Erinnerungen an persönliche Erfahrungen und die Bedeutung von Mission
In Ulm, wo ich in meinen frühen Jugendjahren einmal Gemeindedienst leisten durfte, war eine ganze Familie zur Neuapostolischen Kirche übergetreten. Doch die alte Großmutter überzeugte kurz vor ihrem Tod ihre Tochter noch einmal, den evangelischen Pfarrer kommen zu lassen. Sie war schon sehr schwach, wie wir Schwaben sagen, und als ich mit ihr den 23. Psalm betete, rief sie immer wieder: „Martha, das ist es, das ist es!“
So erging es uns beim Internationalen Kongress für Weltevangelisation 1974 in Lausanne. Wir suchten Trost angesichts der Parole „Mission ist aus“. Philipp Potter, der Generalsekretär der Ökumene, hatte gesagt: „Die Mission ist vorbei.“ Die Zeitschrift „Wort in der Welt“ des Evangelischen Missionswerks Hamburg titelte sogar „Weiße Missionare raus“. Eigentlich hätten wir uns darüber freuen sollen. Doch wir fragten uns: „Sind wir eigentlich blöd? Werden wirklich keine Missionare mehr gebraucht? Ist die Zeit der Mission vorbei?“
Der Anlass war die Weltmissionskonferenz in Bangkok gewesen, bei der Emilio Castro verkündet hatte, dass es heute weltweit christliche Gemeinden gebe, die ihren Glauben bezeugen sollten. Missionare, die in ferne Länder gehen, seien nicht mehr nötig. Stimmte das?
Plötzlich erkannten wir: „Das ist es! Da ist der Geist Jesu Christi, der in alle Welt geht und alle Völker zu Zeugen und Jüngern macht. Ihr sollt meine Zeugen sein!“ Wer die Kraft des Heiligen Geistes empfängt, wird dafür sorgen, dass die ganze Welt sein Wort hört.
Der Kongress hatte 4.000 Teilnehmer und noch mehr Beobachter. Dort versammelte sich plötzlich alles, was sich um Evangelisation und Mission scharte. Auch Kirchen, die sonst nicht an weltweiten Sammlungsbewegungen der Christenheit teilnehmen, waren dabei. Die Missouri-Lutheraner waren vertreten; ich denke noch an Doktor Hoffmann, den Rundfunkpfarrer der Missouri-Kirche aus Amerika.
Auch die Southern Baptists, eine der größten Kirchen der Welt, die sonst wenig Kontakt zu anderen Kirchen halten, ließen sich rufen und nahmen an der Sache Evangelisation und Mission teil.
Die Bedeutung der weltweiten Gemeinschaft und die Rolle Württembergs
Liebe Freunde, wenn vor sechs Jahren an einigen württembergischen Gemeindehäusern ein Plakat hing, das offenbar zeigen sollte, dass die lebendige Gemeinde dafür sorgen möchte, den Stecker unserer Lampe aus der Weltchristenheit herauszuziehen, dann kann ich nur sagen: Uns ist geholfen worden. Wir haben es geschafft, Württemberg an eine viel größere Gemeinschaft der Weltchristenheit anzuschließen, als wir sie je zuvor hatten.
Wenn Sie nur an die Namen denken, die uns in den letzten Jahren begegnet sind: Festo Kiwengere – wir wussten nichts von dieser Kirche in Uganda –, Theodor Williams, John Richard, Gottfried Osaimensa und all die Brüder wie Wade Coggins, die zu uns gekommen sind, die unsere Treffen gestaltet und auf unseren Gemeindetagen gesprochen haben.
Die Weltchristenheit – der Weltkirchenrat vermittelt uns nur einen Ausschnitt davon. Ihm gehören etwas mehr als dreihundert Kirchen an. Wissen Sie, wie viele christliche Kirchen es weltweit gibt? Nach der verlässlichen Enzyklopädie der christlichen Kirchen gibt es 30.000 christliche Kirchen. Davon gehören etwa 300, einige sehr große, dem Weltkirchenrat an. Das ist nur ein Bruchteil der Weltchristenheit.
Wir haben durch die Lausanner Bewegung und durch viele Anstöße eine Verbindung zu dem gefunden, was man überhaupt erst Weltchristenheit nennen darf. Ich glaube, es ist ein großer Reichtum unserer württembergischen Kirche, dass wir diese Breite und Tiefe der Gemeinde Jesu in aller Welt kennengelernt haben und noch kennenlernen.
Struktur und Philosophie der Lausanner Bewegung
Die Lausanner Bewegung hat darauf verzichtet, einen großen Stab aufzubauen oder ein Hauptquartier einzurichten. Es gibt ein kleines Büro in London mit Gottfried Osaymenza und dem früheren anglikanischen Bischof Jack Dane, der dort jetzt Dienst tut. Allerdings haben sie darauf verzichtet, dass Kirchen oder Allianzen Mitglieder werden. Stattdessen verfolgt man den Gedanken, gezielt auf Schlüsselfiguren zuzugehen – Personen, die in ihren Kirchen den Gedanken weitergeben können.
Im Jahr 1980 fand in Pattaya eine Tagung statt, bei der erneut die Frage gestellt wurde: Hat die Lausanner Bewegung jetzt ihren Zielpunkt erreicht? Die Antwort lautete: Nein, der Auftrag ist, weiterzumachen!
Vom 17. bis 23. Januar fand in Kalifornien, USA, eine Tagung des Komitees statt – des eigentlichen Leitungsgremiums mit 50 Personen. Ich war als Ersatzmann dabei. Dabei konnte ich mir vorstellen, wie es ist, wenn ein Nationalspieler die letzten zehn Minuten bei einem Länderspiel mitspielen darf. So fühlte ich mich auch.
Von dieser Tagung möchte ich berichten. Sie fand in Arrowhead Springs in Kalifornien statt, in den Bergen hinter Los Angeles.
Symbolik und Bedeutung von Arrowhead Springs
Die aus der Küstenebene so steil aufsteigende Erhebung ist ebenfalls ein Berg mit einer ungewöhnlichen Erdformation. Vor Jahrhunderten muss hier ein Erdrutsch stattgefunden haben. Heute sieht dieser Erdrutsch aus wie eine große Pfeilspitze.
So nannten die Indianer, die vor hundert Jahren auf der Flucht aus dem Osten hierher kamen, diesen Berg „Arrowhead“, was Pfeilspitzenberg bedeutet. Sie ließen sich vom großen Manitou – der uns vom Weltgebetstag der Frauen bekannt ist – leiten. Entschuldigung, ja, so ähnlich. Sie ließen sich von dieser Pfeilspitze führen und entdeckten heiße Quellen.
Diesen Ort nannten sie Arrowhead Springs, also Pfeilspitzenquellen. Dort strömt das heiße Wasser mit einer Temperatur von 150 Grad aus der Erde. Im Jahr 1920 bauten die Hollywoodleute, Hollywood ist ein Stadtteil von Los Angeles, dort ein schönes Hotel. Liz Taylor – einige junge Leute wissen noch, wer Liz Taylor ist – unternahm ihre erste von insgesamt acht Hochzeitsreisen in dieses Hotel.
Dr. Leighton Ford, der Vorsitzende des Lausanner Komitees, wohnte ebenfalls in diesem Hotelzimmer. Auch das wunderbare Schwimmbecken, das mit dem heißen Wasser gespeist wurde, wurde extra für Esther Williams gebaut, für ihren ersten Film. Man kann sich vorstellen, was für ein Gefühl es war, in diesem Schwimmbecken schwimmen zu dürfen.
Dieses Hotel ging 1945 bankrott. Nachdem es zehn Jahre leer stand, kaufte die Bewegung Campus for Christ das Hotel unter Bill Bright als Schulungszentrum und Hauptquartier. Von diesem schönen Hotel aus hatte man Tag und Nacht einen Blick über die Weltstadt Los Angeles, über das endlose Lichtermeer. Los Angeles hat fast die Fläche von Baden-Württemberg.
Wissen wir, dass die Welt in den nächsten fünfzehn Jahren immer stärker verstädtert sein wird? Mexiko-Stadt wird voraussichtlich 21 Millionen Einwohner haben. Was früher New York war, wird weit in den Schatten gestellt durch die Länder, die wir Entwicklungsländer nennen, aufgrund der Verstädterung.
Vor Augen hatten wir eine solche Stadt, als wir in der Stille tagten. Im Haus, das Bill Bright leitete, gibt es keinen Fernseher und keine Tageszeitung. Sie halten es nicht einmal so wie Blumenhardt, der sagte, man solle die Tageszeitung und die Bibel nebeneinander lesen. Nein, wenn man die Bibel wirklich lesen will, braucht man einmal 14 Tage Ruhe von der Zeitung, damit die Bibel überhaupt eindringen kann.
Wir waren acht Tage zusammen, um zu arbeiten. Ich möchte hier einfach ein paar Ergebnisse mitteilen und einige Gestalten schildern, damit uns deutlich wird, welcher Reichtum der Weltchristenheit um uns herum ist. Wir sind nicht allein.
Die Ausrichtung der Lausanner Bewegung auf Evangelisation
Zuerst möchte ich an der Pfeilspitze anknüpfen. Das soll die Lausanner Bewegung sein: eine Pfeilspitze. Es geht hier ausschließlich um Weltevangelisation.
Wir sind uns uneinig im Kirchenverständnis, zum Beispiel hinsichtlich Großtaufe oder Kindertaufe. Dr. Billy Graham hat uns zu Beginn der Tagung einen Brief geschrieben. Er sagte: Wenn ihr an der Sache der Evangelisation festhalten wollt, dann behandelt nichts anderes. Christen werden sich schnell uneins, nachdem sie sich in der Evangelisation geeinigt haben, wenn sie dann noch allerlei Zweitrangiges verhandeln und dabei ebenfalls Einigkeit erzielen wollen.
Wer in der Sache der Evangelisation einig ist, soll dabei bleiben und nichts anderes mehr verhandeln. Wir sind kein Weltbund für alle möglichen Dinge. In der Lausanner Erklärung und auf der Tagung von Grand Rapids 1982 haben wir klargestellt, dass wir durchaus auch Sozialmaßnahmen befürworten, wie Speisungen und „Brot für die Welt“. Aber nicht jeder muss zu jeder Zeit dasselbe tun. Es gibt bestimmte Aufgaben und Befähigungen. Wir sind einmal die Pfeilspitze, die auf die Evangelisation hinweist.
Das Zweite, was vereinbart wurde: Wir wollen keine Organisation werden, wir wollen keine Mitglieder haben. Stattdessen wollen wir für bestimmte Aufgaben der Evangelisation die entscheidenden Personen zusammenbringen.
Verstehen Sie das? Wenn Dr. Macquarry, einer der großen Islamexperten – von dem ich später noch erzählen werde – sagt: „Ich muss jetzt unbedingt nach Schöndorf-Buhlbronn.“ Ich kenne zwar Walter Wassermann, aber ich muss die Einrichtung kennenlernen. Die Karmelmission hat das Begabteste geleistet, was es gibt, im Bereich des Islam: Schriften zu verschicken. Im Bereich des Islam hungern Menschen nach gedrucktem, geschriebenem Wort. Genau darum geht es.
Jetzt geht es nicht darum, eine neue Tagung zu veranstalten, sondern dass David McCurry zusammen mit Walter Wassermann und Bruder Fehr die entscheidenden Personen zusammenbringt. Lasst uns dann einige Islammissionare zusammenbringen, um Erfahrungen auszutauschen.
Große Tagungen bedeuten oft einen großen Apparat, und große Kirchenkörper führen oft zu Stillstand und Lähmung. Lasst uns die Schlüsselpersonen zusammenbringen, nicht eine Organisation sein, sondern eine Bewegung.
Das Dritte: Wir sind eins im Herrn. Was ich bei den Bibelarbeiten, den Gebetsgemeinschaften und beim Singen erlebt habe, ist voller Anregung. Warum machen wir es eigentlich nicht öfter so, dass mitten in den Verhandlungen gefragt wird: „Hast du uns nicht ein Wort des Herrn? Sag uns eins! Komm, hast du uns nicht eins? Sag es uns und bete mit uns!“
Und dann stimmt jemand einen Vers mit uns an. Verstehen Sie, da kann das Ganze, was von charismatischen Gemeinschaften oft an uns herangetragen wird – „Ihr seid so starr“ – gar nicht aufkommen, weil die Kirche selbst lebendig und spontan ist.
Was ist das, wenn man gemeinsam eine Bibelarbeit mit einem Text macht? Dabei merkt man, dass der französisch sprechende Afrikaner ganz langsam liest. Vielleicht gibt es auch bei uns in den Bibelstunden Leute, die langsam lesen, und wir achten darauf, dass sie überhaupt mitkommen beim Text.
Wenn wir merken, dass jemand beim Reden Schwierigkeiten hat, fragen wir: „Was ist dir wichtig geworden?“ Wir fordern ihn auf, mitzuwirken. So entsteht eine ganz große, brennende Gemeinschaft der Liebe zum Herrn Jesus.
Zeugnisse aus der Weltmission und Herausforderungen
Festokibengere hat einige Schlussansprachen gehalten. Wir kennen ihn vom Gemeindetag 74, jenen Bischof aus dem einst so schönen Land Uganda. Dieses Land wurde nach dem Sturz von Idi Amin in tiefe Krisen und Not gestürzt. Keine Regierung kann mehr regieren, keine Polizei kommt mit den Räuberbanden zurecht. Das Militär zieht selbst plündernd und vergewaltigend durchs Land.
In der Diözese von Kabale, wo Festo Kivengere seinen Dienst tut, ist die Mehrzahl der Bevölkerung in den Busch, in den Urwald geflohen. Dort, in zweitausend Meter Höhe im Bergland, ist es eiskalt. Zurzeit ist Regenzeit.
Er erzählte uns, wie er mit seinem Landrover hinausgefahren sei und mit dem Handlautsprecher gerufen habe: „Hier ist Festo!“ Daraufhin seien aus dem Wald heraus Zehn, Hunderte, Tausende gekommen, zitternd vor Kälte und Hunger. Dennoch hätten sie den Herrn gepriesen, weil er ihnen so nahe sei, mitten in der Not.
Dann sagte er: „I want to remind you to Moses“ – ich möchte an Moses erinnern, der vom Berg Gottes herunterkam. Von der Herrlichkeit Gottes kommend, traf er auf ein Durcheinander, wie wir es oft antreffen, wenn wir in unser Büro, zu unseren Familien oder in unsere Gemeinden kommen.
Zuerst zerschmetterte Moses die Gesetzestafeln, die Gott ihm gegeben hatte. Gott hatte ihm das nicht gesagt, doch Moses meinte, das sei sehr effektiv – die Gesetzestafeln sollten so zu Boden fallen, dass die Fetzen fliegen. Danach zerstörte er das goldene Kalb und gab es dem Volk zu trinken. Auch das hatte Gott ihm nicht gesagt, aber Moses dachte, das würde Eindruck machen. Doch es machte keinen Eindruck.
Am Ende war Moses so weit, dass es nur noch um die Frage ging, ob Gott ihm gnädig sei. Da sagte Gott: „Ich habe hier einen Fels gespalten für dich, dort darfst du dich bergen.“ Barmherzig ist der Herr.
Diese Nähe Gottes, so sagte Festo, ist der Schlüssel zum Verständnis der Lausanner Bewegung. Wir sind eingeladen zur Nähe Gottes, des barmherzigen Gottes. Nicht, um die Welt zu richten oder dass die Fetzen fliegen, sondern um geborgen zu sein in der Nähe Gottes.
Aus dieser Nähe erhalten wir neue Kraft und Liebe, auch zur Führung in der Gemeinde Jesu. Das ist es, was uns eint: diese Nähe, die barmherzige Nähe des Herrn.
Fokus auf unerreichte Völker und strategische Missionsarbeit
Das Vierte, was in dieser kurzen, aber effektiven Sitzung in Arrowhead Springs beschlossen wurde, ist folgendes: Wir wollen die unerreichten Völker und Volksgruppen mit dem Evangelium von Jesus erreichen.
Es muss für das Reich Gottes ein denkwürdiger Tag gewesen sein, als der Herr Jesus in New York den damals etwa 34-jährigen Raketenspezialisten Ed Dayton in seine Nachfolge rief. Dayton war einer der begabtesten Forschungsoffiziere der amerikanischen Armee und Marine. Er brauchte kein Computergehirn – er hatte eins. Und der Herr hat ihn bekehrt.
Daraufhin entschloss er sich, Theologie zu studieren. Der alte Missionspapst Mac Govan, heute 85 Jahre alt und wohnhaft in Pasadena bei Los Angeles, erfuhr von diesem jungen Mann, der in Chicago studierte, und sagte: „Wir brauchen dich für die Mission.“
Dayton gründete das Missions Research Advanced Studies Institute, kurz MARC – die Amerikaner sind bekannt dafür, geschickt Abkürzungen zu bilden. Seit 1974 gibt MARC Band um Band heraus, in denen unerreichte Völker nach Statistik aufgelistet sind. Dabei wird erfasst, welche Sprachen überhaupt noch nie erforscht wurden, damit das Evangelium übersetzt werden kann.
Uns wurde doch jahrelang erzählt, alle Völker der Erde seien erreicht. Nein! Hier ist genau aufgeschlüsselt, welche Stämme noch nicht erreicht sind. Der Band von 1983 listet beispielsweise Flüchtlingsgruppen auf, die noch nie mit dem Evangelium erreicht wurden. Im Kleindruck kann man nachlesen, welche Sprache sie sprechen und wie viel Prozent Christen unter ihnen sind.
Ed Dayton sagte: „Es genügt nicht, wenn ihr Evangelikalen einfach hinsteht und sagt: Jesus rette dich, Jesus ist für dich gestorben, Jesus hat dich lieb.“ Man muss erforschen, warum ein Mensch bis jetzt noch nicht Jesus nachfolgt.
Er bringt immer zwei Beispiele:
Beispiel eins: Der Normalfall eines Studenten in Europa. Er weiß unheimlich viel von Jesus, vielleicht hat er neun Jahre Religionsunterricht gehabt. Doch seine Einstellung gegenüber Kirche, Gott, Bibel und Gebet ist einfach null. Dem muss man nicht neues Wissen bringen, sondern ihm helfen, dass sich seine Einstellung ändert – wenn Gott Gnade gibt.
Beispiel zwei: Der hinduistische Bauer im letzten Dorf Indiens weiß von Jesus überhaupt nichts. Dem muss man zuerst von Jesus erzählen.
Lasst uns einmal herausstellen, um welche Gruppe es sich handelt, warum sie bisher keinen Kontakt mit dem Jesusglauben hatte, wie man ihr Jesus nahebringen kann und wer diese Arbeit am besten tun kann. Müssen es hochgebildete Menschen sein oder eher Leute aus der Mittelschicht? Müssen es Inder selbst sein oder können es auch Amerikaner sein? Wer sollte die Arbeit übernehmen und wann soll sie angepackt werden?
Wir Deutschen lächeln manchmal, wenn die Amerikaner so arg strategisch und logistisch denken. Doch hier ist einer von Gott berufen, der uns Deutschen ein bisschen auf die Sprünge hilft. Während wir noch im Jahr 2050 diskutieren würden, ob Mission oder Nichtmission, fängt hier einfach jemand an und sagt: Welche Völker sind unerreicht? Sie brauchen es. Wer packt es an? Wie geht man hin?
Gebetsinitiativen und die Bedeutung des Gebets in der Mission
Wenn mein Bruder Winrich in seinem Beitrag der lebendigen Gemeinde „Sie werden es nachlesen können“ über Lausanne, die Tagung der jungen Menschen, die über den Jahreswechsel stattgefunden hat, erzählt, berichtet er, dass es dort Kärtchen in 14 Sprachen gab. Ich habe sie jetzt nur in Englisch gesehen: Gebetskärtchen für unerreichte Völker, für jeden der sieben Teilnehmer eines solchen Kärtchens.
Auf diesen Kärtchen steht zum Beispiel Folgendes: Die Kurden – Gesamtzahl in der Türkei 26 Millionen, im Irak 28 Millionen, Bevölkerung insgesamt 25,6 Millionen. Sie sprechen die kurdische Sprache und einige Dialekte. Bibelübersetzungen gibt es nur in Teilen des Neuen Testaments. Weiterhin wird der soziale Stand beschrieben, wo sie leben, und auf der Rückseite sind Gebetsanliegen angegeben. Diese Kärtchen sind für die 26 Millionen Kurden, die das Evangelium noch kaum empfangen haben.
Dass so etwas entstehen konnte und dass uns neu bewusst wird, dass Mission notwendig ist – nicht nur für die letzten Überbleibsel, die noch nicht erreicht sind, sondern für die drei Milliarden Menschen – verdanken wir dieser Missionsstrategie, liebe Brüder und Schwestern.
Was jeder internationale Missionsrat zu sein träumte, nämlich ein Impulsgeber für die evangelische Mission, hat uns Gott mit der Lausanner Bewegung geschenkt. Ich wünsche mir, dass unsere deutschen Kirchen aufwachen, so wie die württembergische Kirche aufgewacht ist. Sie sollten sich anschließen, den unnützen Kampf gegen die Evangelikalen aufgeben und endlich einmal an dieser Quelle tanken, um als Kirche an diese weltweite Missionsbewegung angeschlossen zu werden.
Die Notwendigkeit von Missionaren und die Herausforderung der Kulturgrenzen
Fünfter Punkt: Wir brauchen Missionare. Die einheimischen Gemeinden, vor allem die kleinen Gemeinden, reichen im Normalfall nicht aus, um die großen Aufgaben zu meistern. Es braucht cross-culturelle, also kulturüberschreitende Missionare.
Es gibt die Ansicht, die einige vertreten mögen, dass keine Missionare mehr gebraucht werden. Diese Ansicht ist jedoch nicht richtig. Auch ich habe Kinder, die der Meinung sind, nach dem neunten Schuljahr sollte die Schule aufhören, weil es lange dauert. Ich hingegen dränge darauf, dass sie mindestens die mittlere Reife und das Abitur machen, weil sie diese Bildung fürs Leben brauchen. Es genügt nicht, wenn ein paar Menschen in der Weltchristenheit sagen, man brauche keine Missionare mehr. Das ist so läppisch, wie wenn ein Siebtklässler sagt: „Jetzt höre ich auf, die Schule reicht.“ Nein, die Welt braucht Boten des Evangeliums, auch aus Deutschland.
Wenn man zum Beispiel einen norwegischen Bischof Andersen erlebt, der Evangelikaler in einer Hochkirche ist und mit seiner ganzen Existenz für die Mission da ist, wird man beschämt, wie wenig wir in Deutschland im Vergleich tun. Im Verhältnis zur Anzahl der Pfarrer hat Norwegen über ein Drittel der Pfarrer als Missionare.
Bischof Andersen erzählte, dass er einmal unterwegs war und sein Bischofskreuz nicht so weit hervorgehängt hatte, wie es die Arohold Springs meist tun. Dabei saß ihm eine Bauersfrau gegenüber. Sie kamen ins Gespräch, und die Frau klagte: „Oh ja, es gibt so viel Arbeit.“ Er fragte sie: „Was sind Sie denn von Beruf, was machen Sie?“ Sie antwortete: „Wir sind Bauern und haben hauptsächlich Schafe.“ „Wie viele Schafe haben Sie?“ „Wir haben neunundvierzig.“ Dann fragte sie ihn: „Was sind Sie denn?“ Er antwortete: „Ich bin auch so etwas wie ein Schäfer.“ „Wie viele Schafe haben Sie denn?“ „Ich habe zweiundvierzigtausend.“
Die Frau sagte: „Oh, das muss aber eine Arbeit sein, wenn es Lämmer gibt.“ Darauf antwortete er: „Das ist meine Bitte zu Gott, dass es Lämmer gibt im Glauben, Neugeborene in meiner Diözese und weltweit.“
Gibt es noch Neuberufene, Neugeborene? Wir brauchen Missionare, die hinausgehen und als Schäfer dafür sorgen.
Zukunftspläne und internationale Zusammenarbeit
Ein letzter Punkt, der beschlossen wurde: Im September nächsten Jahres wird das Lausanner Komitee im Bernhäuser Forst bei Stuttgart tagen. Wir werden die Ehre haben, sie bei uns zu begrüßen.
Sie werden den zweiten großen internationalen Kongress für Weltevangelisation planen, der 1989 stattfinden wird – ein zweites Lausanne. Dafür kommen sie zu uns.
Sie suchten einen Tagungsort, möglichst ein Diakonissenhaus. Das verstehe ich, denn dort ist man am besten untergebracht. Außerdem sollte der Ort in der Nähe des Flugplatzes liegen.
Da habe ich gesagt, wir können euch zwar kein Diakonissenhaus bieten, aber den Bernhäuser Forst. Von dort aus seht ihr sogar den Flugplatz und könnt beobachten, wer ankommt.
Sie werden also bei uns sein, und ich hoffe, dass es möglich wird, am vorausgehenden oder nachfolgenden Sonntag die Brüder und Schwestern auch in unseren Gemeinden zu haben – im September nächsten Jahres.
Das ist uns wichtiger als die Kirchenwahl: dass wir vom Feuer der Mission angesteckt werden.
Portraits von Missionaren und ihren Herausforderungen weltweit
Aber zu einigen Persönlichkeiten, über Festo, Kivengere und Ed Deyten hinaus, gehört etwa Dirinda Marini Bodo. Er ist 38 Jahre alt und so dunkelhäutig, dass man auf Fotos kaum eine richtige Belichtung findet. Dort, wo sein Gesicht ist, erscheint es immer dunkel.
Er ist ein kluger Mann mit scharfen Augen hinter seinen Brillengläsern. Er hat einen Doktortitel von der Universität Paris, ist Professor an der Universität von Kinshasa in Zair und Lehrbeauftragter für das Alte Testament an der theologischen Hochschule von Bangui. Zudem ist er Pfarrer der Innenstadtgemeinde von Kinshasa im ehemaligen belgischen Kongo.
Er trägt die Verantwortung für die Evangelisation in seiner Kirche und bildet derzeit in einem zweijährigen Programm hundert Evangelisten aus. Gleichzeitig ist er Kirchenpräsident seiner Kirche. Er hat sieben Kinder und hat nach dem Vorbild von Ludwig Hofager aus der Gemeinde Stuttgart mit seinen Söhnen und Töchtern einen Posaunenchor gegründet, um in Kinshasa Straßenmissionen durchzuführen und das Evangelium auf der Straße zu verkünden. Als Kirchenpräsident und Professor scheut er sich nicht, selbst aktiv zu sein.
Er berichtete, dass es bis zum Jahr 1970 in diesem stark französisch geprägten, durch Belgien und Frankreich beeinflussten Zair kaum Möglichkeiten für Evangelisation gab. Die Regierung war dagegen. Schließlich zwang sie die Kirchen dazu, sich zusammenzuschließen, da sie nur mit zwei Kirchen verhandeln wollte. Neben der katholischen Kirche sollte eine vereinigte evangelische Kirche, die Church of Christ, entstehen, in der alle evangelischen Gruppierungen zusammengeschlossen sind.
Von dieser vereinigten Kirche ist er der Präsident. Er fügte hinzu, dass Gott ihnen das Feuer von Lausanne geschenkt habe, das in diese United Church of Christ hineingekommen sei und alle angesteckt habe. Er hat das Privileg, in seiner Innenstadtgemeinde viele Regierungsbeamte und Minister zu haben, die vom Feuer der Evangelisation erfasst wurden. Heute dürfen sie in diesem stark katholisch geprägten Land Jesus weitersagen, in den Dörfern und auf den Straßen.
Dann ist da noch Thomas Wong, ein Chinese aus Hongkong, klein, mit gewöhnlichem Haarwuchs. Wie neidisch war ich auf ihn! Er hat das Center for Chinese Research Studies aufgebaut, ein Zentrum für Forschungsarbeiten darüber, was unter Chinesen im Ausland und im chinesischen Festland geschieht. Er hat weitergegeben, was wir alle wissen: Die hundertjährige christliche Mission in China erreichte nicht einmal ein Prozent der Menschen.
Heute können wir sicher davon ausgehen, dass etwa 40 Millionen Chinesen in China Christen sind – ohne ausländische Missionare. Es ist eine Frucht des Leidens und des Wirkens Jesu. Denken Sie daran: Wenn Sie keine Möglichkeit mehr sehen, Ihre Kinder zu Jesus zu führen, kann Gott noch viel tun, auch wenn wir nichts mehr tun können. Gott hat Unglaubliches in China bewirkt. Von den etwa dreißigtausend Hausgemeinden, von denen man weiß, dass das Evangelium weitergetragen wurde, sind neue Menschen zur Gemeinschaft mit Jesus Christus hinzugekommen.
Dann gibt es Don McCurry, von dem ich erzählt habe. Er ist Islamfachmann und Direktor des Samuel-Zwemer-Instituts. Verstehen Sie, in Amerika gibt es gleich ein Institut, das sich mit Islamkunde befasst. Er sagt: 1400 Jahre lang, seit dem Auftreten Mohammeds, war die Geschichte zwischen Christenheit und Islam von grimmiger Feindschaft geprägt, von islamischen Eroberungskriegen und christlichen Kreuzzügen.
Er berichtete, dass er in Neu-Delhi einem indischen Pfarrer begegnet sei, der einen Vollbart trug. Dieser sagte: „Pastor, ich möchte gerne beichten. Ich weiß nicht, ob mir die Schuld vergeben werden kann.“ „Was ist denn?“ fragte McCurry. „Vor zehn Jahren kam ein Mohammedaner zu mir und bat um Taufe. Ich sagte ihm: We do not accept Muslim people – wir nehmen keine Mohammedaner als Christen auf. Kann mir der Herr das noch einmal vergeben?“
Denn in den letzten zehn Jahren habe sich vieles verändert. Don McCurry erzählte, dass er vor zehn Jahren eine Pastorenkonferenz in Karatschi, einer pakistanischen Stadt mit zehn Millionen Einwohnern, abgehalten habe. Er fragte die Pastoren, wie viele Menschen offen für das Evangelium seien und ihnen überhaupt zuhören würden. Man schätzte ein bis zwei Prozent.
Jetzt, zehn Jahre später, habe man eine ähnliche Konferenz abgehalten und die gleiche Frage gestellt. Ein alter Pfarrer sagte, er denke, dass 90 Prozent der Muslime in Karatschi bereit seien zuzuhören. Die Frage sei, ob man bereit sei, ihnen zu sagen, worin das Heil besteht. Haben wir Missionare? Haben wir Menschen, die fähig sind, so wie Jesus der Samariterfrau das Evangelium bezeugte – einer Frau, die in Feindschaft zum Judentum lebte und erzogen wurde? Denn Juden hatten nichts mit den Samaritanern gemein.
Sind wir fähig, in Liebe die Wahrheit zu sagen? Kennen wir überhaupt den Islam? Don McCurry sagte, es sei wie Jesus in Samarien gesagt habe: Das Feld ist weiß zur Ernte. Aber wir müssen den Herrn der Ernte bitten, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
Dann kam Simon Sörka, Pfarrer an der First Baptist Church in Dhaka, Bangladesch. Er war etwas entsetzt, als er zur Tagung ankam, denn sein ganzes Gepäck war verloren gegangen. Wir sammelten für ihn, und er ging mit einem Freund los, um Kleidung zu kaufen. Im Supermarkt musste er in die Kinderabteilung gehen, um Kleidung zu finden, weil er so klein gewachsen ist – ein moderner Zacheus.
Er berichtete: „Wir haben durch Kriege und Überschwemmungen allein in den letzten Jahren drei Millionen Tote gehabt – drei Millionen. Wir haben in unserem kleinen Land zehn Millionen Flüchtlinge. Das Land ist so überflutet, und mit dem Evangelium von Jesus ging es nicht weiter.“
Er erinnerte sich an den Tag, als 1976 zwei Straßenkehrer von der niedrigsten Kaste der Unberührbaren in seine Kirche kamen und fragten: „What’s that? Wozu ist das gut, dieses Symbol?“ Er sprach mit ihnen vom Gekreuzigten und wusste, dass der menschliche Verstand dem, was am Kreuz geschah, eigentlich nicht zustimmen kann. Doch dann wirkte der Heilige Geist das Wunder, und die beiden fragten: „Können wir noch mehr mitbringen?“
Aus diesem Moment entstand eine Gemeinde unter den sechstausend Unberührbaren der Straßenkehrer-Gilde von Dhaka. Allein in den letzten Jahren haben sie neun Kirchengebäude errichtet. Hier zeigt sich etwas von den Volksgruppen: Die Unberührbaren können wir nicht einfach mit anderen Kasten zusammenbringen. Vielleicht wächst das mit den Jahren, wenn andere Christen sie annehmen.
Sie sind weder Jude noch Grieche, aber jetzt sind sie einmal mit dem Evangelium dort, wo Gott Türen öffnet.
Die Kraft des Gebets und die Verbindung zu weltweiten Anliegen
Die Zeit würde mir zu kurz werden, um ausführlich zu erzählen, ähnlich wie im Hebräerbrief. Ich wollte von Vanette Bright berichten, der Frau von Bill Bright. Sie war zwar keine Tageszeitung in Arrowhead Springs und auch kein Fernseher, aber es gab dort einen Frisiersalon. Frau Bonet-Braut war zweimal am Tag beim Friseur.
Vielleicht klappt es bei uns mit dem Feminismus nicht so ganz. Wir opfern ja. Ach so, ja. Frau Bonet-Braut – jedenfalls, die Amerikaner haben eine ganz andere Einstellung. Wenn sie sich schminken, sieht das auch wirklich gut aus, nicht wahr? Aber Frau Bonet-Braut brannte nur dafür, uns acht Tage lang zu sagen: Wenn ihr nicht aus dem Gebet lebt, könnt ihr planen, was ihr wollt. Wenn Gott seinen Segen nicht gibt, öffnet er die Türen nicht.
Wir haben einen Gebetskongress beschlossen. Einen Kongress wird es nicht in Korea im nächsten Jahr geben, aber wir wollen von den dortigen Anregungen ausgehen. Es gibt Handreichungen, die Frau Bonet-Braut verteilt hat, in denen man sich eintragen soll, welchen Namen man nennen will. Man soll auch nachschlagen, für wen man vor einem halben Jahr gebetet hat und wofür man schon längst wieder danken kann.
Uns werden die Hilfen Gottes so oft nicht bewusst, weil wir, wenn er geholfen hat, sagen: „Es war schön, vielen Dank“, und dann gehen wir weiter zum Nächsten. Es geht darum, wie ich praktisch beten kann, wie ich danken kann und wie auch die Fülle der weltweiten Christenheit vor mein Auge tritt, damit ich solche Gebetsinformationen habe.
Wie können wir der Christenheit helfen, konkret und anschaulich zu beten? Das ist bei unserer Tagung deutlich geworden. Jeder nennt einmal aus seinem engsten Bereich – sei es Arbeit oder Familie – eine Not. Dann sagt Bischof Reed von Australien: „Wir haben Angst um unseren Nikolaus. Wir haben seit einem Jahr keinen Brief mehr von ihm erhalten. Ob er nicht in der Drogenszene von London abgesagt ist?“ Seitdem bete ich für Nikolaus Reed und bin mit der australischen Christenheit verbunden, mit den Nöten der Studenten in London.
So wird es anschaulich. Man muss nicht nur sagen: „Herr, segne die ganze weite Welt, Amen.“ Stattdessen kann ich es aufschlüsseln, wie Paulus es tat, wenn er einzelne Namen grüßte, zum Beispiel den Nymphas. Dass wir das wissen: den Urban, den Stachis. So haben wir einzelne Menschen vor Augen. Wir sind nicht allein.
Politische Begegnungen und die Bedeutung christlicher Verantwortung
Liebe Brüder und Schwestern,
bevor wir losgefahren sind, waren Peter Beierhaus und ich eingeladen ins Bundeskanzleramt in Bonn. Die Konferenzbekennung der Gemeinschaften, die von Fritz Grünswey geleitet wird, hatte ein Telegramm an die Bundesregierung gesandt. Anlass waren die missverständlichen Äußerungen von Minister Geisler zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Er hatte gesagt, die neue Regierung denke nicht daran, die Gesetzgebung zu ändern.
Innerhalb von 14 Tagen, etwa drei Wochen später, kam die Einladung. Bundeskanzler Kohl hatte eine dringende Kabinettssitzung über Mittag. Wir wurden vom Staatsminister im Bundeskanzleramt, Dr. Friedrich Vogel, empfangen. Nicht zu verwechseln mit anderen namens Vogel – es gibt ja mehrere. Dr. Vogel ist Mitglied der EKD-Synode und Mitarbeiter an der Friedensdenkschrift der EKD. Er ist ein bewusster evangelischer Christ. Er sagte uns einmal, wir sollten uns klar machen, wie viele der derzeitigen Chefs von Bundesländern bewusste Christen sind – von Bayern über die Pfalz, unsere katholischen Mitchristen, Albrecht, Barschl.
Sie können so weitermachen. Wir können Gott dankbar sein – nicht umsonst sagen Christen in der Politik, dass sie dankbar sind, dass Christen in die Politik gegangen sind und Verantwortung tragen.
Dann war Dr. Dollinger da, Bundesverkehrsminister, der die Stelle von Minister Geisler einnimmt. Geisler war durch seine Äußerungen vom Vortag verhindert und musste sich überall gegen den Vorwurf wehren, er habe „Verbrecher“ gesagt. Mit dabei waren sein Staatssekretär Cori und Staatssekretär Waffenschmidt, ein Bruder von den rheinischen bekennenden Gemeinschaften. Waffenschmidt ist Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Stimmt’s, Freund Elber, Innenminister, beim Zimmermann, ja, Waffenschmidt aus dem Rheinland.
Wir sind nicht allein. Auch dort gibt es Brüder und Schwestern, die gesagt haben: Wir brauchen den Kontakt zu euch von den bekennenden Gemeinschaften. Wir brauchen euer Gebet.
Dollinger ist Bayer, der darf sagen, was er denkt. Er sagte, man könne sich den „Saustall“ nicht vorstellen, der uns hinterlassen wurde. Nicht nur in den Finanzen, sondern auch darin, dass unser deutsches Volk im Blick auf geistig-moralische Werte so abgesunken ist, wie Hans Eisler es vorher gesagt hat. Winrich sagte, man dürfe das Thema Schwangerschaftsabbruch eigentlich nicht zum Wahlkampfthema machen, weil man sonst Angst haben müsse, Stimmen zu verlieren.
Man habe Angst, dass, wenn ein Staatsanwalt einmal in ein Krankenhaus ginge und die Paragraphen anwenden wollte, die im Strafgesetzbuch stehen, um zu prüfen, ob die sogenannten sozialen Indikationen nicht bloß aus Urlaubsplanungen entstanden sind, der Staatsanwalt wahrscheinlich von den Zeitungen angeprangert würde. Niemand prangere einen Staatsanwalt an, wenn er Vergehen wegen Raub oder Diebstahl verfolgt. Aber wenn er offenkundige Gesetzesverstöße in Sachen Abtreibung verfolgt, werde er beschuldigt.
Die Verantwortlichen der Regierung haben uns gesagt: Es scheint ihnen wichtiger, die bestehenden Paragraphen ernst zu nehmen, als im Moment neue Gesetze zu machen. Die Hauptaufgabe sei es, neue geistige, sittliche und moralische Werte zu setzen. Das sei auch eine Herausforderung für die junge Generation.
Sie baten uns: Helft uns dabei mit eurem Gebet. Wir sind nicht allein. Es nimmt einem manchmal beinahe den Atem, wie groß die Gemeinschaft derer ist, die sich von Jesus führen lassen und für ihn etwas tun wollen.
Persönliche Berichte und Ermutigungen aus Arrowhead Springs
Nun kehre ich noch einmal zurück zu Arrowhead Springs.
Es ist bekannt, dass der einzige Befehl, den Jesus seiner Gemeinde ganz klar gegeben hat für die Zeit zwischen seiner Himmelfahrt und seiner Wiederkunft, lautet: Geht hin, ihr sollt meine Zeugen sein und macht Jünger.
Leighton Ford hat gesagt, dass der Mann, der leidet, uns persönlich erzählt hat, dass er ein adoptiertes Kind ist. Er hat vor drei Jahren zum ersten Mal seine leibliche Mutter kennengelernt. Er ist in meinem Alter, 52 Jahre alt. Vor einem halben Jahr ist sein Vater gestorben. Er sei Buddhist geworden, inzwischen ein kanadischer Buddhist.
Es wurde gesagt: „Jetzt weiß ich, was meine erste Fürbitte ist, wenn ich an die Heiden denke – mein Vater.“ Aber ich kann meinen eigentlichen Vater anrufen, den Vater im Himmel, den uns Jesus gelehrt hat, anzurufen.
Vor einem halben Jahr ist sein Sohn Sandy nach einer Herzoperation gestorben. Er leidet noch immer darunter. Wüssten Sie das nicht, würden Sie denken, dass Leute das leicht nehmen.
Er hat uns gesagt, Brüder: Die einzige Frage ist doch, „How can we please the Lord?“ – Wie können wir dem Herrn gefallen? Wie kann er einen Gefallen an uns haben?
Deshalb lasst uns mutiger sein in der großen Weltgemeinschaft derer, die sich für die Evangelisation einsetzen, damit alle Welt sein Wort hört.
Herzlichen Dank!