Ich freue mich, Sie zu sehen. Bei vielen von Ihnen sieht man, dass Sie einen schönen Urlaub hatten, und einige haben ihn noch vor sich.
Aber es ist immer so, wenn man solche Urlaubszeiten hat, dass man auch eine ganze Portion von Problemen und Nöten mit nach Hause bringt. Darum danke ich Ihnen, dass Sie das oben so schön gespielt haben. Das war mein Wunsch.
Die Gnade Gottes soll uns heute ganz neu groß werden. Sie gilt Ihnen, sie umhüllt Sie und schenkt Ihnen Frieden. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen.
Wir wollen miteinander dieses Lied singen: Vergiss nicht, dem ewigen Herrn zu danken. Lied 608, alle vier Verse. 608. Wir können das!
Gottes Güte und Gnade im Psalm 36
Und jetzt wollen wir gemeinsam den Psalm 36 beten, der von der Güte und Gnade Gottes handelt. Wir sprechen ihn zusammen:
Psalm 36
Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes, und dein Recht ist wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben.
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du drängst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.
Amen.
Wir wollen beten:
Lieber Herr, deine Güte haben wir so überwältigend erfahren, oft in bedrängender Not. Aber am allergrößten ist, dass wir jetzt abladen dürfen – mit all dem, was unser Leben belastet, mit aller Schuld und mit all den dunklen Bindungen, in denen wir oft stecken und die uns von dir trennen.
Darum bitten wir dich, dass du uns heute ganz persönlich und direkt deine Gnade ganz neu schenkst. Lass uns erfahren, dass wir von dir angenommen, geliebt und getragen sind. So dürfen wir auch alles, was uns jetzt bedrängt, was uns Not macht und belastet, einfach bei dir ablegen. Denn du kennst unsere Sorgen und trägst sie.
Wir beten in der Stille.
Danke, Herr, dass du Gebet erhörst. Amen.
Lebenszeugnis und Trost in Rembrandts Kunst
Ich wollte an dieser Stelle ein Lebenszeugnis teilen, das bei einer unserer Begegnungen in diesen Sommertagen ganz wichtig war. Wir waren mit einer Reisegruppe im Rijksmuseum in Amsterdam und standen vor dem großen, beeindruckenden Gemälde von Rembrandt. Dieses Bild hinterließ einen tiefen Eindruck bei uns.
Dabei kam uns das Leben Rembrandts wieder in Bewusstsein – ein Leben voller überschäumender Lebensfreude. Sie kennen sicherlich das berühmte Bild, auf dem er seine geliebte Frau Saskia als jungen Mann auf dem Schoß sitzen hat. In der Hand hält er ein Weinglas, die Feder steckt am Hut, und er lacht ausgelassen. Rembrandt liebte das schöne Leben in Amsterdam. Er freute sich an Gold, an schönen Kleidern, an Perlen und Purpur. Gemeinsam mit seiner Frau Saskia sammelte er prachtvolle Schätze: kostbare Teppiche aus Indien und China, Bilder aus Italien und Griechenland.
Er stand auf der Höhe seines Erfolgs, doch diese glücklichen Tage dauerten nicht lange. Seine Frau Saskia, jung verheiratet, gebar ihm drei Kinder – alle drei starben. Nachdem das vierte Kind, Titus, geboren war, wurde Saskia krank. Die Ärzte standen ratlos um ihr Bett und konnten ihr nicht helfen. Sie starb 1642, am Vorabend von Rembrandts 36. Geburtstag, gerade einmal dreißig Jahre alt.
Rembrandt blieb allein zurück, nur der neun Monate alte Sohn Titus war bei ihm. Im selben Jahr ereignete sich die berufliche Katastrophe. Gerade das grandiose Bild „Nachtwache“ wurde ihm zum Verhängnis. Die Schützengilde um Kapitän Koch hatte es in Auftrag gegeben. Rembrandt hatte die tolle Idee, die Figuren nicht wie üblich in Reih’ und Glied aufzustellen, sondern sie kunstvoll zu gruppieren.
Doch wie man es auch von Fotos kennt: Einer sagt, „Das bin ich nicht“, ein anderer meint, „So sehe ich doch nicht aus.“ Die Gildenmitglieder fühlten sich nicht richtig porträtiert und weigerten sich, für das Bild zu bezahlen. Das war die Katastrophe für Rembrandt.
Er war nicht nur verwundet, weil Saskia gestorben war, sondern auch, weil niemand ihn verstand. Die Menschen hatten ihn tief verletzt. Fortan malte er nur noch biblische Motive: das berühmte Gemälde „Drei Kreuze“, das „Hundertguldenblatt“, auf dem Menschen aus der Dunkelheit kommen, Kranke werden mit der Schubkarre geführt. Immer wieder malte er das Bild vom verlorenen Sohn.
Schon mit dreißig Jahren hatte er dieses Motiv erstmals gemalt, doch nun wurde es zu seinem Lebensinhalt. Einige von Ihnen haben in Petersburg vielleicht auch das letzte Bild vom verlorenen Sohn gesehen, wie die zarten Hände des Vaters den knienden Sohn umfassen. Das lichte Haupt in Lumpen – das war Rembrandts ganzer Trost: die Heimkehr in die Liebe des Vaters.
Das letzte Bild, das er nicht mehr vollenden konnte, war Simeon mit den Worten: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ Das ist Gnade Gottes. Sie lebt als Geborgenheit und höchste Lebenserfüllung.
Darum wollen wir jetzt das Lied singen, das diese Erfahrung so wunderbar ausdrückt: von Philipp Friedrich Hiller „Mir ist Erbarmung widerfahren“, Nummer 355, alle fünf Verse. Ein wunderbares Lied zum Nachsingen, Nachdenken und Meditieren.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Lebensweg
Ich habe für diesen Sonntag ein Jesuswort ausgesucht, das in Lukas 15 steht. Sie kennen die Geschichte sehr gut, die Geschichte von den beiden verlorenen Söhnen.
Jesus sprach in der Bibel, die Sie auf Seite 94 im Neuen Testament finden, ab Vers 11: „Ein Mensch hatte zwei Söhne. Der Jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: ‚Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht!‘
Und der Vater teilte Hab und Gut unter sie. Nicht lange danach sammelte der Jüngere schon alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Erbteil durch mit Brassen um.
Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land. Er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes. Dieser schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.
Er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen, doch niemand gab sie ihm. Da ging er in sich. Im alten Luder hieß es schön: Er schlug in sich und sprach: ‚Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger?
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.‘
Er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn. Er lief zu ihm, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Der Sohn aber sprach zu ihm: ‚Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.‘
Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: ‚Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an. Gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße. Bringt das gemästete Kalb und schlachtet es! Lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist gefunden worden!‘
Sie fingen an, fröhlich zu sein.
Der ältere Sohn aber war auf dem Feld. Als er nahe zum Haus kam, hörte er Singen und Tanzen. Er rief einen der Knechte zu sich und fragte, was das sei. Der Knecht sagte ihm: ‚Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat.‘
Da wurde der ältere Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater ging heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: ‚Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre.
Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.‘
Der Vater aber sprach zu ihm: ‚Mein Sohn, du bist alle Zeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein, denn dieser, dein Bruder, war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist wiedergefunden.‘
Herr, segne dein Wort an unser aller Herzen. Amen.
Die Suche nach erfülltem Leben und Gottes Liebe
Vor einem Monat ist auf dem Mars die Sonde gelandet, die den Namen Curiosity trägt – das bedeutet Neugier. Welche gestochen scharfen Bilder sie mitgebracht hat und welche große Erwartung unter den Wissenschaftlern herrschte, ob es Leben auf dem Mars gibt.
Jetzt habe ich den Eindruck, dass sich die meisten von Ihnen mehr dafür interessieren, ob es ein schönes und gutes Leben auf der Erde gibt. Denn das ist ja die Not: Oft sagen wir, es ist nicht das, was ich mir wünsche und erträume – das richtige, das erfüllte Leben.
Ich bin auch so froh, dass uns Jesus diese Geschichte erzählt, ganz praktisch, sodass es jedes Kind versteht. Jesus sagt, und das gilt auch für diesen Abschnitt: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen. Das wünsche ich Ihnen, dass Sie diesen Schritt gefunden und gegangen sind.
Zunächst möchte ich darüber reden, dass man sich am lebendigen Gott maßlos ärgern kann. Nicht nur der ältere Bruder, der sagt: „Das stimmt ja alles nicht mehr, da werden ja die ganzen Moralmassstäbe auf den Kopf gestellt.“ Wenn man seine Phantasie ein wenig spielen lässt, muss man sich fragen, was wohl die Knechte und Mägde auf diesem Hof gedacht haben. Jeden Tag stand der Chef oben auf dem Flachdach, auf dem Söller, und blickte hinaus in die Ferne.
Dann sagt man: Der kommt nicht darüber hinweg, dass sein Sohn nichts mehr von ihm wissen will. Aber der ist es ja gar nicht wert, dass man sich um ihn kümmert. Vielleicht haben Sie ganz prosaisch gesagt: Der hat einen Spleen, der hat einen Tick, der ist doch gar nicht mehr wert, dass man sich um ihn kümmert. Und oft kam er vielleicht erst abends in der Dämmerung wieder herunter von diesem Dach.
Wieder nichts, wieder keine Spur am Horizont – genau das wollte Jesus uns erzählen: So ist der lebendige Gott. In allen Philosophien über Gott, das höchste Wesen und was Gott in seiner Gerechtigkeit ist, kann sich niemand vorstellen – erst recht nicht wir Menschen –, dass Gott so ist, dass er das Verlorene liebt, das ihn mit Füßen getreten hat, das schuldig geworden ist. So ungeheuer liebt Gott die Armen, die Zerbrochenen, die Zerschlagenen und nimmt sie noch im Evangelium auf.
Das hat uns Jesus geoffenbart, enthüllt. Und das war auch das, was dieser ältere Bruder nie kapiert hat. Und das ist ja für uns geschrieben, denn wir sind ja auch immer daheim geblieben beim Vater, nie ausgebrochen. Wir haben immer richtig gelebt nach den Ordnungen Gottes. Hoffentlich können wir das von uns auch sagen: Ich habe dein Gebot nie übertreten.
Aber er hat nie den Vater in seiner Liebe entdeckt, und darum ist er verloren und arm. Er war noch zu Hause, treu und rechtschaffen hat er gedient, aber er hat nie die Liebe des Vaters entdeckt. Das war ein kleiner Unterschied.
Der jüngere Bruder hat ohne jede Bindung irgendwo in der Ferne gelebt und sein Leben durchgebracht. Aber das, was uns Jesus erzählt, ist: Beide haben den Vater nie entdeckt – bis zu jener Stunde.
Wir sind verlorene Leute, auch wenn wir nicht im Schmutz der Sünde untergehen. Wir sind für Gott verloren, und das ist die Hölle in dieser Welt, wenn man die Liebe Gottes nicht mehr kennt und nicht mehr fühlt. Es ist ganz wunderbar, wie das in der Bibel eine so wichtige Rolle spielt. Dort heißt es: Du sollst Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen lieben.
Das kann ich doch nicht lieben. Für viele ist das so ein kalter Gottesbegriff, so ein theologisches Dogma. Sie haben nie entdeckt, dass der mich verlorenen, verdammten Menschen erlöst hat, der mich gerettet hat, der mich zu sich gezogen hat, der mich in den Abgründen des Lebens hält und mich sucht.
Und wenn sie es bloß mit den Worten des alten Kinderlieds sagen könnten: „Der mich liebt, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.“ Ach, das ist wunderbar, dass uns Jesus das zeigt. Gott ist ganz anders, als alle denken. Gott ist ganz anders, als man so darüber spricht. Er brennt, er brennt von Liebe und sucht mich.
Aber das andere, was uns Jesus noch aufdeckt, ist die schreckliche Tragödie der Freiheit.
Die Tragödie der Freiheit und das menschliche Leben
Schreckliche Tragödie der Freiheit. Ja, eigentlich ist das ja gar nicht so schlecht, wenn junge Leute aufbrechen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen und die Welt entdecken. Heute Morgen, bevor wir weggefahren sind, hat noch der Enkel aus Neuseeland hineingerufen: „Ich sitze hier gerade am Strand, es ist Sonntagabend.“ Es freut mich doch, wenn junge Menschen ihr Leben packen. Das ist doch nicht böse.
Gott hat dir das hineingegeben, dass du Freiheit genießen kannst. Freiheit ist das größte Gut. Wir sind zur Freiheit geschaffen, zur Freiheit berufen. Gott hat uns diese Gabe gegeben. Ich darf mein Leben entwickeln mit allen Gaben, die ihr mir gegeben habt. Es war bloß ein falscher Ton drin.
Sie haben es ja gespürt bei der Geschichte, wenn man sie wieder liest: Wenn der Sohn so fordernd auftritt und sagt: „Gib mir meinen Teil, meine Sache, die mir gehört, und darüber bestimme ich allein. Da brauche ich niemanden mehr. Ich will mündig sein, und ich brauche auch keinen Gott. Ich bin selber recht, mein Bauch gehört mir, alles gehört mir. Ich darf denken, wie ich will, und ich darf mir selber meine Ethik zusammenzimmern. Ich will über mich selbst bestimmen, ich will nach meiner eigenen Fasson leben.“
Und das ist das Elend, nicht nur des modernen Menschen, sondern des Menschen aller Jahrhunderte vor uns: dass wir uns alle vom lebendigen Gott losreißen und sagen: „Ich will das selber tun, so wie ich will.“ Und das ist ja das, was uns in dieser Geschichte alle immer so tief berührt, obwohl wir wahrscheinlich ganz schöne Familienverhältnisse zu Hause haben und unsere Eltern ehren und lieben und Großeltern auch noch lieben und ehren, dass wir es bei Gott so machen und dann sagen: „Ich will mein Leben selber machen.“
Es ist Kapital, das auch mitkriegt von zu Hause, so wie wir das Kapital unseres Lebens haben: ein wunderbares Kapital Mensch, mit viel Intelligenz, mit Naturgaben, Kraft und klarem Verstand ausgerüstet, mit Finanzen und was dazugehört. Aber das Kapital lässt sich nicht beliebig vermehren.
Und dann kommen die Probleme, wenn das Heimweh nur so gestillt werden kann, dass man sich fortwährend amüsiert, dass die Triebe dauernd befriedigt werden müssen und dass man den großen Lebensstil gar nicht mehr lassen kann. Es ist ja toll, dass wir auch in unserer Sprache sagen: „Ich möchte mich ausleben.“ Und was ist denn am Ende? Es ist alles leer, es ist alles weg, das Kapital ist verbraucht.
Das sind die trügerischen Träume, die uns erfüllen auf der Suche nach Leben. Dabei sind wir geschaffen von Gott, ihm zum Bilde. Er hat uns geschaffen, er will uns begegnen.
In den Jahren der großen Freiheitsrevolte – das werden wir ja in unserer Generation nie mehr vergessen können, in den sechziger Jahren, als Stuttgart ein Tumultplatz war mit den ganzen Demonstrationen, wo es nur um die Freiheit ging und die alten Bindungen durchgeschnitten wurden – da hat Gerhard Schnitter für das Eidlinger Jugendtreffen ein Lied gedichtet, und das war super: „Freiheit ohne den Vater ist nur eine Illusion, einer knechtet uns immer. Wirklich frei macht nur Jesus, Gottes Sohn.“
Und der schlimmste Terror geht von meinem Ich aus, dass ich über mein Leben verfügen muss. Das reitet mich, und dann suchen wir immer neue Abenteuer.
Es ist ja interessant, dass der ältere Bruder genau deutet, was das Jüngere gemacht hat. In seiner Phantasie bringt er es dann so: „Aha, der war sicher mit den Huren unterwegs, vielleicht wäre es auch noch gern gewesen.“ Das steht aber gar nicht da.
Auch das Wort, wo „Prassen“ steht, können Sie in Gerhard Mayers Auslegung des Lukas-Evangeliums nachlesen: Es heißt dort „in einer heillosen Lebensführung“. Sie wissen, dass man sich in seiner Arbeit verlieren kann, dass man schafft und schafft und schafft und am Ende das Leben nicht gefunden hat. Und dann kommt die Krise.
Dort war es eine Hungersnot. Jesus sagte: „Solange die Welt besteht, wird Hunger und teure Zeit sein, Krieg und Kriegsgeschrei.“ Und dann kommen die Katastrophen. Damit haben wir natürlich nicht gerechnet: Dann kommt der Herzinfarkt, dann kommt die Krankheitsnot. War das das Leben?
Zu erschütternden Ereignissen für mich in den zurückliegenden Monaten gehörte, dass der Playboy Günter Sachs sich erschossen hat, der doch alles hatte von Lebenslust, aber das Leben sich nicht mehr lohnt.
Und am Ende bleiben nur die schrecklichen Abhängigkeiten. Er hängt sie an einen Bürger des Landes. Er braucht Menschen, und die wollen ihn loswerden. Sie geben ihm nicht einmal das, was er braucht. Und er sinkt immer tiefer. Selbst die Abfälle im Saudrog werden ihm nicht gegönnt.
Er hat das Begehren, aber er bekommt es nicht gestillt. Er sucht Befriedigung und wird nicht satt. Und alles vergeudet, was er einmal hatte, voller Sehnsüchte und Triebe, aber unbefriedigt und leer.
So schildert Jesus unser Leben ohne Gottesliebe in der Welt.
Der Ausweg durch Umkehr und Gottes Gnade
Gibt es noch einen Ausweg? Meine nächste Frage lautet: Gibt es noch einen Ausweg?
Ach ja, Sie kennen das ja – wie man in einer solchen Lage ist. Sie haben doch auch viele Gespräche mit Menschen geführt, die verzweifelt waren. Sie fragen sich: „Soll das mein Leben sein?“ Und dann kommt immer die Anklage: „Wo ist denn Gottes Liebe?“ Wenn Gott mich lieb hätte, dann würde er sich doch jetzt um mich kümmern.
Der verlorene Sohn hätte auch sagen können: „Wenn der Vater mich lieb hat, kann er mir Fresspakete schicken. Er würde rauskriegen, wo ich bin – übers Internet oder Telefon. Er kümmert sich nicht um mich.“ Dabei war gerade die Freiheit unsere Würde. „Ich will mir nicht hineinreden lassen in meinem Leben.“
Und das ist so schrecklich, dass Gott seinen Sohn Jesus sendet, der es so einfach sagt: „Du bist geliebt von Gott, egal wie groß die Schuld deines Lebens ist. Gott will sie wegschieben. Er sucht dich, will dich überschütten mit Gutem und dich tragen und führen.“
Das herrliche Wort von Jesus lautet: „So sehr hat Gott diese Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen.“ (Johannes 3,16) Das ist eine ganz gefährliche Klippe. Millionen Menschen stehen an dieser Schwelle und wachen nicht auf, wenn sie den Ausweg nicht sehen.
„Wenn Gott mich lieb hätte, dann würde er etwas tun.“ Nur dieser Sohn im Gleichnis macht etwas, was ganz, ganz selten ist: Er schlug in sich, ging in sich und sagte: „Halt mal, ich habe etwas falsch gemacht.“
Das ist so schwierig in unserer Lebensführung – vor dem heiligen, lebendigen Gott einmal stillzustehen und zu sagen: „Ich bin von ihm weggegangen und muss umkehren, zurück.“
Er hat tolle Ideen. Er will Tagelöhner bei seinem Vater sein. Doch der Vater will davon überhaupt nichts hören – auch nicht von den tollen Angeboten, die du ihm machst. „Herr, ich will mich bewähren.“ Das kannst du gar nicht. Mach keine Sprüche! Wer von uns kann sich bei Gott bewähren? Wenn du die Schaufel zu voll nimmst, kriegst du die Schippe gar nicht hoch.
„Nicht, mach doch nicht so steile Sprüche, sondern der Vater wartet auf dich und sucht dich.“
Das ist die große, wunderbare Sache: Es gibt eine Umkehr. Jesus gab das Hauptthema vor: „Menschen, kehrt um! Suche ihn, den lebendigen Gott mit seiner Liebe. Den musst du finden. Bei ihm allein ist Leben in Fülle. In der Quelle muss man suchen.“
Am 20. August, vor wenigen Tagen, war der hundertste Todestag von William Booth. Ich liebe diesen Mann. Er war so ein ungestümer Feuerkopf. Er bekam dann die tolle Frau, die Ketterin, die ganz früh starb. Aber was William Booth bei der Heilsarmee eingeführt hat, ist bemerkenswert.
Er hat die Taufe nicht benutzt, weil er sagte, in der Taufe gibt es immer Streit. Und er feierte auch kein Abendmahl bis heute, weil es dauernden Streit bei den Größten gibt. Aber eins hat er eingeführt: die Busbank.
Es wird einmal in der Ewigkeit herauskommen, was das in der Heilsarmee war. Gehen Sie mal in den Saal der Heilsarmee und schauen Sie in die Busbank. Ich weiß, manche haben dort das Leben gefunden, weil sie sagen, das ist der entscheidende Schlüssel, wo man Gott findet.
Besser als im Grübeln über deine Taufe oder in der Mystik von irgendwelchen Feiern ist die Umkehr und das Aussprechen: „Ich bin schuld, ich bin falsch.“ Und dieses Wörtlein – ach, wie sagt der das so komisch? „Nein, die Sache ist so komisch: Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dass ich dein Sohn bin.“
Nein, wert sind wir es gar nicht mehr, dass der ewige, reine, heilige Gott uns zu sich zieht und in sein Licht zieht, dass er uns im Sterben die Tür zum Himmel öffnet.
Darum ist es so wichtig, dass man umkehrt und das auch ausspricht. Es genügt nicht, dass du sagst: „Das ist doch klar, das denke ich.“ Nein, sprich vor dem himmlischen Vater aus: „Vater, ich habe gesündigt.“
Du brauchst auch nicht die Busbank der Heilsarmee. Du kannst es auch zu Hause tun. Der Herr will dich wiederhaben, will aus vielen Verkehrten in meinem Leben ausbrechen und will dich allein haben.
Und zum Glück kriegt er das nicht mehr raus, was er sich eigentlich vorgenommen hat – das mit dem Wiedergutmachungsprogramm. Das geht doch gar nicht. Ich kann die Schuld meines Lebens nicht ausspülen, ich kann nur deine unverdiente Gnade annehmen.
Die Verwandlung durch Gottes Gnade
Und jetzt das Letzte.
Plötzlich ist alles auf den Kopf gestellt. Ja, plötzlich – kaum ist das Wörtlein ausgesprochen, ist es wie der richtige Schlüssel im richtigen Schloss. Sonst geht die Tür nicht auf. Anders kannst du Gott nicht finden. Du findest Gott nicht durch Grübeln. Du kannst ein Leben lang grübeln und sagen: „Ich bin ein Gottsucher.“ Sicher bist du sehr gescheit und hast viele kluge Gedanken, aber das Herz Gottes findest du nur, wenn du es aussprichst – so wie der verlorene Sohn.
Das war bei allen, die vor dir zum Glauben kamen, genauso, nie anders. Kaum ist es ausgesprochen, geschieht etwas Unglaubliches, für uns Unbegreifliches. Es ist gut, dass Jesus uns das sagt. Was Jesus sagt, sind Worte ewigen Lebens, die sich erfüllen. Sie bewirken, dass der Vater den Sohn in den Arm nimmt, dass Gott sagt: „Ich will dich und lasse dich nicht mehr los.“ Er steckt ihm einen Ring an den Finger und setzt ihn zum Erben ein – nur geschenkt, gratis, unverdient aus Gnade.
Dann sagt Gott: „Mein Sohn war tot, jetzt ist er lebendig und voller Leben.“ Nun kann die ganze Liebe des Vaters wirken. Das ist das Ziel, das Jesus uns schenken will, das uns aufgetragen wird. Es ist so herrlich: Er zieht ihm neue Kleider an, die stinkenden Lumpen streift er ab. Was ist das? Er macht mich gerecht.
Das steht im Mittelpunkt der ganzen Sendung von Jesus: Er erduldet den Tod am Kreuz, damit meine Schuld gebüßt und weggetan ist. Jetzt ist sie bei dir weg. Oder hast du noch die alten Lumpen an? Hast du die neuen Kleider angezogen? Christi Blut und Gerechtigkeit sind mein Schmuck und Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich in den Himmel eingehe.
Herr, du hast mir diese neuen Kleidungsstücke geschenkt. Ich bin gerecht, ich bin angenommen bei Gott, ich bin bei Gott in Gnade – egal, was dein Leben belastet, wie gescheucht du bist, was heute auf dir lastet. Das darfst du ganz fest wissen, weil ich diese Gnade empfangen habe: Gott ist für mich, niemand kann mehr gegen mich sein. Er geht mit mir, egal was vor mir liegt, auch wenn Krankheit droht.
Du darfst wissen: Er ist da, er hält mich und erträgt mich. Der Himmel ist voll Freude, wenn du dieses herrliche Gnadenangebot ergreifst. Amen.
Abschlusslied und Gebet
Und nun singen wir das Lied 354: Ich habe nun den Grund gefunden, und zwar die Strophen zwei bis vier und sechs.
Wir wollen beten:
Du barmherziger, treuer Heiland, wir danken dir für dein Suchen und dafür, wie du uns nachgegangen bist. Es tut uns leid, wie oft wir zu stolz waren, dieses Angebot anzunehmen.
Ach Herr, du siehst den ganzen Jammer unseres Lebens. Wie oft versagen wir, sind untreu und lieblos. Am schlimmsten aber ist es, wenn wir deine Liebe von uns weisen und meinen, selbst fertig zu werden. Dabei sind wir doch Kandidaten des Todes und der Hölle.
Ohne dein Erbarmen sind wir verlorene Menschen, trotz aller Rechtschaffenheit und Frömmigkeit. Wenn du uns nicht rettest – und das wollen wir heute annehmen und dir dafür danken – dann sind wir verloren.
Präge es uns ganz tief ein, damit wir uns nie über andere entrüsten, sondern diese herrliche Botschaft den Gestrandeten und Gescheiterten weitersagen. So können auch sie deine Liebe entdecken und erfahren. Sie können in dieses neue Leben mit dir eintreten und lebendig werden, damit deine Liebe mächtig werden kann.
Herr, gib uns dafür Geschick in all den Diensten, auch in dieser Gemeinde und in allem, was getan wird. Lass dich in deiner Kraft in schwachen Menschen wirken.
Wir danken dir für alles, was du uns gibst. Gleichzeitig beten wir heute für die bedrängte Christenheit, besonders für die Unterdrückten. Du kennst die Christen in all den Spannungsgebieten, auch in der Verfolgung in den muslimischen Ländern.
Besonders denken wir an dein Volk Israel in der ganzen Bedrängnis und der Kriegsgefahr im Nahen Osten. Herr, gib, dass dein Volk dich erkennt – dich in deiner Liebe, in deiner Verschönung und in deiner Rettung.
Nun dürfen wir auch für die Kranken und die Trauernden bitten. Ebenso beten wir für die jungen Menschen, dass sie dich in ihrer Jugend finden, ihr Herz dir öffnen und sich von dir leiten lassen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Bericht von der Freizeit und Ausblick
Wir nehmen Platz. Jetzt freuen wir uns, dass sogar unsere Freizeitleute schon wieder zurück sind. Wir erhalten nun noch einen kurzen Bericht.
Ja, einen guten Morgen. Vor zwei Wochen stand ich schon einmal hier am Sonntag und habe uns verabschiedet. Jetzt heiße ich uns wieder willkommen zurück. Die Empore ist sogar etwas voller geworden als vor zwei Wochen, auch wenn die meisten nicht vom Jula stammen. Wir sind nämlich heute Nacht erst mit drei Stunden Verspätung um ein Uhr angekommen.
Trotzdem war es eine gute Busfahrt. Das ganze Gepäck kam auch noch mit, das ist wunderbar – zumindest wüsste ich noch nichts Gegenteiliges.
Ich habe Sie vor zwei Wochen um drei Dinge gebeten, für die Sie beten sollten. Erstens für die Küche. Wir hatten tatsächlich immer genügend zu essen. Wir konnten Gottes Fülle und Gnade auch dort schmecken und sehen.
Zweitens habe ich Sie gebeten, für die Gemeinschaft zu beten. Und es gab tatsächlich niemanden, der nicht neue Freunde gefunden hätte und gut in die Gemeinschaft hineingekommen wäre.
Drittens bat ich Sie, für die Gemeinschaft mit Gott zu beten, dass Gott uns begegnet. Es ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht in der Bibel lesen konnten, an dem wir nicht gebetet hätten, zusammen gesungen hätten und von ihm sein Wort hören konnten.
Dafür sind wir total dankbar. Und dafür bin ich auch Ihnen dankbar, dass Sie uns so treu im Gebet unterstützt haben.
Ich hätte jetzt noch ein Gebetsanliegen für Sie: Bringen Sie diesen Dank auch vor Gott und danken Sie ihm für die zwei Wochen geniale Freizeit, die wir hatten. Die Teilnehmer sind überwiegend unbeschadet wieder zurückgekommen. Ich wünsche mir, dass das Erlebte in den Teilnehmern weiterwirkt und dass auch sie die Gnade Gottes erfahren.
Wir danken auch euch, den Mitarbeitern, für das, was ihr geleistet habt. Ganz herzlichen Dank!
Alle wichtigen Mitteilungen für die nächsten Wochen finden Sie auf dem neuen Notizenzettel.
Am Dienstag um 19 Uhr trifft sich wieder der Bibelgesprächskreis in der Kirche unter der Empore.
Dann steht hier noch, dass ich einen konkreten Opferzweck benennen soll: Die Arbeitshilfe für Brüder.
Ich freue mich ganz besonders, dass bei den neuen Projekten wieder diese Handwerkerschule auf Halmahera dabei ist. Halmahera – ich war dort, als kein Flugzeug mehr fliegen konnte, als die großen Schrecklichkeiten waren: 10 Menschen sind umgekommen, alle Häuser niedergebrannt, die meisten Flüchtlinge dann auf Sulawesi.
Dort entstand der Gedanke von Jan Lanere, dem Rektor der Universität von Ambon: Man muss eine Handwerkerschule gründen, in der auch muslimische junge Leute willkommen sind, aber gleichzeitig die Liebe des himmlischen Vaters erfahren.
Es war ein ganz großes Wunder, dass wir den Architekten und Schreiner Volker Schmidt gefunden haben. Sein Vater war in den Siebzigerjahren hier in Stuttgart beim Missionsteam junger Christen. Volker Schmidt selbst hat in großer Not im Studium den Heiland Jesus gefunden und dient ihm seitdem voller Dankbarkeit dort.
Es ist ganz wunderbar, einen so begabten Mann wie Volker Schmidt auf Halmahera zu haben. Vielleicht war er mal hier bei einer Matinee.
Für die Handwerkerausbildung auf der Molukkeninsel – einer herrlichen Gewürzinsel mitten im Pazifik, aber vom Blut der schrecklichen Dschihad-Kämpfer gedrängt, die alles verwüstet haben – leisten wir trotzdem Aufbauarbeit.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Gaben!
Segensbitte zum Abschluss
Nun wollen wir noch um den Segen des Herrn bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.