Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben.
Episode achtzig: Die ersten Jünger.
Rückblick auf Johannes den Täufer und die Offenbarung Jesu als Sohn Gottes
Gestern waren wir bei Johannes 1,34 stehen geblieben. Johannes der Täufer sagt über Jesus: „Und ich habe gesehen und bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist.“
Die Formulierung „Sohn Gottes“ und der Hinweis auf die Präexistenz Jesu, den wir gestern ebenfalls gesehen haben, machen deutlich, dass Johannes der Täufer sich den Messias nicht einfach nur als einen Menschen vorstellt. Für die meisten Juden war die Vorstellung vom Messias ein menschlicher Nachfahre Davids.
Warum sieht Johannes der Täufer in Jesus mehr? Alles beginnt damit, dass Johannes von Gott ein Zeichen bekommt, um den Messias zu erkennen. Der Heilige Geist sollte sichtbar auf Jesus herabkommen und auf ihm bleiben. Dieses Zeichen geschieht.
Noch etwas passiert: Eine Stimme aus dem Himmel sagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Jetzt weiß Johannes, wer der Messias ist. Und über den Messias weiß er noch mehr.
Der Auftrag Johannes’ als Wegbereiter des Herrn
Johannes selbst hat einen Auftrag bekommen. Er betont immer wieder, dass er die Stimme eines Rufenden in der Wüste ist, oder?
Darf ich euch das Originalzitat aus Jesaja kurz vorlesen? Jesaja 40,3 und 5: Die Stimme ruft: „In der Wüste bahnt den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott.“ Und die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird es sehen.
Wenn Johannes sich als diese Stimme sieht, von der Jesaja spricht, dann ist auch klar, wessen Weg er bereitet: nämlich eine Straße für unseren Gott. Es ist ein Weg des Herrn, weil sich die Herrlichkeit des Herrn offenbaren soll.
Auch Malachi 3 beschreibt den Dienst von Johannes dem Täufer. Dort lesen wir in Malachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten, und er wird den Weg vor mir her bereiten. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht.“
Also nach dem Boten, das ist Johannes, kommt der Herr, also Gott selbst. Und nichts anderes hatte Gabriel dem Zacharias, dem Vater von Johannes, verheißen. Lukas 1,16-17: „Und viele der Söhne Israel wird er, das ist Johannes der Täufer, zu dem Herrn ihrem Gott bekehren. Und er wird vor ihm hergehen, in dem Geist und der Kraft des Elija.“
Bevor Gott selbst kommt, wird also jemand vor ihm hergehen. Johannes wusste, dass er dieser „jemand“ war. Er wusste nur ganz lange nicht, in welcher Gestalt Gott die Erde besuchen würde. Mit der Taufe des Herrn Jesus ist genau diese Frage geklärt.
Beginn der Nachfolge: Die ersten Jünger wenden sich Jesus zu
Aber machen wir chronologisch dort weiter, wo wir gestern aufgehört haben: Johannes 1, Vers 35.
Am folgenden Tag stand Johannes wieder da, und zwei von seinen Jüngern waren bei ihm. Bis jetzt hatten wir vielleicht den Eindruck, Johannes der Täufer wäre eine One-Man-Show, so der Typ „Lonely Cowboy“. Fast. Johannes ist ein typischer Rabbi seiner Zeit, und solche Rabbis hatten „Follower“, also Jünger. Zwei von ihnen stehen neben ihm.
Wie wir noch sehen werden, ist einer von ihnen Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der andere bleibt namenlos. Es ist nicht schwer zu erraten, wer dieser namenlose Jünger ist, der von Anfang an dabei ist, sich selbst aber nicht zu erkennen gibt. Es ist Johannes der Apostel, der Autor des Johannes-Evangeliums.
In Johannes 1, die Verse 36 und 37, spricht Johannes der Täufer, als Jesus vorbeigeht: „Siehe, das Lamm Gottes!“ Die zwei Jünger hören ihn und folgen Jesus nach. Das ist es, was Jünger tun: Sie folgen einem Rabbi.
Die Bedeutung der Nachfolge und das erste Treffen mit Jesus
Johannes 1,38: Jesus aber wandte sich um, sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: „Was sucht ihr?“ Sie aber sagten zu ihm: „Rabbi“, was übersetzt „Lehrer“ heißt, „wo hältst du dich auf?“
Das ist absolut typisch. Sie wollen seine Jünger sein, aber dazu müssen sie wissen, wo er sich aufhält. Wenn sich Tausende von Pilgern in der Wüste niedergelassen haben, einfach weil sie Johannes sehen und seine Predigten hören wollten, kann man eine Person schnell aus dem Blick verlieren und nie wiederfinden. Deshalb ist es für diese zwei ehemaligen Jünger von Johannes absolut wichtig zu wissen, wo Jesus lagert.
Sie wollen ja von nun an ihm nachfolgen, seine Jünger sein oder zumindest darüber nachdenken, ob das eine Option ist. Und Nachfolge, was für uns heute ein eher abstrakter Begriff ist, war damals praktisch zum Anfassen. Nachfolge bedeutete, hinterherzulaufen – schlicht und einfach dorthin zu gehen, wo Jesus hinging, bei ihm zu bleiben, seinen Predigten zuzuhören und kleine Aufträge zu übernehmen. Eben zu lernen.
Der Rabbi war der Lehrer, und die Jünger waren die Schüler. Hinterherlaufen und lernen. Das geht aber nur, wenn ich weiß, wo ich Jesus finde. Wenn er nämlich aufbricht und verschwindet und ich das nicht weiß, ist es aus mit der Nachfolge.
Johannes 1,39: Er spricht zu ihnen: „Kommt, und ihr werdet sehen.“ Sie kamen nun, sahen, wo er sich aufhielt, und blieben an jenem Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.
Bei der Formulierung „es war um die zehnte Stunde“ gibt es zwei Möglichkeiten, diese Zeitangabe zu verstehen. Man kann die Einteilung des Tages um sechs Uhr morgens starten lassen – das wäre das Normale – oder um Mitternacht. Je nachdem, wofür man sich entscheidet, ist es jetzt zehn Uhr vormittags oder sechzehn Uhr nachmittags.
Die Frage ist meines Erachtens nicht sonderlich wichtig, dafür aber wirklich kompliziert. Im Skript findet sich ein Link zu einem aktuellen Artikel, der das näher erläutert.
Viel wichtiger ist, was jetzt passiert.
Die Berufung Simons und die Bedeutung des neuen Namens
Johannes 1, die Verse 40 und 41: Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den Zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren.
Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden“, was übersetzt Christus bedeutet.
Warum ist das wichtiger als Zeitangaben? Ganz einfach, weil es uns zeigt, worauf es im Leben ankommt. Es kommt darauf an, dass wir als Zeugen der Wahrheit Menschen zu Jesus führen. Das ist kurz zusammengefasst der Grund dafür, warum wir überhaupt noch auf der Erde sind: anderen Menschen davon erzählen, dass wir den Messias gefunden haben.
Johannes 1, Vers 42: Und er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du wirst Kephas heißen“, was übersetzt Stein bedeutet.
An dieser Stelle spüren wir etwas von der prophetischen Gabe des Herrn Jesus. Er schaut den Bruder des Andreas an und sieht in ihm etwas. Deshalb nennt er ihn Kephas. Kephas leitet sich vom aramäischen Wort für Stein ab.
Ganz ehrlich, mich fasziniert dieser Moment, weil hier im Kleinen geschieht, was Jesus im Leben von jedem Menschen tun will. Er will uns einen neuen Namen geben, einen Namen, der uns völlig entspricht. Einen Namen, der unsere Berufung und damit unsere Zukunft beschreibt. Einen Namen, der Verheißung ist und uns auf das Intimste mit dem verbindet, der in uns zugesprochen hat.
Abschlussgedanken und Einladung zum Zeugnis
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wem du erzählen möchtest, dass du den Messias gefunden hast.
War das alles für heute? Wenn du spannende Ideen für neue Themen hast, kannst du sie mir gerne zukommen lassen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.