Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode siebzig: Jesus wird getauft.
Lasst uns heute die Ereignisse rund um die Taufe Jesu abschließen.
Die Taufe Jesu und die Stimme des Vaters
Und es geschah in jenen Tagen: Jesus kam von Nazaret in Galiläa und wurde von Johannes im Jordan getauft. Sobald er aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herabkommen.
Eine Stimme kam aus den Himmeln und sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
So heißt es bei Markus und auch bei Lukas. Bei Matthäus lesen wir in Kapitel 3, Vers 17: „Und siehe, eine Stimme kommt aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Während uns also Markus und Lukas berichten, was Jesus gehört hat, beschreibt Matthäus das Ereignis aus der Sicht der Zuhörer. Die Stimme aus dem Himmel ist somit nicht ausschließlich eine private Unterredung zwischen Vater und Sohn, sondern sehr wohl für die Ohren derer gedacht, die drumherum standen. Der Vater feiert den Sohn: „Dieser bist du, mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Schon mit zwölf Jahren wusste der Herr Jesus, dass Gott sein Vater war. Jetzt erlebt er, wie sich der Vater öffentlich zu ihm stellt. Es kann gut sein, dass er zuvor noch nie die Stimme des Vaters gehört hatte. Gottes Stimme zu hören bleibt auch im Dienst Jesu die Ausnahme. Die Evangelisten berichten nur von zwei weiteren Malen, an denen dies geschah.
Deshalb macht es tatsächlich den Eindruck, als wäre dies das erste Mal, dass der Vater hörbar zum Sohn spricht.
Der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu
Hinter Jesus liegt die Taufe, und seine Taufe war so etwas wie der Startschuss für seinen Predigtdienst, an dessen Ende seine Hinrichtung stehen sollte. Demütig hatte er sich von Johannes taufen lassen und sich eins gemacht mit Sündern. Er war aus dem Schatten herausgetreten und hatte die ersten Schritte Richtung Kreuz gemacht.
Es ist dieser Moment, den der Vater feiert: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Dieser Moment stellt ihn, wie vielleicht kein anderer, auf die Stufe mit verlorenen Menschen. Er macht es fast unmöglich, in ihm etwas Besonderes zu sehen, weil er nur einer von Tausenden ist, die sich im Jordan taufen lassen.
Das ist der Moment, den der Vater feiert, weil er so gut zum Ausdruck bringt, worum es Gott geht. Es geht eben nicht um Ruhm und Ehre, nicht darum, groß herauszukommen oder möglichst schnell möglichst viel Popularität bei den Massen zu gewinnen.
Es geht darum, Menschen zu retten, Menschen von ihren Sünden zu retten, aus ihrer Verlorenheit. Und dafür braucht es ein Opfer – ein Opfer, das die Sünde der Welt auf sich nimmt.
Die Bedeutung der Opfer im Alten und Neuen Bund
Tieropfer waren über Jahrhunderte hinweg lediglich eine Erinnerung daran, dass das Problem der Sünde noch nicht gelöst war. In Hebräer 10,4-6 heißt es: Denn es ist unmöglich, dass das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen kann. Darum spricht er, als er in die Welt kommt: Schlachtopfer und Opfergaben hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet. An Brandopfern und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen gefunden.
Merkt euch: kein Wohlgefallen.
Jetzt werden Bibelleser vielleicht einwenden, dass im Alten Bund die Opfer doch ein Muss waren. Warum fordert Gott also etwas, woran er kein Wohlgefallen hatte? Die Antwort lautet: Sie waren eine Vorstufe.
Die Tieropfer bereiteten das eine Opfer vor, das noch kommen sollte. Sie verdeutlichten das Konzept der Stellvertretung, das stellvertretende Sterben, so wie es der Messias dann am Kreuz vollenden sollte.
Ich verstehe, was am Kreuz passiert, wenn ich mich mit den Opfern des Alten Bundes beschäftige. Diese Opfer waren eine Illustration für das Kreuz, ein Ausdruck des Glaubens und insofern für den jeweiligen Moment richtig – aber eben nicht das Eigentliche.
Der Knecht des Herrn als Erfüllung der Verheißung
Im Alten Testament begegnen wir im Buch Jesaja dem Bild des Knechts des Herrn. Jesaja 42,1 lautet: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.“
Erkennen wir hier die Parallele? Es wird von einem gesprochen, auf den Gott seinen Geist gelegt hat, einem mit einem besonderen Auftrag, einem, an dem Gott selbst Wohlgefallen gefunden hat.
Wenn wir die Stimme Gottes aus dem Himmel hören, wie sie nach der Erfüllung Jesu mit dem Heiligen Geist sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“, dann sehen wir die Erfüllung dieses Jesaja-Textes.
Ein Auserwählter wird kommen, einer, der ganz anders sein wird, weil Gottes Wohlgefallen, Gottes Geist und Gottes Auftrag auf ihm ruhen. Er wird Gottes Recht, also Gottes Herrschaft, zu allen Menschen bringen. Er wird einen neuen Bund mit dem Volk Israel aufrichten und die Heiden erleuchten.
Er wird zur Rettung für alle, die als Gefangene der Sünde in geistlicher Dunkelheit sitzen. Derjenige, auf dem das Wohlgefallen des Vaters liegt, wird andere gewinnen und sie befähigen.
Geistliche Opfer im neuen Bund
Solche Brandopfer und Schlachtopfer sind Bildsprache des Alten Testaments. Natürlich bringen wir heute keine Brand- und Schlachtopfer mehr. Stattdessen bringen wir geistliche Schlachtopfer.
Als solches ist das Beste, was wir bringen können, unser Leben als Ganzes. So formuliert es Paulus im Römerbrief 12, Vers 1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Wir bringen also geistliche Schlachtopfer, unser Leben als Opfer. Dabei wird der neue Bund vorausgeahnt, aber mit der Terminologie des alten Bundes beschrieben. Bei Jesaja wird Folgendes formuliert: „Die – und gemeint sind die Gläubigen des neuen Bundes – werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Bethaus. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen mir ein Wohlgefallen sein auf meinem Altar.“
Hier wird in der Sprache des alten Bundes etwas ausgedrückt, das im neuen Bund Realität wird. Wir bringen Gott Opfer, die ihm gefallen. Wir folgen dem, an dem der Vater Wohlgefallen hat. Und weil wir Jünger Jesu sind, erlaubt es uns der Vater, solche Opfer zu bringen, an denen er Wohlgefallen hat.
Die Bedeutung der väterlichen Ermutigung
Lasst uns einen abschließenden Gedanken zu diesem Text hinzufügen. Der Vater lobt den Sohn vor den Menschen, die um ihn herumstehen. Er tut das, weil er ein guter Vater ist, der seinen Sohn ermutigen und als den Geliebten hervorheben möchte.
Ich denke, wir können als Väter von diesem himmlischen Vater lernen, wie wichtig es ist, unsere Kinder zu feiern.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich daran freuen, dass Gott an dir und deinen Opfern Wohlgefallen gefunden hat.
Das war es für heute. Wenn du Fehler im Podcast findest, melde dich bitte bei mir.
Ein Hinweis: Wenn du meine theologische Position nicht teilst, ist das noch kein Fehler.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.