Einführung in die Situation von Abraham und Sarah
Ja, wir besuchen heute Abend noch einmal Abraham und Sarah. Unter der Überschrift „Gott kommt zu Besuch – Nachhilfestunde oder Nachhilfeunterricht im Haus Abrahams“ wollen wir uns mit ihrer Geschichte beschäftigen. Ich habe noch einmal das Foto von den beiden mitgebracht, das ihr schon kennt. Wir wollen uns anschauen, wie Gott bei den beiden Seelsorge leistet.
Mich bewegt es sehr, wenn ich Kapitel 18 im ersten Buch Mose lese, wie Gott diesem altgewordenen Ehepaar auf die Sprünge hilft. Dabei stellen wir uns wieder einige Fragen, wie wir es sonst auch immer tun: Wir betrachten den Hintergrund und die Vorgeschichte der Situation, fragen uns, welche Probleme Abraham und Sarah haben, wie Gott vorgeht, wie er die Herzen erreicht, wie er den Fall löst und was wir daraus lernen können.
Nun, wir wollen uns das ansehen. Wir kennen ja schon die Vorgeschichte, die wir über Abraham und Sarah hatten. Sarah war die Halbschwester und Ehefrau Abrams. Sie kam, genauso wie Abram, aus Ur in Chaldäa und war mit ihm nach Kanaan gereist – über den Umweg nach Haran. Als Abram fünfundsiebzig Jahre alt war und Sarah fünfundsechzig, reisten sie nach Kanaan.
Zu dem Zeitpunkt, den wir heute Abend betrachten, nämlich in Kapitel 18, waren sie bereits vor 24 Jahren mit ihrem Mann in Ägypten gewesen. Das hatten wir uns ja gestern angesehen. Von dort hatten sie die Magd Hagar mitgebracht. Da Sarah keine Kinder bekam, gab sie diese Magd Abraham zur Frau. Sie hoffte, dass wenn von Hagar ein Sohn geboren würde, dieser praktisch ihr zugerechnet würde und damit zum Erben werden könnte.
Die schwierige Beziehung und die Probleme im Haus Abrahams
Es gab Schwierigkeiten mit der Magd Hagar. Als sie schwanger war, wurde sie stolz und erhob sich gegen Sarah. Daraufhin reagierte Sarah heftig, beschwerte sich bei ihrem Mann Abraham. Abraham sagte zu ihr: „Tu, was du mit ihr möchtest, sie ist in deiner Hand.“
Sarah bedrückte daraufhin Hagar so sehr, dass diese floh. Doch Gott sprach zu Hagar und schickte sie zurück mit der Aufforderung: „Demütige dich unter die Hand deiner Herrin Sarah.“ Aus dieser Verbindung zwischen Abraham und Hagar wurde Ismael geboren. Daraus entstanden jedoch auch Probleme zwischen den beiden.
Offensichtlich war Sarah enttäuscht von ihrem Mann. Das, was vor 24 Jahren in Ägypten geschehen war, hatte Abraham zur Tagesordnung gemacht. Er hatte die Angelegenheit nicht mit seiner Frau geklärt, sich nicht bei ihr entschuldigt und nicht um Vergebung gebeten. Umgekehrt hatte auch Sarah nicht dagegen Widerstand geleistet. Es wird nirgends berichtet, dass sie sich dagegen gesträubt hätte.
Außerdem war Sarah frustriert über Hagar, die ägyptische Magd, besonders nachdem Ismael geboren war. Ismael wuchs heran, und es schien, als würden Hagar und Ismael darauf spekulieren, das Erbe anzutreten. Aus den Bemerkungen lässt sich schließen, dass Sarah und Abraham offensichtlich keine sexuelle Beziehung mehr hatten. Sie lebten praktisch nebeneinander her. Die Liebe war erkaltet, und die Ehe war zu einer Zweckgemeinschaft geworden.
Inzwischen war Sarah neunundachtzig Jahre alt und hatte sich offenbar damit abgefunden, kinderlos zu bleiben. Die Schrift sagt, dass es aufgehört hatte, ihr „nach der Weise der Frauen zu gehen“, was bedeutet, dass sie die Wechseljahre längst hinter sich hatte. Ein Kind war nicht mehr möglich.
Nicht nur Sarah war enttäuscht, auch Abraham war enttäuscht von Gott. Er fragte sich, wo die Verheißung blieb. Als Gott ihm dann begegnete und ankündigte, dass er in einem Jahr wiederkommen würde und Sarah einen Sohn haben würde, entgegnete Abraham: „Nimm doch den, der da ist, das klappt doch so nicht mehr. Mein eigentlicher Erbe wird wahrscheinlich mein Knecht Elieser von Damaskus sein.“
Doch Gott antwortete: „Nein, du wirst einen Sohn von Sarah bekommen.“
Die Sprachlosigkeit zwischen Abraham und Sarah
Was hätte Abraham dann tun müssen, als Gott sagte: „Du wirst einen Sohn von Sarah bekommen“? Nun, er hätte zumindest zu seiner Frau gehen und sagen müssen: „Schatz, wir müssen es noch einmal versuchen.“ Aber Abraham traute sich nicht, mit Sarah zu sprechen. Wie sollte Gott es dann schaffen, dass der Nachkomme geboren wird, wenn die beiden nicht mehr zueinanderfinden?
Ich weiß nicht, ob sie getrennte Schlafzimmer oder getrennte Zelte hatten. Es sieht alles danach aus, als ob es nur noch eine Vernunftehe gewesen wäre. Wie kann Gott es schaffen, diese beiden wieder zueinanderzubringen?
Manchmal begegnet man in der Eheseelsorge solchen Paaren. Vor einigen Jahren kam nach einem Vortrag eine ältere Schwester zu mir. Sie war 82 Jahre alt und beschwerte sich über ihren Ehemann, der 84 war. Normalerweise sollte man meinen, dass man in diesem Alter abgeklärt wäre.
Ich sagte ihr: „Beschwer dich nicht über deinen Mann. Bring ihn morgen Abend mit, dann können wir zusammen miteinander reden.“ Sie brachte ihn tatsächlich am nächsten Abend mit. Nach der Stunde setzten wir uns in den Nebenraum, und ich fragte, was los sei. Dann begann die verbale Kissenschlacht.
Dass sie sich nicht in die Haare gerieten, lag wahrscheinlich daran, dass sie beide nicht mehr viel Kraft hatten. Sie beschuldigten sich gegenseitig und sagten, sie seien jetzt 52 Jahre verheiratet und hätten seit dreißig Jahren Krieg in der Ehe. Aber die Kinder hätten nichts gemerkt. Auch in der Gemeinde hätte man nichts bemerkt.
Sie hatten es wohl gelernt, scheinheilig immer fromm zu wirken. Aber es war schon heftig, wie die beiden miteinander umgingen. Dann fragte ich sie, warum sie denn überhaupt geheiratet hätten.
Er antwortete: „Damals war in der Jugendstunde kein anderes Mädchen in meiner Preisklasse.“ Das war ein Kompliment, das ich auch noch nicht gehört hatte. Ich fragte sie, warum sie ihn geheiratet habe. Sie sagte: „Meine Mutter meinte, das wäre der Richtige.“
Was soll man da raten? Manchmal kribbelt es mir dann in den Fingern, ihnen an den Ohren zu ziehen oder Ähnliches. Da leben Menschen nebeneinander her, aber Liebe ist nicht mehr da. Eine Ehe kann man das eigentlich auch nicht nennen – eher eine Lebensgemeinschaft.
Ich weiß nicht, wie es im Haus von Abraham und Sarah zuging. Sie scheinen miteinander kommuniziert zu haben, aber von einer echten Ehe war wohl wenig zu spüren.
Gottes Besuch bei Abraham – eine neue Chance
Wie kann Gott es schaffen, dass die beiden wieder zueinanderfinden? Gott hatte Abraham gesagt: „Ich komme in einem Jahr wieder, und dann wird Sarah einen Sohn haben.“ Wer richtig rechnen kann, weiß: Abraham hat drei Monate Zeit.
Was passiert in diesen drei Monaten? Abraham zieht in Richtung Philisterkönig und macht dasselbe, was er schon in Ägypten getan hatte: Er sagt, seine Frau sei seine Schwester. Das fördert natürlich überhaupt nicht, dass die beiden zueinanderfinden.
Nun lesen wir 1. Mose 18,1-15:
Und der Herr erschien Abraham bei den Terebinthen von Mamre, als er bei der Hitze des Tages am Eingang seines Zeltes saß. Er erhob seine Augen und sah, und siehe, drei Männer standen vor ihm. Sobald er sie sah, lief er vom Eingang des Zeltes ihnen entgegen, verneigte sich zur Erde und sagte: „Herr, wenn ich denn Gnade oder Gunst gefunden habe in deinen Augen, so gehe das nicht an deinem Knecht vorüber. Dann hole doch ein wenig Wasser, dass ihr eure Füße wascht und ruht euch aus unter dem Baum. Ich will indessen ein wenig Brot holen, dass ihr euer Herz stärkt; danach mögt ihr weitergehen. Wozu wärt ihr sonst bei eurem Knecht vorbeigekommen?“
Sie sprachen: „Tu so, wie du geredet hast.“
Da eilte Abraham ins Zelt zu Sarah und sagte: „Nimm schnell drei Maß Mehl, Weizengrieß, knete es und mache Kuchen!“
Abraham lief zu den Rindern, nahm ein Kalb, zart und gut, und gab es dem Knecht. Dieser beeilte sich, es zuzubereiten. Er holte Rahm und Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor. Abraham stand vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.
Gottes Geduld und die Bedeutung der Gastfreundschaft
Zunächst einmal so weit: Gott hat vor, die Ehe von Abraham und Sarah wieder in Ordnung zu bringen. Ich finde es bezeichnend, dass Gott in diesem Punkt nicht vom Himmel aus ein Donnerwetter losschickt und laut ruft: „Abraham, Abraham!“ Diesen Ruf kannte Abraham ja bereits. Gott hätte mit ihm schimpfen können: „Willst du jetzt endlich gehorsam sein?“ Stattdessen kommt Gott zu Besuch. Das finde ich sehr bezeichnend.
Gott hatte sein Versprechen bereits in einem vorherigen Kapitel erneuert. Abraham hätte im Grunde zu seiner Frau gehen müssen, doch er traut sich nicht. Es scheint, als zweifle Abraham an der Verheißung Gottes. Immerhin sprach alles dagegen: Er war neunzig Jahre alt, seine Frau achtundachtzig, und Ismael war bereits dreizehn Jahre alt.
Wir haben gelesen, dass Abraham jetzt vor seinem Zelt sitzt. Bei so einem Wetter wie heute kann man sich das gut vorstellen: Bei der Hitze des Tages sitzt er unter den Bäumen von Mamre, etwas im Schatten, und ruht aus. Wie sagt ein Sprichwort: Nur an einer stillen Stelle legt Gott seinen Anker an. Das kennen wir wahrscheinlich auch. Man kann nicht erwarten, dass Gott tief mit einem redet, wenn man in Hektik und Eile ist.
Das ist der Vorteil, wenn man hier etwas Urlaub macht, zum Beispiel in Zavelstein: Man hat Ruhe, um über das Wort Gottes nachzudenken. Und dann kommt Gott mit zwei Engeln zu Besuch.
Stell dir einmal vor, Gott würde zu dir zu Besuch kommen. Du sitzt zuhause im Fernsehsessel, hast ein gutes Buch zur Hand. Plötzlich klingelt es, und Gott steht vor der Tür: „Darf ich reinkommen?“ Ich weiß nicht, wer von euch das Büchlein von William Macdonald kennt, „Als Jesus in mein Haus kam“. Darin stellt sich William Macdonald vor, Gott käme bei ihm zu Besuch. Er ist sehr verlegen, denn wenn er gewusst hätte, dass Gott kommt, hätte er vorher noch aufgeräumt.
Natürlich muss er höflich sein und lässt Gott herein. Gott fragt: „Darf ich ins Wohnzimmer kommen?“ „Ja, natürlich.“ Während sie ins Wohnzimmer gehen, fällt ihm plötzlich ein, dass er noch die Einkommenssteuerliste da liegen hat. „Herr Jesus, es ist noch nicht die letzte Version, ich bin gerade noch dabei.“ So schildert William Macdonald, wie er mit Gott durch seine Wohnung geht. Gott ist dabei so unhöflich, dass er sogar in die zweite Reihe im Bücherschrank schaut. William Macdonald merkt, wie Gott gerade in der Fernsehzeitung blättert und sieht, was er angekreuzt hat, was er sehen wollte. Peinlich, peinlich – alles.
Stell dir vor, Gott kommt zu dir zu Besuch. Stell dir vor, Gott hat während du jetzt hier in Zavelstein bist, einen Schlüssel für deine Wohnung. Hättest du vorher noch etwas frisch machen müssen, noch etwas ordnen?
Ich will betonen, wie hier geschrieben wird: Gott kommt zu Besuch. Es ist Mittagszeit. Ist euch aufgefallen, wie Abraham reagiert? Das finde ich schön: Sobald er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen und verneigte sich zur Erde.
Die Begegnung und die Gastfreundschaft Abrahams
Ich würde gerne Abraham fragen: Woran hast du erkannt, dass das Gott ist? Ich glaube nicht, dass Gott ein Namensschildchen hatte, oder?
Aus dem weiteren Bericht geht jedoch hervor, dass Abraham in Vers drei Gott direkt anspricht. Auch später, nach dem Besuch, heißt es, dass Abram vor Gott stehen bleibt. Ich würde Abraham gerne fragen, woran er Gott erkannt hat. Ich glaube nicht, dass die Engel so große Flügel hatten, wie sie oft dargestellt werden.
Ich denke, wir können Gott nur erkennen, wenn wir Gemeinschaft mit ihm haben. Manchmal erlebt man Gott zwar nicht körperlich, aber man merkt doch, dass Gott geholfen hat. Abraham erkennt Gott, obwohl er in menschlicher Gestalt erscheint.
Dann finde ich es sehr schön, wie Abraham Gott begrüßt. Er sagt: „Wenn ich Gunst gefunden habe in deinen Augen, so geh doch nicht an deinem Knecht vorüber. Hole doch ein wenig Wasser, damit ihr eure Füße wascht und euch unter dem Baum ausruht. Ich will indessen ein bisschen Brot holen, damit ihr euer Herz stärkt. Danach mögt ihr weitergehen. Wozu wärt ihr sonst bei eurem Knecht vorbeigekommen?“
Orientalische Gastfreundschaft ist hier selbstverständlich. Der Gast wird eingeladen, zu essen und zu bleiben, und der Gastgeber spielt seinen Dienst demütig herunter. Abraham sagt, er hole nur ein wenig Brot, doch das ist ein großes Brot, das er dann bringt. Gott sagt: „Tu, wie du geredet hast.“
Ich habe den Eindruck, Gott hat Zeit und nimmt sich Zeit. Für Seelsorge braucht man Zeit. Das kann man nicht mal eben kurz zwischendurch erledigen. Abraham eilt ins Zelt, wie wir gelesen haben, und sagt zu seiner Frau: „Nimm schnell drei Maß Mehl – Weizen, Grieß – knete es und mache Kuchen.“
Habt ihr bemerkt, dass Sarah, obwohl sie über Abraham enttäuscht ist, hilft? Sie sagt nicht: „Was geht mich dein Besuch an?“ Anders als bei Lot, den wir heute Morgen betrachtet haben. Lot steht selbst in der Küche und bereitet das Essen vor, seine Frau ist nicht zur Verfügung. Aber selbst in der Ehe von Abraham und Sarah ist Sarah sofort bereit zu helfen.
Ich glaube, Gott hat hier lange warten müssen. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ein Kalb geschlachtet, zubereitet und gebraten ist, sodass man essen kann. Das geht nicht mal eben so. Das dauert schon eine Weile.
Gott wartet, bis Abraham alles gemacht hat und ihm dann das Essen vorsetzt. Wir haben gelesen, dass Abraham Rahm, Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, holt, es ihnen vorsetzt und vor ihnen unter dem Baum steht, während sie essen. Wie ein Kellner, der wahrscheinlich nur noch das Tuch überwerfen will.
Abraham tut alles für Gott. Man könnte sagen, er gibt Gott das Beste. Es ist für ihn kein Opfer, sondern er tut es gern. Und Gott hat Zeit. Ich glaube, das hat schon einiges gedauert: erst die Zubereitung des Essens und dann das Essen selbst. Das war kein Schnellimbiss.
Erst als alles abgeräumt und ruhig ist, und Abraham innerlich wieder Zeit hat, fängt Gott das Gespräch an.
Gottes Fragen und die Beziehung zwischen Abraham und Sarah
Und ihr habt das ja schon in den letzten Bibelarbeiten mitbekommen, die wir gehabt haben: Was ist das Charakteristikum bei Gott, wenn er sich um Menschen kümmert? Er stellt Fragen. Der allwissende Gott stellt Fragen.
Und was ist das für eine dumme Frage, oder? „Abraham, wo ist deine Frau Sarah?“ Hat Gott das nicht mitbekommen, wie Abraham ins Zelt gelaufen ist und gesagt hat: „Sarah, schnell, schnell, back Kuchen!“ Da konnte man wahrscheinlich den Backgeruch aus dem Zelt riechen.
Warum stellt Gott solche Fragen? Abraham antwortet darauf: „In der Kirche?“ Wollte Gott das wirklich wissen? Was wollte Gott wissen? „Abraham, wo ist deine Frau?“ Stell dir vor, Gott fragt dich als Ehemann: Wo ist deine Frau? Du sagst: „Wieso? Sie sitzt hier neben mir.“ Was will Gott damit wissen?
Was hatten wir gesagt, wie lebten die beiden? Sie leben nebeneinander her. Richtig. Er will wissen: In welcher Beziehung stehst du zu deiner Frau? Weißt du, wo deine Frau steht? Weißt du, wie es ihr geht? Kennst du ihr Herz?
Ich habe oft den Eindruck, dass viele Ehemänner nicht wissen, wo ihre Frauen stehen. Die Frau ist das unbekannte Wesen. Und wie viele sagen: Frauen sind schwieriger zu verstehen als Computer.
„Abraham, wo ist deine Frau?“ Lieber Bruder, weißt du, wo deine Frau innerlich steht? Und jetzt antworte nicht: „Wie, niemand hat das gesagt, soll ich der Hüter meiner Frau sein?“ Gott stellt eine Frage, um Abraham zum Nachdenken zu bringen: Abraham, welche Beziehung habt ihr miteinander? Abraham, wo stehst du und wo steht deine Frau?
Ihr habt euch auseinandergelebt. Abraham, woran liegt das? Wie kommt ihr denn wieder zusammen? Abraham, warum hast du dich nicht getraut, deiner Frau etwas zu sagen? Weil sie so weit entfernt ist von dir, obwohl sie mit dir im Zelt wohnt.
Und wie viele Ehepaare können so nebeneinander leben in einer Wohnung und trotzdem weit auseinander sein? „Abraham, wo ist deine Frau?“ „Im Zelt.“ Gott, da gehört sie hin! Wenn wir schon keine innere Beziehung haben, dann soll sie wenigstens ihre Pflicht tun.
Es scheint so, als wenn Gott hier nicht weiterkommt bei ihm. Jetzt geht Gott anders vor. Gott spricht so laut, dass Sarah im Zelt mithören kann. Nun, der Vorteil bei den Zelten war ja, dass da keine dicken Wände waren, ja, Thermopenscheiben gab es auch nicht.
Gottes lauter Ruf und Sarahs Reaktion
Gott spricht so laut, dass Sarah das Gespräch mithört. Wahrscheinlich stand sie hinter dem Zeltpfosten und hatte so ein großes Ohr. Ein Besuch, bei dem sie sich so beeilen musste, schien ein wichtiger Besuch zu sein. Sarah horchte am Eingang des Zeltes.
Ich stelle mir das ganz plastisch vor: Da sitzt Gott mit den beiden Engeln mit dem Rücken zum Zelt. Der Eingang des Zeltes ist vor ihnen, und Sarah steht hinter dem Türpfosten und horcht. Auf der anderen Seite, vor den dreien, steht Abraham. Er sieht Sarah, zumindest das Ohr.
Und was sagt dann Gott? „Wahrlich, übers Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir, siehe, dann hat Sarah, deine Frau, einen Sohn.“ Diese Szene hätte ich gern gefilmt. Könnt ihr euch das Gesicht von Abraham vorstellen, als Gott plötzlich so laut spricht, dass Sarah im Zelt hört? Gott sagt zu Abraham: „In einem Jahr.“ Und Abraham denkt: „Das hat er mir doch vor kurzem selber gesagt. Das sollte ich doch eigentlich Sarah sagen.“
Abraham denkt: „In einem Jahr komme ich.“ Und dann wird Sarah ruhig. „Wir können doch flüstern.“ „In einem Jahr komme ich, und dann wird Sarah einen Sohn haben.“ Könnt ihr euch die peinliche Situation vorstellen? Abraham bekommt einen hochroten Kopf. Das Ohr von Sarah wird noch größer. Am liebsten hätte Abraham sich verkrochen. Siehst du, Gott, was jetzt passiert?
Und was passiert? In Vers 12 lacht Sarah. Das bewegt mich bei dieser Geschichte: Gott übernimmt das, was Abraham sich nicht traut zu sagen. Abraham hatte sich nicht getraut, mit seiner Frau darüber zu sprechen. Warum nicht? Weil er Angst hatte, sie lacht ihn aus.
„Abraham, hör mal, wir sind doch alt. Das funktioniert doch überhaupt nicht mehr.“ Und jetzt sagt Gott das, und Sarah lacht. Im Grunde kann Abraham sagen: „Siehst du, Gott, die lacht dich aus, und sie hätte mich ausgelacht.“ Sarah lachte in ihrem Innern und sagte: „Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich noch Liebeslust haben? Und auch mein Herr ist ja alt.“
Natürlich kann sich Sarah das nicht vorstellen. Es geht einfach biologisch nicht. „Gott, was sagst du da für Komisches? Das funktioniert doch gar nicht mehr!“ Sarah lacht. Gott stellt sie zur Rede, beziehungsweise er macht es indirekt.
Da sprach der Herr zu Abraham: „Warum hat Sarah denn gelacht und gesagt: Sollte ich wirklich noch gebären, da ich doch alt bin?“ Auch das finde ich sehr bezeichnend, wie Gott antwortet. Gott zitiert nicht das, was Sarah gesagt hat, sondern er übersetzt es in eine anständige Sprache.
Sarah hatte gesagt: „Ich bin zu alt für Wollust.“ Gott sagt: „Warum hat Sarah gelacht und gesagt: Sollte ich wirklich noch gebären, da ich doch alt bin?“ Merken wir, Gott gebraucht keine peinlichen Worte, selbst wenn er zitiert.
Sollte für den Herrn eine Sache zu wunderbar sein? „Zur bestimmten Zeit komme ich wieder zu dir, übers Jahr um diese Zeit, dann hat Sarah einen Sohn.“ Doch Sarah leugnete und sagte: „Ich habe nicht gelacht“, denn sie fürchtete sich. Er aber sprach: „Nein, du hast doch gelacht.“
Das ist schon eine eigentümliche Situation. Gott übernimmt den Part für Abraham, um die beiden wieder zueinander zu bringen. Und Gott riskiert es, dass er ausgelacht wird. Das, was Abraham nicht für sich haben wollte, übernimmt Gott. Das ist Seelsorge Gottes.
Das muss für die beiden peinlich gewesen sein, aber es hat Wirkung getan.
Die Wirkung von Gottes Seelsorge und der Glaube von Abraham und Sarah
Was war die Folge? Das Neue Testament sagt uns, dass die beiden danach geglaubt haben. In Hebräer 11,11 wird sogar ausdrücklich gesagt, dass Sarah geglaubt hat. Auch in Römer 4,18 wird deutlich gemacht, dass beide gegen alle Naturgesetze geglaubt haben.
Für Gott sind bestehende Naturgesetze kein Problem. Er, der die Naturgesetze geschaffen hat, kann sie auch verändern. Ich denke, das ist Seelsorge. Gott schlägt sozusagen eine Brücke zwischen den beiden, damit sie sich wiederfinden. Er überwindet ihre Sprachlosigkeit und stellt ihre Beziehung wieder her.
Diese Situation macht mir Gott ungeheuer groß. Ist das bei uns nicht oft genauso? Wie oft glauben wir nicht, was Gott gesagt hat, und trotzdem hat Gott Geduld mit uns. Trotzdem spricht er uns unseren Glauben zu. Danach nennt er sogar Abraham seinen Freund. Man könnte meinen: Was ist das für ein Freund, der versagt hat? Aber Freunde treten füreinander ein. Gott ist für seinen Freund Abraham eingetreten.
Ich denke, es ist gut, wenn wir daraus lernen: Traue Gott alles zu. Er kann die Sprachlosigkeit vieler Ehen überwinden. Er kann die Liebe zueinander wieder schenken. Er kommt uns zur Hilfe, wenn wir versagen.
Was sagte Gott zu Abraham, wie er den Sohn nennen soll? Isaac – was heißt das? Ja, es bedeutet „der Lacher“. Ich habe den Eindruck, Gott hat Humor, oder? Jedes Mal, wenn Sarah ihren Jungen gerufen hat, musste sie daran denken, dass sie gelacht hat. Gott hat wirklich Humor. Auch das schätze ich an Gott. Er ist nicht todernst.
Es kommt mir so vor, als ob Gott, als er mit Abraham und Sarah vor dem Zelt stand und sprach, ein Schmunzeln auf seinem Gesicht gehabt hätte, als er so laut sprach, dass Sarah es hörte. Er hätte doch auch sagen können: „Abraham, jetzt bin ich hier, und jetzt gehst du ins Zelt und sagst es deiner Frau.“ Hm, das wäre doch Erziehung gewesen.
Tja, Abraham, ich bleibe hier so lange sitzen, bis du das mit deiner Frau geklärt hast. Das wäre Diktatur, autoritär gewesen, oder? Aber Gott übernimmt die Rolle Abrahams und lässt sich auslachen.
Mir wird Gott groß dabei, weil ich seine Geduld sehe, seine Liebe, seine Zuneigung zu uns. Ich zitierte in diesen Tagen schon einmal den Vers aus Zephanja, wo es heißt: Gott schweigt in seiner Liebe. Ach, wenn Gott alles, was wir tun, kommentieren würde, das wäre sicherlich schrecklich. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er sich einfach auch die Ohren zuhält und weghört.
Gott kommt uns zu Hilfe, wenn wir versagen, und er kann aus unserem Lachen einen starken Glauben machen.
Ich möchte schließen mit dem Merksatz: Gottes Eheseelsorge kann unsere Sprachlosigkeit überwinden und aus ungläubigem Lachen einen starken Glauben machen.
Schlussgedanke
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.
