Die Bestimmung des Menschen als Ebenbild Gottes
Es geht um das Thema Mensch-Christus-Ähnlichkeit. Wer ist Christus, der Mensch, und wer sind wir als Menschen? Das ist auch das Thema für den letzten Abend. Wie heißt es eigentlich? „Jesus, hier darfst du sein.“ Ja, das ist nicht schlecht. Aber es macht nichts.
Wir haben in den letzten Tagen viel darüber geredet: Es ist die Bestimmung des Menschen, Ebenbild Gottes zu sein. Und eines muss uns dabei auch bewusst sein: Diese Bestimmung wird kein Mensch los. Du kannst als Atheist versuchen, dieser Bestimmung davonzulaufen oder sie zu verleugnen, aber du wirst sie niemals los.
Eine Bestimmung kannst du nicht loswerden. Wir sind bestimmt, dem Ebenbild Gottes ähnlich zu sein. Es ist die Beziehung mit dem Schöpfer, zu der der Mensch geschaffen ist.
Paulus nennt diese Beziehung ein Geheimnis. Wir haben schon einmal diesen Vers zitiert. In Kolosser 1 sagt Paulus: „Das ist ein Geheimnis, es ist Christus, der in euch lebt, und ihr habt Anteil an seiner Gegenwart und an seiner Herrlichkeit.“ Das ist das Geheimnis.
Dann sagt er in Kolosser 1, Vers 29: „Für dieses Ziel setze ich mich mit meiner ganzen Kraft ein, indem ich mich auf die mächtige Kraft von Christus verlasse, die in mir wirkt.“
Die Kraft, aus der wir leben, ist nicht unsere eigene. Es ist die Kraft Christi, es ist die Kraft Gottes.
Die praktische Erfahrung der Christusähnlichkeit
Jetzt stellt sich die Frage: Oft liest man Verse, die man lesen soll, doch sie klingen, wie ich schon gesagt habe, oft sehr theoretisch. Zum Beispiel „Christus in mir“ oder „Ich mit ihm leben“ – ähnlich wie eine Formel. Aber wie sieht das wirklich im Leben aus?
Ich kann mich erinnern, vor ein paar Jahren bin ich sehr regelmäßig mit Iso spazieren gegangen. Das habe ich einfach deshalb begonnen, weil ich beim Spazierengehen gut konzentriert sein kann. Wenn ich in den Wald gehe oder auf meine Berge, kann ich einfach gut mit dem Herrn reden.
Übrigens hat mir sehr gefallen, was auch gestern Walter Nitsch gesagt hat – falls er noch so heißt. Er meinte: Ein Mensch, der nie alleine ist, wird einsam. Und wenn du alleine sein kannst, wirst du nicht einsam sein. Es ist ganz wesentlich, diese Zeiten alleine mit dem Herrn zu verbringen, in denen du mit ihm redest und auch mit deiner eigenen Seele, mit dir selbst.
„Was bist du so unruhig in mir, meine Seele?“ – rede mit dir und rede mit ihm. Wenn wir das tun, ist das ein Teil der Beziehung, in der wir mit Jesus stehen.
Auf jeden Fall, als ich so spazieren ging mit ihm, habe ich festgestellt, dass ich ziemlich unzufrieden war. Das ist schon ein paar Jahre her, und ich bin heute immer noch manchmal unzufrieden. Aber ich habe mir das aufgeschrieben.
Es war nämlich so: Ich habe Bergführerkollegen, die etwas mehr Zeit haben als ich. Sie haben viel mehr Zeit zum Trainieren und für Klettertouren, während ich diese Zeit nicht finde. Ich wünschte mir, die Tour wäre so super, ich würde sie gerne machen, aber mir fehlt die Zeit zum Trainieren. Für gewisse Touren muss man trainieren, sonst kann man sie nicht machen.
Dann habe ich gedacht, das wäre super, das würde ich gerne mit Nal tun. Ich habe auf meinen Terminkalender für dieses Jahr geschaut und mir gedacht, das sieht nicht gut aus. Ich bin ja selbst schuld, ich habe mich selbst zugeplant mit unseren Freizeiten am Dauernhof, mit meinen Reisediensten. Und ihr seht, es bleibt nie genug Zeit zum Trainieren, damit ich die Tour machen kann, die ich gerne möchte.
Die Gedanken begannen sich zu drehen: „Aber ich habe mir das doch verdient, das steht mir zu, ich habe ein Recht darauf, diese Tour zu machen.“ So habe ich gehadert und das auch Gott gesagt beim Spaziergehen.
Die Herausforderung der Nachfolge und das Ringen um Christusähnlichkeit
Dann hat Jesus mir wieder eine Frage gestellt. Er sagte zu mir: „Hans Peter, bist du bereit, Jesus ähnlich zu werden? Ist es wirklich dein Wunsch, mir ähnlicher zu werden?“
Ich habe darüber nachgedacht und mit der Antwort wirklich gerungen. Denn ich wusste genau, was ich wollte. Ich möchte gerne angesehen sein, einen guten Ruf genießen – unter Bergführern, von mir aus auch in Predigerkreisen, Bekannten und so weiter. Das war mein Wunsch.
In diesem Moment erinnerte mich Gott auf diesem Spaziergang durch seinen Geist daran, was Jesus wollte und was ihn angetrieben hat. Er führte meine Gedanken zu Jesaja 53. Dort lesen wir über Jesus: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, das wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann, der Schmerzen und mit Leiden vertraut war, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.“
Dann stellte mir Gott noch einmal die Frage: „Hans Peter, willst du wirklich so werden wie Jesus?“ Das ist eine harte Frage, die an die Substanz geht.
Während ich um eine Antwort rang, wurde mir etwas sehr deutlich. Wenn ich mich entscheide, nicht so zu sein wie Jesus, ihm nicht ähnlich zu werden, dann bleibt mir nur ein anderer Weg – der Weg des Egoismus und der Selbstgefälligkeit.
Wenn du Jesus in irgendeinem Bereich deines Lebens ablehnst, dann habe ich eine Frage an dich: Wen nimmst du dann an? Was ist die Alternative? Heute Morgen haben wir über Rechte gesprochen. Wenn du sagst: „Ich habe Angst, mein ganzes Leben Jesus zu geben“, dann habe ich eine Frage an dich: Wenn du es ihm nicht gibst, wem gibst du es dann? Gib mir eine Alternative!
Das wurde mir bewusst, und so habe ich Jesus neu erkannt. Ich sagte: „Ja, Herr Jesus, ich will so werden wie du, aber ich kann es nicht allein. Ich brauche dich. Leite du mein Denken, mein Reden, mein Handeln. Mache mich dir ähnlich.“
Die Kraftquelle für das Leben in Christus
Das Problem bei dieser Sache war, dass ich viele Jahre lang dachte, ich müsse mich selbst anstrengen, um möglichst Jesus ähnlich zu werden. Das hat mich fast zerstört. Erinnert euch an den Satz, den mir Meyer Thomas gesagt hat: „Christsein ist nicht leicht, es ist auch nicht schwer, es ist unmöglich.“
An einem Punkt, nach einem längeren Prozess, habe ich erkannt: Wenn Jesus von mir verlangt, ihm ähnlich zu werden, dann muss er mir auch dieselbe Kraftquelle geben, die er hatte, damit ich genauso leben kann wie er.
Das heißt, wenn Jesus jetzt sagen würde: „Weißt du was, Hans-Peter, ich bin der Sohn Gottes und als Mensch tue ich nichts aus eigener Kraft. Ich tue nur, was ich den Vater tun sehe. Ich handle nur aus der Kraft Gottes, so lebe ich. Und jetzt, Hans-Peter, du kleiner Zwerg von der Straße, versuch genau dasselbe wie ich. Gratuliere, versuch’s hart.“ So habe ich das ein bisschen gesehen.
Das wäre so ähnlich, als wenn wir zu Hause, wie gesagt, relativ viel Schnee in den Bergen haben – nicht jeden Winter, aber in vielen. Wir haben eine Frühstückspension und einen großen Parkplatz. Wenn ich den Parkplatz mit der Hand räumen müsste, wäre das eine Katastrophe. Der Parkplatz ist zu groß und es liegt zu viel Schnee.
Was ich dann tue: Ich hole den Traktor von meinem Schwager. Wenn du mal heiratest – am besten eine Bäuerin – dann ist der Traktor praktisch gratis dabei. Motorsäge auch. So hole ich mir den Traktor von meinem Schwager. Er hat so ein richtig großes Gerät, einen 100-PS-Traktor mit Riesenschaufel.
Dann sage ich zu meinem Sohn Lukas, der schon über zwanzig ist: „Jetzt schau genau zu, wie ich den Parkplatz räume. Die nächsten drei Wochen bin ich auf Reisedienst. In dieser Zeit bist du verantwortlich, dass der Parkplatz genauso schön geräumt ist wie jetzt.“ Dann räume ich den Parkplatz mit dem 100-PS-Traktor. Meistens brauche ich dafür eine gute halbe Stunde und räume den ganzen Parkplatz frei. Lukas schaut zu und sagt „Aha.“
Nachdem ich fertig bin, gebe ich den Traktor meinem Schwager zurück. Dann hole ich eine kleine Holzschaufel, drücke sie Lukas in die Hand und sage: „Wenn du mich wirklich liebst, wirst du den Parkplatz genauso sauber räumen wie ich – bis in drei Wochen. Gott segne dich!“
Wisst ihr was? Wenn ich das täte und ihn noch dazu mit Liebe motiviere, wäre das eine tiefe Gemeinheit. Wenn ich von Lukas verlange, was ich getan habe, muss ich ihm auch dieselben Gerätschaften zur Verfügung stellen, die ich hatte.
Aber wisst ihr was? So leben viele Christen. Jesus hat gesagt: „Ich habe nichts aus eigener Kraft getan, nichts. Ich tue alles aus der Kraft Gottes.“ Und er sagt: „So wie ich gedient habe, so sollt auch ihr dienen. Ihr sollt in meinen Fußstapfen gehen.“
Wir glauben aber, wir müssten jetzt mit der Aluminiumschaufel die Welt retten und dasselbe tun wie er. Deshalb kommen viele Christen zum Burnout, werden depressiv und wenden sich vom Glauben ab. Aber Jesus würde so etwas nie tun. Das ist ja eine Gemeinheit.
Wenn Jesus von dir verlangt, dasselbe zu tun, was er getan hat, wird er dir auch dieselben Mittel zur Verfügung stellen, die er hatte. Und das hat er getan, nämlich sich selbst.
Er sagt: „Ich werde zu euch kommen und in und durch euch das tun, was ihr nicht könnt.“ Das ist das Evangelium, die gute Botschaft.
Es ist mir ein Rätsel, wie ich jemals glauben konnte, dass ich aus meiner menschlichen Kraft versuchen muss, das zu tun, was nur Jesus kann.
Die Quelle des Lebens in Christus
Gäste fragen mich ziemlich oft – heute zum Beispiel hat Andreas einen großartigen Vortrag für die Männer gehalten. Er erzählte, dass er seit zwölf Jahren hier auf der La Höhe ist. Nun, ich bin bereits 24 Jahre am Dauernhof, also doppelt so lange wie er. Jedes Jahr begrüßen wir hier etwa zweitausend Gäste und Studenten. Das sind zwar nicht so viele wie hier, aber es ist sehr intensiv.
Nach 24 Jahren fragen mich Gäste oft: „Hans-Peter, wie schaffst du es, immer frisch und lebendig zu bleiben bei dem ständigen Strom von Gästen, Tag für Tag, 24 Jahre lang, immer dasselbe?“ Vor zwei Wochen, bei einer Skifreizeit, stand eine ältere Frau auf, als ich diese Frage stellte, und sagte: „Weißt du was, Hans-Peter, ich weiß, warum du das kannst.“ Dann erzählte sie eine Geschichte.
Es war einmal ein Brunnen in einer Stadt, der Tag und Nacht, jahrzehntelang frisches Wasser sprudeln ließ. Ein Besucher fragte den Brunnen, wie er es schafft, immer frisches Wasser zu geben. Der Brunnen antwortete: „Das ist ganz einfach, ich bin nur der Brunnen, ich bin nicht die Quelle.“ Das ist ganz entscheidend, Freunde: Ich bin nur der Brunnen, ich bin nicht die Quelle. Ich muss nichts selbst produzieren.
Zum Beispiel bin ich an diesem Wochenende bei euch. Ich erzähle euch von Jesus, von meinem Leben. Heute fahre ich nach Hause. Was ihr daraus macht, ist nicht meine Verantwortung. Ich genieße zu Hause die Ruhe, morgen werde ich eine Skitour machen, mit meiner Frau einen Kaffee trinken, und übermorgen werde ich wieder am Dauernhof weitermachen. Das ist sehr entspannend.
Jesus hat zu der Frau am Brunnen gesagt – und da wir gerade über Brunnen reden – in Johannes 4, Verse 13 und 14: Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, die ins ewige Leben quillt.“
Christus in uns ist die Quelle, die lebt und besteht in Ewigkeit. Darum müssen wir nicht müde werden. Das ist die gute Botschaft – das ist das Evangelium.
Persönliche Erfahrungen mit Christusähnlichkeit
Die Frage ist nun auch: Wie erlebe ich persönlich diese Christusähnlichkeit?
Ich muss euch da etwas eingestehen. Ich fühle mich als Person extrem selten geistlich, wenn ihr wisst, was ich damit meine. Ich fühle mich ganz selten irgendwie erhaben, geistlich oder so obendrauf mit meinem Christsein.
Ich muss auch ehrlich zugeben: Wenn mir etwas bewusst ist, wenn ich jetzt die Frucht des Geistes anschaue – Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte, Treue – dann ist mir in meinem Leben vor allem der Mangel an Liebe, Friede, Geduld und Freundlichkeit bewusst. Das ist mir regelmäßig klar.
Ich habe mir noch nie Kopfschmerzen darüber gemacht und gesagt: Ich habe einfach zu viel Liebe, irgendwie muss ich das ein bisschen ändern. Ich habe zu viel Geduld. Also das habe ich nie erlebt. Das Einzige, was ich für mich merke, ist der Mangel dieser Dinge.
Aber wisst ihr, was mich fasziniert? Leute kommen – das ist gar nicht mal so selten, sogar hier an diesem Wochenende – und bedanken sich bei mir, dass ich so geduldig mit ihnen war. Und ich denke mir: Boah, Halleluja! Also das überrascht mich jetzt. Ich sage es nicht, aber ich denke es mir. Menschen sagen: Es hat so gutgetan, deine Liebe des Christus zu sehen. Und ich denke mir: Hilfe! Also alles, was ich merke, ist mein Mangel an Liebe.
Aber wisst ihr, was das Schöne dabei ist? Du wirst selbst die Frucht des Geistes kaum erleben, und das musst du auch nicht.
Vor Jahren – der ist inzwischen gestorben – der Billy Strachan, ein Schotte, hat zu mir gesagt: „Hans-Peter, ich hoffe, du fühlst dich nie geistlich, denn wenn du dich geistlich fühlst, dann wirst du ein stolzer Mensch.“ Und er hat wahrscheinlich Recht.
Ich fühle mich einfach als Hans-Peter Reuer mit seinen Macken. Und doch sehen Menschen etwas in mir, das nur Christus tun kann. Meine einzige Erklärung: Ich bin an meiner größten Schwäche. Wenn das die größte Schwäche war, vielleicht gibt es noch eine andere, die ich gar nicht kenne, aber der ich bewusst bin, dann ist es meine Ungeduld. Ich bin ein extrem ungeduldiger Mensch.
Sie können meine Frau fragen, meine Kinder und so weiter. Und doch kann Jesus etwas tun, wo Menschen sagen: „Deine Geduld ist gewaltig.“
Und wisst ihr, das ist völlig okay – aus einem Grund: Jesus sagt einmal in Johannes 15: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Ich bin jetzt kein Weinbauer, darum will ich das Gleichnis abwandeln. Wir haben Apfelbäume bei uns am Dauernhof. Und ich wandle das Beispiel jetzt ab: Es ist genau dasselbe, wo Jesus sagt: „Ich bin der Baumstamm, ihr seid die Äste. Wenn du als Ast in mir bleibst und ich in dir, dann bringst du viel Frucht; denn ohne mich kannst du nichts tun.“
Das heißt, womit soll der Ast sich beschäftigen? Du kannst mal einen Apfelbaum anschauen. Der steht nicht im Garten und wartet darauf, dass die roten Äpfel einfach rausfallen. Einer ist da, super, der zweite nicht. Nein, der Ast ist nur damit beschäftigt – ich sage es jetzt mal so – am Baumstamm zu bleiben.
Wenn der Ast am Baumstamm bleibt, dann kann der Saft vom Baumstamm durch den Ast fließen und surprise, surprise: Da gibt es Äpfel. Aber der Ast schaut nicht auf die Äpfel, der Ast schaut auf den Baumstamm.
Und das ist für mich ein Bild, das mich schon seit vielen, vielen Jahren begleitet: Mein Leben mit Christus soll daraus bestehen, dass ich auf Jesus schaue, mit ihm lebe, in ihm bleibe, auf ihn achte, auf seine Worte, auf seinen Heiligen Geist.
Und dann kommen Früchte heraus, die sehe ich vielleicht gar nicht, aber andere sehen sie.
Die Herausforderung des Glaubens und das Leben im Jetzt
Freunde, es ist sehr entspannend, wenn der Teufel dich nicht mit anderen Dingen überreden kann, dich aber dazu bringt, deinen eigenen Glauben ständig zu hinterfragen. Fragst du dich: Glaube ich genug? Bin ich im Glauben? Das ist, als würdest du ein Samenkorn einpflanzen und jeden Tag nachsehen, ob es schon gesprossen ist. So kann es nicht gedeihen.
Wie erlebe ich als Ast nun das Leben Christi in mir? Das kann ich ehrlich sagen: Ich erlebe das Leben Jesu in mir darin, dass ich oft einen inneren Frieden habe – gerade in den größten Anfechtungen meines Lebens. Äußerlich betrachtet läuft es manchmal überhaupt nicht gut, und trotzdem habe ich diesen Frieden.
Ich empfinde eine Gelassenheit, nicht immer, aber immer wieder, selbst in der Hektik des Alltags. Ich fühle eine Geborgenheit, auch dort, wo ich angefochten bin. Und ich habe meinen Glauben, selbst in meinen größten Zweifeln. So erlebe ich das Leben als Ast, der zu Jesus gehört.
Der lebenslange Prozess der Verwandlung
Und noch ein letzter Gedanke, dann bin ich fertig: Jesus ähnlich zu werden geschieht nie über Nacht, nicht in einer Woche, nicht in einem Jahr und auch nicht in fünfzig Jahren. Es dauert bis zum Lebensende, bis du im Sarg liegst. Es ist ein ständiger Prozess, der jeden Tag aufs Neue beginnt.
Ich möchte euch bitten, mit mir in Zweiter Korinther 3,18 nachzuschlagen. Dort schreibt der Apostel Paulus:
„Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an. Und wir werden so verwandelt in dasselbe Bild, von einer Herrlichkeit zur anderen, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
Paulus sagt, dass wir alle mit offenem Blick den Charakter und die Person Jesu betrachten – die Herrlichkeit des Herrn. Indem wir das tun – hier müsste ich ein Wort besonders betonen – werden wir verwandelt. Es steht nicht da, dass wir am Tag unserer Wiedergeburt verwandelt worden sind. Auch steht nicht, dass wir erst beim zweiten Kommen Jesu verwandelt werden. Sondern es heißt im Präsens: Wir werden jetzt so verwandelt, und zwar von einer Herrlichkeit zur anderen.
Das ist ein Prozess, der ein ganzes Leben dauert. Und genau das nennt man Christsein: ein Leben lang mit Jesus leben, sich in den Charakter und das Wesen Jesu verwandeln, von einer Herrlichkeit zur anderen.
Das lohnt sich, Freunde! Es ist ein spannendes Leben, jeden Tag aufs Neue. In einem meiner Lieblingsverse heißt es: Deine Liebe, deine Barmherzigkeit ist jeden Tag neu. Lebe nie mit der Liebe von gestern, sondern immer mit der von heute.
Erinnert euch: Seid ihr wach? Lebst du jetzt in der Gegenwart und im Bewusstsein, dass Gott hier ist? Bist du wach oder schläfst du? Dieses bewusste Wahrnehmen seines Wirkens und seiner Liebe ist so wichtig. Denn wisst ihr, der einzige Moment, den du wirklich hast, ist jetzt. Sonst hast du keinen. Gestern ist vorbei, und morgen weißt du gar nicht, ob es noch kommt. Das Einzige, was du hast, ist jetzt.
Und mit Jesus leben kannst du nur im Jetzt. Darum sei wach, erkenne, dass Gott gegenwärtig ist, Christus in dir lebt und sein Werk tut. Ich weiß nicht wie, aber er tut es. Und das ist spannend.
Schlussgebet und Segenswunsch
So möchte ich noch beten, lieber himmlischer Vater: Ich danke dir so sehr, dass ein Leben mit dir nicht nur ein theoretisches Glaubensgebäude ist, an das wir glauben – mit einem „vielleicht“ –, sondern dass dein Leben in uns etwas bewirkt.
Oft ist es für uns nicht sichtbar, wir wissen nicht wie, und doch ist es real. Andere Menschen entdecken die Christusähnlichkeit nicht, weil wir so super wären oder uns so anstrengen, sondern weil wir auf dich schauen und dein Geist in uns etwas bewirkt, das nur du tun kannst.
Wir können es nicht machen, wir müssen es nicht machen und brauchen es auch nicht zu tun. Wir dürfen einfach auf dich schauen, mit dir leben, mit dir rechnen, wach sein und uns deiner Gegenwart bewusst sein. Dabei sollen wir dir Freiraum geben und dir nicht im Weg stehen, damit du das tun kannst, was nur du tun kannst.
Das ist so entspannend, weil wir es nicht tun müssen, und zugleich so spannend, weil du es tust. Es ist so schön, Herr, in diesem Leben in dieser Spannung zu leben – zwischen Entspannung und Spannung. Ich danke dir dafür.
Danke, Vater, dass es deine Welt ist, die du geschaffen hast, dass du der Retter der Welt bist und nicht ich. Danke, dass du dein Werk tust, auch in und durch uns. So segne uns, Herr, in deiner Liebe, wie du es immer tust. Mögen wir uns dessen bewusst sein und wach bleiben gegenüber deiner Gegenwart.
Danke für die vielen lieben jungen Leute, die an diesem Wochenende hier sind. Danke, dass du sie berufen hast. Du wirst Dinge in ihrem Leben tun, von denen sie nie geträumt hätten, weil du der lebendige Herr bist. Du wirst durch sie vergeben, wo sie selbst nicht vergeben könnten. Du wirst lieben, wo wir nicht lieben können. Du wirst nachgehen, wo wir es niemals tun würden. Und du wirst Türen öffnen, die wir niemals öffnen könnten.
Dafür danken wir dir. Gebrauche uns nach deinem Willen, denn dein Wille ist der beste. Danke, Herr, für dein Dasein. Amen.