Da sprach Mose zu Gott: Wenn ich zu den Israeliten sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie fragen mich: Wie heißt sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
Gott antwortete Mose: Ich bin, der ich bin. So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt.
Weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für alle Zeiten und so soll man mich nennen.
Geh nun hin und versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er hat mich beauftragt, euch nach Ägypten zu führen.
Sie werden auf dich hören, wenn du ihnen sagst: Der HERR, der Gott eurer Väter, hat mich zu euch gesandt. Dann wirst du mit den Ältesten zusammenkommen und zum HERRN sprechen.
Sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, hat mich gesehen und hat sich meiner erbarmt. Er hat mich gehört, als ich unterdrückt wurde, und ist herabgekommen, um mich zu retten.
Jetzt aber sollst du nach Ägypten gehen. Ich werde dort die Ägypter mit meinen Wundern schlagen, und danach wird das Volk Israel aus Ägypten ziehen.
Mose aber sprach zum HERRN: Wenn sie mich nicht glauben und nicht auf meine Worte hören, sondern sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen, was soll ich ihnen dann sagen?
Da sprach Gott zu Mose: Was hast du in der Hand? Er antwortete: Einen Hirtenstab.
Gott sagte: Wirf ihn auf den Boden! Mose warf seinen Stab auf den Boden, und er wurde zu einer Schlange. Mose floh vor ihr.
Der HERR aber sagte zu Mose: Strecke deine Hand aus und ergreife sie am Schwanz! Er streckte die Hand aus und fasste die Schlange, die wieder zu einem Stab wurde.
So sollst du den Israeliten zeigen, dass der HERR, der Gott ihrer Väter, dir erschienen ist.
Außerdem wird der HERR dir befehlen, solche Wunder zu tun, damit sie glauben, dass der HERR dich gesandt hat.
Der HERR sprach weiter zu Mose: Geh hin, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen und hat gesagt: Ich habe euch gesehen, wie ihr in Ägypten leidet.
Ich werde euch aus der Knechtschaft Ägyptens führen in ein gutes und weites Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
Die Ältesten werden dir zuhören, und du sollst mit ihnen zum König von Ägypten gehen und zu ihm sagen: Der HERR, der Gott der Hebräer, hat uns getroffen. Lass mein Volk ziehen, damit es mir im Land Wüste dienen kann.
Ich weiß, dass der König von Ägypten euch nicht ziehen lassen wird, außer wenn er durch eine mächtige Hand dazu gezwungen wird.
Ich werde aber meine Hand ausstrecken und Ägypten mit all meinen Wundern schlagen, die ich tun werde, und danach wird er euch ziehen lassen.
Du sollst auch die Israeliten um ihre Schätze bitten. Jeder Mann und jede Frau soll von seinen Nachbarn und von Fremden Silber und Gold und Kleider erbitten.
So wird das Volk Israel aus Ägypten ziehen.
Mose und Gottes Berufung
Vielleicht lese ich die Verse elf und zwölf noch.
Mose sprach zu Gott: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und die Israeliten aus Ägypten führe?“
Gott antwortete: „Ich will mit dir sein. Das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott auf diesem Berg opfern.“
Mose fragte weiter: „Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und zu ihnen spreche: ‚Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt‘, und sie mich fragen: ‚Wie ist sein Name?‘ Was soll ich ihnen sagen?“
Gott sprach zu Mose: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Und er sagte: „So sollst du zu den Israeliten sagen: ‚Ich werde sein‘ hat mich zu euch gesandt.“
Weiter sprach Gott zu Mose: „So sollst du zu den Israeliten sagen: ‚Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hat mich zu euch gesandt.‘ Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich von Geschlecht zu Geschlecht anrufen soll.“
Darum gehe hin und versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: „Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er hat gesagt: ‚Ich habe mich eurer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist. Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Peresiter, Hiwiter und Jebusiter, in das Land, in dem Milch und Honig fließt.‘“
Und sie werden auf dich hören.
Danach sollst du mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten gehen und zu ihm sagen: „Der Herr, der Gott der Hebräer, ist uns erschienen. So lasst uns nun gehen, drei Tage weit in die Wüste reisen, damit wir dem Herrn, unserem Gott, opfern können.“
Aber ich weiß, dass der König von Ägypten euch nicht ziehen lassen wird. Er wird euch nur durch eine starke Hand zwingen.
Daher werde ich meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit all den Wundern, die ich darin tun werde. Danach wird er euch ziehen lassen.
Auch will ich diesem Volk Gunst verschaffen bei den Ägyptern, sodass ihr nicht leer auszieht, wenn ihr auszieht. Jede Frau soll sich von ihrer Nachbarin und den Hausgenossen silbernes und goldenes Geschmeide und Kleider geben lassen. Dies sollt ihr euren Söhnen und Töchtern anlegen und von den Ägyptern als Beute nehmen.
Die Demut Moses als Voraussetzung für Gottes Wirken
Vielleicht ist es wichtig, ganz am Anfang noch einmal einen zentralen Punkt hervorzuheben. Bei Mose wird deutlich, dass Gott ihn nur rufen kann, weil er ihn zuvor gedemütigt hat. Mir ist wichtig, dass Sie das noch einmal hören, auch im Rückblick auf das letzte Mal.
Gott hat Mose gedemütigt. Tiefer ist noch nie ein Mensch gefallen: Er war Adoptivsohn der Tochter Pharaos, der Befreier seiner Brüder, der mit einer Heldentat einen Aufseher eines Konzentrationslagers niederschlug. Dann wurde er zum Flüchtling, zum Namenlosen. Er stieg hinab in eine vierzigjährige Wüstenzeit, in der er nichts anderes tun durfte, als die Ziegen seines Schwiegervaters zu hüten. Schlimmer ist noch nie ein Akademiker gedemütigt worden.
Ich habe heute Mittag bei meiner Andacht gesagt: Mose hatte nicht einmal einen Leiterweg, war also völlig verarmt. Wissen Sie, dass Gott nur dann zu uns sprechen kann, wenn er uns vorher demütigt? Das finden Sie überall in der Bibel. Und das ist schwer zu akzeptieren. Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.
Vielleicht befinden Sie sich gerade in einer Phase, in der Sie sagen: Darunter leide ich. Der große rabbinische Theologe Paulus, das Gespött und Gelächter der jüdischen Synagoge und zugleich der größte Offenbarer des Evangeliums, sagt, dass Gott seinen Schatz in irdene Töpfe gibt, in zerbrechliche Gefäße.
Und Sie können es durch die Bank beobachten: Wie Gott Jeremia gedemütigt hat, wie er sein Volk immer wieder in die Tiefe geführt hat. Das gilt genauso für die Gemeinde. Gott kann durch eine leuchtend große Gemeinde nicht wirken. Deshalb müssen wir immer aufpassen, dass wir uns nicht mit einem großen Namen umgeben, denn Gott kann dort nicht mit uns sein.
Gott hat seine Gemeinde wunderbar aufgebaut, als sie verloren war und verfolgt wurde – schon in der Urchristenheit in Jerusalem, als sie gescheucht war. Der Herr hat sie gesegnet. Aber wenn eine Gemeinde stolz ist oder wenn Gottes Boten stolz sind, kann Gott nicht wirken.
Gott kann Mose nur gebrauchen, weil dieser sagt: Wer bin ich? Wer bin ich?
Die Berufung und Sicherheit im Dienst Gottes
Sie erinnern sich noch, wie wir beim letzten Mal gesagt haben, dass Mose eigentlich hätte sagen müssen: „Herr, deine Wahl ist nicht schlecht. Ich verfüge über die nötigen Voraussetzungen. Keiner kennt sich so gut im Hof des Pharao aus wie ich. Ich habe den höfischen Stil von Kind auf gelernt und auch die nötige akademische Ausbildung.“
Heute haben wir im christlichen Bereich oft eine ganz unangemessene Art, Voraussetzungen zu prüfen. Aber Gott will von uns nichts dergleichen. Er ruft Menschen und nimmt sie in seinen Dienst. Wenn man sich die großen Persönlichkeiten anschaut, waren sie in nichts vorbereitet.
Ein Bodelschwingh war nicht speziell für seine diakonische Aufgabe vorbereitet. Ein Nommensen hatte keine theologische Qualifikation. Nommensen war der Sohn des Schleusenwärters von Nordstrand. Gott hat den Menschen oft das genommen, was sie hatten. Und trotzdem hat er sie gebraucht.
Helmut Frey sagt in seinem wunderbaren Kommentar, den er in der Kriegsgefangenschaft in Schottland geschrieben hat: Gott kann nur mit Nullen arbeiten. Wenn vor einer ausreichenden Anzahl von Nullen eine Eins steht, dann ergibt das eine Million. Dann wird es interessant.
Das Geheimnis Moses ist: Wenn Sie in Ihrem Leben nach Sicherheit suchen, werden Sie der Berufung Gottes gewiss. Das gilt nicht nur für diejenigen, die in einen hauptamtlichen Missionsdienst gehen, sondern für jeden Christen. Gott hat mich an diesen Platz gestellt – sei es als Mutter, als Alleinstehende oder in einem Amt. Gott hat mich hier hingestellt, ich bin keine Null, denn ich stehe unter dem Auftrag und dem Befehl meines Herrn.
Für jeden Dienst für meinen Herrn brauche ich eine Berufung. Die große Not ist sicher, dass viele Menschen mit ihrem Leben nie wissen, was Gott von ihnen will. Deshalb möchte ich Sie ermutigen, immer wieder in die Stille zu gehen und zu sagen: „Herr, gebrauche mich. Ich will diesen Tag so vor dir leben, dass du mich senden kannst. Ich will dein Gesandter sein.“
Ob Sie auf andere Menschen zugehen, sie segnen oder zu ihnen sprechen – sagen Sie: „Ich komme im Namen des Herrn zu dir.“ So wie David dem Goliath entgegentrat: „Der Herr ist mit mir, was willst du mit einem Lästermaul?“ Das ist ein Bild dafür, wie wir ein Selbstvertrauen haben dürfen, weil der Herr uns sendet.
Die Berufung Moses ist natürlich außergewöhnlich, weil er der größte vor dem Kommen Jesu war. Trotzdem ist sie ein Modell dafür, wie Gott bis heute Menschen beruft. Gott konnte Petrus gebrauchen, obwohl dieser auf dem Boden lag und sagte: „Herr, gehe vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Gott konnte Paulus gebrauchen, obwohl er vom Pferd fiel, blind wurde und wusste: „Ich lebe von der Vergebung, alles ist Gnade.“
Aber gerade dadurch kommt die Sicherheit in Moses’ Leben: „Der Herr braucht mich. Ich will mit dir sein.“
Gottes Zuspruch und die Gewissheit des Glaubens
Wenn ich jetzt einen Test machen würde und bei Ihnen eine Umfrage durchführte, bin ich überzeugt, dass zu den beliebtesten Schriftworten auch bei Ihnen die Bibelworte gehören: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir“, „Weiche nicht, ich bin dein Gott“, „Ich stärke dich, ich helfe dir“, „Ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ oder „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“.
Oder auch der Zuspruch aus Römer: „Ist Gott für uns, wer kann jetzt noch gegen uns sein?“ Dieser konkrete Zuspruch – ich weiß, was Sie am Abend brauchen, wenn wir ein Entlasswort im Alltag sprechen – diese Worte sind für Sie so wichtig. Sie sagen: „Das habe ich gebraucht“, im Blick auf meine Operation oder die Krise, in der ich gerade bin – den Zuspruch Gottes.
Doch woher bekomme ich diesen Zuspruch Gottes? Ich war so tief traurig über die Schlusszeit in der letzten Idee. Nun schreibt jemand, wie in seinem Glauben der große Frieden ausbrach, weil er irgendwelche Gefühlserlebnisse hatte. Diese sind jedoch für mein Glaubensleben nicht entscheidend. Sicher, ich bin ein Mensch, der vielleicht noch viel mehr als Sie alle vom Gefühl ansprechbar ist. Aber mein Glaube ruht nicht auf meinem Gefühl.
Es gibt Augenblicke, in denen ich wie in einer Depression lebe. Und es gibt Augenblicke, in denen ich mich erhaben fühle. Doch das ist für meinen Glauben nicht der entscheidende Punkt. Entscheidend ist, dass ich weiß: Gott ist für mich. Das weiß ich, so hat Paulus immer gesagt, weil Gott seinen Sohn am Kreuz für mich geopfert hat.
Weiter kommen Sie mit Ihrer Glaubensgewissheit nie. Dass Gott für mich ist, hat er in einer unumstößlichen Erklärung im Opfertod seines Sohnes gezeigt. Dieses Kreuz von Golgatha ist die Mitte des Glaubens, daran kann niemand etwas rütteln. Über diesen Punkt können Sie nie hinauswachsen. Sie können Handauflegungen, Segnungen und gregorianische Lieder singen, was immer es ist – das mag in Ihrem Gefühl eine Rolle spielen. Aber in der Objektivität Ihres Heils gibt es nur einen Punkt, der gewiss ist: „Ich bin gewiss, nichts kann mich aus der Hand Jesu reißen.“ Diese Gewissheit brauchen wir.
Genau das ist es, was Moses so stark macht, dass er gegen alle Feinde treten kann – gegen die Heere Ägyptens und ihre Armee. Hier steht er wie ein Fels in der Brandung. Das Zeichen, das folgt, macht den Glauben nicht. Das Zeichen ist nur die Bestätigung unseres Glaubens, das Sichtbare. Es darf nie zum Abhängigen werden.
Wir leben im Glauben und nicht im Schauen. Das Schauen folgt nach.
Die Begegnung am Horeb und das Geheimnis des Gottesnamens
Und Sie werden es merken, wenn Sie einmal mit dem ganzen Heer Israels wieder an dieser Stelle im Sinai stehen, am Horeb. Heute ist diese Stelle nicht mehr schön.
Wissen Sie, bei der letzten Reise waren wir ein bisschen schockiert. Die Ägypter haben den ganzen Aufmarsch zum Sinai mit einer Coca-Cola-Bude nach der anderen gepflastert. Die ganze Nacht geht es dort hoch mit Eisverkauf, Limonade, Kamelen und was weiß ich. Und da ganz oben gibt es kaum noch Stehplätze auf dem Sinai. Der ganze Friede, der früher noch da war, ist jetzt weg.
Aber damals war es groß. Da konnte das Volk Israel noch einmal teilhaben an der ganzen Offenbarung Gottes, und das war nur eine Bestätigung. Wenn Sie sich anschauen, was Mose eigentlich mit Gott erlebt hat, stellen Sie immer die Frage: Wie kann ich durch das Erlebnis gewiss werden? Die Antwort ist gleich null. Gott redet, und sein Reden spricht so ins Gewissen.
Wir wissen nicht, was danach war – der Dornbusch bleibt nicht einmal ein sichtbares Zeichen, das Mose fassen kann, sondern Gott redet. So war es auch bei den Propheten: Der Herr redet, und dann muss ein Amos reden. Er geht weg als Hirte und muss reden, weil Gott ihm zuruft. Dann wird diese Autorität Gottes so groß und so dringlich.
Die großen Fehlentwicklungen in der Christengemeinde hängen immer daran, dass Menschen sich etwas Eigenes einbilden. Dann entsteht sofort Konfessionalismus, dann Menschenstolz, dann Empfindsamkeit, dann Streit. Dort, wo Menschen wie Mose vor dem Herrn auf dem Boden liegen und sagen: „Wer bin ich?“, blickt man allein zum Herrn auf.
Da ist Jesus allein die Grundlage des Glaubens, und sein Wort trägt uns. Sie können die ganzen Schwierigkeiten, die Christen miteinander haben, auf diesen Punkt zurückführen. Dort liegt die ganze Not.
Und jetzt kommt Vers 13: Mose sagt: „Wie heißt du denn? Was ist dein Name?“ Mose ist nicht aus Neugierde nach dem Namen gefragt. Er überlegt, wie er anfangen soll. Vielleicht mal von der Seite. Wir sind alle neugierig: Wer ist Gott? So lautet unsere Frage heute: Wer ist Gott? Jeder grübelt mal darüber nach. Ist Gott so? Wie muss ich mir Gott vorstellen?
Das ist überhaupt eine Weise, die uns Gott verwehrt hat. Ich kann mir Gott nicht vorstellen. Wir wollen Gott irgendwie in unserem Kopf fassen können, aber wir können ihn nicht fassen.
Jetzt wissen Sie, dass in jedem Hauskreis dieses schreckliche Schauspiel dauernd abläuft. Manche merken es bloß nie. Im Hauskreis geht es so lange weiter, bis jemand geistlich tot ist. Da meinen sie, es seien echte Gottsucher. Das ist Quatsch. Sie müssen sagen: So kannst du Gott nicht finden.
Ja, ist Gott vielleicht das Absolute, das Höchste Wesen? Sie können Gott auch nicht mit Begriffen finden. Gott lässt sich nicht finden in unserer Forschung. Wir wollen ihn durch unsere Wissenschaft ergründen, wir wollen Gott krübelnd erfassen. Dann sagt man: Gott ist das Allertiefste, das Allerweiseste, das Allerhöchste und das Allermächtigste.
Doch im Grunde sagt man damit nichts darüber. Das sind leere Worte. Ich kann Gott nicht fassen. Früher war es wichtiger, den Namen Gottes zu haben. Das hängt natürlich mit der alten Zauberpraxis zusammen: Man sagte, wenn ich den Namen habe, dann kann ich über ihn verfügen.
Das ist bei uns heute noch so. Wenn ich sage: „Jetzt machen wir Du miteinander“, dann sage ich: „Ich heiße Winrich und du heißt …“ Da sagt einer: „Ich heiße Erich.“ Dann gibt man sich die Hand und nennt den Vornamen. Dabei weiß ich ja schon, wie der andere heißt. Das habe ich schon vorher erfahren. Aber man sagt es einfach so, man offenbart sich ihm noch einmal und sagt das. Damit hat man auf diese Weise Zugang, mit dem direkten Vornamen – eine uralte Sitte, die sich bei uns erhalten hat.
Was ist der Name Gottes? Ich kenne das aus der Diskussion mit Zeugen Jehovas. Da ist es ganz wichtig, den richtigen Namen Gottes zu sagen. Aber was ist der Name? Das war es dann. Einer sagt: Jahwe ist auch wieder kein Name. Da steht ja hier, Jahwe ist nur die Übersetzung von „Ich werde sein, der ich sein werde“. Das ist kein Name.
Jehova ist nur die Übersetzung der Zusammensetzung von Jahwe und dem Herrn, Adonai. Ein Zusammenspiel, das die Juden gemacht haben, weil sie Jahwe nicht aussprechen wollten. Es war ein heiliges Wort, das sie bis heute nicht aussprechen.
Aber das muss man gar nicht wissen. Es ist gar nicht wesentlich. Gott hat keinen Namen, mit dem man ihn rufen kann, so wie eine Mutter auf der Straße ruft: „Karlchen, komm rein, es gibt Abendessen.“ Es gibt nichts Derartiges. Ich kann Gott nicht rufen, zitieren oder über ihn verfügen.
Biblische Beispiele zur Unaussprechlichkeit Gottes
Jetzt geben wir mal biblische Beispiele, damit wir den Zusammenhang sehen.
Wir haben eine ähnliche Situation bei Jakob in 1. Mose 32, Vers 30. Jakob kommt aus der Ferne zurück. Mit ihm ist Laban, sein Schwiegervater; er war ja dort im Zweistromland. Mit ihnen gehen Rachel und Lea. Sie überqueren den Jabok, einen Grenzfluss im heutigen Jordanien.
Wie Jakob nachts dort steht und Angst hat, weil er nicht weiß, wie es wird, wenn er seinem Bruder Esau begegnet, kommt plötzlich eine Gestalt. Ein Mann ringt mit ihm bis zur Morgenröte, schlägt ihm auf die Hüfte und sagt: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ In Vers 30 fragt Jakob ihn: „Sage doch, wie heißt du?“ Der Mann antwortet: „Warum fragst du nach meinem Namen?“ und segnet ihn. Jakob erhält keine Antwort auf seine Frage. Er soll den Namen nicht wissen.
Zuerst einmal passiert hier genau das Gleiche wie bei Mose, wo Gott sagt: „Ich gebe dir keinen Namen.“ Nein, der Name wird nicht offenbart.
Ein anderes Beispiel steht in Richter 13, Vers 17. Das können wir mal anschauen. Am Sonntag hatten wir es in der Predigt mit Simson, diesem starken Mann, der das Klavier getragen hat und später mit Delila so ergeben im Schoß lag.
In Vers 17 steht etwas Wichtiges: Bevor Simson geboren wurde, das heißt, bevor er überhaupt gezeugt war, kommt ein Engel des Herrn. Der Vater von Simson fragt den Engel: „Wie heißt du? Denn wir wollen dich ehren, wenn nun eintrifft, was du gesagt hast.“
Aber der Engel des Herrn antwortet ihm: „Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?“ und sagt: „Ich gebe dir den Namen nicht.“ Das ist eine ganz deutliche Abweisung. Gott will nicht, dass man über ihn verfügen kann.
Es gibt Ausleger, die sagen, das war Christus, der Herr, dem Vater Simsons begegnet ist. Dass es Christus war, der schon Jakob begegnet ist. Aber das sind Geheimnisse, die wir nicht wissen. Wir brauchen es auch nicht zu wissen, denn die Bibel lässt ein Geheimnis darüber. So weist Gott diese Frage zuerst zurück.
Die Unfassbarkeit Gottes und die Offenbarung seines Wesens
Wir möchten sehen, dass Mose den Namen Gottes wissen will, nicht aus Neugierde. Wie wir im Hauskreis sagen, grübelt manchmal jemand ewig darüber nach und möchte so viel über Gott wissen, dass es ins Heft geschrieben werden kann: Wer ist Gott? Und mit ein paar Leitsätzen möchte man Gott in seinen Gedanken einfangen. Doch Gott ist so unheimlich groß, dass er das ganze Weltall erfüllt.
Ich habe noch nie einen Forscher gehört, der mir sagen kann, wie das Ende der Welt aussieht. Und Gott erfüllt auch das Ende des Weltalls. Das können wir mit unserem Verstand gar nicht fassen. Deshalb verweigert sich Gott und sagt: Du kannst mich nicht fassen. Kein Mensch soll sich ein Bild von Gott machen, das geht gar nicht. Es muss ein falsches Götzenbild sein. Gott verwehrt sich.
Aber Mose will eigentlich nur den Namen wissen, damit er dem Volk Israel eine Antwort geben kann. Das war der Grund. Er will es ja sagen. Und was hätte er dem Volk Israel sagen können? Er sagt: Ich habe ein Erlebnis gehabt. Sie fragen: Ja, aber was war das? Jetzt muss er doch irgendwo antworten.
Er befindet sich in einer ganz schwierigen Lage als Prophet, als Zeuge Gottes, als der, der Führer sein soll. Wie ist sein Name? Was soll ich ihnen sagen? Und dann offenbart Gott doch etwas: Ich werde sein, der ich sein werde.
Im Hebräischen ist es ganz wunderbar, dass sie keine komplizierte Grammatik haben. Man kann das, was hier im Hebräischen steht, auch so übersetzen: Ich bin, der ich bin, oder Ich werde sein, der ich bin, oder Ich bin, der ich sein werde. Alles ist die gleiche Form. Und genau das ist hier gemeint.
Gott ist der, der er ist, der er war und der er bleibt, so wie er sein wird. Du brauchst gar keinen Namen, sondern du wirst mich finden. Geh mit mir in die Zukunft hinein.
Es ist ganz wunderbar, dass wir das begreifen: Gott offenbart sich und sagt, du brauchst keinen Namen, du brauchst es nicht einmal gedanklich zu verstehen. Du wirst mich erleben. So wie ich jedem sagen kann: Komm, der Herr ist mit dir, er geht mit dir und spricht zu dir sein Wort. Da wirst du den Herrn finden als den guten Hirten, der dich begleitet, als den Barmherzigen, der dir vergibt, als den Vater, der dich liebt, als den Mahner, der dir den Weg weist.
Und wir haben ja für Gott all die herrlichen Worte: Erbarmer, Versöhner, Heiland, Retter – all diese Worte können wir verwenden. Und so sollst du zu den Israeliten sagen: Der, der er immer war.
Ich möchte hier ganz bewusst das Geheimnis stehen lassen, weil ich sage: Gott hat sich Mose geoffenbart und hat sich doch nicht geoffenbart. Wir müssen immer hier stehen bleiben und sagen: Wir können nur das fassen, was Gott uns zeigt.
Die Herrlichkeit Gottes und die Begegnung am Berg Sinai
Und jetzt lesen wir eine Stelle, die ich schwierig zu sagen finde, aber eine der schönsten Stellen des ganzen Alten Testaments ist: 2. Mose 33.
Wir sind wieder am Berg, an genau derselben Stelle, und Gott redet noch einmal zu Mose. Das geschieht, nachdem das goldene Kalb aufgerichtet wurde, Gottes Volk gestraft wurde und die Gesetzestafeln zertrümmert waren. In Vers 12 will Mose die Herrlichkeit Gottes sehen.
Was ist Herrlichkeit? Erinnern Sie sich daran, dass Sie in der Weihnachtszeit immer darauf hingewiesen werden: Die Herrlichkeit des Herrn, die auf dem Hirtenfeld leuchtet, das ist der Lichtglanz Gottes. Oft wird es auch die Ehre Gottes genannt. Diese Herrlichkeit kann man kaum beschreiben. Sie ist das, was Gott in der herrlichen neuen Welt ausmacht. Wir sehen das jetzt nicht, denn um uns herum ist nur diese leidende Welt. Doch Gottes Gegenwart ist da.
Jesaja hat im Tempel einmal die Herrlichkeit Gottes gesehen. Er sah nur den Saum des Gewandes und war schon so erschlagen, dass er rief: "Heilig, heilig ist der Herr Zebaoth." Ich bitte Sie, nehmen Sie sich ruhig auch emotional Zeit. Ich möchte heute einfach reifer singen: So soll Gott jetzt vor mir und um mich sein – der mächtige Gott, dem nichts widerstehen kann, dem Tausende und Abertausende Engel den erfüllten Lobgesang singen, so wie es in der Offenbarung beschrieben ist. Der Herr ist da, und die Freude an dem mächtigen Gott ist groß. Man kann ihn nur anbeten und sagen: Er ist der, der da ist, der da war und der da kommt.
Was ist das alles, was uns heute vor der Herrlichkeit Gottes bewegt? Da sagt Gott zu Mose: Du hast doch gesagt, du kennst mich. Jetzt lass mich doch etwas sehen! Gott antwortet nur: Mein Angesicht soll vorangehen, aber du wirst mich nicht sehen. Du bekommst auch keinen Namen, und du kannst mich nicht mit Begriffen erfassen. Man kann Gott nicht mit Worten fassen, man kann nur gehorsam seinen Fußstapfen folgen.
In Vers 18 sagt Mose: "Lass mich deine Herrlichkeit sehen." Gott erwidert: "Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des Herrn." Und was ist der Name des Herrn? "Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, das ist mein Name. Wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich."
Da läuft uns oft ein Schauer über den Körper, und wir fragen uns, was das wirklich bedeutet. So groß ist der Herr, das ist sein Name. Das soll auch mein Name sein unter den Völkern auf Erden, dass ich mir dieses Volk Israel bereite.
Sein Angesicht kannst du nicht sehen. In der Herrlichkeit kann man das Angesicht Gottes nicht sehen. Gott ist ein Du, der mich ruft und sagt: Geh! Ich bin da. Wach die Ohren auf, und dann wirst du mich erkennen. Das ganze Leben ist ein Erkenntnisprozess, in dem man immer mehr von seinem herrlichen Namen merkt.
Vers 21: "Es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten. Du darfst mir nur hinten nachsehen."
Gott verweigert den Namen. Das können Sie mit Zeugen Jehovas nicht diskutieren. Sie meinen, wenn sie nur den Namen haben, dann hätten sie einen Trick. Wenn Sie aber ernst nehmen, was Gott sagt – "Geh, dann werde ich mich offenbaren" – dann haben Sie völlig Recht, wenn Sie sagen, Gott hat einen Namen über alle Namen gegeben, in dem wir ihn finden dürfen: das ist der Name Jesus, der Name seines Sohnes.
Dort zeigt er seine ganze Größe. Wer mich sieht, der sieht den Vater. Sie dürfen sagen: Für mich ist der Jesusname die Tür zum Vater. Mit diesem Jesusnamen habe ich das Vaterherz. Wo ich hinkomme, da ist Vergebung, da ist die Heiligkeit Gottes, da ist seine Liebe, da ist meine Gewissheit. Ich brauche keinen anderen Namen mehr. Der Name Jesu ist der Name über alle Namen, der niemals verklingen wird.
Ich brauche Gott gar nicht mehr anders zu erfassen. Es tut mir immer leid, wenn heute Spekulationen kommen, dass er eine andere Form haben muss. Aber ich muss sagen: Der Heilige Geist macht nur den Jesusnamen groß. So hat Jesus selbst gesagt: Er macht das Licht groß. Es gibt keine Eifersucht zwischen Gott und seinen Personen.
Ich verstehe das Geheimnis der Dreieinigkeit nicht besser, als dass wir nur anbetend davorstehen können. Gott will durch den Sohn geehrt werden, wie es im Johannesevangelium in den Jesusreden am schönsten ausgedrückt ist. Dabei geht nichts von der Herrlichkeit Gottes verloren. Sie dürfen auch zu Gottvater sagen, aber durch den Namen Jesu. Und Sie dürfen wissen: Wenn Sie Jesus anrufen, haben Sie alles.
Das hat Mose noch nicht wissen können, und leider wissen das auch viele Leute aus dem Volk Israel nicht. Wir aber haben Jesus.
In Vers 15 heißt es: "Der Herr, der Gott eurer Väter." Es ist schön, dass Gott immer sagt: Ich bin ein Gott der Geschichte. Man merkt immer wieder, dass die ganze Offenbarung bei Gott auf die Geschichte hinausläuft und auf sein Wort.
Es gibt in der ganzen Bibel nichts, was auf das Gefühl ausgeht, sondern immer ein Wort, das unser Gewissen trifft, und dann die Geschichte. Du wirst es erfahren. Nur ist die Offenbarungsgeschichte mit dem Kommen Jesu abgeschlossen. Die Offenbarung geht nicht mehr weiter.
In ihm sind alle Gottesverheißungen Ja und Amen. Deshalb gibt es nichts mehr, was über die Offenbarung Jesu hinausgehen kann.
Die Erfüllung der Verheißungen in Jesus Christus
Das, was Gott bei Abraham, Isaak und Jakob begonnen hat – ein Segen für die Welt –, das ist in Jesus offenbar geworden. Deshalb ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig unter uns. Der Name Gottes ist enthüllt und geoffenbart.
Ich kann das jetzt nur andeuten, doch es ist wichtig, dass Sie die Zusammenhänge sehen und verstehen. Wie Gott zu Mose spricht und sagt: „Sagt das dem Volk, sagt es ihnen, damit sie es erkennen“, so ist auch unser Glaube etwas anderes als alle weltanschaulichen Religionen. Man kann ihn nicht durch Grübeln entdecken. Er ist nicht etwas, das man nur im Wissen hat.
Darum geschieht Glaubenserkenntnis immer so, dass Menschen plötzlich sagen: „Ich habe Jesus gefunden.“ Wo ich Jesus gefunden habe, habe ich zum Glauben gefunden. Und plötzlich wird mir die Bibel klar. Ich mag einige Punkte haben, die ich nicht verstehe, aber die Zentralschau ist: Durch Jesus ist mir Gott offenbar. Wer mich sieht, sieht den Vater.
Im Namen Jesu ist mir Vollmacht gegeben, ebenso Kraft, die Gegenwart Gottes und die Zusage: „Ich will mit dir sein.“ Es ist auch schön, wie die Geschichte der Väter hier aufgenommen wird. Es heißt: „Sagt es doch, das, was an Abraham zugesagt ist, das vollendet Gott.“ Es ist wichtig, dass Gott alles in Pünktlichkeit und Treue erfüllen wird, bis wir es sehen und erfahren können.
Die Verheißung, die da anklingt, lautet: „Ich werde es sein. Du wirst das erleben. Du wirst das merken können.“ Das können sie dann plötzlich in ihrem Namen und in ihrem Leben selbst wieder so verfolgen, wie Gott Wort für Wort spricht.
Es ist immer schön, wenn wir anderen Trost zusprechen, wie heute im Krankenhaus vor einer Operation. Es ist herrlich: „Der Herr ist mit dir, lege deine Angst bei ihm ab.“ Er wird dich durchtragen.
Und selbst wenn wir Menschen im Sterben segnen und ihnen die Verheißungen zurufen: „Der Herr ist mit dir, der alles überwindet, was dich ängstet.“
Die Landnahme und die bleibende Treue Gottes
Noch das Letzte: Wir müssen abschließen. Danach kommen wir zur Zusage, dass Gott Seine ganz besondere Offenbarung an die Geschichte der Landnahme knüpft.
Viele Christen haben immer wieder versucht, die Gotteserkenntnis davon zu lösen. Das hat sich bitter gerächt. Besonders schlimm ist es, wenn Christen Gott vom Alten Testament zu trennen versuchen. Man trifft immer wieder Leute, die sagen: „Ich möchte nicht den Gott des Alten Testaments haben.“ Daraus entsteht eine Religion, die ganz saftlos und schrecklich ist.
Gott ist jedoch immer ein Gott, der sich offenbart – so, wie er sich heute an Israel in der Nahostgeschichte offenbart. Wir werden das erst später deuten können. Er lässt sein Volk nicht los, auch nicht durch die Jahrhunderte der schrecklichen Leiden.
Ein Land, das Milch und Honig fließen lässt, ein Land, an dem sich Gottes Herrlichkeit, paradiesische Herrlichkeit, noch einmal offenbart. Das Volk kann nichts anderes tun, als dem Gott zu folgen, durchs Rote Meer zu ziehen und von Wüstenplatz zu Wüstenplatz zu wandern. Das ist ein Bild der Gemeinde.
Wir können nur dem Herrn nachfolgen, der uns vorangeht.
Mir wäre noch wichtig, auf Vers 15 hinzuweisen: „Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.“ Der Gott, dem wir dienen, ist der Gott, der sich in seinem Volk verherrlicht hat und sich in Jesus offenbart hat. Dieser Name ist der Ruhmname Gottes. Er wird in Jesus geehrt, und seine Gnade wird uns zuteil. Wir brauchen nichts anderes mehr.
Blaise Pascal und die Erkenntnis Gottes
Am schönsten hat das Jahr Blaise Pascal, der große Denker, ausgedrückt. Er litt wahnsinnig, denn schon mit achtzehn Jahren bekam er schreckliche Kopfschmerzen.
Mit drei Jahren hat er den Lehrsatz des Euklid entdeckt. Wenn man an unsere Kinder mit drei Jahren denkt, ist das außergewöhnlich. Als Kind konstruierte er Rechenmaschinen und war ein außergewöhnlicher Denker.
Wenn Sie Blaise Pascal lesen, wird deutlich, dass kaum jemand so tief das Wesen des Menschen durchdacht hat wie er. Er hatte in sein Jackett ein Memorial eingenäht. Darin schrieb er nieder: „Nichtergotter Philosophen“, er war ein großer Philosoph. Nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, kann man Gott finden – den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Pascal, der wie kein anderer im siebzehnten Jahrhundert alle Weisheiten durchforscht hat, schrieb sein Vermächtnis seines Lebens mit großer Überzeugung nieder. Er hat es förmlich mit Blut geschrieben. Das ist in seiner Schrift so festgehalten.
Darum werden wir auch so allergisch, wenn wir auf Spötter treffen, die die Bibel lächerlich machen oder Bibelkritik üben. Sie verstehen gar nicht, dass diese heiligen Dinge für uns von großer Bedeutung sind. Wir finden in der Bibel Gott, der uns Lebenskraft gibt.
Wenn wir morgens über der Bibel sitzen, spricht Gott zu uns. Dann ist sein Heiliger Geist lebendig unter uns.
Die Sendung der Gemeinde und der Widerstand der Welt
Und dann kommt die Sendung der Gemeinde. Wir sollten das der Welt sagen, also auch Israel. Das soll dem Pharao vergehen, denn er versteht das ja überhaupt nicht. Er muss ja lächeln.
Der Herr – welcher Herr? Der Herr der Hebräer – hat euch gesandt. Aber wer ist das überhaupt, der da redet? So ist es oft, wenn wir zur Welt sprechen und von unserer Erkenntnis in Jesus erzählen. Was haben die denn immer mit Jesus? Wer ist das? Sie verbinden damit irgendetwas Komisches in ihrem Glauben und verstehen es nicht. Trotzdem verkünden wir den Herrschaftsanspruch Jesu.
Darüber werden wir in der Bibelstunde ausführlich sprechen, besonders über die Verstockung des Pharao. Wir sind ja froh, dass um uns keine Verstockung ist und dass wir selbst zum Glauben gefunden haben. Am schönsten ist es immer bei Evangelisationen, wenn das einfach so schlicht bekannt wird: Jesus ist der Herr, Jesus hat Macht, vertraue ihm und gib dich ihm ganz hin.
Ich meine auch für die Gottesdienste: Wir können es gar nicht anders tun, als diesen Heroldsruf in die Welt zu senden. Dabei gibt es nur Gehorsam oder Verweigerung. Der Pharao entscheidet sich für Verweigerung.
Manche stoßen sich daran, dass die Israeliten dem Pharao gleich alles gesagt haben: Wir wollen ausziehen, wir wollen türmen, wir wollen fliehen. Ihre Ehrlichkeit ist in Ehren, aber ich weiß auch nicht. Ich denke, Gott verlangt von uns nicht, dass wir immer alles sagen, was wir sagen müssten. Ich merke immer wieder: Wenn ich Menschen alles sagen müsste – über Verdammnis und Verloren gehen –, dann könnte ich zu niemandem mehr reden.
Er sagt: Der Herr hat einen Anspruch auf dein Leben. Lass uns sehen, wir wollen Gott ehren. Und das verweigert der Pharao der Gemeinde. Es ist ein alter Kampf zwischen Welt und Gemeinde.
Das, was sich im Volk Israel abspielt, ist immer ein Sinnbild gewesen. Die ganze Wüstenwanderung danach steht für den Weg der Gemeinde in dieser Welt. Aber es fängt damit an, dass die Welt die Kirche packt und ihren Anspruch ausübt.
Im Moment haben wir diesen Anspruch nicht so stark. Wir werden ihn wahrscheinlich heute ganz verborgen erleben. Vielmehr meinen die meisten Christen, sie müssten nach den Gesetzen der Welt leben, während die Gemeinde nur einen Herrn hat, dem sie folgen kann.
Wir müssen sehen: Wir haben einen Anspruch an die Welt und sagen, alles ist im Grunde eine Scheinwelt, die sich nicht dem Anspruch eines Herrn unterwirft. Wo wir schweigen und feige sind, ist das falsch. Ganz schlimm ist es, wenn Christen sich den Gesetzen der Welt beugen und sagen: In unserer Zeit ist das Mode, das ist heute alles nicht mehr so, die Moralvorstellungen ändern sich und die Heiligkeitsvorstellungen auch. Das gibt es nicht.
Gott sieht, dass es Widerstände gibt, und er weiß, diese Widerstände zu brechen. Aber seine Gemeinde geht ihren Weg. Und das ist mir wichtig: Die Gemeinde geht immer schnurstracks ihren Weg.
Ich kann Ihnen sagen: Wo gläubige Christen ihren Weg fröhlich gehen und vor der Welt verkünden, dass das der Weg Gottes ist, wird Gott ihnen auch die Hindernisse aus dem Weg nehmen und sich herrlich erweisen.
Ich werde meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit all den Wundern, die ich darin tun werde. Keine Macht der Welt kann die Gemeinde binden.
Was nur schlimm war, ist, wenn Christen feige waren – auch in der Diktatur des Dritten Reiches oder im Kommunismus, wo faule Kompromisse gemacht wurden. Oder bei uns, im Materialismus des Westens und in diesem verlogenen Egoismus der Lust, der bei uns gelebt wird.
Weil es heute herrlich ist, wenn Christen sagen: Ich lebe meinen Glauben konsequent, ich weiß, wofür ich lebe. Letztlich werden die anderen Menschen das nur beneiden und sagen: Der hat ein Lebensziel, der weiß, wofür es sich zu leben lohnt.
Und wo die Welt meist lachen muss, ist, wenn einer große Sprüche macht, aber doch heimlich nach den Schätzen Ägyptens zielt – nach Geld, Anerkennung und Ehre.
Ganz wichtig ist, wie Mose diese Gemeinde zurüstet und sagt: Geh zum Pharao, sag es ihm, und die Ältesten sollen es ihm sagen. Der Herr wird euch herausführen – mit seinem starken Arm.
Gottes Gemeinde und der Auftrag zur Verkündigung
Was auch so schön ist: Wir müssen gar nicht selbst Gemeinde bauen. Das ist heute oft ein Irrtum, wenn man meint, wir müssten Gemeinde machen. Der Herr baut seine Gemeinde. Auch heute sammelt er seine Gemeinde und tut das auf wunderbare Weise. Es ist nicht nötig, dass sich das unbedingt in unserer Kirche widerspiegelt. Der Herr baut seine Gemeinde.
Wichtig ist nur, dass wir in dieser Zeit dabei sind, wenn diese großen Bewegungen ablaufen, in denen der Herr seine Gemeinde sammelt. Das wird man oft erst rückblickend erkennen, was da alles geschehen ist.
Ich will meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen! Es ist uns immer so gegangen, wenn wir solche Vorstöße gemacht haben, zum Beispiel evangelistische Dienste. Danach haben wir immer wieder gestaunt, wie es war. Ich vergesse das nie: 1973, als wir zum ersten Mal auf dem Schillerplatz eine Evangelisation mit Ulrich Parzany geplant haben. Da hatten wir alle Angst. Es gab schon Rauschgift und vieles andere. Einer sagte: Lässt sich der Teufel die Stuttgarter Innenstadt so einfach aus der Hand nehmen?
Es herrschte atemlose Stille, und das Evangelium wurde verkündet. Ich wäre immer wieder gern dabei, auch mit mutigen Vorstößen voranzugehen. Herrlich waren all die Straßeneinsätze, die wir gemacht haben. Wer noch dabei war, weiß, wie wir mit dem Jugendchor heruntergingen. Wir haben gezittert und gebebt. Dann haben wir gesagt: Es war wahnsinnig, die Gegenwart des Herrn war so sichtbar zu greifen. Denn der Herr ist stärker als alle Feinde der Welt.
Wir sollten viel mutiger und entschlossener auftreten. Nicht im Sinne von „Wir sind mehr“, sondern im Bewusstsein: Wer sind wir? Aber der Herr ist da, und den verkünden wir. Das ist der Anspruch des Herrn. Er will unser ganzes Leben, und dem dienen wir. Das sollten wir unerschrocken vor der Welt verkünden.
Nun, wir machen das nächste Mal weiter. Es ging ja bei Mose nicht ganz leicht, als er vor Pharao stand. Das brachte auch manche Probleme mit sich. Aber jetzt singen wir noch.