Persönliche Erfahrung mit Bruderliebe
Ich möchte euch zu Beginn eine Geschichte von mir erzählen. Ich bin etwa mit zwanzig Jahren zum Glauben gekommen. Meine Kindheit war nicht ganz so glücklich, und deshalb war ich am Anfang meines Christseins so, wie ich eben war: ein ziemlich tougher, vielleicht sogar grober Typ. Diese Grobheit diente dazu, meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Ich wollte nicht, dass die Leute sehen, wie es mir wirklich geht.
Eines Morgens, nachdem ich zum Glauben gekommen war, fand ich von einem lieben älteren Freund aus der Gemeinde eine Postkarte in meinem Briefkasten. Dieser Freund war etwa zehn Jahre älter als ich. Die Postkarte begann mit den Worten: „Liebes Bruderherz.“
Dann folgten ein paar ermutigende Zeilen, einfach so. Ihr müsst euch vorstellen: Ich war aus meiner Vergangenheit heraus sehr auf Leistung getrimmt, hatte Taekwondo und Handball gemacht – so in diese Richtung. Und dann kam jemand und schrieb mir diese Worte. Als ich das las, fand ich es zunächst ein bisschen kitschig und komisch. „Liebes Bruderherz“ – so hatte mich noch nie jemand genannt.
Gleichzeitig war das unglaublich berührend. Eine Postkarte zu bekommen, in der jemand dich mit „Liebes Bruderherz“ anspricht, war für mich eine der ersten ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Bruderliebe, also der Liebe zwischen Geschwistern.
Und da machen wir weiter.
Prioritäten im Glauben unter Druck
Es geht um die Frage, welche Prioritäten wir im Leben nicht aus dem Blick verlieren dürfen, wenn wir unter Druck geraten. Wo brauchen wir einen klaren Kopf?
Petrus nennt uns fünf große Bereiche, die wahrscheinlich immer dann schwächer werden, wenn der Druck in unserem Leben zunimmt. Diese Bereiche geraten aus unserem Blickfeld, wir werden konfus und reagieren vielleicht sogar ängstlich.
Die ersten beiden Bereiche haben wir uns gestern angeschaut. Dabei ging es um Heiligkeit und Ehrfurcht. Nun betrachten wir den nächsten Bereich: Bruderliebe.
Dazu lesen wir in 1. Petrus 1,22.
Die Bedeutung der ungeheuchelten Bruderliebe
Und Petrus schreibt: „Da ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe gereinigt habt.“
Was hier sofort klar wird, ist, dass meine Beziehung zu dem Herrn Jesus nie nur eine Sache zwischen mir und Gott ist. Ich bin als Christ immer Teil einer Gemeinde, ich bin Teil einer himmlischen Familie. Wenn ich mich bekehre, dann bekehre ich mich zu einem Verhältnis mit anderen Christen.
Ich bekehre mich zu einem Verhältnis, das, wenn ich es ernst meine, wenn ich die Wahrheit richtig verstanden habe, wenn das Evangelium wirklich in mir angekommen ist, geprägt ist von ungeheuchelter Bruderliebe. Ich weiß, das ist nicht immer einfach, wenn man das dann in der Praxis erlebt. Aber Petrus sagt: Du in der Gemeinde sollst dein Herz verschenken an die Geschwister. Das gehört eigentlich dazu.
Und warum soll ich das tun? Der Text sagt: weil ich gehorsam sein soll. „Da ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe gereinigt habt.“ Bekehrung ist eine Bekehrung zum Gehorsam, und die Wahrheit des Wortes Gottes, das, was wirklich gilt, sagt mir: Wenn ich mit Gott leben will, dann kann ich das nur, wenn ich in meinem Herzen Bruderliebe kultiviere. Ungeheuchelte Bruderliebe, also ein Umgang mit den Geschwistern, der keine Show ist.
Es geht nicht darum, ein warmes Gefühl nach dem Gottesdienst bei einer Tasse Kaffee vorzuspielen. Und sobald man dann wieder auseinander ist, hat man sich auch wieder aus dem Blick verloren und interessiert sich eigentlich nicht füreinander.
Petrus sucht und erwartet von uns, dass wir im Blick aufeinander, wenn wir das Evangelium verstanden haben, unsere Seelen reinigen zu ungeheuchelter Bruderliebe. Dass da alles an falscher, geheuchelter, vorgespielter, nicht ehrlich gemeinter Liebe zu dem anderen einfach weg ist. Dass wir sagen: Das wollen wir einfach nicht.
Herausforderungen und Ermutigung zur Bruderliebe
Und wenn wir uns die Frage stellen: Wie kriege ich das hin?, dann ist es für mich ganz wichtig, dass man bei diesem Thema eines macht. Man muss sich erst einmal anschauen – und das sage ich jetzt für alle, die vielleicht schon Enttäuschungen mit diesem Thema in der Gemeinde erlebt haben. Ich werde auch dazu noch ein bisschen etwas sagen.
Aber bevor man jetzt denkt: „Bruder, lieber, oh komm, lass mich mit den Christen in Ruhe, lass mich in Ruhe“, möchte ich trotzdem Mut machen, einen Blick zu wagen auf das, was man an Bruderliebe in der Gemeinde schon erlebt hat.
Warum sage ich das? Weil ich persönlich den Eindruck habe, dass es uns Christen – es geht mir ja nicht anders – viel, viel leichter fällt, über die Geschwister zu meckern, als uns über die anderen zu freuen. Ich weiß nicht, wie es euch da geht. Aber ich merke in meinem Herzen, wenn man über die Geschwister nachdenkt, kommt schnell so ein Schuss Ungerechtigkeit hinein.
Deswegen ganz am Anfang die Frage: Kannst du dich im Blick darauf, wie es in der Gemeinde, wie es bei euch in der EFG Oberkremer läuft, wie man miteinander umgeht, über das freuen, was da ist? Oder herrscht da in deinem Kopf dieser Gedanke: „Na ja, die anderen müssten sich schon noch mal ein bisschen mehr um mich kümmern“?
Wisst ihr, es ist ganz leicht zu sagen: Der oder die hat das und das nicht gemacht. Aber sehen wir mit derselben Klarheit, mit der wir die Fehler der anderen sehen, auch das, was sie tun? Sind wir, wenn wir so fordernd in Gemeinschaft eintreten – und ich habe einen Freund, der meinte letzte Woche, dass Gemeindeleiter den Eindruck haben, das wird immer mehr –, die Leute fordern einfach ständig mehr.
Irgendwie geht es mir auch so, dass ich den Eindruck habe, der Anspruch an Leitung nimmt ständig zu, dass es so ein förmliches Betutteltwerden gibt. Ich stelle mir die Frage: Wenn ich schon so einen Anspruch habe, bin ich dann in dem, was ich fordere, eigentlich selber ein Vorbild?
Könnte es nicht sein, dass der, von dem ich mir Aufmerksamkeit und Hilfe am liebsten einfordern würde, eigentlich gerade in genau diesem Moment meine Hilfe und meinen Beistand braucht? Habe ich darüber schon mal nachgedacht?
Mit der Bekehrung treffen wir die Entscheidung, dass wir Christen lieben wollen. Und ich weiß, das ist eine Dauerbaustelle im Leben. Und deswegen, weil Petrus das auch weiß, heißt der Vers am Ende: Weil ihr das gemacht habt.
Weil ihr euch nicht zum Evangelium bekehrt haben könnt, ohne euch gleichzeitig zu den Geschwistern bekehrt zu haben – weil das einfach nicht geht. Aber weil das auch nicht einfach ist, heißt es: So liebt einander anhaltend und von Herzen.
Die Schwierigkeit anhaltender und herzlicher Liebe
Also zwei Probleme: Wenn du sagst, ich möchte das lernen, erstens anhaltend und zweitens von Herzen. Anhaltend kann man auch mit beharrlich, eifrig oder innig übersetzen.
Wisst ihr, ich weiß, dass in jedem von uns – ausgenommen diejenigen, die das Helfer-Syndrom haben und die Gabe der Barmherzigkeit besitzen – ein gewisses Desinteresse an den Problemen anderer eingebaut ist. Vor allem dann, wenn wir in unserem eigenen Leben selbst genug Schwierigkeiten haben.
Der normale Christ neigt dazu, den anderen aus dem Blick zu verlieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir dieses Gebot hier verstehen. Petrus sagt: Du sollst den anderen anhaltend lieben.
Die Norm ist oft so: Ich bekomme mit, dass es dem anderen schlecht geht, denke „ach du Armer“, und dann ist es wieder vorbei. Ich denke dann auch nicht weiter daran. Irgendwann kommt das wieder hoch, und dann sage ich wieder „ach du Armer“. Danach vergesse ich es erneut. Es ist so dieses „Ich umarme dich, ich nehme dich für einen Moment wahr, ich habe dich für einen Moment auch lieb, und ich meine das irgendwie ernst“. Aber zwischen diesen Momenten habe ich eigentlich gar nicht so an dich gedacht. Du warst mir gar nicht so präsent.
Wie gesagt, wenn du die Gabe der Barmherzigkeit hast oder das Helfer-Syndrom, dann weißt du nicht, wovon ich rede. Aber alle anderen wissen ganz genau, wie das ist.
Jetzt sagen sie: „Boah, ich muss mein Leben selber auf die Reihe kriegen, ich kann mich nicht ständig um alle anderen kümmern.“ Und irgendwie geht das wirklich nicht, dass man sich ständig um alle anderen kümmert. Trotzdem steht dieses Gebot hier, und irgendwie müssen wir es schaffen, in unserem Leben die Geschwister anhaltend zu lieben und sie immer vor Augen zu haben.
Ich weiß nicht, was du jetzt denkst, wenn du dieses Gebot liest. Ich sage dir, es gehört wirklich zu den herausforderndsten Geboten in der Bibel. Denn Petrus sagt: Schau mal, ich möchte, dass du dich mit den Problemen anderer Menschen beschäftigst – selbst dann, wenn du in deinem eigenen Leben genug Probleme hast. Und ich möchte, dass du das tust und den anderen liebst, selbst wenn er sich nicht darüber freut, dass du dich um ihn kümmerst.
Ist euch das schon mal passiert? Ihr habt euch um jemanden gekümmert, und er hat euch vielleicht sogar blöd angemacht, so richtig angeblökt. Er hat gesagt: „Ich will deine Hilfe aber nicht haben“, so in der Richtung. Du denkst dir: „Hallo, jetzt bin ich hier, ich weiß, du hast ein Problem, lass dir doch einfach mal helfen.“
Oder kennt ihr Leute, die zwar geholfen bekommen wollen, aber nur so, wie sie sich das vorstellen? Du denkst, du brauchst die Hilfe gar nicht, die du haben willst, und ich würde dir gerne die geben, die du brauchst, aber die willst du nicht haben. Du stehst da und denkst: Wie kompliziert sind Menschen?
Und das geht beliebig komplizierter. Du willst jemandem helfen, fühlst dich plötzlich ausgenutzt. Du willst jemandem helfen, merkst aber, dass er zwar deine Hilfe haben will, aber keinerlei Interesse daran hat, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Er will immer nur Hilfe, Hilfe, Hilfe.
Oder das ist vielleicht das Schönste aus meiner Perspektive: Wenn jemand dich um Rat fragt und du denkst, okay, ich gebe dir einen Rat, ich sage dir, was Gott zu der Sache sagt. Dann geht er hin und macht das glatte Gegenteil. Du denkst dir: Warum hast du mich gefragt?
Es passiert, was du ihm gesagt hast, dass passieren würde, wenn er das Gegenteil tut – sprich, die Katastrophe kommt. Er steht wieder auf der Matte und sagt: „Kannst du mir helfen?“ Du sagst ihm, was er tun muss, und du weißt in dem Moment schon, dass er es wieder nicht tun wird.
Also wenn du Gründe suchst, das Thema Bruderliebe für dich ad acta zu legen und zu sagen: „Im nächsten Leben, wenn wir im Himmel sind, will ich gerne auf das Gebot zurückkommen, aber in diesem Leben sind mir Menschen einfach viel, viel zu kompliziert“, dann kann ich dir so viele Gründe geben, wie du haben möchtest.
Ich könnte dir einen Abend lang Geschichten erzählen, wie Christen sich verhalten, wenn man ihnen versucht zu helfen, wie Liebe ins Leere läuft und du dir danach die Frage stellst: Warum habe ich meine Zeit, mein Geld, meinen guten Rat überhaupt investiert?
Und trotzdem steht dieses Gebot hier. Also bitte: Wenn du solche Erfahrungen machst, dass Menschen sich komisch verhalten, dann lass dich von diesen Erfahrungen nicht abhalten, dem Gebot in deinem Leben immer wieder nachzufolgen.
Es geht nicht darum, wie oft du erlebst, dass Menschen komisch sind. Es geht darum, dass du anhaltend liebst. Liebt einander anhaltend.
Und das geht wirklich nur, wenn wir dieses eingebaute Desinteresse und manchmal auch den Groll runterschlucken. Wir dürfen nicht auf unsere Gefühle hören, die sagen: „Das hat doch eh keinen Sinn, lass es doch sein.“ Sondern wir müssen genau das tun, was Gott sagt.
Verantwortung zur Veränderung in der Gemeinde
Und noch ein Hinweis: Wenn du in diesem ganzen Komplex Bruderliebe merkst, dass in deiner Gemeinde etwas schief läuft, dass an bestimmten Stellen nicht alles so funktioniert, wie es sollte, dann ist das wichtig. Vielleicht wird sich nicht richtig um bestimmte Leute gekümmert, vielleicht fallen Menschen durchs Raster und so weiter.
Wenn du das wahrnimmst und Gott dir dafür die Augen geöffnet hat, dann tut er das nicht, um dich aus der Gemeinde zu vertreiben. Vielmehr will er, dass du an genau dieser Stelle, an der du ein Defizit siehst, etwas veränderst.
Vielleicht denkst du: „Ja, aber ich kann doch nicht die ganze Gemeinde verändern.“ Schau mal, du kannst anfangen. Du kannst dich verändern lassen, gerade dort, wo du das Defizit erkennst. Du kannst mit gutem Vorbild vorangehen. Außerdem kannst du ein paar Leuten zeigen, was du gesehen hast und was du tust. Vielleicht wirst du dadurch ein paar Menschen verändern, und vielleicht erreicht es irgendwann die ganze Gemeinde.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, besonders für diejenigen, die die Gabe der Barmherzigkeit haben. Gerade die, die sehr sensibel sind und immer mitbekommen, wem es gerade nicht so gut geht. Du denkst wahrscheinlich die ganze Zeit: Hier kümmert sich ja keiner um niemanden, es ist ja alles nur schlimm.
Fang an, das, was du da spürst, positiv umzusetzen. Nicht in Meckern, Mosern oder sich zurückziehen, sondern in Veränderung. Ich will diese Gemeinde mehr zu dem machen, was ich spüre. Ich will mehr von der Liebe, mit der ich begabt bin, in diese Gemeinde hineinbringen.
Liebe von Herzen als Motivation
Okay, ganz wichtig: Erster Punkt – anhaltend lieben. Zweiter Punkt – liebt einander anhaltend und von Herzen.
Wie liebt man jemanden von Herzen? Was ist das Gegenteil von Herzen? Manche Bibelübersetzungen sprechen auch von „reinem Herzen“, und ich glaube, das ist der Schlüssel. Es geht um die Motive dabei. Man soll den anderen nicht so lieben, dass es sich nur nach Liebe anfühlt oder vielleicht nach Liebe aussieht, aber es nicht wirklich so gemeint ist.
Man kann sich also die ganze Zeit um jemanden kümmern, sich in ihn investieren und dabei brummelig in sich hinein die Frage stellen, ob man nicht etwas Besseres zu tun hätte und sich eigentlich über die Zeitverschwendung ärgert. Da sagt Petrus jetzt: Mach das nicht.
Frage: Soll ich Liebe nicht lieben, wenn ich es nicht von Herzen tue? Wenn ich merke, dass es mir schwerfällt, wenn ich mich mit jemand anderem beschäftige, aber meine Gedanken ganz woanders sind? Wenn ich eigentlich gar nicht will und es ärgerlich finde, dass in der Bibel von Bruderliebe die Rede ist?
Und wenn der andere sich dann noch extra dusselig angestellt hat und selbstverschuldet in eine Situation geraten ist, die er auch anders hätte lösen können, wenn er nur ein bisschen erwachsener gewesen wäre – und du bist mittendrin – soll ich dann einfach aufhören zu lieben, weil ich es ja nicht von Herzen tue?
Die Antwort lautet: Nein. Warum? Weil das Gebot sagt: Du sollst lieben, und zwar anhaltend und von Herzen.
Das heißt, wenn du merkst, dass du beim Lieben – und ich mache mal ein paar Beispiele, worüber wir hier reden – jemanden anrufst, weil du denkst, er war nicht im Gottesdienst, ihm geht es nicht gut, du unterstützt jemanden finanziell, bist bei einem Umzug praktisch dabei, merkst einen Konflikt in seiner Ehe und schaltest dich als Vermittler ein oder jemand braucht eine Übernachtungsmöglichkeit – egal was es ist – du liebst und merkst in diesem Moment, dass du das eigentlich nicht gern tust.
Dann hör bitte mit dem Lieben nicht auf. Denn wenn du jetzt aufhörst, bekämpfst du eine Sünde mit einer anderen. Das Gebot heißt ja: Du sollst lieben.
Das heißt, wenn du merkst, während du liebst, dass du das eigentlich mit der falschen Herzenseinstellung tust, dann ist die Lösung nicht, nicht zu lieben. Sondern die Lösung besteht darin, Buße zu tun über deine Herzenseinstellung.
Du musst beten und sagen: Vater im Himmel, es tut mir leid, dass ich so grummelig bin und mich nicht so richtig darüber freuen kann, dass ich helfen darf. Bitte vergib mir meine Herzenseinstellung. Zeig mir, Herr Jesus, dein Herz, deine Liebe, und lehre mich so zu lieben, wie du mich geliebt hast.
Die Grundlage der Liebe: Wiedergeburt durch das lebendige Wort
Warum tue ich das? Man könnte sagen, einfach aus Gehorsam. Aber Petrus geht noch einen Schritt weiter und bringt ein ganz merkwürdiges Argument. Wenn man es zum ersten Mal liest, schließt man sich dem nicht so schnell an.
Ich lese euch die Verse 23 bis 25 vor: „Denn jetzt wird begründet, warum soll ich anhaltend und von Herzen lieben? Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“
Die Frage ist: Woher kommt es, dass du neues Leben hast? Irgendwann hast du das Evangelium gehört. Wie ist das passiert? Vielleicht hast du in der Bibel gelesen, eine Predigt gehört, warst in einem Alpha-Kurs oder hattest ein gutes Gespräch mit einer Freundin, die es dir erzählt hat.
Aber woher hat der Prediger, deine Freundin oder jemand anderes das Evangelium? Letztendlich immer aus der Bibel.
Gott benutzt das Wort, das lebendige und bleibende Wort Gottes, das niemals veraltet. Er benutzt es wie einen Samen. Dieser Same wird in mich hineingepflanzt, dort wächst er, bekommt Wurzeln, und dann wächst aus mir heraus ewiges Leben, das mich verändert.
Nochmal: „Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“ Also steckt in mir die Frucht des unvergänglichen Wortes Gottes. Und das Wort Gottes selbst ist der Same, der in mich hineingelegt worden ist.
Vergänglichkeit des natürlichen Lebens
So, jetzt geht es weiter. Es ist nämlich so: Wie der Same, so das Leben. Denn alles Fleisch – damit sind alle Menschen gemeint – ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases.
Das klingt ein bisschen nach Deutschunterricht oder nach Romantik, oder? Es ist ein bisschen so wie mit meinem Balkon gerade. Auf meinem Balkon wachsen verschiedene Pflanzen, und sie hören langsam auf zu wachsen. Auf gut Deutsch: Sie vertrocknen langsam. Was vorher schön geblüht hat, geht allmählich ein. War das überraschend? Nein, das war es nicht.
Es wird gegossen, keine Sorge. Aber die Zeit ist einfach vorbei. Eine Weile blüht es, und dann blüht es eben nicht mehr. Ich habe da so einen Bottich mit Wasser, in dem ein paar Sumpfpflanzen standen. Von allen lebt nur noch eine, der Rest ist vertrocknet, einfach tot. So ist das eben. Wenn du eine Pflanze auf dem Balkon bist, blühst du eine Weile und dann eben nicht mehr.
Und was Petrus sagt, das gilt doch für alle Menschen, oder? Für eine Weile machen sie tolle Sachen, sehen großartig aus – wie eine Blume eben. Aber irgendwann sind sie tot. Meistens sind sie schon vorher nicht mehr richtig zu gebrauchen, fangen an zu verwelken wie eine Blume. Das ist der normale Lauf der Dinge.
Also nochmal: Denn alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases. Egal wie brillant du in diesem Leben bist, irgendwann verdorrst du. Das Gras verdorrt, und die Blume fällt ab. Das ist die Realität.
Es ist die grausame Realität jedes verliebten Ehemanns, der regelmäßig Schnittblumen kauft. Dieser Widerspruch, den wir Männer dabei empfinden: Du kaufst Schnittblumen, stellst sie hin, und deine Frau sagt: „Oh, ist das aber schön!“ Und du denkst dir: „In einer Woche ist das eh vorbei.“ Ja, ehrlich.
Und wenn man die Blumen dann nicht umdreht und irgendwo aufhängt, und wenn du den 78. Trockenblumenstrauß unterm Dach hast, dann erlebst du genau das, was hier steht. Du hast diese Blüten, und dann – plopp – ist es vorbei.
Wenn man beim Kauf nicht auf Qualität achtet, braucht es nicht mal eine Woche, dann ploppen die Blumen. Und wenn du wie wir noch vergisst, das Wasser zu wechseln und das Streuselzeug reinzumachen, das immer dabei ist, dann ploppen sie noch früher.
Es gehört einfach dazu: Natürliches Leben ist endlich. Egal wie schön der Mensch ist, egal wie begabt er ist, egal wie viel Herrlichkeit er hat – es geht ihm wie dem schönsten Strauß roter Rosen. Irgendwann plopp.
Das Leben durch das unvergängliche Wort Gottes
Die Logik in diesem Vers ist folgende: So wie der Same, so ist auch das Leben. Wenn du natürliches Leben in dir trägst, dann ist dein Schicksal genau wie das aller natürlichen Dinge. Es ergeht dir wie dem Gras und den Blumen: Du verdorrst, du wirst irgendwann einfach sterben.
Wenn du jedoch nicht natürlich bist, sondern den übernatürlichen Samen des Wortes Gottes in dir trägst – das Wort Gottes, das lebendig und bleibend ist, das übernatürlich ist und niemals verwelken wird –, dann wird dieser Same in dir eine Lebensqualität hervorbringen, die Gott entspricht und tatsächlich unvergänglich ist. Das Wort Gottes ist unvergänglich. Jesus sagt: Mein Wort wird nie vergehen, nie.
Ich kann mir das fast nicht vorstellen. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass man eine Ewigkeit lang die Bibel studiert. Aber es muss irgendwie möglich sein. Ich weiß noch nicht, worin der Clou dabei liegt. Denn ich denke mir: Nach einer Million Jahren müsste man doch irgendwann an den Punkt kommen, an dem man sagt, jetzt ist nichts Neues mehr zu finden. Aber irgendwie bleibt das in aller Ewigkeit so. Ich weiß noch nicht genau, wie das funktioniert. Aber klar ist: Es ist unvergänglich.
Und genauso wie dieses Wort als solches unvergänglich ist, bleibt auch seine Frucht in uns. Das Wort Gottes bringt Frucht hervor, und das ewige Leben ist ebenfalls unvergänglich. Dieses ewige Leben, das in uns steckt, soll uns jetzt motivieren, in der Gegenwart der Geschwister anhaltend und von Herzen zu lieben.
Das Argument von Petrus geht etwa so: Wenn Gottes ewiges Leben wirklich durch unsere Adern pulsiert – ein Leben, das nie aufhört, das von Gott kommt und das Gott durch seine Worte in uns gezeugt hat –, dann soll auch seine ewige Liebe, die ihn dazu brachte, dieses Wort in die Welt zu senden, in unseren Herzen regieren.
Dann können wir nicht anders, als uns umzuschauen und festzustellen: Du hast ewiges Leben, du hast ewiges Leben und du hast ewiges Leben. Wir können dann nicht anders, als zu verstehen, dass wir füreinander gemacht sind und zusammengehören. Wir sind so eng miteinander verbunden, dass das, was an Differenzen zwischen uns steht, das Komischsein, das uns auseinandertreibt, uns einfach nicht davon abhalten darf, uns zu lieben.
Zusammenfassung der ersten Herausforderung: Anhaltende Liebe
Das ist der erste Punkt: Hab die Geschwister lieb.
Wenn du in Schwierigkeiten gerätst oder merkst, dass es schwierig wird, dann hör nicht auf, die Geschwister zu lieben. Lass dir den Blick für sie nicht von den Problemen vernebeln.
Sieh in ihnen nicht die Feinde, nicht diejenigen, die das Problem noch schwieriger machen, und auch nicht die, mit denen man sowieso nicht auskommen kann. Stattdessen bleibe klar im Blick, dass deine Berufung darin besteht, die Geschwister immer wieder zu lieben.
Geistliches Wachstum in schwierigen Zeiten
Zweiter Punkt
Der zweite Punkt heißt: Habe in Zeiten der Schwierigkeiten Lust auf die Dinge, die dich geistlich wachsen lassen.
Es ist doch so: Wenn es uns nicht gut geht, machen uns die Schwierigkeiten oft genau die Dinge madig, die wir am meisten brauchen. Meistens beten wir dann weniger, beschäftigen uns weniger mit dem Wort Gottes – obwohl in der Bibel steht, dass es uns beleben möchte. Wir suchen weniger die Gemeinschaft mit den Geschwistern und auch weniger die Stille mit Gott. Das ist zumindest bei vielen die Norm.
Wirklich reife Christen haben verstanden, dass wir, wenn es schwierig wird, eine größere Nähe zu Gott brauchen. Genau das ist es, was Petrus uns hier sagt. In 1. Petrus 2,2 heißt es: „Und seid wie neugeborene Kinder begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie wachset zur Errettung.“ Das ist der Hauptgedanke hier.
Seit Samstag haben wir neue Praktikanten. Gestern habt ihr sie hier gesehen. Vielleicht habt ihr ja bemerkt, dass jetzt nur noch Fabian dabei ist. Gestern waren auch Anne und der kleine Michel da. Der kleine Michel ist ein ganz entspannter Viermonatsalter, wirklich super entspannt, kein Schreikind – ganz toll.
Aber der kleine Michel ist nur dann so entspannt, wenn er satt ist. Wenn er nicht satt ist, etwa nachts um zwei, und du dann denkst, ach, weißt du, wenn du ihm dann auf die Idee kommst, seiner Gier nach Milch zu begegnen, indem du ihm sagst: „Ich lese dir mein Buch vor“ oder „Machst du ein bisschen Gulle Gulle?“ oder versuchst ihm einzureden, dass er eigentlich gar keinen Hunger hat, weil es nachts um zwei Uhr ist und jetzt Schlafenszeit ist – das kannst du dir sparen.
Sein kleines Kind ist, wenn es Hunger hat, sehr fokussiert. Ja, sehr fokussiert. Wenn es noch ein bisschen hält, dann ist es extra fokussiert. Es weiß genau, was es will.
Und jetzt kommt Petrus und sagt: „Ich möchte, dass ihr wie neugeborene Kinder seid.“ Wenn du weißt, was so einen kleinen Wurm beruhigt, dann ist das genau eine Sache: Milch, Mamas Milch, die will er haben.
Und genau so sagt Petrus, sollen wir sein. Nimm dir den kleinen Michel zum Vorbild oder wen auch immer du noch so im Kopf hast, als kleines gieriges Würmchen auf dem Arm. Lerne von ihm, dass die Gier nach der vernünftigen, unverfälschten Milch das ist, was du im Leben brauchst.
Du bist in gewisser Weise als Christ ein Baby und brauchst bestimmte Dinge, damit du wachsen kannst – wie es hier heißt, zur Errettung. Unser Lebensweg zur Errettung hin ist ein Wachstumsprozess. Wir dürfen tatsächlich Gott immer näherkommen.
Dazu brauchen wir die vernünftige, unverfälschte Milch. Vernünftig heißt passend. Du brauchst genau das, was in deine jetzige Situation hineinpasst. Petrus ist weit davon entfernt zu sagen, du brauchst genau das und das und das, ja, das braucht jeder immer. Stimmt ja gar nicht.
Aber es gibt etwas, das dir in deiner geistlichen Situation jetzt richtig gut tun würde.
Motivation zum geistlichen Wachstum: Gottes Güte schmecken
Und dann kommt der Vers, der mich fasziniert. Es folgt nämlich eine Begründung. Was ist der Grund dafür, dass ich mich danach sehne, zu wachsen? Was ist der Grund, der uns quasi zu kleinen, gierigen Kindern macht, die alles tun wollen, um unbedingt Gott und der Beziehung zu Gott näherzukommen?
Der nächste Vers hat es mir besonders angetan. Ich kann euch einfach nur Mut machen. Bei Frogwords gibt es zu diesen drei Versen hier, 1. Petrus 2,1-3, zwei Predigten. Diese drehen sich eigentlich nur um den nächsten Vers, weil er mich so fasziniert hat. Er motiviert mich, in meinem Leben darüber nachzudenken, was ich jetzt brauche, um meine Beziehung zum Herrn zu fördern.
Ist es das Gebet? Ist es Gemeinschaft? Brauche ich vielleicht Buße und einen Neuanfang? Muss ich mehr Predigten hören oder brauche ich mehr Stille? Bin ich jemand, der vielleicht aktiver im Gottesdienst teilnehmen sollte? Sollte ich mehr singen oder mehr evangelisieren? Es spielt keine Rolle, was du an dieser Stelle einsetzt, was für dich das Richtige ist, was du jetzt brauchst, damit du weiterwächst.
Aber die Motivation ist spannend. Hier heißt es: „Wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.“
Ich würde euch das ja gerne vormachen, aber die Zeit ist vorbei. Ich weiß noch, wo ich dieses Jahr das erste Mal Eis essen war – an dem ersten warmen Tag. Es gibt so eine legendäre Eisdiele in Spandau, und da geht man hin und holt sich die ersten drei Kugeln in einer knackigen Waffel. In dem Fall waren das Cassis, Swiss Chocolate und Karamell. Du stehst draußen, die Sonne brutzelt auf deinem Hirn, du hast die Waffel in der Hand und weißt: Das Leben ist einfach gut.
Dieses Jahr ist so ein Moment, der sich als leckerer, schöner, schmackhafter Moment eingebrannt hat. Man denkt: Wahnsinn! Genau dieses Element, dass du in der Lage bist, etwas Schönes zu schmecken und zu genießen. Dieses Argument nimmt Petrus auf und sagt: Du wirst dich nach dem ausstrecken, was du brauchst, um in deiner persönlichen Beziehung mit Gott zu wachsen.
Vers 3: „Wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.“
Wisst ihr, was mir schmeckt? Davon kann ich nicht genug kriegen. Du isst diese drei Kugeln, und wenn du so ein Typ bist wie ich, dann überlegst du schon, was du beim nächsten Mal nimmst. Du wirfst noch einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf die Tafel, wo alles steht, bevor du gehst, und überlegst dir: Die und die Sorte, ja, aber du musst ja leider weiter. Du freust dich schon auf das nächste Mal.
Jetzt kommt Petrus und sagt: Wenn du geschmeckt hast... Und ihr merkt, wie weit diese Formulierung entfernt ist von irgendeinem theoretischen Denken über Gott. Ja, ich habe die Eigenschaften Gottes auswendig gelernt in der Kinderstunde, und ich kann sie immer noch aufsagen.
Petrus redet über etwas ganz anderes. Er redet davon, dass Gott keine Theorie ist, die man intellektuell erfassen muss, sondern Gott ist ein Festmahl. Gottes Güte ist etwas, das man schmecken muss. Du sagst: Boah, ich gehe regelmäßig, wenn ich mit Gott alleine bin, in Momente hinein, in denen er mein Herz auf eine Weise berührt hat, dass ich einfach nur sage: Boah, das war so gut!
Ich halte diese Momente fest und schmecke heute noch, wie gut er es mit mir gemeint hat. Ich halte das fest, weil ich weiß, ich habe einen Gott. Der Psalmist drückt es so aus: „Schmecket und sehet, dass der Herr gütig ist. Glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt.“
Man denkt, das sei poetisch gemeint – ja, irgendwie schon, aber eben auch nicht. Gottes Güte zu schmecken ist etwas, das wir lernen müssen. Und wenn du es einmal gelernt hast, wenn du einer bist, der das kann, dann fällt es manchen, denke ich, die sensibler sind, leichter.
Für mich war das eine echte Herausforderung. Für mich wäre es viel leichter gewesen, sämtliche Eigenschaften Gottes, die in der Bibel stehen, auswendig zu lernen. Ich habe diese Liste mit den Eigenschaften Gottes und benutze sie als Sprungbrett für Gebet. Aber wenn ich wissen will, was mich antreibt, in meiner geistlichen Beziehung zum Herrn zu wachsen, dann muss das hier mein Argument sein: Ich möchte ihn schmecken, ich möchte seine Güte schmecken. Ich habe sie geschmeckt, und was mir schmeckt, davon kann ich einfach nicht genug kriegen.
Jetzt sagt Petrus: Ich möchte, dass ihr im Hinblick auf die Dinge, die euch in eurer Beziehung zum Herrn guttun, begierig seid. Ein simpler, logischer Anfang – mehr ist es nicht. Ein erster Schritt in diese Richtung ist, dass man Sünde aus seinem Leben hinauswirft.
Ich kann nicht begierig sein nach geistlichem Wachstum und Nähe zum Herrn, wenn meine Sünde sich ständig zwischen Gott und mich stellt. Deswegen fängt er hier an, in 1. Petrus 2, Vers 1: „Legt nun ab!“
Die Notwendigkeit der Sündenabkehr für geistliches Wachstum
Manche Dinge sind wahre Beziehungskiller und gehen einfach gar nicht. Legt daher alle Bosheit ab! Wir tun anderen Menschen einfach nichts Böses. Wir schlagen sie nicht, mobben sie nicht, beklauen sie sie nicht. Wir nehmen niemandem den Ehepartner oder den Job weg. Wir sind die Guten.
Schmeiß das Böse raus! Du kannst Gott nicht nahekommen, wenn dein Leben davon geprägt ist. Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug oder Betrug! Wir legen niemanden rein, betrügen niemanden und schreiben nicht bei Klassenarbeiten ab. Wenn wir zu viel Wechselgeld bekommen, geben wir es tatsächlich zurück.
Im Geschäftsleben sind wir absolut zuverlässig, ehrlich und wahrhaftig – auch wenn es uns zum Nachteil ist. Wir machen da einfach nicht mit. Und was die Heuchelei betrifft: Wir spielen nichts vor. Du brauchst keine Maske, sei du selbst. Aber was werden die anderen denken, wenn sie mitbekommen, wie es dir wirklich geht? Tja, sie werden es erfahren – ganz einfach. Sei kein Heuchler, steh zu dir, so wie du bist, mit deinen Fehlern.
Und Neid? Wir sind nicht neidisch. Oder doch? Wir denken nicht ständig darüber nach, was wir gerne noch hätten oder wem wir es wegnehmen könnten. Wir lassen unsere Gedanken nicht ständig um Dinge kreisen, die wir nicht haben und wahrscheinlich auch gar nicht brauchen. Wir sind nicht neidisch.
Dann gibt es noch das üble Nachreden. Das ist wahrscheinlich der schwierigste Punkt. Ich weiß nicht, warum, aber am Ende steht es oft. Wenn ich eine Liste von Sünden für Gemeinden aufstellen würde, würde ich es ganz oben ansetzen. Wir lästern nicht hinter dem Rücken anderer Menschen. Tun wir nicht. Wir seufzen nicht über sie, machen sie nicht schlecht und verbreiten keinen Tratsch oder Klatsch. Cool, oder?
So, damit fangen wir an. Das ist nur der Startschuss. Das ist, ich sage mal, das Einmaleins einer intakten Beziehung mit Gott. Das ist nicht vollständig und vor allem noch lange keine Beziehung. Das wäre so, als würdest du jemandem, der verheiratet ist, sagen: „Hör mal zu, zuerst einmal gehst du nicht zu Prostituierten, deiner Freundin gibst du den Laufpass, und deine Frau schlägst du nicht ständig.“ Damit habe ich noch keine intakte Beziehung zu meiner Frau. Das ist einfach nur: Wenn diese Dinge da sind, brauchst du nicht über eine intakte Beziehung nachdenken.
Und so ist es hier auch: Du schmeißt erst mal den Dreck raus und erinnerst dich dann an die Güte Gottes. Du denkst dir: Boah, ich möchte einfach immer mehr. Ich möchte mit dem Status quo nicht zufrieden sein. Ich möchte begierig sein, mich nach einer geistlichen Beziehung auszustrecken, die tiefer wird, weil ich reifer werde.
Und ich möchte nicht darauf warten, dass mich irgendjemand drängt, die richtigen Dinge zu tun. Petrus sagt: Fang an! Und wenn du in Schwierigkeiten gerätst, dann hör auf keinen Fall auf! Fang an, geh beten, sing Lieder, lies die Bibel, stell Gott Fragen, verbring Zeit mit ihm, denke über ihn nach. Mach die Dinge, von denen du weißt, dass sie dir in deiner Beziehung zu Gott richtig guttun.
Und wenn du denkst, da gibt es die eine oder andere Sünde, schmeiß sie raus. Einfach nur, weil du sagst: Ich will diese Nähe, das, was mir schmeckt. Davon kann ich nicht genug kriegen. Die Güte Gottes, das will ich einfach haben. Ich möchte Schritt für Schritt vorangehen und mir das von nichts und niemandem nehmen lassen.
Zusammenfassung und Abschluss
Das waren also die zwei Punkte, die im ersten Vortrag behandelt wurden. Ich wiederhole sie noch einmal.
Der erste Punkt ist, dass wir die Geschwister lieben sollen – und zwar anhaltend und von Herzen. Der zweite Punkt betrifft unsere innere Haltung: Wir sollen Lust haben auf die Dinge, die uns geistlich voranbringen.
Wenn du in Schwierigkeiten gerätst und sagst: „Ich möchte völlig hoffen, ich möchte die Hoffnung auf Jesus nicht aufgeben“, und wenn du sagst: „Ich muss im Kopf klar bleiben“, dann sind das zwei Themenfelder, bei denen du klar bleiben musst. Du musst dir sagen: „Okay, daran darf ich nicht rütteln, das darf ich nicht zur Disposition stellen.“
