Also, ganz einfaches Ziel für heute Morgen: Ich möchte mit euch über ein Thema sprechen, über das ich in den ersten 25 Jahren meines Christseins nie gepredigt habe.
Ich weiß eigentlich nicht genau, wie das dazu kam. Es ist einfach passiert. Man arbeitet sich als Prediger durch die Bibel und hat Themen, über die man spricht. Und dann merkt man plötzlich: Ich bin jetzt ein Vierteljahrhundert dabei und habe nie über dieses Thema gepredigt.
Dabei handelt es sich nicht um ein Thema, bei dem man sagt: „Ich muss mal über das fahle Pferd in Offenbarung 6 predigen.“ Vielmehr möchte ich heute mit euch über Engel nachdenken.
Engel im Alltag der Bibel und des Glaubens
Engel spielen in meinem Denken allgemein eine viel zu untergeordnete Rolle, und ich glaube, vielen Christen geht es ähnlich. Wenn man nicht gerade aus der Esoterik kommt – dort boomen Engel regelrecht, das ist beeindruckend.
Ich war kürzlich im Urlaub, etwas weiter weg. Wir haben uns Südafrika angeschaut, waren in einem Nationalpark. Dort gibt es einen Shop, und wie überall wollen die Leute dort für alles dein Geld haben. Man kann sich dort alles kaufen: Plüschtiere, T-Shirts und unter anderem auch kleine Engelfiguren, die man mit nach Hause nehmen kann und die Glück bringen sollen. Diese Figuren stehen dort, weil Leute sie kaufen. Wenn niemand sie kaufen würde, wären sie nicht im Sortiment. So gibt es also einen Afrikaengel.
Wir reden jetzt über Engel – und zwar über die guten Engel. Natürlich habe ich vielleicht schon das eine oder andere Mal über die bösen Engel gepredigt, etwa wenn es um Okkultismus oder die Endzeit geht. Da spielen böse Engel manchmal eine Rolle. Heute möchte ich mich mit euch über die guten Engel Gedanken machen.
Ich habe mich gefragt, warum die guten Engel so leicht übersehen werden – sowohl von Predigern als auch im persönlichen Leben. Wann habt ihr euch zuletzt wirklich Gedanken über Engel gemacht? Ich glaube, das liegt daran, dass die Bibel, wenn sie über Engel spricht, sehr nüchtern und sachlich bleibt. An keiner Stelle macht Gott sich daran, uns von der Existenz der Engel zu überzeugen. Engel werden auch nicht als etwas Seltsames oder Bizarr dargestellt, sondern als ein ganz normaler Teil der Schöpfung.
Wenn man biblische Berichte liest, tauchen Engel auf, sind da und verschwinden wieder. Das geschieht so beiläufig, als ob man in einen Blumenladen hineingeht und wieder heraus oder in eine U-Bahn-Station ein- und aussteigt. Auf ähnliche Weise werden Engel in der Bibel beschrieben. Sie erscheinen immer dann, wenn es sinnvoll ist, dass sie da sind. Das ist vielleicht das Besondere: Engel kommen nie einfach vorbei, nur um zu quatschen oder eine Tasse Tee zu trinken. Wenn sie erscheinen, dann werden sie gebraucht.
Es gibt ganz unterschiedliche Situationen, in denen Engel auftauchen. Ich nehme einfach mal einige Beispiele aus der Summe aller Engelgeschichten heraus: Hagar trifft einen Engel, der sie in der Wüste tröstet. Lot begegnet einem Engel, der ihn und seine Familie aus Sodom führt. Israel trifft Engel, die sie durch die Wüste leiten. Elia begegnet einem Engel, der ihm etwas zu essen gibt. Elisa sieht einen Engel, der ihm feurige Streitwagen zeigt. Zur Zeit von Hiskia kommt ein Engel und vernichtet eine ganze assyrische Armee, die vor den Stadtmauern lag. Jesus trifft Engel in der Wüste und im Garten Gethsemane. Dann lesen wir von Lazarus, der von Engeln in den Himmel getragen wird. Paulus begegnet Engeln auf einem sinkenden Schiff. Und Johannes erhält am Ende der Offenbarung eine ganz exklusive Besichtigungstour durch das neue Jerusalem, begleitet von einem Engel.
Wir merken: Wenn Engel auftauchen, dann hat das immer einen Sinn. Wenn wir uns das merken, verstehen wir, dass Engel dann da sind, wenn sie gebraucht werden.
Und wenn wir jetzt Weihnachten feiern würden und ich eine Weihnachtspredigt halten würde, dann wäre die voll von Engeln. Ist euch das mal aufgefallen? Am Anfang der Weihnachtsgeschichte begegnet Maria einem Engel, Josef hat einen Engel im Traum, Hirten begegnen Engeln, und dann gibt es ganze Engelscharen. Engel, Engel, Engel – überall Engel. Doch wie gesagt: Es passiert immer etwas, wenn Engel da sind, ohne dass das besonders hervorgehoben wird.
Man kann sagen: Wer an die Bibel glaubt – und das nehmen wir für uns in Anspruch – der glaubt auch an Engel. Vielleicht denken wir nicht viel über sie nach, aber wenn man an die Bibel glaubt, glaubt man auch an Engel.
Erscheinungsformen und Wesen der Engel
Es ist wirklich spannend, die Bibel zu lesen und sich zu fragen: Wie sehen Engel eigentlich aus? Nun, manchmal sehen sie aus wie Menschen. Manchmal wirken sie ganz übernatürlich, sodass man gar nicht genau weiß, wie man sie beschreiben soll – eher wie Wesen aus einer anderen Dimension.
Mal erscheinen sie zu zweit, manchmal allein, und dann gibt es wieder eine ungeheure Menge. Offenbar gibt es Engel mit Flügeln und solche ohne. Manche stehen mit beiden Beinen fest auf der Erde, andere schweben mehr in der Luft, hängen dort einfach so.
Manche Menschen sehen Engel, wenn sie wach sind, andere begegnen ihnen im Traum. Es ist interessant: Man sagt, manchmal werden Engel sichtbar, aber meistens bleiben sie unsichtbar.
Was will die Bibel uns mit all dem sagen? Ganz einfach: Engel sind Geschöpfe Gottes. Bitte merke dir das: Engel sind Geschöpfe Gottes. Genauso wie zum Beispiel der Pilz, der bei dir in der Badewanne wächst und den du nicht haben möchtest, oder die Bakterien in deinem Dickdarm, oder Pflanzen, die in deinem Garten wachsen, oder Tiere, Fische, Vögel und Menschen – all das sind Geschöpfe. Ein Teil dieser Schöpfung, den man nicht so leicht sehen kann, sind die Engel.
Engel sind geschaffene Wesen, die das besondere Vorrecht haben, mühelos zwischen verschiedenen Dimensionen der Schöpfung zu reisen – zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Sie sind nicht allwissend. Zwar sind sie praktisch an vielen Orten, aber sie sind nicht allgegenwärtig.
Und das Faszinierende ist – ob es schön ist oder nicht, weiß ich nicht, aber es ist Realität –, dass Engel uns beobachten. Also genau jetzt, in diesem Moment, gibt es Engel, die hier in diesem Raum sind. Wobei ich nicht genau weiß, wie man das sagt, wenn jemand zur unsichtbaren Welt gehört und ich von einem Raum spreche. Aber es gibt Engel, die euch jetzt in diesem Moment anschauen. Vielleicht von hinten, vielleicht von vorne, vielleicht von oben oder von unten – keine Ahnung. Aber sie sehen euch jetzt.
Die Rolle der Engel im Dienst an den Gläubigen
Was ist der beste Vers über Engel? Ich gehöre zu den Menschen, die sagen: Lerne Bibelverse auswendig. Wenn man ein neues Thema angeht, über das man bisher noch nie nachgedacht hat, stellt sich die Frage, welchen Vers man auswendig lernen sollte.
Ich gebe euch meinen Lieblingsvers zum Thema Engel: Hebräer 1. Dort wird ein Vergleich angestellt, der für die Empfänger des Briefes von großer Bedeutung war. Die Frage lautet: Wer ist größer, die Engel oder Jesus?
Die Antwort findet sich in Hebräer 1,14. Dort wird nicht nur die Frage beantwortet, sondern auch das Wesen der Engel definiert. Es heißt: "Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen?"
Der letzte Teil des Satzes betrifft uns. Wir sind diejenigen, die das Heil erben sollen. Wenn jemand gläubig ist, dann ist er dazu berufen, ewiges Leben und ewige Errettung zu erhalten. Das ist das Vorrecht, das wir haben. Gott sendet Engel als dienstbare Geister für uns aus.
Martin Luther hat das einmal so auf den Punkt gebracht: Ein Engel ist eine geistliche Kreatur, von Gott ohne Leib geschaffen, zum Dienst für die Christenheit.
Ich mag diesen Gedanken sehr: Gott sendet Engel aus, weil er sieht, dass wir etwas brauchen. Ich bin fest davon überzeugt, dass du Momente in deinem Leben kennst, in denen du im Nachhinein sagen würdest: "Boah, das war knapp!"
Ich erinnere mich bis heute an eine Situation in meiner Kindheit. Ich fuhr mit meinem kleinen Bonanza-Fahrrad – ich war so ein kleiner dicker Junge mit diesem Bonanza-Fahrrad, hinten mit diesem hohen Sattel. Ich rollte auf eine Kreuzung zu und sah einen LKW von links kommen. Ich dachte, das schaffst du nicht mehr, du kommst nicht mehr zum Stehen. Und irgendwie hat es doch geklappt.
Solche Momente, in denen du denkst: "Boah, das war knapp!" – wenn du dich fragst, was du damit anfangen sollst, kann ich dir nur raten: Schreibe solche Situationen nicht dem glücklichen Zufall, deiner eigenen Weisheit oder Stärke zu. Traue dich einfach zu glauben, dass in solchen Momenten ein Engel Gottes seine Hände im Spiel hatte, ausgesandt für dich.
Das ist ein schöner Gedanke, oder? Gott im Himmel hat doch so eine Art Klonkrieger-Armee. Und dann sagt er: "Du, los, zack!" Herrlich! Einfach der Gedanke ist so schön!
Engel als mächtige Helfer und Beschützer
Der zweite Vers aus Psalm 103, also Hebräer 1,14, kann man auswendig lernen. Psalm 103 ist jetzt ein bisschen... hm, den lerne ich noch, er will einfach nicht in meinen Kopf rein. Deswegen finde ich es immer sehr schwer, wenn ich sage: „Lerne ihn auswendig“, obwohl ich ihn selbst nicht richtig reinkriege. Aber er ist gut.
Psalm 103, Verse 20 und 21, da heißt es: „Preist den Herrn, ihr seine Engel.“ Habt ihr das schon mal jemals jemanden im Gottesdienst beten hören? Ich noch nie. Ich habe noch nie einen Christen im Gottesdienst beten hören: „Ihr Engel, los, Lobpreis!“ Es ist ein komischer Gedanke, aber genau das macht der Psalmist. Er sagt: „Ihr Engel, Freunde, auf! Also preist den Herrn, ihr seine Engel, ihr Gewaltigen an Kraft, Täter seines Wortes, dass man höre auf die Stimme seines Wortes. Preist den Herrn, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, die ihr seinen Willen tut.“
Engel sind dazu da, Gottes Willen zu tun, Gottes Befehle auszuführen. Sie werden öfter erwähnt – ihr seht das hier, wenn er die zwei Verse miteinander vergleicht: „Preist den Herrn, ihr seine Engel“, „Preist den Herrn, alle seine Heerscharen“. Eine Heerschar ist eine Schar von Soldaten. Engel werden oft als Soldaten Gottes bezeichnet, die als himmlische Heerscharen im Auftrag Gottes die Erde durchstreifen und so ein bisschen nach dem Rechten sehen. Sie sind gewaltig, haben übernatürliche Kräfte und sind dazu da, auf dieser Erde danach zu schauen, wie es uns geht.
Eine meiner Lieblingsengelgeschichten steht in 2. Könige 6. Dort ist folgendes: Es gibt einen Propheten, Elisa, der, ja, ich will mal sagen, die göttliche Fähigkeit hat, die Schachzüge der Feinde immer vorherzusehen. Immer wenn die Feinde etwas planen, sagt Elisa dem König: „Du, die haben das und das vor“, und das klappt dann nicht. Irgendwann sind die Feinde natürlich total stinkig und denken: „Wie kann das sein? Immer wenn wir versuchen, dieses Volk plattzumachen, kommen wir einfach kein Stück weiter. Die wissen immer im Vorhinein schon, was wir tun.“
Stell dir vor, du machst dir richtig Mühe, irgendwo einen Hinterhalt zu legen, und die Armee, für die du den Hinterhalt legst, läuft einfach außenrum. Wenn du das ein paarmal machst, fragen die feindlichen Könige: „Wie kann das sein?“ Und sie bekommen die Antwort: „Naja, die haben diesen Elisa, der weiß immer schon, was wir machen.“ Dann fragen sie: „Wo ist denn dieser Elisa? Vielleicht wäre es gut, wenn wir ihn aus dem Feld wegnehmen, wenn wir ihn rausziehen.“
Dann ziehen sie los und merken, er ist in der und der Stadt. Die ganze feindliche Armee zieht zu dieser Stadt und bildet einen Ring von Soldaten um die Stadt, um diesen einen Propheten Elisa kaltzumachen. Am nächsten Morgen wachen die Leute auf und sehen: Rund um die Stadt nur Feinde. Elisa ist ziemlich relaxt in der Situation. Ihr könnt das nachlesen in 2. Könige 6,8-17.
Sehr entspannt steht Elisa da, und der Diener von Elisa schaut ängstlich von der Mauer. Elisa geht ganz gemütlich hoch und sagt: „Du, mach dir mal keinen Kopf.“ Der Diener fragt: „Wie, was? Siehst du nicht die ganzen Soldaten?“ Ganz entspannt antwortet Elisa: „Kleiner, schau mal!“ Dann betet Elisa: „Gott, öffne ihm doch mal kurz die Augen – ich meine die Augen für die Realität!“
Und dann darf Gehasi, der Diener, diese feindliche Armee sehen und dahinter die Soldaten Gottes – viel mehr, viel gewaltiger. Er versteht, dass es zwei Formen von Realität gibt: Die eine ist das, was wir mit unseren natürlichen Augen sehen können, das uns Angst macht. Aber dahinter gibt es eine geistliche Realität, die viel größer ist. Dort müssen wir uns keinen Kopf machen. Wir können sie nur nicht sehen.
Aber die Realität ist: Wann immer du in diesem Leben in irgendein Problem gerätst, verspreche ich dir eins: Du bist nicht allein. Ich meine das ganz real. Du bist beschützt von mächtigen Dienern Gottes. Leider, und das ist wirklich schade, haben wir keine Spezialbrillen. Boah, das wäre so der Hammer! Stell dir vor, so eine Engelbrille: Du bist ein bisschen deprimiert, setzt deine Engelbrille auf und siehst sie dahinter stehen.
Weißt du, wenn dich ein Chef anbrüllt und du denkst: „Was mache ich jetzt?“ Dann setzt du deine Engelbrille auf und siehst dahinter den Engel, der sagt: „Den machen wir platt.“ Das haben wir nicht. Aber es ist deshalb nicht weniger real, daran zu glauben, dass Engel dazu da sind, auf der Erde umherzuziehen und uns zu beschützen, für uns zu kämpfen.
Ja, wir können sie tatsächlich nicht sehen. Wir können mit unseren Ohren den Klang der Posaunen nicht hören, nicht das Schlachtgetümmel mitbekommen, das da im Hintergrund läuft. Aber sie sind für uns da. Wenn der Psalmist Folgendes schreibt, ist das vielleicht für die, die öfter mal mutlos sind, eine schöne Ermutigung: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“ Kannst du das für dich glauben?
In der nächsten blöden Situation, in die du gerätst, kannst du sagen: „Okay, ich fühle mich hier ziemlich allein, aber die Realität ist: Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“ Ich bin nie allein, Psalm 34, Vers 8. Diese gewaltigen Wesen stehen auf meiner Seite. Sie sind gewaltig, sie sind ganz schön anders als wir, und trotzdem haben wir etwas mit ihnen gemein.
Engel als Mitstreiter und Kollegen im Glauben
Geht mal ans Ende eurer Bibel, Offenbarung Kapitel 22. Ich möchte euch zeigen, dass die Engel und wir in bestimmten Punkten ähnlicher sind, als man sich das normalerweise vorstellt.
Offenbarung 22,8: Wir sind am Ende der Offenbarung, Johannes hat unglaubliche Dinge gesehen. Und ich, Johannes, bin der, welcher diese Dinge hörte und sah. Als ich sie hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten vor den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte.
Was passiert jetzt? Falsch! Ja, und er spricht zu mir: „Das darf man nicht.“ Engel in ihrer ganzen Gewaltigkeit sind nicht das Objekt der Anbetung. Wir beten also niemals Engel an. Du stellst auch nie eine Engelfigur in deine Wohnung. Okay, vielleicht als Kerzenständer, aber nicht, um davon irgendetwas zu erwarten. Wir beten Gott an. Punkt.
Das sagt der Engel auch hier, Vers 9: „Und er spricht zu mir: Siehe, tu es nicht.“ Warum? Als Begründung sagt er: „Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und derer, welche die Worte dieses Buchs bewahren. Bete Gott an.“
Mitknecht – das sind Kollegen. So wird das Wort übersetzt. Ich bin dein Kollege, sagt der Engel. Weißt du, wir beide, du und ich, wir kämpfen eigentlich für dieselbe Sache. Wir beten den gleichen dreieinigen Gott an. Und wir sind dazu da, im Auftrag Gottes zu helfen.
Das ist die Idee. Aber es ist dieselbe Sache, versteht ihr? Die Engel kommen quasi an unsere Seite und sagen: „Wir machen das gemeinsam. Wir sind dazu da, damit ihr euren Job erledigen könnt.“
Ich finde den Gedanken schön, dass Engel Kollegen sind. Denn es sind Kollegen, die uns nie beim Chef anschwärzen, die mit uns wirklich die gleiche Vision teilen – völlig egal, was sie da tun. Und die machen ja unglaublich wilde Sachen.
Engel in biblischen Rettungsgeschichten
Noch ein paar Geschichten: Petrus wird gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt. Er schläft dort, und was passiert dann? Ein Engel kommt und sagt: „Aufwachen, raus hier!“ Der Engel befreit ihn.
Findest du das schön? Du hast einen Job zu erledigen, und der Engel kann in einer bestimmten Situation genau derjenige sein, der dich weckt, befreit und aus einer schwierigen Lage herausholt.
Oder bei Bileam: Er ist kein wirkliches Glaubensvorbild im Alten Testament. Er weiß nicht so richtig, wo er mit seinem Glaubensleben hingehört. Einerseits möchte er für Gott handeln, andererseits denkt er auch an seinen Geldbeutel.
Weil er diese Spannung nicht lösen kann, stellt sich eines Tages ein Engel ihm in den Weg und sagt: „Stopp, Freund!“ Vielleicht ist es bei dir auch so, dass du dich in deinem geistlichen Leben verrennst und zu einem Götzenanbeter wirst. Etwas wird dir wichtiger als Gott. Dann schickt Gott dir vielleicht einen Engel mit einem flammenden Schwert, der dir einfach mal ein Stoppschild zeigt: Hier ist Schluss.
Das können Engel machen. Dazu sind sie als Kollegen da.
Oder vielleicht lösen Engel im Hintergrund ein Problem für dich. In der Apostelgeschichte gibt es einen König, Agrippa I., der angefangen hat, die Christen zu verfolgen. Dann gibt es eine sehr gruselige Geschichte: Ein Engel schickt ihm eine Wurmplage, und die Würmer fressen ihn von innen auf.
Engel sind an manchen Stellen also wirklich seltsam drauf. Was ich damit sagen will, ist: Wir haben einen Job, und Engel sind unsere Kollegen. Sie sind dazu da, uns Stoppschilder hinzuhalten, uns zu befreien und im Hintergrund dafür zu sorgen, dass wir unseren Dienst tun können. Sie arbeiten mit uns zusammen und ziehen im wahrsten Sinne des Wortes am selben Strang.
Vier Mutmacher im Blick auf Engel
Und deswegen zum Schluss vier Mutmacher, die ihr euch einfach merken könnt im Blick auf Engel.
Mutmacher eins: Engel wachen über dich. Kannst du das glauben? Engel wachen über dich. Im Alten Testament gibt es einen sehr schwierigen Charakter, Jakob. Jakob ist der, der in seinen jungen Jahren jeden betrügt. Dann muss er von zu Hause fliehen, weil er seinen großen Bruder so richtig zornig gemacht hat. Der große Bruder von Jakob heißt Esau. Jahre später, Jahrzehnte später, kehrt Jakob wieder zurück nach Hause. In der Zwischenzeit ist sein großer Bruder, der ihm geschworen hatte, ihn umzubringen, zu einem mächtigen Wüstenscheich geworden.
Man kann sich vorstellen, was das für Jakob bedeutete. Er kommt wieder nach Hause, er weiß, mein Bruder hasst mich. Und dann bekommt er auch noch mit, dass dieser Bruder wirklich eine Militärmacht darstellt. Die Frage ist: Wie ermutigt Gott Jakob dazu, sich auf eine Begegnung mit seinem Bruder Esau einzulassen?
Da gibt es eine kleine Stelle in 1. Mose 32. Jakob ist auf dem Weg nach Hause. Das ist so eine Stelle, die man leicht überliest, weil man mit ihr nichts anfangen kann. Aber jetzt, in der richtigen Predigt, kann ich sie sogar bringen. Dort heißt es:
1. Mose 32,2: "Und Jakob zog seiner Wege, da begegneten ihm Engel Gottes. Und Jakob sagte, als er sie sah: Das ist das Heerlager Gottes." Er gab dieser Stätte den Namen Mahanaim. Das Wort Mahanaim bedeutet Doppellager.
Das ist jetzt, wie gesagt, ein bisschen kryptisch. Man versteht es nicht gleich, aber es ist auch nicht so schwer. In kritischen Situationen fühlen wir uns oft allein und von Gott im Stich gelassen. Jakob mit Sicherheit auch. Er möchte das tun, was Gott von ihm verlangt, nämlich zurückkehren. Aber er weiß, das ist eine ganz brenzlige Kiste hier. Wenn mein Bruder so drauf ist, wie ich denke, dass er drauf ist, und Esau kommt mit 400 Mann entgegen – also das ist eine echte Armee, 400 Leute, die gewohnt sind, in der Wüste zu leben –, mit denen möchtest du einfach nicht kämpfen, nicht wenn du mit Frau und Kind unterwegs bist.
Und jetzt kommt Gott und sagt: Ich zeige dir mal was. Engel begegnen ihm, und er merkt, dieser Ort, wo mein Lager steht – mit meinen Kindern, meinen Frauen, meinen Knechten, Mägden – das ist gar nicht nur ein Lager. Da gibt es ein zweites Lager. Das, was ich hier habe, ist eigentlich ein Doppellager, ein Mahanaim. Da gibt es mein Lager und das Lager dieser Engel, die Gott ausgesandt hat, um auf mich aufzupassen.
Persönlich geht es mir so: Ich freue mich auf die Ewigkeit. Und es gibt viele Sachen, die ich im Himmel machen möchte. Eine Sache, die auch lustig werden wird, ist, mal mit den Engeln durchzubesprechen, wie mein Leben gelaufen ist, wie oft ich dachte: Boah, das ist aber schwierig hier. Und in Wirklichkeit, wenn es dann gut ausgegangen ist, und ich sage: Boah, das hat dann doch noch geklappt.
Ich glaube, wenn wir in der Ewigkeit unsere Lebensgeschichte erzählen und sagen, was dann doch noch geklappt hat und wie es gut ausgegangen ist, dann wird sich vielleicht im Hintergrund ein Engel melden und sagen: Ich habe da auch mitgemacht. Schön, dass du das erzählst, ich war da auch mit dabei. Das ist okay, weil Gott ist so. Sie wachen über dich. Das ist die Botschaft: Gottes Engel wachen über dich.
Wenn du unterwegs bist, wachen Engel Gottes über dich. Du darfst immer wissen, dass du unterwegs bist als ein Mahanaim, als ein Doppellager. Du gehst nicht allein in die Schwierigkeiten dieser Welt. Das tust du nicht, selbst wenn du das glaubst. Und ich garantiere dir, wenn es gut ausgeht, dann hast du womöglich weniger Anteil daran, als dir selbst klar ist. Da gibt es andere Kräfte, die das nach Kräften unterstützt haben. Darauf dürfen wir vertrauen.
Wir dürfen die Engel nicht anbeten, aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott alles tut, damit es in unserem Leben funktioniert. Seine Engel wachen über uns. Ich muss ehrlich zugeben: Das ist so ein Gedanke, der mir immer wieder gefällt. Zu wissen: Ich fühle mich oft allein, ich fühle mich oft mit Problemen überfordert, ich weiß oft nicht, wie ich reagieren soll. Und dann zu wissen, ich bin gar nicht allein – dieses Gefühl ist einfach falsch. Von Gottes Seite ist genug Hilfe da. Das ist ein ganz schönes Gefühl.
Also erster Punkt, bitte festhalten: Mutmacher – sie wachen über dich!
Zweiter Punkt: Engel strafen, warnen und retten vor dem Gericht. Engel sind nicht harmlos. Da gibt es eine der frühesten biblischen Geschichten zum Thema Engel: die Stadt Sodom, tief in Sünde verstrickt. Eines Tages kommen dort zwei Engel an. Sie sehen aus wie ganz normale Männer, sind aber so ein bisschen besser gebaut. Also, wenn du im Fitnessstudio bist, gibt es immer so die Hingucker. Und das waren solche Hingucker. Das hat die ganze Stadt mitbekommen.
Am Abend kommen die Männer der Stadt, die wirklich sehr strange drauf sind, und wollen mit den beiden eine Massenorgie veranstalten und sie vergewaltigen. Das klappt nicht, da muss dir kein Kopf machen. Engel machen einfach Schnapp, und alle sind blind und finden nichts mehr – wahrscheinlich sind sie gerade noch nach Hause gekommen. Also das klappt nicht.
Warum? Weil die Engel gekommen waren, um Lot und seine Familie zu retten und die Stadt zu vernichten. Das eine ist so dieses süße Engel-passen-auf-mich-auf. Das andere ist: Wenn Gott Gericht bringt, dann tut er das durch seine Engel. Und wenn Gott Gericht bringt, dann passen die Engel auf uns auf. Aber während sie auf uns aufpassen und uns vor dem Gericht schützen, sorgen sie trotzdem dafür, dass Gottes Gericht in dieser Welt zum Ziel kommt.
Schau dir die Offenbarung an, und du wirst bei Engeln ein anderes Bild bekommen. Denn wer bläst die sieben Posaunen? Engel. Wer gießt die Schalen voller Zorn über die Erde aus? Engel. Wenn du dir die Frage stellst, in dieser großen Schlacht am Ende, wenn der Herr Jesus wiederkommt und seine Feinde vernichtet, wer sind dann seine Soldaten? Mit wem kommt er da wieder? Dann sind das Engel. Und es ist ein Engel, der den Teufel packt und in den Abgrund steckt.
Also Vorsicht, dass wir jetzt bei Engeln, so sehr wir sie nett finden, nicht denken, sie seien harmlos. Auf keinen Fall. Sie passen einerseits auf uns auf, das dürfen wir wissen. Aber auf der anderen Seite sorgen sie auch dafür, dass das Gericht Gottes die Richtigen trifft.
Erster Punkt: Sie wachen über dich. Zweiter Punkt: Sie passen auf dich auf, aber Achtung, sie bringen auch Gericht.
Dritter Punkt: Sie bewahren uns in Gefahr. Was ist die berühmteste Engelrettungsaktion der Bibel, eurer Meinung nach, neben Sodom und Gomorra? Ah, das ist mit den Assyrern und Hiskia, 180 erschlagen, okay. Ich dachte an etwas anderes, etwas mehr zurück in den Kindergottesdienst, mehr so Basics.
Es gibt da eine Geschichte mit dem Propheten Daniel. Daniel, Altes Testament, hochgeschätzter Staatsmann bei den alten Babyloniern und bei den Persern. Wenn du ein hochgeschätzter Staatsmann bist, hast du immer viele Feinde. Irgendwann machen die einen Komplott, und tatsächlich wird der alte Daniel zum Tode verurteilt – zum Tod in der Löwengrube.
Die Löwengrube war schon etwas Fieses. Du hast da so eine Grube, da sind Löwen drin, die kriegen nichts zu fressen, außer es wird jemand verurteilt. Das heißt, die haben richtig Hunger. Den schmeißt man rein, und dann geht's los.
Das Ganze war Daniel gegenüber nicht fair. Das merkt auch der König, aber er kann nicht zurück, und es tut ihm irgendwie leid. Trotzdem wird Daniel da reingeworfen, der Deckel wird drauf gemacht, und man denkt sich: Okay, das war's jetzt.
Am nächsten Morgen nimmt man den Stein von der Öffnung weg, und niemand, wirklich niemand erwartet, dass von dem alten Mann noch etwas übrig geblieben ist. Aber er steht da, gesund und munter, kein einziges Härchen gekrümmt.
Und sagt Folgendes: Daniel 6,22: "O König, lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, so dass sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde."
Kennt ihr diese falschen Bilder in Kinderbibeln? Da gibt es immer diese Kinderbibel-Bilder, wo Daniel da ist und alle Löwen ganz ruhig sind und sich so ein bisschen an ihn kuscheln, und er kann das Kopfkissen verwenden. Vergiss es, die Realität ist ganz anders.
Du hast unglaublich hungrige Löwen, die ihn fressen wollen. Und in dem Moment, und es gibt so Humor in der Bibel, stell dir so einen Löwen vor, der vom Grunde seiner Seele aus Hunger hat. Und in dem Moment, wo er den Mund aufmacht, kommt ein Engel und sagt: Papp!
Ich stelle mir das so vor: Die ganze Nacht stehen diese Löwen da und wollen ständig fressen. Da stehen einfach die Engel und machen zu. Lustig, oder? Also ich finde die Bibel einfach schön. Man muss die Bibel lesen, wie sie wirklich dasteht. Es ist viel dramatischer.
Ich weiß nicht, wie es Daniel da ging. Vielleicht hat er die ganze Nacht gebetet: "Engel, halt durch." Keine Ahnung.
Frage: Glaubst du, dass du einen Schutzengel hast? Nein, wir sind evangelikale Christen, wir glauben nicht an Schutzengel. Ich schon, warum? Weil es in einer anderen Geschichte so ist. Das ist die Geschichte, wo Petrus im Gefängnis sitzt und dann kommt der Engel und befreit ihn.
Was macht Petrus, nachdem er frei ist? Na ja, er weiß, dass es Christen gibt, die für ihn gebetet haben, an so einem geheimen Treffpunkt. Petrus läuft aus dem Gefängnis raus, geht hin und klopft an die Tür. Die haben natürlich abgesperrt. Und weil es klopft, schickt man, innen drin ist die Gebetsversammlung, einen Markt an die Tür.
Immer so ein Schieber beiseite, schaut raus und fragt: Wer ist da? "Hier ist Petrus." Der Markt sagt: "Ich weiß sie", freut sich total, vergisst nur, die Tür aufzumachen, und rennt erst mal wieder rein und sagt: "Petrus ist da, Petrus ist da, er steht immer noch draußen." Aber sie sagt schon mal: "Er ist da."
Erste Reaktion: "Du spinnst." Also in der Bibel steht: "Du bist von Sinnen." Zweite Reaktion: "Das kann gar nicht Petrus sein, das muss ein Engel sein."
Und da merken wir: Die ersten Christen hatten irgendwo ein Verständnis davon, dass, wenn ich unterwegs bin, etwas Übernatürliches, ein Engel, mich begleitet, bei mir ist. Und ich glaube tatsächlich, dass wenn wir durchs Leben ziehen, Engel uns begleiten und Engel uns vor Gefahr schützen.
Letzter Punkt: Engel lehren uns, wie man Gott richtig anbetet. Engel beten Gott an, sie stehen vor dem Thron. Die vielleicht bekannteste Szene aus dem Alten Testament, im Propheten Jesaja, Kapitel 6, möchte ich euch vorlesen.
Dort heißt es in Vers 2: Und hier haben die Engel Namen. Das ist schon noch mal mit den Engeln ein bisschen komplizierter, als ich es vielleicht dargestellt habe.
Jesaja 6,2: "Seraphim standen über ihm, das heißt über dem Thron. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel. Mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Herrscher."
Wann immer die Bibel uns erlaubt, einen Blick in den Thronsaal Gottes zu werfen, dann treffen wir dort Engel oder merkwürdige engelartige Wesen. Und sie beten Gott an. Wenn sie etwas sagen, sind das immer solche Worte wie „Heilig, heilig, heilig“.
Mir hilft das persönlich, wenn ich bete, mich daran zu erinnern, dass meine persönlichen Sorgen und Bitten, die wichtig sind – logisch, ich darf um das tägliche Brot bitten, ich darf Gott bitten, dass er mich befreit – aber ich darf, wenn ich die Engel betrachte, auch merken, dass Beten sich nicht im Sorgen und Bitten verlieren darf.
Es gibt eine andere Perspektive auf Gott, eine ewige Perspektive, wo es darum geht, Gott die Ehre zu geben, wo es darum geht, Worte zu finden, die Gott auf dem Thron und das Lamm auf dem Thron groß machen. Das sind Worte, die wir lernen müssen, die uns nicht natürlich kommen, wo wir uns Gedanken machen müssen über Gottes Majestät, über Gottes Größe, wo wir Gott mit Ehrfurcht begegnen müssen.
Das können wir von den Engeln lernen.
Also vier Mutmacher: Engel wachen über uns, Engel retten uns, Engel bewahren uns und Engel lehren uns. Und manchmal, manchmal besuchen sie uns. Das steht in Hebräer 13, Vers 2. Da kommen sie uns plötzlich ganz nah.
Dort schreibt der Autor des Hebräerbriefes: "Die Gastfreundschaft vergesst nicht, denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt."
Habt offene Häuser, ladet jeden ein, jeder, der Not hat und anklopft, lasst ihn rein, seid gastfrei. Es kann sein, dass du auf die eine oder andere Weise mal einem Engel begegnest.
Ich habe die Predigt schon mal gehalten, und dann hat mir jemand eine E-Mail geschickt. Ich würde euch diese E-Mail gerne schnell vorlesen, weil sie so schön dazu passt.
Vielleicht sagst du: Engel, das ist ja ganz, ganz abgefahren. Nein, es ist eigentlich nicht so. Engel können uns heute begegnen, da, wo wir sie brauchen.
Da schreibt mir eine liebe Freundin, es ist schon Jahre her, wir gingen noch in die alte Gemeinde. Damals traf ich mich mit einer Schülerin, Maria, zwölfte Klasse, einmal in der Woche zum Bibelstudium. Da unser Alltag so wenig kompatibel war – sie hatte oft lange Schule und musste viel lernen, ich war studierende Mutter mit vier Kindern – war der einzige Termin, an dem wir uns problemlos treffen konnten, etwas schräg: Sonntag morgens um fünf Uhr dreißig in der Gemeinde.
Ich hatte immer etwas Leckeres mitgebracht, und mit einer Tasse Kaffee hatten wir jedes Mal eine gute Zeit. Ich wundere mich aber noch heute, dass Maria so bereitwillig war, das monatelang durchzuhalten.
Jedenfalls war ich an einem Sonntag etwas spät dran, hatte meine Jüngste noch gestillt, und das geht ja nicht immer punktgenau. Als ich aus dem Haus kam, regnete es. Ich mag das nicht so sehr, auf dem Fahrrad mehrere Kilometer durch den Regen. Na ja, ich habe entsprechend in die Pedale getreten.
Als ich so mit Karacho durchs Ende nicht rase – unser Stadtteil ist wirklich ein Dörfchen, in dem abends um acht Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden und nicht vor sieben Uhr wieder runtergelassen werden. Echt, hier kannst du nachts problemlos spazieren gehen, keiner unterwegs und alle sicher.
Nochmal: Als ich so mit Karacho durch Endenich raste, macht es auf einmal Knacks, und die Kette ist abgesprungen. Jetzt musste ich meine Begabung wissen, so ein Teil wieder aufs Zahnrad zu kriegen. Geht gar nicht. So oft ich es auch versucht habe, ich kriege es einfach nicht hin.
Da stand ich nun im Regen, noch eine ganze Ecke von der Gemeinde weg, mindestens drei Kilometer, ohne Handy, um Maria anzurufen und Bescheid zu geben. Während ich noch überlegte, was ich machen soll – Fahrrad einfach irgendwo anschließen, dann im Sturmschritt weitergehen oder so – da werde ich von der Seite angesprochen: "Can I help you?"
Ich schaue auf, und vor mir steht ein gutaussehender junger Mann, Mitte, Ende zwanzig, im peakfeinen Anzug. Für diese Uhrzeit – also irgendwie so viertel nach fünf – und das Wetter absolut overdressed.
Damals war mein Englisch echt noch eine Katastrophe, aber das Problem ließ sich ja recht anschaulich erklären. Sofort hockte er sich hin, und mit ein paar Griffen hatte er die Kette wieder auf dem Ritzel.
Ich hatte nicht einmal ein Taschentuch, um ihm anschließend etwas für seine ölverschmierten Hände zu geben. Er meinte, das sei überhaupt kein Problem, und verabschiedete sich total freundlich.
Ich stieg auf, fuhr los, aber als ich mich nach ein paar Metern noch einmal umdrehte, um zu sehen, wo er wohl hinging, war er weg.
Menschlich kann ich mir sein Auftauchen um die Uhrzeit und in dem Outfit einfach nicht erklären. Ich bin echt überzeugt davon, dass es ein Engel war, der mir eine völlig undramatische, aber in dem Moment echt höchst willkommene Hilfe schenkte.
Das ist das, was ich euch wünsche. Ich wünsche euch, mit diesem Blick durch die Welt zu gehen und zu sagen: Okay, ich darf wissen, da, wo ich mich voll für Gott einsetze, da darf ich an Grenzen kommen, weil ich nicht allein bin und Gott genug Mittel hat, mir in meinem Leben die Unterstützung zu schenken, die ich brauche – manchmal Menschen und manchmal meinen Engel.
Amen.