Einführung in den Kampf gegen die Sünde
Wie besiege ich die Sünde? Das wird unser Thema sein, zunächst noch in Kapitel sieben und dann gehen wir weiter zu Kapitel acht. Ihr könnt wahrscheinlich bis zum Rest eures Lebens Kapitel sieben und Kapitel acht studieren und werdet nie so richtig auf den Boden kommen, weil es so ein gewichtiger Text ist. Ich hoffe, ich mache euch mit dieser Dreiviertelstunde jetzt einfach ein bisschen den Mund wässrig, um zu sagen: Da will ich noch mehr hören, da will ich mich selber noch ein bisschen reinfressen.
Wie besiege ich die Sünde? Auf der einen Seite stehen wir in der Stellung von Gerechten. Wir sind unter der Herrschaft der Gnade. Die Macht der Sünde ist gebrochen. Wir haben ein bewusstes Ja zu Jesus gefunden, wir sind Sklaven der Gerechtigkeit geworden.
Und wie geht das jetzt ganz praktisch, dass die Sünde, die eigentlich keine Macht mehr über mein Leben hat, sich Stück für Stück aus meinem Leben verabschiedet?
Erstens: Mach dir klar, dass ein Kampf mit der Sünde stattfindet. Viele Christen schämen sich dafür, dass es in ihrem Leben Sünde gibt. Sie schämen sich so sehr, dass sie so tun, als gäbe es keine Sünde. Sie schweigen über bestimmte Bereiche in ihrem Leben.
Wenn wir das tun, wenn wir uns schämen und uns der Tatsache nicht stellen, dass Sünde eine Realität ist und dass wir es mit einem permanenten Kampf zu tun haben, dann nehmen wir uns eigentlich den größten Teil der Hilfen, die wir von außen bekommen können.
Deshalb ist es wichtig zu verstehen: Christsein, diesseits der Ewigkeit, solange wir noch nicht die Erlösung unseres Leibes erfahren haben, ist in dem Körper, den du jetzt hast, eine spannungsgeladene Sache. Wenn ein Hoch- und ein Tiefdruckgebiet aufeinandertreffen und es an der Stelle dann heftig funkt, so ist das in unserem Leben auch. Es prallen zwei Mächte aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die innere Spannung des Christenlebens
Die Realität der fleischlichen Schwäche
Kapitel 7, Vers 14
Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist. Paulus schreibt hier von sich selbst, doch seine Aussage gilt für jeden Christen. Er sagt: „Ich aber bin fleischlich unter die Sünde verkauft.“ Damit meint Paulus nicht, dass er persönlich „fleischlich“ im Sinne von sündhaft oder schlecht sei, sondern dass wir alle fleischlich unter die Sünde verkauft sind. Das heißt, ich bin nicht nur Geist, sondern auch Körper.
Die Tatsache, dass der Körper, der noch nicht erlöst ist, die Wohnstätte meines erneuerten inneren Menschen darstellt, hat ganz praktische und moralische Auswirkungen. Ich habe eine Sehnsucht, heilig zu leben. Ich habe ein neues Herz und hasse die Sünde. Dennoch bin ich in einem Körper gefangen, der ohne mein Zutun ein Nährboden für jeden schlechten Gedanken, jede törichte Begierde und alles ist, was mir das Leben schwer macht. Diese Spannung besteht zwischen Geist und Fleisch.
Vers 15
Denn was ich vollbringe – und hier erkennt Paulus sehr wohl, was er tut – das billige ich nicht. In manchen Bibelausgaben steht an dieser Stelle eine etwas andere Übersetzung, die man sich am Rand notieren kann. Besser übersetzt heißt es: „Ich billige es nicht.“ Paulus ist ein hervorragender Analytiker und kann genau einschätzen, was in ihm vorgeht. Deshalb kann er uns auch diesen Brief schreiben.
Was ich vollbringe, also die Summe meiner Taten – vor allem die bösen – die billige ich nicht. Es gibt Vorgänge in meinem Leben, es gibt Sünde in meinem Leben, die eigentlich nicht Ausdruck meines eigentlichen Wesens sind. Ich erkenne sie nicht als Teil meiner Identität an. Ich stehe in der Stellung der Gerechten, bin gerechtfertigt, habe Frieden mit Gott und bin ein Sklave Jesu Christi zur Gerechtigkeit.
Dennoch muss ich erleben, dass in meinem Leben Dinge geschehen, die ich nicht billige. Ich stelle mich nicht hin und sage: „Diese Sünde, die passiert, ist Ausdruck meiner eigentlichen Identität.“ Wenn ihr gläubig seid, kennt ihr das: Ihr sündigt, und merkt, dass das eigentlich etwas Fremdes ist. Für einen kurzen Moment mag die Sünde dich überwältigen und dir einen zeitlichen Genuss verschaffen. Doch dann kommt ein kalter Guss, und du denkst: „Boah, was habe ich da eigentlich getan? Das bin doch gar nicht ich, das wollte ich eigentlich gar nicht.“
Und das stimmt auch. Du hast in deiner Persönlichkeit das tatsächlich nicht gewollt. Denn was ich vollbringe, billige ich nicht. Nicht das, was ich will, das tue ich, sondern das, was ich hasse, das übe ich aus. Ich habe in mir eine klare Haltung zur Sünde.
Die Unterscheidung zwischen Ich und Sünde
Vers 17 Nun aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Das ist ein Gedanke, den wir verstehen müssen. Paulus trennt sein Ich, also seine Persönlichkeit, von der Sünde. Die Sünde ist wie ein Untermieter in seinem nicht erlösten Leib.
Stell dir vor, du hast ein Haus und darin einen Untermieter, der nachts Krach macht. Vielleicht ist das so ein Heavy-Metal-Freak, der um halb drei nachts mal überprüfen muss, ob die Boxen auf Stufe zehn immer noch funktionieren. Dann dreht er auf, und du fällst mehr oder weniger aus dem Bett. So ist der Zustand, in dem jeder Christ lebt: Sünde ist Untermieter.
Ich suche mir nicht aus, wann ich einen dummen Gedanken haben will. Das kommt einfach so. Ich gehe ganz normal durchs Leben, und plötzlich passieren Dinge, bei denen ich merke, dass ich das, was hier passiert ist, nicht bin. Ich will nicht sagen, dass wir dafür nicht verantwortlich sind – die Verantwortung nehme ich euch nicht ab. Aber manchmal passiert etwas, und ich merke: Das bin nicht ich.
Ich hatte zum Beispiel letztes Jahr eine Situation, die mich wirklich erschrocken hat. Da habe ich jemanden angelogen. Ich dachte, das sei mir lange nicht mehr passiert, so bewusst jemanden anzulügen. Es war eine ziemlich dumme Situation, und ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein! Man ist dann über sich selbst erschrocken. Für mich fühlt sich das so an, als ob jemand mit einem Eiswürfel über meinen Rücken fährt.
Was ist da eigentlich passiert? Lügen ist sonst nicht mein Thema, aber in dieser Situation kamen ein paar Dinge zusammen. Ich dachte nur: Boah! In dem Moment merkte ich, dass ich einem Impuls nachgegeben habe, etwas zu sagen, was eine Lüge ist – etwas, das nicht meinem ureigensten Selbst entspricht. Ich will nicht lügen. Ich will immer die Wahrheit sagen. Das bin ich.
Aber es gibt etwas in mir, die innewohnende Sünde, die mich dazu bringt, Dinge zu tun, die falsch sind.
Vers 21 Ich finde also bei mir, der ich das Gute tun will, das Gesetz oder die Gesetzmäßigkeit, das beherrschende Prinzip, die Lebensregel, dass das Böse vorhanden ist. Wir müssen uns dieser Tatsache stellen. Wenn wir das nicht mehr zulassen und sagen, in einem christlichen Leben darf es das nicht mehr geben, dann werdet ihr an der Realität eures Lebens zerbrechen.
Ihr werdet irgendwann aufhören, gegen die Sünde zu kämpfen, und ihr werdet zu Pharisäern, die denken, sie seien besser. Ich hatte mal jemanden in einem evangelistischen Hauskreis, der sagte: Am Tag meiner Bekehrung habe ich nicht mehr gesündigt. Ich dachte nur: Boah, das Problem ist, dass dieser Satz eine Lüge war.
Jeder, der einen anderen Menschen kennt, weiß, und jeder, der das Gesetz Gottes kennt, weiß, dass es den Sündlosen nicht gibt. Die Bibel sagt, es gibt keinen Sündlosen. Wenn wir behaupten, wir haben keine Sünde, sagt die Bibel zu uns: Dann bist du ein Lügner. Das stimmt einfach nicht.
Oder aber dein Maßstab von Sünde ist so grob, dass du wahrscheinlich vom Alten Testament her kommst und mit erhobener Hand irgendetwas tust – eine bewusste Rebellion gegen Gott. Das kann dein Maßstab sein.
Aber wenn ich meine Bibel lese und niemand sagt mir: Seit zehn Jahren habe ich nicht mehr gesündigt, dann sage ich: Das ist eine erste Lüge. Fangen wir wieder damit an. Es stimmt einfach nicht.
Und das ist es, was Paulus hier sagt: Ich finde bei mir, der ich das Gute tun will, das Gesetz, dass das Böse vorhanden ist. Das ist die Spannung, in der wir Christsein leben.
Wenn das alles wäre, was es zu dem Thema zu sagen gibt, dann wäre das schlimm. Aber das ist nur die menschliche Seite. Paulus sagt: Da müsst ihr durch, ja? Er ist ein unglaublich strukturierter Mensch. Er redet jetzt über den Christen und blendet dabei den Heiligen Geist aus.
Er sagt: Schauen wir uns mal nur die menschliche Seite des Christseins an und tun so, als wäre der Heilige Geist noch nicht da – denn das kommt dann danach.
Er sagt also: Erster Schritt – wie bist du drauf, wenn du für dich alleine gelassen mit der Sünde bist, auch wenn du wiedergeboren bist und ein erneuertes Herz hast? Hast du da eine Chance? Nein, hast du nicht. Du stehst da und erlebst dich als jemand, der permanent versagt.
Der innere Wunsch nach Gottes Gesetz
Vers 22: Denn ich habe nach dem inneren Menschen, nach meiner innersten Überzeugung, Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Und ich hoffe, dass ihr das alle sagen könnt: Ich habe nach meiner innersten Überzeugung an Gottes Gesetz Wohlgefallen. Ich möchte mit aller Leidenschaft, mit allem, was mich ausmacht, Gott gefallen. Ich möchte das tun, was Gott sagt. Und wenn Gott sagt, du sollst nicht lügen, dann will ich definitiv die Wahrheit sagen.
Und jetzt die drei Ausnahmen: Wenn es da, was weiß ich, im Krieg irgendjemanden gibt, der jemand anders versteckt, lasse ich das mal außen vor. So im ganz normalen Alltag will ich die Wahrheit sagen.
Vers 23: Aber ich sehe ein anderes Gesetz, eine andere Gesetzmäßigkeit in meinen Gliedern, in dem da etwas anderes drin ist. Das ist total verrückt: Dieses Ding da, dieses kleine Ding da drin, das will lügen. Stellt euch mal vor, die Zunge würde sagen: Ich lüge nicht mehr. Und du willst eine Lüge sagen, so – hm hm. Stell dir vor, das wäre brillant, es wäre so gut. Aber es ist nicht so. Die Zunge ist sofort bereit zu lügen.
Zack, ich finde in meinen Gliedern ein Gesetz, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet. In meinem Kopf ist alles klar: Ich will Gott folgen. Aber meine Hand ist noch nicht davon überzeugt, und manchmal habe ich den Eindruck, meine Hand macht das, was ich nicht will. Macht genau das Gegenteil von dem, wovon ich überzeugt bin.
Aber ich sehe ein anderes Gesetz, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde. Wörtlich heißt das, mich zum Kriegsgefangenen macht. Hier ist nicht an eine andauernde Inhaftierung zu denken, sondern eher so, dass das eine immer mal wiederkehrende Niederlage ist. Es ist eine ständig neue Schlacht. Mal gewinne ich, mal verliere ich, aber ich erlebe immer wieder dieses Gefühl: Ich habe versagt.
Vers 24: Ich elender Mensch! Wenn das alles wäre, was man sagen kann, wäre das das Fazit: Ich elender Mensch, du bist erlöst und du hast ein Problem. Und irgendwie wird dieses Problem nicht gelöst, bis zu dem Tag, an dem auch das, was noch nicht erlöst ist – dein Leib – erlöst wird. Das wäre an sich schon eine gute Nachricht.
Aber Paulus geht natürlich weiter und fragt: Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes? Gibt es heute schon so etwas wie eine fortlaufende Rettung? Gibt es da eine Entwicklung? Gibt es da irgendwie ein Vorwärtskommen? Die Antwort ist: Ja.
Vers 25: Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Da steckt die Rettung, da steckt irgendwie noch etwas drin.
Und jetzt müsst ihr – das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man Zwischeneinteilungen bei Bibelübersetzungen einfach ignorieren muss – jetzt müsst ihr sehen, dass in Kapitel 7, Vers 25 steht: „Also diene ich nun“ und in Kapitel 8, Vers 1 „Also gibt es“. Habt ihr das? Also am Ende von Vers 25 hier „also“ – und wenn man jetzt 8,1 einblenden würde oder wenn man das mal einblendet, bitte.
Also, es sind zwei Dinge, die zusammengehören, die leider durch den Textfluss und durch die Zwischenüberschrift auseinandergerissen worden sind. Es sind zwei Dinge:
Wenn Paulus in Vers 25 jubeln kann, dann weil zwei Dinge zusammenkommen.
Erstens: Es gibt diesen Kampf. Da kannst du sagen: Na ja, was ist denn so positiv? Also diene ich nun selbst mit dem Sinn Gottes Gesetz, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde. Was ist denn so positiv daran, dass es diesen Kampf gibt? Wenn es ihn nicht geben würde, dann wärst du immer noch unter der Macht der Sünde, dann hättest du kein erneuertes Herz. Der Kampf an sich, den du spürst, ist ein Beleg dafür, dass in dir Gott am Wirken ist, dass Gott etwas verändert hat, dass du ein neues Herz hast, dass du dich nicht mehr mit der Sünde zufrieden gibst.
Und der zweite Punkt, 8,1: Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind. Das heißt, der zweite Punkt ist der, obwohl ich diesen Kampf habe, obwohl das eine Realität ist, gibt es keine Verdammnis.
Und dieses „also“ könnte man auch übersetzen mit: Es gilt also nun: Erstens, ich habe diesen Kampf, und zweitens, dieser Kampf spielt im Hinblick auf die Frage, ob ich in der Ewigkeit ankomme oder nicht, keine Rolle.
Wir reden, wenn wir uns diesen Kampf anschauen, über Heiligung. Wir reden nicht über Rettung. Rettung ist aus Gnade. Heiligung ist von mir aus, wenn du das willst, nach dem Gesetz. Da kommt jetzt das Gesetz wieder rein, da kommt der Maßstab Gottes wieder rein.
Aber wenn es um Rettung geht, wenn es um Verdammnis geht, dann ist dieses Thema für die, welche in Christus Jesus sind, die eine Beziehung zu dem Herrn Jesus haben – in Christus heißt, in einer ganz engen Beziehung zu dem Herrn Jesus zu leben – dieses Thema ist ein für allemal gelöst.
Die Kraft des Geistes und die Hoffnung auf Erlösung
Das Gesetz des Geistes als Befreiung
Wie kommt der Sieg zustande?
Das Erste, was wir uns klar machen müssen, ist: Wir müssen wissen, dass dieser Kampf stattfindet. Wir müssen ihn zulassen und dürfen uns nicht die Augen davor verschließen.
Der zweite Punkt ist in Vers 2 zu finden: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Warum gibt es keine Verdammnis? Das ist ein Vers, bei dem man sich über Paulus ärgert – aber noch ein kleines bisschen mehr über die Übersetzer.
Der Satz davor begründet, warum es keine Verdammnis gibt. „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens“ – um diesen Begriff geht es mir. Das „Gesetz“ ist hier ein Prinzip, ein Herrschaftsprinzip, und zwar das Herrschaftsprinzip des lebensspendenden Geistes. Ich könnte euch jetzt genau erklären, warum ich das so übersetze. Glaubt mir einfach. Wer wirklich interessiert ist, dem gehe ich gerne alle Genitivkonstruktionen durch.
Es geht hier um Folgendes: In unser Leben ist ein Prinzip eingetreten, nämlich das Herrschaftsprinzip eines lebensspendenden Geistes, gemeint ist der Heilige Geist. Warum gibt es keine Verdammnis? Weil wir von Gott etwas bekommen haben – seinen Geist, der uns sein Leben schenkt.
Ich möchte das einmal veranschaulichen: Es gibt das Prinzip der Erdanziehung, die Gravitation. Wenn ich diese Bibel loslasse, fällt sie nicht nach oben, sondern nach unten. Das tut sie. Und wenn jetzt jemand sagt, das war Zufall, mache ich es einfach noch mal – es passiert wieder. Und so lange, bis ihr sagt: Das ist ein Prinzip, das Prinzip der nach unten fallenden Bibel, wenn man sie auf ungefähr 1,60 Meter loslässt.
Was Gott macht, ist Folgendes: Du bist diese Bibel. Und wann immer du versuchst, geistlich zu leben, stürzt du ab.
Jetzt kommt Gott und sagt: „Okay, das ist das Prinzip der Sünde und des Todes.“ Wir leben normalerweise unter dem Prinzip der Sünde und des Todes, und wenn wir leben, stürzen wir ab.
Und jetzt sagt Gott: „Ich bringe ein neues Prinzip, ein neues Herrschaftsprinzip in dieses Kuddelmuddel deines Lebens hinein.“
So stehe ich hier, und das neue Prinzip ist da – zack – und du merkst: Nö, ich stürze gar nicht ab. Woran liegt das? Gilt das Gesetz der Sünde und des Todes nicht mehr? Doch, es ist da, aber es ist ein anderes Gesetz dagegen gesetzt. Es gibt ein anderes Prinzip, und dieses andere Prinzip ist das Herrschaftsprinzip des lebensspendenden Geistes.
Gott gibt uns seinen Geist und damit löst er das Dilemma aus Kapitel 7 nicht auf. Die Spannung bleibt. Gott lässt dich Stück für Stück in jedem Moment entscheiden: Möchte ich Gott folgen oder der Sünde? Stelle ich meine Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit oder Gott als Werkzeugen der Gerechtigkeit?
Die Entscheidung bleibt. Aber hier, und das ist das Neue, leben wir unter dem Herrschaftsprinzip eines Geistes, des Heiligen Geistes, der uns Gottes Leben und damit Gottes Kraft, die Auferstehungskraft Jesu Christi, in unser Leben hineinbringt.
Damit wird die Herrschaft des Heiligen Geistes zum Prinzip, das erstens die Kraftlosigkeit meiner eigenen Heiligungsbemühungen auflöst. Das sehen wir in Vers 4, wo es heißt: „Damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns.“ Gott möchte, dass wir seine Gebote halten. Aber jetzt Vorsicht: „die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.“
Hier sehen wir das Prinzip schon in Aktion. Dort, wo Menschen nach dem Geist wandeln, wo sie den Heiligen Geist in ihrem Leben wirken lassen und diese Kraft zur Entfaltung bringen, da wird Gottes Rechtsforderung erfüllt. Das, was vorher unmöglich war, wird jetzt möglich.
Zweitens, in Vers 11, wird der Heilige Geist zum Garant dafür, dass unser Körper einmal auferweckt wird: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“
Jetzt merkt ihr, worauf das hinausläuft: Gott gibt uns seinen Heiligen Geist. Im Epheserbrief wird der Geist als Anzahlung bezeichnet. Wenn du ein Auto kaufst und nicht genug Geld dabei hast, gibst du eine Anzahlung. Gott gibt uns eine Anzahlung.
Er möchte uns noch eine Weile hier auf der Erde lassen. Er sagt: „Ich kann euch jetzt noch nicht völlig umgestalten. Das kommt, aber ich brauche euch jetzt hier.“ Aber ich gebe euch eine Anzahlung.
Diese Anzahlung, der Heilige Geist, wirkt heute schon in uns. Er will uns heute Kraft geben und ist heute schon die Quelle für den Sieg über die Sünde. In der Zukunft ist er die Garantie dafür, dass dieser Veränderungsprozess, der heute anfängt, mit der Auferstehung abgeschlossen wird, wenn wir einen Auferstehungsleib erhalten.
Die Verpflichtung gegenüber dem Körper und das Leben im Geist
Vers 12 und Vers 13
So sind wir nun Brüder, nicht dem Fleisch Schuldner. Das bedeutet: Unser Körper ist nicht jemand, der ein Anrecht auf uns hat. Wir sind nicht dem Fleisch verpflichtet, um nach dem Fleisch zu leben. Wir müssen unserem Körper nicht alle Annehmlichkeiten geben, die er sich wünscht, und jeder Lust sowie jeder Begierde nachgeben, die in uns aufkommt.
Unser Körper hat im Hinblick auf unser Leben kein Anrecht. Natürlich darfst du ihn hegen und pflegen – keine Sorge, du sollst deine Zähne putzen, das ist selbstverständlich. Aber wenn andere Dinge hochkommen und du denkst: „Na ja, neun Stunden Schlaf brauche ich schon jeden Tag“, und dann merkst, dass das nicht immer möglich ist, weil du in eine Spannung gerätst, dann musst du deinem Körper manchmal auch sagen: „Du bekommst das jetzt nicht, ich habe gerade etwas anderes zu tun.“
Wir sehen das auch bei Jesus, der manchmal eine ganze Nacht betet. Da denkt man: „Mann, der war doch auch müde.“ Aber er hat gemerkt, dass er in bestimmten Situationen den Bedürfnissen seines Körpers einfach Nein sagen muss, weil es wichtigere Dinge gibt, als immer nur so zu leben, dass es dem Körper möglichst gut geht.
Ich habe kein Problem damit, wenn man sich etwas Gutes tut. Aber man sollte darauf achten, an welchen Stellen das zu weit geht.
Warum sagt Vers 13: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt“? Wenn wir sagen, das Wichtigste in unserem Leben sei Gesundheit und Wohlbefinden und wir wollen uns völlig frei entfalten, jede Idee ausleben und alles, was wir sind, dann sagt Paulus: Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, wenn das euer Paktgeber ist, so werdet ihr sterben. Dann geht euer geistliches Leben zugrunde.
Jürgen, ich fühle mich nicht so nach Beten. Das kann sein. Wenn du aber immer nur betest, wenn du dich danach fühlst oder wenn dein inneres Verlangen dich dazu drängt, wirst du ziemlich selten beten. Das ist leider so. Beim Fasten ist es noch schlimmer. Was meinst du, wie lange dein Fleisch sagt: „Bloß nicht fasten!“? Es wehrt sich die ersten drei, vier Tage.
Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben. Wenn wir Genussmenschen werden, die sich immer nur das gönnen und geben, was das Innere verlangt, dann wird unser Leben schiefgehen. So funktioniert Leben nicht.
Du sollst deinen Körper nicht vernachlässigen. Du darfst Sport treiben und dich gesund ernähren – das ist überhaupt kein Problem. Aber es gibt Dinge, da müssen wir, wie es hier heißt: „Wenn ihr aber durch den Geist, durch den Heiligen Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“
Es gibt Dinge, die aus uns herauskommen, die aus unserem Fleisch stammen und uns kaputtmachen wollen. Diese Dinge müssen wir „töten“. Es gibt Begierden, die du haben wirst, und wenn du ihnen nachgibst, bringen sie dich um.
Ein anschauliches Beispiel sind Fasten und Beten. Vielleicht gibt es andere Dinge, bei denen wir ganz bewusst Nein sagen müssen. Gerade wenn du dich später bekehrt hast, können bestimmte „Verdrahtungen“ im Gehirn bestehen, die aus der Vergangenheit stammen. Damit meine ich, dass bestimmte Dinge dir Lust bereiten und eine Endorphinproduktion in deinem Gehirn auslösen, die definitiv Sünde ist.
Wenn du, wie ich, deinen Aufklärungsunterricht durch einen Beate-Use-Katalog erlebt hast, dann wird das Anschauen von nackten Frauen in deinem Gehirn etwas Positives bewirken. Es wird dich anregen, es wird etwas passieren. Und trotzdem bleibt es falsch.
Ich weiß nicht, wo bei dir die Probleme liegen, wo dein Fleisch dich in eine Richtung führt, bei der du sagst: „Boah, wenn ich dem nachgebe, ist das nicht in Ordnung, aber ich fühle mich so gut dabei.“ Das kann sein. Trotzdem gilt: Wir sterben, wenn wir nach dem Fleisch leben.
Leben als Kinder Gottes durch den Geist
Was sollen wir dann tun? Vers 14: Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.
Dieses „durch den Geist Gottes geleitet werden“ steht parallel zu dem in Vers 13 genannten „durch den Geist die Handlungen des Leibes töten“. Habt ihr manchmal mitbekommen, dass Geschwister diesen Begriff „durch den Geist Gottes geleitet werden“ in einer sehr mystischen Form auslegen? Sie meinen dann, dass alles, was man an inneren Eindrücken hat, das Sprechen des Heiligen Geistes sei. Seid an dieser Stelle bitte vorsichtig. Das stimmt nicht.
Das, was an inneren Eindrücken in euch hochkommt, kann genauso gut eine Lüge oder eine Versuchung sein. Nicht umsonst heißt es, dass wir jeden Gedanken gefangen nehmen müssen unter den Gehorsam Christi. Nicht umsonst haben wir uns letztes Jahr in Philipper 4,8 darüber Gedanken gemacht, welche Art von Gedanken nicht weitergedacht werden sollen.
Also, dass einfach ein Gedanke aufkommt, ist noch lange nicht Leitung des Geistes. Ich will nicht sagen, dass es diese Leitung gar nicht gibt. Ich will nur sagen, wir müssen das immer wieder prüfen.
Die Leitung des Geistes besteht darin, dass er unser Gewissen anstupst, auf unser Wollen einwirkt und unseren Willen stärkt, das Gute zu tun, von dem wir wissen, dass Gott es gut nennt, weil er es in der Bibel offenbart hat. Wenn wir das tun, uns leiten lassen und wirklich durch den Geist die Handlungen des Leibes töten, also Nein sagen – und es tut weh –, Nein sagen zu den Dingen, die falsch sind, dann beweisen wir dadurch, dass wir Söhne Gottes sind.
Und wenn wir Söhne Gottes sind, dann haben wir, wie soll ich das ausdrücken, das erreicht, wo man einfach sagen muss: Mehr geht nicht. Wenn der Geist Gottes in dir wohnt, wenn du ein Sohn Gottes bist (Vers 17), dann bist du auch ein Erbe.
Wenn aber Kinder, so erben sie auch: Erben Gottes und Miterben Christi. Wenn wir wirklich mitleiden – und dieses „wenn wir wirklich“ kann man auch übersetzen mit „so gewiss wir mitleiden“ –, damit wir auch mitverherrlicht werden.
Du fragst dich: Was macht Gott jetzt, bevor die Erlösung in meinem Leben kommt, damit ich siegreich bin? Und Gott sagt: Ich gebe dir Anteil. Das ist atemberaubend, wenn man darüber nachdenkt.
Ich gebe dir Anteil an der intimen Beziehung, die zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist in der Dreieinigkeit existiert. Ich gebe dir von meinem Geist und nehme dich in diese Beziehung mit hinein. Du bist Kind Gottes.
Als Kind Gottes kannst du in Vers 15 rufen: „Aber Vater, es ist eine so intime und persönliche Beziehung, wie du sie dir nur vorstellen kannst.“ Und sie ist darauf angelegt, dich zum Erben aller Dinge, zum Miterben Christi einzusetzen.
Ich bin mir sicher, dass keiner von euch – mich eingeschlossen – wirklich verstanden hat, was das bedeutet: Zum Erben aller Dinge. Gott wird uns mit Christus einmal alles schenken. Wir erwarten im Himmel heute schon ein unvergängliches, unbeflecktes, unverwälkliches Erbteil, so 1. Petrus 1.
Da wartet etwas auf uns, und es kann uns keiner mehr wegnehmen, weil wir zur Familie gehören. Wir sind jetzt noch hier, wir haben einen Job zu erfüllen, und im Moment spüren wir das nicht. Aber Gott gibt uns eine Hoffnung, und Gott gibt uns unglaubliche Sicherheit.
Die Hoffnung auf zukünftige Herrlichkeit
Wir sind fast wieder am Ende, am Anfang von Römer 5, am Ende des Vortrags von gestern, dem zweiten Teil, der davon handelt, was Gott uns schenkt. Wieder steht dieser Aspekt im Mittelpunkt: Gott schenkt uns Hoffnung – und zwar eine Hoffnung, die weit über das hinausgeht, was wir uns vorstellen können.
In Römer 8, Vers 18 heißt es: „Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.“ Kannst du dir das vorstellen? Es gibt Menschen, und ich lese von Open Doors diese Broschüren und bete für die verfolgten Christen. Da sind Leute, die werden verschleppt und verbringen Jahre oder sogar Jahrzehnte in irgendeinem Gefängnis. Und Gott sagt: „Weißt du, das wird nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit.“ Wenn diese Menschen später zurückblicken, werden sie nicht sagen: „Boah, ging es uns damals schlecht.“ Stattdessen werden sie sagen: „Ja, da war was. Aber komm, lass uns freuen an dem, was wir hier haben.“
Nicht ins Gewicht fallen, nicht ins Gewicht fallen.
Die Schöpfung seufzt. Sie ist mit Adam gefallen. Das, was eigentlich ein Planet werden sollte, auf dem der Mensch bebaut, bewahrt und seine schiere Freude daran hat, geht den Bach runter. Die Schöpfung wartet darauf, dass sie noch einmal von vorne anfangen kann. Ihr geht es genauso wie uns. Den gleichen Kampf, den wir in uns erleben, erleben wir auch draußen in der Schöpfung. Dort merkst du es besonders: Es ist ein Fressen und Gefressenwerden. Es ist ein Kampf in der Schöpfung. Da geht etwas kaputt, da ist Vergänglichkeit angelegt – genauso wie in uns.
Dann heißt es in Vers 23: „Nicht allein aber die Schöpfung, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, seufzen in uns selbst.“ Jürgen, ich wünschte mir, aus diesem Druck rauszukommen, nicht mehr kämpfen zu müssen. Das stimmt, aber wir seufzen. Das Leben als Christ ist ein Leben des Seufzens. Wir seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft. Wir sind noch nicht am Ziel.
Es wird einen Moment geben, an dem es keine Migräne mehr gibt, keine Rollstühle, keine unheilbaren Krankheiten, keinen Tod, keine Trauer und keine Tränen. Wir können uns das kaum vorstellen, aber ich finde das so fantastisch. Es wird einen Moment geben, an dem alles eingetaucht sein wird in hundertprozentiges Glück. Ich denke, wir brauchen einen neuen Leib, um das auszuhalten. Ich kann es mir gar nicht vorstellen.
Wenn du heute Glück erlebst, weißt du schon: Morgen fängt wieder der Alltag an. Oder das Glück ist irgendwie getrübt, weil du noch ein Problem hast – irgendwo mit irgendwem oder irgendetwas. Es ist nie hundertprozentig. Es ist wahrscheinlich nicht einmal zwei Prozent von dem, was wir später haben werden.
Deshalb sagt er, wir seufzen in uns selbst. Wer ehrlich ist, seufzt. Und wir erwarten die Sohnschaft. Gemeint ist: Wir erwarten die Sohnschaft in ihrer Vollendung. Wir sind Söhne Gottes, die darauf warten, endlich vor dem Vater zu stehen, das Erbe zu empfangen und sagen zu können: „Und jetzt geht es richtig los.“ Wir erwarten die Sohnschaft, die Erlösung des Leibes. Das ist unsere Hoffnung.
Die Sicherheit im Glauben trotz Kampf und Schwäche
Und deswegen, wenn ihr in dieser Spannung steht – in der Spannung, die sich darin zeigt, dass wir Dinge tun, für die wir uns eigentlich schämen und sagen: „Das bin doch gar nicht ich!“ –, wo kommt das her?
Wir sagen immer wieder Nein zur Sünde. Wir versuchen herauszufinden, wie Gott denkt, und wollen das dann in unserem Leben umsetzen. Manchmal schaffen wir das nicht. Auch mit anderen Menschen sind wir nicht immer glücklich. Wir kommen nicht immer zusammen und haben vielleicht Schwierigkeiten in der Ehe, in Freundschaften oder am Arbeitsplatz. Dann sagt man sich schon: „Boah, das wird mir fast zu viel.“
Paulus sagt dazu: Ja, das verstehe ich, aber halte durch! Du hast eine Hoffnung. Und du hast mehr als eine Hoffnung. Du hast eine dreiteilige Sicherheit, und mit dieser möchte ich euch entlassen.
Die erste Sicherheit: Gottes Beistand in unserer Schwachheit
Die erste Sicherheit, die wir haben, ist die, dass wir nicht alleine sind.
Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an (Römer 8,26). Wir seufzen, weil wir schwach sind und nicht alles schaffen. Ein Bereich, in dem wir das besonders stark merken, ist unser Gebetsleben.
Wie oft stehe ich da, wenn ich für Menschen beten will, und frage mich: Was soll ich bitteschön beten? Es gibt diese einfachen Kindergebete: „Mein Herz ist klein, rein ist es nicht, aber ich wünsche mir, dass alle Menschen gesund werden.“ Das sind Kindergebete.
Dann gehst du zu jemandem, der wirklich krank ist, und überlegst: Was ist für diese Person richtig gut? Wofür soll ich denn beten? Oder du kennst vielleicht ein Ehepaar, bei dem es kriselt. Du weißt nicht genau, woran es liegt. Es ist nicht so kaputt, dass sie auseinandergehen, aber auch nicht so gut, dass du denkst: Super, es läuft. Es ist einfach so in der Mitte.
Du merkst, jede Ehe hat ihre guten und schlechten Zeiten. Es sollten relativ viele gute und relativ wenige schlechte sein. Es gibt mal solche Ausreißertage, an denen man sagt: „Na, das war nicht so schön.“ Solange die selten sind, ist alles gut. Aber es gibt auch Ehen, bei denen du denkst: „Mann, das knirscht, das läuft irgendwie nicht.“
Du bekommst das mit, weil du vielleicht eng befreundet bist, und stellst dir die Frage: „Wofür soll ich beten? Herr, mach, dass es gut läuft.“ Ja, aber irgendwie möchte man genauer beten. Doch du kommst nicht wirklich weiter.
Du merkst: Ein Ausdruck davon, dass wir in einer gefallenen Schöpfung leben, ist, dass wir oft nicht wissen, was wir bitten sollen. Was ist richtig?
Und dann sagt Paulus hier: „Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt; aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern“ (Römer 8,26).
Da, wo wir nicht mehr weiterwissen, wo du sagst: „Jetzt bin ich mit meinem Christenlatein am Ende“, da tritt der Heilige Geist für uns ein – in so einer intimen Sache – und vertritt uns.
Wir sollen beten, aber an den Stellen, an denen wir an menschliche Grenzen stoßen, dürfen wir uns keine Sorgen machen. Gott selbst vertritt uns. Wir sind seine Kinder.
Die zweite Sicherheit: Gottes souveräne Führung und Vorherbestimmung
Und zum zweiten Punkt müsste man eigentlich mehr sagen, besonders zu Vers 28: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die...
Jetzt folgt eine sehr schwierige Stelle. In meiner Bibel heißt es: „die nach seinem Vorsatz berufen sind“. Hier ist wenigstens ein Anführungs- und Schlusszeichen: „die nach Vorsatz berufen sind“. Morgen werde ich noch etwas mehr dazu sagen.
Diese Stelle wird oft so ausgelegt, dass der Vorsatz Gottes gemeint ist, der uns berufen hat. Ich möchte euch einfach sagen, dass die ersten Christen bis hin zu Augustinus den Vorsatz als den des Menschen verstanden haben. Es geht hier um die Frage: Woher weiß ich, dass ich sicher bin?
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben – und das sind dieselben, die nach Vorsatz berufen sind – alle Dinge zum Guten mitwirken. Ich glaube, es ist der Vorsatz des Menschen, der hier gemeint ist. Es sind diejenigen, die sich haben berufen lassen.
Es geht also um die Frage, was die Römer über ihre Stellung wissen und was sie wissen, ist: Ich liebe Gott und habe ja gesagt zu seiner Berufung. Das ist das, was jeder Christ weiß. Und im Blick auf diese Gruppe gilt, dass denen, die Gott lieben und denen, die nach Vorsatz berufen sind, alle Dinge zum Guten mitwirken.
Man könnte darüber schreiben: „God is in control“. Du denkst vielleicht: Wie wird das ausgehen? Und Gott sagt: Keine Panik! Meine Frau hat einen Panikmodus. Das heißt, wenn irgendwie Sachen nicht so laufen, dann wird sie hibbelig, ich weiß nicht, ob ihr das kennt.
Dann sage ich zu ihr: „Schalte den Panikmodus aus, denn das hilft niemandem weiter. Komm runter, wir kriegen das hin.“ So sind wir Menschen: Wir haben alle unseren Panikmodus. Wir fragen uns: Wird das jetzt noch was?
Und Gott sagt: „Hey, cool down, immer mit der Ruhe!“ Das hat er vorher erkannt. In Vers 29 heißt es: Gott kennt dich. Gott kannte dich schon ein bisschen früher, als du dich selbst gekannt hast. Denn die, die er vorher erkannt hat, von denen er wusste, dass sie ihn lieben würden und sein Angebot der Berufung annehmen würden, die hat er auch vorherbestimmt.
Und wisst ihr, wozu? Damit sie dem Bilde seines Sohnes gleichförmig werden. Du hast Angst, dass du nicht ankommst und irgendwann mal diesen Auferstehungsleib bekommst? Mach dir keinen Kopf. Gott wusste das vorher.
Gott hat schon vorher zu dir gesagt – also für sich zu dir gesagt: „Ich will dich, ich bestimme dich dazu, dass du, wenn du anfängst, mit mir zu leben, auch ankommst.“
Die dritte Sicherheit: Die unzertrennliche Liebe Gottes
Und der dritte Punkt, vielleicht der schönste, ist Vers 31: "Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?"
Das ist ein Vers, den man sich unbedingt merken sollte, besonders ab Vers 31. Für alle, die öfter entmutigt sind, ist das ganz wichtig. Was gibt mir Sicherheit? Ich gehe einfach mal alle Punkte durch, die mir Unsicherheit geben könnten: "Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?"
In Vers 35 heißt es: "Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?" Gemeint ist seine Liebe zu uns und die Segnungen, die er uns schenkt. Denk mal in Gedanken darüber nach: Was könnte das sein? Ich möchte sagen: Ich habe Jesus lieb und Jesus liebt mich. Was könnte mich aus dieser Liebe zu Jesus herausdrängen?
Paulus macht einige Beispiele: Wie wäre es mit Drangsal oder Angst, Verfolgung oder Hungersnot, oder Blöße, also wenn man wenig zum Anziehen hat? Oder Gefahr und Schwert, also gewaltsamer Tod? Glaubst du, dass diese Dinge in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass Jesus dich weniger liebt?
Glaubst du, dass wenn du in Schwierigkeiten kommst und auch mal Fehler machst, Jesus dich dann weniger liebt? Glaubst du, dass wenn Angst dein Leben prägt und du an bestimmten Stellen nicht weiterweißt, Jesus dich dann weniger liebt? Glaubst du, dass Verfolgung oder Hungersnot und alles, was damit einhergeht, in deinem Leben passiert, und Jesus dich dann weniger liebt?
Ich hoffe, du verstehst ganz klar, dass du hier immer mit Nein antworten musst. Warum Nein? Vers 37 sagt: "In diesem allem sind wir mehr als Überwinder." Das ist unsere Berufung. Wir sind mehr als Überwinder, und zwar durch den, der uns geliebt hat. Wir sind nicht mehr als Überwinder durch unsere eigene Kraft oder Bauernschläue, sondern durch den, der uns geliebt hat.
Und dann die letzten beiden Verse: "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben – gemeint ist damit Tod in jeder Form, Krankheit, Mord, Martyrium – der große Angstmacher des Lebens, dass weder Tod noch Leben, also alle Lebensumstände, die du dir ausdenken kannst, mit ihren Sorgen, Versuchungen und Verantwortlichkeiten; weder Engel noch Gewalten, das gesamte Spektrum der geistlichen Mächte; weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder das, was in der Gegenwart passiert, noch das, was in der Zukunft auf dich zukommt; noch Mächte oder Wunder, Machttaten – gemeint sind die übelsten Formen zukünftiger Versuchung –, weder Höhe noch Tiefe, das, was Gegenwart und Zukunft für den Raum ist, ist Höhe und Tiefe für die Zeit; das ist Höhe und Tiefe für den Raum – egal wohin du blickst, zeitlich nach vorn, nach links, rechts, oben oder unten – noch irgendein anderes Geschöpf, nichts, was geschaffen ist – denn ich bin überzeugt, dass gar nichts, was ich denken kann, was mir begegnen kann, uns wird scheiden können von der Liebe Gottes. Und es ist die Liebe Gottes zu uns, eine Liebe, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."
(Quelle: Römer 8,31-39)
Abschließender Gedanke zur Liebe Gottes
Ein letzter Gedanke: Seien wir vorsichtig, Gottes Liebe nicht in unseren Lebensumständen zu suchen. Gott liebt uns nämlich nicht nur, wenn es uns gut geht.
Seine Liebe zeigt sich in Christus Jesus. Das bedeutet, dass der Herr für uns bezahlt hat und wir jetzt in ihm gerechtfertigt sind. Als Miterben Christi werden wir eine Zukunft erleben, die unsere Verherrlichung und vollständige Erlösung einschließt.