Die Missionssituation als Kontext der Paulusbriefe
Ja, es ist interessant, dass gerade ein solcher Abschnitt uns besonders in der Missionssituation hilft. Dabei muss man sich jedoch immer bewusst machen, dass jeder Abschnitt der Paulusbriefe in einer Missionssituation geschrieben wurde.
Wir können genauso gut den Galaterbrief, den Römerbrief oder den Epheserbrief lesen. Im Neuen Testament ist es durchgängig so, dass die Gemeinde Mission betreibt, in einer gottlosen Umgebung steht und das Zeugnis von Christus bringen muss.
Deshalb ist es unbiblisch, wenn heute eine Gemeinde existiert, die nicht missionarisch aktiv ist. Die Apostelgeschichte sowie die Evangelien sind ebenfalls voller missionarischer Anweisungen und Anleitungen. So fügt sich alles zusammen.
Die Abschnitte, die ich hier aus dem Kolosserbrief ausgewählt habe, sind natürlich nur eine Auswahl. Wir hätten auch ganz andere Passagen aus dem Kolosserbrief nehmen können. All diese Texte sind heute ebenso praktisch anwendbar.
Dabei ist es wichtig, dass wir auch umgekehrt unsere eigene Situation reflektieren und erkennen, in welchem Kontext wir stehen.
Das Wunder der Gemeinde als größtes Weltwunder
Noch ein anderer Hinweis: Wir hatten ja gestern noch von dem Wunder gesprochen, von dem Wunder der Gemeinde. Ich sage das immer gern so: Die sieben Weltwunder, die man im Griechentum kannte. Sie kennen doch den Koloss von Rhodos, die hängenden Gärten der Semiramis, die Pyramiden von Gizeh, den Artemistempel von Ephesus und so weiter. Das sind ja tolle Dinge, es sind schon Weltwunder.
Aber das größte Weltwunder ist die Gemeinde. Dass es in dieser gottlosen Welt, die vor dem Untergang steht, eine Heilsgemeinde gibt. Dass Christus Neues schafft, dass er Menschen verschönt, dass Menschen erneuert werden und zu Bürgern der Ewigkeit gemacht werden. Dass in der Finsternis der Welt Licht leuchtet – herrlich!
Und dann kommt das in den Johannesbriefen so schön zum Ausdruck, wie die Lichter in der dunklen Nacht leuchten. Das ist ja oft in so einer fremden Welt, wie man sich da freut. Da ist ein kleiner Kreis von Christen, und das hat eine weite Ausstrahlung. Das ist also auch für uns wichtig.
Mission bietet Jesus als das Wesentliche
Zunächst war es in unseren Bibelarbeiten wichtig zu klären, was wir haben und was die Mission der Welt überhaupt bieten kann.
Dabei ging es nicht um Kultur oder Lebensstil, denn das sind alles Nebenprodukte. Auch Ausbildungsplätze, Erziehung und Schulen standen nicht im Vordergrund. Was die Mission bietet, ist Jesus.
Auf diesem Fundament läuft natürlich vieles ab: Erneuerung zum Leben, Hilfe, Versorgung und alles, was dazugehört.
Die wunderbarsten Erlebnisse der Mission sind dann, wenn sich Gemeinde Jesu bildet und heute kämpfend in der Mission siegt.
Paulus im Gefängnis und sein Kampf für die Gemeinde
Jetzt noch einmal eine Erinnerung daran: Paulus war in Haft. Es könnte natürlich sein, dass diese Haft in der römischen Gefangenschaft stattfand. Man ist sich darüber aber nicht ganz sicher, denn Bibelausleger vertreten verschiedene Meinungen.
Ich persönlich denke, ohne dass es eine feste Überzeugung ist, dass wahrscheinlich viel mehr Briefe als bisher angenommen während der zweijährigen Haftzeit des Paulus in Caesarea entstanden sind. Es ist immer wieder schön, wenn man als Israel-Tourist nach Caesarea Maritima kommt, in diese römische Stadt, die ganz von Heiden bewohnt war.
Paulus hatte dort eine relativ leichte Haft. Er war von Freunden umgeben und konnte beeindruckende Auftritte vor Festus und anderen halten. Dass er an diesem Ort, wo er festgebunden war und nichts tun konnte, dennoch für die Gemeinden sorgte, kann man gut nachvollziehen.
Auch im heutigen Abschnitt sorgt sich Paulus um die Gemeinde. Das lese ich jetzt in Kolosser 2,1-15.
Der geistliche Kampf um die Gemeinde
Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich um euch führe, um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben. Darum habe ich das Wort „Kampf“ verwendet. Paulus kämpft; er führt einen Kampf und siegt kämpfend in der Mission. Sein Ziel ist, dass eure Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe. Außerdem sollt ihr zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis gelangen, um das Geheimnis Gottes zu erkennen – das Mysterium, das Christus ist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Ich sage das, damit euch niemand mit verführerischen Reden betrügt. Obwohl ich leiblich abwesend bin, bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus Jesus sehe.
Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm. Seid in ihm verwurzelt und gegründet, seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
Seht zu, dass euch niemand einfängt durch Philosophie und Lehren, die auf der Lehre von Menschen und auf den Mächten der Welt beruhen – und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. An dieser Fülle habt ihr teil, in ihm.
Die Bedeutung der Beschneidung und Taufe in Christus
In Jesus, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist, seid auch ihr beschnitten worden. Diese Beschneidung geschah nicht mit Händen, sondern dadurch, dass ihr euer fleischliches Wesen ablegtet – in der Beschneidung durch Christus.
Mit ihm seid ihr durch die Taufe begraben worden. Ebenso seid ihr mit ihm durch den Glauben aus der Kraft Gottes auferstanden, der ihn von den Toten auferweckt hat. Er hat euch mit ihm lebendig gemacht, obwohl ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches. Zudem hat er uns alle Sünden vergeben.
Er hat den Schuldbrief getragen, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und ans Kreuz geheftet. Dadurch hat er die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph über sie in Christus errungen.
Die innere Bedrohung der Gemeinde und der geistliche Kampf
Paulus sorgt sich um die Gemeinde von Kolossä. Er führt einen Kampf für diese Gemeinde und sagt, dass sie bedroht ist.
Damals gab es bereits viel Anfeindung gegen die Christen. Die kommende Christenverfolgung, die unter Nero begann, hat sich bereits angedeutet.
Auffallend ist jedoch, dass in der Bibel nirgendwo gesagt wird, dass die Bedrohung von außen durch die Feinde Jesu eine Gefahr für die Gemeinde darstellt. Das ist bekannt, doch oft machen wir daraus viel zu viel Aufhebens.
Die Feinde, die von außen kämpfen – sei es Kommunisten oder Moslems – können der Gemeinde nach dem Evangelium gar nichts anhaben. Sie können zwar den Leib töten, aber die Seele nicht.
Viel schlimmer ist das, was von innen aus der Gemeinde herauskommt. Das ist das eigentliche Problem.
Wenn wir über Missionsarbeit sprechen, müssen wir immer wieder bedenken, dass dies der Trick des Teufels ist: Er zerstört die Gemeinde von innen, nicht von außen.
Die Notwendigkeit der Verwurzelung in Christus
Nun gibt es immer wieder Leute, die kommen und beruhigen dann: „Ach, Gott wird seine Gemeinde schon beschützen.“
Ich kann das Wort „Kirche“ nicht so hören, weil darin viele Missverständnisse stecken. Also: Gott wird seine Gemeinde schon bewahren. Woher wissen Sie das eigentlich? Was ist aus der kleinasiatischen Kirche geworden? Was ist aus der großen Christenheit in Ägypten und Nordafrika geworden, die vom Sturm des Islam hinweggefegt wurde? Gott hat sie zerbrechen lassen. Gott kann den Leuchter umstoßen.
Darum meine ich immer wieder: In allen ältesten Kreisen müsste das erste Thema sein, das man behandelt – nicht die Baufragen und nicht die Finanzfragen, so dramatisch sie auch sein mögen. Es ist übrigens auch gar nicht wahr, dass die Finanzfragen heute die schwierigsten Dinge sind. Die kann man alle lösen.
Die schwierige Frage ist vielmehr: Fallen wir nicht ab von der Verwurzelung in Christus? Sind wir noch wirklich in der Mitte gegründet, oder sind wir längst zu einer Scheingemeinde geworden, in der Christus gar nicht mehr wirken kann?
Das ist ja die Not bei uns in der Krise der Christenheit in Deutschland an so vielen Ecken. Das muss uns zur Zurückbesinnung treiben. Die Frage „Stehen wir noch auf dem richtigen Grund?“ ist ganz wichtig.
Reformbedarf und die Sorge um Gemeinden weltweit
Besonders originell ist das, weil wir jedes Jahr etwa das Reformationsfest feiern und uns an Martin Luther erinnern. Aber ich möchte sagen: Wir schauen zurück. Das ist gar kein Traditionsjubiläum, sondern eine Frage: Was muss heute bei uns reformiert werden, damit wir wieder auf dem Grund stehen?
Nehmen Sie auch mit, dass uns die Sorge um die Gemeinden, auch in der dritten Welt, wirklich umtreibt und beschäftigt. Wenn Paulus sagt: „Ich habe einen Kampf um euch, ich ringe um euch“, dann ist das doch kein Kampf, bei dem man sich böse Worte ins Gesicht wirft oder anderen ins Gesicht schlägt. Es ist ein geistlicher Kampf, und wo führt Paulus diesen Kampf aus? Im Gebet.
Schlagen Sie mal auf Kolosser 4, Kolosser 4, Vers 3: „Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung. Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftun möge, wie wir das Geheimnis Christi sagen können, um dessen willen ich auch in Fesseln bin.“ Paulus sitzt im Gefängnis und sagt: Was wir von der Mission sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Der größte Teil des Eisbergs liegt unter Wasser. Und was ist bei der Mission das, was man nicht sieht? Das sind die Arbeiter im Gebet.
Also die Missionare, die draußen sind, das ist das, was man sieht. Aber was ich so wunderbar finde: Hinter den Missionaren stehen Leute, die den Herrn anrufen. Ja, Gott könnte das auch ohne die Beter tun, aber er will es durch die Beter haben. Gott könnte sie ja einfach so beschützen, und tut das manchmal auch. Aber wichtig ist, dass Paulus dann – da haben Sie sicher die Vergleichsstelle bei Kolosser 4 unten dran, diese kleingedruckte Vergleichsstelle, die mir wichtig ist: Römer 15, Vers 30. Da sagt Paulus: „Wisst ihr, was da steht? Römer 15, Vers 30: Es ist gut, wenn ihr mir helft kämpfen durch eure Gebete für mich zu Gott.“
Und das Wichtigste muss sein, nicht nur für die körperliche Unversehrtheit unserer Leute zu beten oder um das Gelingen ihrer Autofahrten – das wäre vielleicht die größte Bedrohung –, sondern auch um Angriffe und Feindschaft. Helft, zu Gott zu kämpfen, damit sie wirklich gegründet bleiben.
Billy Graham, der große Evangelist, hatte eine große Demut, die nicht alle Evangelisten haben. Er sagte: Es erfordert, glaube ich, zehn Prozent der Kraft, einen Menschen zu Jesus zu führen, und neunzig Prozent, ihn bei Jesus zu halten. Also ist es eine ganz wichtige Aufgabe, dass die Missionsgemeinden dort bleiben.
Ich habe mal den berühmten Missionswissenschaftler Dr. George Peters gefragt, der in Korntal das Seminar aufgebaut hat und in Dallas die meisten amerikanischen Missionare auf ihren Dienst vorbereitet hat: Wie lange gibt er überhaupt einer Gemeinde, einem Werk – auch wie der Langensteinbacher Höhe oder wie wir sonst haben, ein Missionswerk – die Zeit, wie der Geist erhalten werden kann von den Gründervätern? Er sagte: maximal 25 Jahre. Dann muss wieder eine ganz neue Fundierung erfolgen, sonst geht ein Werk baden. Man muss ganz neu zu den Quellen zurück, zu den Ursprüngen der Berufung.
Ich habe gefragt, worauf er das gründet, und er sagte, er gründet das auf das Richterbuch, wo das immer wieder kommt mit den neuen Generationen. Die Jungen sagen: Wir wollen nicht mehr so sein wie die Alten, die waren ja verstaubt und blöd, jetzt machen wir alles ganz anders. Und da kamen die Gedanken nicht mehr an die Väter, und sie fielen ab vom Herrn.
Das muss uns ein Gebetsanliegen sein: Als Ältere auch für die Jungen zu beten, dass der Herr ihnen neu diese Fundierung schenkt und das Erhalten eines Werkes. Die Gründerväter von Korntal sagten: Nach fünfzig Jahren muss es erneuert werden, aber wieder auf den Grund zurück, wieder auf die alte Ausgangssituation, nicht weiter weg, sondern dort, wo Christus angefangen hat.
Und das ist der Kampf, den Paulus hier beschreibt: „Ich führe einen Kampf um euch.“ Und in Laodizea, dass eure Herzen gestärkt zusammengefügt werden in der Liebe und das Geheimnis Christi immer neu entdeckt wird. Es ist eben so, dass man meint: Das haben wir ja gekannt, jetzt machen wir etwas anderes. Es kommt auch noch auf die Tagesordnung. So eine Gemeinde muss bei Christus erhalten bleiben.
Ich habe Ihnen schon gesagt: Die Gemeinde von Kolossä war im Lykostal, und die Gemeinde von Laodizea ist 17 Kilometer weiter. Auch im Lykostal gab es drei Gemeinden: Hierapolis, das ist oben gleich bei Pamukkale, bei den heißen Quellen, Laodizea – da gibt es noch das alte Theater, wenn man das besichtigt, einen großen Schutthügel und verschiedene ausgegrabene Dinge. Laodizea kennen Sie doch ein bisschen später aus der Zeit der Offenbarung von Johannes, dass du weder heiß noch kalt bist, sondern lauwarm.
Also diese Gemeinde, die so mutig begonnen hat durch den Dienst des Paulus, da haben wir es genau beschrieben: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Das ist immer ein Bußruf für uns, gerade die entscheidende Offenbarung, dass keine Gemeinde sich dem entziehen darf und sagen kann: „Aber wir stehen doch in der pietistischen Tradition“ oder „Wir haben die richtige Tauflehre“ und was wir oft so beruhigend sagen oder auch in den Gremien: „Jetzt bringt bitte keine Unruhe hinein.“ Die Unruhe brauchen wir.
Wir haben gerne in unserem Kirchengemeinderat immer wieder gesagt: Punkt eins, Aussprache über das geistliche Leben der Gemeinde. Es war oft traurig, da kam gar nichts. Ich musste euch bewegen: Werden genügend Hausbesuche gemacht? Gibt es Möglichkeiten? Liegt keine Selbstsorge vor? Wie läuft es in der Kinderkirche, in der Jugendarbeit? Haben wir die richtigen Mitarbeiter? Bevor wir dann die technischen Fragen miteinander erörtern.
Ich denke, das ist auch in den Missionen immer wichtig: Stehen wir noch auf dem richtigen Grund? Und was ist draußen bei den Gemeinden? Sind sie noch richtig bei Christus? Es geht so schnell, dass man weggetrieben wird und wegkommt von der Nähe bei Christus, vom Eingewurzeltsein, vom Zusammengefügtwerden in der Liebe und in allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis und in der Christuserkenntnis.
Die Liebe, die natürlich dazugehört, die Zusammenarbeit – nun kennen wir viele Gründe, was Gemeinde auseinander treibt. Das sind menschliche Spannungen, wir kennen natürlich auch die Schwierigkeiten, die durch Ungeschicklichkeiten entstehen. Aber Paulus sieht die Hauptnot in der Gefährdung durch den Einfluss falscher Lehre.
Und das ist eine ganz notvolle Sache, dass man da bei uns immer wieder sagt: „Das kann doch gar nichts ausmachen.“ Ich habe Helmut Thielicke immer sehr geschätzt. Er ist ein ganz großer Mann, wenn man heute seine Predigten liest. Er war ein Glaubenszeuger, ein Evangelist für die Intellektuellen. Aber eine Stelle habe ich nie verstanden, wie er das gesagt hat: Wir sollten uns keine Angst machen lassen vor dem Einfluss der modernen Theologie.
Da hat er das Bild gewählt von den Jüngern, die mit dem Boot über den See fahren, und die Jünger hätten immer Angst, dass da unten irgendein Pultmann das Boot anbohrt, und dann sagt Jesus: „Ich bin doch bei euch im Kahn, es kann euch gar nichts passieren.“ Da habe ich mir gedacht: Ist das so sicher, dass Jesus bei uns im Kahn ist? Das wäre in unseren Gemeinden die Frage.
Ist Jesus wirklich da, dann habe ich keine Angst. Denn das ist ja in einer Theologie, in einer gewissen Theologie so, wenn Jesus nicht als der Gottessohn und Herr begriffen wird, dass dann ja gerade das fehlt, was mich retten und bergen kann, wenn er nicht für mich am Kreuz gestorben ist. Das hat ja keinen Wert.
Darum ist das ja gerade der Grund meiner Sorge: meine Christuszugehörigkeit. An der Stelle verstehe ich keinen Spaß mehr, denn das hat Paulus umgetrieben. Er spricht ja hier von Philosophie und leerem Trug, Philosophie und Lehrendruck.
Nun schätzen wir ja die Philosophie, und manche unter Ihnen haben auch ein Philosophikum einmal gemacht und müssen eine Prüfung ablegen. Das ist gut so, wir wollen uns philosophisch schulen lassen. Mein Großvater war Pastor und hat einen philosophischen Doktor gemacht. Warum denn nicht? Ist doch klar.
Aber es gibt eine Philosophie, wo die Vernunft sich nicht gefangen nehmen lässt unter den Gehorsam Christi, so beschreibt Paulus. Die Vernunft kann sich selbständig machen und gegen Christus als Autorität aufspielen und ein Denkgebäude errichten, das plötzlich gegen Christus steht. Das ist die Philosophie, die Paulus meint.
Also wir wollen Philosophie schätzen und nehmen Sie noch einmal diese Formulierung des Paulus: die Vernunft in den Gehorsam hineinnehmen unter Christus. Philosophie und Lehrendruck – es war ein Einfluss von Zeitströmungen und Gedankenvorstellungen. Damals war es ja immer das, was man in der Fachsprache Gnosis bezeichnet.
Eine Lehre, ich sage das schon einmal, die etwas Ähnliches zu tun hat wie die Anthroposophie: dass in jedem Menschen ein göttlicher Kern steckt und dass in ganzen Wellen, um es mal ganz simpel zu sagen, von Gott her der Mensch sich entwickelt hat und jetzt weit von Gott weg ist, aber wieder zurück kann zu Gott.
Bei dieser ganzen Bewegung ist es heute so – vielleicht haben Sie ja auch mit Anthroposophen zu tun gehabt –, dass sie den Ernst des Kreuzes Jesu nicht akzeptieren, weil sie vom Sterben des alten Menschen nichts wissen wollen und vom Zerbrochenwerden des alten Menschen.
Also diese Philosophie, in welcher Gestalt sie nun auch kommt – Philosophie und Lehrendruck –, Paulus nennt das beim Namen, hart verletzend. Das ist ja immer schwierig, wir müssen aufpassen, dass wir Leute nicht verletzen, besonders wenn wir sie gewinnen wollen. Aber Paulus hat der Gemeinde gegenüber gesagt: Ihr habt eine Verantwortung.
„Ich habe einen Kampf um euch, ich ringe um euch, dass ihr wisst, dass Christus in euch, in eurer Mitte, das ist, was das Leben der Gemeinde ausmacht, dass ihr bei ihm erhalten bleibt.“
Unsere Werkhilfe für Brüder ist ja deshalb entstanden, weil in der Krise der Mission in den Siebzigerjahren, als die traditionellen Missionsgesellschaften sagten: „Wir werden als Weiße nicht mehr gebraucht“ – ja, damals hauptsächlich in Württemberg, aber auch darüber hinaus – sogenannte Missionswochen veranstaltet wurden.
Wir waren angeregt durch die Losanner Konferenz für Weltevangelisation und haben vielen Missionszeugen der Afrikaner, Asiaten und Lateinamerikaner begegnet, die alle gesagt haben: „Ihr müsst uns helfen bei der Evangelisation, wir können das unmöglich allein schaffen.“
Das war für uns völlig neu. Wir haben in Deutschland genug Geld, man braucht jetzt keine mehr. Und dann haben wir Missionswochen veranstaltet, und das waren ja, wenn man heute noch einmal die Texte liest, schon tolle Sachen.
Sam Odenaike war Direktor einer großen Ölgesellschaft in Nigeria. Und da war aus Indien Dr. Theo Williams, aus Japan einer, einer aus Hongkong. In den Vorträgen haben immer zwei Brüder miteinander gesagt, dass der Auftrag zur Weltevangelisation ganz dringlich ist.
Aber sie haben uns ein hartes Wort gesagt, und das wurde uns oft übel genommen. Da haben viele aufgeschrien, und vielleicht rührt auch davon ein Hass her. Sie sagten: „Der Export der liberalen Bibelkritik zerstört unsere Gemeinden, der Export der liberalen Bibelkritik. Ihr habt uns aus Europa so Dozenten geschickt, an jedem Bibelseminar ist das Gift durch Bibelkritik eingesickert, und das zerstört unsere Kirchen. Wir wollen jetzt Bibelschulen und Ausbildungsstätten haben, damit wir nicht mehr nach Europa und neue Universitäten müssen, wenn wir auch hochbegabte Führer brauchen, sodass wir das in Afrika machen können.“
Schon 1975, fünf Jahre bevor es Hilfe für Brüder gab, wurde dann der Plan entworfen. Das war ein großartiger junger Führer in Afrika, der leider später ertrunken ist. Er sagte: „Wir müssen für das französischsprachige Afrika ein hochgraduiertes, das heißt ein hohes theologisches Verständnis, in Bangui bauen, und eines in Nairobi für das englischsprachige Afrika.“ Und das ist dann geschehen.
Inzwischen gibt es noch viel mehr. Wir haben dann gemerkt, das ist wichtig. Wir haben uns immer zum Leitsatz gegeben: Wir wollen nie einen Afrikaner oder Asiaten aus seinem Kulturkreis herausholen. Es muss möglich sein, dass er seine ganze Ausbildung dort erhält. Und das ist wirklich so.
Dort sind heute Ausbildungsstätten, die ganz fest gegründet sind in treuer Schrifterkenntnis. Und wie dann der Streit auch hier bei uns weiterging, auch etwa mit dem Ökumenischen Rat damals, haben diese Führer aus Afrika auch mal Stuttgart auf den Bernhäuser Forst besucht, wo führende Vertreter da waren.
Ich vergesse die Situation nicht, wie ein Direktor des Weltkirchenrats sagte: Für ihn hat die Lehre von der Versöhnung keine Bedeutung mehr, dass er für sich erlebt hat, mit dem Blut Jesu könne er nichts anfangen.
Und dann hat Dr. Tokunbo Adeyemo aus Nairobi ein so klares Zeugnis gegeben, und die Veranstaltung war geplatzt. Es war eigentlich ein Versöhnungsgespräch. Das hat mich so gefreut, wie sie eine Bibeltheologie haben, ein Jesusbewusstsein. Und das war eine gute Tat, dass man das geschaffen hat.
Die sogenannte westliche Theologie spielt in Afrika und Asien eine ganz geringe Rolle. Das größte theologische Ausbildungsseminar in Indien, wo die meisten Pastoren ausgebildet werden, ist ganz streng gut biblisch in Pune von den Evangelikalen gegründet. Und an vielen anderen Ausbildungsstätten, an den großen, kann man heute in Asien natürlich einen Doktor in Theologie machen, allein in evangelikalen Spuren.
Und das ist in Afrika so an verschiedenen Stellen. Wir freuen uns darüber. Also das ist noch mal wichtig, dass der Einfluss all dieser Dinge schädlich sein kann, und wir sehen, wie das für die Mission eben wichtig ist, auch diese Sachen zu bedenken. Da haben uns die Freunde aus Afrika, Asien, Lateinamerika darauf aufmerksam gemacht.
Und ich kann immer nur sagen: Das Beste, wenn ein Lateinamerikaner Theologie studieren will, da gibt es das Seminar in Guatemala City, wunderbar. Da sind klare, kluge Leute, und die haben ein Missionsbewusstsein und ein klares Christusbekenntnis.
So gibt es heute viele Seminare. Wir haben es ja gestern gehört von den Bibelschulen in Addis Abeba und auch dort von den Seminaren. Ich habe nur ein bisschen Angst, sie würden manchmal zu viel für den Titel arbeiten, für den Titel, und wollen alle Doktoren werden. In Afrika ist das eine Seuche, und wir brauchen Boten, die predigen und nicht, die sich mit Titeln schmücken. Das ist auch eine Gefahr dort. Aber wir reden immer wieder und versuchen auch unseren Einfluss dort einzubringen.
Aber das ist so schön, dass diese Gemeinden bis heute auf dem Grund stehen. Aber das Ringen ist ganz arg groß.
Um noch mal ein paar Namen zu nennen: Wir sind ja auf einer Missionstagung in der Elfenbeinküste in Abidjan. Das sind ja alles sogenannte evangelikale Kirchen, das heißt mal bibeltreu. Aber da hat mir ein Kirchenführer gesagt: Drei Viertel unserer Ältesten gehören zu den Rosenkreuzern.
Jetzt wissen Sie ja kaum, was die Sekte der Rosenkreuzer ist. Eine ganz mysteriöse Lehre, will hier niemand wehtun, aber bei uns wäre es wahrscheinlich nicht möglich, dass das einfließt in die Gemeinde. Das sind bei uns tiefe Gräben. Das können Sie bei Hutten, Sehern, Grüblern, Enthusiasten nachlesen, was die Rosenkreuzer sind. Aber in Afrika ist das ganz verbreitet. Oder das alte Heidentum kommt wieder hoch, ganz stark.
Das sitzt oft in den Menschen so tief drin, dass sie auf einmal anfangen, wieder in das magische Verständnis zurückzufallen und fallen in die Weine. Und man muss hier ganz stark darüber wachen: Sind sie denn noch wirklich fest gegründet?
Das, was so schön ist, etwa gerade in dieser äthiopischen Kirche, aber auch etwa bei der äquatorialen Kirche in Nigeria, die auch so missionarisch tätig ist, dass sie so ein wunderbares Bibelzeugnis hat. Auch von den Missionaren her eine Einlinigkeit.
Aber sie wachen ganz stark darüber. Sie sagen: Wir wollen kein Geld haben von Organisationen, haben zum Beispiel alle dann immer wieder abgelehnt, Geld von Brot für die Welt anzunehmen, weil sie sagen: An dieser Stelle vertreten die, dass alle Religionen zu Gott führen. Das wollen wir nicht bei uns drin haben, denn mit dem Geld kommt ein Einfluss. Das wollen wir nicht haben.
Also es ist ganz wichtig, dass wir das hier sehen. Das, was Paulus mahnt: Ich kämpfe darum, ist nicht ein Kampf gegen Menschen, sondern es ist vor allem ein Gebetskampf. Aber es ist auch ein Zeugendienst, wo man mit dem Wort redet, dass Christus in der Mitte steht.
Und wir denken noch einmal an das Sendschreiben von Laodizea, das ist ja hier genannt: diese Gemeinde von Laodizea, dass Christus vor der Tür steht und anklopft und mit Menschen das Abendmahl feiern will, dass Christus die Beziehung sucht.
Und das dürfen wir nicht vergessen und nicht verschieben. Wir müssen auch wissen, dass die Gemeinde Grenzen hat und sagen: Das können wir nicht mit in die Gemeinde aufnehmen. Das ist natürlich immer wieder ein Ringen. Wir wollen auch nicht eine falsche Enge haben, auch das ist wichtig. Aber wir kommen um diese Auseinandersetzung nicht herum, weil wir uns immer wieder neu überlegen müssen, wo die Grenze läuft.
Aber wichtig ist vor allem, was in der Mitte steht: dass Christus der Mittelpunkt der Gemeinde ist. Wenn das schon in der ersten Christengemeinde so war, wie viel mehr heute?
Die ganzen Paulusbriefe sind im Streit geschrieben. Wissen Sie das? Und der, der am meisten von der Liebe schreibt, der Johannes, der sagt am meisten, man soll nicht mal mehr die Irrlehrer grüßen. Nicht so gehalten, weil ich da nichts dabei finde, wenn ich sie noch grüße, aber das Grüßen war natürlich im Altertum auch ein Vorgang, der eine halbe Stunde gedauert hat, und da ist man sehr intim miteinander geworden.
Aber trotzdem, dass wir einfach wissen: Da war in der ersten Christenheit so, dass in der ersten Gemeinde kein Friede herrschte, sondern dass man wusste, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Die Gemeinde ist am meisten bedroht.
Der Teufel kämpft nicht um die Welt, sondern um die Gemeinde. Und die Gemeinde ist von Anfang an bedroht. Es braucht die Gebetsunterstützung für diesen Dienst.
Da baut sich Gemeinde, wenn die Herzen zusammengefügt und gestärkt werden in der Liebe zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis.
Wir wollen auch immer wieder sagen, dass diese Auseinandersetzung sich nicht eignet für die Verkündigung. Also das finde ich immer unpassend, wenn man dann all diese Fragen in der Predigt erörtert. Aber es gehört in die Leitungsgremien hinein, es gehört in den Mitarbeiterkreis hinein, dass man da um den Weg ringt.
Denn Paulus hat gesagt: Die Herzen müssen doch zusammengefügt werden in der Liebe. Und es gibt auch so viel ungeschickte Predigt, die einem Menschen nur immer wieder Verwirrung schafft, indem man all die Fragen, auch die ich jetzt so aufgeworfen habe, so öffentlich nennt. Wir müssen da aufpassen.
Und jetzt sagt Paulus: Wir müssen noch viel mehr Christus kennenlernen, in dem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis.
Das Geheimnis Christi ist nicht so, dass es mysteriös ist, noch einmal wie gestern, sondern es ist dem natürlichen Denken verschlossen. Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes. Es muss geistlich erkannt werden, Christus muss erkannt werden.
Christus muss gefunden werden von Menschen. Das muss Ringen sein. Und da wissen wir, dass wir gar nichts machen können. Auch der begabteste Prediger kann nichts machen. Christus muss die Vernunft erleuchten. Der Heilige Geist erleuchtet unser Denken.
Es ist nicht in uns drin, dass wir immer wieder neu Christus erkennen. Aus dieser neuen Christuserkenntnis wächst die Gemeinde.
Ich rate jedem Hauskreis, der ein wenig zum Schwarzklub geworden ist: Ladet jedes Mal einen ein, der ungläubig ist. Eure Gespräche werden plötzlich zentral, und euer Wollen wird ganz zentral, dass er Christus erkennt.
Ihr redet gar nicht mehr über die ganz fernen Themen, ihr redet über das eine Thema: wie man Christus erkennt.
Und das Wunderbare: Wenn Leute zum ersten Mal Christus erkennen im Glauben, dann haben sie ein Feuer und eine Begeisterung, und sie ziehen wieder so viele sattgewordene und traditionelle Christen mit.
Wir müssen ganz neu Christus erkennen. Also Erweckung der Gemeinde ist neues Christus erkennen. Weg von allen Streitigkeiten zum einen Punkt: Wir müssen Christus erkennen.
Wo das geschieht, geschieht sehr viel.
Das war ja immer das beliebteste Beispiel von der ostafrikanischen Erweckungsbewegung. Sie haben sicher auch immer wieder gehört: 1935 ist das Haus angebrochen, das ist eine Stadt, die heute in Burundi liegt, und dann ist das Feuer weitergegangen.
Wie war das denn? Es war gar keine Aktion, sondern einzelne Leute, etwa der Missionar Dr. Joe Church und ein Afrikaner, die haben voreinander plötzlich einmal darüber gesprochen, was zwischen ihnen steht.
Das ist in der ostafrikanischen Erweckungsbewegung auch das Interessante: Sie reden nicht über Sünden, wie wir oft unsere Sündenlisten zusammenstellen. Für sie ist die schlimmste Sünde in der Gemeinschaft, dass ich mich am anderen versündigt habe.
Und der weiße Missionar hat bekannt, dass er in Hochmut den Schwarzen verachtet hat: „Die Schwarzen sind so wenig energisch und ziehen ihre Sachen nicht zuverlässig durch.“ Und der Schwarze sagt: „Und ich habe euch Weiße immer verachtet, weil ihr die Schulmeister seid und so.“ Und die haben sich gefunden in der Liebe Jesu.
Dann war Blasio Kigesi, ein Evangelisationsbote, der gesagt hat: „Erst wenn man sich wieder neu reinigt und heiligt in der Buße, hat unser Zeugnis Durchschlagskraft.“ Er hat sich einige Wochen zurückgezogen und dann ist er in die Bibelschulen gegangen. Das war ein Feuer!
Festo Kiventschre erzählte, wie er damals in dem Internat war, wo er aufwuchs, der spätere bekannte Redner Festo Kiventschre aus Kabale in Uganda, wie plötzlich – er sagte: „Das war alles, wir waren alles nominelle Christen –, aber da sind auf einmal die Schüler gekommen, haben ihre Schuld bekannt, wo sie Dinge weggenommen haben, wo sie Unrecht getan haben anderen, sie wollten die Klarheit Jesu in ihrem Leben haben.“
Und das war das Schöne bei dieser ostafrikanischen Bewegung, dass es eine Christusbewegung war. Man hat immer wieder gesucht, in der Gemeinde alles wegzuräumen, wo man wieder einen bösen Gedanken hatte. Und da haben auf einmal die Gemeinden angefangen zu leuchten und hatten eine solche Strahlkraft, das hat ganz Ostafrika beeinflusst und beeindruckt.
Dann kam die große Glaubenskonferenz in Kabale, wo zehntausend Menschen zusammenkamen für mehrere Tage. Ich habe eine Konferenz noch miterlebt im Jahr 1975. Ich habe den Atem angehalten, wie Festo Kiventschre damals hinaufging.
Da war der Gouverneur dieser Provinz, ein junger 27-jähriger Luftwaffenhauptmann, und alle wussten, der hat im Stadion eigenhändig mit seinem Revolver Leute erschossen.
Festo Kiventschre hat gesagt: „Wie dunkel ist Afrika, Afrikaner töten Afrikaner, es ist furchtbar.“ Ich habe gesagt: „Warum hast du das sagen können?“ Da hat er gesagt: „Ich habe nicht gesagt wo.“ Aber er hat nicht genau gewusst, wie es da ist.
Da war der Erzbischof Janani Luwum dabei, der wenig später zu Idi Amin, dem Massenmörder, ging und ihm gesagt hat: „Es ist nicht recht, was geschieht.“ Und die Gemeinde hatte den Mut. Janani Luwum, der Vater von sechs Kindern, wurde ermordet für sein mutiges Eintreten.
Und wissen Sie, das war diese Leuchtkraft der Gemeinde, aus einer ganz großen Jesusnähe das rüberzubringen in der Liebe.
Das berühmte Wort, wo auch das Büchlein war von Festo Kiventschre: „Ich liebe Idi Amin, ausgerechnet den, aber ich will das in der Liebe rüberbringen dort und bezeugen.“ Die Gemeinde hat eine solche Kraft, wo sie aus der Mitte von Christus herkommt.
Ich will Christus noch viel mehr kennenlernen.
Jetzt sagt Paulus: Nicht mit einer Philosophie oder einer toten Lehre, sondern mit einem Christusbezug, dass das klar ist. Keine Abwertung von Theologie, aber eine Theologie muss auch den betenden Umgang mit Christus haben und nicht bloß eine Wissenschaft sein, wo man ganz neutral hingehen kann.
Das ist eben nicht etwas, was fernliegt von mir, sondern es ist mein Innerstes, dass ich hier Christus nachforsche und ihn immer besser erkennen will in dieser ganzen Sache.
Philipp Melanchthon hat einmal gesagt: „Ich habe immer so Theologie getrieben, um die Mängel in mir fortzuschaffen. Ich habe immer besser meine Fehler sehen wollen und nicht in der überheblichen Kritik an der Schrift, sondern ich habe die Schrift so studieren wollen, damit ich immer mehr Christus in mein Leben aufnehme.“
Wir müssen noch viel mehr Jesus kennenlernen.
Kurt von Knobelsdorf, der frühere Offizier, der dann das Blaue Kreuz begründet hat, weil er ja da in seiner Offizierslaufbahn immer wieder in die Alkoholsucht hineingefallen war, hat das immer in einem netten Bild sagen können.
Er sagte: „Es kommt nicht darauf an, ob wir ein bisschen fromm oder ganz gottlos sind, sondern wenn wir da sind, auch ein bisschen fromm, kommen wir genauso in die Hölle und sind verloren.“
Aber er sagte, wir müssen durch Christus neugeborene Menschen sein, und dann hat er das Bild benutzt vom Luftballon: „Nimm beim Luftballon die Luft weg, was bleibt übrig? Ein Haufen Lumpen.“
Und er sagt: „So ist es in unserem Leben. Wenn man Christus wegnimmt, bleibt nichts mehr übrig.“ Dieses sehr drastische Bild: Ich lebe doch von Christus. Und Christus soll die Mitte meines Lebens sein.
Und die ganze Fülle – das Wort gebraucht hier Paulus – die wahre Fülle dieser Irrlehrer, die dir sagt: „Du kommst auf den Höhepunkt, du hast das tollste Erleben.“ Er sagt: Alles, was du je suchen magst in dieser Welt an Erkenntnis und Tiefe, ist in Christus und nicht daneben.
Und es gibt nichts, was du brauchst außerhalb von Christus. In Christus ist alles. Wir haben alles.
„Alles in dir, Herr Jesus Christus“, Hedwig von Reeder.
Das ist genau der Punkt hier, den Paulus beschreibt: Immer mehr Christus erkennen, immer mehr bei ihm sein.
Für die Missionsarbeit wichtig, für die Gemeinden wichtig, dass sie dabei bleiben.
Ich habe einmal im Südsudan in dem Kampfgebiet einen Gemeindeleiter gefragt: Was ist ihm die wichtigste Stelle der Bibel? Das ist auch ein interessantes Wort.
Was ist das wichtigste Bibelwort? Da hat er etwas gesagt, das habe ich zunächst nicht verstanden.
Er sagte, dass Jesus ein für alle Mal gestorben ist und die Opfer abgetan sind.
Aber Sie haben ja begriffen, die hatten ja vorher im Heidentum jeden Tag ihre Opfer gebracht.
Das war für ihn das Tollste, der Durchbruch in Christus: „Jetzt bin ich los von diesen Götzenmächten. Ich bin los, weil in Christus ein für alle Mal, dass ein für alle Mal es geschehen ist.“
Und so ist es auch wunderbar, wie Christus von verschiedenen Seiten anders erkannt wird. Das mag bei Menschen ganz verschieden sein, und es ist auch schön, wenn wir darüber reden.
Aber dass Christus die Mitte ist, die uns prägt und die unser Leben bestimmt.
Da sagt Paulus noch etwas, was ihm so wichtig war: Er kommt auf die Beschneidung zu sprechen, das war ja für die ersten Christen eine wichtige Sache.
Es gibt ja Leute, die sagen, die Beschneidung der Männer sei schon aus hygienischen Gründen gut. Wie viel mehr haben die Christen sicher gesagt, das ist auch gut, wenn man das Alte Testament übernimmt, was noch sinnvoll ist.
Die äthiopischen Christen sind ja beschnittene Christen aus ihrer Kulturtradition.
Warum hat Paulus so großen Wert darauf gelegt, mit dieser Tradition Israels zu brechen? Weil er ganz genau wollte, dass wir nicht sagen: Wir werden so aufs Judentum aufgepropft, sondern wir kommen allein auf Christus.
Und da hat er alles, was dazwischen ist, weggetan.
Bei der Beschneidung habe ich immer gedacht, die Galater, so böse war es ja nicht. Man könnte ja sagen, es hat ja niemand geschadet.
Aber Paulus sagt: Weg! Ihr habt Christus verloren, wenn ihr das tut. Mit welcher Heftigkeit er den Kampf geführt hat, weil er sagt: Allein Christus!
Es geht nämlich nicht um einen äußeren Brauch wie hier der Beschneidung, sondern um das Ablegen des alten Wesens.
Eine Missionarin vom KGB aus Württemberg sagte einmal: Sie war zunächst als Krankenschwester in einem Jerusalemer Hospital. Sie war erschüttert, wie viele Württemberger Zepfer sich heute immer noch beschneiden lassen in Israel, aus Verehrung vom Judentum.
Wir haben ja alle eine Liebe zu Israel. Aber an dieser Stelle hätte ich große Vorsicht.
Sie wurde dann Missionarin vom KGB und sagt: „Wir müssen das volle Evangelium verkünden, wir müssen aufpassen, dass wir nicht an den Formen bleiben.“
Oft sind die Touristen auch so beeindruckt, wie die Juden beten. Und der klare Mann sagt: „Ich hoffe, dass dein Beten besser ist, auch wenn du dich nicht beschneidest.“
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in den Formen bleiben, sondern dass wir wirklich vor Christus stehen, in der Unmittelbarkeit.
Und Paulus sagt: Das Entscheidende an der Bekehrung war nicht ein Symbol am Äußeren, sondern dass das Alte weggetan wird, nicht mit Händen, sondern dass ihr euer fleischliches Wesen ablegt.
Das ist wichtig. Auch im Alter wird das Ablegen des fleischlichen Wesens immer wichtiger, dass Christus mich zurechtstutzen kann, mich in sein Bild hineinverwandeln kann.
Darum dürfen wir die äußeren Formen nicht überbewerten.
Bei der Taufe will ich ganz gewiss keinen Taufstreit haben. Aber ich sehe auch hier im Vers 12: Bei der Taufe ist ihm das Begrabensein so wichtig und sagt: Das Neue kommt durch den Glauben, das Neue kommt aus der Christusverbindung heraus, aus dem neuen Leben.
Ihr seid begraben durch die Taufe, ihr seid auch auferstanden durch den Glauben.
Es ist ganz wichtig, dass man unter dem Kreuz Jesu das alte Wesen begraben lässt, abgetan in Christus, und dass Christus wirklich jetzt etwas Neues macht.
Wir reden in der Bibelstunde so schön darüber, dass Christus wirklich etwas Neues aus uns herausgreifen kann.
Und dann kommt das mit dem Schuldbrief. Das ist auch ein tolles Bild.
Da stehen die Namen drauf, und da stehen bekannte Namen drauf, aber auch mein Name.
Und hier ist ein Schuldbrief zerrissen, die alte Schuld weggetan.
Leben wir aus dieser großen Freiheit.
Die Gemeinde ist ein Zeugnis, die gibt ein Zeugnis vom zerrissenen Schuldbrief.
Ich weiß sonst nichts zu sagen, als dass an Bürgel kam, der meine Schuld getragen, die Rechnung auf sich nahm und sie so völlig hingezählt hat, dass von der ganzen Menge auch nicht ein Heller fehlt.
Das ist doch wunderbar. Das ist unser Zeugnis vor der Welt.
Sie müssen wissen, dass das auch Nichtchristen am meisten anspricht.
Wir brauchen Nichtchristen gar nicht das Böse demonstrieren und das Gericht verkünden.
Wenn wir es ihnen nur erzählen, spüren sie viel mehr, auch von den Anklagen des Gesetzes.
Und auch über die Wohltaten Jesu, über die Freude des Evangeliums ist ja dieser Lichtschein hineingefallen.
Also Vergebung sollen wir vermitteln, Freude und Geborgenheit.
Dann sagt Paulus: Leben mit Christus – das war schon vorne, hat er gesagt, Vers 6: „So lebt auch in Christus.“
Die Sehnsucht in dieser Welt ist ja von jedem, der in dieser Welt lebt: Das noch auszukosten.
Ich möchte möglichst viel von der Welt sehen, ich möchte möglichst viel genießen von der Welt.
Wir dürfen durch Christus das auch genießen.
Wissen Sie, Sie dürfen das genießen.
Es könnte ja einer verrückt machen und sagen: „Jetzt gehe ich da auf die Langensteinbacher Höhe, und ich könnte ja auch zu Hause sitzen und fasten und das Geld spenden für die hungernden Kinder oder so.“
Nein, man darf ja auch die Gaben nehmen aus der Hand Christi.
Das ist natürlich eine ungerechte Welt.
Sie dürfen auch. Sie können ja gar nicht so leben wie die Armen dieser Welt.
Lebt in Christus!
Lasst euch zeigen, Christus wird euch auch zeigen, wo das Geben dran ist.
Christus wird euch führen, ihr werdet merken, dass euch nichts fehlt.
Und lebt, lebt mit Christus!
Christus soll euer Herr sein, Christus soll eure Gedanken erfüllen, Christus soll euch treiben, und Christus wird euch die Lebensfülle geben.
Denn ihr werdet auf einmal merken, dass die Güter dieser Welt gar nicht das sind, was eure Seele sättigt, sondern euer Herz leer lässt.
Und trotzdem, wenn wir durch die – ich bitte – hinten durch diese herrlichen Wälder gegangen sind, ist es so schön, wenn man auch betend und singend und anbetend durch diese Welt gehen kann, damit Christus das alles erleben darf und weiß: Er gibt mir so viel, und ich darf das alles, was er mir an Erquickung schenkt, wieder gebrauchen zu seiner Ehre.
Und er erneuert uns durch seinen Geist und erweckt uns zum Leben.
Also Sie finden das natürlich bei all den Paulusbriefen, wie er das immer wieder sagt: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe.“ Er hat es doch ergriffen, er hat sich doch entschieden.
„Ich jage ihm aber nach, Philippi 3, ich will die Auferstehung immer mehr, die Christuskraft in mein Leben hineinziehen.“
Und ihm geht es darum, dass das angefangene Werk auch vollendet wird.
Es gibt auch bei uns Evangelikalen so viele Leute, die sich ausrunden und sagen: „Ich habe mich entschieden.“
Nein, ich habe jetzt von diesem Tag an eine Dynamik und will viel mehr noch Christus erleben.
Und auch jede Lebensstufe, ob sie siebzig oder achtzig sind: „Herr, jetzt bin ich gespannt, was du noch in dieses Leben hineinlegst. Du hast noch einmal um den Baum herum gegraben und ihn noch einmal bedüngt, jetzt möchte ich auch für dich noch einmal Frucht bringen.“
Das ist doch schön: „Ich werde gebraucht von dir, und ich will immer mehr von Christus haben.“
Wir sind nie in der Fülle, wir sehnen uns nach der Fülle.
Das war ja das Gefährliche dieser Irrlehrer, die da gesagt haben: „Wir bringen dir die Fülle.“
Nein, Christus bleibt immer ein Hunger: „Ich will noch mehr von ihm entdecken.“
Und dann kommt das Schöne mit diesen Mächten und Gewalten.
Ich hatte Ihnen mal erzählt von diesem Prediger in Bulgarien, der einen steifen Rücken hatte vor den Autoritäten der Zeit. Es waren damals die kommunistischen Größten, und der sich nicht gebeugt hat, weil er vor Gott immer auf die Knie ging. Er hatte einen steifen Rücken vor den Autoritäten der Welt.
Und wir müssen aufpassen, dass wir uns nie beugen vor den Autoritäten der Welt, ob das die Mächtigen sind oder die dämonischen Gewalten.
Ich bin oft erschrocken, mit welch einer Verehrung und heiliger Scheu in vielen Kreisen von den Dämonen gesprochen wird.
Und wir sollten gar nicht viel über dieses Thema reden, weil wir wissen: In Christus sind sie besiegt, sie können uns nichts anhaben, wo wir in Christus sind.
Wo wir ohne Christus sind, sind wir verloren.
Wenn Christus unser Herr ist, wenn wir ihn anrufen, wenn wir den Tag mit ihm beginnen, wenn wir uns auch ganz unter ihn stellen, dann sind diese Mächte entzaubert.
Hier heißt es: Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, er hat sie entblößt.
Er hat sie öffentlich zur Schau gestellt, so hat man es damals mit den Gefangenen beim Feldzug gemacht, hat sie vorgeführt und gesagt: „Guck, da sind die Gefangenen, da waren sie plötzlich ohne ihre Waffen, jetzt konnten sie nichts mehr tun.“
Er hat einen Triumph aus ihnen gemacht. Er hat im großen Feldzug, wenn sie nach Rom gekommen sind, im Triumphzug hat er sie mitgeführt, die besiegten Feinde.
„Guck, die haben wir besiegt“, haben die Soldaten gesagt.
Christus sagt: „Ein Spott ist der Tod geworden“, so heißt es beim Osterlied.
Obwohl wir doch wissen, was der Tod uns noch für Angst einjagen kann, hat Christus ihn zum Spott gemacht in der Auferstehung.
Und wir dürfen nun unter Christus so leben, obwohl wir die kreatürliche Angst noch in uns haben vor dem Sterben.
Es ist kein leichter Weg.
Aber Christus hat die Macht des Todes genommen, so dass ich sagen kann: In meinem Sterben darf ich in die offenen Arme Jesu fallen.
Ich darf ihn sehen erwachen in der Herrlichkeit und ihn sehen, wie er ist.
Also das ist ein ganz wunderbarer Vers noch mal für die Gemeinde, dass wir uns auch nie vor diesen Mächten ängstigen müssen.
Das fällt oft in den Missionsgemeinden ganz arg schwer für die Christen.
Die haben eine große Angst, weil sie sehr viel erlebt haben von den Dämonen.
Evangelist Petrus Octavianus sagte mir einmal, dass wenn seine Evangelisten nach Bali hinüber sollen – diese Hinduinseln sind ganz merkwürdig, jedes Haus hat einen Hindu-Tempel –, Bali ist sehr voll, deshalb reisen die Touristen hin, um diese Kultur dort zu sehen mit dieser Religion des Hinduismus.
Dass es in Asien plötzlich so eine Hinduinsel gibt, ist ja auch nie geklärt.
Aber die spüren das körperlich. Sie mussten manche umkehren, weil sie sagen: „Wir können nicht vom Schiff aussteigen, wir haben diese Mächte so gespürt.“
Es ist oft ganz arg schwer, bis diese Leute erleben, dass der Sieg Jesu stärker ist als diese Mächte.
Wir sind vielleicht manchmal zu harmlos und zu oberflächlich und sagen: „Wir fürchten das nicht“, und werden dann gefällt von der Macht der Finsternis.
Aber hier ist wichtig, dass wir uns daran freuen: Wo wir in Christus sind, haben wir den Sieg über diese Mächte.
Dass das auch in dieser Welt sein soll.
Christus hat alle Macht.
Wir gehören zu Christus, so wie Daimler und Chrysler das kennen, das neue Autofirma: Der Chrysler gehört dem Daimler.
So möchte ich Christus gehören.
Gemeinsame Bilanz: Wir gehören zusammen.
Herr Jesus, du sollst mein Herr sein.
Und das wünschen wir den Gemeinden in der großen Freude, dass sie dann viel wagen können, auch in den Kämpfen und Herausforderungen, vor denen sie stehen.
Die Herausforderung, Christen im Glauben zu erhalten
Und das Wichtigste darf nicht sein, nur für die körperliche Unversehrtheit unserer Leute zu beten oder für das Gelingen ihrer Autofahrten.
Das wäre zwar wichtig, denn es gibt viele Bedrohungen wie Angriffe und Feindschaft. Aber entscheidend ist, zu Gott zu beten, dass sie wirklich fest gegründet bleiben.
Billy Graham, der große Evangelist, hatte eine besondere Demut, die nicht alle Evangelisten besitzen. Er sagte, dass es, glaube ich, zehn Prozent der Kraft erfordert, einen Menschen zu Jesus zu führen, aber neunzig Prozent, ihn bei Jesus zu halten.
Deshalb ist es eine ganz wichtige Aufgabe, dass die Missionsgemeinden dort dauerhaft bestehen bleiben.
Die Notwendigkeit der Erneuerung und Rückbesinnung auf den Ursprung
Ich habe einmal den berühmten Missionswissenschaftler Dr. George Peters gefragt. Er hat in Cornthal das Seminar aufgebaut und in Dallas die meisten amerikanischen Missionare auf ihren Dienst vorbereitet.
Ich wollte wissen, wie lange er einer Gemeinde oder einem Werk – zum Beispiel der Langensteinbacher Höhe oder ähnlichen Missionswerken – Zeit gibt, bis der Geist, der von den Gründervätern ausgeht, erhalten bleiben kann. Er antwortete, maximal 25 Jahre. Danach müsse eine ganz neue Fundierung erfolgen, sonst gehe ein Werk unter. Es müsse ganz neu zu den Quellen und Ursprüngen der Berufung zurückgekehrt werden.
Ich fragte ihn, worauf er diese Einschätzung gründet. Er verwies auf das Richterbuch, wo immer wieder neue Generationen auftauchen, die sagen: „Wir wollen nicht mehr so sein wie die Alten, die waren ja verstaubt und blöd. Jetzt machen wir alles ganz anders.“ Diese jungen Generationen kommen nicht mehr an die Väter heran und fallen vom Herrn ab.
Das muss uns ein Gebetsanliegen sein – als Ältere auch für die Jungen zu beten, damit der Herr ihnen neu diese Fundierung schenkt. So kann das Werk erhalten bleiben. Die Gründungsväter von Korntal sagten, nach fünfzig Jahren müsse eine Erneuerung stattfinden, aber immer wieder zurück zum Grund, zur alten Ausgangssituation – nicht weiter weg, sondern dorthin, wo Christus angefangen hat.
Das ist der Kampf, von dem Paulus spricht: „Ich führe einen Kampf um euch und für Laodizea, damit eure Herzen gestärkt zusammengefügt werden in der Liebe und das Geheimnis Christi immer neu entdeckt wird.“
Die Gefahr des Abweichens von Christus und die Notwendigkeit der Wachsamkeit
Es ist so, dass man oft denkt: Das haben wir ja schon gekannt, jetzt machen wir etwas anderes. Das kommt auch auf die Tagesordnung. Eine solche Gemeinde muss bei Christus erhalten bleiben.
Das habe ich Ihnen bereits gesagt: Die Gemeinde von Kolossä lag im Lykostal, und die Gemeinde von Laodizea befindet sich 17 Kilometer weiter, ebenfalls im Lykostal. Dort gab es drei Gemeinden: Hierapolis, das oben gleich bei Pamukkale, bei den heißen Quellen, liegt, dann Laodizea. In Laodizea gibt es noch mehr zu sehen, zum Beispiel das alte Theater, das man besichtigen kann, sowie einen großen Schutthügel und verschiedene ausgegrabene Funde.
Laodizea kennen Sie wahrscheinlich aus der Zeit der Offenbarung des Johannes, wo es heißt, dass du weder heiß noch kalt bist, sondern lau. Diese Gemeinde, die so mutig durch den Dienst des Paulus begonnen hat, haben wir genau beschrieben. Es heißt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Das ist ein ständiger Busruf für uns, besonders in der entscheidenden Offenbarung, dass sich keine Gemeinde dem entziehen darf.
Man kann nicht sagen: „Wir stehen doch in der pietistischen Tradition“ oder „Wir haben die richtige Tauflehre.“ Oft wird in den Gremien beruhigend gesagt: „Bitte bringt keine Unruhe hinein.“ Aber gerade diese Unruhe brauchen wir.
Die Bedeutung der geistlichen Aussprache in Gemeinden
Wir haben in unserem Kirchengemeinderat immer wieder betont: Punkt eins ist die Aussprache über das geistliche Leben der Gemeinde. Oft war das traurig, denn es kam kaum etwas dazu. Ich musste euch anregen: Werden genügend Hausbesuche gemacht? Gibt es Möglichkeiten zur Selbstsorge? Wie läuft es in der Kinderkirche und in der Jugendarbeit? Haben wir die richtigen Mitarbeiter?
Erst danach haben wir die technischen Fragen miteinander erörtert. Ich denke, das ist auch in den Missionen immer wichtig. Stehen wir noch auf dem richtigen Grund? Wie sieht es draußen bei den Gemeinden aus? Sind sie noch richtig bei Christus?
Es geht so schnell, dass man weggetrieben wird und die Nähe zu Christus verliert. Dabei ist es wichtig, eingewurzelt zu bleiben, zusammengefügt zu werden in der Liebe und in allem Reichtum an Gewissheit, Verständnis und Christuserkenntnis.
Die Gefährdung durch falsche Lehre und die Warnung vor Philosophie
Die Liebe und die notwendige Zusammenarbeit gehören natürlich dazu. Nun kennen wir viele Gründe, die eine Gemeinde auseinanderreißen. Das sind menschliche Spannungen. Wir kennen auch die Schwierigkeiten, die durch Ungeschicklichkeiten entstehen, und so weiter.
Aber Paulus sieht die Hauptnot in der Gefährdung durch den Einfluss falscher Lehre. Das ist eine sehr ernste Sache. Trotzdem hört man bei uns immer wieder die Aussage: „Das kann doch gar nichts ausmachen.“
Ich habe Helmut Thielicke immer sehr geschätzt. Er war ein großer Mann. Wenn man heute seine Predigten liest, erkennt man, dass er ein Glaubenszeugnis war. Er war ein Evangelist für die Intellektuellen. Doch eine Stelle habe ich nie verstanden, wie er sie gesagt hat: Wir sollten uns keine Angst machen lassen vor dem Einfluss der modernen Theologie.
Dazu wählte er das Bild von den Jüngern, die mit dem Boot über den See fahren. Die Jünger hätten immer Angst, dass irgendwo ein „Pultmann“ das Boot anbohrt. Jesus aber sagt: „Ich bin doch bei euch im Kahn, es kann euch gar nichts passieren.“
Da habe ich mir gedacht: Ist das wirklich so sicher, dass Jesus bei uns im Kahn ist? Das wäre in unseren Gemeinden die entscheidende Frage. Ist Jesus wirklich da? Dann habe ich keine Angst.
Denn in einer gewissen Theologie wird Jesus nicht als der Gottessohn und Herr verstanden. Genau das fehlt aber, was mich retten und bergen kann: Wenn er nicht für mich am Kreuz gestorben ist, hat das keinen Wert.
Darum ist das gerade der Grund meiner Sorge: meine Christuszugehörigkeit. An dieser Stelle verstehe ich keinen Spaß mehr. Denn das hat Paulus umgetrieben. Er spricht hier von Philosophie und leerem Trug, von Philosophie und Lehrendruck.
Die richtige Haltung zur Philosophie und Lehre
Nun schätzen wir ja die Philosophie, und manche unter Ihnen haben auch ein Philosophikum absolviert und müssen eine Prüfung ablegen. Das ist gut so. Wir wollen uns philosophisch schulen lassen.
Mein Großvater war Pastor und hat einen philosophischen Doktor gemacht. Warum denn nicht? Das ist doch klar.
Aber es gibt eine Philosophie, bei der sich die Vernunft nicht dem Gehorsam Christi unterordnet, so beschreibt Paulus es. Die Vernunft kann sich selbstständig machen, gegen Christus als Autorität aufspielen und ein Denkgebäude errichten, das plötzlich gegen Christus steht. Das ist die Philosophie, die Paulus meint.
Also wollen wir Philosophie schätzen und nehmen Sie noch einmal diese Formulierung des Paulus: Die Vernunft soll in den Gehorsam unter Christus hineingenommen werden.
Philosophie und Lehrertrug – so nennt Paulus es. Es war ein Einfluss von Zeitströmungen und Gedankenvorstellungen. Damals war es oft das, was man in der Fachsprache Gnosis nennt.
Eine Lehre, die ich schon einmal erwähne, hat etwas Ähnliches mit der Anthroposophie zu tun: Dass in jedem Menschen ein göttlicher Kern steckt und dass sich der Mensch in ganzen Wellen, um es ganz einfach zu sagen, von Gott her entwickelt hat, jetzt aber weit von Gott entfernt ist und wieder zurückkehren kann.
Bei dieser ganzen Bewegung ist es heute vielleicht so, dass Sie auch mit Anthroposophen zu tun hatten und den Ernst des Kreuzes Jesu nicht akzeptieren. Denn sie wollen vom Sterben des alten Menschen nichts wissen und vom Zerbrochenwerden des alten Menschen.
Also diese Philosophie, in welcher Gestalt sie auch immer kommt – Paulus nennt sie „Philosophie und Lehrertrug“ beim Namen, und zwar hart und verletzend. Das ist immer schwierig, denn wir müssen aufpassen, dass wir Menschen nicht verletzen, besonders wenn wir sie gewinnen wollen.
Aber Paulus hat der Gemeinde gegenüber gesagt: Ihr habt eine Verantwortung.
Die Verantwortung der Gemeinde und der Kampf um Christus in der Mitte
Ich habe einen Kampf um euch in Ringen, damit ihr wisst, dass Christus in euch, in eurer Mitte, das ist, was das Leben der Gemeinde ausmacht, und damit ihr bei ihm bleibt.
Unsere Werkhilfe für Brüder ist deshalb entstanden, weil in der Krise der Mission in den Siebzigerjahren, als die traditionellen Missionsgesellschaften sagten, wir werden als Weiße nicht mehr gebraucht – damals hauptsächlich in Württemberg, aber auch darüber hinaus – sogenannte Missionswochen veranstaltet wurden.
Wir waren angeregt durch die Losanner Konferenz für Weltevangelisation. Dort sind wir vielen Missionszeugen aus Afrika, Asien und Lateinamerika begegnet, die alle gesagt haben: Ihr müsst uns helfen bei der Evangelisierung, wir können das unmöglich allein schaffen. Das war für uns völlig neu. In Deutschland gab es genug Geld, man dachte, man brauche keine weiteren Mittel.
Dann haben wir Missionswochen veranstaltet. Wenn man heute noch einmal die Texte liest, waren das schon beeindruckende Veranstaltungen. Sam Odenaike war Direktor einer großen Ölgesellschaft in Nigeria. Aus Indien kam Dr. Theo Williams. Aus Japan war jemand da, und aus Hongkong ebenfalls. In den Vorträgen haben immer zwei Brüder miteinander gesprochen und uns gesagt, dass der Auftrag zur Weltevangelisation ganz dringlich ist.
Die Herausforderung durch liberale Bibelkritik und die Bedeutung biblischer Ausbildungsstätten
Aber Sie haben uns ein hartes Wort gesagt, und das wurde uns oft übel genommen. Viele haben daraufhin laut aufgeschrien, und vielleicht rührt auch daraus ein Hass her. Sie sagten, der Export der liberalen Bibelkritik zerstört unsere Gemeinden. Der Export der liberalen Bibelkritik, so hieß es, sei schuld daran.
Ihr habt uns aus Europa Dozenten geschickt. An jedem Bibelseminar ist das Gift der Bibelkritik eingesickert, und das zerstört unsere Kirchen. Deshalb wollen wir jetzt eigene Bibelschulen und Ausbildungsstätten haben. So müssen wir nicht mehr nach Europa oder zu neuen Universitäten gehen. Auch wenn wir hochbegabte Führer brauchen, soll die Ausbildung in Afrika stattfinden.
Schon 1975, fünf Jahre bevor es Hilfe für Brüder gab, wurde dieser Plan entworfen. Ein großartiger junger Führer in Afrika, der leider später ertrunken ist, sagte: Wir müssen für das französischsprachige Afrika ein hochgraduiertes theologisches Institut in Bangui errichten und eines in Nairobi für das englischsprachige Afrika. Und so ist es dann geschehen.
Inzwischen gibt es noch viel mehr Ausbildungsstätten. Wir haben erkannt, wie wichtig das ist. Unser Leitsatz war immer: Wir wollen nie einen Afrikaner oder Asiaten aus seinem Kulturkreis herausnehmen. Es muss möglich sein, dass er seine gesamte Ausbildung dort erhält. Und das ist wirklich so. Heute gibt es Ausbildungsstätten, die fest gegründet sind in treuer Schrifterkenntnis.
Die theologische Lage in Afrika und Asien heute
Der Streit ging auch hier bei uns weiter, etwa mit dem Ökumenischen Rat damals. Führer aus Afrika sind damals nach Stuttgart auf den Bernhäuser Forst gegangen, wo führende Vertreter versammelt waren. Ich vergesse die Situation nicht, als ein Direktor des Weltkirchenrats sagte, die Lehre von der Versöhnung habe für ihn keine Bedeutung mehr. Er erklärte, dass er mit dem Blut Jesu nichts anfangen könne.
Dann gab Doktor Tokunbo Adeyemo aus Nairobi ein sehr klares Zeugnis ab. Die Veranstaltung, die eigentlich ein Versöhnungsgespräch sein sollte, platzte daraufhin. Das hat mich sehr gefreut, weil sie eine eigene Bibeltheologie und ein Jesusbewusstsein haben. Es war eine gute Tat, dass man diese Möglichkeit geschaffen hat.
Die sogenannte westliche Theologie spielt in Afrika und Asien eine ganz geringe Rolle. Das größte theologische Ausbildungsseminar in Indien, wo die meisten Pastoren ausgebildet werden, befindet sich in Pune. Es ist streng bibeltreu und wurde von Evangelikalen gegründet. Auch an vielen anderen großen Ausbildungsstätten in Asien kann man heute einen Doktor in Theologie machen – und zwar allein in evangelikalen Traditionen.
Das ist in Afrika an verschiedenen Stellen ähnlich. Wir freuen uns sehr darüber.
Die Bedeutung klarer biblischer Lehre und die Gefahr von Sekten
Es ist wichtig zu betonen, dass der Einfluss all dieser Dinge schädlich sein kann. Wir sehen, wie wichtig es für die Mission ist, auch diese Aspekte zu bedenken. Freunde aus Afrika, Asien und Lateinamerika haben uns darauf aufmerksam gemacht.
Ich kann nur sagen: Das Beste, wenn ein Lateinamerikaner Theologie studieren möchte, ist das Seminar in Guatemala City. Dort gibt es wunderbare, klare und kluge Menschen. Sie haben ein ausgeprägtes Missionsbewusstsein und ein klares Christusbekenntnis.
Heute gibt es viele Seminare. Wir haben ja gestern von den Bibelschulen in Addis Abeba gehört und auch von den Seminaren dort. Ich habe jedoch manchmal ein wenig Angst, dass zu viel für den Titel gearbeitet wird. Viele wollen alle Doktoren werden. In Afrika ist das eine Seuche.
Wir brauchen aber Boten, die predigen, und nicht solche, die sich mit Titeln schmücken. Das ist auch eine Gefahr vor Ort. Dennoch sprechen wir immer wieder darüber und versuchen, unseren Einfluss dort einzubringen.
Die Herausforderung durch alte Religionen und magische Vorstellungen
Es ist wirklich schön, dass diese Gemeinden bis heute auf einem festen Fundament stehen. Dennoch ist das Ringen sehr groß.
Um einige Beispiele zu nennen: Wir sind auf einer Missionstagung in der Elfenbeinküste, in Abyschan. Dort gibt es viele sogenannte evangelikale Kirchen, das heißt, sie sind bibeltreu. Doch ein Kirchenführer sagte mir, dass drei Viertel ihrer Ältesten zu den Rosenkreuzern gehören.
Viele wissen kaum, was die Sekte der Rosenkreuzer ist. Es handelt sich um eine sehr mysteriöse Lehre. Niemand soll dadurch verletzt werden, aber bei uns wäre es wahrscheinlich nicht möglich, dass diese Lehre in die Gemeinde einfließt. Bei uns gibt es tiefe Gräben, die man bei Autoren wie Hutten, Seher, Grübler oder Enthusiasten nachlesen kann, um mehr über die Rosenkreuzer zu erfahren.
In Afrika ist das jedoch weit verbreitet, und das alte Heidentum kommt stark wieder zum Vorschein. Es sitzt oft so tief in den Menschen, dass sie plötzlich in ein magisches Verständnis zurückfallen und in die Irre gehen. Deshalb muss man hier sehr wachsam sein.
Sind die Gemeinden denn noch wirklich fest gegründet? Das ist die große Frage. Besonders schön ist das zum Beispiel bei der äthiopischen Kirche, aber auch bei der äquatorialafrikanischen Kirche in Nigeria. Diese sind missionarisch sehr aktiv und haben ein wunderbares Bibelzeugnis. Auch die Missionare zeigen eine große Einigkeit.
Diese Gemeinden wachen sehr stark darüber, was in ihre Gemeinschaften einfließt. Sie sagen, dass sie kein Geld von Organisationen annehmen wollen. Beispielsweise lehnten sie immer wieder Geld von „Brot für die Welt“ ab, weil diese Organisation die Ansicht vertritt, dass alle Religionen zu Gott führen würden. Das wollen sie nicht in ihrer Gemeinde haben. Denn mit dem Geld kommt auch Einfluss, und diesen Einfluss wollen sie nicht akzeptieren.
Die zentrale Rolle von Christus in der Gemeinde
Es ist ganz wichtig, dass wir Folgendes erkennen: Das, was Paulus mahnt und wofür ich kämpfe, ist kein Kampf gegen Menschen. Vielmehr handelt es sich vor allem um einen Gebetskampf. Gleichzeitig ist es auch ein Zeugendienst, bei dem man mit dem Wort spricht und betont, dass Christus im Mittelpunkt steht.
Wir denken noch einmal an das Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea, das hier erwähnt wird. In diesem Brief steht, dass Christus vor der Tür steht, anklopft und mit den Menschen das Abendmahl feiern möchte. Christus sucht die Beziehung zu den Menschen. Das dürfen wir nicht vergessen oder auf später verschieben.
Gleichzeitig müssen wir wissen, dass die Gemeinde Grenzen hat. Es gibt Dinge, die wir nicht in die Gemeinde aufnehmen können. Das ist immer wieder ein Ringen. Dabei wollen wir nicht in eine falsche Enge verfallen, was ebenfalls wichtig ist. Dennoch kommen wir um diese Auseinandersetzung nicht herum. Wir müssen uns immer wieder neu überlegen, wo die Grenze verläuft.
Am allerwichtigsten ist jedoch, was in der Mitte steht: Christus ist der Mittelpunkt der Gemeinde. Wenn das schon in der ersten Christengemeinde so war, wie viel mehr gilt das heute!
Die Realität von Streit und Bedrohung in der ersten Christenheit
Die gesamten Paulusbriefe sind im Streit geschrieben. Wissen Sie das?
Und derjenige, der am meisten von der Liebe schreibt, nämlich Johannes, sagt am deutlichsten, man solle nicht einmal mehr die Irrlehrer grüßen. Ich persönlich halte mich nicht so streng daran, weil ich nichts dabei finde, wenn ich sie noch grüße. Aber das Grüßen war im Altertum ein Vorgang, der eine halbe Stunde dauerte. Dabei wurde man sehr intim miteinander.
Trotzdem sollten wir wissen, dass es in der ersten Christenheit so war, dass in der ersten Gemeinde kein Friede herrschte. Man wusste, dass der Teufel umhergeht wie ein brüllender Löwe, der nach jemandem sucht, den er verschlingen kann. Die Gemeinde war von Anfang an bedroht.
Der Teufel kämpft nicht um die Welt, sondern um die Gemeinde. Deshalb war die Gemeinde von Anfang an gefährdet, und es braucht die Gebetsunterstützung für diesen Dienst.
Gemeinde entsteht, wenn die Herzen zusammengefügt und in der Liebe gestärkt werden. So wächst sie zu einem Reichtum an Gewissheit und Verständnis.
Die Auseinandersetzung gehört in die Leitung, nicht in die Verkündigung
Wir wollen immer wieder betonen, dass diese Auseinandersetzung sich nicht für die Verkündigung eignet. Ich finde es unpassend, wenn all diese Fragen in der Predigt erörtert werden.
Solche Themen gehören vielmehr in die Leitungsgremien und in den Mitarbeiterkreis. Dort sollte man um den richtigen Weg ringen. Paulus hat gesagt, die Herzen müssen in der Liebe zusammengefügt werden.
Es gibt auch viele ungeschickte Predigten, die bei den Menschen nur Verwirrung stiften. Wenn man all die Fragen, auch die, die ich hier aufgeworfen habe, so öffentlich nennt, müssen wir sehr vorsichtig sein.
Die Notwendigkeit, Christus immer mehr zu erkennen
Und jetzt sagt Paulus, wir müssen noch viel mehr Christus kennenlernen, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen.
Das Geheimnis Christi ist nicht mysteriös, wie gestern erwähnt, sondern es ist dem natürlichen Denken verschlossen. Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes; es muss geistlich erkannt werden. Christus muss erkannt werden.
Christus muss von Menschen gefunden werden. Das erfordert ein Ringen. Dabei wissen wir, dass wir selbst nichts bewirken können. Auch der begabteste Prediger kann nichts ausrichten. Christus muss die Vernunft erleuchten.
Der Heilige Geist erleuchtet unser Denken. Es liegt nicht in uns selbst, dass wir immer wieder neu Christus erkennen. Aus dieser neuen Erkenntnis Christi wächst die Gemeinde.
Die Bedeutung von Hauskreisen und dem Zeugnis für Ungläubige
Ich empfehle jedem Hauskreis, der etwas zu einem Schwarzklub geworden ist, jedes Mal eine ungläubige Person einzuladen. Dadurch werden eure Gespräche plötzlich zentraler, und euer Anliegen wird ganz klar: dass diese Person Christus erkennt.
Ihr sprecht dann nicht mehr über entfernte oder abstrakte Themen, sondern über das eine entscheidende Thema – wie man Christus erkennt. Das Wunderbare daran ist: Wenn Menschen zum ersten Mal im Glauben Christus erkennen, entflammt in ihnen ein Feuer und eine Begeisterung. Diese Begeisterung zieht viele sattgewordene und traditionelle Christen mit.
Wir müssen Christus ganz neu erkennen. Die Erweckung der Gemeinde bedeutet, Christus neu zu erkennen. Das heißt, weg von allen Streitigkeiten hin zu einem zentralen Punkt: Wir müssen Christus erkennen. Wo dies geschieht, geschieht sehr viel.
Das Beispiel der ostafrikanischen Erweckungsbewegung
Das beliebteste Beispiel aus der ostafrikanischen Erweckungsbewegung ist vielen sicher bekannt. Man hört oft, dass 1935 in einem Ort namens Haus, der heute in Burundi liegt, ein Feuer ausgebrochen sei, das sich dann weiter ausbreitete. Doch wie genau war das?
Es war keine organisierte Aktion, sondern vielmehr ein Gespräch zwischen einzelnen Personen. Dazu gehörten der Missionar Dr. Joe Church und ein Afrikaner. Sie sprachen plötzlich offen und ehrlich darüber, was zwischen ihnen stand.
Das ist ein interessantes Merkmal der ostafrikanischen Erweckungsbewegung: Sie sprechen nicht über Sünden, indem sie lange Sündenlisten erstellen, wie wir das oft tun. Für sie ist die schlimmste Sünde die, die in der Gemeinschaft geschieht – also wenn ich mich am anderen versündigt habe.
Der weiße Missionar gab zu, dass er aus Hochmut die Schwarzen verachtet hatte. Er meinte, die Schwarzen seien wenig energisch und würden ihre Aufgaben nicht zuverlässig erfüllen. Andererseits sagte der Schwarze: „Ich habe euch Weiße immer verachtet, weil ihr die Schulmeister seid und so weiter.“
Diese beiden fanden zueinander in der Liebe Jesu. Dann sagte Blasio Kigesi, ein Evangelisationsbote: „Erst wenn man sich wieder neu reinigt und in der Buße heiligt, hat unser Zeugnis Durchschlagskraft.“
Er zog sich einige Wochen zurück und ging dann in die Bibelschulen. Das war ein Feuer!
Zeugnisse aus Uganda und der Mut der Gemeinde
Festo Kiventschre erzählte, wie er damals in dem Internat war, in dem er aufwuchs. Er ist der spätere bekannte Redner Festo Kiventschre aus Kabale in Uganda. Plötzlich, so berichtete er, geschah etwas Besonderes.
Er sagte: „Das war alles. Wir waren alles nominelle Christen. Aber dann kamen auf einmal Schüler, die ihre Schuld bekannten. Sie hatten Dinge weggenommen oder anderen Unrecht getan. Sie wollten die Klarheit Jesu in ihrem Leben haben.“
Das war das Schöne an dieser ostafrikanischen Bewegung: Es war eine Christusbewegung. Man suchte immer wieder danach, in der Gemeinde alles wegzuräumen, was böse Gedanken hervorrief.
So begannen die Gemeinden zu leuchten und hatten eine solche Strahlkraft, dass ganz Ostafrika beeinflusst und beeindruckt wurde. Das gipfelte in der großen Glaubenskonferenz in Kabale, bei der zehntausend Menschen für mehrere Tage zusammenkamen.
Ich habe noch eine Konferenz miterlebt, im Jahr 1975. Ich habe den Atem angehalten, als Festo Kiventschre damals auf die Bühne ging. Dort war der Gouverneur dieser Provinz, ein junger 27-jähriger Luftwaffenhauptmann. Alle wussten, dass er im Stadion eigenhändig mit seinem Revolver Leute erschossen hatte.
Festo Kiventschre sagte: „Wie dunkel ist Afrika, wenn Afrikaner Afrikaner töten. Es ist furchtbar.“ Ich fragte ihn, warum er das sagen konnte. Er antwortete: „Ich habe nicht gesagt, wo.“ Er wusste nicht genau, wie klug das war, was er sagte.
Bei dieser Konferenz war auch Erzbischof Janani Luwum anwesend. Wenig später ging er zu Idi Amin, dem Massenmörder, und sagte ihm, dass das, was geschieht, nicht recht sei. Die Gemeinde hatte den Mut, dies auszusprechen.
Janani Luwum, der Vater von sechs Kindern, wurde für sein mutiges Eintreten ermordet.
Diese Leuchtkraft der Gemeinde kam aus einer ganz großen Jesusnähe. Sie brachte diese Liebe zum Ausdruck. Das berühmte Wort und das Büchlein von Festo Kiventschre lauteten: „Ich liebe Idi Amin“ – ausgerechnet ihn. Aber er wollte das in Liebe rüberbringen und bezeugen, dass die Gemeinde eine solche Kraft hat, weil sie aus der Mitte von Christus herkommt.
Die persönliche Nachfolge und das ständige Streben nach Christus
Ich will Christus noch viel mehr kennenlernen. Paulus sagt, dass dies nicht durch eine Philosophie oder eine tote Lehre geschehen soll, sondern mit einem Bezug zu Christus. Das macht deutlich, dass Theologie nicht abgewertet wird. Vielmehr muss Theologie auch den betenden Umgang mit Christus beinhalten und darf nicht nur eine neutrale Wissenschaft sein.
Es geht darum, dass Christus nicht etwas Fernes ist, sondern mein Innerstes berührt. Ich forsche hier nach Christus und möchte ihn immer besser erkennen in dieser ganzen Sache.
Philipp Melanchthon hat einmal gesagt: „Ich habe immer Theologie betrieben, um die Mängel in mir zu beseitigen.“ Er wollte seine Fehler immer besser erkennen – nicht durch überhebliche Kritik an der Schrift, sondern indem er die Schrift so studierte, dass er immer mehr Christus in sein Leben aufnehmen konnte.
Wir müssen Jesus noch viel mehr kennenlernen.
Das Bild vom Luftballon und die Bedeutung der Neugeborenheit
Kurt von Knobelsdorf, ein früherer Offizier, gründete das Blaue Kreuz. Während seiner Offizierslaufbahn war er immer wieder in die Alkoholsucht geraten. Er konnte dies stets mit einem anschaulichen Bild erklären.
Er sagte: Es kommt nicht darauf an, ob wir ein bisschen fromm oder ganz gottlos sind. Wenn wir nur ein bisschen fromm sind, aber dennoch verloren, kommen wir genauso in die Hölle. Entscheidend ist, dass wir durch Christus neu geboren sind.
Dabei benutzte er das Bild eines Luftballons. Er erklärte: Nimm einem Luftballon die Luft weg, was bleibt übrig? Ein Haufen Lumpen. So ist es auch in unserem Leben. Wenn man Christus wegnimmt, bleibt nichts mehr übrig.
Dieses sehr drastische Bild verdeutlicht: Ich lebe doch von Christus. Christus soll die Mitte meines Lebens sein.
Die Fülle in Christus als Höhepunkt aller Erkenntnis
Und die ganze Fülle – das Wort, das Paulus hier gebraucht, ist das wahre Wort dieser Irrlehrer: die Fülle.
Er sagt, du kommst auf den Höhepunkt, du hast das tollste Erleben. Paulus betont, dass alles, was du je suchen magst in dieser Welt an Erkenntnis und Tiefe, in Christus zu finden ist – und nicht daneben. Es gibt nichts, was du außerhalb von Christus brauchst.
In Christus ist alles. Wir haben alles, alles in dir, Herr Jesus Christus, so sagt Hedwig von Reeder.
Das ist genau der Punkt, den Paulus hier beschreibt: Immer mehr Christus erkennen, immer mehr bei ihm sein.
Das ist für die Missionsarbeit wichtig und auch für die Gemeinden, damit sie dabei bleiben.
Die Bedeutung des Durchbruchs in Christus
Ich habe einmal im Südsudan, in einem Kampfgebiet, einen Gemeindeleiter gefragt, was für ihn die wichtigste Stelle der Bibel sei. Das ist auch ein interessantes Thema: Was ist das wichtigste Bibelwort?
Er hat etwas gesagt, das ich zunächst nicht verstanden habe. Er meinte, dass Jesus ein für alle Mal gestorben ist und die Opfer dadurch abgetan sind.
Sie wissen ja, dass die Menschen vorher im Heidentum jeden Tag ihre Opfer gebracht haben. Für ihn war das das Tollste, der Durchbruch in Christus: Jetzt ist er los von diesen Götzenmächten. Er ist frei, weil in Christus ein für alle Mal alles geschehen ist.
So ist es auch wunderbar, wie Christus von verschiedenen Seiten unterschiedlich erkannt wird. Das mag bei Menschen ganz verschieden sein, und es ist auch schön, wenn wir darüber reden. Aber eines bleibt: Christus ist die Mitte, die uns prägt und die unser Leben bestimmt.
Die Bedeutung der Beschneidung als Ablegen des alten Wesens
Paulus spricht noch über ein Thema, das ihm sehr wichtig war: die Beschneidung. Für die ersten Christen war das eine bedeutende Angelegenheit. Es gibt Menschen, die sagen, die Beschneidung der Männer sei aus hygienischen Gründen sinnvoll. Die Christen haben sicherlich ebenfalls gesagt, dass es gut ist, wenn man das Alte Testament übernimmt, sofern es sinnvoll ist.
Die äthiopischen Christen sind zum Beispiel beschnitten, was aus ihrer kulturellen Tradition stammt. Warum legte Paulus so großen Wert darauf, mit dieser Tradition Israels zu brechen? Er wollte ganz genau verhindern, dass die Christen dem Judentum einfach aufgepropft werden. Sein Ziel war, dass man allein zu Christus kommt. Deshalb hat er alles, was dazwischen stand, entfernt.
Was die Beschneidung betrifft, habe ich immer gedacht, bei den Galatern sei es nicht so schlimm gewesen. Man könnte sagen, es habe ja niemandem geschadet. Aber Paulus sagt: Weg damit! Ihr habt Christus verloren, wenn ihr darauf besteht. Mit welcher Heftigkeit er diesen Kampf geführt hat, zeigt, wie wichtig ihm das war.
Denn es geht nicht um einen äußeren Brauch wie die Beschneidung, sondern darum, das alte Wesen abzulegen und allein auf Christus zu vertrauen.
Die Warnung vor der Fixierung auf äußere Formen
Eine Missionarin vom KGB aus Württemberg erzählte einmal, dass sie zunächst als Krankenschwester in einem Jerusalemer Hospital tätig war. Dabei war sie erschüttert darüber, wie viele Württemberger sich heute in Israel beschneiden lassen – aus Verehrung für das Judentum. Wir alle haben ja eine Liebe zu Israel.
An dieser Stelle jedoch müsse man große Vorsicht walten lassen. Die Missionarin wurde später selbst Missionarin des KGB und betont: Wir müssen das volle Evangelium verkünden und darauf achten, nicht an den äußeren Formen haften zu bleiben. Oft sind Touristen beeindruckt davon, wie die Juden beten. Der klare Mann sagt dann: „Ich hoffe, dass dein Beten besser ist, auch wenn du dich nicht beschneidest.“
Wir müssen also darauf achten, nicht in den Formen stecken zu bleiben, liebe Freunde, sondern wirklich vor Christus zu stehen – in unmittelbarer Beziehung zu ihm. Paulus sagt, das Entscheidende an der Bekehrung sei nicht ein äußeres Symbol, sondern dass das Alte weggetan wird. Nicht mit Händen, sondern das fleischliche Wesen wird abgelegt (vgl. 1. Korinther 5,3-12).
Das ist wichtig. Auch im Alter wird das Ablegen des fleischlichen Wesens immer bedeutender, damit Christus uns zurechtstutzen und in sein Bild verwandeln kann. Deshalb dürfen die äußeren Formen nicht überbewertet werden.
Die Taufe als Symbol für Begraben und Auferstehen in Christus
Bei der Taufe möchte ich ganz gewiss keinen Streit verursachen. Doch auch hier, im Vers 12, ist ihm das Begrabensein bei der Taufe sehr wichtig. Er sagt: Das Neue kommt durch den Glauben, das Neue entsteht aus der Verbindung mit Christus, aus dem neuen Leben.
Ihr seid durch die Taufe begraben, und ihr seid auch durch den Glauben auferstanden. Es ist sehr wichtig, dass man unter dem Kreuz Jesu das alte Wesen begraben lässt, das in Christus abgetan ist. Christus kann wirklich etwas Neues schaffen.
In der Bibelstunde sprechen wir auch sehr schön darüber, dass Christus wirklich etwas Neues aus uns herausarbeiten kann.
Der zerrissene Schuldbrief als Zeugnis der Gemeinde
Und dann kommt das mit dem Schuldbrief. Das ist auch ein tolles Bild: Darauf stehen Namen, bekannte Namen, aber auch mein Name. Hier ist ein Schuldbrief zerrissen, die alte Schuld ist weggetan.
Leben wir aus dieser großen Freiheit! Die Gemeinde ist ein Zeugnis, denn sie gibt Zeugnis vom zerrissenen Schuldbrief. Ich weiß sonst nichts zu sagen, als dass an uns Bürgel kam, der meine Schuld getragen hat. Er nahm die Rechnung auf sich und zählte sie so völlig hin, dass von der ganzen Summe auch nicht ein Heller fehlt. Das ist doch wunderbar!
Das ist unser Zeugnis vor der Welt. Sie müssen wissen, dass das auch Nichtchristen am meisten anspricht. Wir brauchen Nichtchristen gar nicht das Böse zu demonstrieren oder das Gericht zu verkünden. Wenn wir es ihnen nur erzählen, spüren sie viel mehr – auch von den Anklagen des Gesetzes.
Und auch über die Wohltaten Jesu, über die Freude des Evangeliums ist ja dieser Lichtschein hineingefallen. Wir sollen Vergebung vermitteln, Freude und Geborgenheit.
Das Leben in Christus als Quelle der Lebensfülle
Und dann sagt Paulus: Leben mit Christus – das hat er schon am Anfang gesagt. Vers 6: „So lebt auch in Christus.“
Die Sehnsucht in dieser Welt ist bei jedem, der hier lebt, dieselbe: das Leben in vollen Zügen auszukosten. Ich möchte möglichst viel von der Welt sehen und auch möglichst viel genießen.
Wir dürfen durch Christus das auch genießen. Wissen Sie, Sie dürfen das genießen. Manche könnten vielleicht meinen, man müsse sich enthalten, fasten und das Geld für hungernde Kinder spenden. Man könnte ja auch zu Hause sitzen und fasten.
Aber nein, man darf auch die Gaben aus der Hand Christi annehmen. Natürlich ist die Welt ungerecht. Sie können gar nicht so leben wie die Armen dieser Welt.
Lebt in Christus! Lasst euch zeigen, Christus wird euch auch zeigen, wo das Geben dran ist. Christus wird euch führen, und ihr werdet merken, dass euch nichts fehlt.
Lebt, lebt mit Christus! Christus soll euer Herr sein, Christus soll eure Gedanken erfüllen, Christus soll euch antreiben. Er wird euch die Lebensfülle geben.
Denn ihr werdet plötzlich merken, dass die Güter dieser Welt gar nicht das sind, was eure Seele sättigt, sondern dass sie euer Herz leer lassen.
Und trotzdem, wenn wir durch die – ich bitte – hinter durch diese herrlichen Wälder gegangen sind, ist es so schön, wenn man auch betend, singend und anbetend durch diese Welt gehen kann.
Damit Christus das alles erleben darf und weiß: Er gibt mir so viel, und ich darf all das, was er mir an Erquickung schenkt, wieder zu seiner Ehre gebrauchen.
Er erneuert uns durch seinen Geist und erweckt uns zum Leben.
Das ständige Nachjagen und Streben nach Christus
Sie finden das natürlich in all den Paulusbriefen. Er sagt immer wieder: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe.“ Dabei hat er es doch ergriffen, er hat sich doch entschieden. Trotzdem jage ich ihm nach, um Christus noch viel mehr zu entdecken.
Ja, Philipper 3: Ich will die Auferstehung immer mehr erfahren, die Kraft Christi in mein Leben hineinziehen. Mir geht es darum, dass das angefangene Werk auch vollendet wird.
Es gibt auch bei uns Evangelikalen viele Menschen, die sagen: „Ich habe mich entschieden.“ Doch es geht nicht nur darum. Nein, ab diesem Tag beginnt eine Dynamik. Man will Christus viel mehr erleben und jede Lebensstufe bewusst durchschreiten. Ob sie siebzig oder achtzig Jahre alt sind – sie sagen: „Herr, jetzt bin ich gespannt, was du noch in dieses Leben hineinlegst. Du hast noch einmal um den Baum herum gegraben und ihn noch einmal gedüngt. Jetzt möchte ich auch für dich noch einmal Frucht bringen.“
Das ist doch schön: „Ich werde gebraucht von dir, und ich will immer mehr von Christus haben.“ Wir sind nie in der Fülle; wir sehnen uns nach der Fülle. Das war ja das Gefährliche an diesen Irrlehrern, die sagten: „Wir bringen dir die Fülle.“ Nein, Christus bleibt immer ein Hunger. Ich will noch mehr von ihm entdecken.
Der Sieg Christi über Mächte und Gewalten
Und dann kommt das Schöne mit diesen Mächten und Gewalten. Ich hatte Ihnen einmal von einem Prediger in Bulgarien erzählt, der vor den Autoritäten seiner Zeit einen steifen Rücken hatte. Es waren damals die kommunistischen Größen. Er hat sich nicht gebeugt, weil er vor Gott immer auf die Knie ging. So hatte er einen steifen Rücken vor den Autoritäten der Welt.
Wir müssen darauf achten, dass wir uns niemals vor den Autoritäten der Welt beugen – ob es die Mächtigen sind oder auch die dämonischen Gewalten. Ich bin oft erschrocken, mit welch einer Verehrung und heiliger Scheu in vielen Kreisen von den Dämonen gesprochen wird.
Wir sollten gar nicht viel über dieses Thema reden, weil wir wissen: In Christus sind sie besiegt. Sie können uns nichts anhaben, wenn wir in Christus sind. Wo wir ohne Christus sind, sind wir verloren.
Wenn Christus unser Herr ist, wenn wir ihn anrufen, wenn wir den Tag mit ihm beginnen und uns ganz unter ihn stellen, dann sind diese Mächte entzaubert. Hier heißt es, dass er die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet hat, er hat sie entblößt. Er hat sie öffentlich zur Schau gestellt. So hat man es damals mit Gefangenen bei Feldzügen gemacht: Man führte sie vor und sagte: „Schaut, da sind die Gefangenen!“
Da waren sie plötzlich ohne ihre Waffen und konnten nichts mehr tun. Er hat einen Triumph aus ihnen gemacht. Im großen Feldzug, wenn sie nach Rom kamen, wurden die besiegten Feinde im Triumphzug mitgeführt. Die Soldaten sagten: „Schaut, die haben wir besiegt!“ Christus sagt: „Ein Spott ist der Tod geworden.“ So heißt es auch im Osterlied: Ein Spott ist der Tod geworden, obwohl wir doch wissen, welche Angst uns der Tod noch einjagen kann.
Aber Christus hat ihn zum Spott gemacht durch die Auferstehung. Wir dürfen nun unter Christus so leben, obwohl wir die natürliche Angst vor dem Sterben noch in uns haben. Das ist kein leichter Weg. Doch Christus hat die Macht des Todes genommen. Deshalb kann ich sagen: In meinem Sterben darf ich in die offenen Arme Jesu fallen. Ich darf ihn erwachen sehen in der Herrlichkeit und ihn sehen, wie er ist.
Das ist ein ganz wunderbarer Vers für die Gemeinde, der uns zeigt, dass wir uns vor diesen Mächten niemals ängstigen müssen.
Die Herausforderungen in Missionsgemeinden durch dämonische Mächte
Das fällt den Christen in den Missionsgemeinden oft sehr schwer. Sie haben große Angst, weil sie viel von Dämonen erlebt haben. Evangelist Petrus Octavianus erzählte mir einmal, dass seine Evangelisten, wenn sie nach Batu reisen sollen – diese hinduistischen Inseln – dort jedes Haus einen Hindu-Tempel hat. Bali ist sehr dicht besiedelt. Deshalb reisen viele Touristen dorthin, um diese Kultur und die Religion des Hinduismus zu sehen.
Dass es in Asien plötzlich eine hinduistische Insel gibt, ist bis heute nicht geklärt. Aber die Menschen spüren die Mächte dort körperlich. Manche mussten sogar umkehren, weil sie sagten, sie könnten nicht vom Schiff aussteigen. Sie hätten diese Mächte so stark gespürt.
Es ist oft sehr schwer, bis diese Menschen erleben, dass der Sieg Jesu stärker ist als diese Mächte. Vielleicht sind wir manchmal zu harmlos und oberflächlich. Wir sagen, dass wir keine Angst haben, und werden dann von der Macht der Finsternis überwältigt.
Hier ist es wichtig, dass wir uns daran freuen: Wo wir in Christus sind, haben wir den Sieg über diese Mächte. Das soll auch in dieser Welt sichtbar sein. Christus hat alle Macht.
Die Zugehörigkeit zu Christus als Quelle von Mut und Freude
Wir gehören zu Christus, so wie Daimler zu Chrysler gehört. Das kennen Sie auch: Die neue Autofirma Chrysler gehört dem Daimler. So möchte ich auch zu Christus gehören. Es ist eine gemeinsame Bilanz, wir gehören zusammen.
Herr Jesus, du sollst mein Herr sein.
Dieses Anliegen wünschen wir auch den Gemeinden mit großer Freude. So können sie viel wagen, auch in den Kämpfen und Herausforderungen, vor denen sie stehen.
