers. Diesen Vers lerne ich auswendig. Indem ich immer wieder meine alten Verse durchdenke, sorge ich dafür, dass die Punkte, an denen mich das Wort Gottes angesprochen hat und an denen der Geist Gottes persönlich in mein Leben hineingeredet hat, nicht verloren gehen.
Sonst kann Folgendes passieren: Ich werde älter und habe vielleicht in meiner Jugend für Gott gebrannt. Ich habe Dinge aus Predigten gelernt, da war ein toller Jugendpastor, der mich weitergebracht hat, ich habe tolle Bücher gelesen. Dann werde ich etwas älter, und in dem Moment, in dem ich eigentlich in der Blüte meines Lebens stehe, habe ich vieles von dem, was ich einmal gewusst habe, schon wieder vergessen.
Darf ich die Frage an euch Ältere richten? Wie viel von den guten Predigten, die euch persönlich betroffen gemacht haben, habt ihr bewahrt? Oder gehört ihr zu denen, die sagen: Ich möchte immer Neues hören, immer nur Neues?
Im zweiten Timotheusbrief heißt es: „Ich möchte an den Ohren gekitzelt werden.“ Ich brauche jemanden, der mir immer etwas Neues gibt. Ich brauche sozusagen Unterhaltung. Ich möchte eigentlich immer am Sonntag ein Stück unterhalten werden. Und wenn das nicht mehr passiert, dann ziehe ich weiter und bin unglücklich.
Der Text hier sagt: Es ist unabdingbar, dass wir das, was wir einmal gelernt haben, vor Augen halten.
Ich kann euch das nur aus meinem Leben sagen: Der Neuerwerb und das Bewahren – je älter ich werde, desto mehr Zeit muss ich aufwenden, um das, was ich schon gelernt habe, zu bewahren.
Ich weiß nicht, welche Methode ihr habt. Ich habe eine Weile bei Predigten mitgeschrieben und irgendwann einen dicken Stapel Mitschriften weggeworfen. Ich habe sie nie wieder angeschaut.
Ich habe eine Weile an einem Bibelstudienseminar teilgenommen, das ein älterer Bruder gegeben hat. Wir haben jedes Mal ein Protokoll geschrieben. Papier über Papier. Irgendwann ist das alte Papier nur noch Papier. Papier ist geduldig.
Was du einmal aufgeschrieben hast, hilft dir für dein Leben kein Stück, wenn du es nicht in Tat, Gewohnheit und Charakter übersetzt.
Ich kann nur von mir reden. Ich weiß, ich bin an dieser Stelle lästig. Dieser Übersetzungsprozess braucht Zeit und einzelne Verse, an denen ich mich ausrichten kann. Es braucht nicht ein grundsätzliches „Ja, irgendwie ist Gott dafür oder dagegen“, sondern einen ganz klaren Vers, um in der Situation der Versuchung, wenn ich dabei bin, in eine andere Richtung zu gehen, mit Jesus sagen zu können: „Es steht geschrieben.“
Wenn du das nicht sagen kannst, dann ist eine Flatrate ins Internet wahrscheinlich zu wenig.
Deshalb mein Wunsch an euch: Schafft eine Methodik, wie ihr das machen wollt. Mir ist es völlig egal, wie ihr es macht. Die Bibel sagt zwar etwas über Bibellesen, Nachsinnen und im Herzen haben, also Auswendiglernen, aber vielleicht findest du eine andere Methode.
Vielleicht kann man irgendwann einen Bibelchip implantieren. Das wäre schick: Einmal implantiert, 32 Verse direkt abrufbar. Und dann müsste es noch so eine App geben für die Umsetzung in Charakter. Das wäre klasse: Du drückst einmal auf den Knopf, fährst hoch und bist ein neuer Mensch. Das wäre toll.
Bis dahin werden wir uns wahrscheinlich damit begnügen müssen, Vers für Vers durch die Bibel zu gehen und die Dinge, die wir einmal begriffen haben, festzuhalten.
Wenn wir das tun, heißt es in Vers 23 und 24: „Dann wirst du in Sicherheit deinen Weg gehen, und dein Fuß wird nicht anstoßen. Wenn du dich niederlegst, wirst du nicht erschrecken, und wenn du liegst, wird dein Schlaf süß sein.“
Wenn man über den Vers nachdenkt, kommt man etwas ins Stutzen, weil ich einige Leute kenne, die schlecht schlafen. Ich möchte ihnen nicht unterstellen, dass jeder, der weise ist, prinzipiell gut schläft. Das stimmt nicht.
Mit dem Schlaf ist es so wie mit dem Leid: Leid kann eine Folge von Sünde sein, aber es muss keine Folge von Sünde sein. Es gibt viele Gründe dafür, dass man schlecht schläft.
Ein Grund – und darum geht es hier – ist, dass man sich Sorgen macht um die Zukunft, dass man nicht glauben kann, dass der Lebensweg grundsätzlich sicher ist, dass man Angst hat vor dem, was morgen kommt, dass man ein wenig erschrocken ist über die eigene Lebenssituation.
Genau an dieser Stelle wollen die Sprüche uns sagen, dass das falsch ist, so wie Jesus es sagt: Wir sollen uns nicht sorgen um den morgigen Tag.
In dieselbe Kerbe schlagen die Sprüche: Du brauchst nicht besorgt zu sein.
Wenn du wirklich Lebenssorgen hast, die dich am Schlafen hindern, dann geh mit den Sorgen so um, wie die Sprüche es empfehlen.
Ich komme lieber mit Philipper 4,6-7: Gib deine Sorgen bei Gott ab! Sorge dafür, dass deine Sorgen dir nicht den Schlaf rauben, denn in Vers 25 und 26 heißt es zum Schluss:
„Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor der Verwüstung der Gottlosen, wenn sie kommt, der Gesetzlosen, wenn sie kommt.“
Die Verwüstung der Gesetzlosen hier ist das Gericht Gottes über die Gesetzlosen. Ich weiß ganz genau, dass unsere Generation davon betroffen sein wird.
Ich will ehrlich sein: Meine Tochter hat sich gerade verlobt, sie wird nächstes Jahr heiraten. An meinem Horizont erscheinen kleine Babys – irgendwann, so überschaubar, sagen wir es mal so.
Ich denke über meine Enkel nach und darüber, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die von Jahr zu Jahr gottloser wird, die unter dem Gericht Gottes lebt. Dass Gottes Gericht über unser Volk kommen wird – ob wir das wollen oder nicht.
Manchmal habe ich Angst – nicht mehr für mich, sondern für meine Enkel. Ich habe Angst davor, wie sich diese Gesellschaft entwickeln wird, wenn sie erwachsen werden. Ich habe Angst, wie meine Kinder das erleben werden, wie sie Kindererziehung erleben, wie viel Ausgrenzung sie erfahren werden, wenn die Intoleranz gegenüber Christen noch mehr zunimmt.
Wie wird es sein, wenn Gottes Gericht über die Gesetzlosen kommt, unser Land trifft? Dann sagt dieser Vers: Fürchte dich nicht, du brauchst keine Angst zu haben.
Die Bibel hat Beispiele dafür: Noah ist so ein Beispiel. Da kommt das Gericht, und Gott weiß genau, wie er seinen Mann rausholt. Lot ist ein weiteres Beispiel. Da kommt das Gericht, und Gott sorgt dafür, dass er nicht mituntergeht.
Damit ich das glauben kann – wie es dann heißt in Vers 26: „Denn der Herr ist an deiner Seite und wird deinen Fuß vor dem Straucheln bewahren“ –, dass ich glauben kann, wenn Gottes Gericht über diese Welt hereinbricht und ich Teil der Gesellschaft bin, die davon betroffen ist, dass ich keine Angst vor diesem Schrecken haben muss und keine Angst vor dem, was kommt.
Dazu bedarf es einer Sache: Ich muss wissen, dass der Herr an meiner Seite ist.
Wenn ich das verinnerlicht habe – dass Gott an meiner Seite ist, dass er das Schrecken kennt, dass er meine Zukunft kennt –, schaffe ich die Grundlage dafür, ruhig zu schlafen, meine Sorgen abzugeben und meine Seele vor Gott zur Ruhe zu bringen.
Das mag Übung brauchen, das mag nicht beim ersten Mal funktionieren, aber das ist die Grundlage.
Die Sprüche wollen uns ein Lebenskonzept vermitteln, das uns an der Seite Gottes hält und uns, soweit diese Welt es hergibt, rundum in Glück und Gottes Segen einhüllt.
Bis dahin: Sollbruchstelle. Morgen geht es weiter mit Sprüche 3,27.
Die Verheißung von Sicherheit und Ruhe
Wenn wir das tun, heißt es in den Versen 23 und 24, dann wirst du deinen Weg sicher gehen, und dein Fuß wird nicht anstoßen. Wenn du dich niederlegst, wirst du nicht erschrecken, und wenn du liegst, wird dein Schlaf süß sein.
Wenn man über diesen Vers nachdenkt, kommt man etwas ins Stutzen. Ich kenne einige Leute, die schlecht schlafen, und ich wollte ihnen nicht unterstellen, dass jeder, der weise ist, grundsätzlich gut schläft. Das stimmt nicht.
Mit dem Schlaf ist es ähnlich wie mit dem Leid. Leid kann eine Folge von Sünde sein, aber es muss nicht zwingend eine Folge davon sein. Ebenso gibt es viele Gründe, warum man schlecht schläft.
Ein Grund, und darauf geht es hier, ist, dass man sich Sorgen um die Zukunft macht. Dass man nicht glauben kann, dass der eigene Lebensweg grundsätzlich sicher ist. Dass man Angst vor dem hat, was morgen kommen wird, und ein wenig erschrocken ist über die eigene Lebenssituation.
An genau dieser Stelle möchten die Sprüche uns sagen, dass das falsch ist. So wie Jesus es sagt, dass wir uns nicht um den morgigen Tag sorgen sollen. In dieselbe Kerbe schlagen die Sprüche: Du brauchst nicht besorgt zu sein.
Wenn du wirklich Lebenssorgen hast, die dich vom Schlafen abhalten, dann geh mit diesen Sorgen so um, wie es die Sprüche empfehlen. Besser noch, ich komme lieber mit Philipper 4,6-7: Gib deine Sorgen bei Gott ab.
Sorge dafür, dass deine Sorgen dir nicht den Schlaf rauben, denn...
Die Ermutigung zur Furchtlosigkeit angesichts des Gerichts
Vers 25 und 26 zum Schluss:
Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor der Verwüstung der Gottlosen, wenn sie kommt, der Gesetzlosen, wenn sie kommt. Die Verwüstung der Gesetzlosen hier ist das Gericht Gottes über die Gesetzlosen. Und ich weiß ganz genau, dass unsere Generation davon betroffen sein wird.
Ich will euch ehrlich sagen: Meine Tochter hat sich gerade verlobt, sie wird nächstes Jahr heiraten. Also erscheinen an meinem Horizont kleine Babys, irgendwann, so überschaubar, sagen wir es mal so. Ich denke über meine Enkel nach und darüber, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die von Jahr zu Jahr gottloser wird und unter dem Gericht Gottes steht.
Das Gericht Gottes wird über unser Volk kommen, ob wir das wollen oder nicht. Und wisst ihr was? Manchmal habe ich keine Angst mehr für mich selbst, sondern für meine Enkel. Ich habe Angst davor, wie sich diese Gesellschaft entwickeln wird, wenn sie groß werden. Ich habe Angst, wie meine Kinder das erleben werden, wie sie Kindererziehung erleben werden und wie viel Ausgrenzung sie erfahren, wenn die Intoleranz gegenüber Christen noch mehr zunimmt.
Wie wird es sein, wenn Gottes Gericht über die Gesetzlosen kommt, unser Land trifft? Dann sagt dieser Vers: Fürchte dich nicht, du brauchst davor keine Angst zu haben.
Die Bibel hat Beispiele dafür: Noah ist so ein Beispiel. Da kommt das Gericht, und Gott weiß ganz genau, wie er seinen Mann rausholt. Lot ist ein weiteres Beispiel. Da kommt das Gericht, und Gott sorgt dafür, dass er nicht mit untergeht.
Damit ich das glauben kann, heißt es in Vers 26: "Denn der Herr ist an deiner Seite und wird deinen Fuß vor dem Straucheln bewahren." Ich muss glauben können, dass wenn Gottes Gericht über diese Welt hereinbricht und ich Teil der Gesellschaft bin, die davon betroffen ist, ich vor diesem Schrecken keine Angst haben muss. Ich muss keine Angst haben vor dem, was kommt.
Dazu bedarf es einer Sache: Ich muss wissen, dass der Herr an meiner Seite ist. Wenn ich das verinnerlicht habe, dass Gott an meiner Seite ist, dass er das Schrecken kennt und meine Zukunft kennt, schaffe ich die Grundlage dafür, ruhig zu schlafen, meine Sorgen abzugeben und meine Seele vor Gott zur Ruhe zu bringen.
Das mag Übung brauchen, das mag nicht beim ersten Mal funktionieren, aber das ist die Grundlage.
Die Sprüche wollen uns ein Lebenskonzept vermitteln, das uns an der Seite Gottes hält und uns quasi rundum, soweit es diese Welt hergibt, in Glück und Gottes Segen einhüllt.
Bis dahin Sollbruchstelle.
Morgen geht es weiter mit Sprüche 3,27.