Die Ankunft des Evangeliums in Nordengland und seine Bedeutung
Es ist jetzt 1500 Jahre her, dass die biblische und christliche Botschaft Mittel- und Nordeuropa erreichte. Eine der bekanntesten Geschichten in diesem Zusammenhang spielte sich in Nordengland ab. Dort regierte König Edwin über das Königreich Northumbria. Das liegt im Nordosten Englands, in Richtung Schottland. Heute gibt es dort noch den Distrikt Northumberland.
Im Jahr 627 wurde Bischof Paulinus zu König Edwin geschickt, um ihm das Evangelium zu verkünden. Der König versammelte alle seine Adligen und vornehmen Krieger in seiner Königshalle. Bischof Paulinus predigte vor allem das Evangelium und forderte die ganze Gesellschaft auf, von nun an an das Evangelium von Jesus Christus zu glauben.
Nachdem Paulinus geendet hatte, geschah in der Königshalle etwas Merkwürdiges. Oben im Fensterkranz, der offen war, flog plötzlich ein Spatz herein. Er drehte ein paar Runden und flog wieder hinaus in die Nacht. Daraufhin stand einer der Adligen auf und sagte: „Habt ihr diesen Spatz gesehen? Er kam aus der Dunkelheit und flog wieder in die Dunkelheit. So verhält es sich doch mit unserem menschlichen Leben. Es ist, als käme ein Spatz zum Haus und flöge hurtig hindurch. Das Menschenleben währt nur eine kurze Weile. Was aber davor und danach kommt, das wissen wir nicht. Deshalb, wenn diese neue Botschaft, eben dieses Evangelium, uns eines Besseren belehrt, dann ist es sicher wert, von uns angenommen zu werden.“
Das Evangelium wurde in Europa angenommen, weil es entscheidende Antworten auf die Fragen nach dem Woher und Wohin des Lebens lieferte. Damit gab es auch Antworten auf das Wesen und den Sinn des Lebens.
Im 21. Jahrhundert scheint das Evangelium diesen Kontinent langsam, aber stetig wieder zu verlassen. Es wird nicht mehr angenommen. Alle Diskussionen der vergangenen Jahre machen eines deutlich: In dem Maße, in dem wir das Evangelium wieder vergessen oder verstoßen, wissen wir auch nichts mehr über das Woher und Wohin des Lebens. Wenn wir darüber nichts mehr wissen, werden wir irgendwann auch nichts mehr über das Wesen und den Sinn des Lebens sagen können.
Was bleibt dann? Was kommt dann? An die Stelle des Evangeliums treten wieder die Fabeln, Mythen und Märchen. Diese können ein hochwissenschaftliches Gesicht haben oder tief esoterisch sein. Doch weder Fabeln, Mythen noch Märchen werden uns sagen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Sie werden uns nicht über das Wesen und den Sinn des Lebens informieren und auch nicht darüber, womit wir leben und womit wir sterben können.
Die Bedeutung von Ehe und Familie im Licht der Schöpfung
Wenn wir uns heute Nachmittag mit der Bedeutung von Ehe und Familie für unsere Gesellschaft beschäftigen, stoßen wir wieder auf diese elementaren Fragen des Menschseins. Und wie schon heute Morgen ist es das allererste Kapitel der Bibel, das uns dabei ganz grundlegende Auskünfte gibt. Denn die Art und Weise, wie Gott diese Welt geschaffen hat, verrät uns sehr viel über das Geheimnis des Lebens.
Drei Punkte über das Geheimnis des Lebens
Das Erste: Das Geheimnis des Lebens besteht nicht im Gleichmachen, sondern im Unterscheiden. Nicht im Gleichmachen, sondern im Unterscheiden.
In diesem ersten Kapitel der Bibel erschafft Gott die Welt nicht so, dass er sie zusammenbaut, so wie bei Daimler am Fließband ein Mercedes aus ganz vielen Teilen zusammengebaut wird. Wir Menschen schaffen in der Regel so, dass wir Dinge zusammenfügen, entweder indem wir Gedanken verbinden oder indem wir Teile zusammenbauen. Das ist unsere Vorstellung von Schöpfung.
Im biblischen Schöpfungsbericht ist das anders. Gott schafft nicht in erster Linie, indem er etwas zusammenbaut, sondern indem er etwas trennt, indem er etwas scheidet, indem er etwas unterscheidet. Gott scheidet zwischen Licht und Finsternis, er scheidet zwischen Tag und Nacht, zwischen Abend und Morgen, er scheidet zwischen Himmel und Erde, er scheidet zwischen Wasser und Land. Er unterscheidet in Sommer und Winter, in Frost und Hitze. Gott unterscheidet den Menschen in Mann und Frau, er unterscheidet zwischen Arbeit und Ruhe – sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe.
Gott schafft, indem er scheidet, indem er trennt, indem er unterscheidet. Gott schafft, indem er Unterschiede kreiert, er schafft Gegensätze. Man könnte sagen, Gott schafft Pole, er schafft Zustände, die in einer polaren Spannung zueinander stehen. Gottes Schöpfung ist polar angelegt, in Gegensätzen, konträr, gegensätzlich.
Wir haben ja meistens das Gefühl, dass Spannungen eher zur gefallenen Schöpfung gehören, weil wir Spannungen nicht gern haben und weil wir den Eindruck haben, wir könnten ohne Spannungen besser leben. Aber das stimmt nicht! Unterschiede und Spannungen sind nicht erst ein Ergebnis des Sündenfalls, sondern sie sind Ergebnis der Schöpfung. Gott hat sie gemacht. Sie gehören zur Schöpfungsidee Gottes, und sie sind wesentlich für die Beziehung von Mann und Frau.
Da soll eine gegensätzliche Spannung bestehen, da sollen Unterschiede sein, und diese Unterschiede sind wesentlich für die Beziehung. Diese Unterschiede sind wesentlich für das Heranreifen von Kindern, indem Kinder diese spannungsvolle Unterschiedlichkeit wahrnehmen, diese konträr entgegengesetzte Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, von Vater und Mutter. Kinder entwickeln ihre ganz eigene individuelle Persönlichkeit, indem sie merken: Die sind unterschiedlich, und ich werde mich in dieser Unterschiedlichkeit selber einmal einordnen müssen.
Wir brauchen Unterschiede und spannungsvolle Unterschiede für unser Leben. Auch wenn Sie als Single leben, entziehen Sie sich nicht spannungsvollen Beziehungen. Sie brauchen spannungsvolle Beziehungen für Ihr Leben. So wie ein Ehepaar – in der Bibel gibt es dieses schöne Bild: Wie ein Messer das andere wetzt, müssen wir scharf bleiben. Wenn wir das nicht mehr tun, werden wir stumpf.
Und wenn wir als Single leben – ich will nicht sagen alleinstehend, hoffentlich steht niemand allein im Leben – aber wir brauchen Beziehungen, und nicht nur harmonische Beziehungen. Hüten Sie sich davor, dass Sie irgendwann nur noch harmonische Beziehungen haben. Die tun Ihnen auf Dauer nicht gut. Klar, niemand will auf Dauer jeden Tag mit irgendwelchen Zecken unterwegs sein und sich nur noch zoffen und streiten. Aber wir brauchen diese spannungsvolle Originalität des Anderen, sonst werden wir stumpf im Leben.
Übrigens, auch Gemeinden brauchen eine Vielfalt. Hüten Sie sich davor, dass Ihre Gemeinschaft nur noch aus Ähnlichem besteht, nur noch aus Gleichem! Gott schafft eine spannungsvolle Originalität in seiner Schöpfung, und die brauchen wir auch in einer Gemeinde. Es darf in einer Gemeinde – es muss in einer Gemeinde – auch spannend zugehen. Das hält uns am Leben, das bringt uns weiter.
Gott will Originale, wir lieben Originale, und wir hassen Kopien. Das Komische ist, wir versuchen in der Regel, die Menschen, mit denen wir am engsten zusammenleben, zur Kopie unserer selbst zu machen. Und wenn das ein Mensch machen lässt, mit sich zu einer Kopie von mir gemacht zu werden, dann fangen wir an, ihn zu hassen. Hüten Sie sich davor, dass Sie Ihre Originalität preisgeben.
Wir brauchen Unterschiede, Spannungen, Originale, um lieben zu können, um leben zu können. So hat Gott die Welt und uns selbst gemacht und gewollt. Gott liebt Unterschiede, er liebt Originalität, und daran müssen wir lernen, uns zu freuen.
Nur genau diese Unterschiede, genau diese Originalität sind das Gegenteil von dem, was der Zeitgeist heute möchte. Das Gegenteil von dem, was unsere gegenwärtige Kultur, unsere moderne und postmoderne Kultur und Wissenschaft zum Ziel hat. Es geht heute um die Uniformierung, konkret um die Unifizierung, um die Gleichmachung allen Lebens, um die Vereinheitlichung von Persönlichkeiten. Und das geschieht im Wesentlichen durch vier Maßnahmen.
Die erste Maßnahme ist die Trennung von Sexualität und Beziehung. Achten Sie einmal darauf, in wie vielen Filmen eine beziehungslose Sexualität propagiert wird. Ich rede gar nicht nur von Pornografie, ich rede von ganz normalen Spielfilmen, in denen der sexuelle Akt isoliert ist, losgelöst von jeder Beziehung. Die Trennung von Sexualität und Beziehung ist der erste Schritt zur Unifizierung des Menschen.
Das Zweite ist die Auflösung der Familie, weil Familie der Ort ist, wo Kreativität und Originalität geformt wird, nicht wo Gleichmacherei stattfindet.
Das Dritte ist die kollektive Erziehung von Kindern. Je früher und je länger das gelingt, desto nachhaltiger wirkt es.
Und das Vierte ist die Vereinheitlichung der Gesinnung. Alle sollen das gleiche denken, das gleiche meinen, alle sollen gleich ticken.
Durch die Uniformierung und die Unifizierung des Menschen soll ein menschengemachtes Paradies entstehen, in dem alle gleich sind, gleich denken und wo es keine störenden Unterschiede mehr gibt. Diesem Weltbild sind alle Institutionen menschengemacht, hergestellt, konstruiert: die Ehe, die Familie, das Geschlecht, die Werte, die Normen – alles Menschenwerk, Menschen gemacht, Menschenkonstrukt.
Und weil es von Menschen konstruiert ist, kann man es auch wieder dekonstruieren, abbauen, zerstören. Das entscheidende Instrument für diese Dekonstruktion der Institutionen, der Dekonstruktion von Geschlechtern, von Ehen, von Familien usw. ist die Erziehung. Die kollektive Erziehung ist das Programm der Neuprogrammierung des Menschen.
Das gilt auch für das Geschlecht. Wenn unser Geschlecht nur ein menschliches Programm ist, nur irgendeine menschliche Software, die man irgendwie auf meine Hardware draufgespielt hat, in irgendeiner Kinderphase, dann kann man mich auch wieder umprogrammieren. Dann kann man meine Geschlechtsprogrammierung auch wieder umprogrammieren.
Das ist das Ziel der Gender-Ideologie: Ein aus ihrer Sicht über Jahrtausende hinweg falsch programmiertes Lernprogramm des Menschen muss jetzt umgeschrieben werden. Und je früher man damit anfängt, möglichst ab einem Jahr, und je länger man dafür Zeit hat, möglichst ganztags, desto rascher und nachhaltiger wird diese Umprogrammierung auch funktionieren.
Der störendste Faktor bei diesem Umerziehungsprogramm sind Eltern. Eltern sind störende und lästige Faktoren dabei, weil sie im Grunde immer etwas konservativ eigene Gedanken für ihre Kinder haben.
Und Gleichberechtigung wird dann erreicht, wenn alle biologischen Unterschiede von Mann und Frau verschwunden sind, wenn man äußerlich nicht mehr unterscheiden kann, wer Mann ist und wer Frau ist.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Sieg von Conchita Wurst beim letzten Grand Prix der Eurovision, bei diesem Schlagerwettbewerb in Europa. Diese Dame mit Bart oder dieser Herr mit Busen – suchen Sie es sich aus, wie Sie wollen.
An diesem Beispiel ahnen Sie vielleicht, dass es da nicht nur um Musik geht, dass es da nicht nur um Lieder geht. Da geht es um ein Programm, da geht es um eine Ideologie, da geht es um die Etablierung eines fließenden Übergangs zwischen den Geschlechtern, da geht es darum, die Unterschiede auszuklicken.
Das Haupthindernis der Gender-Ideologie, dieser universalen Unifizierung der Familie, ist die Familie selbst.
Herbert Marcuse, ein Hauptvertreter der Frankfurter Schule, hat die Familie als einen Ort der Grausamkeit bezeichnet. Wilhelm Reich, der Vater der sexuellen Revolution, hat genau studiert, wie man Ehe und Familie dekonstruiert.
Er hat eines messerscharf erkannt: Je enthaltsamer Menschen vor der Ehe sind, desto treuer sind sie in der Ehe. Je enthaltsamer vor der Ehe, desto treuer in der Ehe.
Wenn ich also die Ehe dekonstruieren, abbauen, zerstören will, muss ich an der vorehelichen Sexualität anfangen.
Wir sind alle Teil eines ganz großen Programms, Sie merken das. Das war der Ausgangspunkt der sexuellen Revolution.
Und gleichzeitig begann die Diffamierung der Mutterschaft. Simone de Beauvoir, die Urmutter des Feminismus, diffamierte die Schwangerschaft als Körperverstümmelung, die Mutterschaft als Sklaverei und das Embryo als Parasit.
Da wird Sprache diffamiert, da wird Mutterschaft, Schwangerschaft, da wird das ungeborene Leben diffamiert: Sklaverei, Körperverstümmelung, Parasit.
Es geht hier nicht um Wahrheit bei dieser Ideologie, es geht auch nicht um irgendeine wissenschaftliche Objektivität, es geht auch nicht um das bessere Argument. Es geht nur um die Veränderung der Gesellschaft, konkret um die Unifizierung, die Gleichmachung der Gesellschaft und des Menschen.
Judith Butler, die Chefideologin in der Gender-Theorie, hat als erklärtes Hauptziel, die Identität zu beseitigen. Nur wenn ein Mensch nicht mehr festgelegt ist auf seine geschlechtliche Identität als Mann oder Frau, nur dann wird er veränderungsfähig.
Genau der Verlust der Gewissheit über meine Identität ist aber die Grundkatastrophe unseres Menschseins.
Dabei ist es wissenschaftlich völlig klar, dass es prägende Unterschiede in der Gehirnstruktur von Mann und Frau gibt. Und diese Unterschiede sind auch nicht ein Resultat von Erziehung oder irgendwelchen Maßnahmen, sondern sie sind so geschaffen, sie sind so vorgegeben, sie sind so gewollt.
Wenn man die Bibel liest, dann weiß man auch, warum Unterschiede und Originalität zum Geheimnis des Lebens gehören. Wenn wir Unterschiede beseitigen, beseitigen wir das Leben.
Wenn wir alles uniformieren oder gar unifizieren, alles gleich machen, wenn wir von allen alles erwarten, dann überfordern wir den Menschen, dann überfordern wir uns und dann vernichten wir das Leben.
Stärken Sie bitte die Originalität, stärken Sie die Originalität Ihres Ehepartners, versuchen Sie nicht, ihn zur Kopie Ihrer selbst zu machen. Stärken Sie die Originalität Ihrer Kinder, versuchen Sie nicht, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihre Kinder, Ihrer Originalität zu berauben.
Zerbrechen Sie Ihre Kinder nicht, sondern machen Sie Ihre Kinder stark in der Art und Weise, wie Gott sie geschaffen hat, und Sie werden wunderbare Menschen haben.
Das Evangelium in der biblischen Schöpfungsgeschichte ist doch, dass ich nicht alles sein kann und dass ich auch nicht alles sein muss. Ich brauche nicht, alles zu sein. Ich bin als Teil geplant von Gott, als Mann, ich bin nur ein Teil, nicht das ganze Selbst.
Ich bin ein Geschöpf, ich bin nicht der Schöpfer. Ich bin ein Mann, keine Frau. Ich bin jetzt zum Erwachsenen gewachsen, ich bin kein Kind mehr. Ich muss vieles nicht können, ich muss vieles nicht tun, vor allem muss ich nicht Gott sein.
Das ist das Tollste, was wir in unserem Leben entdecken können: Wir müssen nicht Gott sein, wir dürfen Geschöpf sein, wir dürfen Teil sein, wir dürfen begrenzt sein, wir dürfen schwach sein.
Ich muss viele Probleme nicht lösen, weil ich sie dem Schöpfer überlassen darf und weil sie dort gut aufgehoben sind. Wir können vieles nicht, müssen vieles nicht können, und das ist auch gut so.
Unsere Gesellschaft wird dann tragfähig sein und bleiben, wenn sie von den unterschiedlichen Originalen geprägt und gestaltet wird und nicht von der Gleichmacherei durchzogen wird und nicht von rückgratlosen Kopien dominiert wird.
Das ist das Erste.
Das Zweite: Das Geheimnis des Lebens besteht in gesetzten Grenzen, nicht in der Grenzenlosigkeit. In gesetzten Grenzen und nicht in der Grenzenlosigkeit.
Gott schafft, indem er scheidet, unterscheidet, und Gott schafft, indem er begrenzt. Gott schafft, indem er unserem Schaffen Grenzen setzt. Indem er unserem Schaffen Grenzen setzt.
Gott schafft Zeitrhythmen, er macht einen Unterschied zwischen Tag und Nacht, zwischen Sommer und Winter, zwischen Arbeit und Ruhe. Und mit diesen Unterschieden setzt er uns Grenzen, ganz bewusste Grenzen.
Diese Grenzen können wir nur zu unserem Schaden ignorieren. Uns geht es auf Dauer nur dann gut, und wir bleiben auf Dauer nur dann lebendig, wenn wir diese Rhythmen und diese Grenzen beachten und sie nicht ignorieren.
Bis ins 19. Jahrhundert war ein Tag mit dem Einbruch der Dunkelheit zu Ende. Danach konnte man nicht mehr viel machen, man hat einfach nichts mehr gesehen, man konnte nichts mehr schaffen.
Man konnte vielleicht noch eine Kerze anzünden, vielleicht ein bisschen was lesen, aber das war es dann auch. Dann wurden im 19. Jahrhundert die Glühbirnen erfunden, und auf einmal konnte man auch abends und nachts noch weiterarbeiten.
Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts wäre ohne die Glühbirne nicht denkbar gewesen. Jetzt konnte man in diesen aufstrebenden Fabriken des 19. Jahrhunderts durcharbeiten: Tag und Nacht, Sommer wie Winter, man konnte durcharbeiten.
Jetzt konnte man Menschen, die vorher mit der Dunkelheit ins Bett gehen mussten, dreizehn, vierzehn, fünfzehn Stunden am Tag malochen lassen.
Diese Grenzenlosigkeit hat Europa reich gemacht und die Europäer krank.
Heute gibt es in unserem Land 24-Stunden-Kitas für einjährige Babys von Paaren, die beide Schicht arbeiten. Da kommen Babys zu jeder Tag- und Nachtzeit hinbringen und abholen.
Diese Kitas arbeiten notwendigerweise mit Heilpädagoginnen, die nur ein paar Stunden täglich und nur an bestimmten Tagen als Bezugspersonen für Kinder zur Verfügung stehen.
Was ein kleines Kind aber braucht, ist eine stabile Beziehung, eine stabile emotionale Beziehung, eine Person, auf die es sich verlassen kann, die es kennt, deren Körpergeruch es riechen kann, deren Stimme es auswendig lernen kann, an die es sich binden kann, emotional binden kann.
Nur so entstehen diese lebenswichtigen und elementaren Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit, ohne die wir nicht leben können.
Vor vierzig Jahren gab es unter dem kommunistischen Diktator Ceaușescu in Rumänien eine Art Massenkita mit dreitausend Waisenkindern, die keinerlei emotionale Bindung zu irgendeiner Bezugsperson aufbauen konnten.
Die Hälfte dieser 3000 Kinder ist im Kindesalter gestorben, und die andere Hälfte hat überlebt – mit leeren Gehirnen.
Denn in diesem frühkindlichen Alter werden die Nervenbahnen im Gehirn angelegt, und diese Nervenbahnen werden so angelegt, dass ein kleines Kind in eine Kommunikation mit einer Bezugsperson tritt, in der es ein tiefes emotionales Vertrauen aufbaut.
So bilden sich Nervenstraßen in unserem Gehirn.
Und kleine Kinder brauchen dabei eines nicht: Sie brauchen keinen Stress.
Nichts schadet der Entwicklung eines kleinkindlichen Gehirns mehr als Stress.
Wir würden uns selbst niemals dem Stress aussetzen, den wir kleinen Kindern zumuten.
Verstehen Sie mich bitte richtig, ich will hier niemanden verurteilen, und ich will niemandem das Herz schwer machen.
Ich weiß, und das ist ein Skandal für mich, dass junge Menschen oft mit einem Gehalt nicht mehr leben können, dass man mit einem Gehalt in vielen Arbeitsbereichen keine Familie mehr gründen kann, dass man zwei Gehälter braucht und dass das eine Zerreißfrage ist für junge Eltern, wie sie das machen sollen.
Das ist keine Anklage gegen Eltern, die keine Chance haben, ihre Kinder in die Kita zu bringen, gegen Alleinerziehende, die oft keine Chance haben.
Es ist unsere aller Geschichte, da hat keiner von uns das Recht, irgendwo mit dem Zeigefinger auf andere zu zeigen.
Es ist unser aller Problem, es ist unsere aller Schuld, es ist unsere aller Sache, wie wir mit unseren Kindern umgehen – als Christen, als Gemeinde, aber auch als Gesellschaft.
Wir haben Mitverantwortung, und es ist nicht gut, was wir da machen. Es ist nicht gut, was wir unseren Kindern antun.
In der vergangenen Woche ging eine Schlagzeile durch die Presse, dass die Firmen Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen das Social Freezing anbieten.
Vielleicht haben Sie es gelesen: Jungen Mitarbeiterinnen wird angeboten, auf Geschäftskosten ihre Eizellen einfrieren zu lassen, damit sie auch noch später mit 45 oder 50 ihre Kinder bekommen können.
Erst mal richtig ein paar Jahrzehnte voll und ganz und restlos von morgens bis abends der Firma zur Verfügung stehen und sich dort richtig austoben und selbst verwirklichen können.
Die Frage ist ja aber nicht nur, ob man mit 45 oder 50 Kinder bekommen sollte, sondern ob man sie auch erziehen kann, ob man auch die Kraft hat, in diesem Alter Kinder zu erziehen.
Es hat schon seinen Sinn, dass man Kinder dann bekommt, wenn man noch Kraft hat.
Grenzenlosigkeit macht krank.
Wir Menschen brauchen Kinder, denn nur durch Grenzen finden wir Geborgenheit und Sicherheit.
Und verrückterweise gilt auch das: Nur durch Grenzen finden wir Freiheit. Nur durch Grenzen finden wir Weite in unserem Leben, nur durch Grenzen finden wir die Luft zum Atmen in unserem Leben.
Grenzenlosigkeit ermüdet unser Leben, stranguliert unser Leben. Grenzen befreien unser Leben.
Wir können nicht alles haben. Wir würden auch nicht glücklich werden, wenn wir alles hätten.
Das Geheimnis des Lebens besteht im Respekt vor den von Gott gegebenen Grenzen.
Deshalb geht es bei den biblischen Ordnungen für Sexualität, für Ehe, für Familie auch nie um eine verklemmte Sexualmoral.
Wie konnte es kommen, dass wir uns das haben einreden lassen, dass es da um eine verklemmte Sexualmoral geht?
Es geht bei diesen Ordnungen, bei diesen Grenzen, bei diesen Regeln um das Geheimnis des Lebens.
Gott schützt diesen Bereich deshalb so oft und so sehr mit Geboten, weil es hier um das Geheimnis des Lebens geht.
Wenn ich in diesen Bereich der Sexualität, des Lebens, des Kindes eingreife, dann greifen wir in das Geheimnis der Schöpfung, das Geheimnis des Lebens ein.
Und auch hier gilt wieder: In dem Maße, in dem das Evangelium und die biblische Botschaft diesen Kontinent verlässt, verlieren wir die Wertmaßstäbe für Sexualität, Partnerschaft.
Wir verlieren die Wertmaßstäbe für das Leben.
Kinder sind ein Segen – vier Worte: Kinder sind ein Segen.
Die Zukunft unserer westlichen Gesellschaften wird davon abhängen, ob wir diesen ganz schlichten Satz mit vier Worten wieder lernen nachzubuchstabieren oder ob wir weiterhin 100 Embryos im Jahr als Parasiten behandeln.
Kinder sind ein Segen.
An diesem Schlüsselsatz entscheidet sich die europäische Geschichte.
Es ist doch kein Zufall, dass parallel zum Auszug der biblischen Botschaft aus Europa auch Kinder und junge Menschen von diesem Kontinent verschwinden.
Das Verschwinden der biblischen Botschaft aus Europa und die demografische Katastrophe mit der Überalterung eines ganzen Kontinents sind zwei Seiten derselben Medaille.
Ich sage das mit Blick auf die einleitenden Beispiele der Heidenmission in Northumbria, wie das Wissen um das Woher und Wohin damals die Attraktivität des Evangeliums ausmachten.
Wenn wir dieses Wissen um unsere geschöpfliche Begrenzung heute ignorieren oder ablehnen, verlieren wir den Bezug zum Leben und den Bezug zu uns selbst, wir verlieren uns selbst.
Unsere Gesellschaft wird dann tragfähig sein und bleiben, wenn wir Gottes Grenzen nicht als lebensfeindlich, sondern als lebensfreundlich verstehen lernen, als Grundlage des Lebens und als Grundlage des Glücks im Leben.
Ein Drittes und Letztes:
Das Geheimnis des Lebens besteht in der Treue. Das Geheimnis des Lebens besteht in der Treue.
Unser Staat bettelt momentan seine jungen Bürger förmlich an, doch bitte endlich, endlich Kinder zu bekommen. Entsprechend viel Geld wird in die Hand genommen, um alle möglichen Entlastungen und Unterstützungen zu finanzieren.
Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ja, man kann junge Eltern und Familien gar nicht genug unterstützen.
Das ist gut, wenn man junge Familien unterstützt. Hier wird enorm wichtige Zukunftsarbeit geleistet.
Nur bedauerlicherweise bringen diese Maßnahmen junge Eltern immer noch nicht dazu, endlich ein Ja zu Kindern zu finden.
In so einem Fall, wenn alle Mittel nicht helfen, dann macht man ja immer eine Umfrage: Woran liegt es?
Die häufigste Antwort ist interessanterweise nicht, dass es nicht genügend Betreuungsmöglichkeiten gäbe, wo man Kleinkinder hingeben kann.
Die häufigste Antwort von jungen Frauen auf die Frage, warum sie sich nicht für eine Schwangerschaft entscheiden, ist: Ja, mir fehlt ein verlässlicher und treuer Partner.
Es ist nicht das Geld. Es sind nicht die Betreuungsmöglichkeiten. Es ist der Mangel an Treue, der Mangel an Verlässlichkeit unserer Beziehungen.
Der tiefste Grund gegen Kinder bei jungen Frauen ist die Angst, nachher allein dazustehen mit einem Kind.
Die Angst vor Bindung und vor Verbindlichkeit kann ich aber mit keinen Zuschüssen, mit keinem Förderprogramm dieser Welt aus der Welt schaffen.
Da stehen wir wieder vor dem Geheimnis des Lebens.
Wenn ich 50 Jahre ein Generalbombardement auf die Treue und auf verlässliche Beziehungen abfeuere, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn junge Menschen keinen Mut mehr haben, weil sie es sich nicht mehr zutrauen, treu zu sein.
Unser Leben gründet in der Treue. Es gründet ganz umfassend in der Treue Gottes zu seiner Schöpfung und zu seinen Geschöpfen, trotz aller Untreue dieser Geschöpfe.
Gott ist treu.
Es gründet in der Treue von Menschen, die zu mir halten, die zu mir stehen, wenn ich jeden Halt verliere.
Die Treue von Ehepartnern ist das Grundnahrungsmittel jeder Ehe. Eine Ehe kann durch dick und dünn gehen, wenn Treue da ist.
Die Treue von Eltern ist das Grundnahrungsmittel jedes Kindes.
Kinder können auf sehr viel verzichten. Alle unsere Kinder könnten auf den ganzen Wohlstandsmüll verzichten, mit dem wir sie an Weihnachten jedes Jahr zumüllen, und möglicherweise würden sie sogar glücklicher sein ohne den ganzen Krimskrams.
Was aber Kinder brauchen wie die Luft zum Atmen, das ist Treue, das Gefühl, dass kommen kann, was mag, mein Papa, meine Mama, die halten zu mir, die sind für mich da, die sorgen für mich.
Es wäre naiv, wenn ich mich heute Nachmittag hierhin stellen und appellieren würde: Leute, werdet wieder treuer, reißt euch zusammen! Nein, das wäre naiv.
Wir können nicht im Handstreich einfach umkehren, was eine ideologische Revolution fünfzig Jahre lang kaputtgemacht hat und noch dabei ist, kaputtzumachen.
Und wir können erst recht nicht umkehren, was die Macht der Sünde von Anbeginn der Welt in unseren Herzen zerstört hat.
Wir können nicht – es wäre naiv, einfach jetzt zu appellieren.
Aber was ich machen kann, ist das, was der Gasparre vorgemacht hat: sich hingestellt hat und ein Zeugnis gegeben hat von seiner Mutter, ein Zeugnis gegeben hat von seinem Leben.
Ich kann Zeugnis geben von der Treue meiner Eltern, die vor zwei und drei Jahren gestorben sind, von deren Treue zueinander und deren Treue zu mir, die mir ein ganz, ganz, ganz tiefes Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit meines Lebens mitgegeben haben, sodass ich jetzt so belastbar sein kann, dass meine drei Kinder auf mich vertrauen können.
Ich kann Zeugnis geben von der wunderbaren Treue meiner Ehefrau, ohne deren Treue ich hier nicht reden könnte und nicht sagen könnte, was ich hier jetzt sage.
Ich kann Zeugnis geben von der großen Treue Gottes, dessen Liebe mich in die Lage versetzt, auf einmal zurückzulieben – und das können Sie auch.
Ja, wir sollten demonstrieren, aber vielleicht vielmehr noch reden von der erfahrenen Treue, reden von der erlebten Treue, reden von der wunderbaren Treue – von Gott, von Menschen, von Eltern, von Geschwistern, von Ehepartnern und so weiter und so fort.
Lassen Sie uns die Botschaft von der Treue Gottes in diese Welt hinaustragen, lassen Sie uns das Zeugnis von treuen Ehepartnern, von treuen Eltern in diese Welt hinaustragen, und dann werden Sie merken, dass Menschen das hören.
Und diese Botschaft ist viel stärker als alle Ideologie, viel stärker als alle Lügen dieser Welt.
Letztes Jahr gab es in Frankreich riesige Demonstrationen gegen die Dekonstruktion von Ehe und Familie, weil in Frankreich, einem Land, das laizistisch ist und das schon viel weiter ist als wir in diesen Entwicklungen, junge Menschen sagen: Wir haben die Schnauze voll davon, ohne Eltern aufzuwachsen. Wir haben die Schnauze voll von zerbrechenden Ehen und Familien. Wir haben die Schnauze voll von einer Politik, die gegen das Menschsein gerichtet ist.
Dann kommen Menschen und stellen sich zusammen.
Das Wunderbare ist, dass junge Menschen heute sagen: Unser größtes Ziel, unser größter Wunsch, unser größter Traum ist eine Ehe und eine Familie – nach 40 Jahren Dekonstruktion.
Man kann das Leben nicht zerstören, weil es Gottes Leben ist.
Man kann nie gegen Gott Politik machen, man kann nie gegen Gott Zukunft gestalten.
Das ist die gute Botschaft, das ist die gute Nachricht, von der wir leben.
Lassen Sie uns Zeugnis geben von der Treue, damit Menschen neugierig werden nach dem Geheimnis des Lebens.
Unsere Gesellschaft – das ist das dritte und letzte – wird dann tragfähig sein und bleiben, wenn sie Treue unterstützt und nicht untergräbt.
Das Geheimnis des Lebens besteht nicht im Gleichmachen, sondern im Unterscheiden. Spannungsvolle Gegensätze sind gut.
Das Geheimnis des Lebens besteht in gesetzten Grenzen, nicht in der Grenzenlosigkeit.
Das Geheimnis des Lebens besteht in der Treue.
Ich danke Ihnen fürs Zuhören.
Amen.
Kinder sind ein Segen
Vier Worte: Kinder sind ein Segen.
Die Zukunft unserer westlichen Gesellschaften wird davon abhängen, ob wir diesen einfachen Satz mit vier Worten wieder lernen zu buchstabieren oder ob wir weiterhin jährlich 100 Embryos als Parasiten behandeln.
Kinder sind ein Segen. An diesem Schlüsselsatz entscheidet sich die europäische Geschichte. Es ist kein Zufall, dass parallel zum Verschwinden der biblischen Botschaft aus Europa auch Kinder und junge Menschen von diesem Kontinent verschwinden.
Das Verschwinden der biblischen Botschaft aus Europa und die demografische Katastrophe mit der Überalterung eines ganzen Kontinents sind zwei Seiten derselben Medaille.
Ich erinnere an die einleitenden Beispiele der Heidenmission in Northumbria, bei der das Wissen um das Woher und Wohin damals die Attraktivität des Evangeliums ausmachte. Wenn wir dieses Wissen um unsere geschöpfliche Begrenzung heute ignorieren oder ablehnen, verlieren wir den Bezug zum Leben und zu uns selbst. Wir verlieren uns selbst.
Unsere Gesellschaft wird nur dann tragfähig sein und bleiben, wenn wir Gottes Grenzen nicht als lebensfeindlich, sondern als lebensfreundlich verstehen lernen – als Grundlage des Lebens und als Grundlage des Glücks im Leben.
Ein drittes und letztes: Das Geheimnis des Lebens besteht in der Treue.
Das dritte Geheimnis: Leben besteht in der Treue
Das Geheimnis des Lebens besteht in der Treue.
Unser Staat bittet momentan seine jungen Bürger förmlich darum, endlich Kinder zu bekommen. Entsprechend viel Geld wird in die Hand genommen, um alle möglichen Entlastungen und Unterstützungen zu finanzieren. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ja, man kann junge Eltern und Familien gar nicht genug unterstützen. Das ist gut, denn hier wird enorm wichtige Zukunftsarbeit geleistet.
Nur bedauerlicherweise bringen diese Maßnahmen junge Eltern immer noch nicht dazu, endlich ein Ja zu Kindern zu finden. In so einem Fall, wenn alle Mittel nicht helfen, macht man ja immer eine Umfrage: Woran liegt es? Die häufigste Antwort ist interessanterweise nicht, dass es nicht genügend Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder gäbe.
Die häufigste Antwort junger Frauen auf die Frage, warum sie sich nicht für eine Schwangerschaft entscheiden, lautet: „Mir fehlt ein verlässlicher und treuer Partner.“ Es ist nicht das Geld. Es sind nicht die Betreuungsmöglichkeiten. Es ist der Mangel an Treue, der Mangel an Verlässlichkeit in unseren Beziehungen.
Der tiefste Grund gegen Kinder bei jungen Frauen ist die Angst, danach allein mit einem Kind dazustehen. Die Angst vor Bindung und Verbindlichkeit kann ich aber mit keinen Zuschüssen, mit keinem Förderprogramm dieser Welt aus der Welt schaffen.
Da stehen wir wieder vor dem Geheimnis des Lebens. Wenn ich 50 Jahre lang ein Generalbombardement auf die Treue und auf verlässliche Beziehungen abfeuere, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn junge Menschen keinen Mut mehr haben, weil sie es sich nicht mehr zutrauen, treu zu sein.
Unser Leben gründet in der Treue. Es gründet ganz umfassend in der Treue Gottes zu seiner Schöpfung und zu seinen Geschöpfen, trotz aller Untreue dieser Geschöpfe. Gott ist treu. Es gründet in der Treue von Menschen, die zu mir halten, die zu mir stehen, wenn ich jeden Halt verliere.
Die Treue von Ehepartnern ist das Grundnahrungsmittel jeder Ehe. Eine Ehe kann durch dick und dünn gehen, wenn Treue da ist. Die Treue von Eltern ist das Grundnahrungsmittel jedes Kindes. Kinder können auf sehr viel verzichten. Alle unsere Kinder könnten auf den ganzen Wohlstandsmüll verzichten, mit dem wir sie an Weihnachten jedes Jahr zumüllen, und möglicherweise wären sie sogar glücklicher ohne den ganzen Krimskrams.
Was aber Kinder brauchen wie die Luft zum Atmen, das ist Treue – das Gefühl, dass kommen kann, was mag: Mein Papa, meine Mama halten zu mir, sie sind für mich da, sie sorgen für mich.
Es wäre naiv, wenn ich mich heute Nachmittag hierhin stellen und appellieren würde: „Leute, werdet wieder treuer, reißt euch zusammen!“ Nein, das wäre naiv. Wir können nicht im Handstreich einfach umkehren, was eine ideologische Revolution fünfzig Jahre lang kaputtgemacht hat und noch dabei ist, kaputtzumachen.
Und wir können erst recht nicht umkehren, was die Macht der Sünde von Anbeginn der Welt in unseren Herzen zerstört hat. Das können wir nicht. Es wäre naiv, einfach jetzt zu appellieren.
Aber was ich machen kann, ist das, was Gasparre vorgemacht hat: sich hingestellt und ein Zeugnis gegeben von seiner Mutter, ein Zeugnis von seinem Leben. Ich kann Zeugnis geben von der Treue meiner Eltern, die vor zwei und drei Jahren gestorben sind, von deren Treue zueinander und deren Treue zu mir. Diese Treue hat mir ein ganz tiefes Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit meines Lebens mitgegeben.
So dass ich jetzt belastbar sein kann und meine drei Kinder auf mich vertrauen können. Ich kann Zeugnis geben von der wunderbaren Treue meiner Ehefrau, ohne deren Treue ich hier nicht reden könnte und nicht sagen könnte, was ich hier jetzt sage.
Ich kann Zeugnis geben von der großen Treue Gottes, dessen Liebe mich in die Lage versetzt, auf einmal zurückzulieben. Und das können Sie auch.
Ja, wir sollten demonstrieren, aber vielleicht vielmehr noch reden von der erfahrenen Treue, reden von der erlebten Treue, reden von der wunderbaren Treue – von Gott, von Menschen, von Eltern, von Geschwistern, von Ehepartnern und so weiter.
Lassen Sie uns die Botschaft von der Treue Gottes in diese Welt hinaustragen. Lassen Sie uns das Zeugnis von treuen Ehepartnern und treuen Eltern in diese Welt hinaustragen. Dann werden Sie merken, dass Menschen das hören. Diese Botschaft ist viel stärker als alle Ideologie, viel stärker als alle Lügen dieser Welt.
Letztes Jahr gab es in Frankreich riesige Demonstrationen gegen die Dekonstruktion von Ehe und Familie. In Frankreich, einem Land, das laizistisch ist und in diesen Entwicklungen schon viel weiter ist als wir, sagen junge Menschen: „Wir haben die Schnauze voll davon, ohne Eltern aufzuwachsen. Wir haben die Schnauze voll von zerbrechenden Ehen und Familien. Wir haben die Schnauze voll von einer Politik, die gegen das Menschsein gerichtet ist.“
Dann kommen Menschen zusammen und stellen sich gemeinsam hin. Das Wunderbare ist, dass junge Menschen heute sagen: „Unser größtes Ziel, unser größter Wunsch, unser größter Traum ist eine Ehe und eine Familie.“ Nach 40 Jahren Dekonstruktion.
Man kann das Leben nicht zerstören, weil es Gottes Leben ist. Man kann nie gegen Gott Politik machen, man kann nie gegen Gott Zukunft gestalten.
Das ist die gute Botschaft, die gute Nachricht, von der wir leben. Lassen Sie uns Zeugnis geben von der Treue, damit Menschen neugierig werden nach dem Geheimnis des Lebens.
Unsere Gesellschaft – das ist das dritte und letzte – wird dann tragfähig sein und bleiben, wenn sie Treue unterstützt und nicht untergräbt.
Zusammenfassung der drei Lebensgeheimnisse
Das Geheimnis des Lebens besteht nicht darin, alles gleichzumachen, sondern darin, zu unterscheiden. Spannungsvolle Gegensätze sind wertvoll.
Das Geheimnis des Lebens liegt in gesetzten Grenzen, nicht in der Grenzenlosigkeit.
Es besteht außerdem in der Treue.
Ich danke Ihnen fürs Zuhören. Amen.
