Begrüßung und Einstimmung auf das Jesusfest
Gott will, dass wir lebend oder tot die Seligkeit mit unserem Herrn Jesus Christus gewinnen. Herzlich willkommen zu diesem Jesusfest an diesem Morgen. Es ist schön, dass wir dabei sein dürfen und dass es uns hilft, einmal ewig ganz bei Jesus zu sein.
Zu Beginn wollen wir miteinander das Lied 624 singen: „Weiß ich den Weg auch nicht“. Vor einigen Wochen war in Hülben die große Kirchweih-Montagsstunde. Dort lernt man die ganze Gemeinde von dreitausend Leuten jedes Jahr ein neues Lied. Im Gemeinschaftsplatz stand das Lied „Ach, wie flüchtig, ach, wie nichtig ist des Menschen Leben!“. Ich habe es extra auf Kassette aufgenommen und im Auto eingeübt.
Wie ein Nebel bald entsteht und auch wieder bald vergeht, so ist unser Leben, dachte ich dabei. Das ist so trostlos. Als wir nach Hülben kamen, sagte Doktor Kullen, es sei ein Druckfehler gewesen. Wir hätten eigentlich lernen sollen: „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl.“ Das macht die Seele still und friedvoll.
Das wollen wir jetzt singen am Ewigkeitssonntag. Wir haben ja schon mit diesem Gebet angefangen, mit Jesus zu reden. Wir wollen jetzt weitermachen, mit ihm reden und uns dazu erheben:
Herr Jesus, du nimmst uns so ernst mit unserem Schmerz und mit den Menschen, die uns vorausgegangen sind im Tod. Du nimmst auch unsere unaussprechliche Angst vor dem eigenen Sterben ernst, die wir immer wieder wegdrängen. Du bist als der Erlöser in unsere Welt gekommen und hast dich selbst unter die Gesetzmäßigkeit des Sterbens und unter die Schrecken des Todes gebeugt.
Jetzt begegne uns heute Morgen als der Erlöser, dem wir im Leben und im Sterben gehören. Dass wir nicht mehr uns selbst gehören, nicht unserem Körper, nicht unserer Angst, nicht unserer Sorge, sondern ewig dir. Amen.
Wir beten weiter in stiller Andacht und sagen unserem Herrn, was uns bewegt, in Dank und in Bitte:
Gott, dir sei Dank, dass du uns den Sieg gegeben hast durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Amen.
Lobpreis und Schriftlesung als Grundlage
Wir wollen uns setzen und freuen uns, dass wir den Chor hören können. Der Chor hat gerade einen Grundton angestimmt, der im Psalm 146 aufgenommen wird. Wenn Sie mitlesen möchten, finden Sie die Schriftlesung unter Nummer 757.
Dieser Psalm ist ein Lobgesang, der das Volk Gottes durch die Jahrtausende begleitet.
Halleluja, lobe den Herrn, meine Seele!
Ich will den Herrn loben, solange ich lebe,
und meinem Gott loben, solange ich bin.
Verlasst euch nicht auf Fürsten, sie sind Menschen, die nicht helfen können. Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden. Dann sind alle seine Pläne verloren.
Aber wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt. Er hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alles, was darin ist.
Er hält Treue nicht nur bis zum Tod, sondern ewiglich. Er schafft Recht denen, die Gewalt leiden. Er speist die Hungrigen.
Der Herr macht die Gefangenen frei, er macht die Blinden sehend und richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten, behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen.
Aber die Gottlosen führt er in die Irre. Der Herr ist König ewiglich, dein Gott Zion für und für! Halleluja!
Nun dürfen wir noch einmal den Chor hören. Wenn die Sonne schwindet, hört er bald das Lied, wenn die Sonne um die Welt singt.
Vorbereitung auf die Predigt: Wachsamkeit und Erwartung
Und nun singen wir das Lied 558, das Wochenlied: „Des Menschen Sohn wird kommen.“ Darauf freuen wir uns alle. Im Vers vier heißt es: „So wache denn, o Seele, und schlummere ja nicht ein.“
Wir singen die Strophen eins bis vier. Damit wird schon das Thema aufgegriffen, das uns heute im Predigttext beschäftigen wird: die fünf klugen und die fünf törichten Brautjungfern, die dem Bräutigam entgegengingen (Lied 558, Strophe 4).
Der Abschnitt aus den biblischen Evangelien für den heutigen Ewigkeitssonntag steht im Matthäusevangelium, Kapitel 25. Dort finden wir eines der Gleichnisse Jesu, in dem er uns anschaulich erklärt, wie das Himmelreich, das Reich Gottes, beschaffen ist – und das sogar für uns, die wir oft sehr bildlich denken.
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
Jesus sprach: Das Himmelreich wird gleichen zehn Jungfrauen. Sie nahmen ihre Lampen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen.
Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die Törichten nahmen ihre Lampen, aber kein Öl mit. Die Klugen hingegen nahmen Öl mit in ihren Gefäßen samt den Lampen.
Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich ein lautes Rufen: „Guckt da, siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“
Da standen alle Jungfrauen auf und machten ihre Lampen fertig. Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.“
Da antworteten die Klugen und sprachen: „Nein, sonst würde es für uns und für euch nicht genug sein. Geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst!“
Und als sie hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Bereitwahren gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen.
Später kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: „Herr, Herr, tu uns auf!“ Aber er antwortete und sprach: „Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“
Darum wachet, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde, wann euer Herr kommen wird.
Die Grundfrage des Lebens: Reicht es?
Liebe Gemeinde, reicht es auch wirklich? Reicht es? Das ist eine Frage, die unser ganzes Leben durchzieht.
In der Schule hat mich noch nichts besonders beschäftigt. Da habe ich immer gedacht, es wird schon irgendwie reichen. In Umdeutung des reformatorischen Lieds „Was bleibt“: Das wird schon reichen.
Aber schon bei der Führerscheinprüfung reicht es. Bei vielen Prüfungen im Leben reicht es. Als ich meine verflossene Braut geworben habe, hier aus ihrer Gemeinde, meine heutige Frau, fragte ich mich: Reicht mein Werben? Reicht das Vertrauen, das sie zu mir haben kann?
Und bei wie vielen Stellen im Leben reicht die Kraft? Es geht ja bis in den Urlaub hinein. Man denkt: Na ja, wir fahren bis zur ersten Tankstelle hinter dem Pfändertunnel, da ist Benzin ein paar Schilling billiger. Und Mensch, das Tunnel zieht sich so lange raus. Wann kommt die erste österreichische Tankstelle? Reicht denn das Benzin im Tank?
Aber auch im Blick auf das Sterben: Wie viele Menschen sind davon umgetrieben? Reicht meine Kraft, wenn einer von uns beiden stirbt? Reicht meine Geduld und Kraft zum Alleinsein? Wenn die schwere Krankheit kommt, werde ich durchhalten? Wenn ich die Operation haben muss, reicht die Fassade, die ich vor mir aufgebaut habe? Oder wenn ich dann bewusstlos bin, schwätze ich aus dem Keller meiner Seele Dinge aus, die nicht laut werden dürfen? Reicht der christliche Schleier?
Eine Grundfrage: Reicht es? Sie ahnen nicht, wie viele Pfarrer davon umgetrieben sind. Bei der schönen Seelsorge, die ich sechs Jahre lang als Prälat machen durfte, ist immer wieder herausgekommen: Eines der begabtesten Glieder unseres württembergischen Pfarrstandes hat gesagt: „Montag bis Donnerstag bereite ich mich aufgrund der Kommentare vor und überlege mir, was man noch von dem Text überhaupt stehen lassen kann. Und Freitag und Samstag überlege ich mir, was man dann davor noch dem modernen Menschen zumuten kann. Und wenn ich sonntags auf die Kanzel steige, meine ich, ich hätte noch ein paar Körner Wahrheit zwischen den Fingern, und während ich predige, merke ich, dass ich nichts mehr habe.“
Wir müssen für solche Pfarrerinnen und Pfarrer beten, dass sie die Herrlichkeit des Wortes Gottes entdecken. Und dass sie nicht da unten nur Angst leben.
Reicht denn das bisschen Politik und Soziales, was ich verkündige? Reicht es denn? Eine Grundfrage unseres Lebens.
Erfüllung und Zweifel im Glaubensleben
Am letzten Sonntag bin ich erfüllt bis in die Fingerspitzen zurückgekommen, voll Dankbarkeit für das, was Gott in Nürnberg und von dort aus mit Pro Christ gewirkt hat. Die Meldungen kamen per Fax herein: Selbst in Aalen haben sich Menschen noch eingeklinkt. In letzter Sekunde waren es 300 Menschen in Schwäbisch Gmünd, später sogar 900 – undenkbar!
Auch in Görlitz waren tausend Menschen dabei, ebenso in Buxtehude. An solchen Orten, wo wir uns gar nicht vorstellen können, dass sich Gemeinde Jesu sammelt und das Evangelium so klar verkündet wird. Das Fernsehteam, diese 50 Spezialisten, arbeitete ohne Panne. Ich konnte nur sagen: „Lieber Gott, vielen Dank.“
Als ich dann ein bisschen hier in Württemberg herumtelefonierte, meldeten sie sich aus Böblingen und sagten, sie hätten wohl ein paar Verluste gemacht. Viele junge Leute hätten nicht viel geopfert. Auf meine Frage, ob sie noch Opfer für die großen Kosten überweisen könnten, kam die Antwort: „Was, Opfer? Wir haben keine Opfer eingesammelt.“
Da fiel mir schnell der Sorgengeist ein, der über mich hereingebrochen ist. Es ging mir wie dem Pfarrer. Vorher hatte ich gesagt, ich sei erfüllt bis in die Fingerspitzen, voll Gottesgewissheit und Dank. Wenn mich jemand gefragt hätte: „Traust du deinem Gott noch zu, dass euer Vater im Himmel weiß, was ihr bedürft?“ – hätte ich gesagt: Nein, jetzt nicht mehr.
Das ist eine Grundfrage unseres Lebens, eine elementare Frage.
Sorgen und die Verheißung des Himmelreichs
Und der Herr Jesus sagt: Das mag für euer Leben gelten. Deshalb hat der Bergprediger gesagt: "Sorget nicht!" Ihr macht euch kaputt. Das ist wie ein plötzlicher Kälteeinbruch, der die wunderbare Blüte im Remstal zerstört und alle Hoffnung nimmt. Sorge zerstört.
Ludwig Hofacker, nach dem ihre Kirche benannt ist, hat bis zu seinem Tod als Erweckungsprediger nicht nur unter der Überheblichkeit gelitten, die ihn immer wieder überfallen hat, sondern auch unter der heimlichen Kritik an Gottes Führung. Es war schwer für ihn zu verstehen, dass er mit dreißig Jahren sterben musste. Doch noch mehr quälte ihn die Sorge: Wie wird meine hochverschuldete Gemeinde in Rielingshausen durchkommen? Wer sorgt für meinen geisteskranken Bruder Maximilian?
Bis zu seinem Tod hat ihn das umgetrieben. War es nicht verrückt, dass er sich fragte, ob jemand sein Predigtband kaufen würde? Ob sich überhaupt jemand dafür interessiert? Wer kommt für die Fehlkosten auf? Der Geist der Sorge reichte weit hinein.
Und der Herr Jesus sagt: Das Himmelreich, da kommt ihr in eine ganz andere Atmosphäre hinein. Das Himmelreich gleicht einem Fest. An anderer Stelle hat Jesus gesagt, es sei wie wenn ein König seinem Sohn eine Hochzeit macht. Bis heute gehören Fürstenhochzeiten zu den Ereignissen, von denen die Regenbogenpresse lebt. Sie haben Millionenauflagen. Das interessiert die Menschen.
Wenn es Leben in Fülle gibt, wo man sich nicht sorgen muss, ob es reicht – Kleidung, Verpflegung und strahlende Festsäle –, ja, so ist es im Himmelreich. Dort ist nicht die Frage, ob es reicht. Halleluja! Denn der Herr der Allmächtigen hat sein Reich eingenommen. Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen – quer durch die Bibel.
Das Bild der Hochzeit als Symbol des Reiches Gottes
Ist das das Bild der Hochzeit, der Brautjungfer, des Reiches Gottes? Achperzani hätte gesagt: das Fest ohne gleichen Beginn, das strahlende Fest beginnt. Das wird ja auch etwas sein, wenn unsere kümmerliche Existenz überkleidet wird mit der Gerechtigkeit Jesu. Wenn anstelle der vielen Pannen unseres Lebens nur noch Gottes Glanz und Gottes Gegenwart sein wird.
Der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei. Jesus weiß, was unser Leben schwer macht. Das Erste ist vergangen.
Der Paulus sagt: Dann werden wir das Stückwerk unserer Erkenntnis, unserer Bibelkenntnis, unseres Durchblicks erweitert sehen. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Alles wird klar sein.
Das große Fest, auf das wir zugehen, deshalb hat Jesus dieses Bild von den Brautjungfern gewählt, die dem Bräutigam entgegengehen. Das müssen Sie in der Bibel unterstreichen: Darum geht es. Jesus sagt gleich zu Beginn: Sie zogen aus, dem Bräutigam entgegen, nicht dem Fest, dem Bräutigam.
Wir sind doch berufen zur Gemeinschaft mit Jesus, zur Würde und Schönheit unseres Glaubens. Wir sind nicht bloß für Jesus, dass wir so ähnlich leben wie Jesus, sondern mit ihm verbunden.
Als der mit Jesus gekreuzigte Verbrecher auf Golgatha sagte, er lege für ihn eine Gedenkminute ein, hat Jesus gesagt: Als Gedenkminute? Du wirst mit mir im Reich Gottes sein.
Das Sehnen Jesu geht darauf, dass wir mit ihm sind. „Kommt her zu mir“, wie die Rebe am Weinstock ist.
In der vollkommensten Ehe können noch nicht einmal Eheleute vollkommen miteinander verbunden sein. Aber selbst da passiert es oft, dass wir entdecken und lächeln und sagen: Was du gerade sagst, das hätte ich gerade auch sagen wollen. Dass wir gleich denken, gleich empfinden, gleich reagieren.
So will Jesus mit uns sein: dass seine Weisheit uns durchdringt, dass er uns bewahrt vor den eigenen Dummheiten, dass er uns hineinnimmt in seine vollkommene Gemeinschaft, dem Bräutigam entgegen.
Das ist Erlösung.
Erlösung und das wahre Sterben
Es wird in unseren Tagen viel vom humanen Sterben gesprochen. Gerade dazu möchte ich am Totensonntag etwas sagen.
Das ist sicherlich gut gemeint, und es ist wichtig, dass, wenn ich sterbe, fürsorglich eine Hand sich unter meinen Kopf legt. Aber genau das hat Jesus nicht gemeint. Erlösung und humanes Sterben sind nicht dasselbe. Oft wird in Zeitungsanzeigen gut gemeint von Erlösung gesprochen, doch das ist es nicht.
Wenn die Kraft zu Ende geht, ist der Tod nicht automatisch Erlösung. Wirklich Erlösung ist es, wenn ich weiß: Ich werde beim Herrn sein allezeit. Wenn ich dem Bräutigam entgegengehen darf, dann ist das Erlösung. Jesus ist für alle gestorben, damit die, die an ihn glauben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.
So leben wir dem Herrn, so sterben wir dem Herrn. Darum, ob wir leben oder sterben, gehören wir dem Herrn. Das ist Erlösung. Diese Erlösung kann heute beginnen, sie soll heute beginnen.
Man kann es mit den Brautjungfern vergleichen, ob klug oder töricht. Wir wollen dem Bräutigam entgegengehen – das war ein heiliger Entschluss. Wir haben es ja zum Teil mitbekommen in Nürnberg, den Ruf, die Einladung von Ulrich Parzany: Nicht ich, sondern Jesus lädt euch ein.
Das soll eine Hilfe sein, dass Jesus jetzt nachspricht und bekennt: Jesus, dir will ich gehören mit meinem ganzen Leben. Ich danke dir, dass du mich angenommen hast.
Die Bedeutung des persönlichen Glaubensbekenntnisses
Da gab es auch Spötter, die sagten: Was soll das? Seelenmassage?
Es sind doch Leute dabei, die gehören hier in Nürnberg zu den Kirchengemeinden, einige sogar zu den Gemeinschaften. Ich habe mit so einem Ehepaar gesprochen, als die Seelsorgehelfer ausgingen, weil so viele da vorne standen. Sie sagten: „Ja, wir gehören zur Gemeinschaft, wir gehören zu der und der Kirchengemeinde. Aber wir haben es noch nie richtig festgemacht, dass wir zu Jesus gehören wollen.“
Wir waren dankbar, dass sie es festmachen konnten.
Karl Gutbrot, der Kirchenrat vom Pfarrseminar, der oft von dieser Kanzel gepredigt hat, hat uns im Pfarrseminar immer wieder gesagt: Macht doch in euer Gesangbuch, in eure Bibel das Zeichen Jesu, ein Kreuz. Dort, wo „INRI“ steht, schreibt eure Initialen, zum Beispiel „Rsch“, und ein Datum dazu. So macht ihr es für euch und für den Herrn Jesus fest.
Ich will dir, Jesus, gehören – lebend und sterbend! Man darf es festmachen. Dem Bräutigam entgegen hat „Fest“ auch etwas mit „festmachen“ zu tun: fürs Fest festmachen.
Es ist keine Seelenmassage, wenn wir dazu einladen. Im Gegenteil, es ist eine Seelenpest, ansteckend bis dahin, dass wir alle einschlafen.
Die klugen und die törichten Jungfrauen – als der Bräutigam verzog – schliefen alle ein. Und die Auswahlmannschaft Jesu, seine zwölf Jünger, einschließlich der Vorreiter Petrus, Johannes und Jakobus, die gebeten hatten: „Betet mit mir!“ Ihre Augen waren voll Schlaf, und sie schliefen ein.
Jede Evangelisation, selbst jede Erweckung, die durch unser Land geht, ist oft nur wie ein kurzes Aufwachen: Augen aufmachen und „Ach ja, es wird schon reichen“, und dann schlafen wir wieder ein.
Darum durchzieht vor allem das Neue Testament immer wieder dieser Ruf: Wach doch auf, du, der du schläfst! Stärke das andere, das sterben will, dann wird dich Christus erleuchten, wenn du aufwachst.
Jetzt ist die Stunde, vom Schlaf aufzustehen, wach zu werden.
Es ist ein Weckruf, der für uns wichtig ist: Wach doch auf, sei bereit für Jesus, dem Bräutigam entgegen, aufs Fest.
Das Öl als Symbol der Glaubensbereitschaft
Das ist die einzige Stelle, an der Jesus fragt: Reicht es auch? So wie bei den Jungfrauen, den Brautjungfern, ob das Öl reicht.
Oft wurde darüber gerätselt, was mit dem Öl gemeint sein könnte. Glaubenszuversicht und Taten der Nächstenliebe oder Geduld – das könnten die Hochzeitsgeschenke sein, die wir mitbringen.
Bei uns im Korntal, wo ich wohne, ist gleich um die Ecke das Landschloss ein beliebter Ort, um Hochzeiten zu feiern. Man staunt, was die Leute aus ihrem Kofferraum alles zur Hochzeitsfeier ausladen, wenn sie eingeladen sind. Man überlegt immer, ob es eine Stehlampe, ein Staubsauger, ein Steingutentferner oder ein weißer Kuckuck ist – also riesige Pakete, die man kaum zulassen würde.
So wurde oft auch das Öl gedeutet. Doch Jesus nimmt das armseligste Lampenöl. Die kleine Funzel war nicht dazu gedacht, den Festsaal zu erleuchten. Dafür gab es andere Leuchter.
Das war bloß ein kleines Signallämmchen für den Bräutigam. Es bedeutete: Hier sind wir, du bist erwartet, du bist willkommen.
Wie nähren wir dieses Erwarten, dieses sehnliche Erwarten? Jesus, du bist willkommen. Jesus, ich warte auf dich. Jesus, ich brauche dich.
Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Vollendung
Selig sind, die zum Fest des Lammes berufen sind – dieses Wort aus der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, findet eine Entsprechung in der Bergpredigt gleich zu Beginn. Dort heißt es: Selig sind, die im Glauben arm sind, geistlich arm. Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit.
Viele sagen: „Lieber Herr, wann werde ich endlich meine Ungeduld los, meine Neigung zum Zorn, meinen sorgenvollen Geist?“ Sie rufen: „Herr, ich hunger danach, endlich ein bisschen vollkommener zu werden. Wann hört es auf, dass ich mir vornehme, die Liebe nicht mehr zu verletzen, und es dann doch wieder geschieht?“
Selig sind die, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Selig sind die, die um meines Namens willen verfolgt werden, die ab morgen früh wieder in der Synode als die Letzten übrig bleiben, in der Völkerwanderung der Zeit. Selig!
Unser Defizit, unser Mangel ist das Öl, das die Glaubensflamme nährt. „Herr, komm doch bald, mit mir ist nicht viel los. Ich brauche dich, Herr, ich brauche dich.“ Nicht das, was wir Jesus bringen an Leistungen oder Vollkommenheiten, ist das Öl, das die Lampe nährt. Das macht uns eher satt. „Ich bin schon recht, wenn die anderen außerhalb wären, wäre es gut.“ Nein, das Öl, das die Lampe nährt, sind unsere Defizite, unser Hunger.
Selig sind, die zum Fest des Lammes berufen sind. Aber auch das, was wir mit Jesus hier erleben, ist bedeutsam.
Erweckung und das Wachsen im Glauben
Ich erinnere mich noch gut an die Worte von Wilhelm Busch vor dreißig Jahren. Vielleicht stehen wir gerade mittendrin in einer Erweckung, ohne es richtig zu merken. Wir erleben das Zusammensein des Volkes Gottes und die vielen Möglichkeiten.
Sie haben hier in Ihrer Gemeinde einen weiten Horizont, was in der Weltmission geschieht und welche Taten der Liebe getan werden können. Die erste evangelische Liederdichterin, Elisabeth Cruciger, geborene von Meseritz, die auch nicht alt wurde, hat in ihrem Choral gesagt: „Dass ich hier möge schmecken deine Süßigkeit im Herzen und dürsten stets nach dir.“
Das kann auch den Hunger wecken, wenn es schon so schön ist bei Pro Christ, bei einem Gemeindetag, bei einem Christustag, beim Fest der Alpidisten oder bei der Bibelwoche. Wenn wir hören, was Gott durch schwache Menschen in Thailand tut, dann sagen wir: „Herr, wenn ich deine Süßigkeit erlebe, was du tun kannst, dann dürste ich erst recht nach dem, was du erst noch geben willst.“
„Dass ich hier möge schmecken deine Süßigkeit im Herzen und dürsten stets nach ihr“ – das ist das Öl, das die Lampe nährt. Wenn du schon so viel hier gibst, dann gib noch mehr. Ich warte auf dich, trotz unserer Defizite. Herr, ich kann es doch nicht allein schaffen, ich hungere nach dir.
„Wache auf, der du schläfst, so werde ich Christen erleuchten, dass die Erwartungsfreude auf Jesus hell aufleuchtet.“ Dieses Sehnen, diese Erwartungsfreude können sich nicht von anderen borgen. Sie können sich auch nicht anstecken lassen und von ihnen nichts abgeben. Das müssen Sie persönlich haben.
„Komm, o mein Heiland Jesus Christus, komm, du großer Bräutigam, du Heilmacher, stille du mein Verlangen.“ Lassen wir es mitnehmen von diesem Sonntag an – mit heiligem Verlangen dem Bräutigam entgegen. Wachsam sein! Amen!
Gemeinsames Singen und Gedenken der Verstorbenen
Lassen Sie uns das aufnehmen. In dem großen Choral von Philipp Nicolai „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (Nummer 147) singen wir die ersten beiden Strophen.
Sie werden gebeten, sitzen zu bleiben. Wir wollen die Namen derer hören, die aus der Ludwig-Hofacker-Gemeinde im letzten Kirchenjahr, seit dem letzten Ewigkeitssonntag, abberufen wurden: Hermann Mast, Gertrud Emminger, Irene Leistikow, Karl-Heinz Flister, Rosa Stauder, Käthe Schröer, Margarete Disch, Monika Neuhold, Manfred Seiter, Marianne Buck, Elsa Wörz, Friedrich Hamann, Marie-Luise Fingerle, Gerhard Wolf, August Schneiders, Hermine Werner, das Kind Suna Rebecca Main und Anna Amanda Koschinski.
Wir wollen uns erheben und beten.
Herr, wir danken Dir für diese Deine Menschen, die Du uns geschenkt hast, für all das, was Du uns mit ihnen gegeben hast. Du weißt, wie viel in uns aufwacht, auch von dem, was wir ihnen schuldig geblieben sind, wo Dinge unbereinigt geblieben sind und wo wir zu wenig Liebe erwiesen haben. Nimm das alles hinein in Deine Vergebung, die Du am Kreuz erwirkt hast.
Lass sie und uns zu denen gehören, die nicht bloß dem Sterben entgegengelebt haben, einem getrösteten Sterben, sondern deren Namen ewig angeschrieben sind im Himmel. Gib, dass wir mit unserem Leben nicht einen Strich durch diese Deine Festlegung machen.
Wecke in uns ein Verlangen, Dir entgegenzuleben, mit allem, was wir sind und haben. Wir danken Dir, dass Du uns angenommen hast und dass vor uns Freude, Fülle und selige Stille steht. Ich habe zu warten im himmlischen Garten, dahin sind meine Gedanken gerichtet.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Ausblick auf kommende Veranstaltungen
Darf ich Sie bitten, noch einmal Platz zu nehmen? Wir singen vom Lied 373 zwei Strophen: die Strophen zwei und vier von dem Lied „Jesu, hilf siegen, du Fürste des Lebens“. Außerdem die Strophen vier und sechs von „Jesu, hilf siegen, ihm wachen und beten“ sowie „Jesu, hilf siegen und lass mir’s gelingen!“
Vielen Dank, dass ich als Bruder heute bei Ihnen sein durfte. Wenn man keine ständige Gemeinde mehr hat, hungert man danach. Natürlich gibt es noch viele schöne Dienste, aber eine Gemeinde, mit der man sich einigermaßen zu Hause fühlt – wie in Korntal oder bei Ihnen – ist etwas ganz Besonderes. Herzlichen Dank für die Aufnahme und dafür, dass wir verbunden sein konnten mit dem ewig taufrischen Wort Gottes.
Vier Sonntage, die sich lohnen – ich glaube, das liegt auch draußen auf dem Zettel: Herzliche Einladung für alle, die noch mehr von Jesus wissen wollen. Jeweils nach dem ersten Gottesdienst, von 10:45 Uhr bis 12:00 Uhr, im kleinen Saal des Gemeindehauses. Beginnend mit dem heutigen Sonntag bis zum 14. Dezember sollen diese vier Sonntage eine lohnende Zeit sein.
Für die Adventszeit ist das ein schöner Auftakt. Wir glauben ja schon bald gar nicht mehr, dass Advent ist – seit August stehen die ersten Weihnachtsbäume in den Kaufhäusern. Aber jetzt geht es wirklich los. Am Samstagabend findet die Adventsfeier mit den Kinderfamilien um 17:00 Uhr statt. Es gibt ein Spiel über die Erwartung des Propheten Jesaja.
Um 19:00 Uhr beginnt die Feier für die ganze Gemeinde hier in der Kirche. Also: 17 Uhr mit Kindern, 19 Uhr hier für die Gemeinde.
Nächsten Sonntag liegen alle Fundsachen der letzten Monate im Gemeindehaus, im unteren Saal, auf den Tischen aus. Schauen Sie, ob Sie Ihre Sachen dort wiederfinden.
Es wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, wie wenn die Frau ihr Geldstück wiederfindet.
Nach dem ersten Gottesdienst am ersten Advent, also nächsten Sonntag, bitten wir Sie wieder, beim Adventssingen im Gemeindebezirk mitzuhelfen. Begleitet von den Posaunen singen wir an mehreren Plätzen des Gemeindebezirks, zuletzt im Krankenhaus Bethesda. Es wäre schön, wenn Sie um 10:30 Uhr mitgehen könnten.
Fünfzehn Familien und Einzelpersonen aus der Gemeinde sind in aller Welt im Missionsdienst. Wir tragen diese Dienste als Gemeinde mit – in Mosambik, Japan, Brasilien – auch durch unsere Gaben und unsere Fürbitte.
Heute beten wir besonders für den Arzt, Doktor Matthias Körner, am Turkanasee in der Wüste im Norden Kenias. Am Ausgang liegt ein Blatt zur Fürbitte aus.
Und nun wollen wir uns erheben und unter dem Segen Gottes gehen:
Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.