Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Heute habe ich wieder die Freude, mit Henrik Mohn zu sprechen. Herzlich willkommen!
Ja, hallo Thomas und an alle Zuhörer. Schön, dass wir uns wieder gegenübersitzen und dass ihr zuhört.
Genau. Ja, ich war kürzlich auf einem TED-Vortrag. Das ist ein Vortrag, bei dem die Redner sich sehr gut vorbereiten und dann in etwa einer Viertelstunde einen hervorragenden Vortrag halten. Dafür haben sie teilweise bis zu neunzig Stunden geübt.
Bei diesen Vorträgen ging es vor allem um den Klimawandel. Das war natürlich auch das Überthema des Abends. Es schien mir jedoch so, als sei das Klima fast zu einer neuen Religion geworden. Mein Eindruck war, dass das Klima quasi einen sinnstiftenden Charakter bekommen hat.
Dieser Hype ums Klima scheint momentan allgegenwärtig zu sein. Deshalb habe ich gedacht, dass wir dieses Thema auch in einem Podcast aufgreifen sollten. Da du, Henrik, sogar ein kleines Buch darüber geschrieben hast, habe ich beschlossen, dich einzuladen, ein paar Fragen zum Klimawandel aus der Perspektive der Bibel zu beantworten. Darum geht es ja vor allem in diesem Podcast.
Du hast dich also intensiver mit dem Klimawandel auseinandergesetzt. Weshalb hast du dich mit diesem Thema beschäftigt?
Nun, zunächst einmal bin ich von Berufs wegen immer öfter mit dem Thema in Berührung gekommen. Wenn man Schulbücher aufschlägt und sich auf den Unterricht vorbereitet, merkt man, dass die Klimathematik mittlerweile sehr intensiv und vor allem fächerübergreifend aufgegriffen wird. Ob im Fach Geographie, Biologie, Deutsch, Gemeinschaftskunde oder sogar Religion – das Thema ist ständig und latent präsent.
Ich glaube, dass der Klimawandel eine große Herausforderung für das 21. Jahrhundert ist. Das ist uns wohl allen klar. Dass sich nicht nur Politiker und die Fridays-for-Future-Demonstranten Gedanken darüber machen, wie es unserem blauen Planeten gehen soll und gehen wird, liegt auf der Hand.
Auch als Christ bin ich mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Ich stelle mir Fragen wie: Was hat ihn eigentlich verursacht? Können wir das Klima wirklich noch retten? Und welche Rolle spielt Gott dabei?
Gerade bei dieser letzten Frage bin ich in der ganzen Debatte hellhörig geworden. Denn in der Klimadiskussion spielt die Komponente Gott meiner Meinung nach keine Rolle mehr. Vielmehr ist es so, dass, wenn man medial unterwegs ist, nur dieses düstere Zukunftsszenario vermittelt wird. Meinem Empfinden nach wird auch sehr stark Angst verbreitet.
Ich erlebe das bei Schülern häufig, dass sie wirklich Angst um ihre Zukunft haben und sich fragen, was daraus werden wird. Als Christ habe ich jedoch eine ganz andere Zukunftshoffnung. Ich habe Gottes Wort. Deshalb bin ich einerseits nicht überrascht über manche Entwicklungen, darf aber mit Freude in die Zukunft blicken.
In dieser ganzen Debatte wünsche ich mir, dass dieser Hoffnungsschimmer wiederentdeckt wird – ohne dabei unsere Verantwortung zu schmälern, sondern indem Gott wieder mit ins Spiel gebracht wird.
Persönlich bin ich auch als jemand, der Jugendliche herausfordern und einen Bildungsauftrag erfüllen möchte, davon überzeugt, dass man zu einem mündigen Bürger wird, indem man sich mit verschiedenen Ansichten zu einem Thema beschäftigt. Das ist besser, als sich der Dauerbeschallung durch eine populäre Meinung auszusetzen und sich ihr vielleicht sogar hinzugeben.
Deshalb möchte ich gegen diese mediale Panikmache den Fokus auf Gott und sein Wort richten.
Okay, also, wie wir schon gemerkt haben, wollen wir natürlich keine Panik verbreiten durch unseren Podcast.
Du hast bei Regazzo einen Kurs entwickelt, der heißt „Gott, das Klima und ich“. In diesem Kurs gehst du zunächst auf den Ursprung von Katastrophen ein. Henrik, warum setzt du genau dort an?
Der Grund dafür ist, dass wir in einer Welt leben, die von Zerstörung geprägt ist. Ich denke nur an das verheerende Erdbeben in der Türkei, das wir vor kurzem hatten, oder auch an Afghanistan, wo die Bilder wirklich schockierend waren. Man hat dort Not und Leid gesehen und war betroffen, obwohl das teilweise viele Kilometer entfernt war. Dann gibt es die massiven Waldbrände, die uns in letzter Zeit immer wieder medial präsentiert wurden, und die Überflutungsthematik, die uns seit dem verheerenden Unglück im Ahrtal viel bewusster ist.
Wenn man sich das anschaut, dann sieht man, dass der Weltklimarat für dieses Phänomen natürlich nur den Menschen als Verursacher sieht. Als Christ stellt sich mir dann die Frage: Wo ist Gott in dieser ganzen Thematik?
Deswegen bin ich erst einmal zum Ursprung gegangen. Wo liegt dieser Ursprung? Für mich liegt er einerseits im Wort Gottes, in den ersten Seiten der Bibel. Ich wollte schauen, wie Gott dieses ganze Thema aufgegriffen hat. Dabei möchte ich nicht emotional an die Sache herangehen, so wie es heute oft der Fall ist, dass man ein Thema hat und sofort reagiert. Stattdessen will ich mich sachlich an das Thema heranarbeiten.
Deshalb habe ich zunächst in meinem Schöpfungsbericht nachgeschaut. Dabei habe ich erstmals erkannt, dass Gott seine Schöpfung zu Beginn als „sehr gut“ beschreibt. Von Naturkatastrophen oder klimatischen Veränderungen ist dort keine Rede.
Dann kommt jedoch der Sündenfall. Ab diesem Punkt treten Zerstörung und Katastrophen auf. Plötzlich merken wir, dass Gottes geniale Schöpfung nicht nur einen kleinen schwarzen Fleck auf der weißen Weste hat, sondern wirklich komplett kaputtgegangen ist.
Für mich war es wichtig zu erkennen, dass wir aus einer biblischen Perspektive in einer gefallenen Welt leben, weil Adam und Eva Gott gegenüber ungehorsam waren. Gott hatte dem Menschen Freiheit gegeben, doch diese Freiheit wurde missbraucht. So kam die sogenannte Sünde, die Trennung von Gott, in die Welt – ein Zustand, in dem der Mensch nicht mehr mit Gott agieren kann.
Du hast eben gesagt, dass bei dieser großen Klimakatastrophe oft nur gesagt wird, der Mensch sei schuld. Wenn du aber vom Schöpfungsbericht ausgehst, stellt sich mir die Frage: Stimmt das dann nicht? Ist der Mensch nicht doch an allem schuld?
Das stimmt in gewisser Weise, dass der Mensch darin verwickelt ist. Ich erlebe aber in der Diskussion oft, dass man eher den Aspekt sieht: Jetzt haben wir eine Katastrophe, und wo ist Gott? Man versucht nicht, den Menschen zu sehen, sondern sucht eher die Schuld bei Gott.
Deshalb habe ich mir das zu Beginn noch einmal in der Bibel angeschaut und erkannt: Gott kann ich nicht den Schwarzen Peter zuschieben. Die Ursache von Katastrophen liegt erst einmal im Sündenfall begründet. Das zeigt sich auch zum Beispiel in Psalm 14, Verse 2 bis 3:
„Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen, er möchte sehen, ob es einen unter ihnen gibt, der verständig ist, einen, der nach Gott fragt. Doch alle sind vom richtigen Weg abgewichen, sie sind durch und durch verdorben. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein einziger.“
Ich merke also: Gott kann nicht der Schuldige sein. Ich als Mensch habe eine Verantwortung bekommen von Gott.
Das war für mich ein wichtiger Punkt, warum ich mir den Anfang von Katastrophen angeschaut habe. Ich wollte erst einmal sehen, ob Gott als Christ etwas damit zu tun hat. In der Klimadiskussion wird ja stark auf die menschliche Seite fokussiert. Als Christ wollte ich wissen, was Gott eigentlich damit zu tun hat. Für mich habe ich erkannt: Den Schwarzen Peter Gott zuzuschieben, ist zu einfach. Das klassische Beispiel ist, dass viele Menschen beim Erdbeben sterben und die Frage aufkommt: Wie kann Gott das zulassen?
Schreckliche Katastrophen passieren, weil der Mensch eine Rolle spielt und Verantwortung trägt.
Ja, das ist spannend. Im zweiten Kapitel gehst du auf unterschiedliche Ansätze ein, wie man den Klimawandel erklärt. Dabei wird diskutiert, ob man eher der Wissenschaft oder einer kritischen Sichtweise zustimmt. Fakt ist, dass niemand sich von seiner Verantwortung im Umgang mit Gottes Schöpfung und eben auch dem Klima freisprechen kann.
Im dritten Kapitel beschäftigst du dich dann mit dem Thema Vorhersagen. Was ist der Hintergrund dafür, warum du das so gemacht hast? Zum einen, weil der Klimawandel erst einmal mit weitreichenden Konsequenzen auf uns zukommt. Das ist auch für Bibelleser nicht fremd, denn wenn man sich die Bibel anschaut, spricht sie von einer Zukunft, in der es Kriege und Naturkatastrophen geben wird. Wer das gerne nachvollziehen möchte, kann die Kapitel sechs bis sechzehn in der Offenbarung lesen. Man wird merken, dass ein positives Zukunftsbild dort erst einmal nicht so schnell zu erkennen ist.
Bekanntlich wissen Bibelleser ja Bescheid, weshalb mich die aktuellen Veränderungen – ob klimatisch oder politisch – eigentlich nicht in Angst und Panik versetzen. Das wird oftmals medial so dargestellt, aber ich empfinde es anders. Wenn ich jedoch eine menschliche Sicht einnehme, merke ich, dass ich als Mensch die Zukunft nicht voraussagen kann. Bis heute ist es uns nicht gelungen, klar die Zukunft vorherzusagen oder eindeutige Prognosen abzugeben.
Ich nehme nur mal ein Beispiel: die Wettervorhersage. Meteorologen betonen, dass ihre Prognosen allenfalls für ein paar Tage im Voraus gelten. Für den nächsten Tag geben sie eine Zuverlässigkeit von etwa 90 Prozent an. Für die drei darauffolgenden Tage liegt die Wahrscheinlichkeit bei circa 75 Prozent.
Das habe ich gerade in Hamburg erlebt, als wir auf einer Studienfahrt waren. Die Wetter-App zeigte Regen an, es sollte also richtig schlechtes Wetter geben. Ich hatte dann so gebetet: „Herr, schenke doch, dass wir nicht im Regen durch Hamburg laufen müssen.“ Lustigerweise hatten wir bei unserer Ankunft 17 Grad und schönstes Herbstwetter. Die ganze Woche über wurden wir vom Hamburger Schietwetter verschont – bis fünf Minuten vor unserer Abfahrt. Da hat es am Bahnhof wirklich geregnet. Meine Wetter-App hatte aber angezeigt, es würde nicht regnen.
Die Zukunftsprognose der Wetter-App war also nicht zutreffend. Das hat sich auch in meinem Gepäck bemerkbar gemacht, denn ich hatte für schlechtes Wetter eingepackt und nicht für einigermaßen akzeptables Wetter.
Gerade bei solchen Modellierungen, auch wenn es darum geht, wie sich das Klima in Zukunft entwickeln wird, sind einfach Komponenten enthalten, auf die wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir keine treffsicheren Prognosen mit letzter Sicherheit abgeben.
Dem gegenüber wollte ich einfach mal schauen, wie es eigentlich mit Gottes Wort aussieht. Was sagt Gottes Wort über die Zukunft? Kann man sich darauf verlassen? Das Spannende ist: In Gottes Wort ist die Weltgeschichte in groben Zügen skizziert. Im Gegensatz zur medialen Panikmache stellt Gott dem Leser eine Zukunft voraus.
Wenn man die Bibel liest, merkt man, dass das, was sich im Alten Testament wortwörtlich erfüllt hat, auch im Neuen Testament so auf uns zukommt. Das heißt, die Aussagen Gottes kann ich überprüfen, und sie haben sich bestätigt. Somit kann ich den zukünftigen Aussagen positiv entgegentreten, weil Gott durch sein Wort zu mir spricht. Ich merke plötzlich: Wow, Gott ist die Zukunft nicht egal, er spricht in mein Leben hinein.
Wir kamen also von der Frage, warum Vorhersagen so ein Thema sind. Ich finde, aus menschlicher Sicht kann man für manche Bereiche gute Prognosen erstellen, absolut. Aber sie sind nicht so verlässlich, wie sie uns oft medial dargestellt werden. Dem gegenüber steht Gott, dem man hundertprozentig vertrauen kann. Das finde ich einen ganz wichtigen Punkt.
Ich glaube, das hängt auch vom Thema ab. Du bist Lehrer, und wenn man fragt, welche Schüler 2028 eingeschult werden, hat das schon eine hohe Verlässlichkeit – es sei denn, es gibt große Flüchtlingsströme, dann ändert sich das wieder.
Beim Wetter fand ich es gut, dass du sagst: Für den nächsten Tag ist die Vorhersage relativ wahrscheinlich, aber danach nimmt die Zuverlässigkeit stark ab. Beim Klimawandel reden wir natürlich von vielen Jahren, für die wir versuchen, Prognosen zu erstellen. In deinem Buch oder Kurs plädierst du ja auch dafür, kritisch mit medialen Aussagen umzugehen und sie nicht als gesetzt anzusehen.
Was führt dich dazu? Kannst du das näher erläutern?
Ich habe mir verschiedene Klimamodelle angeschaut, mit denen man die bisherige klimatische Entwicklung rekonstruiert. Sie zeigen uns, dass wir derzeit eine Erwärmung haben, die sich stark fortsetzen wird. Allerdings hängt das Ausmaß der Erwärmung von verschiedenen Faktoren ab.
Zum Beispiel: Wie wird sich die Weltbevölkerung entwickeln? Aktuell gibt es zwei Kriege in unserer unmittelbaren Nähe, die verheerende Auswirkungen auf das Weltbevölkerungsgeschehen haben. Die Ukraine ist ein wichtiger Kornspeicher für Afrika. Viele Menschen leiden aufgrund dieses Konflikts Hunger und sterben daran. Das wird sich sicherlich auf die Entwicklung der Weltbevölkerung in den nächsten Jahren auswirken – anders, als es vielleicht Klimamodelle vor zwei Jahren prognostiziert haben.
Oder wir wissen nicht, wie sich die weltweite Wirtschaft entwickelt. Wenn es wieder zu einer Pandemie kommt, wie wir es bei Covid erlebt haben, und die Weltwirtschaft heruntergefahren wird, verändert das die Situation erneut. Diese natürlichen Unsicherheiten sollte man ehrlich benennen. Wir wissen nicht genau, wie alles eintreffen wird – wir können es einfach nicht sagen.
Als Mensch glaube ich, dass wir nur ein paar Tage im Voraus etwas einigermaßen verlässlich voraussagen können, zum Beispiel beim Wetter. Ich kenne das auch aus meinem Alltag: Eigentlich kann ich kaum den morgigen Tag planen.
Vor kurzem hat mich meine Frau angerufen und berichtet, dass unsere Tochter einen Sportunfall hatte. Es ist nicht dramatisch, aber wir gingen davon aus, dass unsere Tochter morgen eine Fahrradprüfung macht. Diese ist jetzt erst einmal vorbei, weil das Handgelenk nicht mitmacht. Wir hatten etwas geplant, aber es kam eine Veränderung rein. Nun müssen wir den Alltag neu gestalten.
Was man bei Voraussagen merkt, ist, dass man ziemlich danebenliegen kann. Ich hatte das Beispiel von Hamburg schon erwähnt.
Im Unterricht nutze ich auch gerne das Beispiel der Ölprognosen. Vor einigen Jahrzehnten hieß es, wir hätten nur noch für vierzig Jahre Öl und sollten andere Rohstoffe nutzen. Das hat sich bis heute nicht bewahrheitet. Ich erzähle meinen Schülern heute, dass es nur noch vierzig Jahre Öl gibt, aber das ist nicht wirklich zutreffend.
So sehe ich es auch bei den Klimaprognosen: Ob sie tatsächlich so eintreffen, wie es derzeit manche Kreise mit absoluter Sicherheit suggerieren, wage ich kritisch zu hinterfragen.
Ich möchte auch den Hamburger Klimawissenschaftler Hans von Storch zitieren, der unlängst öffentlich sagte: „Auch wir Klimaforscher liefern stets nur vorläufige Erklärungen und müssen bereit sein, diese möglicherweise wieder über den Haufen zu werfen, wenn neue Daten das erfordern. Wir schaffen Wissen, keine endgültigen Wahrheiten.“
Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass viele negative Zukunftsvorhersagen der Ökobewegung nicht eingetroffen sind, obwohl sie uns das eindringlich nahegelegt haben.
Genau aus diesem Grund möchte ich Menschen dazu ermutigen, sich kritisch mit diesen Dystopien, also den negativen Zukunftsszenarien, auseinanderzusetzen. Es gibt viele Falschaussagen, und in meinem Kurs möchte ich meinen Teilnehmern die Angst und Panik vor der medial suggerierten Klimakatastrophe nehmen.
Und deswegen soll ich also auch vorsichtig sein bei medialen Themen, sagst du.
„Angst“ war ein sehr gutes Stichwort, als du sagtest, du möchtest die Angst nehmen. Meines Wissens gehst du ja im vierten Kapitel auch auf die Angst ein, oder?
In der Tat, ich möchte meinem Leser die Verlässlichkeit von Gottes Zusagen und göttlichen Verheißungen an die Hand geben. Die Klimakrise beunruhigt viele Menschen, was auch nachvollziehbar ist. Die sogenannte Klimaangst ist aus psychologischer Sicht eher nur eines von vielen Gefühlen, die aufkommen, wenn plötzlich bedrohliche Veränderungen in unserem Umfeld auftreten. Psychologen sagen, dass Menschen unterschiedlich auf Veränderungen reagieren. Der Psychologe Peter Felix hat der Klimaangst sogar etwas Positives abgewonnen, weil sie Menschen dazu befähigt, ein zukunftsorientiertes Handeln auszulösen.
Allerdings sind wir Menschen dazu geneigt, bei einer negativen Entwicklung dagegenzusteuern. Die schützende Funktion von Angst ist absolut vorhanden. Jeder weiß: Wenn ein Auto auf mich zufährt, ist die Schutzfunktion Weglaufen oder Aus-dem-Weg-Hüpfen. Das ist sehr sinnvoll.
Allerdings kann diese Schutzfunktion uns auch einengen. Dieses Thema ist der Bibel nicht unbekannt, denn Gott macht Christen immer wieder Mut und fordert uns sogar heraus, uns nicht zu fürchten. Gerade in der Klimadebatte finde ich das eine absolut wichtige Sache.
In der Genesis, also in 1. Mose, sagt Gott uns zu: „Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22). Wenn man die Bibel als Wort Gottes ansieht, erkennt man, dass er im Alten Testament gesprochen hat. Im Neuen Testament schließt sich etwas an oder ergänzt es. So lesen wir dort im 2. Petrusbrief: „So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.“
Das heißt, im Plan Gottes besteht die Erde so lange, bis er entscheidet, wann er den Schlusspunkt setzt. Das finde ich eine interessante Komponente in der ganzen Klimadebatte. Wenn ich diese göttliche Perspektive einnehme, komme ich zu anderen Erkenntnissen. Das bewirkt auch etwas in mir, denn ich darf bei allem nicht vergessen: Der Mensch hat eine Verantwortung, die er auch gerne wahrnehmen soll. Aber letztlich steht Gott über allem und verfolgt mit dieser Erde ein Ziel.
Du sagst also im Grunde genommen, dass wir Menschen uns natürlich verantwortungsvoll im Blick auf das Klima bemühen dürfen, aber wir haben es nicht komplett in der Hand. Stichwort: Ich kann das Klima nicht einfach verändern.
Ich fand es sehr wichtig, dass du diese beiden Bibelstellen zitiert hast, die deutlich machen, dass Gott letztendlich über dem Klima steht und dass die Angst vor der Klimaproblematik mich nicht lähmen oder einschränken darf. Du hast vorhin gesagt, es stimmt, dass Gott in der Klimadiskussion so gut wie gar nicht vorkommt und der Fokus nur auf den Menschen gelegt wird.
Im Kurs selbst gehst du ja darauf ein, wie es ist, wenn man einen Ausblick auf die Zukunft wagt, oder?
Zum einen bringe ich erst einmal die wissenschaftliche Seite ein. Wenn wir die zukünftige Entwicklung des Klimas anschauen, ist die Sorge sehr groß: Die Erde wird sich erwärmen. Neben dem Menschen muss sich auch die Tier- und Pflanzenwelt anpassen. Tropische Schädlinge breiten sich in unseren Breitengraden aus, manche Pflanzen- und Baumarten werden bei uns verschwinden. Naturkatastrophen nehmen zu, starke Niederschläge und längere Trockenperioden bedrohen uns Menschen.
Natürlich sind das alles Fakten, bei denen man denkt: Hilfe, das beängstigt mich. Trotzdem plädierst du stark dafür, Gott mit einzubeziehen und nicht bei der Angst stehen zu bleiben, oder?
Absolut. Für mich steht die Frage im Raum: Wie steht Gott zu all diesen Entwicklungen, die der Mensch aufzeigt und die wir auch belegen können? Das sind keine Dinge, die man nachts schlecht träumt oder eine reine Dystopie skizziert. Ich habe mich gefragt: Lässt Gott uns ungebremst in diese Katastrophe laufen, oder was hat er vor?
Ich hatte ja schon erwähnt, dass die Bibel in ihren Zukunftsprognosen eine düstere, aber auch eine helle Zukunft beschreibt. Über die düstere Zukunft habe ich schon in Offenbarung 6 bis 16 viel erwähnt. Dort kann man sehr viel lesen, was diesem Planeten noch bevorsteht.
Interessant wird es, wenn ich in Offenbarung 20,6-10 schaue. Dort liest man immer wieder die Zahl eintausend. Schon die ersten Christen glaubten daran, dass der Herr Jesus einmal wiederkommen wird, um als König auf dieser Erde eintausend Jahre sein Friedensreich aufzubauen.
Allerdings wurde diese biblische Wahrheit ab dem fünften Jahrhundert bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts immer mehr zur Seite geschoben oder geriet in Vergessenheit. Erst als man sich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wieder stärker mit biblischer Prophetie beschäftigte, entdeckte man diese Perspektive neu. Um es etwas provokanter auszudrücken: Das hatten wir in den letzten Jahren gar nicht mehr so auf dem Schirm.
Seitdem sich diese Sichtweise unter Christen verbreitet, zeigt sich: Wir können ganz anders mit den aktuellen Herausforderungen umgehen. Denn gemäß dieser biblischen Aussage will die Erde nicht so schnell ihr Ende bekommen, wie oft gesagt wird.
Wenn der Herr Jesus wiederkommt und seinen Fuß auf die Erde setzt, wird die Erde mindestens noch eintausend Jahre existieren. Das ist eine interessante Perspektive in dieser ganzen Diskussion, die ich gerne einnehmen möchte und die ich auch meinen Kursteilnehmern vor Augen stelle: Dass es mit dieser Erde durchaus weitergeht.
Das ist aber keine billige Vertröstung auf die Zukunft oder ein Freifahrtschein, um weiterzumachen wie bisher, oder?
Nein, das wäre meiner Ansicht nach falsch, wenn man das als Entschuldigung nimmt, sich zurückzulehnen und zu sagen: „Dann brauche ich ja nichts zu machen.“ Gott hat dem Menschen am Beginn der Schöpfung einen Auftrag gegeben, der bis zum Ende von Gottes Plänen mit dieser Erde bestehen bleibt.
Solange gilt der Schöpfungsauftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Auch wenn Gott uns einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißt, heißt das nicht, dass ich mit diesem Planeten, den ich aktuell habe, unverantwortlich umgehen darf.
Was ich manchmal wahrnehme, ist, dass viele Menschen in der Debatte gar nicht diese christliche Perspektive haben und in einen gewissen Aktionismus verfallen.
Ich möchte einfach ermutigen, diese großartige Erwartung, dass Gott mit dieser Erde seine Geschichte schreibt, wieder neu zu entdecken. Das gibt Kraft und Zuversicht, auch mit den Herausforderungen, die wir jetzt haben, voranzuschreiten.
Wenn ich bebaue und bewahre, engagiere ich mich automatisch, zum Beispiel indem ich Produkte entwerfe oder alternative regenerative Energien und Stoffe entwickle. So komme ich meinem Auftrag nach. Nicht, weil der Mensch plötzlich im Mittelpunkt steht und das Klima retten möchte, sondern weil er zu Gottes Ehre ein Hoffnungsbotschafter ist – und nicht ein Klimapanikmacher.
Als Christ, der den Himmel als Ziel hat, hat das Konsequenzen für mein Leben. Das heißt nicht, dass ich mich zurücklehnen und sagen darf: „Ich bin jetzt errettet in dem Herrn Jesus, alles ist schön und gut, und ich lebe einfach so weiter.“
Gott hat mich herausgerufen, er ist in mein Leben getreten und sagt jetzt: Lebe zu meiner Ehre! Alles, was du tust, soll mir zur Ehre gereichen. Damit verbunden finde ich auch, dass man den Auftrag hat, mit dieser Erde sinnvoll umzugehen.
Das ist ein wichtiger Gedanke, den du ansprichst. Man kann vom Klimawandel gelähmt sein oder aktiv sagen: Okay, wenn sich etwas verändert, dann muss ich mich auch darauf einstellen, damit ich es nicht verpasse.
Du hast deutlich gemacht, dass wir Christen wissen, dass Gott einen Plan verfolgt. Dazu gehört das Vergehen der jetzigen Erde ebenso wie der neue Himmel und die neue Erde.
Warum ist es für das Hier und Jetzt so bedeutsam, das zu wissen und zu glauben? Einerseits erhöhen die Medien meiner Ansicht nach das weltweite Ausmaß der Zerstörung sehr stark. Dabei denke ich: Sicherlich sind da Dinge dran, und es ist klar, dass wir mit der Schöpfung Gottes nicht ordentlich umgehen. Aber jetzt passiert etwas: Menschen geraten in einen Aktionismus.
Es ist natürlich gut, dass wir uns für die Natur, für das Klima und für den Platz auf der Erde, auf dem wir leben, einsetzen. Wir haben die nächste Generation vor Augen. Es gibt einen Generationenvertrag: Wie gehen wir mit dieser Erde um? Wir wollen sie ja auch an unsere nachfolgende Generation weitergeben.
Aber als Christen darf das nicht unsere maximale Handlungsmaxime sein. Es darf nicht mein Alltagshandeln nur noch davon bestimmt sein, mich in allen Punkten mit dem Klima auseinanderzusetzen. Denn ich glaube, dann schlägt Klimaschutz in eine Klimareligion um, und das ist, so wie ich die Bibel verstehe, Götzendienst.
Trotzdem ist es unser Wunsch, die Erde an die nachfolgenden Generationen in einem ordentlichen Zustand zu hinterlassen. Das ist etwas Absolut Biblisches, das möchte ich wirklich betonen.
Deshalb dürfen auch wir, zum Beispiel, die in einem reichen Land leben, nicht auf Kosten unseres Reichtums und Wohlstandes ärmere Länder ausbeuten. Darüber müssen wir wirklich nachdenken, wie die christliche Botschaft uns auch hier zu verändertem Handeln bringen kann.
Wir dürfen ihnen also nicht wichtige Ressourcen entziehen, die sie selbst brauchen, nur damit wir in unserem Wohlstand weiterhin existieren können.
Ich denke, die Sorge um die Natur ist keine politische Agenda, sondern der göttliche Auftrag an den Menschen, mit dem, was er bekommen hat, verantwortlich umzugehen.
Wie gesagt, wir finden das meiner Ansicht nach auf den ersten Seiten der Bibel ganz klar. Wenn ich so weit gehen darf: Adam und Eva hatten eigentlich den Beruf eines Ökologen, denn sie sollten sich um die Schöpfung kümmern.
Genau. Ja, also da haben wir einiges Neues über das Klima gelernt.
Von dir ganz herzlichen Dank, dass du für den Podcast wieder einmal zur Verfügung gestanden hast.
Das war der Podcast der Evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen, auch im Blick auf euren Umgang mit den ganzen Klimafragen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gern unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch von ganzem Herzen Gottes Segen. Wenn ihr mögt, dürft ihr nächsten Mittwoch wieder reinhören.