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Der Berg der Verklärung – Teil 5

Jesu Leben und Lehre, Teil 392/653
25.02.2024Markus 9,9-10
SERIE - Teil 392 / 653Jesu Leben und Lehre

Einleitung und Kontext der Verklärung

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 391: Der Berg der Verklärung, Teil 5.

Die Verklärung als solche ist vorbei. Danach lesen wir in Markus 9,9-10:

„Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot er ihnen, dass sie niemandem erzählen sollten, was sie gesehen hatten, ehe nicht der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden sei. Und sie hielten das Wort fest und besprachen sich untereinander, was das mit dem Auferstehen aus den Toten zu bedeuten habe.“

Ich hatte die Frage gestellt, warum Jesus seinen Jüngern verbietet, über das zu reden, was sie gesehen hatten.

Jetzt erkennen wir, warum es für die Jünger keinen Sinn macht, über etwas zu sprechen, das erst nach der Auferstehung liegt, wenn sie nicht einmal das Konzept der Auferstehung selbst verstehen.

Das Verständnis der Auferstehung im Judentum

Allerdings müssen wir uns auch fragen, warum sie nicht wissen, was Jesus meint. Immerhin ist die Auferstehung als Konzept tief im jüdischen Denken verwurzelt. Wie tief, zeigt sich an folgenden Beispielen.

In seiner Verteidigungsrede vor Felix beschreibt Paulus den jüdischen Glauben seiner Gegner so: „Apostelgeschichte 24,15“ – sie haben die Hoffnung zu Gott, die auch sie selbst hegen, dass eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten sein wird. Juden glauben also an eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten.

Eine, die das tut, ist Martha, die Schwester des Lazarus. In Johannes 11, Verse 23 und 24 spricht Jesus zu ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Martha antwortet ihm: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag.“

Der Glaube an die Auferstehung ist so tief im Judentum verwurzelt, dass man die Sadduzäer als Gruppe gerade daran erkennt, dass sie nicht an die Auferstehung glauben. In Matthäus 22, Vers 23 heißt es: „An jenem Tag kamen Sadduzäer zu ihm, die sagen, es gebe keine Auferstehung.“

Also, das Judentum kennt die Auferstehung.

Die Einzigartigkeit der Auferstehung Jesu

Aber trotzdem rätseln die Jünger darüber, was Jesus meint und warum. Die Antwort hängt mit der Einzigartigkeit der Auferstehung Jesu zusammen.

Das Judentum kennt die Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten. Es wird ein Tag kommen, an dem die Toten lebendig werden, um gerichtet zu werden. In Daniel 12,2 heißt es: „Und viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden aufwachen. Die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu.“

Jesus selbst bestätigt dieses Konzept der Auferstehung, wenn er sagt: „Wundert euch nicht darüber, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben zur Auferstehung des Gerichts“ (Johannes 5,28-29).

Das ist die Auferstehung, die die Jünger kennen. Ein Mensch stirbt, und am Ende der Zeit wird er aus dem Todesschlaf erweckt.

So heißt es auch bei Hiob: „Ein Mann aber stirbt und liegt da, und ein Mensch verscheidet. Und wo ist er dann? Das Wasser verrinnt aus dem Meer, und der Fluss trocknet aus und versiegt. So legt der Mensch sich hin und steht nicht wieder auf. Bis der Himmel nicht mehr ist, erwacht er nicht und wird nicht aufgeweckt aus seinem Schlaf“ (Hiob 14,10-12).

Auferstehung ist also etwas, das für das Ende der Zeit vorgesehen ist, wenn der Himmel nicht mehr ist.

Die besondere Auferstehung Jesu als Vorbild

Problematisch ist, dass Jesus etwas anderes meint. Er spricht von einer Auferstehung, die viel früher geschieht. Gemeint ist eine Auferstehung zum Leben, die als Prototyp allen anderen Auferstehungen zum Leben vorausgeht.

Auch diese Auferstehung wird bereits im Alten Testament angekündigt. David spricht davon im Psalm 16, und Petrus zitiert diesen Psalm in seiner Pfingstpredigt. Da David ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, sprach er voraussehend von der Auferstehung des Christus. Er sagte, dass dieser weder im Hades zurückgelassen noch sein Fleisch die Verwesung gesehen habe.

Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Woher weiß Petrus das alles? Ganz einfach: Nach der Auferstehung nimmt sich Jesus Zeit, um den Jüngern die Zusammenhänge genauer zu erklären. Deshalb kann Petrus an Pfingsten den Bezug zwischen Psalm 16, Vers 10, und der Auferstehung Jesu herstellen.

Dieses Verständnis aber entsteht erst nach der Auferstehung. Hier, beim Abstieg vom Berg der Verklärung, ist ein solches Verständnis noch lange nicht vorhanden.

Die Unklarheit der Jünger und die Schamkultur

 Markus 9,10: Und sie hielten das Wort fest und besprachen sich untereinander: Was bedeutet es, dass er von der Auferstehung aus den Toten spricht? Sie verstehen nicht, worauf Jesus anspielt, obwohl er ganz deutlich davon gesprochen hat.

Was wir hier erleben, ist ein ungesunder Ausdruck von Schamkultur. Die Jünger verstehen nicht, was Jesus ihnen sagen will, aber sie fragen auch nicht nach.

Übertragung auf heutige Jüngerschaft

So, nun möchte ich das Problem ein wenig auf unsere heutige Situation übertragen. Meiner Meinung nach gibt es eine unreife und eine reife Form von Jüngerschaft.

Der unreife Jünger macht zwei grundlegende Fehler. Erstens bleibt er in seiner eigenen Blase. Zweitens hinterfragt er sein theologisches Konzept nicht. Zwar besprechen sich die Jünger untereinander, doch das ist oft wenig sinnvoll, weil keiner von ihnen wirklich versteht, was Jesus meint. Keiner kann außerhalb seines eigenen Denkrahmens denken.

Darüber hinaus fehlt ihnen die Bereitschaft, ihr theologisches Konzept zu hinterfragen – etwa im Sinne von: Könnte es sein, dass Jesus, wenn er von Auferstehung spricht, etwas meint, das wir nicht verstehen oder nicht im Sinn haben?

Das ist die unreife Form von Jüngerschaft. Man bleibt in seiner Blase, hört nur die Lieblingsprediger, liest nur Bücher von Menschen, die die eigene Meinung teilen, und hält alle, die nicht genau das glauben, was man selbst glaubt, für Irrlehre. Man ist so fest von seinem theologischen Konzept überzeugt, dass man sich von gegensätzlichen Perspektiven nicht mehr herausfordern lässt – selbst dann nicht, wenn diese von Jesus selbst stammen.

Das ist unreife Jüngerschaft: Leben in der Filterblase. Und wehe, wenn Jesus dann Dinge sagt, die nicht ins eigene Konzept passen.

Aufruf zu reifer Jüngerschaft

Ich möchte mit diesem Podcast dazu anregen, eine reife Form von Jüngerschaft zu leben. Für mich gehören dazu vor allem zwei Einsichten.

Erstens: Jede Erkenntnis, die ich habe, ist nur mein Wissen von heute. Erkenntnis darf sich weiterentwickeln, verfeinern und vertiefen – und muss es sogar.

Zweitens: Die letzte Autorität in meinem Denken ist nicht ein theologisches Modell, sondern Jesus. Das klingt eigentlich banal, aber ich erlebe immer wieder, dass eigene theologische Entwürfe – egal ob superkonservativ oder superliberal – einem so lieb werden, dass es schwerfällt, bei Jesus noch genau hinzuhören.

Immer wieder merke ich, wie man Jesus passend macht. Oder schlimmer noch: den Original-Jesus gleich ganz durch das theologische Modell zum Schweigen bringt.

Mein Tipp: Macht es nicht. Wenn du Jesus folgen willst, solltest du lernen, genau auf das zu hören, was er sagt. Dann muss er unsere letzte Instanz sein. Und dann lohnt es sich vielleicht auch, einmal Argumente und Ideen von bibeltreuen Auslegern anzuhören, die nicht unserem Lager angehören.

Abschluss und Einladung

Was könntest du jetzt tun?

Denk einmal darüber nach, wie viel geistliche Sicherheit du daraus gewinnst, wenn du die Bibel durch eine bestimmte theologische Brille liest.

Das war's für heute.

Wenn du merkst, dass du noch keine Beziehung zu dem Herrn Jesus hast, kehre heute zu ihm um. Gott ist nur ein Busgebet weit entfernt. Mach die ganze Sache vollständig.

Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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