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Frei sein ist schwer!

Kolosser 2,16-23

Einleitung

Erzählen, wie Israel vor dem Schilfmeer wieder zurück nach Ägypten wollte. sie sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? / Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. 2.Mo.14,11-12. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und er bleibt oft lieber beim Alten und Bekannten, als dass er etwas neues anfängt. Israel war sich an die Gefangenschaft gewohnt, und als sie frei waren, wünschten sie sich oft wieder in die Gefangenschaft zurückzukehren. Lieber gefangen als frei. Frei sein ist gar nicht so einfach. Text lesen.

I. Lasst Euch nicht einschüchtern (16-19)

Herausforderung durch Gesetzlichkeit (16-18)

Nun wird Paulus konkret, was er meinte als er die Gemeinde warnte: Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. Kol.1,8. Es gab ein Heer von Leuten, die Ess- und Trinkgewohnheiten der Christen beanstandeten. Es war der Vorwurf, dass man so doch nicht ein Gott wohlgefälliges Leben führen kann. Dazu gehöre eben mehr. Auch die Feiertage wurden von den Christen nicht ausreichend beachtet, wie Neumondstage und sogar der Sabbat. Auch hier, wer solche Festzeiten nicht einhält, der ist nicht tauglich für eine göttliches Leben. Diese Leute traten der Gemeinde gegenüber, indem sie mehr Aufoperung von den Christen erwarteten. Ein Regel orientiertes, messbares heiliges Leben. Alle diese gesetzlichen Heiligungsbestrebungen, die man an die Gemeinde herantrug, sollten nach der Überzeugung ihrer Vertreter dazu dienen, die Christen aus dem Weltlichen" zu befreien. Die Christen waren für sie zu weltlich gesinnt. Ein Vorwurf, der gar nicht so einfach zu ertragen ist. Gerade die Christen, die eben nicht für diese Welt leben wollen, ihnen wird vorgeworfen, sie seien zu weltlich. Sie müssten mehr religiöse Regeln befolgen. Schon Jesus erregte Anstoss in diesen Fragen. Die Pharisäer und Gesetzeslehrer sagten ihm: Daher fragten die Pharisäer und Gesetzeslehrer Jesus: Warum richten sich deine Jünger nicht nach den Vorschriften, die von den früheren Gesetzeslehrern aufgestellt und uns überliefert worden sind? Warum essen sie mit unreinen Händen? Mk.7,5. Die Antwort von Jesus ist klar: Nichts, was der Mensch von aussen in sich aufnimmt, kann ihn unrein machen. Nur das, was aus ihm herauskommt, macht ihn unrein! Mk.7,15.

Anwendung

Solche Forderungen sehen sich Christen auch heute noch gegenüber. So begegnete mir eine Bewegung, die von den Christen verlangt, sie müssten den Sabbat halten, wenn sie wirklich den vollen Segen von Gott erleben wollten. Gerade diese Stelle macht doch eindeutig deutlich, dass Paulus ganz und gar nicht der Meinung ist, wir müssten den Sabbat halten, sonst hätte er doch gerade hier sagen müssen, aber es ist gut, wenn ihr den Sabbat einhält. Oder wer aus dem Katholizismus kommt, ist sich vielleicht gewohnt gewesen am Freitag kein Fleisch zu essen, nun darf er das tun. Die Gemeinde wurde durch viele Anforderungen verunsichert. Es ist interessant, wie Gesetzlichkeit eine gewisse Faszination auf uns ausübt. Gerade Menschen die innerlich sehr verunsichert sind, neigen stark dazu sich solchen Vorschriften hinzugeben. Sie sind bereits sich selbst zu kasteien, Lasten aufzulegen, die nicht nötig wären. Damit versuchen wir unsere Unsicherheit zu bewältigen. Aber das kann nie die Lösung sein.

Christus ist die Wirklichkeit (19)

Paulus sagt, das ist lediglich ein Schatten des Zukünftigen, die Wirklichkeit ist Christus und die ist schon zugänglich in seinem Leib, der Gemeinde. Vielleicht lehnt sich Paulus mit dem Schatten an ein bekanntes Gleichnis des Philosophen Platon an. Er spricht hier von den Philosophien und es gut möglich, dass er diese Schatten meint. Platon entwarf folgendes Bild: Eine Höhle in der die Menschen angekettet sind an Köpfen und Füssen. Sie können sich nicht umdrehen, sondern müssen an die Wand starren. Im Hintergrund der Höhle hat es eine Öffnung. Dort gehen verschiedene Dinge auf und ab und werfen auf die Wand der Höhle Schatten. Die Menschen diskutieren nun, was diese Schatten wohl bedeuten und machen sich einen Reim daraus. Aber eben, es sind nur Schatten und ist nicht die Wirklichkeit. Paulus sagt nun, was diese Menschen tun ist wohl ernstgemeintes religiöses Leben, aber es sind nur Schatten. Die Wirklichkeit ist Christus.

Evangelisation

Man kann sich religiös betätigen wie man will. Wenn Jesus nicht im Zentrum steht, dann ist alles Bemühen Schall und Rauch. Ich muss sagen, mich beeindrucken Menschen, die mit ganzer Hingabe und Aufopferung für Ihre Überzeugung leben, aber mögen sie sich noch so quälen, wenn sie Jesus nicht ehren, dann sind es lediglich Schattenkämpfe. Gott wollte uns nicht in ein religiöses Leistungssystem hineinnehmen. Er wollte uns viel mehr echte Freiheit schenken, denn frei ist jeder Mensch, es fragt sich nur von was. Paulus schreibt: Solange ihr Sklaven der Sünde wart, wart ihr dem Guten gegenüber frei. / Was kam dabei heraus? Ihr schämt euch jetzt, wenn ihr daran denkt; denn was ihr damals getan habt, führt am Ende zum Tod. / Aber jetzt seid ihr vom Dienst der Sünde frei geworden und dient Gott. Was dabei herauskommt, ist eine Lebensführung, durch die ihr euch als Gottes heiliges Volk erweist, und am Ende erwartet euch ewiges Leben. / Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod. Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. Rö.6,20-23.

Herausforderung durch Erfahrungen

Die Gemeinde soll sich den Kampfpreis nicht nehmen lassen, durch Leute, die besondere Demutsübungen verrichten, Engelverehrung betreiben oder von irgendwelchen visionären Erlebnissen reden. Auch wieder Menschen, die besonderes Vorzuweisen haben. Diesmal nicht Gesetze, sondern besondere Erfahrungen, die beeindruckend sind, mit denen sie sich eine gewisse Autorität verschaffen. Sie machen damit Eindruck, was sie nicht alles erlebt haben.

Ein Beispiel aus neuerer Zeit, zeigt wie eine solche Erfahrung aussehen könnte: Gerald Jampolisky, ein Psychologe, Autor und Redner in den USA, berichtet von seinem Zusammentreffen mit dem bekannten Guru Swami Muktananda: Er berührte mich mit Pfauenfedern. Ich hatte allmählich den Eindruck, dass unsere Gedanken in eins zusammenliefen. Dann berührte er mich wieder und legte mir die Hand auf den Kopf. Danach erschienen rund um mich her wunderschöne Farben, und es kam mir vor, als hätte ich meinen Körper verlassen und sähe mir von oben aus zu. Ich sah Farben, deren Tiefe und Leuchtkraft schöner war als alles, was ich mir bis dahin je hatte vorstellen können. Ich fing an, in Zungen zu reden. Ein herrlicher Lichtstrahl kam in den Raum, und in dem Moment entschloss ich mich, nicht mehr zu bewerten, was hier eigentlich vor sich ging, sondern einfach eins zu sein mit der Erfahrung, ganz darin aufzugehen... In den nächsten drei Monaten hatte ich viel mehr Energie als sonst und brauchte nur wenig Schlaf. Ich war von dem Bewusstsein der Liebe erfüllt, ganz anders als ich es vorher je gekannt hatte.[1]

Ja, das gibt es - auch in christlichen Kreisen gäbe es da einiges zu berichten. evtl. Bsp. (sehen Jesus Erscheinungen und sprechen mit Dämonen) Paulus ist klar: Solche Leute blähen sich auf – ihre Gesinnung ist in Wirklichkeit auf diese Welt bezogen. Es geht ihnen um Erfahrungen nicht um die Wirklichkeit Gottes. Viele Christen lassen sich heute auch durch Berichte über die Todeserfahrungen verunsichern. Da gibt es Menschen, die für klinisch Tod erklärt wurden und dann wieder zurückgekommen sind und erzählen, wie schön es auf der anderen Seite sei. Durch ihr Erleben, das sie von anderen Menschen abhebt, geben sie nun ihre Schlussfolgerungen preis und meinen, man können sich auf den Tod freuen. Da fragt sich mancher Christ, was er damit anfangen soll. Die Antwort des Paulus ist einfach und klar: Wer sich nicht an Christus hält, den muss man in Fragen des Ewigen Lebens nicht ernst nehmen. Mögen seine Erfahrungen noch so beeindruckend und interessant sein.

II. Die rechte Freiheit eines Christen (20-23)

Wenn ihr mit Christus gestorben seid, seid ihr den kosmischen Mächten weggestorben. Warum tut ihr dann so, als ob ihr noch unter ihrer Herrschaft lebtet? Ihr lasst euch vorschreiben: Dies sollst du nicht anfassen, das sollst du nicht kosten, jenes sollst du nicht berühren!" Alle diese Dinge sind doch zum Gebrauch und Verzehr bestimmt! Warum lasst ihr euch dann von Menschen darüber Vorschriften machen? Mit diesen Schatten hat die Gemeinde nichts zu tun. Und das, was ihnen diese ernsten religiösen Menschen abverlangen wollen, ist nicht ein Fortschritt im Glauben, sondern ein Rückfall in die Unfreiheit und Zwänge des sündigen Lebens. Den Galatern sagt Paulus: Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen! Gal.5,1. Ganz radikal sagt er: Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. Rö.10,4.

Anwendung

Wir haben durch den Glauben an Jesus eine grosse Freiheit bekommen. Gott lehnt alles abstützen auf Äusserlichkeiten ab. Unser Glaube an Jesus soll nicht in erster Linie unsere Ess- und Trinkgewohnheiten ändern. Vielmehr verändert uns Gott in unserem Grundwesen. Denn Jesus sagt deutlich: Aber das, fuhr er fort, was aus dem Menschen selbst herauskommt, das macht in unrein! / Denn aus ihm selbst, aus seinem Herzen, kommen die bösen Gedanken, und mit ihnen Unzucht, Diebstahl und Mord; / Ehebruch, Habsucht und Niedertracht; Betrug, Ausschweifung und Neid; Verleumdung, Überheblichkeit und Unvernunft. / All das kommt aus dem Inneren des Menschen und macht ihn unrein. Mk.7,20-23. Das ist Gott ein Anliegen. Freiheit in Christus heisst nicht, dass ich frei bin jede Sünde zu tun. Freiheit in Christus heisst, dass ich die Freiheit habe ein Leben zu führen, das Gott gefällt. Ich wundere mich immer, wie stark unser Hang zur Gesetzlichkeit und Erfahrungen ist. Botschaften, die das Gesetz betonen kommen oft sehr gut an. Da weiss man, was man zu tun und zu lassen hat. Wenn ich beispielsweise Verkündige, dass man als Christ nicht ins Kino geht, dann werden siich all die Freuen, die sowieso nicht ins Kino gehen, denn das gibt Sicherheit auf dem rechten Weg zu sein. Selbst wenn ich zu Hause dauernd vor dem Fernseher sitze, aber ich gehe wenigstens nicht ins Kino. Oder wenn ich sage, dass moderne Musik auch mit christlichen Texten vom Teufel ist, werden sich alle freuen, die moderner Musik sowieso nichts abgewinnen können. Das gibt Sicherheit auf dem rechten Weg zu sein. Kleider; Reichtum; Computer Freiheit in Christus heisst, ich muss meine Geborgenheit und Sicherheit weder durch Gesetze noch durch besondere Erfahrungen erreichen. Im Vordergrund steht ein erlöster und veränderter und verändernder Mensch, dessen Gesinnung anders geworden ist. Er fragt weder nach Gesetz noch nach Erfahrung, sondern danach, was Gott gefällt. Paulus sagt: Wo Menschen mit Jesus Christus verbunden sind, zählt nicht, ob jemand beschnitten ist oder nicht. Es zählt nur der vertrauende Glaube, der sich in tätiger Liebe auswirkt. Gal.5,6.

Schluss

Frei sein ist schwer. Wir müssen aber lernen in rechter Weise frei zu sein. Wir müssen lernen nicht mit Werken glauben zu wollen oder mit Werken unseren Glauben zu beweisen, sondern aus Glaube Werke zu tun. Dann haben wir die echte Freiheit verstanden, die wir durch unseren Glauben haben, dann verstehen wir auch, was Paulus in dem folgenden Kapitel uns lehren will. Amen.

----------------------- [1] Wolfgang Bühne: Spiel mit dem Feuer, S. 174.