Einführung in das Thema der geistlichen Gaben
Das Thema heute Nachmittag heißt Erste Korinther 12 bis 14 – die geistlichen Gaben. Auf der Einladung stand geschrieben, dass der Apostel Paulus in drei zusammenhängenden Kapiteln eine umfassende Darstellung der geistlichen Gaben und ihrer praktischen Ausübung gibt. Ein gründliches Studium dieser Kapitel hilft, Gottes Gedanken im Blick auf den persönlichen Dienst für den Herrn besser zu verstehen. Zudem erleichtert es die wichtige Aufgabe in der heutigen Zeit, zwischen echten Gaben und imitierten Gaben klar zu unterscheiden.
Das ausgeteilte Skript umfasst den Text dieser drei Kapitel. Der Bibeltext hier von 1. Korinther 12–14 entstammt der alten Elberfelder Übersetzung. Er wurde leicht revidiert und dem Mehrheitstext angepasst. Der Mehrheitstext ist der Text, der durch etwa 90 % der rund 5.000 Handschriften des Neuen Testaments, die wir heute haben, gestützt wird. Diese zeigen eine unerhörte Einheit auf, und das ist darum auch ein wichtiges Argument, dass dieser Mehrheitstext den ursprünglichen Text wiedergibt.
Ich habe diesen Text mit etwa achtzig kommentierenden Fußnoten versehen. Wir werden also Vers für Vers durch diese Kapitel hindurchgehen, durch diesen Brief, den Paulus im Jahr 54 aus Ephesus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hatte. Die Gemeinde war in Unordnung, und so musste vieles hier geklärt werden – Punkt für Punkt.
In den Kapiteln 12, 13 und 14 haben wir einen Themenblock vor uns. Das wird gerade auch so deutlich eingeführt in Kapitel 12, Vers 1, wo es heißt: „Was aber die geistlichen Wirkungen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid.“ In Kapitel 15 geht es dann um das Thema der Auferstehung. Dort beginnt also wieder ein neuer Themenblock.
So bilden diese drei Kapitel eine ganz klare Einheit. Es ist allerdings so, dass jedes dieser drei Kapitel – 12, 13 und 14 – einen ganz besonderen Charakter trägt und eine besondere Thematik vor sich hat.
Wir können diese drei Kapitel überschreiben mit den drei Namen des Heiligen Geistes, wie wir sie in 2. Timotheus 1, Vers 7 finden. Paulus sagt dort zu Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Wir werden sehen, dass uns in 1. Korinther 12 besonders der Geist der Kraft vorgestellt wird. Hier wird auch die Vielfältigkeit betont, wie der Heilige Geist wirkt.
In Kapitel 13 haben wir dieses wunderbare Kapitel über die Liebe, über die göttliche Liebe. Hier passt der zweite Name: der Geist der Liebe.
In 1. Korinther 14 geht es darum, dass die Gaben in der Gemeinde sinnvoll eingesetzt werden sollen – und zwar immer mit dem Blick auf den anderen, damit der andere weitergeführt, aufgebaut und geistlich eben weitergeführt wird. Dabei muss man besonnen sein und sich gut überlegen, was eigentlich nützt und was nicht.
Paulus erklärt dort, dass man am Verstand erwachsen sein soll und nicht kindisch. Hier passt genau der Name des Heiligen Geistes: Er ist ein Geist der Besonnenheit. Man kann das auch übersetzen mit einem Geist der Selbstbeherrschung oder des gesunden Sinnes.
So passt das also ganz wunderbar zu diesen drei Kapiteln: der Geist der Kraft, der Geist der Liebe und der Geist der Besonnenheit.
Vorbemerkungen zum Thema geistliche Wirkungen
Wir lesen nun die ersten drei Verse aus 1. Korinther 12, die ich mit „Vorbemerkungen zum Thema“ überschrieben habe.
Was aber die geistlichen Wirkungen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid. Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Heiden wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, so wie ihr irgend zu ihnen hingerissen wurdet. Deshalb tue ich euch kund, dass niemand im Geist Gottes redend Jesus verflucht nennt, und es kann niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist.
Vers 1 macht deutlich: Hier geht es um das Thema der geistlichen Wirkungen. In der Fußnote 1 habe ich erklärt, dass im Grundtext das griechische Wort pneumatikos steht. Das bedeutet „geistlich“. Im Deutschen müssen wir ergänzen: geistliche Wirkung oder geistliche Offenbarung, also wie sich der Heilige Geist entfaltet, geistliche Offenbarung oder geistliche Gabe.
Ich habe hier „Wirkungen“ geschrieben und nicht „Gabe“. Wir werden gleich noch sehen, dass es in 1. Korinther 12 eigentlich nicht um das Thema geht, welche Gaben der Heilige Geist gibt, sondern darum, wie der Heilige Geist durch die bereits gegebenen Gaben wirkt. Es geht also ganz speziell um die geistliche Wirkung, die geistlichen Wirkungen.
Der Apostel Paulus sagt, dass dies ein Thema ist, über das die Gläubigen Klarheit haben sollten. Es ist ein fundamentales Thema für das Christenleben. Er möchte nicht, dass die Gläubigen unkundig sind.
Wenn es um geistliche Wirkungen geht, will der Apostel klarmachen, dass geistliche Wirkungen des Heiligen Geistes von ganz anderer Art sind als geistliche Wirkungen im Heidentum. Hier geht es um den Heiligen Geist und nicht um unreine oder böse Geister.
Darum erklärt der Apostel: Ihr mögt euch erinnern, als ihr früher Heiden wart. Da habt ihr auch geistliche Kräfte und Wirkungen erlebt. Die Götzenbilder selbst sind zwar nichts, sie sind nur Materie, stumme Götzenbilder. Trotzdem habt ihr in Verbindung mit diesen Kulten erlebt, dass hier unsichtbare geistliche Wirkungen da sind.
Es heißt, dass ihr zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, so wie ihr irgend zu ihnen hingerissen wurdet. Das ist typisch: diese Passivität. Der Mensch wird einer anderen Macht ausgeliefert, die ihn so richtig in Bewegung bringt.
Passivität ist etwas Grundsätzliches und Wichtiges in den heidnischen Kulten. Zum Beispiel im Hinduismus oder im Yoga übt man mit bestimmten Übungen, dass der Geist des Menschen mit der Zeit passiv wird. Darum sind diese Übungen auch ganz langsam; sie dürfen nicht schnell gemacht werden. Sie sind so angelegt, dass der Geist des Menschen durch längeres Training immer mehr passiv wird. Dann kann nämlich ein anderer Geist aktiv werden. Das ist das Ziel.
Wenn man lange Yogaübungen macht, erreicht man am Schluss sogar eine Phase, in der man Visionen bekommt. Aber das ist nur eine der Arten, wie man passiv werden kann.
Man kann das Gleiche auch auf ganz andere Weise erreichen, nämlich durch den Gebrauch von Drogen. Darum spielen in vielen Stammesreligionen Drogen eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei indianischen Stämmen. Der Schamane oder Zauberer nimmt Drogen, um in einen Zustand der Passivität zu kommen. Dann sind die idealen Voraussetzungen gegeben, dass ein anderer Geist die Kontrolle übernimmt.
Man kann das aber auch mit harten, monotonen Rhythmen erreichen. Das ist das, was seit Alters her in afrikanischen Stämmen besonders geübt wird. Der Schamane wird dort stundenlang dem Tamtam ausgesetzt. Auch das macht den menschlichen Geist passiv, und dann wird der Schamane so richtig von geistlichen Mächten mitgerissen.
Das hatten die Korinther auch erlebt. Ihre frühere Religion war nicht einfach nichts, sondern da waren Wirkungen. Aber typisch war, dass sie passiv waren; sie wurden gewissermaßen mitgerissen von einer Macht.
Das ist ganz anders im Christentum. Nach 2. Timotheus 1,7 haben wir einen Geist der Besonnenheit oder der Selbstbeherrschung. Der Heilige Geist führt uns gerade dahin, dass er uns hilft, uns selbst zu beherrschen.
Weiter heißt es: Deshalb tue ich euch kund, dass niemand im Geist Gottes redend Jesus verflucht nennt. „Im Geist Gottes“ – Fußnote 2 erklärt, dass das heißt „in der Kraft“. Das ist die griechische Ausdrucksweise, um zu sagen: im Geist, das heißt, der Geist ist die Kraft.
Der Heilige Geist erniedrigt also nie die Person des Herrn Jesus. Auf der anderen Seite ist es typisch, dass der Heilige Geist der Person des Herrn Jesus die Herrlichkeit gibt. Es kann niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist.
Der Herr Jesus hat den Heiligen Geist am Vorabend der Kreuzigung angekündigt. Er hat den Jüngern gesagt, Johannes 16,14: „Er wird mich verherrlichen.“ Der Heilige Geist, der selber Gott ist, dem Vater und dem Sohn gleich, was seine ewige Existenz, Allmacht und Allgegenwart betrifft, will sich nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern speziell den Sohn.
Das ist der Ratschluss Gottes. Der Heilige Geist will den Sohn verherrlichen.
Man kann merken: Im Heidentum ist das passive Mitgerissenwerden typisch. Im Christentum wird die Person des Sohnes Gottes verherrlicht.
Darum: Sobald in der Verkündigung nicht der Sohn in besonderer Weise im Zentrum steht, muss man aufhorchen. Der Geist Gottes spricht nicht besonders viel von sich, sondern ganz wichtig vom Sohn – und zwar von seiner Autorität. Diese wird hier besonders vorangestellt: „Jesus Herr nennen“.
Ich habe diese Anekdote auch schon erzählt, denke ich. Ein indischer Evangelist war am Bahnhof und musste lange warten. Er wollte die Zeit ein bisschen mit Predigen nutzen. Als er begann zu evangelisieren, kam ein Moslem und sagte ihm: „Die Bibel ist falsch.“ Wieso? „In der Bibel steht, man kann nur im Geist Gottes sagen ‚Herr Jesus‘.“ Stimmt das? „Ja, das stimmt.“ Dann sagte der Moslem: „Jetzt hör mal gut zu, ich kann ‚Herr Jesus‘ sagen.“ Die Bibel ist falsch. „Habe ich den Heiligen Geist?“ „Nein.“ Der Moslem sagte: „Ja gut, warte mal ein bisschen.“ Er rief die Leute am Bahnhof zusammen: „Kommt mal alle hier, da steht jemand, der möchte euch ein Bekenntnis ablegen.“ Und dann verschwand der Moslem.
Es geht nicht darum, dass man einfach „Herr Jesus“ sagen kann. Es geht darum, dass man, wenn man das sagt, wirklich meint: Der Herr Jesus ist die Autorität in meinem Leben. Das kann man nur in der Kraft des Heiligen Geistes.
Wir Menschen würden uns nie der Autorität des Sohnes Gottes beugen. Es ist bedenkenswert, dass in den Evangelien, wo der Herr Jesus als der erniedrigte Christus beschrieben wird, meistens nur von „Jesus“ gesprochen wird. Ab Auferstehung, Himmelfahrt und Verherrlichung zur Rechten Gottes in der Apostelgeschichte finden wir dann den häufigen Gebrauch von „Herr Jesus“ oder „Herr Jesus Christus“.
Da sollte man sich Gedanken machen: Wenn man dauernd über den Sohn Gottes spricht, warum nicht „Herr Jesus“? Er ist der verherrlichte Herr, der jetzt den Platz eingenommen hat als Mensch und Gott zu Rechten des Thrones im Himmel. Wir wirken hier auf der Erde unter seiner Autorität.
Wenn wir ganz bewusst und nicht aus Gewohnheit, also nicht als leere Floskel, ihn „Herr Jesus“ nennen, dann drückt das aus, was der Heilige Geist auch in uns wirken möchte.
Diese beiden Hauptpunkte haben wir hier in den Vorbemerkungen zum Thema, Verse 1 bis 3.
Vielfalt der Gaben, Dienste und Wirkungen
Jetzt gehe ich weiter zu Vers vier und folgende. Diese Verse habe ich überschrieben mit „Vielfalt der Gaben, Dienste und Wirkungen“. Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und doch ist derselbe Herr. Und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.
Wir haben hier drei wichtige Ausdrücke: Gnadengaben, Dienste, Wirkungen. Sie sind nicht dasselbe, aber sie hängen eng miteinander zusammen. Und sie werden hier gleich verbunden mit dem Dreieinen Gott. In Verbindung mit diesen drei Ausdrücken wird gesprochen über den Geist, über den Herrn und dann über Gott.
Übrigens ist im Alten Testament ein Ausdruck, der eben besonders Gott bezeichnet. Wenn man im Judentum über Yahweh spricht, benutzt man den Ausdruck „Herr“. Aber im Neuen Testament wird besonders der Sohn mit diesem Ausdruck „Herr“ bezeichnet. Das betont eben seine Autorität, aber auch seine Gottheit.
Es geht hier aber um den Dreieinigen Gott, und darum wird gesprochen über Geist, Herr, Gott.
Nun, der Ausdruck Gnadengaben habe ich in der Fußnote vier erklärt. Er entspricht dem griechischen Charisma. Von diesem Ausdruck leitet sich übrigens der heutige Gebrauch oder Ausdruck „charismatische Bewegung“ ab. Charisma bedeutet einfach Gnadengeschenk, unverdientes Geschenk. Charis bedeutet Gnade, und Charisma ist die Gnadengabe, das unverdiente Geschenk.
Das kann spezielle Begabungen bezeichnen, die Gott gibt. Aber ich habe hier auch noch verwiesen auf Römer 6, Vers 23, das sollte jeder auswendig kennen: „Der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“ Das ewige Leben wird dort als Charisma bezeichnet. Also in dem Sinn ist jeder, der ewiges Leben hat, charismatisch.
Man merkt aber, die Reaktion zeigt, dass der Ausdruck „charismatisch“ eine ganz neue Bedeutung bekommen hat, eine sehr eingegrenzte Bedeutung. Denn man meint damit insbesondere übernatürliche Begabungen. Aber der biblische Gebrauch ist viel, viel weiter. Er meint einerseits übernatürliche Begabungen wie Sprachenreden, Heilungen usw., aber auch Begabungen wie Hilfeleistungen, auch die werden als Charisma bezeichnet.
Dann auch das ewige Leben. Und in 1. Korinther 7 geht es um die Frage: Soll man heiraten oder nicht? Der Apostel Paulus erklärt: Natürlich ist Heiraten eine gute Sache. Aber wenn jemand von Gott einen speziellen Weg geführt wird, der Ehelosigkeit, dann hat er besondere Vorteile im Dienst für den Herrn, weil er dann von manchen Pflichten entbunden ist und so Dinge tun kann, die ein Verheirateter nicht gleich tun könnte.
Dann erklärt Paulus in 1. Korinther 7,7: „Ich wünsche aber, alle Menschen wären wie auch ich selbst.“ Er hatte den Weg der Ehelosigkeit gewählt, aber nicht, weil er ans Zölibat geglaubt hätte oder die Ehe verachtet hätte, sondern weil Paulus eben einen ganz schwierigen Dienst tun sollte, den er so in der Weise nur tun konnte als Unverheirateter.
Dann sagt er: „Aber ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ Also es ist ein Charisma von Gott, wenn man den Weg der Ehe gehen darf, und es ist ein Charisma von Gott, wenn er uns die Kraft gibt, wegen dem Dienst für Gott den Weg der Ehelosigkeit zu gehen. Da wäre man auch schon charismatisch, wenn man verheiratet ist oder eben nicht verheiratet ist.
Das wollte ich einfach zeigen, um deutlich zu machen, wie weit dieser Begriff in der Bibel ist und wie stark man ihn heute eben verengt hat gegenüber dem biblischen Sprachgebrauch.
Dann haben wir aber außer Gnadengaben – und jetzt in 1. Korinther 12 bis 14 geht es hier um spezielle Begabungen, die Gott den Erlösten gegeben hat, um ihm zu dienen – aber Begabungen, die sie nicht verdient haben, eben unverdiente Gaben. Dann haben wir den zweiten Ausdruck: Dienste, und schließlich Wirkungen.
Wir können uns vorstellen, zwei haben die gleiche Gnadengabe, sie sind beide Evangelisten. Aber das heißt nicht, dass sie den gleichen Dienst tun. Der eine kann als Evangelist zum Beispiel öffentliche Vorträge halten, und der andere geht als Evangelist auf den Marktplatz und spricht mit den Leuten. Sie haben die gleiche Gnadengabe, aber sie tun in diesem Fall unterschiedliche Dienste.
Also die Dienste sind auch eine Vielfalt, die Gott wirkt. Verschiedenheiten von Gnadengaben: Es gibt da eine Fülle von verschiedenen Begabungen, aber es gibt dann auch Verschiedenheiten von Diensten, die eigentlich noch größer sind als die Verschiedenheit von Gaben. Denn mit derselben Gabe kann man ganz unterschiedliche Dienste tun.
Und schließlich drittens sind es auch Verschiedenheiten von Wirkungen. Wir können uns vorstellen, zwei Evangelisten haben beide die gleiche Gnadengabe, und sie gehen beide auf den Marktplatz und sprechen mit den Leuten. Sie tun den gleichen Dienst, aber sie tun das trotzdem ganz unterschiedlich. Die Art und Weise, wie der Heilige Geist durch diese Menschen, durch diese Evangelisten wirkt, ist in jedem Fall wieder anders. Das heißt, auch da gibt es eine Verschiedenheit von Wirkungen.
Und diese ganze Fülle kommt eben von Gott: Verschiedenheiten von Gnadengaben – derselbe Geist, Verschiedenheiten von Diensten – derselbe Herr, Verschiedenheiten von Wirkungen – derselbe Gott. Und wichtig: Dieser Gott wirkt das alles in allen. Das sollte man ja eigentlich auch noch unterstreichen: in allen.
Es gibt also im Christentum nicht eine Einteilung, die in die Aktiven und die Passiven, oder in den Klerus und die Laien, oder in den Pfarrer und das Volk, oder man kann das noch anders unterteilen – letztlich kommt es immer aufs Gleiche heraus? Nein, Dienst für Gott ist für alle, und Gott will wirken durch alle Erlösten.
Das ist genau das Thema, was die Reformatoren neu entdeckt haben aus der Bibel. Sie nannten das das allgemeine Priestertum. Sie merkten, das stimmt ja gar nicht, was uns jahrhundertelang gelehrt wurde: Es gibt gewisse Gläubige, die sind Priester, die haben eine besondere Stellung, und dann gibt es die Laien. Nein, nach der Bibel, 1. Petrus 2, sind alle Erlösten Priester und sollen Gott dienen.
Und hier haben wir dieses Prinzip auch: Derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Vers 7 unterstreicht dies nochmals: „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ Nicht einigen, einem jeden. Also jeder einzelne Erlöste ist berufen zum Dienst, und der Heilige Geist möchte durch ihn wirken.
Hier haben wir nun diesen Ausdruck „Offenbarung des Geistes“, also wie sich der Heilige Geist durch seine Wirkung mitteilt, spürbar und erlebbar macht. Darum habe ich eben in Kapitel zwölf, Vers eins angegeben in der Fußnote, was aber die geistlichen Wirkungen oder die geistlichen Offenbarungen anbetrifft. Den Ausdruck Offenbarung habe ich eben von Vers sieben hergeleitet, weil hier steht wirklich „Offenbarung des Geistes“, also so, wie der Heilige Geist sich mitteilt durch seine Wirkungen.
Und da wird betont: Wenn der Geist Gottes das tut, tut er es immer so, dass es nützlich ist. Es muss anderen dienlich sein, zum Nutzen gegeben.
Nun kommt Vers 8 bis 11, eine Liste mit neun Gnadengaben. Gleich im Titel „Liste mit neun Gaben“ habe ich in Fußnote fünf weitere Listen von Gnadengaben angegeben: 1. Mose 12, 28-30; Römer 12, 6-8; Epheser 4, 11-12. Keine der Listen ist vollständig, aber die verschiedenen Listen überschneiden sich teilweise oder ergänzen sich. In jedem Fall ist diese Liste hier nicht eine vollständige Auflistung, sondern sie soll einfach beispielhaft zeigen, wie das aussieht mit den Gnadengaben und den Verschiedenheiten von Gnadengaben und Verschiedenheiten von Wirkungen.
Vers 8: „Denn einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist, einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister, einem anderen aber verschiedene Arten von Sprachen, einem anderen aber Übersetzung der Sprachen.“
Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.
Also die neun Gaben sind: das Wort der Weisheit, das Wort der Erkenntnis, Glaube – und damit ist eben gemeint ein ganz besonderes Maß an Glauben. Glauben haben ja alle Erlösten, sonst wären sie ja nicht erlöst. Nur durch Glauben werden wir errettet. Aber das sind zum Beispiel Leute, wie wir sie kennen aus der Missionsgeschichte, die sich durch ein ganz besonderes Vertrauen in Gottes Fürsorge eben ausgezeichnet haben, wie zum Beispiel der weise Vater von Bristol. Andere, die so ein Maß von Vertrauen gehabt haben, wie das der normale Christ nicht hat. Und da liegt eine besondere Gnadengabe vor.
Also, jetzt haben wir eins, zwei, drei: Viertens Gnadengaben der Heilungen, dann Wunderwirkungen, dann Weissagung. In der Fußnote habe ich geschrieben, auf Deutsch hat man zwei Wörter: Weissagung oder Prophetie, aber es ist auf Griechisch immer dasselbe Wort. Auf Französisch kennt man zum Beispiel nicht diese zwei Ausdrücke Weissagung und Prophetie, da steht immer „Prophessie“. Und so ist es auch später im Text von 1. Korinther 12-14: Wenn Weissagung steht, ist es immer gleich Prophetie, das gleiche Wort wie Prophetie.
Einem anderen aber Unterscheidungen der Geister, dann weiter verschiedene Arten von Sprachen. Fußnote acht erklärt: Im Griechischen steht das Wort Glossa. Glossa bedeutet Sprache, Fremdsprache oder auch Zunge als Organ. Eben, weil die Zunge als Organ ja ganz wesentlich ist, damit wir überhaupt sprechen können. Ohne Zunge funktioniert die Kommunikation nicht.
Und hier in 1. Korinther 12 bis 14 meint es nie das Organ, sondern immer die Sprache beziehungsweise die Fremdsprache. Das ist gleich wie im Französischen, da hat man auch das Wort „langue“. Das bedeutet die Zunge im Mund und andererseits die Sprache. Aber der Textzusammenhang macht immer deutlich, ob wir jetzt von Sprache reden oder eben von der Zunge als quicklebendigem Organ im Mund.
Und noch eine weitere Gabe: Übersetzung der Sprachen. Bei Übersetzung habe ich Fußnote neun hingesetzt oder Auslegung. Also das Wort bedeutet beides: reine Übersetzung des Textes oder Erklärung des Textes. In 1. Korinther 12 bis 14 werden wir sehen, geht es immer darum, dass eine Fremdsprache eben in eine andere Sprache übertragen wird, und darum ist in diesem Zusammenhang natürlich besser, dass man sagt Übersetzung und nicht Auslegung.
Nach diesen Beispielen von Vielfalt wird in Vers 11 erklärt: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.“
Nun wichtig: Es heißt hier in Präsenz „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist“. Ich habe in der Fußnote erklärt, die Verbform im Griechischen ist hier ein Durativ, das bedeutet „immer wieder fortwährend“. Also alles dieses aber wirkt immer wieder oder fortwährend ein und derselbe Geist. Auch nachher sind es Durativformen: „einem jeden insbesondere immer wieder austeilend, wie er will.“
Dann merken wir: Hier geht es nicht darum, dass einer Person eine Gabe vermittelt wird, sondern hier geht es darum, wie der Heilige Geist durch die existierenden Gaben ständig wirkt, ständig am Wirken ist. Also durch diese Gaben – das Wort der Weisheit, Heilung, Weissagung usw. – da wirkt der Heilige Geist beständig, und zwar eben wieder wird betont: nicht nur bei einigen, sondern einem jeden. Darum habe ich das auch hier wieder unterstrichen.
Und diese Wirkung teilt er aus ständig. Nun versteht man wieder, warum ich eben Kapitel zwölf, Vers eins wiedergegeben habe, was aber die geistlichen Wirkungen betrifft. Eben weil es hier in Kapitel 12 besonders darum geht, wie der Heilige Geist dies alles wirkt durch die Gaben bei jedem Einzelnen, und das tut er ganz souverän, wie er das möchte, wie er das will.
Weil „wie er will“ habe ich in der Fußnote geschrieben: Der Heilige Geist, also Gott, der Heilige Geist, ist eine Person. Eine Person besitzt Wille, Gefühl und Handlungsfähigkeit.
Ich habe es immer wieder gemerkt, wie Leute, wenn sie das Wort Person hören, dann denken sie: Person, das ist ein Mensch. Nein, eine Person ist nicht zwingend ein Mensch. Der Engel Gabriel ist auch eine Person, aber Engel Gabriel ist kein Mensch, sondern ein Engel. Und Gott ist Gott, aber Er hat einen Willen, wie jede Person als Mensch oder als Engel einen Willen, ein Gefühl und Gott handelt.
Etwas, was keine Person ist, zum Beispiel ein Stuhl, hat keinen Willen, hat kein Gefühl. Ach, beim Computer ist es so: Der Computer hat keinen Willen, der macht das nicht, weil er einen Willen hat, sondern einfach weil das Programm so abläuft. Er hat kein Gefühl und er kann nicht von sich aus handeln. Er ist nur ein Instrument.
Aber eine Person hat diese Eigenschaften. Der Heilige Geist besitzt Wille, wie er will, er hat Gefühl. In Epheser 4, Vers 30 wird gesagt: „Betrübe nicht den Heiligen Geist!“ Und in Römer 15, Vers 30 wird gesprochen von der Liebe des Geistes. Und derselbe ist ja nach 2. Timotheus 1,7 ein Geist der Liebe. Und Handlungsfähigkeit. Hier in unserem Vers heißt es, er wirkt und er teilt aus, „einem jeden insbesondere austeilend“.
So ist eine Person. Das ist ganz wichtig, weil die Zeugen Jehovas ja die Irrlehre haben, dass der Heilige Geist nur eine unpersönliche Kraft sei. Das ist nicht wahr. Und er ist Gott. In Apostelgeschichte 5 sagt Petrus zu Ananias: „Warum hast du den Heiligen Geist betrogen?“ und erklärt gleich darauf: „Du hast nicht Menschen gelogen, sondern Gott.“ Also dann ist der Heilige Geist Gott.
Nun gehen wir weiter. Nun kommt das Thema ab Vers 12: Der Leib Christi und die Gnadengaben. Ich lese:
„Denn gleich wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: ‚Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib‘, ist er deswegen nicht vom Leib? Und wenn das Ohr spräche: ‚Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib‘, ist es deswegen nicht vom Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: ‚Ich bedarf deiner nicht‘, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ‚Ich bedarf euer nicht‘, sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig. Und die uns die Unehrbaren des Leibes zu sein dünken, diese umgeben wir mit reichlicher Ehre, und unsere Nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit. Unsere Wohlanständigen aber bedürfen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“
Nun kommt ein neues Thema hinein in das Thema der Gaben. Das wird jetzt verbunden mit dem Thema des Leibes. Zuerst wird erklärt: Der menschliche Körper ist eine Einheit, das ist etwas für sich. Aber diese Einheit besteht aus einer Vielfalt, denn der Körper hat viele einzelne Glieder. Aber trotz dieser Vielfalt ist es eben doch eine Einheit. Darum wird das so wieder umgekehrt: Alle Glieder des einen Leibes, aber obgleich viele, ein Leib sind.
Und nun kommt die Übertragung, also auch der Christus. Jetzt merken wir: Der Leib wird hier mit dem Christus verglichen. Aber was meint das, der Christus? Ich habe in Fußnote 15 erklärt: Christus bedeutet oder mit Artikel „der Christus“ hier bedeutet der Leib. Das bedeutet Christus vereinigt mit den Erlösten der Gemeinde.
Nicht wahr? In Epheser 3, 4-6 beschreibt Paulus das Geheimnis des Christus. Und das Geheimnis des Christus ist der eine Leib, der besteht aus Christus und den Erlösten. Ich lese Epheser 3, Vers 4: „Woran ihr im Lesen merken könnt, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus, welches in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist.“
Jetzt wird erklärt, dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte, wörtlich sogar Mitleib und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
Also das Geheimnis des Christus ist: Die zum Glauben gekommenen Heiden sind nun mit den bekehrten Juden zusammengefügt worden zu einem Leib, Mitleib. Und da sehen wir nun, das ganze Leib Christi wird hier auch genannt der Christus.
Also der Ausdruck Christus oder Messias bekommt im Neuen Testament eine neue Bedeutung: Es meint Christus, der sich verbunden hat mit allen Erlösten, den Erlösten der Gemeinde. Das war im Alten Testament nie mitgeteilt. Das Wort Messias bedeutete immer den Sohn Gottes, und jetzt plötzlich wird dieses Wort erweitert, das meint der Sohn Gottes verbunden mit den Erlösten.
In 1. Korinther 1,13 habe ich auch noch angegeben, dort wird das erste Problem in Korinth angesprochen. Und Paulus sagt in Vers 10, er hört, dass es Spaltungen gibt in Korinth. Vers 12: „Ich sage aber dies, dass ein jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi. Ist der Christus zerteilt?“ Also die einen betrachten sich als Anhänger von Paulus – das ist ein Glied am Leib Christi –, andere waren Anhänger von Apollos, wieder andere von Petrus, Kephas, und andere sagten: „Die Leute brauchen wir nicht, wir sind nicht von Menschen abhängig, wir sind nur von Christus abhängig, ich aber bin Christi.“ Und dann sagt Paulus: „Ist der Christus zerteilt?“ Das heißt, ist der Leib, der besteht aus Christus und allen Erlösten, irgendwie entzweit, dass ihr das so aufteilen wollt?
Auch da hat der Ausdruck „der Christus“ diesen erweiterten Sinn.
Also das mit dem menschlichen Körper verhält sich so, wie es sich verhält mit Christus und den Erlösten. Man kann also sagen: Gott hat den menschlichen Leib so geschaffen, weil er schon vor Grundlegung der Welt diesen Plan hatte vom Leib Christi.
Ja, es wird ja erklärt in Epheser 3: Dieses Geheimnis war im Alten Testament verborgen, und zwar verborgen in Gott. Es wird in den weiteren Versen gesagt, und es wird dort gesprochen von dem ewigen Ratschluss Gottes. Also das war Gottes erster Gedanke, und Gott hat den menschlichen Leib, Adam, den er aus Ackererde erschaffen hatte, geformt, damit das letztlich ein Abbild ist von diesem Plan Gottes, Christus und seiner Gemeinde.
Das zeigt etwas von dieser Erhabenheit des Planes Gottes mit der Gemeinde.
Ich lese weiter Vers 13: „Denn auch in einem Geist, wieder in der Kraft von einem Geist, sind wir alle zu einem Leib getauft worden. Es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden.“
Hier haben wir die Taufe des Heiligen Geistes.
Diesen Ausdruck von Taufe mit Heiligem Geist finden wir in den Evangelien. Zuerst in Matthäus 3, bei Johannes dem Täufer. Er sagt, wir können das ganz kurz aufschlagen: Matthäus 3, Vers 11: „Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße, der nach mir Kommende, das ist dann der Messias, aber ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin. Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen, dessen Wurfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln. Die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“
Hier wird gesprochen über Taufe mit Heiligem Geist, aber es wird nicht erklärt, genau was das zu bedeuten hat.
Ja, aber halten wir mal diese Stelle offen.
Man findet eine Parallelstelle dann in Markus 1, in Lukas 3, in Johannes 1, also viermal, und jedes Mal ist es so, dass wir uns immer noch fragen: Was meint das eigentlich ganz genau?
Dann haben wir vier Stellen. Die fünfte Stelle kommt vor in Apostelgeschichte 1, wo der Auferstandene kurz vor Pfingsten sagt: Apostelgeschichte 1, Vers 5: „Denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.“
Und dann kommt das Pfingstereignis in Apostelgeschichte 2: Der Heilige Geist kommt vom Himmel auf die Erde.
Also irgendwie muss das Taufen mit Heiligem Geist etwas zu tun haben mit dem Pfingstereignis.
Und dann die sechste Stelle, Apostelgeschichte 11, Vers 16: Da sind römische Christen geworden, sie haben den Heiligen Geist empfangen, und Petrus sagt in dem Zusammenhang, Apostelgeschichte 11, Vers 16: „Ich gedachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden.“
Das ist eine Erinnerung von Petrus an Apostelgeschichte 1, Vers 5.
Jetzt haben wir sechs Stellen und immer noch fragen wir, was ist es genau?
Und jetzt kommt die siebte und letzte Stelle, 1. Korinther 12, Vers 13, und die erklärt noch ein bisschen mehr: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Taufen bedeutet ja, etwas in ein anderes Element hineinführen. Wenn Johannes getauft hat mit Wasser, dann hat der menschliche Körper in das Element Wasser eingefügt.
Und die Griechen brauchten das Wort Baptizo. Taufen brauchten sie zum Beispiel auch im Sinne von Färben, weil man beim Färben Kleidungsstücke in die Farbe eintauchte, ein anderes Element hineinbrachte. Oder es wurde auch verwendet zum Beispiel fürs Untergehen von einem Schiff, eben das auch, in ein anderes Element eingefügt wurde.
Und hier lesen wir: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das heißt, Menschen, die früher Einzelwesen waren, werden in ein neues Medium, in ein neues Element eingefügt, in den Leib Christi.
Will sagen: Die Taufe mit Heiligem Geist bedeutet, dass ein Mensch, der sich bekehrt, ein Glied am Leib Christi wird.
Ja, jetzt folgt daraus: Wer nicht mit Heiligem Geist getauft ist, ist gar kein Christ, denn Christ ist ein Glied am Leib Christi.
Und es steht hier nichts von einer mystischen Erfahrung, wo man irgendwie passiv wird, ja, dabei.
„Ihr seid getauft“, und interessant: Der Apostel Paulus sagt das von allen Korinthern. Er sagt nicht: „Die meisten unter euch sind geistgetauft.“ Er sagt: „Denn auch in einem Geist sind wir alle“, habe ich wieder unterstrichen, „hier das alle zu einem Leib getauft worden.“
Und da kommt es eben nicht darauf an, ob man Jude war oder Grieche. Es seien Juden oder Griechen, es kommt also nicht darauf an, woher wir kommen. Gott vereinigt das, was früher getrennt war: Juden und Heiden.
Es kommt auch nicht darauf an, aus welcher sozialen Schicht wir kommen. Es seien Sklaven oder Freie. Das ist alles nicht mehr wichtig in der Gemeinde.
Und so sehen wir, wie dieser Ausdruck von der Taufe des Heiligen Geistes so verdreht worden ist in der jüngeren Vergangenheit – überhaupt nicht das, was in der Bibel steht.
Und jetzt komme ich nochmals zurück auf Matthäus 3, das gibt gerade nochmals einen Hammer.
Und zwar heißt es hier, Matthäus 3, Vers 11b: „Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.“
Und wie viele Menschen gibt es in unserer Zeit, die beten um eine Feuertaufe?
Und ich muss sagen: Oh, wenn das nur nicht erhört wird!
Denn jetzt, Vers 12, kommt dazu: „Dessen Wurfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“
Johannes der Täufer sagt, der Messias wird kommen, und er wird nun aufräumen in Israel. Er wird unterscheiden zwischen denen, die Weizen sind, und denen, die Spreu sind.
Den Weizen, das meint die wahren Gläubigen aus Israel, die wird er zusammenfügen, sammeln, so wie man den Weizen zusammenbringt.
Das entspricht der Taufe mit Heiligem Geist zu einem Leib.
Und die Spreu wird verbrannt, das ist die Taufe mit Feuer. Da wird nämlich die Spreu in das Feuer eingefügt, in ein anderes Element eingefügt. Hier ist es das Feuer.
Nicht das Wasser, nicht der Leib, sondern das Feuer, und das heißt ewige Verdammnis.
Also die Taufe mit Feuer, die sollen wir uns nie wünschen.
Das ist wie wenn jemand sich verflucht.
Gut, diejenigen, die das tun, die tun das nicht in dieser Absicht.
Aber wenn man sich jetzt überlegt, was es eigentlich bedeutet, ist man schockiert.
Es gehört an das, was wir nicht beten sollen.
Und der Herr wird das auch nicht erhören, wenn das in der Unwissenheit gebetet wird, das ist ja uns klar.
Aber nur um zu sagen, wie man mit der Bibel heute umgeht.
Und man nimmt einfach einen Ausdruck, Taufe mit Feuer, und das klingt ein bisschen enthusiastisch und lebendig, ja, aber es meint etwas ganz anderes.
Also, gehen wir zurück zu 1. Korinther 12, Vers 13.
Und wir sehen, wie wichtig es ist, wenn wir ein Thema in der Bibel haben, dass wir zu allen Stellen hingehen und versuchen, die Stellen so zusammenzutragen.
Also, wenn es das nächste Mal eine Diskussion über Taufe mit Heiligem Geist gibt, dann sind wir gewappnet: Es gibt sieben Stellen – viermal am Anfang der Evangelien, Johannes der Täufer kündigt an, dann fünfte Stelle Apostelgeschichte 1, vor Pfingsten sagt der Herr: Jetzt kommt es bald, dann Apostelgeschichte 11, Petrus erinnert sich an die Ankündigung des Herrn, und dann 1. Korinther 12, dort wird es am ausführlichsten erklärt.
Ja, dann haben wir das beieinander.
So kann man sich das eben einprägen.
Man kann nicht einfach so sieben Stellen einfach so auswendig lernen, sondern muss sich das irgendwie strukturieren: Am Anfang der Evangelien, Johannes der Täufer, dann funktioniert es, dann hat man das immer präsent.
Nun wird weiter erklärt, Vers 14: Da sind also ganz unterschiedliche Menschen jetzt zusammengefügt worden durch den Heiligen Geist, aber dieser Leib ist nun eben nicht ein Glied, sondern es sind viele.
Und nun, wenn der Fuß reden würde und sagen würde: „Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib“, so ist er deswegen nicht vom Leib? Fußnote 18 sagt, das ist das Problem des Minderwertigkeitskomplexes.
Ist er deswegen nicht von dem Leib?
Und wenn das Ohr spräche: „Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist es deswegen nicht vom Leib? Wiederum Minderwertigkeitskomplex.
Also der Herr hat uns ganz souverän in den Leib eingefügt, wie er das wollte, das konnten wir nicht wählen.
Und schon als Glied ist jeder Gläubige individuell platziert.
Und dann haben wir gesehen, da gibt es die unterschiedlichen Gnadengaben, die unterschiedlichen Dienste und die unterschiedlichen Wirkungen.
Es ist so vielfältig.
Aber Gott ist ja so: Wenn wir uns mit der Tierwelt beschäftigen, auf dem Land, in der Luft, in den Meeren – diese unfassliche Vielfalt –, wenn wir uns mit Astronomie beschäftigen, diese unglaubliche Vielfalt an Planeten, an Sternen und dann an Sternensystemen – es ist unfasslich.
So ist Gott.
Und da sehen wir eben diese Vielfalt und diese Vielfarbigkeit, gerade in der Gemeinde.
Also niemand soll denken: „Ja gut, jetzt habe ich diese Position, und weil ich diesen Platz habe, dann gehöre ich nicht dazu.“ Nein, das ist Minderwertigkeitskomplex, und das ist falsch.
Aber es gibt auch das andere, das kommt gleich.
Ich fahre weiter, Vers 17: „Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch?“
Ja, da fällt es uns auf, wie wichtig die Vielfalt ist.
Also wenn ich jetzt siebzig Kilogramm Auge wäre, alle würden davon springen, das ist ein Monster.
Oder 70 Kilogramm Ohrmuschel, das ist ein Monster.
Also es braucht eben gerade diese Vielfalt.
Wir wollen kein Monster, sondern wir wollen das annehmen, wie Gott diese Vielfalt gemacht hat.
Also zufrieden sein, dankbar sein dafür, wie Gott uns in dem Leib platziert hat.
Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, Vers 18: „Jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat.“
Gott ist völlig souverän, das können wir nicht beeinflussen, genauso wie wir nicht beeinflussen konnten, in welchem Land wir geboren werden sollten, in welcher Kultur, welche Familie, welche Eltern – das konnten wir nicht wählen.
Das ist Gottes souveräner Plan, und wir dürfen uns einfach darunter stellen.
Da haben wir am wenigsten Probleme, oder?
Wenn wir nämlich in solchen Dingen, die wir nicht beeinflussen können, innerlich rebellieren, da haben wir immer Probleme.
Ja, weiter Vers 18 habe ich gelesen.
Vers 19: „Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.“
Also wir müssen bei der Vielfalt auch wiederum nicht die Einheit vergessen.
Ich habe schon in Fußnote 14 geschrieben im Zusammenhang: „Denn gleich wie der Leib einer ist und viele Glieder hat“ – dieser Vers betont sowohl die Bedeutung des Individuums als auch des Kollektivs.
Das klingt ein bisschen philosophisch, aber das ist ganz etwas Wichtiges.
Die katholische Kirche hat in ihrer Lehre den Wert gelegt auf das Kollektiv.
Die Kirche ist alles, der Einzelne ist eigentlich ein Nichts.
Auf den kommt es überhaupt nicht an.
Die Kirche, das ist die Sache.
Und die Reformatoren haben gemerkt, das ist falsch.
Es geht um den Einzelnen vor Gott.
Man wird nicht einfach errettet, weil man zur Kirche gehört, sondern der einzelne Mensch muss sich bekehren, der einzelne Mensch muss glauben, ganz persönlich glauben an das vollbrachte Opfer des Herrn Jesus und wird so errettet.
Und so haben die Reformatoren sehr viel Gewicht gelegt auf das Individuum, auf den einzelnen Menschen vor Gott.
Und sie haben auch Wert darauf gelegt, dass jeder auch persönlich die Bibel liest, nicht einfach die Kirche lehrt.
Und der Einzelne hat gar nichts zu denken, ja? Nein.
Die Reformatoren haben gesagt: Wir müssen die Bibel übersetzen in die Landessprachen, und die Leute sollen beginnen, die Bibel zu studieren, jeder Einzelne!
So haben sie das Individuum betont, und das ist ganz wichtig.
Aber in der Folge ist es in der Entwicklung der Reformation und dann hin zu den evangelikalen Kirchen das Individuum so stark betont worden, dass man wieder das Kollektiv vergessen hat.
In den meisten christlichen Gemeinden ist es heute so: Da kann jeder zum Abendmahl kommen.
Ja, er muss sich selber prüfen, gut, ist auch richtig, so steht es in 1. Korinther 11.
Aber man stellt bald fest, dass es Leute gibt, die können sich gar nicht selber prüfen, oder sie tun es einfach nicht.
Da lebt jemand wirklich in offener Sünde und denkt: „Ja gut, aber ich denke, es ist in Ordnung so, ich kann zum Abendmahl kommen.“
Und man denkt: „Ja gut, aber der Einzelne muss sich prüfen.“
Ja, aber die Gemeinde hat als Gemeinde auch eine kollektive Verantwortung, und darum spricht Paulus in 1. Korinther 5 über den Ausschluss aus der Gemeinde in Fällen von ganz schwerer Sünde, wie zum Beispiel Ehebruch oder Unzucht.
Wird die Gesamtheit der Gemeinde gefordert, nicht einfach nur die Ältesten.
Die ganze Gemeinde wird dort aufgerufen zum Handeln, zum Ausschluss: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
Und so sehen wir, die kollektive Verantwortung ist auch wichtig.
Wir sind immer in der Gefahr, von einem Extrem ins andere hinüberzufallen.
Wir sehen das auch in anderen Bereichen.
Der Kommunismus hat das Kollektiv betont.
Die Menschheit als solche soll sich immer weiter entwickeln, bis dann die klassenlose Gesellschaft entsteht mit Frieden und Freude und Eierkuchen.
Und der Kapitalismus im Gegensatz dazu sagt: Nein, nein, nein, jeder einzelne in der freien Marktwirtschaft soll sich mit den Ellbogen durchschlagen.
Der betont so, dass den einzelnen.
Aber die Freiheit des Einzelnen wird so betont, dass er sie ausleben kann auf Kosten der anderen.
Da kann eine Mutter sagen: „Ich will mich selber verwirklichen“, und sie begeht Ehebruch und verlässt die Familie usw.
Sie möchte sich persönlich entfalten, ja, aber Freiheit sucht sie auf Kosten anderer, und sie macht die Kinder kaputt, den Mann usw.
Oder ich habe die Frage genommen: Ich hätte ja keinen Mann nehmen können, ja.
Wie beides.
Aber nur um zu sagen, wie in unserer Gesellschaft die Freiheit des Menschen so betont wird, aber auf Kosten des Kollektivs.
Und so ist es wichtig, dass wir eben das biblische Vorbild für die Gemeinde festhalten: Die Individualität wird betont, das Kollektiv wird betont, die Vielfalt und die Einheit.
Ja, wir gehen weiter.
Vers 21: „Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: ‚Ich bedarf deiner nicht‘, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ‚Ich bedarf euer nicht‘.“
Fußnote 20 habe ich erklärt: Das ist das Problem des Überlegenheitskomplexes.
Das gibt es auch in der Gemeinde.
Es gibt den Minderwertigkeitskomplex, den hatten wir zuerst, und dann den Überlegenheitskomplex, dass der eine sagt: „Das kann nur ich, das können die anderen nicht.“
Und dann haben wir das Einmannsystem.
Und genau das wird hier so deutlich gelehrt: Das ist nicht biblisch, sondern jedes einzelne Glied soll zum Zug kommen im Dienst für Gott.
Beide Probleme sind schwierig, ja.
Es ist schwierig, jemanden zu überzeugen, dass Minderwertigkeitskomplex ganz falsch ist, und auch das andere ist sehr, sehr schwierig.
Und dann haben wir davon gelesen, wie Gott das gewirkt hat beim menschlichen Körper, dass die Körperteile, die eigentlich eher als unanständig gelten im Öffentlichen, die pflegen wir ganz besonders im privaten Bereich.
Da kann man denken an die tägliche Körperpflege, dass eben der einzelne Mensch Sorge trägt zum ganzen Körper, und gerade auch die Bereiche des Körpers, die der Öffentlichkeit entzogen sind, die werden aber in der Intimpflege besonders berücksichtigt.
Das ist es hier, also dass Gott es so eingerichtet hat, dass es eben Ausgleich gibt, und das ist notwendig.
Gott möchte eben, dass der Leib nicht eine in sich gespaltene Sache ist, sondern die Hände helfen den Füßen, den Schuhen anzuziehen, und so sind die verschiedenen Glieder des Körpers einander behilflich.
Die Augen wiederum helfen den Händen, am richtigen Ort zuzugreifen. Das ist sehr wichtig beim Klavierspielen, aber nicht nur dort.
Also ein Glied hilft dem anderen, auch das Gehör ist dann wieder ein Korrektiv, und das möchte Gott, dieses Zusammenwirken.
Und selbst da, wo gewisse denken: „Ja, ich bin weniger nötig“, da hat Gott dafür gesorgt, dass die auch wieder ihren Ausgleich bekommen.
Das Ziel ist Vers 25: „Damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten.“
Da wird Christentum praktiziert, wenn die Glieder eben zusammenwirken.
Es geht nicht um die Selbstverwirklichung der Augen, der Hand und so weiter, sondern es geht um das Zusammenwirken.
Das wird alles ganz, ganz wichtig sein für das Weitere.
Ja, und dann nicht nur Sorge haben füreinander, sondern Vers 26: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“
Da kann man Ohrenschmerzen haben, Mittelohrenentzündung, aber dann ist der ganze Mensch in Mitleidenschaft gezogen.
Ja, so möchte es Gott, wenn ein Glied leidet, dass die anderen mitleiden.
Hebräer 13 sagt: „Gedenke der Gefangenen als solche, die auch selbst im Leibe sind.“
Wenn wir also an diese Tausenden in Nordkorea in den Konzentrationslagern denken, die zusammen 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erarbeiten und viele, viele, viele sterben in diesen Konzentrationslagern, dass wir eben an solche denken, die auch wissen, was es heißt, ein Mensch zu sein mit einem Körper, der eben schnell mal überlastet und überfordert ist.
Ja, wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Und wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Das ist vielleicht auch so schwierig wie das andere.
Eben nicht Eifersucht, sondern sie einfach freuen über das, was Gott in anderen wirkt.
Und sonst haben wir Probleme, wenn wir das nicht eben umsetzen, wie es hier steht.
Und schließlich wird abgeschlossen: „Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“
Fußnote 21 heißt: Achtung, es heißt hier nicht: „Ihr seid der Leib Christi“, sondern „Ihr seid Leib Christi“, ohne Artikel.
Die Ortsgemeinde ist nicht der Leib Christi, sondern nur ein Teil davon.
Alle Christen auf der ganzen Welt bilden zusammen den Leib Christi.
Das sieht man auch in Epheser 2 und 3, wo auch über den Leib Christi gesprochen wird.
Da geht es nicht um die Ortsgemeinde Ephesus, sondern alle Erlösten zusammen bilden den Leib Christi, alle, die zu einer Zeit auf der Erde leben.
Und das ist sehr wichtig.
Darum heißt es eben nicht: „Ihr seid der Leib Christi“, dann wäre es die Gemeinde Korinth, sondern es heißt: „Ihr aber seid Leib Christi“ oder „Christi Leib“, das heißt, ihr gehört auch zu diesem Leib, aber ihr seid nicht der Leib Christi.
Wir haben doch gelesen in Vers 13: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Paulus sagt alle, da schließt er sich selbst ein und auch sein Mitautor des ersten Korintherbriefes, das ist nämlich nach 1. Korinther 1 Paulus, berufender Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, und Sostenes, der Bruder der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist.
Wir, also Paulus, Sostenes und die Korinther sind zu einem Leib getauft worden.
Wichtig: Paulus war damals in Ephesus mit Sostenes, der gehörte nicht zur Ortsgemeinde Korinth, und trotzdem sagte er: „Wir sind zu einem Leib getauft worden.“
Das heißt, der Leib ist überörtlich.
Und das hat natürlich auch ganz praktische Konsequenzen.
Als örtliche Gemeinde ist man nicht einfach für sich allein, sondern die Verbindung besteht mit dem ganzen Leib weltweit.
Und darum, wenn zum Beispiel eine Gemeinde irgendein Problem hatte mit jemandem – das kann sein bis zur Gemeindezucht –, ja, wie ist es heute so: Dann geht man dort weg oder sucht eine andere Gemeinde, und dort wird man mit offenen Armen wieder aufgenommen, anstatt dass man bei der alten Gemeinde zurückfragt: „Warum ist der eigentlich weggegangen? Was hat der für Probleme gehabt dort?“
Weil, wenn man sich überhaupt nicht dafür interessiert, dass dort ein Problem war, dann tut man so, als wenn das gar nicht darauf ankommt: „Wir sind ja der Leib Christi am Ort, fertig.“
Ja, aber wenn wir die andere Gemeinde eben ernst nehmen und uns bewusst sind, dass wir als Leib Christi mit diesen Gläubigen auch verbunden sind, dann ist es unsere Sorgfaltspflicht, ihre Seite auch ernst zu nehmen.
Und es ist immer wichtig, dass man beide Seiten hört.
Also ich habe das schon unglaublich erlebt: Eine Seite gehört, und da war ich völlig überzeugt, du hast Recht, und dann die andere Seite, da war ich auch überzeugt, du hast Recht.
Also es geht einem so wie diesem Rabbi.
Dann kommt ein Ehemann und sagt: „Du, meine Frau ist so schlimm, so schrecklich.“ Und dann sagt er: „Du hast Recht.“
Und dann später kommt die Frau und sagt: „Mein Mann ist so schlimm, so schrecklich.“ „Du hast Recht.“
Und dann sagt die Frau, die Frau vom Rabbi: „Aber du kannst doch nicht ihm sagen ‚Du hast Recht‘.“
Und dann sagst du ihr auch: „Du hast Recht.“
Und dann sagt er: „Du hast Recht.“
Beide Seiten anhören.
Aber ich will damit nur sagen: Das Bewusstsein, dass der Leib Christi eben überörtlich ist, zeigt eben auch die Wichtigkeit der Verbundenheit mit den anderen Erlösten, die nicht zur Ortsgemeinde gehören.
Aber das kann sich natürlich auch ganz anders ausdrücken, dass wir eben irgendwo auf einer Reise oder so Christen kennenlernen, und sofort ist diese Verbundenheit da, ja, ohne dass man die Leute lang kennt.
Man merkt einfach: Die lieben den Herrn, die lieben sein Wort, und sofort spürt man diese Verbundenheit, diese Einheit im Leib Christi.
Ja, wir haben noch ein paar Minuten bis zur Pause, und so gehen wir zur zweiten Liste mit neun Gaben.
Vers 28: „Und Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sondern Wunderkräfte, sondern Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.“
Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Wunderkräfte? Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen? Reden etwa alle in Sprachen? Übersetzen etwa alle?
Eifert aber um die vorzüglicheren Gnadengaben, und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.
Wir sehen, diese Liste umfasst auch neun Gaben: Apostel, Propheten, Lehrer – von eins bis drei wird nummeriert –, und dann kommt Wunderkräfte, Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.
Und dann wird noch erwähnt in Vers 31: „Übersetzen etwa alle?“ Da haben wir wieder neun.
Zum Teil überschneidet es sich mit der ersten Liste, und zum Teil haben wir hier neue Gaben.
Auch diese Liste ist nicht vollständig, aber sie betont jetzt eben, wie Gott im Leib Christi nach seinem souveränen Willen eben diese Glieder eingesetzt hat, mit Gaben versehen.
Erstens Apostel.
In der Bibel gibt es die zwölf Apostel, die der Herr Jesus eingesetzt hat mit einer ganz besonderen Autorität, die zwölf Apostel.
Und er sagt in Matthäus 10, wer diese Apostel aufnimmt, nimmt ihn selber auf.
Ja, das zeigt, wie der Herr also seine Autorität, seine messianische Autorität diesen zwölf Aposteln übertragen hat.
Später wird der Apostel Paulus auch zum Apostel berufen, direkt durch den Herrn Jesus, Apostelgeschichte 9.
Der Unterschied ist der: Die zwölf Apostel hatten einen speziellen Auftrag an die zwölf Stämme Israels, und der Apostel Paulus einen speziellen Auftrag an die Heiden, die zum Glauben kommen sollten.
So haben diese zwölf und dieser eine für Israel, für die Heiden.
Und das Wort Apostel wird allerdings an gewissen Stellen auch verwendet im Sinn von Missionar, ja, zum Beispiel in 2. Korinther 8, Vers 23: „Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse, und in Bezug auf euch, mein Mitarbeiter, seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen Christi, Herrlichkeit.“
Es geht hier im Zusammenhang um den Dienst, Geld zu übermitteln für missionarische Zwecke im Gemeindeaufbau.
Da wird von Leuten gesprochen, die Gesandte der Gemeinden oder der Versammlungen sind.
Da haben wir das Wort Apostel: Apostel der Gemeinden.
Gemeinden haben die mit einer missionarischen Aufgabe in Verbindung mit Geld abgeschickt.
Aber der Apostel Paulus, Apostel Petrus nennen sich in ihren Briefen Apostel Jesu Christi.
Ja, das ist ein ganz besonderer Titel: Apostel Jesu Christi, nicht Apostel der Gemeinden.
Apostel Jesu Christi, von ihm waren sie gesandt.
Und so hat Apostel eine besondere Bedeutung: Diese Leute, die einen direkten Auftrag vom Sohn Gottes bekommen haben zur Grundlegung der Gemeinde.
Und in Epheser 2, Vers 20 heißt es: Da wird die Gemeinde weltweit gesehen als ein Tempel, der wächst, und da heißt es: Epheser 2, Vers 20: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“
Der Tempel in Jerusalem war ja gebaut auf das Felsfundament des Zionsberges.
Dieses Felsfundament bedeutet Jesus Christus.
Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1. Korinther 3, Vers 11.
Aber hier steht von der Grundlage der Apostel und Propheten.
Beim Tempel in Jerusalem wurden große Steinblöcke auf das Felsfundament aufgelegt, im Bereich des Heiligen, gerade vor dem Felsen des Allerheiligsten.
Und diese Fundamentsteine auf dem Felsen bedeuten eben die Apostel und Propheten.
Diese Apostel Jesu Christi bildeten also so den Untergrund des ganzen Tempelbaus, der immer weiter wächst bis zur Entrückung, wenn der letzte Stein eingefügt wird.
Und so hat Gott also die Apostel in den Grundlagenbereich der Gemeinde eingefügt, der Gemeinde weltweit und zu allen Zeiten bis zur Entrückung.
Jetzt ist es eben wieder wichtig, dass wir daran denken: Der Leib Christi ist nicht nur die Ortsgemeinde, sondern überörtlich.
Und darum heißt es: Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt, erstens Apostel.
Das bezieht sich nun nicht auf Korinth, sondern auf die Gemeinde weltweit.
Gott hat im Leib Christi gesetzt verschiedene Glieder, das sind die Apostel, entsprechend der Grundlage in Epheser 2.
Also müssen wir nicht denken: Aha, in Korinth, die hatten auch Apostel und die hatten eben auch solche Leute mit gleicher Autorität wie Petrus und Paulus?
Nein, absolut nicht!
Es geht hier um die Gemeinde weltweit, und diese Gaben sind der ganzen Gemeinde gegeben worden.
Erstens Apostel, zweitens Propheten.
Wir haben gesehen, wir sind aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.
Da haben wir Markus, Lukas, Jakobus, Judas.
Das waren keine Apostel, aber sie hatten prophetische Autorität, und darum konnten sie unter Inspiration des Geistes Gottes Bücher schreiben, die zur Bibel gehören sollten.
Ja, das ist darum zweitens Propheten.
Drittens Lehrer.
Ja, diese Apostel sind gestorben, und sie hatten keine Nachfolger.
Ja, nirgends im Neuen Testament haben die Apostel Nachfolger eingesetzt.
Jetzt haben wir drittens Lehrer.
Lehrer hat es zu allen Zeiten in der Gemeinde gegeben, durch alle Jahrhunderte hindurch.
Die Lehrer müssen das, was die Apostel und die Propheten uns im Neuen Testament niedergelegt haben, der Gemeinde weitergeben.
Ich habe in Fußnote 22 geschrieben: Die Apostel, die Zwölfe für Israel und Paulus für die Heiden, lesen dazu Galater 2, wo das so erklärt wird, hatten keine Nachfolger.
Eben, sie bilden nur das Fundament.
Wenn heute Leute sagen, das Apostelamt und das Prophetenamt sollen in der Endzeit wiederhergestellt werden, das ist wie wenn man diese Fundamentsteine jetzt oben beim Dach nochmals einfügen möchte.
Das ist Unsinn, kein Architekt macht solchen Unsinn.
So baut man einfach nicht.
Sie hatten keine Nachfolger.
Diese Gabe des Apostels hat aufgehört.
Wir müssen daher zwischen temporären und permanenten Gaben unterscheiden.
Temporär heißt für eine Zeit, permanent bedeutet dauernd, bleibend bis zum Schluss.
Es gibt die Argumentation heute, es wird gesagt: Es kann nicht sein, dass gewisse Gaben aufgehört haben.
Gott ist immer derselbe.
Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit, Hebräer 13,8.
Und in Maleachi sagt Gott: „Ich, der Ewige, ändere mich nicht.“
Jawohl, das stimmt.
Gott ändert sich nie, aber er handelt nicht immer gleich.
Er hat einmal gehandelt am Roten Meer, das wird nicht mehr wiederholt.
Er hat einmal die Sonne stillstehen lassen bei Josua, und nie mehr hat er auf einen Menschen gehört in solcher Sache.
Es steht auch dort.
Gott hat ganz unterschiedlich gehandelt durch die verschiedenen Zeiten hindurch.
Er selber war immer derselbe.
Also können wir nicht ableiten, alle Gaben geben zu allen Zeiten, denn durch die Jahrhunderte hindurch hat es keine Apostel mehr gegeben, außer in der katholischen Kirche.
Der Papst in Rom wird betrachtet als Nachfolger von Petrus.
Also dort glaubt man an die Sukzession des apostolischen Amtes bis zum Schluss, und das ist eine Sonderlehre, die der Bibel widerspricht, denn die Apostel haben keine Nachfolger eingesetzt.
Damit haben wir hier eine ganz wichtige Sache.
Also prinzipiell ist es biblisch, dass gewisse Gaben nur für eine Zeit waren und andere Gaben dauernd bleiben bis zur Wiederkunft Christi.
Ja, an dieser Stelle machen wir Pause.
Der Leib Christi und die Gnadengaben
Nun gehen wir weiter. Ab Vers 12 folgt das Thema: Der Leib Christi und die Gnadengaben. Ich lese:
"Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: 'Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib', ist er deswegen nicht vom Leib? Und wenn das Ohr spräche: 'Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib', ist es deswegen nicht vom Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: 'Ich bedarf deiner nicht', oder wiederum das Haupt zu den Füßen: 'Ich bedarf euer nicht.' Sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig, und die uns die Unehrbaren des Leibes zu sein dünken, diese umgeben wir mit reichlicher Ehre, und unsere Nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit. Unsere Wohlanständigen aber bedürfen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit."
Nun kommt ein neues Thema hinein in das Thema der Gaben. Dieses wird jetzt verbunden mit dem Thema des Leibes. Zuerst wird erklärt, dass der menschliche Körper eine Einheit ist, etwas für sich. Doch diese Einheit besteht aus einer Vielfalt, denn der Körper hat viele einzelne Glieder. Trotz dieser Vielfalt ist es eben doch eine Einheit. Darum wird es so formuliert: alle Glieder des einen Leibes, aber obgleich viele, ein Leib sind.
Nun folgt die Übertragung: Also auch der Christus. Hier merken wir, dass der Leib mit dem Christus verglichen wird. Aber was meint "der Christus"? Ich habe in Fußnote 15 erklärt, dass Christus hier, mit Artikel "der Christus", den Leib meint. Das bedeutet Christus vereinigt mit den Erlösten, der Gemeinde.
In Epheser 3,4-6 beschreibt Paulus das Geheimnis des Christus. Und das Geheimnis des Christus ist der eine Leib, der aus Christus und den Erlösten besteht. Ich lese Epheser 3,4:
"Woran ihr im Lesen merken könnt, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus, welches in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist."
Jetzt wird erklärt, dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte, wörtlich sogar Mitleib und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium. Also das Geheimnis des Christus ist, dass die zum Glauben gekommenen Heiden nun mit den bekehrten Juden zusammengefügt worden sind zu einem Leib, Mitleib.
Hier sehen wir, dass das ganze Leib Christi auch "der Christus" genannt wird. Der Ausdruck Christus oder Messias bekommt im Neuen Testament eine neue Bedeutung: Er meint Christus, der sich verbunden hat mit allen Erlösten, den Erlösten der Gemeinde. Das war im Alten Testament nie mitgeteilt. Das Wort Messias bedeutete immer den Sohn Gottes. Jetzt plötzlich wird dieses Wort erweitert: Es meint den Sohn Gottes verbunden mit den Erlösten.
In 1. Korinther 1,13 habe ich auch noch angegeben, dort wird das erste Problem in Korinth angesprochen. Paulus sagt in Vers 10, er hört, dass es Spaltungen gibt in Korinth. Vers 12:
"Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi."
Ist der Christus zerteilt? Also die einen betrachten sich als Anhänger von Paulus, das ist ein Glied am Leib Christi. Andere waren Anhänger von Apollos, wieder andere von Petrus, Kephas, und andere sagten: "Die Leute brauchen wir nicht, wir sind nicht von Menschen abhängig, wir sind nur von Christus abhängig, ich aber bin Christi." Und dann sagt Paulus: "Ist der Christus zerteilt?" Das heißt, ist der Leib, der aus Christus und allen Erlösten besteht, irgendwie entzweit, dass ihr das so aufteilen wollt? Auch hier hat der Ausdruck "der Christus" diesen erweiterten Sinn.
Das Verhältnis zwischen dem menschlichen Körper und Christus und den Erlösten verhält sich also so. Man kann sagen, Gott hat den menschlichen Leib so geschaffen, weil er schon vor Grundlegung der Welt diesen Plan hatte: den Leib Christi.
Es wird in Epheser 3 erklärt, dass dieses Geheimnis im Alten Testament verborgen war, verborgen in Gott. In den weiteren Versen wird vom ewigen Ratschluss Gottes gesprochen. Das war Gottes erster Gedanke. Gott hat den menschlichen Leib, Adam, den er aus Ackererde erschaffen hatte, geformt, damit das letztlich ein Abbild ist von diesem Plan Gottes: Christus und seiner Gemeinde. Das zeigt etwas von der Erhabenheit des Planes Gottes mit der Gemeinde.
Ich lese weiter Vers 13:
"Denn auch in einem Geist, in der Kraft eines Geistes, sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden."
Hier haben wir die Taufe des Heiligen Geistes. Diesen Ausdruck "Taufe mit Heiligem Geist" finden wir in den Evangelien. Zuerst in Matthäus 3 bei Johannes dem Täufer. Er sagt – wir können das ganz kurz aufschlagen –, Matthäus 3, Vers 11:
"Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende, das ist dann der Messias, aber ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin. Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen, dessen Wurfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln. Die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer."
Hier wird über die Taufe mit Heiligem Geist gesprochen, aber es wird nicht erklärt, was das genau zu bedeuten hat. Halten wir diese Stelle offen.
Man findet eine Parallelstelle in Markus 1, in Lukas 3, in Johannes 1 – also viermal. Jedes Mal fragt man sich noch: Was meint das eigentlich genau? Dann gibt es die fünfte Stelle in Apostelgeschichte 1, wo der Auferstandene kurz vor Pfingsten sagt, Apostelgeschichte 1, Vers 5:
"Denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen."
Dann kommt das Pfingstereignis in Apostelgeschichte 2, der Heilige Geist kommt vom Himmel auf die Erde. Irgendwie muss das Taufen mit Heiligem Geist etwas zu tun haben mit dem Pfingstereignis.
Die sechste Stelle ist Apostelgeschichte 11, Vers 16. Dort sind römische Christen geworden, sie haben den Heiligen Geist empfangen, und Petrus sagt im Zusammenhang, Apostelgeschichte 11, Vers 16:
"Ich gedachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden."
Das ist eine Erinnerung von Petrus an Apostelgeschichte 1, Vers 5.
Jetzt haben wir sechs Stellen und fragen uns immer noch, was es genau ist. Nun kommt die siebte und letzte Stelle: 1. Korinther 12, Vers 13, die noch ein bisschen mehr erklärt:
"Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden."
Taufen bedeutet ja, etwas in ein anderes Element hineinführen. Wenn Johannes mit Wasser taufte, dann wurde der menschliche Körper in das Element Wasser eingefügt. Die Griechen brauchten das Wort "baptizo". Taufen wurde zum Beispiel auch im Sinne von Färben gebraucht, weil man beim Färben Kleidungsstücke in die Farbe eintauchte, also in ein anderes Element hineinbrachte. Oder es wurde auch verwendet für das Untergehen eines Schiffes, eben das Einfügen in ein anderes Element.
Hier lesen wir: "Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden." Das heißt, Menschen, die früher Einzelwesen waren, werden in ein neues Medium, in ein neues Element eingefügt – in den Leib Christi. Die Taufe mit Heiligem Geist bedeutet, dass ein Mensch, der sich bekehrt, ein Glied am Leib Christi wird.
Jetzt folgt daraus: Wer nicht mit Heiligem Geist getauft ist, ist gar kein Christ, denn Christ ist ein Glied am Leib Christi. Und es steht hier nichts von einer mystischen Erfahrung, bei der man irgendwie passiv wird.
Ihr seid getauft, und interessant: Der Apostel Paulus sagt das von allen Korinthern. Er sagt nicht, die meisten unter euch sind geistgetauft, sondern: "Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden." Ich habe hier wieder "alle" unterstrichen. Es kommt nicht darauf an, ob man Jude oder Grieche ist, es seien Juden oder Griechen. Es kommt also nicht darauf an, woher wir kommen. Gott vereinigt das, was früher getrennt war: Juden und Heiden. Es kommt auch nicht darauf an, aus welcher sozialen Schicht wir kommen, es seien Sklaven oder Freie. Das ist alles nicht mehr wichtig in der Gemeinde.
So sehen wir, wie dieser Ausdruck von der Taufe des Heiligen Geistes in der jüngeren Vergangenheit völlig verdreht worden ist – überhaupt nicht das, was in der Bibel steht.
Jetzt komme ich nochmals zurück auf Matthäus 3. Das gibt nochmals einen Hammer. Dort heißt es, Matthäus 3, Vers 11b: "Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen." Und wie viele Menschen gibt es in unserer Zeit, die um eine Feuertaufe beten! Und ich muss sagen: Oh, wenn das nur nicht erhört wird!
Denn jetzt, Vers 12, kommt dazu:
"Dessen Wurfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer."
Johannes der Täufer sagt, der Messias wird kommen und in Israel aufräumen. Er wird unterscheiden zwischen denen, die Weizen sind, und denen, die Spreu sind. Den Weizen, das sind die wahren Gläubigen aus Israel, wird er zusammenfügen und sammeln, so wie man den Weizen zusammenbringt. Das entspricht der Taufe mit Heiligem Geist zu einem Leib.
Die Spreu wird verbrannt, das ist die Taufe mit Feuer. Dort wird die Spreu in das Feuer eingefügt, in ein anderes Element – hier ist es das Feuer, nicht das Wasser, nicht der Leib, sondern das Feuer. Das heißt ewige Verdammnis.
Also die Taufe mit Feuer sollen wir uns nie wünschen. Das ist wie wenn jemand sich verflucht. Gut, diejenigen, die das tun, tun das nicht in dieser Absicht. Aber wenn man sich überlegt, was es eigentlich bedeutet, ist man schockiert.
Es gehört zu dem, was wir nicht beten sollen. Und der Herr wird das auch nicht erhören, wenn das in Unwissenheit gebetet wird. Das ist uns klar.
Nur um zu zeigen, wie man heute mit der Bibel umgeht: Man nimmt einfach einen Ausdruck, "Taufe mit Feuer", und das klingt ein bisschen enthusiastisch und lebendig, aber es meint etwas ganz anderes.
Also gehen wir zurück zu 1. Korinther 12, Vers 13. Wir sehen, wie wichtig es ist, wenn wir ein Thema in der Bibel haben, dass wir zu allen Stellen hingehen und versuchen, die Stellen zusammenzutragen.
Wenn es das nächste Mal eine Diskussion über die Taufe mit Heiligem Geist gibt, dann sind wir gewappnet. Es gibt sieben Stellen: viermal am Anfang der Evangelien kündigt Johannes der Täufer an, dann die fünfte Stelle in Apostelgeschichte 1, kurz vor Pfingsten, wo der Herr sagt, dass es bald kommt. Dann Apostelgeschichte 11, wo Petrus sich an die Ankündigung des Herrn erinnert, und schließlich 1. Korinther 12, wo es ausführlich erklärt wird.
So hat man alles beieinander und kann sich das gut einprägen. Man kann nicht einfach sieben Stellen auswendig lernen, sondern muss sie strukturieren: Am Anfang der Evangelien bei Johannes dem Täufer, dann die weiteren Stellen in Apostelgeschichte und 1. Korinther. So hat man das immer präsent.
Die Vielfalt der Glieder im Leib Christi
Nun wird weiter erklärt, Vers 14: Es sind also ganz unterschiedliche Menschen durch den Heiligen Geist zusammengefügt worden. Dieser Leib ist jedoch nicht nur ein Glied, sondern viele.
Wenn nun der Fuß sagen würde: „Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib“ – das ist das Problem des Minderwertigkeitskomplexes. Ist er deswegen nicht vom Leib? Nein. Und wenn das Ohr spräche: „Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib“ – auch das ist ein Minderwertigkeitskomplex. Ist es deswegen nicht vom Leib? Nein.
Der Herr hat uns ganz souverän in den Leib eingefügt, wie es ihm gefiel. Das konnten wir nicht wählen. Schon als Glied ist jeder Gläubige individuell platziert. Wir haben gesehen, dass es unterschiedliche Gnadengaben, verschiedene Dienste und Wirkungen gibt. Es ist sehr vielfältig.
Gott ist so. Wenn wir uns mit der Tierwelt beschäftigen – auf dem Land, in der Luft, in den Meeren – erkennen wir diese unfassbare Vielfalt. Ebenso in der Astronomie: die unglaubliche Vielfalt an Planeten, Sternen und Sternensystemen. So ist Gott, und diese Vielfalt sehen wir auch in der Gemeinde.
Niemand soll denken: „Ich habe diese Position, und weil ich diesen Platz habe, gehöre ich nicht dazu.“ Nein, das ist ein Minderwertigkeitskomplex, und das ist falsch. Es gibt aber auch das andere Problem, das gleich folgt.
Weiter in Vers 17: Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo wäre der Geruch? Hier wird deutlich, wie wichtig die Vielfalt ist. Wenn ich siebzig Kilogramm Auge wäre, würden alle davonlaufen – das wäre ein Monster. Oder siebzig Kilogramm Ohrmuschel – ebenfalls ein Monster.
Es braucht diese Vielfalt. Wir wollen kein Monster, sondern wir wollen annehmen, wie Gott diese Vielfalt geschaffen hat. Wir sollen zufrieden und dankbar sein für die Platzierung, die Gott uns im Leib gegeben hat.
Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, Vers 18: Jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. Gott ist völlig souverän, das können wir nicht beeinflussen. Genauso konnten wir nicht wählen, in welchem Land, welcher Kultur, welcher Familie oder bei welchen Eltern wir geboren werden. Das ist Gottes souveräner Plan, und wir dürfen uns dem unterstellen.
Das bereitet uns meist am wenigsten Schwierigkeiten. Wenn wir in solchen Dingen rebellieren, die wir nicht beeinflussen können, haben wir immer Probleme.
Weiter, Vers 19: Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun sind zwar viele Glieder, aber der Leib ist einer. Wir dürfen bei der Vielfalt nicht die Einheit vergessen.
Im Zusammenhang habe ich in Fußnote 14 geschrieben, dass dieser Vers sowohl die Bedeutung des Individuums als auch des Kollektivs betont. Das klingt philosophisch, ist aber sehr wichtig.
Die katholische Kirche legte in ihrer Lehre großen Wert auf das Kollektiv. Die Kirche ist alles, der Einzelne ist eigentlich nichts. Auf den kommt es nicht an, die Kirche ist entscheidend.
Die Reformatoren erkannten, dass das falsch ist. Es geht um den Einzelnen vor Gott. Man wird nicht allein dadurch errettet, dass man zur Kirche gehört, sondern der einzelne Mensch muss sich bekehren, persönlich glauben an das vollbrachte Opfer Jesu Christi, und so wird er errettet.
Die Reformatoren legten viel Gewicht auf das Individuum, den einzelnen Menschen vor Gott. Sie betonten auch, dass jeder persönlich die Bibel lesen soll, nicht nur die Kirche lehren. Der Einzelne soll nicht einfach nichts zu denken haben.
Sie setzten sich dafür ein, dass die Bibel in die Landessprachen übersetzt wird, damit jeder sie studieren kann – jeder Einzelne!
So wurde das Individuum betont, und das ist sehr wichtig. Doch in der Folge wurde in der Entwicklung der Reformation und später in den evangelikalen Kirchen das Individuum so stark betont, dass das Kollektiv wieder vergessen wurde.
In den meisten christlichen Gemeinden heute kann jeder zum Abendmahl kommen. Ja, er muss sich selbst prüfen – das ist auch richtig, so steht es in 1. Korinther 11.
Aber man stellt bald fest, dass es Leute gibt, die sich gar nicht selbst prüfen können oder es einfach nicht tun. Jemand lebt in offener Sünde und denkt: „Ich kann trotzdem zum Abendmahl kommen.“ Man sagt: „Der Einzelne muss sich prüfen.“ Ja, aber auch die Gemeinde hat als Gemeinde eine kollektive Verantwortung.
Darum spricht Paulus in 1. Korinther 5 über den Ausschluss aus der Gemeinde bei schwerer Sünde wie Ehebruch oder Unzucht. Die gesamte Gemeinde wird gefordert, nicht nur die Ältesten.
Die ganze Gemeinde wird zum Handeln aufgerufen: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“ So sehen wir, dass die kollektive Verantwortung wichtig ist.
Wir sind immer in Gefahr, von einem Extrem ins andere zu fallen. Das sehen wir auch in anderen Bereichen.
Der Kommunismus betont das Kollektiv. Die Menschheit soll sich weiterentwickeln, bis eine klassenlose Gesellschaft mit Frieden entsteht.
Der Kapitalismus dagegen betont die Freiheit des Einzelnen. Jeder soll sich durchsetzen – auch auf Kosten anderer.
So kann eine Mutter sagen: „Ich will mich selbst verwirklichen“, begeht Ehebruch, verlässt die Familie. Sie möchte sich persönlich entfalten, aber sucht Freiheit auf Kosten anderer und zerstört damit die Familie.
Oder ich hätte keinen Mann nehmen können – das soll nur zeigen, wie in unserer Gesellschaft die Freiheit des Einzelnen oft auf Kosten des Kollektivs gelebt wird.
Deshalb ist es wichtig, das biblische Vorbild für die Gemeinde festzuhalten: Individualität und Kollektiv, Vielfalt und Einheit.
Weiter, Vers 21: Das Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht“, oder das Haupt zu den Füßen: „Ich brauche euch nicht.“
Das ist das Problem des Überlegenheitskomplexes, erklärt in Fußnote 20. Das gibt es auch in der Gemeinde.
Es gibt den Minderwertigkeitskomplex, den wir zuerst hatten, und dann den Überlegenheitskomplex, bei dem einer sagt: „Das kann nur ich, die anderen nicht.“ Das führt zum Einmannsystem.
Genau das wird hier deutlich abgelehnt. Es ist nicht biblisch, sondern jedes einzelne Glied soll im Dienst für Gott zum Zug kommen.
Beide Probleme sind schwierig. Es ist schwer, jemanden vom falschen Minderwertigkeitskomplex zu überzeugen, und das andere Problem ist ebenfalls sehr schwierig.
Weiter lesen wir, wie Gott das beim menschlichen Körper gewirkt hat: Die Körperteile, die öffentlich eher als unanständig gelten, pflegen wir besonders im privaten Bereich.
Man denke an die tägliche Körperpflege: Der einzelne Mensch sorgt für den ganzen Körper, besonders für die Bereiche, die der Öffentlichkeit entzogen sind.
So hat Gott es eingerichtet, dass es Ausgleich gibt, und das ist notwendig.
Gott möchte, dass der Leib nicht gespalten ist, sondern dass die Hände den Füßen helfen, die Schuhe anzuziehen. Die verschiedenen Glieder des Körpers sind einander behilflich.
Die Augen helfen den Händen, am richtigen Ort zuzugreifen – sehr wichtig beim Klavierspielen, aber nicht nur dort.
Ein Glied hilft dem anderen, auch das Gehör ist ein Korrektiv. Gott möchte dieses Zusammenwirken.
Selbst da, wo jemand denkt: „Ich bin weniger nötig“, hat Gott für Ausgleich gesorgt.
Das Ziel ist Vers 25: Damit keine Spaltungen im Leib sind, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben.
Christentum wird praktiziert, wenn die Glieder zusammenwirken. Es geht nicht um die Selbstverwirklichung der Augen oder Hände, sondern um das Zusammenwirken.
Das wird für das Weitere sehr wichtig sein.
Nicht nur Sorge füreinander haben, sondern Vers 26: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Man kann Ohrenschmerzen oder eine Mittelohrenentzündung haben, aber dann ist der ganze Mensch betroffen.
So möchte es Gott: Wenn ein Glied leidet, sollen die anderen mitleiden.
Hebräer 13 sagt: „Gedenkt der Gefangenen, als solche, die auch selbst im Leibe sind.“
Wenn wir an die Tausenden in Nordkorea in Konzentrationslagern denken, die zusammen 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erarbeiten und viele sterben, sollten wir an solche denken, die wissen, was es heißt, ein Mensch mit einem Körper zu sein, der schnell überlastet ist.
Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit. Und wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle mit.
Das ist vielleicht genauso schwierig wie das andere: Nicht eifersüchtig sein, sondern sich freuen über das, was Gott in anderen wirkt.
Wenn wir das nicht umsetzen, wie hier steht, haben wir Probleme.
Schließlich wird abgeschlossen: „Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“ Fußnote 21 erklärt: Es heißt hier nicht „Ihr seid der Leib Christi“, sondern „Ihr seid Leib Christi“ ohne Artikel.
Die Ortsgemeinde ist nicht der Leib Christi, sondern nur ein Teil davon.
Alle Christen weltweit bilden zusammen den Leib Christi.
Das sieht man auch in Epheser 2 und 3, wo vom Leib Christi gesprochen wird. Dort geht es nicht um die Ortsgemeinde Ephesus, sondern um alle Erlösten zusammen, die zu einer Zeit auf der Erde leben.
Darum heißt es nicht „Ihr seid der Leib Christi“ – das wäre die Gemeinde Korinth –, sondern „Ihr seid Leib Christi“ oder „Christi Leib“.
Das bedeutet, ihr gehört zu diesem Leib, aber ihr seid nicht der Leib Christi.
Wir haben in Vers 13 gelesen: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Paulus schließt sich hier selbst ein, ebenso Sostenes, der Bruder der Gemeinde Gottes in Korinth.
Paulus war damals in Ephesus mit Sostenes, der nicht zur Gemeinde Korinth gehörte, und trotzdem sagt er: „Wir sind zu einem Leib getauft worden.“
Das zeigt, dass der Leib überörtlich ist.
Das hat praktische Konsequenzen: Als örtliche Gemeinde ist man nicht einfach für sich allein, sondern verbunden mit dem ganzen Leib weltweit.
Wenn eine Gemeinde ein Problem mit jemandem hat, etwa bis hin zur Gemeindezucht, dann geht dieser vielleicht weg und sucht eine andere Gemeinde.
Dort wird er oft mit offenen Armen aufgenommen, ohne dass man bei der alten Gemeinde nachfragt: „Warum ist der eigentlich weggegangen? Was für Probleme gab es dort?“
Wenn man sich nicht dafür interessiert, als ob das keine Rolle spielt, sagt man: „Wir sind ja der Leib Christi am Ort, fertig.“
Wenn wir die andere Gemeinde ernst nehmen und uns bewusst sind, dass wir als Leib Christi mit diesen Gläubigen verbunden sind, dann ist es unsere Sorgfaltspflicht, ihre Seite ebenfalls ernst zu nehmen.
Es ist immer wichtig, beide Seiten zu hören.
Ich habe das schon oft erlebt: Eine Seite hört man und ist völlig überzeugt, sie hat Recht. Dann hört man die andere Seite und ist ebenfalls überzeugt, sie hat Recht.
So geht es einem wie diesem Rabbi: Ein Ehemann sagt: „Meine Frau ist so schlimm, so schrecklich.“ Der Rabbi sagt: „Du hast Recht.“
Dann sagt die Frau: „Mein Mann ist so schlimm, so schrecklich.“ Der Rabbi sagt: „Du hast Recht.“
Die Frau vom Rabbi sagt: „Du kannst doch nicht beiden Recht geben!“ Er sagt: „Du hast Recht.“
Beide Seiten anhören – das ist wichtig.
Das Bewusstsein, dass der Leib Christi überörtlich ist, zeigt auch die Wichtigkeit der Verbundenheit mit anderen Erlösten, die nicht zur Ortsgemeinde gehören.
Das kann sich auch anders ausdrücken: Wenn wir unterwegs Christen kennenlernen, spüren wir sofort diese Verbundenheit.
Man merkt einfach: Die lieben den Herrn, sie lieben sein Wort, und sofort spürt man die Einheit im Leib Christi.
Zweite Liste mit neun Gaben und die Einsetzung der Glieder im Leib Christi
Ja, wir haben noch ein paar Minuten bis zur Pause, und so gehen wir zur zweiten Liste mit neun Gaben.
In Vers 28 heißt es: „Und Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt, erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sondern Wunderkräfte, sondern Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.“
Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Wunderkräfte? Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen? Reden etwa alle in Sprachen? Übersetzen etwa alle? Eifert aber um die vorzüglicheren Gnadengaben, und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.
Wir sehen, diese Liste umfasst ebenfalls neun Gaben: Apostel, Propheten, Lehrer – von eins bis drei wird nummeriert – und dann kommen Wunderkräfte, Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.
In Vers 31 wird noch erwähnt: „Übersetzen etwa alle?“ Da haben wir wieder neun Gaben. Zum Teil überschneidet sich diese Liste mit der ersten, zum Teil haben wir hier neue Gaben. Auch diese Liste ist nicht vollständig, aber sie betont jetzt, wie Gott im Leib Christi nach seinem souveränen Willen diese Glieder eingesetzt und mit Gaben versehen hat.
Erstens Apostel. In der Bibel gibt es die zwölf Apostel, die der Herr Jesus mit einer ganz besonderen Autorität eingesetzt hat – die zwölf Apostel. In Matthäus 10 heißt es, wer diese Apostel aufnimmt, nimmt ihn selbst auf. Das zeigt, wie der Herr seine messianische Autorität diesen zwölf Aposteln übertragen hat.
Später wird der Apostel Paulus auch zum Apostel berufen, direkt durch den Herrn Jesus (Apostelgeschichte 9). Der Unterschied ist: Die zwölf Apostel hatten einen speziellen Auftrag an die zwölf Stämme Israels, Paulus dagegen einen speziellen Auftrag an die Heiden, die zum Glauben kommen sollten. So haben diese zwölf und dieser eine Apostel für Israel beziehungsweise für die Heiden.
Das Wort Apostel wird allerdings an manchen Stellen auch im Sinn von Missionar verwendet. Zum Beispiel in 2. Korinther 8, Vers 23: „Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse, und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen Christi, zur Herrlichkeit Gottes.“
Hier geht es um den Dienst, Geld für missionarische Zwecke im Gemeindeaufbau zu übermitteln. Von Leuten wird gesprochen, die Gesandte der Gemeinden oder Versammlungen sind. Hier haben wir das Wort Apostel – Apostel der Gemeinden. Gemeinden haben diese Menschen mit einer missionarischen Aufgabe und in Verbindung mit Geld abgeschickt.
Aber Apostel Paulus und Apostel Petrus nennen sich in ihren Briefen „Apostel Jesu Christi“. Das ist ein ganz besonderer Titel: Apostel Jesu Christi, nicht Apostel der Gemeinden. Sie sind von ihm gesandt. Das Apostelamt hat hier eine besondere Bedeutung – es sind Leute, die einen direkten Auftrag vom Sohn Gottes zur Grundlegung der Gemeinde erhalten haben.
In Epheser 2, Vers 20 heißt es: Die Gemeinde wird weltweit als ein Tempel gesehen, der wächst. Dort steht: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“
Der Tempel in Jerusalem war auf dem Felsfundament des Zionsberges gebaut. Dieses Felsfundament bedeutet Jesus Christus. Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist (1. Korinther 3,11).
Hier steht von der Grundlage der Apostel und Propheten. Beim Tempel in Jerusalem wurden große Steinblöcke auf das Felsfundament gelegt, im Bereich des Heiligen, gerade vor dem Felsen des Allerheiligsten. Diese Fundamentsteine auf dem Felsen bedeuten eben die Apostel und Propheten.
Diese Apostel Jesu Christi bildeten also den Untergrund des ganzen Tempelbaus, der immer weiter wächst bis zur Entrückung, wenn der letzte Stein eingefügt wird. So hat Gott die Apostel in den Grundlagenbereich der Gemeinde eingefügt – der Gemeinde weltweit und zu allen Zeiten bis zur Entrückung.
Jetzt ist es wichtig, daran zu denken, dass der Leib Christi nicht nur die Ortsgemeinde ist, sondern überörtlich. Darum heißt es: Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt, erstens Apostel. Das bezieht sich nun nicht auf Korinth, sondern auf die Gemeinde weltweit.
Gott hat im Leib Christi verschiedene Glieder gesetzt, das sind die Apostel, entsprechend der Grundlage in Epheser 2. Also müssen wir nicht denken, in Korinth hätten sie auch Apostel gehabt, die dieselbe Autorität wie Petrus und Paulus hatten. Nein, absolut nicht! Es geht hier um die Gemeinde weltweit, und diese Gaben sind der ganzen Gemeinde gegeben worden.
Erstens Apostel, zweitens Propheten. Wir haben gesehen, wir sind aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten. Da haben wir Markus, Lukas, Jakobus, Judas – das waren keine Apostel, aber sie hatten prophetische Autorität. Darum konnten sie unter Inspiration des Geistes Gottes Bücher schreiben, die zur Bibel gehören sollten.
Ja, das ist also zweitens Propheten. Drittens Lehrer. Diese Apostel sind gestorben und hatten keine Nachfolger. Nirgends im Neuen Testament haben die Apostel Nachfolger eingesetzt.
Jetzt haben wir drittens Lehrer. Lehrer hat es zu allen Zeiten in der Gemeinde gegeben, durch alle Jahrhunderte hindurch. Die Lehrer müssen das, was die Apostel und Propheten uns im Neuen Testament niedergelegt haben, der Gemeinde weitergeben.
Ich habe in Fußnote 22 geschrieben: Die Apostel, die Zwölfe für Israel und Paulus für die Heiden – siehe Galater 2, wo das erklärt wird – hatten keine Nachfolger. Sie bilden nur das Fundament.
Wenn heute Leute sagen, das Apostelamt und das Prophetenamt sollen in der Endzeit wiederhergestellt werden, ist das so, als wolle man diese Fundamentsteine jetzt oben beim Dach nochmals einfügen. Das ist Unsinn. Kein Architekt macht so etwas. So baut man einfach nicht.
Sie hatten keine Nachfolger, diese Gabe des Apostels hat aufgehört. Wir müssen daher zwischen temporären und permanenten Gaben unterscheiden. Temporär heißt für eine Zeit, permanent bedeutet dauernd, bleibend bis zum Schluss.
Es gibt heute die Argumentation, dass gewisse Gaben nicht aufgehört haben können. Gott ist immer derselbe. Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8). In Maleachi sagt Gott: „Ich, der Ewige, ändere mich nicht.“
Jawohl, das stimmt. Gott ändert sich nie, aber er handelt nicht immer gleich. Er hat einmal am Roten Meer gehandelt – das wird nicht mehr wiederholt. Er hat einmal die Sonne stillstehen lassen bei Josua, und nie mehr hat er auf einen Menschen in solcher Weise gehört.
Es steht auch dort: Gott hat ganz unterschiedlich durch die Zeiten hindurch gehandelt, er selbst war immer derselbe. Deshalb können wir nicht ableiten, dass alle Gaben zu allen Zeiten gegeben sind.
Durch die Jahrhunderte hindurch hat es keine Apostel mehr gegeben – außer in der katholischen Kirche. Der Papst in Rom wird als Nachfolger von Petrus betrachtet. Dort glaubt man an die Sukzession des apostolischen Amtes bis zum Schluss. Das ist eine Sonderlehre, die der Bibel widerspricht, denn die Apostel haben keine Nachfolger eingesetzt.
Damit haben wir hier eine ganz wichtige Sache: Prinzipiell ist es biblisch, dass gewisse Gaben nur für eine Zeit waren und andere Gaben dauerhaft bleiben, bis zur Wiederkunft Christi.
Ja, an dieser Stelle machen wir Pause.