Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es ums Gebet.
Zweifel und die Bedeutung des Gebets im Glauben
Und wenn du nicht betest, dann drückst du damit jeden Tag aus: Ich glaube nicht, dass Gott es gut mit mir meint. Ich glaube nicht, dass Gott ein Gott ist, der auf meine Gebete hört. Ich glaube nicht, dass es sich lohnt, sich diesem Gott anzuvertrauen. Denn wenn das anders wäre, würdest du ja beten. Das ist doch logisch.
Wenn du glauben würdest, dass Gott ein Gott ist, der hört und es gut mit dir meint, dann wäre er wie eine ganze Scheune voller Geschenke. Du müsstest nur sagen: „Hätte ich gern, im Namen Jesu“, ohne Zweifel. Ja, das schon. Aber immer noch: „Hätte ich gern“, weil ich mit ihm in diesem Konflikt stehe, das Reich Gottes zu bauen.
Eigentlich wünsche ich mir in meinem Herzen genau das, was der Herr Jesus sich wünscht: dass Menschen zum Glauben kommen, dass Gemeinden stabil und gut werden, dass wir in einem Land leben, in dem Frieden herrscht und wir in Frieden unsere Kinder großziehen können. Wir haben all die Dinge, die der Herr Jesus sich wünscht, in unserem Herzen. Wir müssen nur sagen: „Hätte ich gern.“
Und wenn ich das nicht tue, dann ist dieses Nichttun Ausdruck meines Nichtglaubens. Ich müsste mir dann die Frage stellen: Warum tue ich eigentlich nicht, was ich tun sollte? Was denke ich im Grunde meines Herzens über Gott? Welches Gottesbild habe ich, das sich in meinem Gebetsleben widerspiegelt?
Gebet als Gewohnheit und Quelle geistlicher Kraft
Das ist der letzte Punkt, damit ihr das versteht: Gebet ist zunächst einmal eine Gewohnheit, eine gute Gewohnheit, die mein Herz auf Gott ausrichtet. Es ist etwas, das das Leben des Herrn Jesus zutiefst geprägt hat.
Gebet ist verbunden mit gigantischen Verheißungen. Ich kann dir nur sagen: Deine Seele braucht die Begegnung mit Gott. Dafür bist du gemacht. Das war im Paradies so, und heute ist es nicht anders.
Wir dürfen erhört beten. Wir dürfen wissen, dass Gott unser Gebet erhört. Als Beter treten wir in eine Schlacht ein, die am Kreuz gewonnen wurde. Wir brauchen keine Angst zu haben, wie das ausgeht. Es geht gut aus. Aber wir dürfen heute daran teilnehmen.
Wir dürfen das Gebet auf eine ganz, ganz hingebungsvolle Weise tun, sodass der Bau des Reiches Gottes durch Gebet unser Leben prägt. Irgendwann, wenn du das dann gemacht hast, wird es dich tatsächlich mehr begeistern als die Fußball-Bundesliga, mehr begeistern als Shoppen gehen, mehr begeistern als der nächste Urlaub.
Das sind im Allgemeinen die Götzen, die unser Herz wirklich betören. Mehr begeistern als die nächste Netflix-Serie. Ich weiß nicht, wofür du in deinem Leben begeistert bist. Aber ich möchte euch diesen Ausblick geben und sagen: Sei doch begeistert vom Gebet.
Gebet als Quelle von Freude und Intimität
Der letzte wirkliche Gedanke, bevor es noch zwei Nachschläge gibt, lautet wie folgt – ein Zitat von mir:
Wie Sexualität in der Ehe gute Gefühle erzeugt und die Beziehung erlebbar macht, so ermöglicht ein gesundes Gebetsleben im Glauben Gemeinschaft mit Gott und schafft ebenfalls gute Gefühle.
Oder etwas plakativer ausgedrückt: Gebet ist Sex für die Seele. Man muss es ja manchmal auf eine eingängige Formel bringen. Ich sage es noch einmal: Gebet ist Sex für die Seele.
Das heißt, wenn du dich fragst, wozu es Sexualität in der Ehe gibt, lautet die Antwort: Um gute Gefühle zu schaffen. Genauer gesagt wird dabei Oxytocin ausgeschüttet, welches Bindung fördert. Dieses Bindungshormon sorgt einfach dafür, dass sich Nähe und Verbindung entwickeln.
Deshalb ist es so fatal, wenn Ehen in den Vierzigern aufhören, miteinander intim zu sein, und die Paare dann in den Fünfzigern feststellen, dass nichts mehr da ist. Das darf einfach nicht passieren. Man darf damit nicht aufhören. Es ist ganz wichtig.
Ich sage mal so: Wir machen jetzt keine große Lobeshymne, aber wenn ihr das Hohelied mit mir singen würdet, würde ich euch in jedem Vortrag sagen, wie wichtig es ist, nicht aufzuhören.
Gute Gefühle sind wichtig – für die Kinder, für das Haus, für die Beziehung. Man muss sie einplanen und aktiv pflegen.
Und genauso wie gute Gefühle Bindung zwischen Mann und Frau schaffen, ist das ein Vorbild für alles Weitere.
Die Beziehung zu Gott als Vorbild für Gemeinschaft
Ein Vorbild wofür? Na, für die Beziehung, die die Gemeinde zu dem Herrn Jesus hat und letztlich auch jeder einzelne Christ.
Und jetzt stellt sich die Frage: Was schafft gute Gefühle? Wo ist der romantische Aspekt in meiner Beziehung mit Gott? Die Antwort lautet: Dort, wo ich Gemeinschaft mit Gott im Gebet pflege.
Gemeinschaft mit Gott schafft gute Gefühle, und deswegen gelten für das Gebet dieselben Regeln wie für die Sexualität.
Welche Regeln gibt es für die Sexualität? Ganz einfach: Du brauchst immer eine Mischung aus Regelmäßigkeit und Spontaneität.
Bei der Sexualität darfst du nicht in immer denselben, langweiligen Blümchensex abdriften, den ihr schon dreißig Jahre lang praktiziert und auf den keiner mehr Lust hat. Das wäre falsch.
Aber genauso falsch ist es, wenn nur Spontaneität da ist. Beides allein ist falsch.
Das muss sich treffen. Du brauchst eine Regelmäßigkeit, damit du weißt: Hier werden immer wieder gute Gefühle erzeugt. Gleichzeitig brauchst du aber auch diesen „Yeah“-Moment, in dem du denkst: „Huch, was war das denn jetzt?“
Du brauchst also beides.
Die Balance von Regelmäßigkeit und Spontaneität im Gebet
Im Gebet ist es ganz genauso: Wenn es Romantik für die Seele bewirken soll, braucht Gebet beides.
Du hast die Regelhaftigkeit. Du hast das „Ich habe meine Stunde jeden Tag“, vielleicht auch dein Fastengebet.
Dann gibt es diese besonderen Momente, in denen du spürst, dass eine große Not da ist oder eine große Begeisterung. Du bist einfach geflasht von dem, was Gott gerade tut, und denkst: „Ich muss jetzt raus, ich muss einfach in den Wald.“
In solchen Momenten ist dir auch mal das Vaterunser egal, weil du etwas ganz anderes zu bereden hast. Verstehst du? Das ist das Spontane, das du hinzufügst.
Aus der Summe – dem Regelhaften, bei dem deine Seele immer satt wird, plus dem Spontanen, in dem du merkst: „Boah, jetzt hat es echt geknallt zwischen Gott und mir“ – entsteht ein lebendiges Gebetsleben.
Deshalb ist Gebet Romantik für den Geist.
Wichtige Hinweise zum Gebet
Und ganz zum Schluss noch zwei Hinweise, die mir wichtig sind. Die müsst ihr ja gar nicht groß behalten.
Hinweis Nummer eins: Wir leben in einer Kultur, in der oft behauptet wird, Singen sei Gebet. Dazu möchte ich nur sagen: In der Bibel ist Singen Singen und Gebet Gebet. Es gibt gesungene Gebete, und trotzdem unterscheidet die Bibel klar zwischen den beiden Dingen. Im geistlichen Leben brauchen wir beide.
Die Bibel fordert uns auf: „Singt dem Herrn ein neues Lied.“ Das bedeutet, wir sollen singen, und wir sollen auch beten. Beten ist das Reden mit Gott, und Singen ist das Singen für Gott. Wichtig ist, dass man das nicht durcheinanderbringt. Denn manchmal wird Singen oder das sogenannte Worship-Machen anstelle von Gebet gesetzt. Macht das einfach nicht!
Beides sind unterschiedliche Aspekte und Ausdrucksformen meines geistlichen Lebens, die jeweils eigenständig gerechtfertigt sind.
Gebet spart Zeit und schafft geistlichen Flow
Das ist der eine Hinweis und der letzte Hinweis, weil er so schön ist und weil ich denke, er ist so, so wichtig: Vergesst eines nie – Gebet spart Zeit.
Wann immer du denkst: „Hey, ich habe keine Zeit, ich habe so viel zu tun, ich kann nie und nimmer jetzt beten“, dann nimm diesen Punkt mit. Ich bete seit weit über dreißig Jahren. Und ich kann euch eine Sache versichern: Wenn du mehr Arbeit hast, brauchst du mehr Gebet. Wenn du mehr Anfechtung hast, brauchst du mehr Gebet. Gebet spart Zeit. Es ist das Einzige, was wirklich Zeit spart, wenn du betest.
Das sagen auch andere Leute. Deswegen bringt mich Gebet hinein – im Idealfall in das, was ich für mich „Flow“ genannt habe. Ich weiß nicht, wie ihr es nennt, aber es gibt so etwas, wenn man ein Leben mit Gott führt, das von großer Intimität geprägt ist. Wo nichts zwischen Gott und mir steht, und es einfach ist. Du merkst es: Es ist Flow. Die Dinge gelingen einfach. Du betest, ja, es läuft, und es ist einfach so Flow.
Wenn du im Flow bist, dann sparst du ohne Ende Zeit, weil du plötzlich nicht mehr an alles denken musst. Gott übernimmt, ich sag mal, deinen halben Terminkalender und bereitet Dinge so ein bisschen vor. Plötzlich klappt hier etwas, und du denkst: Das ist aber cool!
Das ist das, was ihr wirklich braucht. Ihr braucht diesen Flow, diese Coolness, die aus der Intimität mit Gott heraus erwächst. Wo du einen Teil deines Lebens einfach sagst: Herr, ich habe gebetet, es ist nicht mehr meine Pizza, es ist deine – kümmere du dich drum. Und Gott sagt: Hey klar, haben wir ja so ausgemacht, du betest, ich kümmere mich drum.
In diesem Flow zu leben, das ist das Entspannteste. Das ist wahrscheinlich das schönste Leben, das ich mir nur vorstellen kann.
Das war’s für heute. Nächste Woche geht es mit Antworten auf Fragen zum Thema Gebet weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.