Einführung: Die Frage nach der historischen Existenz Jesu
Rund um Jesus – fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Jesus als eine historische Figur. Das Internet ist voller wilder Videos mit wilden Behauptungen. Eine davon lautet: „Jesus hat nie gelebt.“
Was kann ich als Christ sagen, wenn jemand mit dieser Behauptung kommt? „Jesus hat nie gelebt. Er ist keine historische Figur. Christen haben ihn erfunden. Er ist ein Mythos, mehr nicht. Du glaubst an eine Fiktion.“
Hier sind meine fünf Gründe dafür, dass Jesus ein Mensch war, der tatsächlich gelebt hat – eine Person der Geschichte, wie Karl Marx, Marie Curie oder Herbie Hancock.
Historische Einigkeit unter Wissenschaftlern
Grund Nummer eins: Unter Geschichtswissenschaftlern ist die Frage, ob Jesus gelebt hat, geklärt. Die wirklich allermeisten von ihnen gehen davon aus, dass es im ersten Jahrhundert eine historische Person mit dem Namen Jesus aus Nazaret gab.
Natürlich gibt es immer auch ein paar Leute, die anderer Meinung sind, das ist mir völlig klar. Aber die allermeisten Geschichtswissenschaftler sind sich einig. Und sie sind sich nicht deshalb einig, weil sie alles gläubige Leute sind. Das genaue Gegenteil dürfte der Fall sein.
Ebenso wenig halten diese Wissenschaftler jedes Wunder und jede Predigt von Jesus, wie wir sie in der Bibel finden, für wirklich geschehen. Logisch. Es geht mir jetzt erst einmal nur um die Frage: War Jesus ein realer Mensch? Hat er gelebt? Gab es ihn?
Im Blick auf diese Frage gibt es unter Geschichtswissenschaftlern einen Konsens: Ja, im ersten Jahrhundert gab es eine Person namens Jesus. Dieser Konsens ist für mich wichtig, weil das die Leute sind, die wirklich wissen, wie man mit historischen Quellen umgeht.
Die Glaubwürdigkeit der frühen Christen
Grund Nummer zwei: das Verhalten der Christen. Wir wissen, dass Nero Mitte des ersten Jahrhunderts in Rom Christen verfolgen ließ. Es gab also eine christliche Kirche. Sie war noch nicht groß, aber sie war da.
Diese Christen der ersten Zeit hatten sich zu Jesus bekehrt. Die Frage ist: Warum sollten sie das tun, wenn sie wussten, dass er nie gelebt hat? Denken wir in diesem Zusammenhang nur einmal an Paulus. Paulus lebte zur Zeit Jesu. Bevor er Christ wurde, war er ein Verfolger der Gemeinde. Er war also gegen die Christen.
Paulus wusste genau, worum es beim Christsein ging. Er war bei vielen Verhören dabei gewesen und hatte Christen selbst inhaftieren lassen. Aber mehr noch: Paulus war in Jerusalem, auf denselben Festen, auf denen Jesus war. Er lebte wie Jesus in Israel und war ein Zeitgenosse dieses galiläischen Wanderpredigers.
Also warum sollte er Christ werden, wenn er genau wusste, dass es Jesus nie gegeben hat? Wenn sich die Christen die Person Jesu ausgedacht hatten? Diese Frage kann man nicht nur für Paulus stellen, sondern für alle Christen.
Sie hatten durch ihre Bekehrung zu Jesus nur Nachteile: Sie wurden ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben und später umgebracht. Wie wahrscheinlich ist es, dass Menschen in Israel, Zeitgenossen Jesu, sich auf die Predigt von Petrus bekehren, wenn es keinen Jesus gab?
Umso mehr, als die Apostel in ihren Predigten ständig auf Jesus als konkrete Person Bezug nehmen. Sie predigen von seinen Wundern, von seinem Sterben am Kreuz und von seiner Auferstehung. Warum sollte irgendjemand ihnen zuhören, sie ernst nehmen und geschweige denn ein Nachfolger Jesu Christi werden, wenn alle Zuhörer wussten, dass es diesen Jesus nie gab?
Die Evangelien und die historischen Berichte der Christen
Grund Nr. 3: Die historischen Berichte der Christen
Ich weiß natürlich, dass die historischen Berichte von Christen stammen, und ich meine hier vor allem die Evangelien aus dem Neuen Testament. Es lässt sich schnell argumentieren, dass sie von Christen geschrieben wurden, und das noch dazu Jahrzehnte nach den Ereignissen. Deshalb dürfe man ihnen nicht glauben.
Ich kann jetzt nicht im Einzelnen auf den Wahrheitsgehalt der Evangelien eingehen, weil das einfach nicht unser Thema ist. Mir geht es um die Frage, ob Jesus wirklich gelebt hat. Deshalb möchte ich folgende Frage in den Raum stellen:
Wenn ich Christ im ersten Jahrhundert wäre, also zum Beispiel einer der Jünger wie Matthäus, der das Matthäusevangelium geschrieben hat, und nehmen wir an, ich wüsste, dass Jesus nie gelebt hat – ich weiß, er ist eine Erfindung der Christen, weil ich von Anfang an dabei war und diesen Jesus mit erfunden habe, ich weiß, er ist ein Mythos – würde ich dann einen Bericht über sein Leben verfassen? Und zwar zu einer Zeit, in der es noch ganz viele andere Augenzeugen gab, die mir alle widersprechen könnten. Würde ich wirklich dieses Risiko eingehen?
Wie erkläre ich mir, dass es nicht nur ein Evangelium vom Leben Jesu gibt, sondern gleich vier – vier historische Berichte? Neben den Evangelien gibt es noch die Briefe der Apostel, die sogar noch früher geschrieben wurden. Auch sie enthalten eine Menge historischer Aussagen über Jesus.
Wer würde das Risiko eingehen, mit gefälschten historischen Bezügen die eigene Mission zu gefährden?
Erwähnungen Jesu außerhalb der Bibel
Grund Nummer vier: Jesus als historische Person wird auch außerhalb der Bibel erwähnt. Leider sind aus dem ersten Jahrhundert viele Texte verloren gegangen, was sehr bedauerlich ist. Dennoch wird Jesus beispielsweise bei Josephus Flavius erwähnt und Anfang des zweiten Jahrhunderts bei Plinius dem Jüngeren, Tacitus und möglicherweise Sueton.
Hier ein Zitat von Tacitus, der beschreibt, wie Nero das Gerücht streut, die Christen hätten Rom angezündet. Aus den Annalen:
„Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob er die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die, wegen ihrer Verbrechen verhassten, die das Volk Christen nannte. Der Urheber dieses Namens ist Christus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“
Ist Jesus eine historische Person? Der römische Geschichtsschreiber Tacitus, der im Jahr 116 nach Christus seine Annalen schrieb, sah das jedenfalls so. Was er über Tiberius und den Prokurator Pontius Pilatus schreibt, passt sehr gut zu dem, was wir in den Evangelien lesen.
Und noch etwas: Tacitus war kein heimlicher Christ. Wenn man unser Zitat weiterliest, nennt er das Christentum einen verderblichen Aberglauben und ein Gräuel.
Das Fehlen des Mythos-Arguments bei Gegnern des Christentums
Grund Nummer fünf, und das ist tatsächlich mein Lieblingsargument: Wenn Jesus als Person nie gelebt hätte, wäre diese Tatsache dann nicht das stärkste Argument für seine Gegner gewesen?
Wenn das Christentum als Religion, die ihren Anhängern nicht erlaubt zu lügen, auf einer Lüge oder einem Schwindel basieren würde, wäre das für alle Gegner des Christentums doch ein gefundenes Fressen.
Warum also kommt dieses Argument bei den frühen Gegnern des Christentums nicht vor, wenn Jesus nicht gelebt hat?
Ein Beispiel: Im zweiten Jahrhundert verfasste ein gewisser Celsus oder Kelsos eine Streitschrift gegen das Christentum. Er kannte sich wirklich gut mit dem Christentum aus und sparte nicht an beißender Kritik. Doch ein Argument taucht nie auf: dass Jesus möglicherweise nie gelebt haben könnte.
Für ihn ist eines klar: Jesus ist eine historische Person.
Dasselbe sehen wir bei den Juden. Im Talmud finden sich Hinweise auf Jesus, aber auch dort kommt nie das Argument, Jesus sei nur ein Mythos.
Dabei wäre es, wie gesagt, das perfekte Argument, um die Christen ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen.
Fazit: Die historische Existenz Jesu als gesicherte Tatsache
Also kommen wir zum Schluss: Hat Jesus gelebt? Gab es die Person Jesu von Nazaret? Die Antwort lautet: Ja.
Warum glaube ich das? Weil sich die Mehrheit der Geschichtswissenschaftler darin einig ist. Weil Zeitgenossen Jesu bereits seine Jünger wurden, weil es Berichte über ihn von Christen und Nichtchristen gibt und weil seine schärfsten Gegner nicht auf die Idee gekommen sind, seine Existenz zu leugnen – obwohl das ihr bestes Argument gewesen wäre.
Man kann sich überlegen, welches Argument einem selbst am überzeugendsten erscheint.
Abschließende Hinweise und Segenswünsche
Das war es für heute.
Ein kleiner Hinweis: Die apologetischen Themen werden zeitversetzt als eigene Reihe von mir auf einem anderen Podcast veröffentlicht. Dieser Podcast heißt Fragen Glaube Gott.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
