Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 257: Von Ohren, die hören.
Die Bedeutung Johannes des Täufers im biblischen Kontext
In der letzten Episode haben wir uns die Pharisäer und die Schriftgelehrten als diejenigen angesehen, die dem Reich der Himmel Gewalt antun. Sie wollen es für sich allein beanspruchen. Gott schickt seinen größten Propheten und seinen Sohn, um endlich die Versprechen zu erfüllen, die er seinem Volk im Alten Testament gegeben hatte. Doch genau die Leute, die ihn mit aller Kraft hätten unterstützen sollen, versagen. Ihre Strategie ist Verleumdung.
Es gibt jedoch ein Gegenmittel, das wir uns in dieser Episode anschauen wollen. Wir beginnen noch einmal mit Johannes dem Täufer. Wie zentral seine Person ist, wird daran deutlich, dass er im Alten Testament vorhergesagt wird. In Matthäus 11,13-14 heißt es: „Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt. Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elija, der kommen soll.“
Man darf diese Formulierung „er ist Elija“ nicht falsch verstehen. Johannes der Täufer ist zunächst einmal er selbst, also Johannes. Er ist keine Reinkarnation des alttestamentlichen Propheten. Das liegt daran, dass es in der Bibel keine Reinkarnation gibt. Dort wird nur einmal gestorben – Betonung auf einmal. So steht es in Hebräer 9,27: „Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“
Das wird noch dadurch unterstrichen, dass der Elija des Alten Testaments im Neuen Testament noch einmal auftritt, und zwar auf dem Berg der Verklärung, wo er mit Jesus redet. Er existiert also weiterhin als Person, und seine Seele ist nicht weitergewandert.
Die prophetische Rolle Johannes des Täufers
Aber zurück zu Johannes dem Täufer. Wenn über ihn gesagt wird, dass er der Elija ist, der kommen soll, dann bezieht sich diese Aussage auf Maleachi 3,23. Dort steht: „Siehe, ich sende euch den Propheten Elija, bevor der Tag des Herrn kommt, der groß und furchtbar ist.“
Gemeint ist hier jedoch nicht, dass die Person des Elija wiederkommt, sondern jemand, der wie Elija im Alten Testament ein Bußprediger ist. Deshalb prophezeit der Engel Gabriel dem Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer, dass sein noch ungeborener Sohn „in dem Geist und der Kraft Elijas kommen wird“.
Darum geht es also: Einer erfüllt seinen Auftrag im Geist und in der Kraft Elijas. Es kommt also nicht Elija selbst, sondern ein Elija.
In Matthäus 11,14-15 heißt es: „Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elija, der kommen soll. Wer Ohren hat, der höre.“ Ein lustiger Satz, oder? Wer sollte sonst mit seinen Ohren hören? Aber hier wird deutlich, dass es um mehr als nur das Hören geht.
Die Herausforderung des Glaubens an Johannes als Elija
Aber fangen wir vorne an. Wenn ihr es annehmen wollt – er ist Elija. Das klingt irgendwie so, als würden das nicht alle tun, es annehmen. Wie wir noch sehen werden, ist im Volk die Begeisterung über Johannes den Täufer einer greifbaren Ernüchterung gewichen.
Dass Johannes die Erfüllung der Elija-Verheißung sein sollte, stellte also insbesondere für seine Kritiker eine enorme Herausforderung dar. Deshalb das „Und wenn ihr es annehmen wollt.“ Deshalb aber auch das „Wer Ohren hat, der höre.“
Die Formulierung bedeutet so viel wie: „Wenn du Ohren hast und wenn du zugehört hast, dann belasse es nicht nur beim Zuhören, sondern fang an, tiefer über das Gehörte nachzudenken.“ Wer Ohren hat, der höre richtig, indem er das Gehörte sacken lässt und verinnerlicht.
Jesus sagt hier also: Wenn du zugehört hast, was ich eben gesagt habe, dass Johannes der Täufer der Elija ist, von dem in Maleachi die Rede ist, dann nimm dir jetzt Zeit, darüber nachzudenken, was du mit dieser Information machen willst. Was bedeutet es für dich, wenn das stimmt? Wo musst du Vorurteile über Bord werfen oder dein Verhalten ändern?
Die Herausforderung des Hörens in der heutigen Zeit
Und an dieser Stelle möchte ich einhaken: Wenn die Zeit, in der wir leben, eines geschafft hat, dann ist es wohl, Menschen davon abzuhalten, mit ihren Ohren so zu hören, wie Gott es will.
Jesus verwendet die Formulierung: „Wer Ohren hat, der höre!“ Und am Ende jedes Sendschreibens an die sieben Gemeinden in der Offenbarung heißt es immer gleich: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“
Als Menschen stehen wir in der Gefahr, zu hören und doch nicht wirklich zu hören. Eine Kultur, die uns mit Informationen überflutet, trainiert uns gerade nicht im Zuhören, sondern im Weghören und im Auf-Durchzug-Schalten.
Mir fällt das besonders bei YouTube-Shorts auf. Das sind kurze Filmchen, die mich ansprechen, mich kurz unterhalten und mir ein kurzes Hochgefühl geben. Sie verleiten dazu, nicht über das Gehörte nachzudenken, sondern einfach viele dieser kleinen Filmchen hintereinander weg zu konsumieren.
Und genau an dieser Stelle wird es sehr ungesund. Ungesund deshalb, weil wir lernen müssen, mit den Ohren so zu hören, wie Gott es will – wie es für uns gut ist. Ich wiederhole das noch einmal: Wir leben in einer Zeit, die uns vorgaukelt, es sei okay, uns mit Informationen vollzustopfen, ohne länger darüber nachzudenken.
Weder darüber, was wir gehört haben, noch darüber, ob es wahr ist, ob wir das Gehörte wissen müssen oder was die jeweilige Information in uns auslöst. Der aktuelle Zeitgeist möchte uns zu reinen Informationskonsumenten machen, aber eben nicht zu Menschen, die hören, wie Gott es will.
Doch der Herr Jesus sagt: Wer Ohren hat, der höre!
Die Bedeutung des Nachdenkens über das Gehörte
Wir sind von unserem Schöpfer nicht nur dazu gemacht worden, einfach zu hören, sondern auch über das Gehörte nachzudenken. Das gilt natürlich in erster Linie für das Wort Gottes.
Deshalb heißt es im Psalm 1, Verse 1 und 2: Glücklich der Mann, der nicht dem Rat der Gottlosen folgt, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz nachdenkt, Tag und Nacht.
Nachdenken über das Wort Gottes bringt Glück ins Leben. Dieses Prinzip gilt jedoch auch darüber hinaus.
Wir leben in einer Welt voller Ideologien und Lügen. Ständig möchte jemand uns für seine Sicht auf die Welt gewinnen. Die meisten Lügen, die uns begegnen, sind eigentlich ganz einfach zu durchschauen. Man muss nur eines tun: Sie nicht unkritisch nachplappern.
Wer Ohren hat, der höre. Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht manche Lügen, gerade auch von Irrlehrern und anderen Demagogen, zu durchschauen sind, wenn man einmal in Ruhe über sie nachdenkt.
Ich vermute, dass dies auch der Grund ist, warum der Herr Jesus möchte, dass wir mitdenken, uns eine Meinung bilden und Überzeugungen gewinnen. So lassen wir uns nicht so leicht über den Tisch ziehen.
Das Gegenmittel gegen Verleumdung und Manipulation
Ich hatte gesagt, es gibt ein Gegenmittel, um den Menschen, die uns mit ihrem Schlechtreden manipulieren wollen, nicht auf den Leim zu gehen.
Jetzt wisst ihr, was ich meine: Lästerer rechnen mit der Denkfaulheit ihrer Zuhörer. Verleumdung funktioniert nur so lange, wie niemand die bösen Worte hinterfragt – und wie leicht das geht, zeigt uns der Herr Jesus in der nächsten Episode.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wo du in der Gefahr stehst, Informationen nur noch zu konsumieren, aber nicht mehr zu reflektieren.
Das war's für heute. Bitte bete für den Minijobber, der mich unterstützt, und für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die mir immer wieder helfen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.