Einführung in das Thema der alttestamentlichen Opfer
Wer von euch hat schon einmal selbst ein Tier geschlachtet? Wer war schon einmal live dabei, als ein Tier geschlachtet wurde?
Uh, okay. Ich hatte mir mal überlegt, wie viel Fleisch wir wohl essen würden, wenn wir die Tiere immer selbst schlachten müssten. Also ist das Thema gar nicht so fremd, wie ich zunächst befürchtet hatte.
Ich hatte mir vorgenommen, im Jahr 2010 ein paar Mal im Laufe des Jahres etwas über die alttestamentlichen Opfer zu sagen. Ihr merkt, es ist schon 2011 geworden. Der Römerbrief ist mir dazwischengekommen, weil jemand einmal gesagt hat: Was Anbetung eigentlich bedeutet, was das Abendmahl wirklich ist und was es alles beinhaltet, kann ich eigentlich nicht verstehen, wenn ich die Opfer nicht verstanden habe.
Wenn ich nicht verstanden habe, welche verschiedenen Aspekte das Opfer Jesu eigentlich hat. Irgendwie – ich meine, wir bringen ja kein Opfer. Wir glauben nicht, dass sich beim Abendmahl irgendetwas verwandelt und wir Jesus noch einmal opfern. Wir glauben, dass es ein Erinnerungsmahl ist. Trotzdem ist es ja eine Erinnerung an das Opfer, das er gebracht hat.
Und dieses Opfer Jesu hat so viele verschiedene Aspekte, dass Gott sich entschieden hat, es im Alten Testament aus verschiedenen Perspektiven durch die Opfer, die damals gebracht werden mussten, zu beleuchten. Es gibt ja auch vier Evangelien. Gott hat auch entschieden, dass das Leben Jesu so vielfältig ist und so viele Dimensionen hat, dass man es nicht in einer einzigen Biografie behandeln kann. Man braucht zumindest vier verschiedene Blickpunkte.
So ist es speziell auch mit diesem Opfer. Es braucht einfach verschiedene Blickpunkte auf dieses Opfer. Natürlich haben diese alttestamentlichen Opfergesetze nicht nur eine symbolische Bedeutung. Sie beleuchten nicht nur verschiedene Aspekte des Opfers Jesu, sondern sie haben auch etwas mit uns und mit dem Opfernden zu tun.
Opfer ist ein Bild, das im Neuen Testament sehr häufig gebraucht wird, und zwar für verschiedene Aspekte unseres Lebens mit Gott.
Ich möchte heute anfangen, ein bisschen etwas über das Brandopfer zu sagen. Ich bin gespannt, ob ich jemals zum Schuldopfer komme oder ob noch etwas dazwischenkommt.
Diese Opfer werden hauptsächlich im dritten Buch Mose erwähnt, wo die Opfergesetze stehen. Ich möchte am Anfang aus 3. Mose Kapitel 7 lesen, wo dieser Abschnitt, der sich mit den Opfergesetzen beschäftigt, so ein bisschen endet. Dort steht:
„Zusammenfassend, Vers 37: Das ist das Gesetz für das Brandopfer, für das Speisopfer, für das Sündopfer, für das Schuldopfer, für das Einweihungsopfer und für das Friedensopfer, das der Herr Mose geboten hat auf dem Berg Sinai, an dem Tag, als er den Kindern Israel gebot, ihre Opfer dem Herrn darzubringen in der Wüste Sinai.“ (3. Mose 7,37)
Überblick über die Opferarten und ihre Bedeutung
Okay, wie viele Opfer gibt es also? An dieser Stelle werden sechs Opfer aufgezählt. Dabei zerfällt 3. Mose 1–7 eigentlich in zwei Teile. Der erste Teil umfasst Kapitel 1–5, in denen fünf verschiedene Opfer behandelt werden. Anschließend folgen Kapitel 6 und 7, in denen zu diesen sechs Opfern insgesamt noch einmal etwas gesagt wird.
Die erste Frage, die sich stellt, ist: Warum kommen die Opfer zweimal vor? Warum wird zum Beispiel etwas über das Brandopfer in 3. Mose 1 gesagt und dann noch einmal das Gesetz des Brandopfers in 3. Mose 6 behandelt?
3. Mose 1 bis 5 behandelt zum allergrößten Teil – vom Schwerpunkt her, auch wenn man das nicht ganz konsequent durchziehen kann – prinzipiell die Frage: Worum geht es in einem Opfer? Oft steht dabei der persönliche oder gemeinschaftliche Aspekt im Vordergrund. Es geht darum, wer ein Opfer darbringt, was für ein Opfer es ist und worauf man als der Darbringende achten muss.
In den Kapiteln 6 und 7 wird das Ganze noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, nämlich aus der Perspektive des Priesters, der an der Opferung beteiligt ist. Kapitel 7 bildet dabei den Abschluss und fasst Kapitel 6 und 7 zusammen. Es geht darum, worauf die Priester achten müssen und was zusätzlich für den Priesterdienst zu beachten ist – zusätzlich zu dem, was der Opfernde wissen muss.
Zuerst werden also die allgemeinen Dinge erklärt, die jeder wissen sollte. Kapitel 6 und 7 muss man nur kennen, wenn man Priester ist. Die Israeliten hielten es so, dass sie sich mit Kapitel 6 und 7 nicht so intensiv beschäftigen mussten. Meist war nur ein Stamm mit dem Priesterdienst beschäftigt.
Für uns ist das nicht so einfach, denn das Neue Testament sagt, dass wir auch Priester sind. Deshalb müssen wir uns irgendwann mit allen sieben Kapiteln auseinandersetzen.
Das Brandopfer im Detail: Ein Ganzopfer für Gott
Das Brandopfer – ich lese einfach mal ein paar Verse aus 3. Mose Kapitel 1 vor. Für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, sich so etwas vorzustellen – ein geschlachtetes Tier und dass das etwas Gutes sein soll – seid heute einfach nicht zu bildhaft in euren Gedanken. Überlegt mehr, was dort steht, und stellt es euch nicht zu lebhaft vor, damit es euch nicht abschreckt.
Es ist nicht zur Abschreckung gedacht. Ursprünglich war es an Menschen gerichtet, für die das Schlachten im Alltag etwas Normales war, da man Tiere schlachten musste, um zu essen. Wenn du heute etwas entfremdet bist, weil Fleisch meist in der Kühltheke des Supermarkts liegt, ist das völlig in Ordnung. Du sollst dich dadurch nicht belastet fühlen. Versuche einfach, dir nicht zu bildlich vorzustellen, was damals genau passiert ist.
3. Mose 1 ist in drei Teile gegliedert. Ich werde nicht alles vorlesen. Im ersten Teil geht es um das Brandopfer eines Rinds. Im zweiten Teil wird beschrieben, wie ein Schaf oder eine Ziege als Brandopfer dargebracht wird, falls man sich kein Rind leisten kann. Im dritten Teil geht es um Menschen, die so arm sind, dass sie nur Tauben opfern können.
Wir werden auf jeden Fall nicht den gesamten Abschnitt über das Rind, das Schaf und die Ziege lesen, da diese Beschreibungen fast eine wörtliche Wiederholung sind. Die Vorschriften für die Tauben sind etwas anders, weil man Tauben anders schlachtet. Vielleicht haben wir heute noch Zeit, uns das anzuschauen, ansonsten ein anderes Mal.
Die rituelle Handlung des Brandopfers
Dritter Mose, Kapitel 1, Vers 1: Der Herr rief Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft. Er sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind und Kleinvieh eure Opfergabe darbringen.
Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rind ist, so soll er ein männliches, fehlerfreies Tier darbringen. Es soll am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft geopfert werden, zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn. Er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. Dann soll er das Tier vor dem Herrn schlachten.
Die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut hinzubringen und ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft steht. Er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten.
Die Priester sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz über dem Feuer, das auf dem Altar ist, zurichten. Das Eingeweide und die Beine soll er mit Wasser waschen. Der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs vor dem Herrn.
Ich habe gesagt, die verschiedenen Opfer sind verschiedene Aspekte letzten Endes der gleichen Sache. Daher ist es immer wichtig zu sehen, was das Besondere an einem Opfer ist. Es gibt Dinge, die immer wieder in diesen verschiedenen Opfern vorkommen, besonders in den ersten fünf oder sieben Kapiteln. Es gibt aber auch Dinge, die ein bisschen speziell sind.
Was als ganz typisch an diesem ersten Opfer, dem Brandopfer, auffällt – und vielleicht fällt es denen, die das noch nie gelesen haben, nicht auf, weil sie denken, das sei bei allen Opfern so – ist, dass das ganze Tier verbrannt wird. Ein Brandopfer ist also auch ein Ganzopfer, ein Opfer, das als Ganzes auf dem Altar verbrannt wird.
Das ist an dieser Stelle wichtig. Wenn man in 3. Mose 6 oder in 2. Mose 29 nachschaut, was wir hier nicht ausführlich tun, sieht man, dass Brandopfer, also solche Ganzopfer, regelmäßig dargebracht werden mussten. Normalerweise wurde jeden Tag ein Schaf auf diesem Altar dargebracht.
Ursprünglich gab es in Dritter Mose noch dieses große Zelt, die Stiftshütte in der Wüste, die die Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung immer mitnahmen. Später gab es den Tempel. Vor dieser Stiftshütte stand ein großer Altar, der mit Bronze überzogen war. Auf diesem Altar wurden normalerweise täglich zwei Lämmer als Ganzopfer, als Brandopfer, geopfert.
Ich möchte nicht zu sehr darauf eingehen, aber es ist so: Am Morgen, als die Priester kamen – ich sage das in Anführungszeichen, weil immer Priester im Tempel waren – wenn die Frühschicht kam, wurde als Erstes dieser Altar gereinigt. Man sorgte dafür, dass das Feuer auf dem Altar nicht ausging.
Morgens wurde als Erstes, bevor irgendetwas anderes getan wurde, ein Brandopfer dargebracht. Das heißt, ein Tier – in diesem Fall kein Rind, wie wir es gerade gelesen haben, sondern ein Schaf – wurde morgens auf diesem Altar geopfert. Es war das Hauptopfer des Tages, die Grundlage für alle anderen Opfer, die im Laufe des Tages dargebracht wurden.
Wenn man im Laufe des Tages gekommen wäre und eine Handvoll Mehl gebracht hätte, um sie Gott darzubringen – es gab auch Speisopfer oder sogar Sündopfer, bei denen nur eine Handvoll Mehl gebracht werden musste – dann wurde dies auf dem Altar geräuchert. Es wurde immer auf der Asche, auf den Resten dieses Morgenbrandopfers, geopfert.
Dieses Brandopfer am Morgen bildete die Grundlage für alles andere, was im Laufe des Tages geschah. Tagsüber kamen und gingen die Leute, und an besonderen Tagen wurden spezielle vorgeschriebene Opfer gebracht. Es wurden auch Opfer dargebracht, die Menschen aus verschiedenen Gründen brachten.
Abends, das heißt immer so schön im Alten Testament zwischen den zwei Abenden – also zwischen sechs Uhr, dem offiziellen Abend, und dem eigentlichen Sonnenuntergang, der in diesen Gegenden nicht weit verschoben war –, wurde wieder ein Schaf geschlachtet und als Abendbrandopfer gebracht.
Der Abschluss des Abends, sozusagen das Siegel für all das, was im Laufe des Tages im Gottesdienst geschehen war, war wieder ein Brandopfer, ein Ganzopfer. Dieses Opfer musste die ganze Nacht über auf dem Altar bleiben. Die Priester mussten dafür sorgen, dass das Feuer auf dem Altar nicht ausging.
Am Morgen wurde die Fettasche zur Seite getan, und es wurde wieder ein Morgenbrandopfer gebracht. So wurden jeden Tag zwei Schafe dort völlig verbrannt.
Unterschied zu anderen Opferarten und die Bedeutung der Ganzhingabe
Bei den meisten anderen Opfern, außer dem Brandopfer, war das, wie gesagt, anders. Es wurde ein Teil des Opfers geopfert, oft vorgeschriebene Teile. Den Rest durften teils die Priester essen, die das Opfer gebracht hatten, und zum allergrößten Teil diejenigen, die das Opfer gebracht hatten – also die Menschen, die aus irgendeinem Ort gekommen waren, um Gott ein Opfer zu bringen.
Das heißt im Bild: Bei den meisten Opfern war es so, dass man Gott etwas opferte und das Meiste wieder mitnahm. Das symbolisiert sozusagen, dass wenn wir Gott etwas opfern, wir eigentlich selbst den größten Gewinn davon haben. Ich sage es jetzt mal etwas platt.
Aber hier, bei diesem Brandopfer, war alles nur für einen – es war alles nur für Gott.
Ihr müsst euch das mal überlegen: Hier in 3. Mose 1 geht es ja nicht – was wir jetzt gelesen haben – darum, dass irgendein vorgeschriebenes Opfer gebracht wurde, das man sowieso bringen musste. Es geht auch nicht um ein Opfer, das irgendjemand gestiftet hat, vielleicht ein Fürst aus Israel für die ganze Versammlung, oder das aus dem Schatz des Tempels bezahlt wurde, in den die regelmäßigen Kollekten eingingen.
Sondern hier in 3. Mose 1 kommt ein individuell motivierter Mensch aus Israel und sagt: Ich möchte Gott ein Rind opfern. Das ist schon irgendwie etwas Besonderes. Es waren ja keine argentinischen Rinderbarone, die sagten: „Ja, Entschuldigung, ein Rind mehr oder weniger, ihr habt mich eh beim letzten Mal verzählt, weil es so viele waren.“ Das hat richtig etwas gekostet.
Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, war: 3. Mose 1,2 sagt: „Redet zu den Kindern Israel und sprecht zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind und Kleinvieh eure Opfergabe darbringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rind ist, soll er sie darbringen, ein männliches, ohne Fehl, am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn.“
Wenn jemand ein Rind Gott darbringen will – wie kommt jemand auf die Idee, so etwas zu wollen?
Später in den Kapiteln von 3. Mose lesen wir von Sündopfern: Wenn du gesündigt hast, bestimmte Sünden begangen hast, dann musst du ein Sündopfer darbringen, um vor Gott wieder rein dazustehen. Das ist ein Muss.
Dieses Brandopfer am Morgen und das Brandopfer am Abend für die ganze Folge sind ebenfalls ein Muss.
Das individuelle Brandopfer in 3. Mose 1 ist aber ein Wille, es ist ein Kann. Man kann es tun, wenn man will. Aber warum sollte man das wollen? Warum sollte ich mein bestes Rind nehmen? Ihr habt es gelesen: Es muss einjährig sein, männlich und ohne Fehler. Also nehme ich nicht irgendeins, keine natürliche Selektion, bei der ich eh nicht mehr für die Zucht brauche, sondern das Beste oder eines der Besten, das ohne Fehler ist.
Und das bringe ich um, opfere es für Gott, verbrenne es ganz – mit Haut, Haar, Kopf und Eingeweiden – und habe hinterher nichts mehr davon. Es ist wirklich weg.
Warum sollte ich so etwas tun? Wie käme ich überhaupt auf die Idee, mich selbst und meine Familie so zu schädigen?
Es gibt einige Brandopfer im Alten Testament. Zum Beispiel hat Noah ein Brandopfer dargebracht, als er aus der Arche kam. Abraham hat ein Brandopfer dargebracht – nicht ganz freiwillig, aber letzten Endes doch –, als er seinen Sohn opfern sollte.
Herr, ist das Feuer und das Holz da, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer? Warum haben Leute das getan?
Die geistliche Bedeutung des Brandopfers als Ganzhingabe
Im Römerbrief, Kapitel 12, Vers 1, lesen wir, dass wir unsere Leiber hingeben sollen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer. Dieses Schlachtopfer ist auch ein Brandopfer, ein Ganzopfer, und es wird als unser vernünftiger Gottesdienst bezeichnet.
Gott fordert uns auf, diese Hingabe symbolisch zu tun. Sie ist freiwillig, aber dennoch sollen wir sie bewusst vollziehen. Die Hingabe eines Rindes oder eines Schafes, je nachdem, was wir bringen können, ist ein Symbol dafür, dass wir so weit gekommen sind, zu sagen: „Gott, mein Leben gehört dir.“ Ich bringe dieses Rind und schlachte es. Ich lasse zu, dass es ganz verbrannt wird.
Warum? Weil ich damit ausdrücken möchte, dass mein ganzes Leben ohne Rest dir gehört. Du hast ein Recht auf mein ganzes Leben. Nicht nur darauf, dass ich dir ein Ei bringe, das meine Hühner jeden Tag legen, oder einen Liter Milch. Du hast nicht nur ein Recht darauf, dass ich dir das Erste von meiner Ernte gebe, sozusagen den ersten Arm voll als Erstlingsfrucht. Auch nicht nur darauf, dass ich dir den Zehnten von meinem Ertrag bringe, um zu sagen: „Gott, du hast mich gesegnet, dir gehört auch etwas von meinem Leben.“
Das Brandopfer drückt aus: Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, Gott, dass dir mein Leben gehört, dass du ein Recht auf mein Leben hast. Römer 12,1 sagt: Das ist vernünftiger Gottesdienst. Das ist der Punkt, an den Gott uns bringen will: dass wir erkennen, Gott hat ein Recht auf mein ganzes Leben.
Eigentlich kann ich nicht hingehen und Gott etwas geben und den größten Teil wieder für mich behalten. Das ist interessant. Auf diesem Altar, von dem ich gerade gesprochen habe, wurden verschiedene Opfer gebracht. Aber wisst ihr, wie er hieß? Brandopferaltar. Dieses Wort kommt zweimal in diesem Text vor. Immer wieder, wenn dieser Altar erwähnt wird – und man muss manchmal auf Wiederholungen achten –, steht mindestens zweimal in dem Text, dass sie dieses Opfer auf dem Altar bringen sollten, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft stand.
Das hat eine Bedeutung. Gott sagt: Gemeinschaft beginnt eigentlich dort, am Zelt der Zusammenkunft, wo Gott mit seinem Volk zusammenkommt. Er sagt, da fängt die Gemeinschaft zwischen euch Menschen und mir, Gott, wirklich an. Da fängt sie wirklich an, wenn man versteht, dass Gott ein Recht auf mein ganzes Leben hat.
Die Reihenfolge und Priorität der Opferarten
Ich meine, ich hätte woanders mit der Aufzählung der Opfer begonnen, ehrlich. Vielleicht hätte ich beim Speisopfer angefangen, wo es darum geht, dass wir mit unseren Gaben auf eine Weise Gott dienen, ohne dabei viel zu verlieren.
Oder ich hätte mit dem Friedensopfer begonnen, als Ausdruck der Dankbarkeit. Es ist wie zu sagen: „Gott, ich möchte gern Gemeinschaft mit dir haben.“ Es ist schön, Gemeinschaft mit dir und den Geschwistern zu erleben. Es darf auch etwas kosten, aber das Meiste habe ich.
Vielleicht hätte ich auch mit dem Sündopfer angefangen. Denn ich weiß, dass ich ein Sünder bin. Ich komme zu dir, nehme deine Vergebung in Anspruch und weiß, dass es ein Opfer gekostet hat. Aber das Meiste nehme ich.
Doch Gott beginnt die Aufzählung der Opfer mit dem Brandopfer. Er sagt: Für mich fängt es eigentlich dort an, wo jemand sagt: „Ich habe verstanden, Gott hat so viel in mich investiert. Mein Leben gehört ihm.“
Im Neuen Testament lesen wir an verschiedenen Stellen, zum Beispiel in Offenbarungen, immer wieder, dass Gott aus zwei Gründen ein Recht auf unser ganzes Leben hat. Erstens, weil er uns gemacht hat, und zweitens, weil er uns erlöst hat.
Erstens hat Gott uns gemacht und ist als Schöpfer derjenige, der ein prinzipielles Recht auf unser Leben hat. Zweitens hat Gott seinen Sohn gegeben, um uns zu kaufen – sozusagen zurückzukaufen aus dieser Welt als sein Eigentum.
Gott hat ein Recht auf unser Leben. Und wisst ihr, ab und zu sollten wir zu Gott gehen und ihm das sagen. Nicht, weil er es nicht schon wüsste, sondern damit wir selbst daran erinnert werden.
Wir sagen das manchmal in Liedern oder in der Anbetung: „Gott, dir gehört unser Leben.“ Aber wissen wir wirklich, was wir da sagen? Wie viel Prozent unseres Lebens darf Gott im Ernstfall bestimmen? Wie viel Prozent unserer Zeit, unserer Emotionen, unserer Zukunft, unserer Pläne, unserer Beziehungen, unseres Geldes und unserer Persönlichkeit?
„Gott, dir gehört unser Leben.“ Ja, das ist wahr.
Hier in 3. Mose 1 kommt ein Israelit und bringt einen jungen Stier vor das Zelt der Zusammenkunft Gottes. Er sagt: „Ich möchte wirklich Gemeinschaft mit Gott haben. Ich möchte mit meinem Leben an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft treten.“
Das Beispiel von Hannah und die persönliche Hingabe
Ich muss immer an Hannah denken, die Mutter von Samuel. Ich weiß nicht, ob sie es später sehr bereut hat. Sie hatte gesagt: Wenn ich einen Sohn bekomme, soll er Gott gehören. Viele von euch kennen die Geschichte aus dem Ersten Samuel, Kapitel 1.
Dann bekommt sie tatsächlich einen Sohn. Zunächst sagt sie, sie müsse ihn noch stillen. Sie stillt ihn so lange, bis es nicht mehr geht. Irgendwann bringt sie ihn dann zu Eli, dem Priester. Keine vernünftige Mutter hätte diesem Mann Kinder anvertraut. Aber sie hat es Gott versprochen.
Dann steht dort, dass sie je nach Übersetzung einen dreijährigen Stier oder drei Stiere opfern. Ich glaube, das war ein Ausdruck dessen, was es sie gekostet hat. Dieser Junge war ihr Leben. Sie hat den Stier als Brandopfer dargebracht, um zu zeigen: So wie dieser Stier geschlachtet und ganz verbrannt wird, so gebe ich meinen Sohn in die Hand Gottes.
Das ist ein Brandopfer. Wenn jemand Gott eine Gabe bringen will, ein Brandopfer vom Rind oder später vom Schaf oder von der Ziege, dann bringe er ein einjähriges, männliches Tier ohne Fehl.
Spannend ist, wie Gott darauf reagiert. Gott sagt: Ich bin beeindruckt. Ich bin beeindruckt, dass du heute Morgen im Gebet zu mir gekommen bist und gesagt hast: Gott, dir gehört mein Leben – zumindest für diesen Tag erst mal. Weiter kann ich nicht in die Zukunft schauen. Nein, erst mal nicht.
Dann sagt Gott: Entschuldigung, du bist nicht gut genug. Es ist schön, dass du dich für mich einsetzen willst. Es ist schön, dass du deine Zeit und deine Gaben für mich einsetzen möchtest. Aber ehrlich gesagt, du bist nicht gut genug. Ich kann gar nichts mit dir anfangen.
Die Forderung der Fehlerlosigkeit und die stellvertretende Bedeutung
Und darum steht hier in 3. Mose 1: Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rind ist, so soll er ein männliches Tier ohne Fehl darbringen am Eingang des Zeltes zur Zusammenkunft. Er soll es darbringen „zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn“.
Er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühne für ihn zu tun.
Hier gehen wir auf eine andere Ebene. Der Opfernde sagt: „Ich möchte mit diesem Opfer zum Ausdruck bringen, dass ich Gott ganz gehören will, dass Gott ein Anrecht auf mein Leben hat.“ Das ist wichtig. Aber hier ist das Opfer, und das Opfer ist glücklicherweise anders als der Opfernde.
Das Opfer musste ohne Fehler sein. Der Opfernde war nicht ohne Fehler, aber das Opfer musste fehlerlos sein. Gott sagt: Diese Fehlerlosigkeit des Opfers nehme ich, als wärst du fehlerlos. „Ich nehme es an, weil es ohne Fehler ist, und deswegen bist du in meinen Augen angenehm.“
Ich nehme das Opfer an, weil es ohne Fehler ist, und darum bezahlt es irgendwie gleichzeitig für deine Sünden, obwohl es kein Sündopfer ist. Der Opfernde, da haben wir gerade gelesen, hat seine Hände auf den Kopf des Opfers gelegt. Das ist in der Bibel immer ein Zeichen von Identifikation: Ich mache mich eins mit diesem Tier.
Das hebräische Wort dafür bedeutet eigentlich „Ich stütze mich darauf“. Es ist nicht so, dass ich mal vorsichtig meine Hand darauflege, sondern ich lege mich mit meinem Gewicht und meinen Händen darauf. Es drückt aus: Ich bin sündig. Dieses Tier aber nicht, dieses Tier ist vollkommen.
Und Gott, nimm mich an, als wäre ich so vollkommen wie dieses Tier. Nimm dieses Tier, das geschlachtet und umgebracht wird, und nimm mich an.
Im Alten Testament, wenn jemand das getan hat, wenn jemand so einen Stier dargebracht hat und gesagt hat: „Gott, ich möchte dir ganz gehören, aber ich weiß, ich bin nicht gut genug“, dann hat Gott es angeschaut. Und eigentlich sagt es Menschlichkeit. Dann sind die Gedanken Gottes ein paar hundert Jahre durch die Geschichte in die Zukunft gewandert und noch ein Stück weiter.
Der Blick Gottes ist in der Zukunft bei einem Lamm hängen geblieben, das geschlachtet wurde – in seinem Herzen vor Grundlegung der Welt, morgens als erstes Brandopfer und abends als letztes Brandopfer. Denn das Blut von Stieren und Böcken und die Asche einer jungen Kuh auf die Unreinen konnten niemals Sünde wegnehmen, sagte der Herr.
Natürlich konnte dieser Stier nicht die Sünde des Opfernden wegnehmen, weil die Gedanken Gottes weitergingen. Und jedes Mal, wenn jemand kam, um Gott ein Brandopfer zu bringen und wirklich darauf geachtet hat, dass es ein fehlerloses Tier war, ist das Herz Gottes in die Zukunft gegangen.
Er hat nicht mehr diesen Stier gesehen, sondern seinen Sohn. Und wenn der Opfernde seine Hände auf den Kopf des Stiers gelegt hat, dann hat sich das vor den Augen Gottes verwandelt. Er hat jemanden gesehen, der seine Hände auf seinen Sohn legt, als er geschlachtet wurde.
Plötzlich hat Gott gesagt: „Ja, wenn du dein Leben mir hingeben willst, bist du gut genug, weil das Opfer gut genug ist, weil mein Sohn gut genug ist.“
Das ist der erste Aspekt, der darinsteckt, wenn wir Jesus anbeten, wenn wir auf sein Kreuz schauen, wenn wir sonntags morgens dieses Brot zerbrechen und von diesem Kelch trinken und uns daran erinnern, wie es war, als Jesus an diesem Kreuz hingerichtet wurde.
Das ist der erste wesentliche Aspekt: Jesus war gut genug. Jesus war der Einzige, der gesagt hat: „Mein Leben gehört dem Vater, und ich bin bereit, es im Dienst Gottes für Gott zu opfern.“
Es ist das einzige Opfer, bei dem Gott jemals gesagt hat: „Das ist gut genug.“ Dafür beten wir Gott an. Dafür kommen wir zusammen an diesen Tisch, zu dem er uns eingeladen hat, um zu sagen: Jesus, wir beten dich an, weil du das einzige Opfer bist, das jemals gebracht wurde und gut genug war für Gott.
Weil wir unsere Hände auf dieses Opfer legen können und zum Eingang des Zeltes der Zusammenkunft kommen können – zu Gott selbst. Und weil wir dadurch die Möglichkeit haben zu sagen: Gott, dir gehört mein Leben.
Das ist etwas Gewaltiges. Das ist vernünftiger Gottesdienst, wenn sich das nicht nur auf den Sonntagmorgen erstreckt, sondern sich durch die ganze Woche zieht. Wenn wir Jesus vor Augen haben, aber auch im Herzen festhalten: Mein ganzes Leben gehört Gott.
Die rituelle Vollendung des Brandopfers
Und er soll das junge Rind schlachten. Ich bin in Vers 5: Er soll das junge Rind vor dem Herrn schlachten, und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herbeibringen und ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft steht.
Irgendwie erinnert mich das an eine Geschichte aus der Geschichte des Volkes Israel, die wir gerade am Montag besprochen haben. Wenn das Blut gesprengt wird, muss ich immer an das Passa denken. Ich sehe das Blut und erinnere mich an die Worte des Pastors damals: „So werde ich vorübergehen“, sagt Gott.
Auch hier hat dieses Blut eine große Bedeutung. Für Gott ist das Opfer seines Sohnes so wertvoll. Letzten Endes ist auch jeder Mensch wertvoll, der sagt: „Ich will mein Leben wirklich Gott geben.“ Er sagt: „Ich nehme von dem Blut, symbolisch gesehen vom Blut des Sohnes Gottes, und auch von dem Blut derer, die sich Gott hingeben.“
Das Blut wird nicht nur an einer Seite des Altars gesprengt und auch nicht nur oben auf dem Altar. Es wird von allen Seiten an den Altar gesprengt, weil Gott sagt: „Dieses Brandopfer meines Sohnes ist mir so wertvoll, dass man es von allen Seiten sehen soll.“ Wenn jemand sein ganzes Leben Gott hingibt, ist das für Gott so wertvoll, dass es von allen Seiten sichtbar sein soll.
Das ist vernünftiger Gottesdienst. Wenn du am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft stehst, Gemeinschaft mit Gott haben willst und ein Brandopfer bringen möchtest, dann gilt das.
Vers 6: Und er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten. Die Priester sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz über dem Feuer richten, das auf dem Altar ist.
Gott legt Wert darauf, dass man tiefer schaut. Er hat nicht nur gesagt: „Es reicht, wenn das Tier äußerlich fehlerfrei ist und ihr es jetzt auf dem Altar verbrennt.“ Sondern Gott möchte, dass ihr das Tier vor dem Verbrennen häutet und wie ein guter Metzger in saubere Stücke zerlegt.
Er möchte, dass sichtbar wird, dass es wirklich fehlerfrei ist – auch das, was man nicht sofort sieht. Denn man kommt an manche Teile nur heran, wenn man andere Teile wegmacht. Ich habe jahrelang als Chirurg gearbeitet und weiß, dass das so ist.
Gott sagt: „Mein Sohn ist wirklich vollkommen. Ich nehme dich an und dein Opfer, weil mein Sohn auch innen vollkommen ist.“ Dann wird das Opfer geopfert. Es wird extra erwähnt, dass der Kopf und das Fett geopfert werden.
Warum wird das erwähnt, obwohl ja alles geopfert wird? Es scheint eine besondere Bedeutung zu haben. Ihr könnt darüber nachdenken. Ich habe keine endgültige Antwort darauf. Aber das Fett war bei den Opfern etwas, das nie an den einzelnen Menschen ging, sondern immer Gott vorbehalten war.
Es gibt etwas in Jesus und auch in jedem von uns, das nur für Gott bestimmt ist. Das Fett war das Kostbarste. Wenn du bei minus 40 oder minus 25 Grad in Sibirien oder der Mongolei leben musst, weißt du, was du von einem Tier essen willst: das Fett. Es bringt dich zum Überleben, denn es ist der Energiespeicher.
Für Menschen, die nicht im Überfluss leben wie wir, ist das das Kostbarste. Für uns mag das wegen Cholesterinproblemen anders sein, aber für jemanden, der normal auf dieser Erde lebt – nicht in Westeuropa oder Nordamerika im 20. Jahrhundert –, ist das Fett das Wertvollste. Es bringt ihn über Tage.
Gott sagt: „Es gibt etwas, das ist das Kostbarste, und mein Friedensopfer war das.“ Das, was Gott bekam, was der Mensch nie bekam. Hier sagt Gott auch: „Ich möchte alles haben, auch das Fett, denn es gibt etwas so Kostbares im Menschen, das nicht an Menschen verschwendet werden soll, sondern für mich ist.“
„Deinen Kopf möchte ich auch.“ Wir wissen, was sich alles im Kopf abspielt – die Entscheidungen unseres Lebens, die bewussten Entscheidungen. Es gibt Reflexe im Körper, die ohne Kopf gesteuert werden, aber bewusste Entscheidungen kommen aus dem Kopf.
Gott sagt: „Ich möchte dich ganz haben und dass du das bewusst tust. Ich möchte das Fett auf dem Altar und deinen Kopf auf dem Altar, weil mein Sohn sich mir mit allem hingegeben hat.“
Vers 9: Und sein Eingeweide und seine Beine sollen mit Wasser gewaschen werden, und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn.
Es gab Dinge an einem noch so vollkommenen Rind, die für Gott nicht sauber genug waren – zum Beispiel die Füße und anscheinend auch etwas an den Eingeweiden, ganz tief drinnen. Gott sagt: „Ihr werdet kein Opfer finden, das von sich aus vollkommen genug ist. Ihr werdet kein Rind finden, das wirklich ein Bild auf meinen Sohn sein kann.“
Um trotzdem in seinen Augen ein Bild auf Jesus sein zu können, gibt es Teile, die nicht nur zerlegt, sondern gewaschen werden müssen. Die Füße, mit denen das Tier durch den Schlamm watete, müssen gewaschen werden. Ablagerungen an den Eingeweiden müssen ebenfalls entfernt werden.
Ihr werdet kein Tier finden, das diese Spuren nicht hat. Ihr müsst es waschen, weil mein Sohn sich nicht beschmutzt hat auf dieser Erde, nicht wirklich. Seine tiefsten Eingeweide – seine tiefsten Wünsche und Gefühle – waren rein.
Damit euer Opfer in Gottes Augen ein Bild auf seinen Sohn sein kann, möchte er das beste Opfer noch waschen. Es war ein Brandopfer vom Rind.
Wenn jemand ein Opfer bringen will – willst du?
