Eine geplante Reise als Bild für Jesu Weg
Im Saarland habe ich überhaupt nicht die Ehre gehabt, aber meine Frau ist Bäsle dieser Ministerin. Es war irgendwo in der Pampa im Saarland. Da hat mein Neffe gesagt: „Ich arbeite dir die Strecke auf dem Computer aus, damit du überhaupt nicht falsch fahren musst. Du musst kaum noch am Steuer sitzen, ich schreibe alles genau auf.“
Wann will ich abfahren? Um vierzehn Uhr. „Gut, dann um vierzehn Uhr ab Ludwigsburg.“ Meine Frau saß nur neben mir auf dem Beifahrersitz und sagte: „Ja, vierzehn Uhr acht, Auffahrt auf die Autobahn, ja, Heilbronn.“ Jetzt sind wir an der Kreuzung Weinsberg, in Richtung Mannheim, alles richtig. Wir sind noch auf dem richtigen Weg und sogar genau in der Zeit. Jetzt ist es vierzehn Uhr siebenunddreißig, genau.
So ähnlich hat die Bibel uns den Weg Jesu vorgezeichnet. Immer wieder steht in der Leidensgeschichte: „auf dass erfüllt würde“. Das bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist nicht zufällig, es ist nicht bloß eine Geschichte böser Menschen, sondern der Weg Jesu zum Heil. Er ist unser Heiland, und sein Weg ist geplant, „auf dass erfüllt würde“.
Achten Sie gerade in diesen Tagen darauf, wie oft dieser Ausdruck auftaucht: „auf dass erfüllt würde“. Zum Beispiel: „Mich dürstet“, „auf dass erfüllt würde“, oder dass er dahingegeben wird. Und...
Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus
Nach der Auferstehung begegnet Jesus den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Diese sagen, sie würden überhaupt nicht mehr durchblicken. Sie hatten geglaubt, Jesus sei der Prophet, der lang erwartete Prophet wie Mose. Jesus war mächtig in Taten und Worten. Doch nun haben sie ihn gefangen genommen, ans Kreuz gehängt. Heute ist der dritte Tag.
Am Morgen sind einige Frauen von ihrem Kreis gekommen und haben berichtet, das Grab sei leer. Sie hatten gehofft, Jesus würde Israel erlösen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Jünger nicht begriffen, dass es Jesus war, der mit ihnen ging.
Jesus sagte zu ihnen: „Seid doch blind, ihr unverständigen Leute mit eurem starren Herzen! Ihr versteht nicht, was schon in den Propheten steht: Christus musste leiden, bevor er zu seiner Herrlichkeit gelangt.“ Er öffnete ihnen die Schrift, sodass ihre Herzen zu brennen begannen. Er begann bei Mose.
Ich wäre gern dabei gewesen, um zu hören, was der Herr Jesus über Mose und die anderen Propheten erzählt hat. Doch Lukas hat es verschwiegen, damit wir nicht einfach nur konsumieren, sondern selbst in der Schrift suchen. Was hat der Herr Jesus damals wohl gesagt?
Mose als Vorbild und Prophet
Auf diesen Spuren bin ich seit einiger Zeit unterwegs: Mose wird verachtet, weil er sich nicht so sehr auf die äußeren Umstände verlässt. Er war von Gott ausgestattet, wuchs im Hof des Pharao mit einer Prinzenerziehung auf und war eigentlich zum Anführer geboren. Dennoch stießen ihn seine eigenen Landsleute von sich.
Vierzig Jahre verbrachte er in der Wüste. Er war achtzig Jahre alt, als Gott ihn berief, Befreier zu werden. Dann führte er Israel heraus aus Ägypten. Doch die Israeliten murrten gegen Mose. Es gibt kaum eine Station auf ihrem Weg, an der sie nicht gegen ihn klagten. Sogar am Schluss murrten Aaron und Miriam: „Wer bist du überhaupt mit deiner farbigen Frau da? Hättest du nicht andere finden können? Bist du der Einzige, durch den Gott redet?“ Sie murrten gegen ihn.
Stephanus, der erste Blutzeuge der Christenheit, hat in Apostelgeschichte 7 diese ganze Geschichte von Mose dargestellt als die Geschichte des achten Befreiers, den Gott verwendet hat. Vielleicht hat auch Jesus davon erzählt.
Wenn man der Spur des Mose folgt, merkt man, wie oft er eine Rolle spielt. Das liegt natürlich daran, dass Mose bis heute in Israel die große Gestalt ist. Die mosaische Religion, die Religion des Mose, prägt das Judentum. Aber auch im Islam ist Mose eine bedeutende Figur. Früher musste man mindestens in die Türkei reisen, um mit Muslimen in Kontakt zu kommen. Heute haben wir dieses Missionsfeld direkt unter uns.
Wenn man den Koran aufschlägt, findet man fast mehr Geschichten von Mose als in der Bibel. Und es gibt gute Mitchristen, die sagen: „So fromm ist der Koran, da steht ja etwas von Mose drin.“ Aber es steht nicht nur etwas von Mose drin, sondern das zentrale Wort ist dort enthalten, wie im 5. Mose 18.
Das Zentralwort aus dem Fünften Mose
Wenn Sie eine Bibel zur Hand haben, bitte ich Sie, das Buch aufzuschlagen. Das ist noch ziemlich einfach: Erster, Zweiter, Dritter, Vierter, Fünfter Mose – das fünfte Buch Mose, Kapitel 18.
Wir haben es gestern schon erwähnt: Dort, wo Israel gesagt hat, dass es nicht direkt mit Gott zu tun haben will, sondern einen Mittler wünscht – einen, der von unsichtbarer Gestalt in Menschengestalt erscheint und mit uns redet, also Gottes Worte übermittelt.
In 5. Mose 18,15, steht in vielen Bibeln fett gedruckt: „Einen Propheten, wie mich, wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern. Dem sollt ihr gehorchen.“
Die genaue Übersetzung der Septuaginta, der griechischen Übersetzung, lautet: „Den sollt ihr hören.“ So hat es Gott später über Jesus gesagt: Er ist es, auf den ihr hören sollt.
Dieses zentrale Wort wird im Koran ähnlich verstanden. Man darf es, wie Ludwig Hofacker es ausdrückt, als Koranwort lesen. Wenn Allah seinen Bund mit dem Prophetenschloss schloss, sprach er: „Wahrlich, dies ist die Weisheit, die ich euch gebe. Danach wird zu euch ein Gesandter kommen, der Gottes Weisheit bestätigt. Ihm sollt ihr glauben und ihm sollt ihr helfen.“ Und...
Die Abgrenzung zu Mohammed
Jetzt gibt es sogar getaufte Christen, die sagen: Heja, vielleicht ist Mohammed doch der größere Prophet, wenn er sich sogar auf Mose beruft.
Warum kann es nicht sein, dass Mohammed dem Herrn nichts Böses tun möchte? Aber was hat Mose gesagt? Er wird einen Propheten erwecken aus dir und deinen Brüdern. Wer ist mit "dir" gemeint? Ja, Israel. Mohammed stammt jedoch nicht aus Israel, also stimmt das nicht.
Deshalb kann es nicht sein. Die erste Christenheit legte großen Wert darauf, dass der Nachkomme Abrahams und Moses, der erweckt wird – wirklich vom Tod erweckt – Jesus ist. Mohammed behauptete zwar, dass Gott ihn stütze oder ermutige, Allah, aber aus den Toten erweckt ist Jesus.
Wenn man Apostelgeschichte 3 liest – das muss man jetzt nicht aufschlagen, kann man aber zuhause tun – war es Petrus und Johannes wichtig, vor dem Hohen Rat und dem Volk Israel zu sagen: "Den hat Gott erweckt, so wie Mose vorhergesagt hat: Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und deinen Brüdern. Wir sind Zeugen, den hat Gott erweckt."
Jesus ist der, der größer ist als Mose.
Jesus übertrifft Mose
Der Prophet, auf den wir hören sollen und der noch viel wichtiger ist als Mose, wird an zwei Stellen im Neuen Testament erwähnt. Dort wird das, was Jesus gibt, dem gegenübergestellt, womessen das, was Mose gegeben hat.
Im Hebräerbrief heißt es: Mose war treu im Haus Gottes als Knecht. Christus aber war treu als Sohn.
Eine weitere Stelle finden wir im Johannesevangelium, Kapitel 1: Das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit aber sind durch Jesus Christus geworden. Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade.
Man kann den Unterschied zum Judentum verstehen, das mit seinen tausend Gesetzen vorgibt, was man tun muss, um Gott wohlgefällig zu werden. Ebenso zum Islam, der mit Drohungen arbeitet: Wenn du nicht parierst, wenn du die Ordnungen nicht einhältst oder die Wallfahrt nach Mekka nicht machst, dann kommst du in die Hölle.
Nein, wir haben die Gnade und Wahrheit. Wir leben keine Gesetzesreligion. Die Frage ist nur, wie viel wir von dieser Gnade und Wahrheit in unser Leben hineinschenken lassen.
Die Bedeutung von Gnade im Glauben
In anderen Religionen wird gefragt: Was hast du getan? Was hast du falsch gemacht? Wo hast du im Physischen etwas gut gemacht? Bekommst du drei Minus oder vier Plus? Bestimmt fünf bis sechs Kriege.
Bei Jesus ist nur die Frage: Was hast du dir von mir schenken lassen? Die Trauer wird einmal in der Ewigkeit sein: Ich hätte noch so viel mehr Möglichkeiten gehabt und habe mein Leben bloß ritzen lassen von der Gnade Jesu und mich nicht füllen lassen von der Gnade Jesu.
Mose spielt eine wichtige Rolle als Vorbild auf Jesus hin – und genau dieser Vers spricht von einem Propheten wie mir. Wie denn? Gerade haben wir im Vers gesungen, was das Besondere an Mose gewesen ist, so hat es jedenfalls Philipp Spitta gemeint. Nicht dass es das Gesetz gibt, sondern 2. Mose 27,4: „Gib uns Mose!“ Gerade haben wir es gesungen: „Gib uns Mose!“ Brünskes Beten um Erbarmung und Geduld.
Psalm 99 nennt Mose, Aaron und Samuel unter denen, die den Namen des Herrn anriefen, und der Herr erhörte sie. Jeremia 15 erwähnt Mose und Samuel als die großen Beter Israels. Wir haben manche von ihnen zumindest in Erinnerung, wie bei der Amalekiterschlacht.
Ach, das war furchtbar: Die Amalekiter sind über die Nachhut Israels hergefallen – über die Alten, die Kinder, die kaum mehr vorankamen, die Fußkranken – und haben sie brutal niedergemacht. Das Heer Israels konnte eigentlich nicht bestehen gegen Amalek.
Dann hat Mose gesagt: „Lieber Gott, hilf!“ Er hat die Arme emporgereckt. Er war kein Charismatiker, man darf auch so beten, aber man muss nicht. Und wenn er die Arme betend emporhob, konnte Israel trotz des schwachen Heeres siegen. Die Arme wurden müde, da kam Aaron zur Ruhe, hielt ihm die Hände – der Fürbitter für sein Volk.
Aber nicht erst da: Als der Pharao die zehn furchtbaren Plagen erlitt, hat Mose für ihn gebetet. Er sagte: „Bitte für mich, dass die Blattern aufhören!“ Das heißt, selbst für den gottlosen Pharao darf man beten. Mose hat sogar für seine Schwester Mirjam gebetet. Vorhin war ein Teil von ihnen da, kurz erwähnt: Als Mirjam und Aaron sagten: „Wer ist denn das schon, der Mose? Kommt der mit seiner farbigen Frau?“ Sie sprachen Gott bloß durch ihn an, der spricht auch durch uns. Sie haben eine Revolution gegen ihren Bruder Mose, den Befreier Israels und von Gott Berufenen, angezettelt.
Da ließ Gott Mirjam aussätzig werden, damit sie weiß, wo sie steht, weil sie falsch gehandelt hatte. Mose schrie zum Herrn für Mirjam. Er hätte auch sagen können: „Lass es mal ein Vierteljahr, dann wird sie wieder gesund.“ Nein, er schrie zum Herrn: „Herr, das darfst du nicht, lass sie gesund werden!“
Mose’ Schwiegervater Jethro sagte, Mose mache es nicht gut, wenn er alle schwierigen Fälle selbst zu schlichten versuche. Mose war von morgens bis abends beschäftigt. Man kann sich vorstellen, wie viel Streit es in Israel gab. Es ist die Not der Gemeinde Jesu, dass man sich streitet und schlichten muss.
Da sagte Jethro: „Such doch siebzig Männer, die begabt sind! Das brauchst du nicht mehr allein zu tun. Du aber vertrittst das Volk vor Gott. Du musst mit Gott reden, du bist der Beter, du darfst nicht aufhören zu beten.“
Sind uns diese Geschichten bewusst? „Gib uns, Mose, brünstiges Beten!“ Er war der Beter, aber die entscheidende Stelle steht in 2. Mose 32. Ich darf Sie bitten, das aufzuschlagen. Ich hoffe, das stimmt.
Es geht voraus, dass Mose auf dem Berg Sinai war und die Ordnung Gottes für sein Volk empfangen hat. Dann wird das Volk zuchtlos, macht sich einen Götzen und betet ihn an.
Und Gott sagt in 2. Mose 32,7: „Geh hinab vom Sinai, denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.“ Das Volk, als wollte Gott sagen: „Mit denen habe ich nichts mehr zu tun.“
Weiter in Vers 10: „Ich sehe, es ist ein halsstarriges Volk. Nun lass mich meinen Zorn über sie entbrennen und sie vertilgen. Dafür will ich dich zum großen Volk machen.“ Gott will das Volk zerstören, aber Mose, mit dir fange ich an, wie ich einst mit Abraham angefangen habe. Ich kann auch mit Einzelnen anfangen. Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden.
Stellvertretend für das Volk, das abtreten soll, nehme ich jetzt dich. Da sagt Mose: „Lieber Gott, nein, du hast doch zugesagt, das ist dein Volk, dein Erbe. Was werden die Heiden sagen? Du darfst dieses Volk nicht zerstören!“
Und jetzt machen wir einen großen Sprung zum Vers 30: „Am nächsten Tag sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große Sünde getan. Nun will ich noch einmal zum Herrn hinaufsteigen, ob ich vielleicht Vergebung für eure Sünde erwirken kann.“
Als Mose wieder zum Herrn kam, sprach er: „Ach, das Volk hat eine große Sünde getan, sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. Vergib ihnen doch ihre Sünde! Wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast. Lieber mach mich kaputt, so wie Paulus mal sagte: Ich möchte verbannt sein für Israel, wenn ich nur ein paar retten könnte. Lass sie leben, Herr! Lieber lass mich sterben und kaputtgehen, tilge mich aus deinem Lebensbuch!“
Der Herr sprach zu Mose: „Ich will aus meinem Buch tilgen, wer an mir sündigt. Geh nun hin und führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir hergehen. Ich werde aber ihre Sünde heimsuchen, wenn meine Zeit kommt. Ich werde den einen bestimmen, der die Sünde des Volkes trägt – du nicht, aber die Zeit kommt.“
Sehen Sie, das ist ein großer Bogen hin zum Hügel Golgatha. Vielleicht war Mose gar nicht heilig genug. Er hat ja einmal an Gott gezweifelt. In Israel wird gesagt, Mose war ein Mörder, der den Aufseher erschlagen hat.
„Ich werde mir einen Bürgen suchen, der stellvertretend die Sünde der Welt trägt.“ Aber großartig, wie Mose sagt: „Lieber tilge mich aus dem Lebensbuch, als dass du sie tötest, dass du sie verlässt!“
Einen Propheten wie Mose wird der Herr erwecken. Und jetzt sind all die Stellen vor mir, die wir gestern in der Passionsandacht angesprochen haben, durch die Hinweise von Ludwig Hofacker.
Einen hohen Priester haben wir, der Fürbitte tut: Römer 8. Christus ist hier, der gestorben ist, der zur Rechten Gottes sitzt und für uns eintritt – noch mehr als Mose.
Und jetzt setzen Sie Ihren Namen ein: So tritt Jesus ein: „Lass sie nicht los! Ja, sie macht Dummheiten. Er ist beschränkt, hat ein falsches Erbe mitbekommen, hat viele Hindernisse. Aber Vater, lass sie nicht!“
Und wenn wir sündigen, 1. Johannes 1,2 haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus, der gerecht ist. Auch wenn wir sündigen: „Wenn jemand sagt, ich habe keine Sünde, betrügt er sich selbst. Die Wahrheit ist nicht in ihm. Aber wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er die Sünde vergibt, weil wir den Fürsprecher haben.“
Da ist vieles falsch gelaufen, es war viel Dummheit und Selbstsicherheit dabei. Aber: „Vater, ich bitte dich, lass ihn nicht los! Ich bin für ihn gestorben.“
Wir nennen ein Kapitel in der Bibel das hohepriesterliche Gebet, das Gebet des wahren Hohen Priesters. Johannes 17: So ist Jesus ins Leiden hineingegangen. „Vater, die Stunde ist da. Lass mich die Menschen verachten, aber verkläre du deinen Namen. Verkläre du mich mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt gegründet war. Jetzt bitte ich dich für sie. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, ich habe sie erhalten in deinem Namen, aber jetzt gehe ich von ihnen. Sie sind nicht von der Welt, aber in der Welt. Bewahre sie vor dem Teufel, bewahre sie vor dem Argen.“
Verstehen Sie? Das passiert nicht erst, wenn Sie beten: „Erlöse mich vom Bösen!“ Sondern Herr Jesus bittet für uns: „Vater, bewahr sie vor dem Teufel!“
Uns wird erst in Ewigkeit aufgehen, dass wir nicht vom Teufel bloß angefochten waren in jenen Augenblicken, in denen wir gekämpft haben, dass Jesus hilft. Sondern an vielen Stellen, wo wir es gar nicht merkten, hat Jesus längst für uns gebeten, dass wir nicht in Sünde und Schande fallen.
Deshalb ist es so dumm, wenn gesagt wird, das Leben der Christen sei Heiligung. Wir sollten versuchen, so zu leben, wie Jesus uns vorgelebt hat. Aber es wird uns in der Ewigkeit aufgehen: Das meiste ist nicht unser Verdienst, sondern die bewahrende Macht Jesu. Wo er uns festgehalten hat, uns ein Wort gegeben hat, Ermutigung, einen neuen Gedanken, Licht in unsere Dunkelheit hineingegeben hat.
Das hohepriesterliche Gebet, Johannes 17: „Ich bitte dich nicht nur für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Der Herr Jesus hat schon gedacht, dass wir mit Menschen ins Gespräch kommen – wahrscheinlich ungeschickt.
„Herr Jesus, ich bitte dich, dass das ankommt, dass sie das richtige Wort finden. Ich bitte dich auch für die, die dann zum Glauben kommen, dass du sie erhältst bei dir.“ Das ist priesterliches Eintreten Jesu vor dem Vater.
Wie Mose wird der Herr einen Propheten erwecken. Die priesterliche Fürbitte Jesu – Profacker war es immer wichtig, ich habe die Stellen gestern schon erwähnt, aber ich darf es noch einmal wiederholen – war das Gebet für Petrus, der sagte: „Herr, wenn dich alle verlassen, ich bin da, auf mich kannst du dich verlassen.“
Und Jesus sagt nicht: „Ich weiß, wie es bei dir aussieht.“ Sondern: „Du bist Weizen, aber der Teufel will sich nicht mit Spreu begnügen, sondern ihm geht es darum, den Weizen herauszusieben. Du wirst angefochten werden vom Teufel.“ Das heißt, dass wir, die wir zu Jesus gehören wollen, mehr angefochten sind als andere.
Der Teufel kämpft um jeden. Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Wie lange machen wir überhaupt? Bis zum Ende? Jawohl, das ist die Fürbitte Jesu.
Hofacker hat gerade eine andere Stelle genannt: Der Gärtner, der Weinbergpächter, der herkommt und sagt: „Den Baum hauen wir ab, zwei Jahre keine Frucht.“ Und der Pächter sagt zum Gärtner: „Lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge.“
Gebet für uns! Wir haben aus dem Begriff der Fürbitte viel zu lernen. 1. Timotheus 2: „So bitte ich nun, dass man zuerst tue Bitte, Fürbitte, Danksagung für die Fürsten, für alle Menschen.“
Für wen tun Sie Fürbitte? Ich habe jetzt schließlich angefangen, weil so viele Menschen mich gebeten haben, für sie Fürbitte zu tun. Ich wurde angeregt von Oberlin, der eine Schultafel im Zimmer hatte, auf der er mit Kreide alle Namen schrieb, für die er Fürbitte tun sollte.
Als sich das herumgesprochen hat, sagten die Gemeindeglieder vom Steintal: „Der Pfarrer tut für uns Fürbitte!“ Wir haben ihn gebeten, und es war so viel, dass er einfach sein Gemeindeverzeichnis mitnahm auf den Nachttisch und es durchbetete, Name um Name.
Ich meine immer, wir könnten Seelsorgetreffen mit Fürbitte verbinden. Sehr oft tun wir uns schwer, einem Menschen einen Bibelspruch zu sagen. Aber darf ich für dich beten? – Die wenigsten sagen Nein.
Dann müssen sie das auch aufschreiben und sich zur Pflicht machen. Wenn sie das machen, können sie eigentlich gar nicht anders, als nach einer Woche anzurufen: „Wie geht es denn jetzt mit den Schmerzen? Mit eurem Sohn?“
Da sind dann die Telefongespräche, an denen die Telekom ihre Freude hat, weil sie lang dauern. Und da merken sie bei so einem Gespräch, dass eigentlich alles darauf hinausläuft, dass sie fragen können: „Darf er nicht einmal vorbeikommen? Oder er hätte Sie mal bei mir besuchen sollen.“
Da muss man sich in die Augen sehen. Viele Kontakte, nach denen wir uns mühsam sehen, mit Neuanfängen usw. – all das könnte ganz einfach mit dem Rezept der Fürbitte des Gedenkens an andere Menschen entstehen. Die hätten dabei gar nichts Schwieriges, wenn man sagen würde: „Wir haben eine interessante Veranstaltung in der Gemeinde. Darf ich dich nicht abholen? Sonntagmorgen um halb zehn?“
Kontakte knüpfen übers Gebet, über die Fürbitte. Ich habe Ihnen erzählt von Kardinal Martini, der das Gebet mit der Bibel beten lernen begann.
Eines Tages kam die Frau eines Industriellen in Ulm zu mir mit tränenden Augen. Sie hatten vorher gebetet. Ja, ich war ganz stolz, so ein bisschen zumindest.
Aber ich hatte eine lange Litanei gehabt, an was man alles denken soll: die Strafgefangenen und Entlassenen, die Kranken und die Gesundeten, die Ehebrautleute und Ehepaare. Ich habe auch gesagt: „Gib denen, die Verantwortung tragen, einen Sinn für Verantwortung in Industrie und Politik.“
Da sagte sie mit Tränen: „Mein Mann hat Verantwortung und einen Sinn für Verantwortung. Warum haben Sie nicht für Kraft gebetet, dass mein Mann die Verantwortung tragen kann? Mein Mann hat schlaflose Nächte, wenn er nur ein paar Leute aus dem Betrieb entlassen muss.“
Da wurde mir wieder klar, schon bis in die Formulierungen hinein sollten wir nicht so dumm sein, vordergründig, sondern auch die richtige Formulierung wählen – nicht nur in der Kirche.
Wir sollen uns wirklich überlegen, was wir fürbittend vor den Herrn bringen. Wir absolvieren oft so ein Pensum, denken an die, die Verantwortung tragen, gegen missliche Verantwortung. Beten Sie dafür, dass die vierte Ehe von Schröder hält und die erste von Kohl, denn Politiker-Ehen sind gefährdet, sie haben kaum Zeit für Familien.
Denken Sie an Menschen, die Fürbitte brauchen. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich sage oft: Wir Pfarrer sind die einsamsten Menschen, die es gibt.
Wir kriegen zwar gesagt, wenn Leute mit uns nicht einig sind oder wenn sie schon lange keinen Besuch bekommen haben. Aber so fragt uns niemand: „Wie geht es Ihnen eigentlich? Für was dürfen wir beten in der Gemeinde?“
Weil sie an ihre Kreise denken, die sie gerade sorgen – die Konfirmanten, wie geht es da? Also, ich möchte jetzt nicht mehr... Hier besser: Halleluja... Also auch da noch besser.
Aber verstehen Sie: Denken Sie an ein paar Menschen, die Fürbitte brauchen, die allein schon gar keine kraftvollen Gebete formulieren können. Und Fürbitte darf jetzt, lassen Sie sich durch das Beispiel der Unternehmerfrau nicht entmutigen, stammelnd sein.
Wir müssen uns nur einschwingen in die große Fürbitte Jesu. Deshalb heißt es in Römer 8: „Der Geist weiß, was des Herzens Sinn sei. Er vertritt uns vor Gott, er bringt unser Stottern zurecht.“
Ich kann nur das Bild gebrauchen vom Einschwingen in die große Fürbitte Jesu. Da darf man bloß ein paar Namen sagen, und er versteht schon, um was es geht.
Zum Bild des Einschwingens: Wir sind in letzter Zeit ein paarmal umgezogen. Die schöne Uhr aus Weilheim vom Großvater ist immer mitgegangen. Aber beim letzten Umzug ist das Pendel, wenn wir es angestoßen haben, ausgeschwungen und blieb stehen. Wir haben es mit Liebe angestoßen, es hatte keinen Wert.
Ich, als technisch Unbegabter, habe sogar die Wasserwaage geholt. Die Wand war richtig, die Uhr auch richtig gehängt, lotrecht. Aber es hatte keinen Wert.
Da kam unser etwas technisch begabter Sohn Ulrich, schaute kurz hinein und sagte: „Ihr habt das Pendel ja gar nicht am Splint aufgehängt, sondern ein bisschen daneben. Dort, wo das Uhrwerk schlägt und das Pendel mitnimmt, habt ihr es nicht eingehängt.“
Unser Leben darf durch die Verbindung mit Jesus – entschuldigen Sie das technische Beispiel – eingehängt sein beim großen Fürbitter Jesu, Fürbitter wie Mose, einem Propheten wie mir.
Alle Fürbitten des Mose waren erst ein schwacher Anfang im Vergleich zu dem, was Jesus als Fürbitter getan hat. Wir dürfen uns einschwingen, und er bringt es vor den Vater. Wir dürfen ein paar Namen, Situationen sagen: „Oh Herr, die Prüfung meiner Schwiegertochter, ihre Reise.“ Und Sie dürfen beten.
Uns ist das Beten so leicht gemacht, weil wir uns an den großen Fürbitter anhängen dürfen. Die schönste Stelle von der Fürbitte Jesu steht in Jesaja 53.
Das müssen wir jetzt aufschlagen: Von dem allerverachtetsten und unwertesten Menschen, voller Schmerzen und Krankheit. „Ich weiß auch nicht, was eigentlich los ist mit dem, den ich da sehe. Ist der von Gott gestraft oder bloß von Menschen geplagt?“
Sie kennen die schöne Geschichte von Jesaja 53. Wir haben gerade noch ein paar Sekunden Zeit.
Herr Professor Hengel in Tübingen sagt: Jesaja 53 ist in den jüdischen Lektionaren gar nicht vertreten, also dort, wo die Bibel im Synagogengottesdienst gelesen wird.
Ich sage: Es darf doch nicht wahr sein! Doch, hat er gesagt. Es ist bewusst ausgelassen worden, weil sonst Israel bis heute sagen würde: „Das ist doch Jesus, der allerverachtetste, unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.“
Deshalb hat Israel seit dem ersten Jahrhundert diese zentrale Stelle, Jesaja 53, aus den wichtigsten Lesungen herausgelassen.
Ich habe es kaum für möglich gehalten, bis ich die schöne Geschichte vom jüdischen Rabbi Samuel Stern gelesen habe. Er wuchs in Polen auf, verlor die ganze Familie im Konzentrationslager, kam nach dem Krieg durch die Unrast nach Amerika.
Dort begegnete er Christen. Ein Christ legte ihm Jesaja 53 vor, sagte: „Ich lese ein Gedicht vor, lesen wir mal miteinander. Wer ist denn das wohl? Das ist der Maschiach, das kann nur der Messias sein.“
Dann haben die Judenchristen gesagt: „Jesaja 53? Das hat der Rabbi, der das ganze Alte Testament auswendig konnte, nicht gekannt. Man hat es ihm vorenthalten. Man hat diese Seite im Judentum ausgetilgt, weil es so eindeutig ist, dass es erfüllt wurde.“
Das ist der Allerverachtetste. Aber der Plan des Herrn geht durch seine Hand weiter. Der Schlussvers in Jesaja 53, Vers 12: „Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben.“
Sie haben durch Hilfe für Brüder christlicher Fachkräfte, durch ihre Missionarsehepaare, die sie unterstützen, einen weiten Blick.
Das, was bis jetzt bei Jesus ist, ist noch der erste Anfang dessen, was auch hier in Stuttgart sich als Gemeinde Jesu versammelt.
Ich will ihm, dem Herrn Jesus, nicht uns als Gemeinde oder Pfarrer, ich will ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben. Warum? Weil er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist. Er hat die Sünden der Vielen getragen und für die Übeltäter gebetet.
Das ist das Siegel des Heilandsamtes, dass er der Heiland der Sünder ist, der Unvollkommenen, der Schuldigen, weil er für sie gebetet hat: „Herr, nimm mich weg, aber lass sie nicht umkommen.“
Sie sollen eine Beute des Heilands werden, der schon um sie gerungen hat. Das Gebet Jesu will noch viel mehr Menschen erreichen, als bis heute erreicht sind.
Herr Jesus, wir danken dir, dass du diesen Gebetskampf bis heute durchhältst und dass das Siegel deines Amtes ist, dass du für die Vielen gestorben bist und die Sünde getragen hast.
Das ergibt, dass wir jetzt auch dir wirklich ganz gehören. Segne du diese Tage, dass sie stille Tage werden, in deren Stille du reden kannst. Amen.
Mose als Fürbitter am Berg Sinai
Er war der Beter, aber die entscheidende Stelle steht in 2. Mose 32. Ich darf Sie bitten, diese Stelle aufzuschlagen: 2. Mose 32. Ich hoffe, das stimmt.
Vorausgesetzt wird, dass Mose auf dem Berg Sinai war und die Ordnung Gottes für sein Volk empfangen hat. Dann wird das Volk zuchtlos, macht sich einen Götzen und betet diesen an. Gott sagt: „Dein Volk ist dein Volk.“ Wenn Sie dort lesen, finden Sie das in Kapitel 32, Vers 5, nein, Vers 7. Ich habe hier eine Brille, merke, dass man bald eine neue braucht. Oder eine Bibel, in der man das überprüfen kann.
2. Mose 32, Vers 7: Der Herr sprach zu Mose: „Geh hinab vom Sinai, denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.“ „Dein Volk“, als wollte Gott sagen: „Mit denen habe ich nichts mehr zu tun.“
Und weiter: „Und der Herr sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge. Dafür will ich dich zum großen Volk machen.“ Ich lasse sie kaputtgehen, aber Mose, mit dir fange ich an, wie ich einst mit Abraham angefangen habe. Ich kann auch mit Einzelnen anfangen. Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Stellvertretend für das Volk, das abtreten soll, nehme ich jetzt dich.
Da sagt Mose: „Lieber Gott, nein, du hast doch zugesagt, das ist dein Volk, dein Erbe. Was werden die Heiden sagen? Du darfst dieses Volk nicht zerstören.“
Jetzt machen wir einen großen Sprung zum Vers, ich habe den Glauben auf, liegt da noch, gib mir nicht, richtig, gut!
Ab Vers 30: Am nächsten Tag sprach Mose zum Volk: „Ihr habt eine große Sünde getan. Nun will ich noch einmal hinaufsteigen zum Herrn, ob ich vielleicht Vergebung erwirken kann für eure Sünde.“
Als Mose wieder zum Herrn kam, sprach er: „Ach, das Volk hat eine große Sünde getan. Sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. Vergib ihnen doch ihre Sünde, wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“
Lieber mach mich kaputt, so wie Paulus einmal sagte: „Ich möchte verbannt sein für Israel, wenn ich nur ein paar retten könnte.“ Lass sie leben, Herr. Lieber lass mich sterben und kaputtgehen, tilge mich aus deinem Lebensbuch.
Der Herr sprach zu Mose: „Ich will aus meinem Buch tilgen, wer an mir sündigt. So geh nun hin und führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe. Siehe, mein Engel soll vor dir hergehen. Ich werde aber ihre Sünde heimsuchen, wenn meine Zeit kommt. Ich werde den einen bestimmen, der die Sünde des Volkes trägt – du nicht, aber die Zeit kommt.“
Sehen Sie, das ist ein großer Bogen hin zum Hügel Golgatha. Vielleicht war Mose gar nicht heilig genug. Er hat ja einmal an Gott gezweifelt. In Israel wird gesagt, Mose war ein Mörder, der den Aufseher erschlagen hat.
„Ich werde mir einen Bürgen suchen, der stellvertretend die Sünde der Welt trägt.“ Aber großartig, wie Mose sagt: „Lieber tilge mich aus dem Lebensbuch, als dass du sie tötest, dass du sie verlässt.“
Fürbitter, einen Propheten wie Mose, wird der Herr erwecken.
Die priesterliche Fürbitte Jesu
Und jetzt sind all die Stellen vor mir, die wir gestern in der Passionsandacht angesprochen haben, durch die Hinweise von Ludwig Hofacker besonders deutlich geworden. Einen hohen Priester haben wir, der Fürbitte tut – Christus, wie es in Römer 8 heißt. Er ist hier, der gestorben ist, der zur Rechten Gottes sitzt und für uns eintritt, sogar mehr als Mose.
Und jetzt setzen Sie Ihren Namen ein und sagen: So tritt Jesus ein. Lass sie nicht los! Ja, sie macht Dummheiten. Sie ist beschränkt, hat ein falsches Erbe mitbekommen und viele Hindernisse erlebt. Aber Vater, lass sie nicht los!
Und wenn wir sündigen, heißt es im 1. Johannesbrief, Kapitel 2: Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesus, der gerecht ist. Auch wenn wir sündigen – wenn jemand sagt: „Ich habe keine Sünde“, betrügt er sich selbst, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Aber wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt, weil wir den Fürsprecher haben.
Da ist vieles falsch gelaufen, es war viel Dummheit dabei und viel Selbstsicherheit. Aber Vater, ich bitte dich: Lass ihn nicht los! Ich bin für ihn gestorben.
Wir nennen ein Kapitel in der Bibel das hohe priesterliche Gebet – das Gebet des wahren Hohen Priesters.
Jesu Gebet für seine Jünger
So ist Jesus ins Leiden hineingegangen. „Vater, die Stunde ist da. Lass mich die Menschen verachten, aber verkläre du deinen Namen. Verkläre du mich mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt gegründet war.“
Jetzt bitte ich dich für sie: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, ich habe sie in deinem Namen erhalten, aber jetzt gehe ich von ihnen.“ Sie sind nicht von der Welt, aber sie sind in der Welt. Bewahre sie vor dem Teufel, bewahre sie vor dem Argen.
Verstehen Sie: Das passiert nicht erst, wenn Sie beten „Erlöse mich vom Bösen“. Nein, Herr Jesus bittet für uns, Vater, bewahr sie vor dem Teufel. Uns wird erst in Ewigkeit aufgehen, dass wir nicht nur vom Teufel bloß angefochten waren in jenen Augenblicken, in denen wir gekämpft haben und Jesus geholfen hat. Sondern an vielen Stellen, wo wir es gar nicht gemerkt haben, hat Jesus längst für uns gebetet, damit wir nicht in Sünde und Schande fallen.
Deshalb ist es so falsch, wenn gesagt wird, das Leben der Christen sei Heiligung. Wir sollten versuchen, so zu leben, wie Jesus es uns vorgelebt hat. Doch es wird uns erst in der Ewigkeit klar werden: Das meiste ist nicht unser Verdienst, sondern die bewahrende Macht Jesu.
Er hat uns festgehalten, wenn er uns ein Wort zugeteilt hat, eine Ermutigung, einen neuen Gedanken gegeben hat oder plötzlich Licht in unsere Dunkelheit hineingegeben hat.
Jesu Fürbitte für alle Gläubigen
Hohes priesterliches Gebet, Johannes 17: Ich bitte dich nicht nur für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden. Der Herr Jesus hat schon daran gedacht, dass wir mit Menschen ins Gespräch kommen – vielleicht ungeschickt. Herr Jesus, ich bitte dich, dass das ankommt und dass sie das richtige Wort finden.
Ich bitte dich auch für die, die dann zum Glauben kommen, dass du sie bei dir erhältst. Das ist das priesterliche Eintreten Jesu vor dem Vater. Wie Mose, ein Prophet, wird der Herr auch jemanden wie mich erwecken.
Die priesterliche Fürbitte Jesu war immer wichtig. Ich habe die Stellen gestern schon erwähnt, aber ich darf es noch einmal wiederholen: Es war das Gebet für Petrus. Er sagt: „Herr, wenn dich alle verlassen, ich bin da, auf mich kannst du dich verlassen.“ Und Jesus antwortet nicht mit „Ich weiß, wie es bei dir aussieht“, sondern sagt: „Du bist Weizen, aber der Teufel will sich nicht mit der Spreu begnügen. Ihm geht es darum, den Weizen herauszusieben.“
Du wirst vom Teufel angefochten werden. Das bedeutet, dass wir, die wir zu Jesus gehören wollen, mehr angefochten sind als andere. Der Teufel kämpft um jeden. Aber ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.
Die Bedeutung der Fürbitte im Alltag
Wie lange machen wir das überhaupt? Bis wann? Jawohl, das ist die Fürbitte Jesu. Hof hat gerade die andere Stelle genannt: Der Gärtner, der Weinbergpächter, kommt und sagt, den Baum hauen wir ab – zwei Jahre keine Frucht.
Der Pächter entgegnet dem Gärtner: „Lass ihn noch dieses Jahr stehen, bis ich um ihn grabe und ihn dünge.“
Gebet für uns – wir haben viel aus dem Begriff der Fürbitte zu lernen. In 1. Timotheus 2 heißt es: „So bitte ich nun, dass man zuerst tue Bitte, Fürbitte, Danksagung für die Fürsten und für alle Menschen.“ Für wen tun Sie Fürbitte?
Ich habe jetzt schließlich angefangen, weil so viele Menschen mich gebeten haben, für sie Fürbitte zu tun. Ich wurde angeregt von Oberlin, der eine Liste führte. Pfarrer Oberlin vom Steintal stellte eine Schultafel in sein Zimmer und schrieb mit Kreide alle Namen darauf, für die er Fürbitte tun sollte.
Als sich das herumgesprochen hatte und die Gemeindeglieder vom Steintal sagten: „Der Pfarrer tut Fürbitte für uns, wir haben ihn gebeten“, wurde die Liste so lang, dass er einfach sein Gemeindeverzeichnis auf den Nachttisch legte und es durchbetete – Name um Name.
Ich denke immer, wir könnten Seelsorge durch Fürbitte betreiben. Sehr oft fällt es uns schwer, einem Menschen einen Bibelspruch zu sagen, aber wenn man fragt: „Darf ich für dich beten?“, sagen die wenigsten Nein.
Dann müssen sie das auch aufschreiben und es sich zur Pflicht machen. Wenn sie das getan haben, können sie eigentlich gar nicht anders, als nach einer Woche anzurufen und zu fragen: „Wie geht es denn jetzt mit den Schmerzen? Wie geht es eurem Sohn?“
Dann entstehen Telefongespräche, an denen die Telekom ihre Freude hat, weil sie lang dauern. Dabei merkt man, dass es eigentlich darauf hinausläuft, dass man fragen möchte: „Darf er nicht einmal vorbeikommen?“ oder „Er könnte doch bei mir vorbeikommen.“
Da muss man sich dann in die Augen sehen. Viele Kontakte, die wir uns mühsam erarbeiten, mit Neuanfängen und so weiter, könnten ganz einfach mit dem Rezept der Fürbitte und dem Gedenken an andere Menschen entstehen.
Das wäre gar nicht mehr schwierig, wenn man sagen würde: „Wir haben eine interessante Veranstaltung in der Gemeinde. Darf ich dich nicht abholen? Sonntagmorgen um halb zehn?“ So kann man Kontakte knüpfen – übers Gebet, über die Fürbitte.
Die Kraft der persönlichen Fürbitte
Ich habe Ihnen von Kardinal Martini erzählt, der begonnen hat, das Gebet mit der Bibel zu lernen. Eines Tages kam die Frau eines Industriellen in Ulm mit tränenden Augen zu mir. Sie hatten vorher gebetet. Ja, ich war ganz stolz, sozusagen. In Grenzen stolz, aber ich hatte eine lange Litanei vorbereitet, an die man alles denken sollte: die Strafgefangenen und die Entlassenen, die Kranken und die Gesundeten, die Brautleute und Ehepaare. Ich hatte auch gesagt: „Gib denen, die Verantwortung tragen, einen Sinn für Verantwortung in Industrie und Politik.“
Da sagte sie mit Tränen in den Augen: „Mein Mann hat Verantwortung und einen Sinn für Verantwortung. Warum haben Sie nicht für Kraft gebetet, damit mein Mann die Verantwortung tragen kann? Mein Mann hat schlaflose Nächte, wenn er nur ein paar Leute aus dem Betrieb entlassen muss.“
Da wurde mir wieder klar, dass wir schon bis in die Formulierungen hinein nicht so unbedacht sein sollten. Wir dürfen nicht vordergründig sein, sondern brauchen auch die richtige Formulierung – und das nicht nur in der Kirche. Wir sollten uns wirklich überlegen, was wir fürbitten vor den Herrn bringen wollen.
Oft absolvieren wir so ein Pensum, denken an die, die Verantwortung tragen, beten gegen missliegende Verantwortung, beten dafür, dass die vierte Ehe von Schröder hält und die erste von Kohl, denn Politiker-Ehen sind gefährdet. Sie haben doch kaum Zeit für ihre Familien. Denken Sie an Menschen, die Fürbitte brauchen.
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich sage oft: Wir Pfarrer sind die einsamsten Menschen, die es gibt. Wir bekommen zwar gesagt, wenn Leute mit uns nicht einig sind oder wenn sie schon lange keinen Besuch mehr bekommen haben, aber niemand fragt uns wirklich: „Wie geht es Ihnen eigentlich? Für was dürfen wir in der Gemeinde beten?“ Denn sie denken an ihre eigenen Kreise, an die Konfirmanden, und fragen: „Wie geht es denn da?“
Also, ich möchte jetzt nicht mehr... Hier besser, Halleluja, also... Auch da noch besser. Aber verstehen Sie: Denken Sie an ein paar Menschen, die Fürbitte brauchen, die oft gar keine kraftvollen Gebete formulieren können. Und Fürbitte muss jetzt, lassen Sie sich durch das Beispiel der Unternehmerfrau nicht verunsichern, nicht perfekt sein. Unsere Fürbitte darf stammelnd sein.
Wir müssen uns nur einschwingen in die große Fürbitte Jesu. Deshalb heißt es in Römer 8: „Der Geist weiß, was des Herzens Sinn sei; er vertritt uns vor Gott und bringt unser Stottern zurecht.“
Ich kann nur das Bild vom Einschwingen in die große Fürbitte Jesu gebrauchen. Da darf man auch nur ein paar Namen nennen – und er versteht schon, worum es geht.
Das Bild vom Pendel als Gleichnis für das Gebet
Zum Bild einschwingen
Wir sind ja in letzter Zeit ein paarmal umgezogen, und die schöne Uhr aus Weilheim vom Großvater ist immer mitgegangen. Beim letzten Umzug jedoch ist das Pendel, wenn wir es angestoßen haben, einfach ausgeschwungen und dann stehengeblieben.
Wir haben es mit Liebe angestoßen, aber es hatte keinen Wert. Ich, als technisch Unbegabter, habe sogar die Wasserwaage geholt. Die Wand war richtig, die Uhr hing auch korrekt und lotrecht. Trotzdem hat es keinen Wert gehabt.
Da kam unser etwas technisch begabter Sohn Ulrich, hat kurz hineingeschaut und gesagt: Ihr habt das Pendel ja gar nicht an dem Splint aufgehängt, sondern ein bisschen daneben. Dort, wo das Uhrwerk schlägt und das Pendel mitnimmt, habt ihr es nicht eingehängt.
Unser Leben darf durch die Verbindung mit Jesus – entschuldigen Sie das technische Beispiel – eingehängt sein beim großen Fürbitter Jesus. Ein Fürbitter wie Mose, ein Prophet, wie ich. Alle Fürbitten des Mose waren erst ein schwacher Anfang im Vergleich zu dem, was Jesus als Fürbitter getan hat.
Wir dürfen einschwingen, und er bringt es vor den Vater. Wir dürfen ein paar Namen nennen, wir dürfen Situationen ansprechen. Oh Herr, die Prüfung meiner Schwiegertochter und ihre Reise – und Sie dürfen beten. Es ist uns so leicht gemacht, weil wir uns anhängen dürfen an den großen Fürbitter.
Jesaja 53 als Schlüsselstelle des Leidens und Fürbittens
Die schönste Stelle von der Fürbitte Jesu finden wir in Jesaja 53. Diese Stelle sollten wir jetzt aufschlagen. Es geht um den Allerverachtetsten und Unwertesten, der voller Schmerzen und Krankheit ist. Man fragt sich: Was ist eigentlich mit dem, den ich da sehe? Ist er von Gott gestraft oder nur von Menschen geplagt?
Sie kennen die schöne Geschichte von Jesaja 53. Wir haben gerade noch ein paar Sekunden Zeit. Herr Professor Hengel aus Tübingen sagt, dass Jesaja 53 in den jüdischen Lektionaren gar nicht vertreten ist. Das sind die Texte, die im Synagogengottesdienst gelesen werden. Ich sage: Es darf doch nicht wahr sein! Doch er hat erklärt, dass diese Stelle bewusst ausgelassen wird. Sonst würde Israel bis heute sagen: Das ist doch Jesus, der Allerverachtetste, Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.
Deshalb hat Israel seit dem ersten Jahrhundert diese zentrale Stelle, Jesaja 53, aus den wichtigsten Lesungen herausgelassen. Ich konnte es kaum glauben, bis ich die schöne Geschichte von dem jüdischen Rabbi Samuel Stern gelesen habe. Er ist in Polen aufgewachsen, hat seine ganze Familie im Konzentrationslager verloren und ist nach dem Krieg durch viele Schwierigkeiten nach Amerika gekommen. Dort begegnete er Christen. Ein Christ schrieb ihm einen Brief und legte ihm Jesaja 53 vor. Er zeigte es ihm nicht als Bibeltext, sondern sagte: „Ich lese ein Gedicht vor, lesen wir mal gemeinsam. Wer ist das wohl? Das ist der Maschiach, das kann nur der Messias sein.“
Die Judenchristen sagten daraufhin, dass Jesaja 53 dem Rabbi, der das ganze Alte Testament auswendig konnte, nicht bekannt war. Man hat es ihm vorenthalten. Man hat diese Seite im Judentum ausgemerzt, weil sie so eindeutig ist und auf die Erfüllung hinweist.
Das ist der Allerverachtetste, aber der Plan des Herrn geht durch seine Hand weiter.
Das Ziel der Fürbitte Jesu
Schlussvers in Jesaja 53,12:
Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben.
Diese Worte erinnern daran, dass durch die Hilfe von Brüdern christlicher Fachkräfte und durch die Unterstützung von Missionarsehepaaren ein weiter Blick möglich wird. Was bisher bei Jesus begonnen hat, ist erst der Anfang – auch hier in Stuttgart, wo sich die Gemeinde Jesu versammelt.
Ich will ihm, dem Herrn Jesus, nicht uns als Gemeinde oder Pfarrer geben, sondern ihm die Vielen zur Beute geben. Er soll die Starken zum Raube haben. Warum? Weil er sein Leben dem Tod hingegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet wurde. Er hat die Sünden der Vielen getragen und für die Übeltäter gebetet.
Das ist das Siegel seines Heilandsamtes: Er ist der Heiland der Sünder, der Unvollkommenen und Schuldigen, weil er für sie gebetet hat. Herr, nimm mich weg, aber lass sie nicht umkommen. Sie sollen eine Beute des Heilands werden, der bereits um sie gerungen hat.
Das Gebet Jesu will noch viel mehr Menschen erreichen, als es bis heute der Fall ist. Herr Jesus, wir danken dir, dass du diesen Gebetskampf bis heute durchhältst. Das Siegel deines Amtes ist, dass du für die Vielen gestorben bist und ihre Sünde getragen hast. Daraus ergibt sich, dass wir jetzt auch dir wirklich ganz gehören.
Segne du diese Tage, damit sie stille Tage werden, in deren Stille du zu uns sprechen kannst. Amen.