Jetzt möchte ich gar nicht allzu viel Programm drumherum machen. Für morgen Abend möchte ich schon ankündigen, dass wir eine kleine Mitteilungszeit einlegen werden. Ob diese wahrgenommen wird oder nicht, werden wir dann feststellen. Es soll einfach für euch die Möglichkeit sein, etwas mitzuteilen.
Es ist immer schön, von den Teilnehmern zu hören, was sie vielleicht bewegt – sei es im Zusammenhang mit der Freizeit oder auch nicht. Das werden wir morgen Abend machen.
Für heute möchte ich einfach beten, dass uns das Wort Gottes geöffnet wird und wir hineinschauen können. Dabei möchte ich Gott danken, dass er bei uns ist. Lieber Vater, es ist einfach gut zu wissen, dass wir nicht alleine hier sitzen, dass wir nicht nur um ein Buch herumsitzen und über dieses Buch reden, sondern dass du ein lebendiger Gott bist, der heute lebt, der jetzt anwesend ist und uns in der Liebe ansprechen möchte.
Herr, ich danke dir, dass du da bist. So bete ich jetzt für diese Minuten, dass dein Heiliger Geist deine Wahrheit so umsetzen kann, dass sie unser Herz und unser Leben berührt. Es soll nicht nur eine intellektuelle Mitteilung sein, bei der wir etwas mehr über ein Thema wissen, sondern dass wir uns von dir selbst ansprechen lassen.
Herr, nur du kannst das schenken. Darum ist uns bewusst, wie abhängig wir von deinem Wirken und deinem Geist sind. Danke, Herr, dass du es wieder tun wirst, weil du es versprochen hast. Ich lege dir diesen Abend jetzt hin. Amen!
Ich habe vor zwei Wochen eine christliche Zeitschrift gelesen, die auf dem Pult von Anna lag. Darin ging es um die Frage, ob man als Christ Risikosportarten meiden sollte. Das Thema wurde speziell im Zusammenhang mit einem tragischen Unfall in der Schweiz behandelt. Ich weiß nicht, ob ihr davon gehört habt – es gab dort mehrere Unfälle.
Bei einem dieser Unfälle sind sechs junge, gläubige Christen bei einem Bergausflug tödlich verunglückt. Der Ausflug war nicht extrem schwierig, es handelte sich zwar um einen hohen Berg, aber nicht um eine besonders anspruchsvolle Tour. Trotzdem sind sechs Personen dabei ums Leben gekommen. Daraus ergibt sich die Frage: Soll man als Christ solche Unternehmungen überhaupt machen?
Diese Frage bekommen wir auch manchmal im Dauernhof gestellt. Manche Leute fragen, ob das, was wir dort tun, überhaupt christlich und normal ist. Ob man nicht einfach Kaffee trinken, spazieren gehen, ins Freibad gehen und dort Bibelarbeiten halten könnte. Das ist eine berechtigte Frage.
Um darauf eine Antwort zu geben, möchte ich zuerst ein paar Sätze zu meinem Leben sagen. Denn das gehört auch zu meiner Biografie, genauso wie zu jeder christlichen Arbeit. Diese ist geprägt von den Menschen, die dort die Leitung haben und so weiter.
Heute waren wir auf dem Hof Birkelhütte bei der Aualn. Am Nachmittag haben wir die Bischofsmütze gesehen. Es ist eigentlich klar, warum sie so heißt, denn sie sieht aus wie die Mütze eines Bischofs. Rechts ist die große, links die kleine Bischofsmütze.
Übrigens ist vor etwa fünfzehn Jahren ein Sechstel des rechten Teils der Bischofsmütze abgebrochen. Das Gestein dort ist Wettersteinkalk, der geschichtet ist. Eine ganze Schicht ist abgebrochen. Dort gab es drei Kletterrouten, die ich selbst geklettert bin. Diese Routen gibt es jetzt nicht mehr, weil der Berg nicht mehr da ist. Das wäre unangenehm, wenn man drin wäre und der Berg würde abbrechen, obwohl Haken und Sicherungen vorhanden sind.
Immer wenn ich oben auf der Bischofsmütze bin, schreibe ich denselben Spruch ins Gipfelbuch. Auf jedem Gipfelkreuz am Berg gibt es ein Buch, in das man etwas hineinschreiben kann. Der Spruch stammt aus dem Buch Jesaja. Dort lesen wir: "Es mögen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade wird nicht von dir weichen."
Auf die Berge ist kein Verlass, sie weichen. Aber Gott sagt: Selbst wenn die Berge hinfallen, ist das kein Problem. Seine Gnade wird niemals von dir weichen. Sie ist viel größer und verlässlicher als unsere Berge.
Und auf dieser Alm, dort, wo wir das Auto geparkt haben und wo die Kinder heute geschlafen haben, war ich drei Jahre lang Kuhhirte. Das war, als ich elf, zwölf und dreizehn Jahre alt war.
Früher war das bei uns ein bisschen normal, zumindest bei manchen Familien. Meine Eltern hatten nicht viel Geld und wollten uns nicht über den Sommer durchfüttern. Deshalb haben sie uns auf eine Alm geschickt.
Als Kind, mit elf oder zwölf Jahren, warst du dann mit einer älteren Sennerin dort, die nicht mehr gut zu Fuß war. Sie brauchte junge Beine, um die Schweine, Kühe, Ziegen und all das andere Vieh zu holen. Rückblickend war das eigentlich ganz okay. Damals war es aber nicht so berauschend.
Jeden Tag musste ich um fünf Uhr aufstehen, um als Elfjähriger die Kühe zu holen. Ich habe sechs Kühe gemolken, die Sennerin hat die anderen sechs mit der Hand gemolken. Außerdem haben wir Butter und Käse gemacht und all das Zeug.
Ihr kennt wahrscheinlich den Film Heidi, nehme ich an. So ungefähr war es, aber meine Heidi war fünfzig Jahre älter als ich. Das war der Nachteil, sonst hätte es vielleicht geklappt mit ihr.
Nachmittags hatte ich nicht immer Arbeit. Dann bin ich alleine klettern gegangen. Schon als Zwölf- oder Dreizehnjähriger bin ich alleine auf die Bischofsmütze geklettert und so weiter.
Das war einfach so. Niemand hat gefragt, du hast das getan, was du gern gemacht hast. So habe ich die Liebe zu den Bergen bekommen. Seitdem fühle ich mich in den Bergen wohl und zu Hause.
Ich habe dann Automechaniker gelernt, vier Jahre hier in Schladming. Ich kann mich gut erinnern: Oft, wenn ich unter dem Auto lag und aus dem Fenster schaute, sah ich oben die Berge. Dabei dachte ich mir: „Dorthin will ich rauf.“
Nachdem ich die Lehre abgeschlossen hatte, habe ich sie gerne gemacht. Es ist ein super Job, Automechaniker zu sein. Aber die Berge waren mir lieber. Deshalb habe ich nach meiner Lehrabschlussprüfung gleich damit begonnen, die Ausbildung zum Skilehrer, Bergführer, Höhlenführer und so weiter zu machen.
Über vier Jahre lang, glaube ich, hatte ich dann mit einem Freund eine kleine Bergsteigerschule. Sie hieß Abenteuerclub Dachstein. Dort sind wir mit Gästen klettern gegangen, haben Höhlen erkundet, sind Raften, Canyoning, Mountainbiken und Surfen gegangen – also alles, was man so in den Bergen macht. Wir haben hier ja auch Seen, an denen man surfen kann. Das war ganz okay.
Im Winter war ich der Chefskilehrer in der kleinen Skischule in der Ramsau oben. Das war auch ganz okay. Oft bin ich im Sommer verreist, zum Beispiel nach Australien. Denn wenn du Skilehrer bist, bist du hier im Winter Skilehrer. Aber was machst du im Sommer? Entweder bist du Bergführer – aber die Ausbildung hatte ich noch nicht fertig – oder du gehst nach Australien, Südamerika oder irgendwo anders hin und bist dort Skilehrer. Das machen auch einige.
In dieser Zeit war ich natürlich auch beim Bundesheer. Das muss man in Österreich machen. Es war gerade ein Umbruch, aber man musste acht Monate gehen. Dort habe ich einen Freund kennengelernt, den Helmut Knauss. Sein Bruder ist Hans Knauss, der, wer sich beim Skifahren auskennt, im Weltcup Skifahrer war, recht erfolgreich, und der wohnt gerade hier oben.
Der Helmut war damals mein bester Freund, und mit ihm habe ich einige extreme Dinge unternommen. Eines davon waren Steilwandbefahrungen. Das heißt, man fährt steile Berghänge hinunter, zum Beispiel auch hier. Es gibt eine Grenze: 60 Grad ist die maximale Steigung, die man befahren kann. Steiler geht nicht, weil sich der Hang sonst wegdrückt. Das ist ein natürliches Prinzip.
Man fragt sich bei jeder Sportart, wann das Ende erreicht ist. Man glaubt, mehr geht nicht, und fünf Jahre später geht doch noch mehr. Beim Steilwandfahren gibt es diese absolute Grenze. Wir haben auch Höhlenbefahrungen und Höhlenerforschungen gemacht, das war ebenfalls relativ extrem.
Ich muss aber sagen: Immer wenn ich in den Bergen war, habe ich mich belebt gefühlt. Das ist etwas Besonderes für mich. Ich bin einfach gern dort, ich fühle mich dort zu Hause. Das ist seit damals so.
Ich bin aber auch Christ geworden in der Zeit, und ich muss sagen, heute predige ich viel mehr als ich klettere. Ich predige 35 Wochen im Jahr hier am Dauernhof und bin hundert Tage unterwegs auf Konferenzen und so weiter, wo ich spreche. Das belebt mich genauso, wenn nicht mehr, als wenn ich in den Bergen bin. Ich werde beim Predigen nie müde. Manchmal bin ich müde, aber nie beim Predigen.
Irgendwann habe ich mal einen guten Freund gefragt, der heute Pfarrer ist, und gesagt: „Was soll ich eigentlich tun? Soll ich Berg führen, das kann ich auch, das habe ich gelernt, oder soll ich predigen, oder soll ich Auto reparieren? Ein bisschen kann ich das auch noch.“ Er hat dann gesagt: „Weißt du was? Mach das, was dich am meisten belebt.“
Ich habe danach überlegt, was mich am meisten belebt. Und ich musste ehrlich zugeben: Es ist, wenn ich über Jesus rede. Das belebt mich extrem. Natürlich auch, wenn ich in den Bergen bin, aber bei meiner christlichen Karriere war es so: Als ich in der Ramsau aufgewachsen bin, gab es dort in der evangelischen Kirche eine extrem konservative Kirchengemeinde. Die alten Frauen sitzen immer noch links, die Männer rechts. Man redet auch in der Kirche nicht viel, da ist es leise.
Aber wir hatten einen Jugendwart, der hat uns von Jesus erzählt. Ich bin jeden Samstag zur Jugendstunde gegangen, die im Reikersaal stattfand. Dort habe ich zugehört. Der Jugendleiter, Gottlieb, hat mir imponiert. Er war verwandt mit mir, heißt auch Reuer, und ich kannte ihn. Was mich beeindruckt hat, war, dass er lebte, was er predigte. Von solchen Menschen gibt es nicht allzu viele. Das hat mich als Jungen schon beeindruckt. Er war irgendwie authentisch.
Ich bin aus mehreren Gründen zum Jugendkreis gegangen. Der Hauptgrund war, dass es dort hübsche Mädchen gab, die mich damals schon interessierten. Aber ich habe auch zugehört. Nach zwei Jahren Jugendstunde, mehr oder weniger regelmäßig, habe ich mir gedacht: Das mit Jesus ist eine wichtige Sache. Ich habe mir gedacht, ich werde mal mit diesem Jesus leben. Das ist unbedingt wichtig. Aber ich dachte, das tue ich lieber später, wenn ich mal dreißig Jahre alt bin, so gut wie tot. Dann kann ich mit Jesus leben, weil das ja dann wichtig ist, so gegen das Lebensende hin.
Ich war damals 15. Da bist du als 30-Jähriger schon hinterm Hügel. Dann war es aber so: Ich ging zur Hochzeit von meinem Jugendwart Gottlieb und Margit. Sie hatten den Jugendkreis großzügigerweise eingeladen. Ich ging dorthin, und Gottlieb, an seinem Hochzeitstag, fragte mich: „Hans Peter, hast du dein Leben schon Jesus gegeben?“
Ich hatte damals schon so viel Verstand, dass ich dachte: Das ist jetzt sein Hochzeitstag. Er hat zwei Jahre hart an mir gearbeitet. Wenn ich jetzt Ja sage, ist das ein wunderschönes Geschenk für ihn, dann wird seine Hochzeit noch schöner. Und ich dachte, ja, das tue ich. Ich sagte: Ja, ich habe mich für Jesus entschieden.
Ich wusste, was das beinhaltet. Ich hatte genau zugehört. Ich wusste, wenn ich mich dafür entscheide, wird etwas anders. Ich wusste nicht genau, wie anders. So habe ich es gesagt. Er hat sich wahnsinnig gefreut. Aber ich ging abends nach Hause und dachte: Ich bin echt ein Volltrottel. Da ist jetzt ein Mensch, den ich wirklich schätze, und den belüge ich auch noch.
Dann dachte ich, ich muss ihm sagen, dass das nicht stimmt. Ich wollte am nächsten Tag zu ihm gehen und sagen: Nein, das stimmt nicht, ich tue es erst, wenn ich dreißig bin. Aber dann dachte ich, das ist auch nicht gut. Jetzt fangen seine Flitterwochen an, und ich will das nicht versauen.
So dachte ich, ich habe nur eine Option: Ich gebe mein Leben jetzt Jesus. Dann habe ich es halt ein paar Stunden früher gesagt, und es ist nicht so tragisch. So habe ich es getan, habe mich gekniet und mein Leben Jesus gegeben an diesem Abend. Darum weiß ich immer, wann ich mich bekehrt habe.
Das war nicht oberflächlich oder leichtsinnig, denn ich wusste, wenn ich es tue, dann ändert sich etwas. Das ist wie vor dem Traualtar: Wenn du Ja sagst, ändert sich irgendetwas. So war das dann. Ich habe es gemacht und Gottlieb ein paar Jahre später erzählt. Ich bin im Jugendkreis weitergegangen, das war völlig okay. Ich ging eigentlich relativ gerne hin.
Aber als bekehrter Christ sollte man ein bisschen mehr tun. Dann bin ich halt in die Kirche gegangen, wenn das Wetter nicht allzu schön war, weil ich sonst klettern musste. Ich bin auch zum Gebetskreis gegangen, der war jeden Mittwoch. Da bin ich nicht gerne hingegangen, aber ich dachte, als bekehrter Christ gehört das dazu. Ich habe immer als Erster gebetet, weil beim Fünften waren die ganzen guten Phrasen aufgebraucht.
Ich habe Automechaniker gelernt und bin ein paar Jahre so dahin gegangen. Ich habe auch meine Bibel angefangen zu lesen, mehr oder weniger. Als Achtzehnjähriger war ich fertig und habe dann Skilehrer gemacht. Das Skilehrermilieu ist ganz anders als das Automechanikermilieu.
Als Skilehrer bist du irgendwie ein kleiner Held. Es ist egal, wie du aussiehst, die Mädchen wollen dich gerne. Abends brauchst du auch nicht viel zu bezahlen, sie bezahlen dir das meiste. So habe ich gemerkt, das ist eigentlich recht lustig, so ein Skilehrerleben. Das habe ich ganz nett genossen, aber mein Christenleben hat irgendwie nicht dazu gepasst.
Ich habe festgestellt: Samstag im Jugendkreis bin ich ein anderer als Montag auf der Skipiste. Da habe ich mir gedacht: Nein, das mit dem Christsein ist mir zu schwer. Da darf ich das nicht tun, das soll ich auch nicht tun, das auch nicht. Nein, ich halte das nicht aus.
Dann habe ich überlegt: Nein, ich lasse das mit dem Christsein wieder. Ich habe irgendwo den Stecker gezogen, als Achtzehnjähriger damals. Das Christsein hat mir immer ein schlechtes Gewissen gegeben. Ich dachte, Christsein ist für moralisch bessere Menschen gemacht als ich, weil ich das nicht schaffe.
So habe ich dann ein paar Jahre gelebt. Ich wusste zwar irgendwie, ich bin Christ, Jesus war immer noch da. Er hat manchmal so auf die Schulter geklopft und gesagt: „Hans Peter, ich bin immer noch da.“ Und ich sagte: „Ja, ich weiß, aber du interessierst mich nicht, ich schaffe das nicht.“
Ich habe auch nie ganz aufgehört, die Bibel zu lesen, nicht viel, aber ab und zu. Im Prediger habe ich gern gelesen. Dort steht nämlich: Genieße deine Jugendzeit und so weiter. Das war ein gutes Buch.
Ich kann mich erinnern: Es war recht lustig. Ich war Schülerjahr in den USA, in Australien, hier in Österreich. Party gehört einfach dazu und was halt zu Party dazugehört. Dinge, für die ich mich heute schäme, muss ich ehrlich sagen. Damals war es cool.
Ich kann mich erinnern: Ich kam oft nach Hause zwei, drei, vier Uhr in der Früh, habe einiges getan, einiges erlebt, sehr oft betrunken, aber irgendwie innerlich leer. Es hat mich nicht ausgefüllt.
Ich war dann in Australien und habe auf einer Farm gearbeitet, nach meinem Skilehrersommer hier, aber Winter in Australien auf der Schaffarm. Da gab es nichts, nur Schafe, viertausend.
Morgens hat mir der Manager gesagt, was ich tun muss, meistens mit dem Traktor fahren, fünf Kilometer in eine Richtung und dann fünf zurück. Es war ziemlich flach dort. Es gab keine Mädchen, gar nichts, nur Schafe. Da habe ich wieder Zeit gefunden zum Bibellesen. Das war 1986.
Da habe ich gedacht: Ich fahre jetzt nach Hause und höre dieses Leben auf. Ich will mir Gott wieder ernst machen. Ich habe dann wieder alles gemacht, was ein Christ so macht, sogar Kindergottesdienst geleitet. Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe es nicht genossen.
Ich dachte mir: So ist halt das Christsein, es ist ein bisschen langweilig und schwierig. Wenn mir Leute gesagt haben: „Hans-Peter, du lebst jetzt wieder ganz anders, aber gar so glücklich schaust du nicht aus“, habe ich gesagt: „Ich habe keinen Grund dazu, weil ich Christ bin. Aber ich gehe in den Himmel und du in die Hölle.“
Das war also ein bisschen mein Verständnis davon.
Dann habe ich lange Zeit den Major Thomas getroffen. Er ist der Gründer der Fackelträger. Mit ihm habe ich gesprochen und meine Geschichte ein wenig erzählt, wie schwer es ist, Christ zu sein.
Dann hat er mir einen Satz gesagt, der mich bis heute prägt. Er sagte: „Weißt du, Hans-Peter, Christ sein ist nicht leicht.“
Da habe ich geantwortet: „Ja, das weiß ich.“
Christ sein sei aber auch nicht schwer, dachte ich. Ich dachte, er hat keine Ahnung.
Dann sagte er den Satz: „Christ sein ist unmöglich.“
Das war für mich eine Erleuchtung. Nicht im Sinne davon, dass ich etwas sofort verstanden hätte, sondern ich erkannte, dass es etwas gibt, das ich nicht wusste. Bis zu diesem Tag hatte mir noch niemand gesagt, dass Christ sein unmöglich ist. Das hat mir niemand erzählt.
Er sagte: „Du kannst nicht Christ sein. Nur einer kann Christ sein, und das ist Jesus Christus. Er muss in dir leben, nur dann kann er Christ sein in dir. Du kannst es nie.“
Das hat etwas ins Rollen gebracht. Heute kann ich wirklich sagen: Ich liebe es, zu Jesus zu gehören, und ich bin stolz darauf.
Ich erinnere mich auch noch, als ich zum Dauernhof kam. Dort haben sie gesagt: „Hans-Peter,“ – übrigens, der Grund, warum ich hier bin, ist mein Vorgänger und der Gründer vom Dauernhof. Den Dauernhof gibt es seit 1964. Mein Vorgänger ist 1988 beim Paragleiten tödlich verunglückt.
Jetzt brauchten sie jemanden, der schon Sport und Glauben verbunden hat. Das habe nicht ich erfunden, das hat mein Vorgänger schon geprägt. Nun suchten sie jemanden, der die sportlichen Aktivitäten übernimmt. Da haben sie an mich gedacht.
Dann sagten sie zu mir: „Hans-Peter, wenn du zum Dauernhof kommst, kannst du nicht mehr klettern und Ski fahren. Du musst auch predigen.“
Darauf antwortete ich: „Dann komme ich nicht.“
Sie sagten: „Okay, ist egal, komm trotzdem.“
Also bin ich gekommen. Dann fragten sie mich, ob ich nicht mal eine Andacht halten würde, damit die Mitarbeiter etwas haben. Ich sagte: „Ja, okay, mache ich.“
Dann fragten sie mich wieder, ob ich predigen wolle. Ich antwortete: „Okay, tue ich halt.“
Sie fragten mich erneut, und so hat sich das entwickelt. Deshalb tue ich heute, was ich tue.
Noch zurück zum Sport und Glauben: Ich würde mich nicht als Extremsportler bezeichnen, denn ich habe nie systematisch trainiert. Dennoch war der Sport, den ich betrieben habe, durchaus sehr extrem. Das hat ein bisschen mit meiner Psyche zu tun. Gott hat mir eine gute Psyche gegeben, und das ist bei Steilwandbefahrungen und dem Klettern an hohen Wänden sehr hilfreich.
So habe ich Dinge getan, die man durchaus als extrem bezeichnen kann. Es ist jetzt egal, was es genau war, das ist nicht so wichtig. Ich habe schon vieles erlebt und leider auch Freunde dabei verloren – Gott sei Dank nicht durch meine Schuld –, die bei solchen Unternehmungen tödlich verunglückt sind.
Da kommt oft die Frage: Wie kannst du das verantworten? Jetzt hast du Kinder, eine Familie. Wie kannst du dann solo die Südwand klettern oder Ähnliches? Das ist doch nicht verantwortbar.
Nun, ich möchte dazu ein paar Dinge sagen. Im Psalm 37, Vers 4, befindet sich einer meiner Schlüsselverse für mein Leben. Dort heißt es: „Habe deine Lust am Herrn, dann wird er dir geben, was dein Herz begehrt.“ Der Psalmist sagt also: Habe deine Lust am Herrn – das ist die Voraussetzung. So wird er dir geben, was dein Herz begehrt.
Das bedeutet nicht, dass Gott uns alles gibt, was wir wollen. Es heißt vielmehr, dass wenn du Lust am Herrn hast, Gott dir seine Wünsche auf dein Herz legt. Das heißt: Das, was du gerne tust, ist das, was Gott will, weil Gott dir diesen Wunsch aufs Herz gelegt hat. Voraussetzung ist, dass du Lust am Herrn hast.
Wenn du keine Lust am Herrn hast und nur selbstsüchtig lebst, dann kommen die Wünsche nicht vom Herrn auf dein Herz, sondern aus selbstsüchtigem Denken. Aber wenn du mit Jesus lebst, kannst du darauf vertrauen, dass das, was du dir wünschst, etwas ist, das Gott dir ans Herz legt.
Ich muss sagen, Gott hat mir eine große Liebe zu den Bergen gegeben, zum Sport und zur Kameradschaft. Ich kann nie an einer Felswand vorbeifahren, egal in welchem Land – Indien, USA oder wo auch immer. Ich muss schauen, wo man dort hochklettern könnte. Andere fahren einfach vorbei und denken: „Das ist eine Felswand.“ Jeder ist eben anders gestrickt.
Ich sehe dafür hundert andere Dinge nicht, die andere sehen. Das ist einfach so, weil Gott uns verschieden geschaffen hat und verschiedene Wünsche auf unser Herz gelegt hat.
Im 1. Timotheus 6,17 sagt Paulus auch, dass Gott uns alle Dinge reichlich gibt zum Genuss. Das heißt, als Christ dürfen wir Dinge genießen.
Das ist ja auch interessant: Viele Menschen definieren Christsein über das, was man nicht darf. „Wenn du Christ bist, darfst du nicht rauchen, nicht trinken, manche sagen, du darfst nicht tanzen.“ Das kommt natürlich darauf an, wo man herkommt.
Wir definieren Christsein oft über Verbote, anstatt es durch die Freiheiten zu definieren, die wir in Christus haben.
Darum denke ich: Wenn wir jetzt zurückkommen zum Thema Extremsport und Glaube, haben wir keine Wahl, wie und wann wir sterben. Aber wir haben die Wahl, wie wir leben.
Ich muss ehrlich sagen: Ich sterbe lieber jetzt mit 50 und weiß, wozu ich gelebt habe, als neunzig Jahre alt zu werden und mir nicht ganz sicher zu sein, wozu ich überhaupt hier war.
Das heißt: Wie und wann du stirbst, hast du sowieso nicht in der Kontrolle. Aber wie du lebst, da kannst du viel mitwirken.
Ich habe vor Jahren ein Buch gelesen, das mich sehr fasziniert hat. Es ging um die Entführung der Lufthansa Boeing 737 nach Mogadischu. Die Älteren unter euch können sich daran erinnern: In den Achtzigerjahren wurde ein Flugzeug von Malta nach Frankfurt entführt. Vielleicht wissen auch die Jüngeren davon, zum Beispiel durch die Fernsehserie.
Wie hieß die Terrorgruppe? Na, die Deutschen? Nein, die Baader-Meinhof-Bande. Genau, Baader-Meinhof. Vor ein paar Jahren wurde darüber ein Film gedreht, den ihr Jüngeren vielleicht auch kennt.
Zu dieser Zeit waren die Terroristen von der PLO. Sie entführten das Flugzeug und flogen zuerst nach Athen, dann nach Dubai, anschließend nach Eden und schließlich nach Mogadischu. In Mogadischu gelang es der deutschen Antiterroreinheit, der GSG 9, in einem gewaltigen Einsatz, alle Passagiere zu retten. Die Terroristen wurden dabei getötet. Das war ein beeindruckender Schlag gegen den Terror.
Übrigens, die GSG 9 gibt es auch heute noch. Einmal habe ich in Schladming einen Vortrag für sie gehalten, weil sie mich gefragt hatten – warum, weiß ich nicht genau.
Das Buch erzählt die Geschichte dieser Flugzeugentführung und von der leitenden Stewardess an Bord. Sie mussten in Eden landen, um aufzutanken, denn der Treibstoff reichte nur noch für zehn Minuten. Die Piloten baten um Landeerlaubnis, doch diese wurde verweigert. Stattdessen wurden Panzer auf die Landebahn gefahren, um die Landung zu verhindern.
Der Terrorist hielt dem Piloten die Pistole an die Schläfe und befahl ihm, auf der Wiese neben der Landebahn zu landen. Die leitende Stewardess sagte zu den Terroristen: „Habt ihr keine Angst zu sterben? Wenn wir hier landen, sterben nicht nur wir, sondern auch ihr.“
Darauf antwortete der Terrorist: „Ich bin bereits gestorben, an dem Tag, als ich der PLO beigetreten bin. Ich bin schon tot.“ Diese Antwort hat die Stewardess tief beeindruckt.
Interessant ist, was Jesus einmal gesagt hat. In Matthäus 10, Vers 37 und folgende heißt es: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“
Das bedeutet: Als Christen müssen wir sagen, dass wir bereits gestorben sind – nämlich mit Christus. Wir haben unser Leben bereits an Christus verloren.
Seht ihr, der Terrorist gab sein Leben für eine destruktive, böse Sache. Wir dürfen unser Leben für die beste Sache der Welt geben.
Ein Autor, den ich sehr gerne lese, ist John Ortberg, ein Pfarrer in Kalifornien. Ich habe ihn zwar noch nie persönlich getroffen, aber viele aus seiner Gemeinde kenne ich, weil ich öfter in Kalifornien gepredigt habe. Dabei kam ich immer mit der Ortberg-Gemeinde in Kontakt.
John Ortberg hat ein Buch geschrieben, dessen Titel mir besonders gut gefällt. Auch das Buch selbst ist sehr gut, aber der Titel ist wirklich großartig. Er lautet: If you want to walk on water, you've got to get out of the boat. Auf Deutsch heißt das: Wenn du auf Wasser gehen möchtest, dann musst du aus dem Boot steigen.
Oft wünschen wir uns als Christen, Dinge zu erleben, die wie das Gehen auf Wasser erscheinen. Aber wisst ihr was? Wir steigen nie aus dem Boot. Wir wollen immer nur sicher sein, und deshalb erleben wir so wenig.
Vor vielen Jahren habe ich ein Gebet von einem Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gelesen. Er schrieb einen kurzen Brief an seine Frau und an seinen zehnjährigen Sohn. Dieses Gebet habe ich meiner Frau gegeben, damit sie es unseren Kindern vorliest, wenn ich unterwegs bin – was etwa hundert Tage im Jahr der Fall ist.
Das Gebet lautet so: Der Soldat bittet seine Frau, es seinem zehnjährigen Sohn vorzulesen. Das erste Gebet, das sein Sohn für ihn lernen soll, ist nicht: „Herr, beschütze meinen Vater“, obwohl er an der Front im Zweiten Weltkrieg ist. Sondern: „Gott, mache meinen Vati mutig, und wenn er durch schwere Zeiten gehen muss, gib ihm die Kraft, sie durchzustehen.“
Er fährt fort: „Mein Sohn, nicht Leben oder Tod ist das Wichtigste im Leben, sondern Recht und Unrecht. Ein toter Vater ist immer noch ein Vater, aber ein Vater, der sich selbst vor Gott entehrt, ist etwas zu Schlimmes, um es in Worte fassen zu können.“
Der Soldat nimmt an, dass sein Sohn auch um Bewahrung und Sicherheit für den Vater beten möchte. Wahrscheinlich möchte das auch die Mutter. Er sagt aber: „Nun, bete es zum Schluss, immer zum Schluss, denn Bewahrung ist bei weitem nicht so wichtig, wie das zu tun, was recht ist vor Gott.“
Wisst ihr, warum wir uns heute so schwer mit dem Thema Risiko tun? Inzwischen ist Sicherheit die Tugend Nummer eins in unserer Gesellschaft geworden, und wir sind stark von dieser geprägt.
Bis vor dreißig Jahren war die Tugend Nummer eins bei unseren Eltern und Großeltern Gerechtigkeit. Es musste gerecht sein – das war das Wichtigste. In den letzten dreißig Jahren, seit den siebziger Jahren, hat sich das geändert. Die Tugend Nummer eins von den siebziger Jahren bis vor kurzem war Toleranz. Du musst tolerant sein, und wenn du nicht tolerant bist, wirst du regelrecht „gekreuzigt“. Ob das, was du tust, richtig ist, spielte keine Rolle, Hauptsache, du bist tolerant.
Das ist aber auch wieder vorbei. Momentan ist die Tugend Nummer eins Sicherheit. Wir trauen uns heute kaum mehr, mutige Schritte zu setzen, weil wir kein Risiko eingehen wollen. Es könnte ja etwas passieren. Dieses Denken hat sich auch in unsere Theologie übertragen. Viele Menschen oder Organisationen würden das, was wir in den letzten drei Tagen getan haben, heute nicht mehr machen. Es könnte ja etwas passieren.
So sind wir heute geprägt. Was sagt man dem Staatsanwalt, wenn ein Kind irgendwo herunterfällt? Du musst alles verantworten. Deshalb sagen viele Organisationen: Wir hören damit auf.
Ich bin jedoch der Überzeugung, dass das falsch läuft. Darum machen wir es am Dauernhof weiter. Dass etwas geschehen kann, ist uns bewusst. Wir handeln so verantwortungsbewusst, wie wir nur können. Das heißt aber nicht, dass wir alles absichern können.
Einer, der Mike Iaconelli heißt, ist vor ein paar Jahren gestorben. Er hatte einen Herzinfarkt und einen Autounfall. Er hat ein Buch geschrieben, das „Dangerous Wonder“ heißt. Darin schreibt er:
Einer der kritischsten Bereiche im heutigen Christentum ist die Abgestumpftheit der Christen. Wir haben das Staunen verlernt. Die gute Botschaft ist nicht mehr die gute Botschaft, sondern nur noch eine okay Botschaft. Christsein ist nicht mehr lebensverändernd, sondern höchstens eine Lebensverbesserung. Jesus verändert Menschen nicht mehr in feurige, radikale Christen, sondern höchstens in nette Menschen.
Was ist passiert mit einer Christenheit, die die Welt auf den Kopf gestellt hat? Die ihr Leben gegeben hat, egal was es kostet?
Er schreibt weiter: „Ich bin bereit für ein Evangelium, das mein Herz vereinnahmt und mich aufwühlt. Ich will als gefährlich gelten in einer langweiligen und abgestumpften Religion.“
Dann schreibt er: „Die größte Gefahr in der Christenheit sind wahrscheinlich jene Menschen, die zwar behaupten, an Jesus zu glauben, aber nicht mehr überrascht und überwältigt sind von Jesus.“
Ich möchte dich ermutigen, sei mal ehrlich: Wofür betest du jeden Tag? Betest du um Bewahrung, dass deine Kinder bewahrt bleiben, dass du bewahrt bleibst – beim Autofahren, am Schulweg, beim Klettern, beim Canyoning, beim Arbeiten? Das ist ja nicht falsch. Aber ich habe eine Frage: Wann hast du zum letzten Mal gebetet, dass Gott dich und deine Familie gebrauchen möge, egal was es kostet?
Das beten wir sehr selten. Und ich glaube, darum sind wir so lauwarm geworden. Ein Grund dafür ist dieses übertriebene Sicherheitsdenken, das eine lauwarme Theologie entwickelt hat.
Ich habe sogar in einer Predigt mal gehört – ich hoffe, ich habe selbst nie so gepredigt, ich weiß es gar nicht, keine Ahnung – dass gesagt wurde: „Der sicherste Ort dieser Welt ist im Willen Gottes zu sein.“ Das klingt extrem nett, ist aber extrem unbiblisch. Das nennt man Lügen mit der Bibel.
Wenn du immer bewahrt bleibst, dann bist du wahrscheinlich nicht im Willen Gottes. Es ist nämlich so, wenn man die Überlieferungen von den ersten Nachfolgern Jesu liest, wird Folgendes berichtet:
Die ersten Jünger Jesu erlitten oft einen gewaltsamen Tod. Matthäus wurde in Äthiopien durch das Schwert getötet. Markus wurde von Pferden durch die Straßen von Alexandria in Ägypten zu Tode geschleift. Lukas wurde in Griechenland erhängt. Petrus wurde in Rom mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Jakobus, der Halbbruder von Jesus, wurde in Jerusalem erschlagen. Ein anderer Jakobus wurde von Herodes Agrippa im ersten Jerusalem enthauptet. Bartholomäus wurde in Kleinasien erschlagen. Andreas wurde in Griechenland an einem X-förmigen Kreuz, dem sogenannten Andreaskreuz, gekreuzigt. Thomas wurde in Indien erstochen. Judas, nicht der Iskariot, sondern ein anderer, wurde mit Pfeilen getötet. Matthias wurde gesteinigt und danach enthauptet. Barnabas wurde ebenfalls gesteinigt. Paulus wurde unter Kaiser Nero in Rom enthauptet.
Und alles, was wir heute oft wollen, ist Bewahrung. Irgendwo ist etwas schiefgelaufen in unserer christlichen Theologie. Bis auf Johannes, soweit wir wissen, sind alle Jünger dem Märtyrertod gestorben. Übrigens zeugt diese historische Tatsache davon, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist. Denn warum sollten sich all diese Männer erschlagen und erstechen lassen – nur um einer Lüge willen? Das ist völlig irrational. Dies ist einer der größten Beweise dafür, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist.
Im zweiten und dritten Jahrhundert wurden die Christen vom römischen Staat verfolgt. Der Geschichtsschreiber Thullian schrieb um 200 nach Christus: „Wir werden zahlreicher, so oft wir von euch dahin gemäht werden. Das Blut der Christen ist der Same der Kirche.“ Die Märtyrer waren im zweiten und dritten Jahrhundert die besten Missionare. Vor dem Richter und in aller Öffentlichkeit legten sie ihr Zeugnis für Christus ab und besiegelten es mit ihrem Blut.
John Ortberg hat das einmal humorvoll gesagt. Aber wenn wir annehmen, wir hätten vor zweitausend Jahren gelebt und eine Wette abgeschlossen, wer die Zukunft der Welt mehr beeinflussen wird – das römische Weltreich mit all seinem Glanz und seiner Macht oder ein Zimmermannssohn mit zwölf Fischern, Steuereintreibern und ein paar anderen – wer hätte die Wette gewonnen? Freunde, wir hätten alle auf Rom gesetzt.
Interessanterweise, zweitausend Jahre später, heute, nennen wir unsere Kinder Paulus, Petrus, Maria. Unsere Hunde nennen wir Cäsar und Nero. Das ist bemerkenswert. Wir sagen oft: „Ja, das war damals.“ Aber es ist nicht nur damals. Erst vor vier, fünf Jahren, am 18. April 2007, geschah etwas in der Türkei. Dort gibt es sehr kleine christliche Gemeinden, die schwer verfolgt werden.
Fünf junge türkische Männer besuchten einen Gottesdienst in Malatya, Türkei. Sie gehörten zu einer Gruppe treuer Gläubiger des Islam, genannt Darikat. Der Pfarrer, der die Predigt hielt und die Bibel las – sein Name war Necati – wurde von diesen Männern gefesselt und über drei Stunden gefoltert. Er erlitt hundert Messerstiche.
Am Begräbnis eines der getöteten Männer sagte die Frau des Pfarrers im türkischen Fernsehen über diese jungen Männer: „Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Ein Journalist schrieb damals: In diesem einen Satz hat sie mehr gesagt als tausend Missionare in tausend Jahren sagen könnten.
Übrigens ist die Christenverfolgung heute stärker als je zuvor. Jährlich werden etwa zweihunderttausend Christen getötet. Interessanterweise berichteten letztes Jahr auch österreichische Medien darüber. In zwei Tageszeitungen hieß es, dass 85 Prozent aller religiös verfolgten Gruppen Christen sind. Fast nur Christen werden heute wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet.
In unserem Land ist es glücklicherweise anders, wofür ich sehr dankbar bin. Doch auch hier werden Christen nicht von Leid, Unglück und Schmerz verschont. Wenn man sich klar zu Jesus bekennt, wird man oft in der Firma, in der Familie oder in der Nachbarschaft ausgelacht, missverstanden und manchmal auch benachteiligt.
Dieses falsche Denken, das wir haben, läuft folgendermaßen ab: Wir sagen, Gott ist gut, Gott liebt mich und Gott ist allmächtig. Deshalb sei Gott verantwortlich dafür, dass ich immer glücklich bin. Doch das ist eine falsche Schlussfolgerung.
Gott ist gut, Gott liebt mich, Gott ist allmächtig – das stimmt alles. Aber Gottes höchstes Ziel mit dir und mir ist nicht, dass es uns immer gut geht, sondern dass wir Jesus ähnlicher werden. Dabei verwendet Gott manchmal auch Leid und sogar Extremsituationen in unserem Leben.
Es ist nicht falsch, um Bewahrung zu beten, aber unsere Prioritäten müssen wir neu überdenken. Christosomus hat einmal gesagt: Der Glaube ist inmitten von Gefahr sicher, aber durch Sicherheit wird der Glaube gefährdet.
Martin Luther hat Dinge wundervoll ausgedrückt. Er hat zum Beispiel klar zwischen dem lateinischen Wort securitas (Sicherheit) und certitudo (Gewissheit) unterschieden. Luther sagte, als Christen sind wir nicht immer sicher, wir haben keine securitas, aber wir haben immer eine certitudo – eine Gewissheit. Keine Sicherheit, sondern Gewissheit. So hat Luther unterschieden: In all der Unsicherheit des Lebens haben wir eine riesige Gewissheit.
Hier gibt es ein T-Shirt, und jemand hat mir dieses gemacht, weil ich das einmal gelesen habe: „God will always keep you safe“ – das habe ich bei einem Prediger gesehen. Ich habe dann ein T-Shirt mit demselben Spruch machen lassen. Auf die Rückseite habe ich geschrieben: „Maybe God will not always keep you safe.“ Er wird dich nicht immer bewahren. Das kannst du weder aus der Bibel noch aus der Geschichte herauslesen.
Ich habe einen Lieblingsvers, eine Lieblingsgeschichte dazu, und mit der möchte ich schließen. Schlag bitte die Bibel auf: 1. Samuel Kapitel 14.
1. Samuel Kapitel 14 erzählt eine fantastische Geschichte. Es geht um Jonathan, den Sohn Sauls, der der beste Freund von David war. Sie waren enge Freunde, richtige Busenfreunde. Jonathan war ein großartiger Mensch, soweit man ihn aus der Bibel kennenlernen kann. Ich glaube, ich hätte ihn auch gern als Freund gehabt.
Zu jener Zeit kamen die Philister und machten sich ständig über die Israeliten und ihren Gott lustig. Saul war der König der Israeliten. Er hatte zwar gut angefangen, führte es aber nicht konsequent weiter. Er war zu feige, und die Israeliten versteckten sich immer in Höhlen, wenn die Philister kamen. So hatten die Philister ihren Spaß daran, die Israeliten zu erschrecken und lächerlich zu machen.
Jonathan war ein Mann Gottes. Einmal sagte er: "Mir reicht es, es ist genug." Nun lesen wir die Geschichte.
1. Samuel 14,1: Und es geschah eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sagte: "Komm, lass uns hinübergehen zu dem Posten der Philister, der dort drüben ist." Seinem Vater teilte er nichts mit, weil er befürchtete, dieser hätte gesagt: "Lass es, mein Sohn."
Weiter in Vers 4: Zwischen den Bergen, durch die Jonathan zu dem Posten der Philister hinüberzugehen suchte, war eine Felszacke. Wenn ich „Felszacke“ lese, werde ich munter. Es gab eine Felszacke auf der einen Seite und eine auf der anderen Seite. Die eine hieß Bozetz, die andere Senne. Die eine Zacke bildete eine Säule im Norden gegenüber Michmas, die andere im Süden gegenüber Geba.
Jonathan sprach zu seinem Waffenträger, der wohl sein Freund und Waffenbegleiter war: "Komm, lass uns hinübergehen zu den Posten dieser Unbeschnittenen, die dauernd unseren Gott und uns lächerlich machen." Und jetzt kommt mein Lieblingswort: "Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun." Dieses „vielleicht“ sollte man besonders beachten.
Jonathan sagte zu seinem Waffenträger: "Weißt du was? Jetzt gehen wir rüber und schlagen sie nieder. Gott kann ein Wunder mit uns beiden wirken. Vielleicht tut er etwas. Aber ich sage dir ehrlich, es kann sein, dass wir dabei draufgehen."
So gingen sie hinüber. In Vers 7 antwortete der Waffenträger: "Tu alles, was du vorhast." Das ist ein wahrer Freund, der mitgeht, auch wenn er weiß, dass er dabei sterben kann. "Tu alles, was du vorhast, geh nur hin. Siehe, ich bin mit dir in allem, was du vorhast."
Jonathan sagte in Vers 10: "Siehe, wir wollen zu den Männern hinübergehen und uns ihnen zeigen." Jetzt erklärt er seinem Freund die Strategie, die er sich überlegt hat: "Wenn sie uns sehen und sagen: 'Halt, bis wir zu euch gelandet sind', dann wollen wir stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen. Wenn sie aber sagen: 'Kommt zu uns herauf', dann steigen wir hinauf, denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein."
In Vers 11 zeigten sich beide dem Posten der Philister. Die Philister riefen ihnen zu: "Hebräer, kommt aus den Löchern hervor, in denen ihr euch versteckt habt." Hier sieht man die Schmach und das Lächerlichmachen.
Die Männer der Wache riefen Jonathan und seinen Waffenträger zu: "Kommt zu uns herauf, so wollen wir euch schon lehren." Jonathan sagte zu seinem Waffenträger: "Steig mir nach, denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben."
Jonathan stieg auf Händen und Füßen hinauf, und sein Waffenträger folgte ihm. Es ist interessant, dass die Bibel ausdrücklich erwähnt, dass Jonathan mit Händen und Füßen kletterte. Man fragt sich, warum das so geschrieben steht, denn man klettert ja nicht mit der Unterlippe. Es hat einen Grund: Jonathan und sein Freund waren völlig wehrlos.
Man braucht Hände und Füße zum Klettern – das habt ihr heute gelernt. Die Philister standen oben am Felsen. Wenn der Erste rausschaut, wäre sein Kopf sofort weg, und der Zweite ebenso. Das wäre die logische Gefahr.
Doch Jonathan wusste etwas: Wenn wir gewinnen, dann muss es sowieso der Herr tun. Wir können nichts aus eigener Kraft bewirken. In diesem Vertrauen stieg er hinauf und sagte: "Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun." Deshalb ist mir Jonathan so sympathisch.
Die Frage an jeden von uns ist: Rechnen wir mit dem Eingreifen Gottes? Auch wenn das Risiko besteht, dass vielleicht nichts passiert und wir trotzdem gehen?
Wisst ihr, welche Leute ich am meisten ermutige? Ich habe schon einige von ihnen getroffen. Irgendwie hatten sie das Gefühl, sie sollten alles aufgeben – was manche auch tun – und in die Mission gehen, nach China, Indien, Afrika oder irgendwo anders hin.
Manche tun es dann tatsächlich mit relativ wenig Rückhalt. Ob das manchmal klug ist oder nicht, sei dahingestellt. Aber sie gehen. Ich habe schon ein paar erlebt, die nach einem Jahr völlig pleite, krank und erfolglos zurückkamen.
Wisst ihr, was wir solchen Leuten sagen müssen? Wir müssen ihnen gratulieren und sagen: „Ich finde es einfach super, dass du gegangen bist, und ich will dir helfen, wieder auf die Füße zu kommen.“ Vielleicht war es dumm, aber sie haben sich wenigstens getraut.
Oft ist es erfolgreich, manchmal nicht. Das wissen wir nicht. Risiko bleibt ein Risiko. Die Frage ist: Ist unser Alltag geprägt davon, auch Risiken einzugehen, ohne zu wissen, was dabei herauskommt? Oder gehen wir immer nur auf Nummer sicher und verlieren dabei das Leben?
Jetzt hat mir jemand geschrieben, ich solle einen Häftling in Straubing besuchen. Das ist ein Gefängnis in Deutschland. Ich war auf dem Weg nach Frankfurt, und als ich in Basse vorbeikam, bin ich stehen geblieben, reingegangen und habe ihn besucht.
Er sitzt schon seit zwanzig Jahren wegen Raubmordes. Er ist ein ehemaliger Jugoslawe, der in Deutschland jemanden ermordet und ausgeraubt hat. Im Gefängnis ist er zum Glauben gekommen. Er sagte, er müsse noch zwei Jahre sitzen, aber dann wisse er nicht, was er tun solle. Deutschland dürfe er nicht bleiben, Österreich vielleicht.
Ich sagte zu ihm: „Weißt du was? Komm einfach zu uns auf den Dauernhof.“ Er meinte: „Ja, super, das mache ich, passt, zwei Jahre.“ Dann bin ich rausgegangen und dachte: „Was bist du für ein Volltrottel?“ Der Mann hat erst meine Kinder, dann meine Frau, dann die Kinder meiner Mitarbeiter umgebracht – und jetzt denkst du, wie kann man nur so blöd sein?
Aber ich hatte es ihm versprochen. Also bin ich zum Dauernhof gegangen und sagte: „Ich glaube, ich habe Blödsinn gemacht.“ Aber er sagte, er dürfe kommen und wolle die Gelegenheit jetzt nutzen.
Er ist dann auch gekommen, hat niemanden umgebracht und ist auch nicht lange geblieben, weil er gemerkt hat, hier muss er arbeiten. Aber er schreibt immer noch und fragt nach Geld. Er tut sich ganz okay.
Wir sind auch bereit, in der Firma über Jesus zu reden, auch wenn es ein Risiko ist. Auch wenn ihr ausgelacht oder missverstanden werdet, gehen wir mal ein Risiko ein. Oder ist es immer nur: „Na, ich könnte ja vielleicht missverstanden werden.“ Ja, und? Es ist so tragisch, wenn wir missverstanden werden.
Einfach mal zu sagen: Ich will mal ein Risiko eingehen, ohne zu wissen, was dabei herauskommt.
Einige von euch kennen Klostermühle. Bernhard und Anne Rebsch waren nicht die Gründer, aber sie waren von Anfang an dabei. Bernhard Rebsch ist vor ein paar Jahren gestorben. Er war ein lieber Freund von mir. Anne, die Frau von Bernhard, lebt noch. Sie haben mehrere Kinder, darunter Tina, die älteste, die Ärztin ist.
Vor etwa drei oder vier Jahren gab es in Pakistan ein brutales Erdbeben. Tina war als Ärztin für ein oder zwei Jahre in Pakistan und hatte sich verpflichtet, in einer kleinen Klinik im Norden des Landes zu arbeiten. Das Erdbeben war extrem, fast alles war zerstört. Tina sagte, sie habe so etwas noch nie gesehen. Die Erde habe sich bewegt wie das Meer, es war ein Wogen, bei dem man die ganze Erde sich bewegen sah.
Sie hatte noch Kontakt mit ihrer Mutter, während ich gerade in der Klostermühle war. Ich sprach mit der Mutter, und Tina fragte sie, ob sie nach Hause kommen oder bleiben soll. Das muss man der Mutter hoch anrechnen. Sie antwortete: „Weißt du, Tina, wenn du unbedingt nach Hause kommen willst, bist du natürlich willkommen. Aber wenn du glaubst, dass die Leute dich dort brauchen, dann bleib! Auch wenn du dabei draufgehst.“
Für mich ist das ein Vorbild. Wisst ihr, was die größten Hindernisse sind, damit Kinder von Christen auf die Mission gehen? Es sind die christlichen Eltern. Christliche Eltern wollen, dass alle in die Mission gehen, aber nicht ihre eigenen Kinder. Die sollen in der Nähe bleiben, damit sie Großvater oder Großmutter spielen können usw. Das ist nicht fair. Das ist auch nicht recht.
Ein letztes noch, dann bin ich fertig.
In den 90er Jahren wurde in Amerika eine Umfrage durchgeführt, die meiner Meinung nach immer noch repräsentativ ist. Dabei wurde nicht nur eine bestimmte soziale Gruppe befragt, sondern ausschließlich Menschen, die älter als siebzig Jahre waren. Die Frage lautete: Wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest, was würdest du anders machen? Was würdest du tun, wenn du dein Leben noch einmal leben könntest?
Faszinierend! Punkt Nummer drei war: Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich in Dinge investieren, die auch nach meinem Ableben noch einen Unterschied in dieser Welt machen.
Punkt Nummer zwei lautete: Wenn ich noch einmal leben würde, würde ich öfter mal in meinem Leben einfach stehen bleiben und eine Bestandsaufnahme machen. Ich würde mich fragen: Wo bin ich? Wo will ich eigentlich hin? Und wenn nötig, würde ich die Richtung ändern.
Denn viele von uns leben so, dass wir einfach tun, was wir tun, ohne jemals anzuhalten. Wir tun nur noch, was wir glauben tun zu müssen. Dann sind wir sechzig, siebzig Jahre alt und fragen uns: Was war das jetzt?
Öfter mal stehenbleiben – dafür sind Orte wie der Dauernhof ganz hilfreich. Mal innehalten, nachdenken, wo ich gerade stehe und wohin ich eigentlich mit meinem Leben will. Und dann, wenn notwendig, die Richtung ändern. Das war Punkt zwei.
Aber überraschenderweise war Punkt Nummer eins, das sagten die meisten über Siebzigjährigen: Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich viel mehr Risiko eingehen.
Das ist eine Botschaft für uns.
Dazu möchte ich noch eine Geschichte erzählen. Major Thomas, der Gründer der Fackelträger, hielt die letzte Predigt, die er für uns sprach, vor einigen Jahren in England. Alle vier Jahre findet dort ein internationales Treffen statt, bei dem alle Fackelträger zusammenkommen.
Major Thomas hatte schon eine sehr gebrochene Stimme, war aber noch gut zu verstehen. Er predigte lange und endete mit folgender Geschichte:
Ein Schiff befand sich auf offener See, als ein furchtbarer Sturm aufkam. Nachdem die Mannschaft eine Zeit lang versucht hatte, dem Sturm zu trotzen, erkannten sie, dass es aussichtslos war. Ihr Boot würde dem Sturm nicht standhalten, sie würden untergehen. Sie riefen die Seerettung.
Das Rettungsteam in der Gegend hörte den Notruf und machte sich sofort bereit, das gefährdete Schiff zu retten. Ein junges Mitglied der Rettungsmannschaft, etwa 19 oder 20 Jahre alt, schaute in die Nacht hinaus. Es war mitten in der Nacht, die Wellen waren meterhoch, es regnete, und der Sturm tobte.
Der junge Mann sagte zum Kapitän: „Kapitän, wir können da nicht hinausfahren in die dunkle Nacht. Wir werden nie mehr zurückkehren.“
Doch der alte Kapitän nahm die Hand des Jungen und sagte: „Junge, da draußen im Meer sind Menschen, die verloren sind. Sie kämpfen um ihr Leben und warten verzweifelt auf Hilfe. Mein Sohn, wir müssen hinausfahren – und wir müssen nicht zurückkommen.“
Das war die letzte Botschaft von Major Thomas.
Ich glaube, das ist eine wichtige Botschaft für unsere Zeit. Wir müssen bereit sein. Dabei geht es nicht darum, dumm oder naiv zu sein. Wenn Gott uns aber etwas aufs Herz legt und sagt: „Okay, das ist jetzt ein Risiko, aber im Glauben an Gott will ich gehen“, dann sollten wir das tun – auch wenn wir nie mehr zurückkehren.
Interessant ist auch die Entwicklung auf Missionsfeldern. Letztes Jahr war ich in Tansania bei einer Missionskonferenz, bei der ich gesprochen habe. Junge Leute für drei Monate zu gewinnen, ist heute kein Problem mehr – massenhaft. Junge Leute für ein Jahr zu gewinnen, ist nicht schwer. Für zwei Jahre wird es schon ziemlich schwer, und über zwei Jahre fast unmöglich.
Viele gehen nur noch in die Mission, um Erfahrungen zu sammeln, aber nicht mehr, um eine verlorene Welt zu retten und ihr Leben dafür zu geben. Früher nahmen Missionare ihren Sarg mit, wenn sie aufs Missionsfeld gingen, weil sie wussten, dass sie nie mehr zurückkommen würden.
Ich glaube, wir müssen uns wieder auf den Auftrag Jesu besinnen. Das gilt auch für uns hier, egal wo wir sind. Wir müssen sagen: Ich will gehen, auch wenn ich dabei vielleicht draufgehe – wenn ich weiß, es ist vom Herrn.
Das ist eine wichtige Botschaft für mich – für mein Leben, mein Denken, mein Handeln und mein Planen.
Ich will noch beten, zusammen:
Lieber Vater, es ist einfach spannend, mit dir leben zu dürfen. Es ist spannend, Vater, zu sehen, wie du uns führst und wo du uns leitest.
Es ist auch spannend zu sehen, Vater, dass manche tatsächlich bewahrt bleiben in den wildesten Dingen, während andere nicht bewahrt bleiben in weniger wilden Situationen. Herr, danke, dass wir wissen dürfen: Letztlich haben wir eine Gewissheit, die Gewissheit, bei dir zu sein – ob im Leben oder im Sterben. Denn sterben oder leben wir, wir sind des Herrn, wir gehören dir.
Darum bist du, Herr Jesus, unser Leben, und Sterben ist letztlich tatsächlich unser Gewinn. Herr, so bete ich, dass wir uns nicht allzu sehr von dem Denken dieser Welt leiten lassen, das nur auf Sicherheit, Bewahrung, Glück und Fröhlichkeit ausgerichtet ist. Sondern dass wir auch erkennen, dass es Leid gibt, diese Welt leidet, und wir leiden mit ihr.
Zeige uns auch klar, in welchen Bereichen du uns in diese Welt senden möchtest, die so verloren ist. Zeige uns Individuen in unserer Nachbarschaft, in unserer Verwandtschaft, in unserer Firma, die nach dir greifen wollen. Schenke uns den Mut, Risiko einzugehen und dich einfach zu bekennen – in der Zeit und in der Unzeit, ohne uns für das Evangelium zu schämen.
Herr, ich bete, dass wir von deinem Geist geleitet sind und keine Angst haben müssen. Denn wir haben eine Gewissheit in dir – für jetzt und für ewig. Auf diesem Fels stehen wir. Danke, dass selbst die Berge weichen und die Hügel hinfallen, deine Gnade wird nie von uns weichen. Darauf bauen wir unser Leben.
Danke, Herr, für diese Woche und für all das, was wir erleben durften. Wir danken dir für Bewahrung, Vater, auch am heutigen Tag, dass nichts passiert ist. Wir danken dir für die eine oder andere Lektion, die wir vielleicht erkannt, gesehen oder gelernt haben. Wir beten, dass dies dazu dient, dich zu verherrlichen und die Menschheit zu segnen.
Herr, danke für diesen Abend, für unser Miteinander. Segne diese lieben Leute. Danke für unsere Kinder. Herr, gib uns immer wieder neue Liebe, Kraft und Geduld, die wir so sehr brauchen von dir – gerade in dieser Zeit, in der es manchmal anstrengend ist und wir hier an unsere Grenzen kommen.
Herr, danke, dass du in uns lebst. Amen.