Es ist Ferienzeit, und ich habe für euch eine vierteilige Reihe zum Thema Gebet vorbereitet.
Diese Reihe bietet Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, sowie praktische Impulse für deine Nachfolge und geistliche Impulse für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Antworten auf Fragen zum Gebet.
Die Anbetung Gottes in der Dreieinigkeit verstehen
Okay, ich wiederhole die Frage noch einmal: Für alle – Vater, Sohn, Heiliger Geist – ein Gott und doch drei. Wen beten wir eigentlich an?
Die Frage ist tatsächlich nicht banal. Zuerst einmal halten wir fest: Wir dürfen Gott als Dreieinigkeit anbeten. Ich denke, dass die meisten Christen das auch am häufigsten tun. Wir beten Gott an – Gott eher unspezifisch, im Sinne dessen, wie er sich im Alten Testament als Yahweh offenbart.
Der Gott, das Yahweh, ist ein einziger Yahweh. Das heißt, Gott ist tatsächlich eine Einheit, und das darf sich in unserem Gebetsleben ganz stark widerspiegeln. Gleichzeitig wissen wir aber, dass dieser eine Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.
Es gibt eine Ökonomie innerhalb der Dreieinigkeit. Ökonomie bedeutet, dass die drei Personen aufeinander bezogen sind: Der Geist möchte, dass der Sohn verherrlicht wird, und der Sohn möchte, dass der Vater verherrlicht wird.
Das spiegelt sich auch in der Häufigkeit wider, in der die einzelnen Persönlichkeiten Gottes im Neuen Testament angebetet werden. Der Heilige Geist wird eigentlich nie angebetet, es sei denn in der allgemeinen Form von Gott, in der er mitgemeint ist.
Der Herr Jesus wird recht selten angebetet, aber es geschieht. Der Vater wird hauptsächlich angebetet. Das ist das, was ich im Neuen Testament sehe.
Das Ziel der Schöpfung und die Beziehung von Vater und Sohn
Im Neuen Testament entdecke ich etwas ganz Spannendes. Schlagen wir dazu den Ersten Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 28 auf. Man kann sagen, dies ist das Ziel der Schöpfung.
Es geht hier um die Beziehung zwischen Vater und Sohn, um eine Art göttliche Ökonomie. Dort heißt es, dass zuerst die Auferstehung geschieht und danach die Vollendung (1. Korinther 15,28). Wenn dem Sohn alles unterworfen ist – also wenn der Sohn im Himmel zur Rechten des Vaters sitzt und ihm alle Feinde unterworfen wurden – dann ist die Weltgeschichte quasi zu ihrem Ende gekommen.
Wenn der letzte Feind, der Tod, besiegt und weggetan ist, was passiert dann? Es heißt, dass auch der Sohn selbst dem unterworfen sein wird, der ihm alles unterworfen hat.
Ganz am Ende bleibt der Sohn weiterhin Sohn. Auch wenn das vielleicht merkwürdig klingt: Der Sohn bleibt auch weiterhin Mensch. Er bleibt Mensch. Vielleicht ist das nicht jedem klar, aber wir haben einen verherrlichten Menschen im Himmel sitzen. Und es gibt keine Verheißung, dass sich daran noch etwas ändert.
Dann kommt der Moment, in dem der Sohn selbst dem unterworfen sein wird, der ihm alles unterworfen hat. Damit ist Gott, der Vater, gemeint. So wird Gott alles in allem sein – oder man könnte auch sagen: alles für jeden.
Das bedeutet, die Schöpfung läuft darauf hinaus, dass jeder im Vater den erkennt, der alles für ihn ist.
Persönliche Konsequenzen für das Gebetsleben
Wenn ich das weiß, würde ich für mich Folgendes daraus machen – und das kann jeder anders gestalten. Es steht nirgendwo in der Bibel, dass man das genau so mit der Anbetung machen muss, wie Jürgen es gesagt hat. Ich teile nur mit, wie ich es handhabe.
Ich bete hauptsächlich zu Gott, dem Vater, und zwar sehr intensiv. Das liegt daran, dass ich diese Stelle habe und merke, dass sich alles in die Ewigkeit auf ihn ausrichtet.
Zweitens bete ich zu dem Sohn, wenn es um Dinge geht, die explizit ihn betreffen. Es macht wenig Sinn zu sagen: „Danke, Vater, dass du am Kreuz für mich gestorben bist.“ Natürlich kann ich auch einen Umweg gehen und sagen: „Danke, dass du den Sohn gesandt hast, der für mich gestorben ist.“ Das ist möglich. Aber wenn ich konkret Dinge mit dem Sohn verbinde, dann bete ich ihn an.
In ganz seltenen Ausnahmefällen richtet sich auch ein Gebet an den Heiligen Geist. Das passiert meistens, wenn ich mich dafür entschuldige, dass ich ihn durch Sünde gedämpft habe. Das mache ich manchmal, weil ich denke, das war einfach nicht fair.
Dieses Vorgehen ist, wenn man so will, außerhalb der biblischen Norm. Es ist eher die innere Logik der Dreieinigkeitslehre zu Ende gedacht. Ich kann mich nicht beim Sohn oder beim Vater entschuldigen, weil sie quasi gesagt haben, dass das der Job des Dritten ist. Also wende ich mich an den Heiligen Geist.
Das ist so ein bisschen „Jürgen special“. Das muss niemand machen, das bin ich, und ich bin da etwas eigen.
Ich komme von dieser Stelle hier her. Manchmal ist es tatsächlich so, dass ich einfach die Dreieinigkeit anspreche. Gerade wenn es darum geht, Heiligungsanliegen für Geschwister vorzubringen – also wenn ich viel für Heiligung bete –, dann habe ich oft Gott als Gesamtheit im Blick.
Das mache ich, weil ich manchmal gar nicht genau weiß, wen ich da konkret ansprechen soll. Bei der Heiligung ist der Heilige Geist sehr stark involviert. Auch der Herr Jesus wirkt durch den Geist mit. Und natürlich ist der Vater ebenfalls beteiligt.
Deshalb nehme ich dann, je nach Gebet und Anliegen, eine Priorisierung vor.
Die Balance zwischen menschlichem Handeln und göttlichem Wirken im Gebet
Die Frage lautet: Nach einem Wochenende, an dem man aufgefordert wurde, irgendwie jeden Tag mehrfach zu beten, wie sorge ich dafür, dass das nicht einfach nur menschlicher Aktionismus ist, sondern dass es durch Gott in mir gewirkt wird? Ist das die Frage? Okay, gut.
Die Antwort ist für mich folgende: Alles, was du in deinem Leben wirkst, entsteht immer aus einer Mischung, die du nicht trennen kannst. Die Idee, hier gibt es etwas, was ich wirke, und dort etwas, was der Geist Gottes wirkt, ist eine Trennung, die es in der Praxis nicht gibt.
In der Theorie kann ich das mit Bibelstellen trennen, keine Frage. Zum Beispiel habe ich Stellen wie Römer 6, „Stell deine Glieder der Sünde nicht zur Verfügung“, das klingt sehr nach „Mach was“. Und dann habe ich Stellen wie 2. Timotheus 1, wo gesagt wird, dass Gott uns einen Geist der Kraft gegeben hat. Da merkst du, dass diese Trennung nur theoretisch möglich ist. In der Praxis bist du nämlich ein Geist mit Gott.
Das bedeutet Folgendes: Du bekommst die Trennung zwischen deinem Geist und dem Heiligen Geist nicht hin, wenn du versuchst, in dich hineinzuhorchen und zu fragen: „Wer inspiriert mich da eigentlich gerade? Bin ich das schon oder noch, oder ist es der Heilige Geist?“ Du kannst das nicht voneinander trennen, das muss dir ganz klar sein. Du bekommst es nicht getrennt.
Deshalb ist die Frage, die du stellst, gar nicht so wichtig. Warum? Weil du keinen Einfluss auf den Geist hast. Du hast nur Einfluss auf deinen Anteil in diesem Konglomerat aus Geistern. Das heißt: Du kannst nur eines tun. Du kannst sagen: „Ich entscheide mich jetzt.“ Selbst dass du dich entscheiden willst, ist ja schon dadurch gewirkt, dass du ein neues Herz hast. Gott hat dieses Wollen bereits in dich hineingelegt, sonst würdest du das gar nicht können.
Jetzt kommt der Moment, wo Gott sagt: „Das Wollen ist da, und ich würde dir auch gerne das Vollbringen schenken, aber jetzt musst du eine Entscheidung treffen, was du willst.“
Die praktische Aufforderung zur Mitwirkung am Heil
Wir schlagen dazu mal in Philipper Kapitel 2 nach. Dort gibt es einen Vers, der in Vers 12 beginnt und sich bis Vers 13 erstreckt: Philipper 2,12-13.
Dort steht: „Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern“, und dann folgt die Begründung: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.“ Diesen Vers muss man auswendig lernen, denn er ist einfach wunderschön.
Auf der einen Seite heißt es also: „Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern.“ Der Begriff stammt aus dem Ackerbau. Es geht darum, dass du deine Errettung nicht nur einmalig erfährst, sondern dass das, was an Errettung in deinem Leben geschieht, kultiviert werden soll. Du solltest dafür sorgen, dass du quasi jeden Tag ein Stück weit von der Sünde gerettet wirst.
Kultiviere also das, was an Errettung in deinem Leben da ist. Du merkst, dass du angesprochen bist und eine Entscheidung treffen musst.
Jetzt kommt der wichtige Punkt: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen.“ Du merkst, dass du das nicht auseinanderkriegst. Ich könnte noch weitere Stellen anführen, an denen wir immer wieder erkennen, dass wir es nicht trennen können.
Daher genieße jeden Moment, in dem du innerlich angefeuert wirst, und gib Vollgas. Vertraue gleichzeitig darauf, dass nicht du derjenige bist, der dir Kraft gibt. Egal wie viel Vollgas du dir selbst verordnest, es muss Gottes Kraft sein, die in dir wirkt. Und es wird Gottes Kraft sein, die in dir wirkt.
Hab keine Angst davor und denke nicht: „Ich könnte das aus mir heraus schaffen.“ Du bist immer eins mit Gott. Es geht nicht anders. Anders ausgedrückt: Aus dir heraus passiert ehrlich gesagt gar nichts. Wenn etwas geschieht, dann wirkt Gott schon lange, viel früher, als du dir das vorstellen kannst.
Aber was Gott nicht tut – und das ist wichtig zu verstehen – ist, dass er uns unseren Willen nimmt. Er will, dass du eine Entscheidung triffst. Diese Entscheidung wird nicht nur einmal getroffen, sondern eigentlich triffst du sie jeden Morgen, wenn du aufwachst. Du entscheidest: Willst du noch mit dem Herrn gehen oder nicht? Wird dieser Tag ein Tag für den Herrn oder für dich?
Aber hier sind wir bei einem anderen Thema. Da geht es dann um Sünde und darum, wie du deinen Tag gestaltest.
Abschluss und Ausblick
Aber wenn du an einem Punkt angekommen bist, an dem du sagst: „Hier ist das Richtige, das habe ich verstanden, das möchte ich tun“, dann brauchst du keine Angst zu haben, dass aus dir heraus etwas Falsches kommen könnte.
Denn du kannst das nur denken, weil Gott bereits in dir am Wirken ist.
Das war es für heute. Die Predigt wird in der nächsten Episode fortgesetzt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.