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Gerechtfertigt oder nicht

Lukas 18,9-14

I. Eine schöne bestärkende Erzählung (V.9-13)

Die äusseren Umstände (V.9)

Jesus befindet sich auf dem Weg nach Jerusalem hinauf (Lk.17,11). Auf diesem Weg nach Jerusalem wird er viele Festpilger angetroffen haben. Irgendwie muss er mit einer Gruppe ins Gespräch gekommen sein, die sich für besondern gerecht hielten. Diese Menschen vertrauten darauf, dass sie gerecht seien. Diese Überzeugung verleitete sie sogar dazu, dass sie die übrigen Menschen verachteten. Dieser Gruppe erzählt Jesus nun eine Geschichte und wir wollen versuchen, sie mit den Ohren der Zuhörer, also dieser Gerechten zu verstehen, die den Schluss der Geschichte noch nicht kannten.

Die Erzählung (V.10-13)

1. Die beiden Hauptpersonen

Jesus greift diesen Anlass, die Reise nach Jerusalem, um dort im Tempel zu beten auf. Zwei Menschen bilden die Hauptpersonen dieser Erzählung, zum einen ein Pharisäer und zum andern ein Zöllner. Es sind Exponenten der damaligen jüdischen Gesellschaft. Der Pharisäer steht für die Gruppe, zu denen Jesus spricht. Pharisäer galten als sehr gesetzesgetreu. Josephus charakterisiert die Pharisäer folgendermassen: Von den beiden früher genannten Sekten stehen die Pharisäer in dem Ruf gewissenhafter Gesetzesauslegung; sie stellen die erste Sekte dar. Sie schreiben dem Schicksal und Gott alles zu; Rechtes zu tun oder nicht hänge zwar vor allem von den Menschen selbst ab, es helfe aber auch zu jedem Handeln das Schicksal mit. Zwar sei jede Seele unsterblich, es gehe aber nur die der Guten in einen anderen Leib über, die der Schlechten jedoch würden durch ewige Bestrafung gezüchtigt.[1] Sie gehörten also der Gruppe an, die sich für gerecht hielten. Der Zöllner hingegen gehörte zu den Verachteten. Sie waren nicht nur von den Pharisäern verachtet sondern ebenso vom Volk. Deshalb war der Zöllner der Inbegriff für Sünder. Was macht den Zöllner denn so verachtet? ... Dagegen geschah die Erhebung der Zölle "nicht durch staatliche Beamte, sondern durch Pächter, die sog. publicani, welche den Zoll eines bestimmten Bezirkes gegen eine feste jährliche Summe pachteten, wobei sie den etwaigen höheren Ertrag als Gewinn einzogen, während sie umgekehrt bei Minderertrag den Schaden zu tragen hatten. ... Die Pächter hatten selbstverständlich wieder ihre Unterbeamten, die wohl durchgängig aus der einheimischen Bevölkerung genommen wurden. Aber auch die Generalpächter mußten keineswegs notwendig Römer sein. ... Die Höhe des zu erhebenden Zolles war zwar von der Behörde vorgeschrieben. Da aber diese Tarife ... in der älteren Zeit oft sehr unbestimmt waren, so blieb der Willkür u. Habsucht der Zolleinnehmer ein weiter Spielraum offen. Die Ausnützung dieses Spielraumes u. die auch nicht seltene Überschreitung desselben hat sie bei der Bevölkerung zu einer verhaßten Klasse von Menschen gemacht. ... Im NT ist, Zöllner u. Sünder fast gleichbedeutend" (Schürer).[2] Aber nicht nur, dass er die eigenen Leute betrogen hat, sondern auch, dass er sich in den Dienst der Besatzungsmacht nehmen liess, verursachte die Abscheu vor dieser Menschengruppe. Jesus liebte es in seinen Erzählungen solche Gegensätze einadner gegenüber zu stellen.

2. Beide gehen hinauf zum Tempel (V.10)

Nun gehen beide, der Pharisäer und der Zöllner, hinauf zum Tempel, denn beide wollten beten. Nun sehe ich schon wie die Spannung in den Gesichtszügen der Zuhörer steigt. Im stillen werden sie sich schon gegen den Zöllner empören: Wie kann dieser es wagen den heiligen Tempel zu betreten! Der soll doch in seinem Zollhaus bleiben und nicht den Tempel durch seine Gegenwart verunreinigen. Nun sind sie gespannt wie Jesus nun weiterfährt mit seiner Erzählung. Was wird wohl mit diesem Zöllner geschehen? Wird in das Gericht Gottes im Tempel treffen?

3. Das Gebet des Pharisäers (V.11-12)

Nun hören wir zuerst wie der Pharisäer betet: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Wie Honig gehen diese Worte den Zuhörern hinunter. Es ist ihnen eine Ohrenweide. Wie recht hat dieser Pharisäer! Er ist wirklich anders als die anderen. Er ist ein Gerechter. Mit Bewunderung bestaunen sie den Pharisäer und identifizieren sich mit ihm. Und alle nicken hocherfreut, dass er auch den Zöllner ins richtige Licht gestellt hat. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir nicht zu diesem Abschaum der Menschen gehören. Was hat der Pharisäer doch für einen klaren Blick für die Wahrheit. Das Gebet ist aber noch nicht zu ende, er sagt: Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Ein richtiger Genuss für die Zuhörer. Da sehen wir es ja. Was er gesagt hat sind nicht nur fromme Sprüche, sondern er kann auch Taten, Leistungen auf den Tisch legen. Er fastet zweimal die Woche, obwohl das Gesetz dies überhaupt nicht fordert und auch mit dem Verzehnten nimmt er es überganau, denn Der Zehntpflicht unterlagen, vom Viehzehnt abgesehen, die Erträge an Korn, Most u. Öl Dt.14,22ff. Aber wie man nun auch das Wort des Pharisäers verstehen mag - eine sichere Entscheidung wird kaum gegeben werden können -, immer kommt darin der Gedanke zum Ausdruck, daß er mehr leiste, als das Gesetz von ihm fordere. Das entsprach der allgemeinen Überzeugung, die das pharisäische Judentum von seinen Leistungen hatte.[3] Rundum ein gerechter Mann. Und Sie waren überglücklich, sich selbst zu dieser Gruppe zählen zu dürfen. Auf einmal huscht ein spöttisches Grinsen über ihr Gesicht, denn Jesus fährt fort:

4. Das Gebet des Zöllners (V.13)

Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ha, dieser Zöllner, mindestens ist er sich darüber im klaren, dass er im Tempel am falschen Platz ist, er stellt sich wenigsten abseits und mit recht wagt er nicht aufzublicken. Er wäre in Scham erblasst, wenn er den gerechten Pharisäer angeblickt hätte. Ach wie ist dieser Zöllner zu bedauern! Kommt in den Tempel und meint mit einem Brustschlag sich vor Gott rechtfertigen zu können. Nichts aber auch gar nichts hat er zu bieten. Keine besonderen Leistungen. Was für ein armer, dummer Zöllner. Typisch, von einem solchen heruntergekommenen Sünder kann man ja gar nichts anderes erwarten. Wir können wirklich froh sein, dass wir nicht zu diesen lächerlichen Gestalten gehören.

5. Die Bestärkung

Wie schön war doch diese Erzählung für die Zuhörer, sie konnten sich so richtig in die Person des Pharisäers einfühlen. Ihre eigene Überzeugung und Überheblichkeit wurde wunderbar genährt. Wie treffend wusste doch Jesus die beiden Gruppen einander gegenüberzustellen. Wie gut sind wir dabei weggekommen. Ist Jesus wohl einer von uns?

II. Die ernüchternde Deutung (V.14)

Der Schock

Wie wir wissen hat Jesus die Geschichte nicht dem Zuhörer überlassen, so dass sich jeder in seiner Selbstgerechtigkeit bestärkt und bestätigt. Jesus rüttelt diese, die sich für gerecht halten unsanft aus ihrer Selbstgerechtigkeit, indem er die Geschichte deutet. Er sagt: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Man kann sich das so schön vorstellen. Die Zuhörer bestaunen immer noch den gerechten Pharisäer und damit sich selbst. Sie haben sofort entschieden, dass dieser unbestritten als Gerechter den Tempel verlässt und jener als Sünder wie eh und je. Jesus hat ihre Gedanken durchschaut und sagt ganz schlicht und prägnant: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Wie muss ein Zucken durch die Gesichter der Zuhörer gehuscht sein. Das hätten sie nun absolut nicht erwartet. Das ist doch die Höhe. Der Zöllner soll gerechter sein als der Pharisäer. Auf diesen Gedanken wären sie nun tatsächlich nie und nimmer gekommen. Das würde ja heissen, dass dieser Sünder, vor dem wir uns ekeln, denn wir höchstens noch anspucken würden, dass dieser Zöllner gar gerechter als wir es sind. Das muss ein unheimlicher Schock für die Zuhörer gewesen sein. Leider erzählt uns Lukas nicht wie sie gegenüber Jesus reagiert haben. Jesus erklärt ihnen dann noch, warum der Zöllner gerechter ist als der Pharisäer: Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Was Jesus damit meint

Was meint Jesus nun mit dieser harten Anklage gegen seine Zuhörer? Wir versuchen nun zu verstehen, was er damit meint, wenn er den Pharisäer als Beispiel nimmt, von Menschen die sich selbst erhöhen und den Zöllner als Beispiel für die, die sich selbst erniedringen.

1. Sich selbst erhöhende

Jesus hatte eigentlich nichts gegen die Fastenpraxis und das Verzehnten der Pharisäer. Was wir den Pharisäern neidlos zugestehen müssen ist, dass sie nicht leichtfertig waren. Sie investierten etwas für ihre Überzeugung. Ja, sie eiferten für Gott. Dieser Eifer für Gott ist aber von einer Blindheit geprägt, sie verkennen die wahren geistlichen Tatsachen. So schreibt Paulus über diese jüdischen eiferer: Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist, und ich flehe auch zu Gott für sie, daß sie gerettet werden. / Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. / Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. / Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. Rö.10,1-4.

Sie suchen also ihre eigene Gerechtigkeit. Sie eifern für Gott und wollen ihm damit etwas vorweisen. Sie können dann sagen: Siehe Gott, das alles haben wir für dich getan, sind wir nicht gerecht! In diesem Verhalten sieht Gott aber eine Doppelmoral, denn die sich für gerecht halten, meinen mit Taten Gott zu gewinnen. Sie führen ein Doppelleben, so lesen wir in Jesaja: Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, daß Gott sich nahe. / "Warum fasten wir, und du siehst es nicht? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst's nicht wissen?" - Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Jes.58,2-3. Also auf der eine Seite religiöse Werke und auf der anderen Seite die Gebote Gottes zu übertreten, das kann Gott nicht gefallen. Und Jesus macht es den Pharisäern ganz klar, wo ihr Problem liegt, wenn er sagt: Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen. / Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt! Mt.23,23-24. Im Grunde suchen sie ihre eigene Gerechtigkeit, nicht vor Gott sondern vor den Menschen. Sie suchen so zu leben, dass sie äusserlich alle anderen bei weitem übertreffen. Wir wären vermutlich in ihrer Nähe verblasst vor Ehrfurcht, weil sie so vorbildlich über das Gesetz hinaus lebten. Sie hielten die Reinheitsgesetze vorbildlich, und achteten peinlich genau darauf, dass sie sich nicht verunreinigen. Diese Werke gaben ihnen die Sicherheit, allen anderen bei weitem überlegen zu sein und dies liessen sie die anderen auch spüren. Jesus aber sagte ihnen deutlich worauf Gott seinen Blick richtet: Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott. Lk.16,15. Gott betrachtet also nicht die Werke, die jeder macht und mögen sie noch so beachtlich erscheinen. So wie eben bei den Pharisäern, die noch mehr Gesetze gehalten hatten als nötig. Gott sieht direkt ins Herz. Und die äusseren Werke der Pharisäer konnten Gottes Blick in ihre Herzen nicht trügen. Da war stolz und Überheblichkeit. Die Überzeugung der eigenen Vollkommenheit, bestärkt durch die eigenen Werke. Da war auch Geldgier wie wir in einem vorlaufenden Kapitel lesen: Das alles hörten die Pharisäer. Die waren geldgierig und spotteten über ihn. Lk.16,14. Alle Sünden waren im Pharisäer vorhanden, nur konnte er sie verteckt ausleben und bildete sich sogar ein gerecht zu sein, wegen seinen Werken. Seine ganze Rechtfertigung in seinem Gebet gründet auf der eigenen Rechtfertigung: Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 18,12. Das war ja auch die Begründung wieso er anders ist als diese Zöllner.

Anwendung

Wie schätzen wir uns ein? Wie begründen wir unsere Gerechtigkeit? Haben wir auch Werke vorzuweisen? Führen wir auch ein Doppelleben wie die Pharisäer? Hier unser religiöses Leben, das sich vielleicht sehr wohl zeigen lässt und manchen beeindrucken würde. Wir besuchen den Gottesdienst, wir beten, wir Spenden für gute Werke, wir sind sogar hilfsbereit. Auf der anderen Seite aber ist unser Herz, das aussieht wie eine Mördergrube: Hass, Eitelkeit, Eifersucht, Rechthaberei, Ehebruch, Lüge, Stolz, Falschheit usw. Gott sieht zuerst in Dein Herz und erst danach auf deine Werke. Wir können gute und beachtliche Werke haben, aber ein böses Herz. Vielleicht vermögen wir dieses Herz sogar in Zaum zu behalten, dass wir selber nicht einmal realisieren wie sündig wir sind. Diese guten Werke helfen uns nicht, Jesus sagt: Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden. Diese Erniedrigung bezieht sich auf die zukünftige Welt, also dann wenn wir gestorben sind. Dort gibt es nichts mehr zum verbergen.

Evangelisation

Wenn Du eine solche pharisäische Haltung hast, dann kannst Du Gott nicht gefallen. Du kannst Dich anstrengen wie die willst. Gott lässt sich dadurch nicht beeindrucken. Gott gefallen, d.h. gerecht vor Gott kann man nur durch den bedingungslosen Glauben an Jesus. So sagt Paulus: Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Rö.3,24 Nur Jesus kann uns gerecht machen und wir sind aufgerufen an diesen einen Jesus zu glauben, ihm zu vertrauen. Nicht an irgendetwas oder irgendjemand, den wir für Jesus halten, sondern an den Jesus, der in der Bibel bezeugt wird. So sagt Jesus: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Joh.7,38. Glaubst Du wirklich an diesen Jesus?

2. Sich selbst erniedrigende

Nun sehen wir diesen offensichtlichen Sünder, den Zöllner. Jeder wusste schon, wenn er ihn sah, was für einer das ist. Der kommt nun in den Tempel, schlägt an seine Brust und sagt: Gott, sei mir Sünder gnädig! Hier steht ein Mann, der gar nichts zu bieten hatte. Er konnte kein Werk vorweisen, er konnte nur einzig und allein auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen. Ein ähnliches Gebet kennen wir von David, als er mit der Bathseba Ehebruch beging: Gott sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. / Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; / denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. Ps.51,3-5. Wer so tief gefallen ist, der kann nur noch auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes hoffen.

Anwendung

Einem offensichtlichen Sünder fällt es oft leichter seine Sünde einzugestehen, weil es sowieso klar ist und allen offenkundig. Darum sagte Jesus vermutlich auch: Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? Sie antworteten: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Mt.21,31. Wer einigermassen in guter und anerkannter gesellschaftlicher Stellung lebt, der tut sich oft schwer seine Sündhaftigkeit einzugestehen. Aber dem Herrn gefällt es sehr gut, wenn wir unsere Sündhaftigkeit klar einsehen und eingestehen. So Lesen wir bereits im AT: Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Ps.51,19. Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen. Jes.57,15.

Haben wir einen zerschlagenen Geist, oder betrügen wir uns selber, indem wir denken: Gott kann doch froh sein, dass ich mich in seine Nachfolge gestellt habe? Gehen wir mit Sünde nicht etwas leichtfertig um? Wir kennen ja alle diese Gleichnisserzählung von Jesus. Und wer diese Erzählung kennt, der wird sich hüten es dem Pharisäer gleich zu machen. Wir können uns andere pharisäische Verhaltensweisen aneignen: z.B. können wir uns scheinbar erniedrigen und erhöhen uns gerade durch diesen scheinbar frommen Akt, obwohl unser Herz immer noch voller Stolz ist und unsere Erniedrigung dazu dient bewundernde Aufmerksamkeit zu erheischen. oder: wissen wir ja, dass wir unsere Sünden bekennen sollen. Nun verfehlen wir uns und erfüllen die Pflicht, um Vergebung zu bitten. Somit haben wir unsere Sache erledigt unser Pensum erfüllt. Der Zöllner hat nämlich nicht sein Pensum erfüllt, sonst hätte ihn Jesus auch als Heuchler bezeichnet, sicherlich war er bereit sein Leben zu ändern, so wie wir das wissen von Zachäus, dem Zöllner, welcher seine Betrügereien in Ordnung gebracht hat. Ja, Gott freut sich nicht über Pflichterfüllung, sondern über echte zerschlagene Herzen sind, die ihn fürchten. So lesen wir in Jesaja: Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der Herr. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort. Jes.66,2. Diese aufrichtige Haltung ist Gott wichtiger als alle unsere Werke, denn diese Haltung führt automatisch zu den Werken, die Gott gefallen. Und hier sagt Jesus: Wer sich selbst erniedrigt, d.h. wer Gott nichts vormacht und zu seiner Sündhaftigkeit steht, diese Sünde auch bereut, der wird erhöht werden. d.h. er wird in der Wigkeit seinen Lohn empfangen.

Schluß

Jesus sagte zu denen die sich für Gerecht hielten: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Wie gehst Du in Dein Haus? Vergessen wir nie: Wer sich selber erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Lk.18,14b.

Amen

[1]Josephus, bell. II, 162-163.

[2]Strack/Billerbeck, I, S. 377-378.

[3]Strack/Billerbeck, II, S. 244+246.