Die Bedeutung von Sicherheit im Glauben
Heute werden viele Versicherungen für alle möglichen und unmöglichen Fälle abgeschlossen. Es ist ideal, dass man sich nach einem verkrachten Urlaub sogar das Geld zurückerstatten lassen kann, wenn man eine gute Versicherung hat, die zahlt. Sicherheit ist wichtig.
Wie viel mehr brauchen wir Sicherheit in Glaubensdingen? Sicher aufgehoben zu sein bedeutet: Das Wort ist das Faustpfand des Glaubens. Wir finden das in 1. Johannes 5,18.
Wenn Sie in Ihrer Bibel nachschauen, beginnt jeder Vers im Johannesbrief oft mit „Wir wissen“ – zum Beispiel 1. Johannes 5,18-20. Dort heißt es: „Wir wissen, dass der nicht sündigt, der aus Gott geboren ist. Wer aus Gott geboren ist, den bewahrt Gott, und der Böse wird ihn nicht antasten.“ Ein ermutigendes Wort für uns. Amen!
Das ist auffallend für den Stil des Johannes. Es ist mehr als nur eine sprachliche Gewohnheit dieses Apostels. Er sagt immer wieder in seinem Brief: „Wir wissen, wir wissen das.“
Heute gibt es gerade unter evangelischen Christen viele, die meinen, dass Glaube eine wacklige Angelegenheit sei. Sie denken, Glauben sei das Gegenteil von Wissen. Viele glauben, dort, wo man nichts mehr wissen kann, fange der Glaube an. Doch das ist völlig falsch und unbiblisch.
Glauben und Wissen sind keine Gegensätze, auch Glauben und Denken nicht. Zum Glauben braucht man Denken, und zum Glauben gehört Wissen.
Wenn Sie den Gegensatz zum Glauben suchen, dann ist es nicht Wissen, sondern Sehen. In dieser Welt ist der Unterschied zwischen Glauben und Sehen deutlich: Wir glauben an Jesus, aber wir sehen ihn nicht. Wir glauben, gerechtfertigt zu sein, doch sehen es nicht an unserem Leib.
Erst in der Ewigkeit wird das Glauben vom Sehen abgelöst. Dann werden wir Jesus von Angesicht zu Angesicht schauen.
Glauben und Wissen gehören also eng zusammen. Nach der Meinung der Apostel kann es keinen Glauben ohne feste Überzeugung geben.
Es gibt viele Theorien, die heute unter Christen viel Verwirrung gestiftet haben. Man hört oft: „Nur wer zweifelt, glaubt.“ Doch das hat mit der Bibel nichts zu tun. Das ist auch gar nicht denkbar.
Zum Glauben gehört festes und überzeugtes Wissen. Ich brauche einen Grund. Ich muss genau wissen, worauf ich bauen kann. Ich muss eine feste Zuversicht haben.
Sie haben das Wort vielleicht im Kopf: Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft. Im Griechischen bedeutet das genau genommen ein Überwältigtwerden von dem, was man nicht sieht, ein Gefangennehmen von der neuen Wirklichkeit, die im Glauben erfasst und begriffen wird.
Wege aus der Unsicherheit im Glauben
Nun liegen viele Nöte bei evangelischen Christen vor, und deshalb möchte ich einen Weg aufzeigen: Zum Glauben, zur Gewissheit und zur festen Überzeugung. Wie kommt man da heraus? Ich habe das dreimal untergliedert: Wie kommt man aus der quälenden Unsicherheit heraus?
Natürlich kommen die Fragen und Zweifel immer wieder durch das Sehen. Da werden wir angefochten. Denken Sie einmal daran, wie es einem heute Morgen zumute ist, der durch schweres Leiden geht. Alles, was er sieht, fasst und fühlt, spricht gegen seinen Glauben. Wo spüre ich die Nähe Gottes? Wo kann ich sie fassen, wo kann ich sie haben?
Woher kommt nun das gewisse Wissen, die gewisse Überzeugung? Wir wissen es, sagt Johannes. Wie erlangt man solch ein festes Wissen? Einer der Jünger hat es einmal versucht, mit seinem Kopf. Hier kommt der gefährliche Punkt, an dem man später sagen könnte, ich hätte es nur gedanklich gemacht. Bestimmt nicht! Ich habe studiert und freue mich, wenn Sie Ihren Verstand gebrauchen. Das kann es nie allein sein.
Aber da war Thomas, und er hat darüber nachgedacht. Er konnte diese Weisheit, die ihm die Apostel erzählten – dass Jesus auferstanden ist –, nicht in seinen Kopf hineinbekommen. Er sagte: „Wie soll das zugehen? Das begreife ich nicht, das passt nicht zu meiner Erfahrung.“ Das lässt sich mit meinen Denkkategorien nicht erfassen.
Dann stellt sich Jesus ihm und gibt ihm noch einmal das Pfand: „Rühre mich an, fasse mit deinen Fingern meine Wunde an! Du sollst es wissen.“ Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben und völlig gewiss und überzeugt sein können.
Johannes war ein ganz anderer Typ. Er war nicht einer, der vom Kopf her die Anfechtungen hatte. Das sind natürlich auch Unterschiede im Charakter, die in unseren natürlichen Veranlagungen liegen. Johannes war ein Mensch, der vielmehr vom Herzen her lebte, und darum fiel ihm der Glaube viel leichter. Auch Kopfmenschen müssen lernen, dass sie den Glauben nicht allein mit dem Denken fassen können.
Wir wissen, wie nahe Johannes Jesus stand, wie er in einer ganz persönlichen, unmittelbaren Beziehung zu Jesus lebte. Aus dieser nahen Beziehung zu Jesus kam sein Glaube, seine gewisse Überzeugung.
Wenn Sie jetzt wissen wollen, wie wir aus der quälenden Unsicherheit herauskommen: Wenn Sie Jesus lieben, werden sich Ihre Zweifel und gedanklichen Probleme lösen lassen. Darum spricht Johannes in seinem Brief so viel von der Liebe, davon, dass man Jesus liebt.
Johannes meint wirklich, dass das eine Ausübung des Glaubens ist, so wie es für uns selbstverständlich ist, über die Worte Gottes nachzudenken. Das gehört zum Glauben.
Ein Ausleger hat einmal gesagt: Christen sollten über die Worte der Bibel nachdenken wie eine wiederkäuende Kuh. Diese frisst die schönsten Kräuter auf der Wiese ab, legt sie dann auf die Seite und lässt sie noch einmal schön durch den Mund gehen. Sie genießt es, alles noch einmal gründlich zu durchdenken, was sie am Tag abgegrast hat.
So sollen Christen es mit ihren Gedanken, aber auch mit ihrem Herzen machen. Wenn ich Jesus lieb habe, erlange ich feste Überzeugung.
Wir müssen ganz neu lernen, Jesus lieben zu können. Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und ihm vertrauen. Diesen Teil haben wir oft durch unsere große Weisheit, die uns durch Gottes Güte geschenkt ist, völlig unterschlagen.
Johannes spricht so viel davon, und darum betont er es immer wieder. Wir wissen es, aber nicht, weil es uns in Gedanken erschlossen worden wäre. Das bleibt für uns immer so groß, dass wir es mit Gedanken kaum nachvollziehen können. Sondern wir haben es in der Liebe zu Jesus ergriffen und erfasst.
Die Verbindung von Liebe und Gewissheit im Glauben
Aber nun glauben Sie mir vielleicht nicht ganz, dass man da wirklich gewiss wird.
Ich möchte Ihnen ein einfaches Beispiel geben: Wenn Sie einem Menschen begegnen, der liebt, aber nicht ganz sicher ist, ob seine Frau ihn auch liebt, wissen Sie, wie man das nennt? Eifersucht. Lieber begegnet man einem ausgebrochenen Löwen aus der Wilhelma als diesem Mann. Einem Mann in der Eifersucht zu begegnen, ist riskant, weil Liebe keine Unsicherheit duldet. Liebe will gewiss sein. Ist das wirklich so? Hat meine Frau mich lieb oder hat sie mich nicht lieb? Ist es ganz sicher, dass sie zu mir gehört?
Und das stimmt gar nicht, dass da, wo Liebe ist, man das auch so grob nehmen könnte. Wissen Sie, was unserer evangelischen Kirche heute fehlt, was unseren Gemeinden fehlt, was unserem eigenen Christenstand fehlt? Liebe zu Jesus. Dann könnten wir nicht dauernd so sagen, als ob man in den Grundfragen und Grundsätzen des Glaubens unsicher sein könnte, ungewiss, auch das weiß man nicht so, und die großen Aussagen des Glaubens müssten wir eben im Ungewissen lassen.
Wenn wir Jesus liebhaben, dann brauchen wir Grund für unseren Glauben, gewissen Grund. Und das ist überhaupt erst der Anfang eines Christenlebens. Darum sprechen wir von den ewigen und gültigen Wahrheiten des Evangeliums. Und dann wollen wir es, der Mode unserer Zeit zum Trotz, wieder sagen: Das ist für uns, auch wenn sie spotten, ja, das sind Dogmen für uns. Sie sind für uns unumstößlich wahr, davon gehen wir aus. Anders könnten wir ja gar nicht leben, wenn wir Liebe zu Jesus haben.
Dann muss uns dies zu einer Erklärung treiben, was wahr ist. Es gibt keine Liebe ohne Wahrheit. Eine Liebe muss genau wissen: Wie steht der andere zu mir? Ist es wahr, dass Jesus mich trägt? Ist es wahr, dass er den Tod überwunden hat? Ist es wahr, dass meine Schuld durchgestrichen ist? Ich muss wissen, wie ich aus der quälenden Unsicherheit herauskomme – durch Liebe.
Wir wissen, das war der erste Teil dieses Faustpfandes, das wir heute bedenken.
Der Umgang mit den Irrwegen der Welt und der Sünde
Das Zweite: Wie kommen wir aus den tödlichen Irrwegen heraus?
Heute sind viele Menschen von unserer Welt umgetrieben. Sie sagen, es gehe schrecklich zu auf der Welt. Kaum vergeht ein Jugendbibelkreis, in dem nicht neue – meist sind es neue Freunde – ungestimmt fordern und sagen: „Was tut ihr eigentlich angesichts der großen Weltnöte? Es hat doch keinen Wert, wenn ihr da sitzt und fromme Sprüche macht. Ihr müsst doch etwas tun!“
Es erfordert meist einige Zeit, jungen Menschen zu erklären und zu sagen: Ja, das stimmt, da ist viel Not – und nicht nur dort, wo heute gerade der Finger hingelegt wird durch gewisse geschickte propagandistische Manipulation. Sondern in der ganzen Welt herrscht Ungerechtigkeit. Das ist ja der Betrug, dass man manchmal so tut, als sei das nur auf ein paar Kontinente beschränkt.
Wie tief zieht sich die Ungerechtigkeit über unsere ganze Welt? Darum hat Johannes auch diese Fragen nicht einfach ausgeklammert: die Frage der ungerechten Verteilung der Güter, der ungerechten Strukturen unserer Welt und der Menschen, die leiden müssen. Er spricht schon im nächsten Vers davon und sagt, dass die ganze Welt im Argen liegt. Sie ist krank durch und durch.
Ja, was tut ihr denn? Warum demonstriert ihr nicht? Warum macht ihr keine politische Aktion? Warum sammelt ihr nicht Unterschriften in der Königstraße?
Wissen Sie warum? Weil Christen viel realistischer an dieses Problem herangehen. Sie fangen an, im eigenen Leben diesen Irrwegen der Sünde zu widerstehen. Und das ist wichtig, das gehört zur Gewissheit des Glaubens: Das Böse hat ja bei mir Macht.
Es wäre sehr einfach, wenn das nur in Südkorea oder in Südafrika wäre. Wenn die anderen davon reden, dann sehe ich ja einen Spiegel unserer Selbstsucht vor uns: Warum sind die so? Warum leben die Menschen dort so hart? Warum sehen sie den anderen nicht? Ich sehe ihn ja auch nicht.
Nicht, dass ich Ihnen das absprechen will. Ich freue mich, wenn Sie die Macht haben. Ich wünsche Ihnen, Sie hätten die Vollmacht eines Präsidenten der Vereinigten Staaten, um im politischen Bereich zu wirken. Aber nicht jedem von uns ist diese Macht zugewachsen.
Dann müssen wir fragen: Wie weit reicht die Vollmacht? Ich bin immer auch sehr getrost, dass unser Herr uns einmal nicht anklagen wird mit Dingen, die wir nicht zu verantworten haben. Ich weiß nicht, ob unser Herr uns einmal am Jüngsten Tag fragen wird, ob wir etwas versäumt haben in Südamerika. Wir haben Schuld, das ist sicher wahr.
Aber verstehen Sie: Unser Herr wird uns fragen, was wir mit dem Nächsten getan haben. Wie hast du deine Eltern behandelt? Was ist bei dir geschehen? Was hast du in deinem Raum gemacht, über den du Verantwortung und Vollmacht hattest?
Da ist es jetzt so wichtig, dass uns Johannes einen Weg herauszeigt aus der Sünde. Er sagt: „Wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht.“ Wir erleben ja etwas völlig anderes. Wir erleben, wie die Sünde immer noch Macht hat in unserem Leben.
Und wenn wir einmal gegen das Böse angehen, dann merken wir, warum sich die Weltprobleme nicht lösen lassen. Da gehören veränderte Menschen her. Da müssten in den Notgebieten – wie, nennen wir noch einmal Südafrika oder Südkorea oder den Iran – Menschen im Herzen verwandelt werden.
Aber wenn das mit Sprüchen möglich wäre, dann wäre es ja gut. Wenn das durch politische Resolutionen erreichbar wäre, Menschen zu verwandeln, sodass sie statt zu hassen lieben, dass sie Versöhnung wirken – wie wir das bei uns geschehen können.
Stellen Sie sich der Macht der Sünde in Ihrem eigenen Leben. Sie machen die bittere Erfahrung: Die Sünde kriegen Sie nicht unter die Füße. Je mehr Sie dagegen ankämpfen, umso wilder wird sie.
Wir haben ja im zwanzigsten Jahrhundert einen ganz üblen Trick angewandt. Wir haben bis hinein in christliche Kreise die Gebote Gottes außer Kraft gesetzt. Wir haben Dinge uns angewöhnt zu ertragen unter Christen, die längst von Gott als nichtig, leer und unser Leben zerstörend gebrandmarkt sind.
Gott hält fest an der Unantastbarkeit der Ehe. Es gibt keine ehelichen Beziehungen vor der Ehe, das ist doch klar. Es gibt kein Unrecht, es gibt auch kein Geld, das sie zusammenhäufen, das die Worte Jesu, die er dir vom Geld gesprochen hat, außer Kraft setzen können. Dass Reiche nicht ins Himmelreich kommen können, ist eine klare Aussage.
Und wir können das noch so sehr verändern und meinen, wir würden damit der Zeit entgegenkommen. Wir werden dadurch dem Evangelium nicht entgegenkommen.
Der Umgang mit der eigenen Sünde und Zweifel
Jetzt eine ganz andere Frage an dieser Stelle: Wie ist es mit der Sünde in meinem Leben? Ich bekomme sie gar nicht unter meine Füße. Hier steht aber: Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht. Ich sündige doch noch. Oder sündigen sie nicht mehr? Es gibt ja so ein paar Engel, die um uns herumlaufen und sagen: Seit fünfeinhalb Monaten sündige ich nicht mehr. Man sagt: Herr, öffne ihm die Augen.
Wie ist das? Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht. Dann bin ich ja aus Gott nicht geboren. Das ist ja das Allerschlimmste, dann bin ich ja nicht wiedergeboren.
Es gibt Christen, die an dieser Stelle in die schlimmsten Zweifel hineingeraten und gar nicht sicher werden. Ich will es Ihnen freimütig bekennen: Wir sind Sünder und nicht nur ab und zu, sondern durch und durch. Bis zum Tod sind wir sündige Menschen.
Aber Johannes zeigt uns ein Geheimnis: Die Wiedergeburt ist ein dynamischer Vorgang. In dem Augenblick, wo Jesus in unserem Leben Platz gewinnt, werden wir plötzlich empfindsam für Sünde. Töten Sie dieses Aufwachen Ihres Gewissens niemals ab!
In dem Augenblick, da will das neue Leben aus Gott in unserem sterblichen, sündigen Fleisch sich durchsetzen, da kommt eine Erneuerung. Und nun kann Johannes selber sagen – das sagt er im Kapitel 2 sehr deutlich: Wenn wir sündigen, dann haben wir einen Fürsprecher.
Er will uns die Kraft der Dynamik Gottes zeigen. Wer aus Gott geboren ist, der hat ein Gefühl dafür bekommen. Er leidet plötzlich unter der Sünde, dem wird es schwer. Es lässt sich hier mit unserem Verstehen nicht genau einordnen. Es bleibt für unser Begreifen immer noch ein schwieriges Zusammensein.
Wie ist das noch, das neue Leben und das alte Leben? Da macht uns Johannes Mut und sagt: Wenn du mit der Sünde Probleme hast – und wer hat das von uns nicht? –, wenn wir in giftigen Verhältnissen leben, wenn Verkrampfungen im Zusammenleben da sind, wenn wir vom Geiz beherrscht sind, wenn üble Gedanken unseren Kopf durchstreifen – was kann ich da tun? Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht.
Jetzt lass doch Jesus, deinen Herrn, ganz in dein Denken, in dein Fühlen, in dein Herz hinein. Und dann verspricht Jesus, dass da kein Raum mehr für die Sünde ist. Jesus hat uns nicht verführen wollen, als ob wir perfektionistisch sein könnten und alle Sünde so unter die Füße kriegen.
Jesus denkt ja immer viel mehr, auch in seinen Worten vom Bleiben in ihm. Da, wo ich in ihm bleibe, kann ich nicht sündigen. Oder glauben Sie, wer in Jesus bleibt, der sündigt? Wer Jesus liebt, der kann lügen? Ach nein! Ich muss noch viel näher mit ihm zusammenwachsen. Er muss mich noch viel völliger erfüllen und noch viel stärker mein Leben ausfüllen, damit ich das wirklich auch bei mir erfahren kann.
Wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht. Und es gibt einen Weg aus der Sünde heraus. Das hat Auswirkungen. Nicht, dass Sie meinen, ich wollte das nur auf einen frommen Bereich in mir einschränken. Das hat Auswirkungen bis weit in die Welt hinein.
Wiedergeborene Christen müssen Ideen haben, wie sie die Gerechtigkeit darstellen können, denn sie können ja nicht mehr sündigen. Es darf nicht länger sein, dass sie in ihren Beruf und Aufgaben hineingezwängt sind, die sie nicht von der Nähe Jesu her beantworten und tun können.
Wer von Gott geboren ist, der hat in sich dieses Drängen Jesu, dass in der Welt etwas von seinem Frieden, von seiner Gerechtigkeit, von seiner Wahrheit sichtbar wird. Und dazu sind wir berufen. So kommen wir aus den tödlichen Irrwegen heraus, aus den Irrwegen der Sünde.
Umgang mit Zukunftsängsten und Gottes Sicherheit
Noch ein drittes: Wie kommen wir aus den Zukunftsängsten heraus? Wir sprachen von der quälenden Unsicherheit. Wir wissen zweitens von der Sünde, von den tödlichen Irrwegen und auch von den Zukunftsängsten.
Die Zukunftsängste, die uns erschrecken können, sind nicht nur die großen Gefahren, die heute immer wieder genannt werden, wenn von Atomenergie, Energieverknappung und Teuerung gesprochen wird. Da wachen manche Leute erst nach der Wahl auf. Sie haben das alles vorher für ein paar Münzen genommen – wie stabil die D-Mark sei. Und plötzlich sind sie erschrocken: „Ach, ist das so bei uns?“ Und wie die Arbeitslosenzahlen steigen – das ist ja furchtbar. Welcher Zukunft gehen wir entgegen?
Das ist nicht einmal die schlimmste Anfechtung. Das Schlimme ist, dass wir in uns selbst keine Sicherheit mehr haben. Es wäre schön, wenn ich nur an mich glauben müsste – „Vertraue auf dich! Halt an dich!“ Das ist ja der Weg der gottlosen Meditation in unseren Tagen, dass man auf sich selbst baut. Das ist keine Hilfe.
Wir wissen um die Macht des Bösen, die bei uns selbst so wirken kann. Wenn Sie ein wacher Christ sind, dann sagen Sie vielleicht: „Ich habe überhaupt keinen Mut mehr, Christ zu sein. Ich weiß ja gar nicht, ob ich das durchhalte.“ Ich habe in meinem Leben doch erfahren, wie der Teufel Macht hat, uns zu zerstören, uns zu verirren, uns unsicher und schwankend zu machen.
Was ist schon möglich gewesen, was aus unserem eigenen Leben herauskommt? Wenn Ihnen Gott die Augen dafür öffnet, wie Sie schon über andere reden konnten, wie Sie andere schon abgeurteilt haben, wie Sie schon zu anderen gesprochen haben – was steckt da für ein unheimliches Böses in Ihnen, in mir? Da bekommt man Angst.
Und da fragt man: Wo ist denn eigentlich die Menschlichkeit, die Humanität, die so beschworen wird? Da halten wir Christen ja nichts davon, indem wir so einfach schöne Worte machen, denn wir kennen die Wirklichkeit des Menschen. Es ist ja eben nicht so, dass das, was in den Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts zutage trat – in den Massenmorden und in den schrecklichen Kriegen – nur von ein paar kranken Menschen verübt wurde. Sondern das liegt im Menschen, im Menschen. Wir sind doch Menschen.
Der von Gott geschaffene Mensch kann so tief absinken. Und da ist doch keine Hoffnung? Doch, da ist eine Hoffnung: dass Jesus ihn bewahrt, den, der ihm glaubt, dem, der aus Gott geboren ist.
Wenn ich auf mich trauen müsste und auf mich bauen müsste, wenn es auf meine Glaubensentscheidung ankäme, dann wäre das nicht bloß ein Glücksspiel, sondern von vornherein aussichtslos. Mein Glaube hält nicht durch.
Dass es Sicherheit gibt bei Jesus – ich wähle hier bewusst das Wort Sicherheit, obwohl Theologen sagen, man solle es nicht gebrauchen. Warum sollen wir es nicht gebrauchen? Es ist ja viel sicherer als unsere Versicherungen, die wir haben.
Hier gibt er mir eine Sicherheit, nämlich seine Hand, die ich fassen kann. Er sagt: „Halt dich an meine Hand, ich lasse dich nicht los, du kannst meiner Hand nicht entgleiten, ich stehe dir bei.“
Darum sind Christen so fröhliche Leute, so getrost. Und darum reden wir nicht dauernd vom Menschen, auch nicht mit seinen negativen Seiten. Wir wissen, dass durch das Kommen Jesu Menschlichkeit wieder geadelt wurde. Er hat doch unser Fleisch und Blut angenommen.
Jesus hat es in der Dynamik des Heiligen Geistes dargestellt, dass die Sünde keinen Raum haben braucht im menschlichen Leib. Er hat es doch dargestellt. Das ist doch eine Ermutigung, dass Sie heute mit der Sünde brechen können.
Sagen Sie nicht dauernd: „Ach, wir sind eben alle Sünder.“ Sondern da hat Jesus uns einen Weg gewiesen. Darum ist er Fleisch geworden. Das ist so ein ganz großes Zeichen für unsere Zeit heute.
Lasst doch die Sünde fallen, brecht doch! Und dann denken Sie nicht daran: Was ist, wenn die Versuchungen kommen? Was ist, wenn ich durch eine schwere Leidenszeit hindurchgehe? Kann ich da noch im Glauben festbleiben?
Ich halte mich an Jesus, der mich hält. Er hat mich herausgegriffen, er hat mich herausgezogen aus der Sünde. Er hat mich selbst von meiner Schuld gelöst und mich freigemacht.
Darum kann ich ganz froh sein, dass er mich nicht loslässt.
Ich habe Sie darum heute mit diesem Wort gegrüßt: Die, die an ihn glauben, werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus seiner Hand entreißen.
Die Bewahrung durch Gottes Macht und die Ermutigung zum Glauben
Hier stehen wir wieder an einer Stelle, die wir nicht ganz mit unserem – man sagt das in der philosophischen Fachsprache – mit unserem ontischen Denken erfassen können. Dieses Denken will im Seienden alles nebeneinanderlegen, in Päckchen und Begriffen. Das geht aber nicht zusammen.
In der Schriftlesung hieß es: Wir werden durch Gottes Macht bewahrt – durch den Glauben. Gottes Macht bewahrt mich? Dann brauche ich ja gar keinen Glauben mehr? Nein, durch den Glauben werden wir durch Gottes Macht bewahrt. Oder doch durch den Glauben? Nein, durch Gottes Macht werden wir bewahrt. Es klingt widersprüchlich.
Und doch kommt hier etwas zusammen: Ich glaube an Jesus, und er bewahrt meinen Glauben. So wird er den glimmenden Docht nicht auslöschen und das geknickte Rohr nicht zerbrechen. Denn es ist sein Wille, ihren Glauben am Brennen zu erhalten. Darum gibt er ihnen eine Ermutigung, dieses neue Leben auch zu praktizieren, die Sünde loszulassen und von den tödlichen Irrwegen umzukehren.
Was wird das einmal sein, wenn wir in der Ewigkeit erleben, wie der Herr die Gefangenen Zions erlöst? Dann wird das Arge uns nicht mehr antasten, der Böse hat keine Macht mehr über uns. Wir dürfen heute schon die Siegesmacht Jesu erfahren.
Keine Gebundenheit, in der Jesus nicht heute seinen Sieg demonstrieren will. Keine Abhängigkeit! Man redet heute so viel von Alkohol und Drogen – packen Sie es heute an! Denn weil Jesus der Sieger ist, dürfen Sie Ihre Hand in seine legen. Er hält sie dann so fest, dass Sie nicht fallen können.
Das ist Gewissheit, die Jesus schenkt: feste, unumstößliche Gewissheit, dass Sie sicher aufgehoben sind. Amen!