Dann lesen wir.
Einführung in die Auslegung der Offenbarung 11
Es stellt sich immer die Frage, wie viel wir in einem Abend behandeln können. Ich denke, wir können heute das gesamte Kapitel besprechen, ohne uns dabei besonders unter Druck zu setzen.
Offenbarung 11: Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort Anbetenden. Aber den äußeren Vorhof des Tempels lass weg und miss ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben. Und die heilige Stadt werden sie zweiundvierzig Monate lang zertreten.
Ich möchte das gleich bei der Textverlesung anmerken: In der Offenbarung werden Sie immer verschiedene Auslegungen finden. Heute Abend werden wir an einer weiteren wichtigen Stelle sehen, wie unterschiedlich die Ausleger sein können. Wir müssen darauf achten, dass wir bei der Auslegung der Offenbarung nicht in große Spannungen geraten.
Das ist bei uns keine Gefahr, aber manche Menschen behaupten so sicher, sie wüssten alles. Ich meine, wir sollten es etwas lockerer sehen und uns immer wieder durch gewisse Warnzeichen leiten lassen, so wie es uns sicher gegeben ist. Das liegt einfach daran, dass wir nicht von vornherein erkennen können, auf wen das genau gemünzt ist.
Karl Hardenstein meint hier, dass Kapitel 11 hauptsächlich von Israel spricht, vom Tempel und von Jerusalem. Wir sind wieder an der Stelle, wo Jerusalem von den Heiden zertreten wird.
Fritz Grünzweig hingegen sagt: Niemals, es ist von der neutestamentlichen Gemeinde die Rede, die hier im Bild des alttestamentlichen Tempels dargestellt wird.
Beide sind Personen, die wirklich um den Heiligen Geist bitten und das Wort Gottes demütig betrachten. Wir wollen diese Stelle also sehr vorsichtig betrachten.
Heute Abend habe ich zum ersten Mal eine Offenbarungsauslegung in der Hand gehabt, bei der ich erst die Bogen aufschneiden musste. Sie stammte von meinem Großvater Wilhelm Busch aus Frankfurt. Ich war überrascht, wie viel er über die Sammlung Israels und den Zionismus geschrieben hat, gerade auch in Bezug auf die Offenbarung. Diese Auslegung erschien 1920.
Ich habe den Eindruck, dass sich vieles von dem, was er damals schrieb, in den Jahrzehnten seitdem bestätigt hat – vor allem in Bezug auf Offenbarung 7.
Das sind immer Dinge, denen man zuhört, aber ich würde sagen, hier gibt es eine große Vielfalt an Auslegungen. Wir wollen diese Vielfalt offenlassen.
Die zwei Zeugen und ihre Bedeutung
Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen 1260 Tage lang weissagen, angetan mit Trauerkleidern.
Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde. Wer ihnen Schaden tun will, muss auf diese Weise getötet werden.
Sie haben die Macht, den Himmel zu verschließen, sodass es während der Tage ihrer Weissagung nicht regnet. Außerdem können sie die Wasser in Blut verwandeln und die Erde mit Plagen aller Art schlagen, so oft sie wollen.
Wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen, sie überwinden und töten. Ihre Leichname werden auf dem Marktplatz der großen Stadt liegen, die geistlich Sodom und Ägypten heißt – dort, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.
Menschen aus allen Völkern, Stimmen, Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen halben Tag lang. Sie lassen nicht zu, dass ihre Leichname ins Grab gelegt werden. Die Bewohner der Erde freuen sich darüber, sind fröhlich und senden einander Geschenke, denn diese zwei Propheten hatten sie gequält.
Nach drei Tagen und einem halben Tag haucht Gott ihnen den Geist des Lebens ein. Sie stellen sich auf ihre Füße, und eine große Furcht erfasst diejenigen, die sie sehen.
Eine große Stimme vom Himmel ruft zu ihnen: „Steigt herauf!“ Sie steigen auf in den Himmel in einer Wolke, während ihre Feinde zusehen.
Das Erdbeben und die himmlische Herrschaft
Und zu derselben Stunde geschah ein großes Erdbeben. Der zehnte Teil der Stadt stürzte ein, und bei dem Erdbeben wurden siebentausend Menschen getötet. Die anderen aber erschraken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.
Das zweite Wehe ist vorüber, siehe, das dritte Wehe kommt schnell.
Der siebte Engel blies seine Posaune, und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen nieder auf ihr Angesicht. Sie beteten Gott an und sprachen: „Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und der du warst, dass du deine große Macht an dich genommen hast und herrschst. Die Völker sind zornig geworden, und es ist gekommen die Zeit deines Zorns, die Toten zu richten und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten und Heiligen, und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, sowie zu vernichten die, die die Erde vernichten.“
Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar. Es geschahen Blitze, Stimmen, Donner, Erdbeben und ein großer Hagel.
Die Offenbarung als Trostbuch in schwierigen Zeiten
Immer wieder möchte ich Sie zu Beginn unserer Auslegung daran erinnern: Die Offenbarung ist ein Trostbuch.
Die Offenbarung gibt uns keine genauen Zeiträume an. Warum ist das so? Wenn Jesus sagt, dass er den Zeitpunkt seiner Wiederkunft nicht kennt, dann ist es auch in der Offenbarung nicht so beschrieben, dass man diesen berechnen kann. Also Vorsicht! Stattdessen erhalten wir Markierungen, damit wir in schwierigen und bedrohlichen Zeiten unsere Häupter erheben können. Denn unsere Erlösung naht. Wir sollen nicht verzweifeln und denken, das Böse triumphiere. Ja, Gott gibt dem Bösen Raum in unserer Welt. Dennoch dürfen wir frohen Mutes sein, weil der Herr im Himmel die Herrschaft in seiner Hand hält und seine Heilsgeschichte zu Ende führt.
Noch einmal: In der Offenbarung haben wir zuerst gesehen, dass in den ersten Kapiteln nach den Sendschreiben beschrieben wird, wie die Weltgeschichte aus den Fugen gerät. Erinnern Sie sich noch? Was dort in den Kapiteln 5, 6 und 7 beschrieben wird, entspricht genau dem, was Jesus in Markus 13 und in den Parallelstellen gesagt hat. Es wird politisches Chaos geben, religiöses Chaos, die Verwirrung der Menschen. Da heißt es: „Sieh da ist Christus“ und so weiter. Außerdem wird es wirtschaftliches Chaos geben. Die Sammlung Israels wird stattfinden, die Fülle der Heiden wird eingehen, und große Massenbewegungen werden über die Erde hinwegziehen. Christenverfolgungen werden stattfinden.
Dies alles geschieht in einer sehr stark massierten Form. Aber das ist noch nicht das Ende. Das ist wichtig zu betonen. Davon unterscheiden sich die Posaunengerichte, in denen Gott die Menschen noch einmal zur Umkehr ruft. Diese Zeit ist vor allem geprägt von großer Verwirrung, einer Vernebelung des menschlichen Denkens.
Wie lange diese Zeiten dauern werden, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass Gott das Ende dieser Zeiten genau kennt und allein bestimmt, nicht die Menschen. Die Menschen können nur so weit wüten, wie Gott ihnen Raum gibt. Und all dies muss geschehen, bevor Jesus wiederkommt.
Diese Welt wird also nicht ihre Probleme lösen können. Im Gegenteil: Der Mensch wird immer hilfloser, die großen Probleme überhaupt anzugehen und einer Lösung entgegenzuführen. Das sind Punkte, über die wir heute immer wieder sprechen müssen. Nicht so, dass wir sagen: „Dann lassen wir all das eben in Ruhe.“ Sondern wir leiden mit, wenn wir sehen, wie schwierig die Probleme um uns herum geworden sind.
Politische Probleme, Generationenprobleme, Schwermut, die nicht mehr lösbar scheint – all das lastet auf den Menschen. Zukunftsangst, Verzweiflung und die Leere, die viele empfinden, sind spürbar.
Die Endzeit und der Antichrist
Und jetzt kommen wir mit Kapitel elf zur Zeit des Antichristen, das ist die Endzeit. Wir hatten zuvor noch einmal die Weltgeschichte betrachtet, die als eine Art Übergang dient – die letzte böse Zeit. Erst jetzt beginnt die Endzeit mit dem Antichristen. Es ist ein letztes Aufbäumen des Menschen, der sich göttlicher Autorität anmaßt und zum religiösen Verführer der Menschen wird. Er wird von allen Menschen angebetet und bewundert.
An dieser Stelle möchte ich im Bibeltraining etwas Klarheit schaffen. Man kann ja immer wieder darüber sprechen. Nehmen Sie es nie übel, wenn ich etwas sage, das wehtut. Man kann ja auch Rückfragen stellen. Im Bibeltraining wollen wir einfach einige Dinge pointiert ausdrücken, damit wir sie verstehen.
In diesen Tagen wird man oft gefragt, was man zu charismatischen Erscheinungen oder zur Pfingstbewegung sagt. Am meisten überrascht mich – um es vorsichtig anzudeuten – dass manche Menschen völlig leugnen, dass in der Endzeit eine große geistliche Verwirrung kommen wird. Ich will noch gar nicht sagen, woher diese Verwirrung kommt. Ich sage nur: Wir sollten uns zusammensetzen und gemeinsam die Bibel betrachten, um zu verstehen, wie wir nicht der Verwirrung und einem falschen Christus aufsitzen können.
Wir wollen doch niemanden verurteilen. Doch Jesus sprach von der Verwirrung und von falschen Christussen, die kommen werden. Auch die Offenbarung redet sehr von der Verwirrung der Gläubigen. Ich will jetzt noch nicht sagen, woher sie kommt, aber es ist wichtig, heute nicht nur nach allen Seiten lieb zu sein. Es ist auch ganz wichtig, falsche Lehre zu unterscheiden – und das ist heute sehr unbeliebt.
Was man heute oft hören muss, ist problematisch. Ich sage immer: Ich will noch gar nicht sagen, wo genau das Problem liegt. Ich habe mir von Kurt Heimbucher die Schrift über den Heiligen Geist bestellt und wollte sie kostenlos verteilen. Ich finde sie im Augenblick sehr passend zu den Fragen unserer Zeit, auch weil sie manches offenlässt, aber doch wichtige Dinge anspricht.
Wir müssen in unserer Zeit wissen, dass viele Dinge, die auch in der Gemeinde Jesu hoch geschätzt werden, nicht von der Bibel gedeckt sind. Dann müssen wir Nein dazu sagen. Ich will noch nicht sagen, wo genau, aber auf jeden Fall gibt es viele Dinge, die nicht sein können und die nicht sein dürfen. Darüber müssen wir ringen.
Die Gemeinde Jesu geht immer auf einer Gratwanderung. Das ist ein ganz schwieriger Weg. Wir müssen sehr aufmerksam sein und miteinander über die Bibel ringen, um den richtigen Weg zu finden.
Hier ist jetzt interessant: Wenn der Antichrist kommt, wird das noch schwieriger, weil die Verwirrung zunehmen wird. In der Endzeit wird es nicht leichter, sondern schwieriger werden.
Die Gemeinde als Tempel und der abgetrennte Vorhof
Aber jetzt gehen wir die Auslegungen zu den Teilen Eins und Zwei durch.
Ich bin der Meinung, dass es sich um die Gemeinde handelt, die im Bild des Tempels dargestellt wird. Im Neuen Testament gibt es verschiedene Stellen, an denen die Gemeinde immer wieder mit dem Tempel verglichen wird. Die Gemeinde ist die Säule und das Grundfest der Wahrheit, der Tempel Gottes, das Haus Gottes, erbaut auf dem Grund, da Jesus Christus der Eckstein ist.
Es wird gesagt, dass es in der Gemeinde ein Heiligtum und einen Vorhof gibt. Viele Ausleger haben richtig erkannt, dass die Gemeinde Jesu immer so existiert: Es gibt eine Mitte und eine breite Ausdehnung hinein in die Welt.
Wenn der Antichrist kommt, wird zuerst der äußere Vorhof abgetrennt. Es kann sein, dass viele Menschen noch bei der Gemeinde mitlaufen, aber im ersten Angriff des Antichristen wird der Vorhof abgetrennt und zum Machtbereich des Antichristen erklärt. Dann wird es mit der Volkskirche vorbei sein.
Das ist der Grund, warum ich meine, dass wir heute nicht den Auftrag haben, in der Volkskirche große Klärungen herbeizuführen. Es wird uns nicht gelingen. Gott hat die Zeit selbst festgesetzt, wann es zur großen Scheidung kommt, wer ihm angehört und wer Jesu Eigentum ist. Wir müssen uns nicht scheiden, und wir können es auch nicht.
Dieses Bild wird dargestellt, wo Johannes das Vermessen vornehmen muss und wo gesagt wird, dass der Vorhof den Heiden gegeben ist, das Heiligtum aber bewahrt wird. Das ist eine ganz wichtige Aussage: Die Gemeinde Jesu wird auch durch die schlimmsten Verfolgungen des Antichristen hindurchgetragen.
Wir haben jetzt von Kapitel 11 bis Kapitel 13 die Kapitel vom Antichristen. Die Gemeinde Jesu, der Tempel, wird nicht zerstört. Man kann den Leib töten, aber nicht die Seele. Die Gemeinde wird in den großen Leiden des Antichristen nicht zerbrechen. Der Vorhof kann zertreten werden, nicht der Tempel.
Die zwei Zeugen als Verkünder des Wortes Gottes
Das Zweite, was wir entdecken, ist, dass es zwei Zeugen gibt, zwei Menschen, die in dieser Welt, in der sich der Antichrist bereits regt, noch ganz klar das Wort Gottes verkünden.
Man könnte sagen: Was ist damit gemeint, dass es nur zwei sind? Sicher nicht nur zwei. Viele Ausleger sagen, die Gemeinde verkündet deutlich das Wort Gottes in Gericht und Gnade. Das sind die zwei Zeugen: das fordernde Wort Gottes und das vergebende Wort Gottes. Ich weiß nicht genau, wie es gemeint ist, aber auf jeden Fall sind die Zeugen Gottes – im Griechischen immer die Märtyrer Gottes, also die, die Jesus bekennen – diejenigen, die ungehindert noch das Wort Gottes verkündigen können.
Das bedeutet einfach, dass das Wort Gottes auch in der Endzeit noch verkündet wird, egal ob die Menschen Buße tun oder nicht. Es wird verkündigt werden. Und wir sollten uns niemals den Mund verbieten lassen oder zurückweichen. Es ist ein Vorbild für uns, wie die erste Christenheit auch gegen den Druck der Verfolgung durch den Hohen Rat in Jerusalem ungeniert mit allem Freimut gepredigt hat.
Missionsverkündigung kann nie gebremst werden, und wir sollten uns auch heute nicht von all dem unter Druck setzen lassen, was an Spott kommt. Das war ja am Samstagabend im Film eigentlich doch beängstigend, mit welcher unterschwelligen Bösartigkeit immer das anklingt, sobald es um Mission geht.
Draußen in Korntal ist ein Dozent an der Freien Hochschule für Missionen, ein Anthropologe, der Dr. Kaeser. Er sagte, es sei absurd, wenn ein Missionar in Kamerun in einer Kirche sagt, Sonne und Mond seien keine Gottheiten, sondern Himmelskörper. Dann sagt man, er zerstöre die Religion und die Kultur der Einheimischen. Eine europäische Lehrerin in der Schule, im Astronomieunterricht, die den Kindern sagt, Sonne und Mond seien Himmelskörper, gilt als Entwicklungshilfe und ist gut.
Mission ist immer schlecht, weil den Einheimischen die Religion zerstört wird – auch wenn es wahr ist. Wir leben in einer Zeit, in der Mission nicht viel gilt. Da wird gesagt, sie beuten aus, und es wird ihnen etwas Fremdes aufgezwungen. Die Armen und Unschuldigen werden verführt und so weiter.
Mich hat selbst interessiert, wie die Erez von den Komaleuten – darf man das unter Erwachsenen erzählen? – sagen, es sei eigentlich vernünftig, dass man Kleider mitbringt, wenn die dort so gern nackt herumlaufen. Ich habe doch nichts dagegen, nicht falsch verstehen. Aber ich meine, das regt ja viele auf, wenn die Missionare Kleider bringen.
Willi Erez hat gesagt, erstens haben die Blätter, es gibt gar keine Nacktheit. All die Vorurteile gegen die Mission sind falsch. Aber in Afrika gilt jemand, der keine Kleider anhat, nichts. Die anderen schätzen ihn nicht wie ihr Tier. Deshalb wollen sie Kleider haben, sie wollen etwas gelten.
Überall gibt es Vorurteile. Ich habe das selbst nicht gewusst: Die Vorurteile gegen die Mission sind so schrecklich. Merken Sie, wie von allen Seiten das Zeugnis des Evangeliums eingeschnürt werden soll? So wie wir auch sagen bei uns: „Ich will den Mund halten.“
Da haben die Pater vom Katharinenhospital Traktate verteilt. Da hat mir einer einen bösen Brief geschrieben, weil auf dem Traktat der Stempel der Hofacker-Gemeinde war. So ein Traktat einem Kranken in die Hand gedrückt – wie im Fernsehfilm auch. Sie haben gar nicht gesagt, warum, aber vielleicht, weil darin steht, dass man sterben muss. Das haben die Leute nämlich heute vergessen.
Also, verstehen Sie: Da kommt der Druck von allen Seiten. So darf man nicht mehr reden. Und die Offenbarung sagt uns, das Wort der Gemeinde wird weiterklingen. Es werden nicht bloß zwei Zeugen sein, die reden, und zwar ist die Zeit genau bestimmt: 260 Tage lang.
Wir wissen nicht, was diese Zeiteinheit genau meint, aber es ist genau die gleiche Zeiteinheit wie die 1. Korinther 5,3-12 Monate. Übrigens ist das eine Zeiteinheit, die schon im Buch Daniel vorkommt. Wir können davon ausgehen, dass Gott genau diese Zeit des Antichristen bestimmt hat und ihr Ende bemessen hat.
Die Ölbäume und die Leuchter deuten darauf hin, was diese an Licht verbreiten und ausstrahlen. Ölbäume sind auch immer wieder Zeichen des Geistes Gottes, der wirkt.
Und es ist, wenn man es so sagen kann, eine kleine Zeit. Es sind dreieinhalb Jahre, eine dunkle Zeit, aber das Zeugnis erklingt weiter. Und mit ihrem Wort dürfen sie reden. Die Trauerkleider sind Bußkleider, die sie anhaben, um die Menschen zur Buße zu rufen.
Und wenn ihnen jemand Schaden tun will, dann kommt der Schutz Gottes, und die Feinde werden verzehrt. Wer ihnen Schaden tun will, muss getötet werden.
Verstehen Sie jetzt, warum ich sage: Die Offenbarung ist ein Trostbuch. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Seid mutige Zeugen und werdet nicht stumme Leute.
Es wird so sein, dass an der Mission, an der Evangelisation immer sichtbar wird, wo Gemeinde Jesu ist. Dort werden die Christen sein, die bekennen. Und wo das wegfällt, da heißt es, die Gemeinde schwächt sich ab bis zur Zeit des Antichristen hin.
Diese Zeugen haben Vollmacht, um auch die großen Leiden dieser Welt auszulösen. Es ist kein wirkungsloses Wort, das hier gesprochen wird (Offenbarung 11,1-6).
Der Tod der Zeugen und die Rolle des Antichristen
Und jetzt kommt tatsächlich im Vers 7 das Sterben dieser Zeugen des Märtyrertodes. Wo wird das geschehen? Eine ganze Reihe von Auslegern meint, dass es offenbar in Jerusalem selbst zu einem großen, spöttischen Vorführen der Leichname der letzten Jesuszeugen, der mutigen Evangelisten, kommen wird.
Man lässt die Leichname liegen. Die UNO schickt sogar ihre Vertreter, um die letzten „Deppen“ dort oben zu sehen, deren Leichname noch dreieinhalb Tage aufgehängt werden – zum Spott. Jetzt sind sie tot, und die Stimme des Evangeliums ist endgültig verstummt. Erst dann gelingt es.
Das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, ist der Antichrist. Die Offenbarung beschreibt ihn so gewaltig, dass dieser Antichrist tierische Züge trägt und keine menschlichen. Das war vielen unserer Väter eindrucksvoll, auch im Dritten Reich, weil sie dort manche Parallelen sahen.
Es ist sicher immer wieder so, dass durch die Jahrhunderte hindurch der Antichrist bereits seine Typen hatte, die vorlaufen. Dennoch meinen wir, dass die wörtliche Erfüllung noch aussteht. Ob das nun in Jerusalem selbst sein muss, möchte ich nicht entscheiden. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es in Jerusalem sein wird.
Aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen – genauso wie die neue Gemeinde sich vor dem Thron Gottes sammelt – wird sich hier die hassende Gemeinde auf der Erde sammeln und sagen: „Endlich ist Schluss! Warum wurden denn diese Menschen, die Nationen, von diesen zwei Zeugen gequält?“
Diese Menschen wurden nicht durch irgendwelchen Druck gequält, sondern durch das Wort, das ins Gewissen trifft. Gerade heute erzählte jemand eine nette Begebenheit: Nach einem Besuch hatte ich eine Begegnung mit einer Frau, die mich sehr heftig ansprach. Ich sagte ihr, dass ich ihr gar nichts gesagt hätte. Sie antwortete, sie brauche nicht meine Meinung und sei besser, weil sie nicht in die Kirche komme.
Ich hatte doch gar nicht von der Kirche gesprochen, sondern wollte mich nur nach ihr erkundigen. Dann sagte sie: „Immer wenn ich Sie sehe, erschrecke ich, Sie sind mein Gewissen.“ Es handelte sich um eine sehr gläubige Mutter, die ich fast jeden Tag über ein Jahr lang zum Sterben begleitet hatte – eine ganz fromme Frau. Ihre Tochter wollte nichts wissen.
Dabei hatten wir wirklich nichts gesagt. Da verstehe ich wieder, was damit gemeint ist, warum die zwei Zeugen die Menschheit quälen. Die Menschen fühlen sich durch das Evangelium herausgefordert. Wir müssen einfach damit leben, dass andere sagen: „Die wollen besser sein als wir.“
Wir wollen doch gar nicht besser sein. Wir wollen vielleicht sogar schlechter sein als die anderen. Wir sprechen vielmehr von unserer Schuld. Wir sagen, dass wir ohne das Opfer Jesu gar nicht existieren können und dass wir die schlimmsten Sünder sind. Wir wollen doch nicht besser sein als die anderen.
Aber genau das ist das Gewissen, das hier anschlägt und spricht.
Auferstehung der Zeugen und die Frage der Entrückung
Vers 11,10: Sie werden sich über den Tod der zwei Zeugen freuen.
Nun kommen wir zu Vers 11, und das müssen wir noch behandeln, denn es ist eine sehr wichtige Stelle. An dieser Stelle kommen einige Bibelausleger zu der Meinung, es gebe eine Entrückung. Ich persönlich bin nicht dieser Meinung. Ich glaube nur, dass es eine Entrückung für diejenigen gibt, die bei der Wiederkunft Jesu leben. So hat es auch Paulus beschrieben. Wer die Wiederkunft Jesu erlebt und nicht vorher gestorben ist, der wird zu dem Herrn entrückt.
Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Christen, auch bibeltreuen Christen – und wir wollen da keinen Graben aufreißen, sondern einfach offen darüber sprechen –, die meinen, wir würden vor der großen Trübsal wegentrückt. Auch das finde ich hier nicht bestätigt.
Ich habe eine ganze Reihe von Auslegungen gläubiger Brüder noch einmal gelesen, die das ebenfalls ablehnen. Zum Beispiel Wilhelm Busch hat in „Licht und Leben“ eine sehr schöne Auslegung dazu. Auch Fritz Grünzweig lehnt diese Ansicht ab, und zwar aus folgendem Grund:
Wir haben schon mehrfach darüber gesprochen, dass die Offenbarung eine bestimmte Art hat, Dinge zu erzählen. Sie sagt: Ich möchte noch fertig erzählen, wie es mit den Zeugen weitergeht. Und jetzt wird die Geschichte mit den zwei Zeugen zu Ende erzählt, nämlich dass sie auferstehen werden.
Dass natürlich Kapitel 12 und 13 vorher noch passieren, ist vorausgesagt. Das ist immer eine Schwierigkeit: Wie bringt man das im zeitlichen Ablauf zusammen, wenn die Ereignisse nebeneinander laufen? Die Offenbarung macht das immer so, wie wir schon in Kapitel 7 gesehen haben. Sie gibt uns einen Durchblick auf die Ewigkeit. Hier im Kapitel 11 wird gezeigt: Das ist gar nicht schlimm, Gemeinde, trauert nicht, dass die Zeugen tot sind. Sie werden doch zum Herrn in der Auferstehung geholt. Sie werden noch im Leben sein.
Dann kommt Vers 15, wo schön beschrieben wird, wie sie dort vor dem Thron stehen werden. Aber das ist ja die Endgemeinde nach der Auferstehung. Dort werden wir doch beieinander sein beim Herrn.
Ich lehne es ab, dass wir dauernd versuchen, einen genauen Ablauf zu machen. Da bin ich auch nicht glücklich über dieses Bibelpanorama oder Ähnliches, wo der Ablauf der Heilsgeschichte in so viele Stufen zerlegt wird. Ich sehe das nicht so. Ich sehe die Weltgeschichte als ein Ganzes: Wir haben die letzte böse Zeit, wir haben dann die Endzeit mit dem Antichristen, und wir haben dann die Wiederkunft Jesu und die auferstehende Toten.
Aber ich will daraus keinen Streit machen. Ich denke, wir können uns auch bei unterschiedlicher Meinung hier trotzdem liebhaben als Schwestern und Brüder. Wir wollen doch einfach herausfinden, was hier steht. Es gibt Fragen, bei denen wir unterschiedlicher Meinung sein können, und das finde ich nicht tragisch.
In unserem Bibeltraining zum Beispiel gibt es Leute, die radikal die Kindertaufe ablehnen. Das finde ich gar nicht schlecht. Das ist für uns nicht der Punkt, an dem wir auf die Barrikaden gehen. Ich würde auch das Abendmahl noch dazu zählen und viele weitere Punkte. Auch die Frage der Entrückung würde ich dazu zählen. Da darf man durchaus verschiedener Meinung sein.
Jedenfalls bin ich der Überzeugung, dass die Gemeinde durch die große Trübsal hindurchgehen und bewahrt werden wird.
Die Offenbarung als Trost und die himmlische Vision
Und wieder müssen Sie wissen, dass die Offenbarung dieses Formgesetz hat: Sie erzählt zuerst das Ende mit den Zeugen, obwohl das eigentlich später kommt.
Das tut die Offenbarung deshalb, weil sie ein Trostbuch ist und die Menschen nicht auf die Folter spannen will. Sonst würden sie mutlos werden und sagen: „Ja, aber wenn das so ausgeht, wie wird das dann sein?“ Von Vers 11 bis Vers 14 ist beschrieben, dass die zwei Zeugen heimkommen in die Herrlichkeit und erlöst sind.
Das Erdbeben, das geschieht, und der zehnte Teil der Stadt stürzt ein – ist das das Leiden Israels? Ich weiß es nicht. Uns ist heute sicher manches verborgen, was man später beim Lesen neu verstehen wird, besonders im Zusammenhang mit den Ereignissen.
Jetzt sehen wir schon vorweggenommen die Schar wieder vor dem Thron Gottes. Es heißt: „Es erhoben sich große Stimmen im Himmel.“ Während der Antichrist noch auf der Welt wütet, erklingt schon im Himmel der große Siegesgesang. Christus hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Deshalb haben wir dieses Lied gesungen: „Jesus lebt, Jesus siegt.“
Die Ältesten auf dem Thron, die Vertreter der Gemeinde, beten Gott an und sprechen: „Wir danken dir, Gott, dass du mächtig bist, dass du warst, dass du an dich genommen hast deine große Macht. Die Völker sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen.“
Jetzt kommt es zum Zusammenstoß der Gottlosigkeit der Völker, die sagen: „Wir wollen keinen Gott!“ Der Zorn Gottes liegt über diesen Menschen, über diese ganze Welt, und er entlädt sich. Vorher darf der Antichrist noch einmal wüten und zuschlagen.
Gott wird die Toten richten und den Lohn den Knechten geben, den Propheten. Ich meine, dass es sich hier um eine geraffte Darstellung dessen handelt, was später in der Offenbarung ausführlich beschrieben wird.
Wie gesagt, ich erhebe damit nicht den Anspruch, etwas zu sagen, was man unbedingt glauben muss. Es ist nur etwas, worüber man seine Meinung haben darf und weiter nachdenken kann.
Im letzten Vers 19 wird der Tempel im Himmel aufgetan, und die Lade des Bundes wird in seinem Tempel sichtbar. Das ist der Deckel, von dem Paulus im Römerbrief im dritten Kapitel spricht, wo die Versöhnung geschieht.
Wie heißt es dort? Kapored heißt es im Hebräischen, im Römerbrief wird es Gnadenstuhl genannt. Der Gnadenstuhl war eigentlich der Platz auf der Bundeslade, von dem aus der Priester den Menschen die Vergebung zusprach.
Es wird gesagt: In der Herrlichkeit steht die neue Bundeslade. Das bedeutet, dass die Vergebung, die Jesus erwirkt hat, dir zugesprochen ist. Du brauchst dich nicht zu bekümmern in den schrecklichen Zeiten, denn Jesus hat alles in seiner Hand.
Das war mir jetzt wichtig. Und es ist ja jedes Mal so, dass wir an den Abenden darauf kommen, dass wir nicht an irgendwelchen Details oder Berechnungen hängen bleiben. Vielmehr wissen wir: Wir wollen treue Zeugen sein mit dem Wort und dieser Welt zurufen zur Buße und zur Umkehr.
Wir wissen, dass wir wunderbar bewahrt werden. In Amerika gibt es unter den Evangelikalen große Klüfte. Einige machen ganze Glaubensexamine, bevor sie jemanden in die Gemeinde aufnehmen – zum Beispiel, ob man glaubt, dass man vor der Trübsal entrückt wird, in der Trübsal oder nach der Trübsal.
Ich bin immer wieder froh, dass wir in Deutschland, die weltweit bekannt sind für ihre sehr umständliche und gründliche Art, an dieser Stelle einfach sagen: Wir wollen es abwarten.
Wir wissen auf jeden Fall, dass die Bewahrung Jesu so umfassend ist, dass unser Glaube durchhalten darf, auch durch diese trüben Zeiten, wenn wir ganz in Jesus sind.
Das soll unser Bemühen sein: dass wir uns ganz ihm ausliefern und ihm ganz zu eigen sind, dass nichts in unserem Leben ist, was nicht ihm gehört und was nicht unter seiner Herrschaft steht.
