In Apostelgeschichte 9 wird die Bekehrung des Saulus beschrieben, der später als Paulus bekannt wurde. Saulus verfolgte die Anhänger Jesu mit großer Härte und war auf dem Weg nach Damaskus, um dort weitere Christen gefangen zu nehmen.
Plötzlich umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel, und er fiel zu Boden. Eine Stimme fragte ihn: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Saulus antwortete: „Wer bist du, Herr?“ Die Stimme sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt, dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“
Saulus war blind und musste von seinen Begleitern in die Stadt geführt werden. Dort begegnete ihm Ananias, ein Jünger, der von Gott angewiesen wurde, Saulus zu besuchen. Ananias legte ihm die Hände auf, und Saulus erhielt sein Augenlicht zurück. Er wurde getauft und begann, Jesus als den Sohn Gottes zu bekennen.
Nach seiner Bekehrung predigte Saulus in den Synagogen von Damaskus, dass Jesus der Sohn Gottes sei. Viele waren erstaunt und fragten sich, ob der ehemalige Verfolger der Christen wirklich ein Jünger geworden war.
Die Juden planten, Saulus zu töten, doch er entkam durch die Stadtmauer, indem er in einem Korb hinabgelassen wurde. Danach reiste er nach Jerusalem, wo er zunächst misstrauisch von den Jüngern aufgenommen wurde. Barnabas setzte sich für ihn ein und erklärte, wie Saulus in Damaskus mutig im Namen Jesu gesprochen hatte.
Saulus wirkte weiterhin kraftvoll und predigte frei in Jerusalem. Doch auch dort gab es Gefahr für sein Leben, sodass die Brüder ihn nach Tarsus schickten, um ihn zu schützen.
In der Zwischenzeit breitete sich das Evangelium weiter aus. Die Apostel wirkten mit großer Kraft, und viele Menschen wurden gläubig. Besonders Petrus führte Wunderheilungen durch, die den Glauben stärkten.
So zeigt Apostelgeschichte 9 eindrucksvoll, wie aus dem Verfolger Saulus ein leidenschaftlicher Apostel Paulus wurde, der das Evangelium in der ganzen Welt verbreitete.
Einführung in die Bekehrung des Saulus
Da lesen wir eine Begebenheit, die uns und auch den Kindern in der Regel gut bekannt ist: die Bekehrung des Saulus. Saulus aber schnaubte immer noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn.
Er ging zu dem Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er einige, die des Weges wären, fände – Männer wie auch Frauen –, er sie gebunden nach Jerusalem führe.
Als er aber hinzog, geschah es, dass er sich Damaskus näherte. Plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel, und er fiel auf die Erde. Dabei hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“
Er aber sprach: „Wer bist du, Herr?“ Interessant, nicht wahr? Nach vielen Jahren Theologiestudium fragte hier ein Mensch: „Wer bist du, Herr?“
Er aber sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch steh auf und geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst.“
Die Männer aber, die mit ihm des Weges zogen, standen sprachlos da, denn sie hörten wohl die Stimme, aber niemand sah sie.
Saulus aber richtete sich von der Erde auf. Als sich aber seine Augen öffneten, sah er nichts. Sie leiteten ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus. Dort konnte er drei Tage nichts sehen und aß nicht und trank nicht.
Motive der Bekehrung und äußere Einflüsse
Wir haben vor einigen Wochen hier über die Motive der Bekehrung gesprochen. Vielleicht können wir gerade auf der Folie noch einmal den Aufbau sehen. Sie liegt oben drauf. Fred, du brauchst nur auf den Knopf drücken.
Motive der Bekehrung
Wir haben gesagt, dass in den meisten Fällen unbefriedigte Bedürfnisse einen Menschen für Gott öffnen. Dabei unterscheiden wir körperliche, seelische und geistliche Bedürfnisse. Bei mir war es ganz stark der dritte Punkt: das Bedürfnis nach Sinnerfüllung und das Bedürfnis nach Vergebung der Schuld.
Das sind in der Regel selbst- und gruppenbezogene Motive, also anthropozentrische Motive, die auf den Menschen bezogen sind. Es ist aber sehr schön, wenn auch noch das gottbezogene Motiv hinzukommt – selbst wenn es nicht von Anfang an da ist.
Es kommt auch hier und da vor, dass sich ein Mensch wirklich bekehrt, weil er erkannt hat, dass Gottes Wort die Wahrheit ist. Er will Gott Recht geben und ihm die Ehre geben. Das passiert zwar, aber meistens dominieren die zuvor genannten Motive. Das ist nicht schlimm, sondern gut so. Gott gebraucht diese Motive. Später kann dann das gottbezogene Motiv noch hinzukommen.
All diese Motive sind eher innere Motive. Sie basieren auf inneren Bedürfnissen, Sehnsüchten und Ähnlichem.
Heute Morgen wollen wir einmal fortfahren und schauen, was Gott auch von außen braucht, um einen Menschen zur Umkehr zu bringen. Unsere Frage heute Morgen lautet: Was braucht Gott für eine gründliche Bekehrung?
Die Gebete anderer Christen als äußere Kraft
Als Erstes möchte ich die Gebete anderer Christen nennen. In Apostelgeschichte 9 wird berichtet, dass Saulus mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn vorging. Im Griechischen wird hierfür ein Ausdruck verwendet, der aus der Sprache von Raubtieren stammt: Er schnaubte wie ein Raubtier gegen die Jünger des Herrn. Saulus verfolgte die junge Christengemeinde heftig.
Die Frage ist nun, wie die jungen Christen darauf reagierten. Die Antwort finden wir im Neuen Testament: Sie haben gebetet. Woher ich das weiß? Das erfahre ich aus dem Matthäusevangelium. In der Bergpredigt befiehlt Jesus seinen Jüngern, für diejenigen zu beten, die sie verfolgen (Matthäus 5).
Deshalb glaube ich, dass es zur Zeit des Paulus niemanden gab, für den so intensiv und ernsthaft gebetet wurde wie für Saulus von Tarsus. Er war der Hauptverfolger, und daher wurde besonders für ihn gebetet. Ich bin überzeugt, dass in jeder Gebetsstunde sein Name genannt wurde: „Herr, segne Saulus von Tarsus, und du kannst ihn zur Umkehr bringen.“ So haben die ersten Christen gebetet, und Gott hat ihr Gebet gebraucht, um Saulus tatsächlich zur Umkehr zu führen.
Saulus ist ein Prototyp für alle starken Menschen, bei denen wir denken, sie würden sich nie bekehren. Wir sollten nie vergessen, dass Gott gerade diesen Christenverfolger zur Umkehr gebracht hat. Ich glaube, dass Gott auch heute die Gebete der Christen gebraucht.
Gott ist souverän und kann auch Menschen retten, für die nicht gebetet wurde. Das ist klar. Doch in den letzten fünfzehn Jahren habe ich kaum einen bekehrten Menschen kennengelernt, für den nicht vor seiner Umkehr gebetet wurde. Oft waren es gläubige Verwandte – wie bei mir meine gläubige Mutter und mein Vater, meine Tante und Großtante –, die intensiv für mich gebetet haben.
Manchmal sind es Bekannte oder Arbeitskollegen. Es können sogar Menschen sein, die den Betreffenden gar nicht kennen und trotzdem für ihn beten. Zum Beispiel kennt Pastor Nirmal in Indien die Menschen in Wunschiks gar nicht, und trotzdem betet er für sie und betet mit seinen Gemeindegliedern auch für uns.
Wir kennen eine Frau in Ilvesheim, die sich das Telefonbuch vorgenommen hat und Seite für Seite, Name für Name, für die Menschen in Ilvesheim gebetet hat. In der Ewigkeit wird offenbar werden, wo und bei wem Gott ihr Gebet gebraucht hat – da bin ich mir ganz sicher.
Lasst uns also dankbar sein, wenn Menschen für uns zu Christus gebetet haben, ob wir sie nun kennen oder nicht. Und lasst uns heute, wenn wir beim Herrn sind, das Gleiche tun: andere aus unserem Umfeld in treuer Fürbitte vor den Herrn bringen – namentlich und persönlich.
Gott erhört Gebet, allerdings zu seiner Zeit. Er kann auch starke, selbstsichere Menschen zur Umkehr bringen – siehe Saulus. So gebraucht Gott die Gebete der anderen Christen.
Der Stachel im Herzen als Weckruf
Ein zweites, was wir hier sehen: Bei Saulus gebraucht Gott oft einen Stachel im Herzen. Was ist das? Lasst uns Apostelgeschichte 26,14 lesen. Gott gebraucht den Stachel im Herzen.
Paulus erzählt allein in der Apostelgeschichte dreimal seine Bekehrung. Das ist sehr wichtig, denn daran erkennen wir auch die Bedeutung eines Bekehrungszeugnisses. Lasst euch davon niemand irritieren. Es hat eine ganz besondere Kraft, wenn wir wirklich zur Ehre des Herrn erzählen, wie er uns errettet hat. Es kommt nicht umsonst dreimal in der Apostelgeschichte vor.
Wir lesen in Kapitel 26, Vers 14: „Als wir aber alle zur Erde niedergefallen waren, hörte ich eine Stimme“, sagt Paulus in hebräischer Mundart, „die zu mir sagte: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.“
Im Alten Orient gebrauchten die Treiber von Ochsen und Eseln oft einen Stecken mit einem spitzen Metallstachel vorne. Wenn die Tiere nicht weitergehen wollten und ausschlugen, hielt der Treiber den Stecken einfach hinter ihre Beine. So bereiteten sich die Tiere selbst viel Schmerz. Bei störrischen Exemplaren kam es vor, dass die Beine bereits völlig zerstochen waren, bevor sie gehorsam wurden. Hart, aber wirkungsvoll.
Nun hörte Saulus vor Damaskus die Stimme: „Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.“ Was war das für ein Stachel im Herzen des Saulus?
Die Antwort: Er hatte die Steinigung des Stephanus miterlebt. Er hatte sogar die Oberaufsicht dabei gehabt. Stephanus war, als die Steine ihn bereits am Körper trafen, niedergekniet und hatte mit strahlendem Angesicht laut gebetet: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Dieser Stachel saß tief im Herzen des unbekehrten Saulus. Da betet jemand für seine Mörder – so wie es auch unser Herr Jesus am Kreuz getan hatte: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“
Wollen wir das auf uns übertragen mit dem Stachel? Gott senkt auch heute so manche Stachel in die Herzen von Menschen.
Vielleicht ist jemand unter uns, der gläubige Eltern, Großeltern oder andere Verwandte hatte, die sicherlich nicht fehlerlos waren. Aber an denen hat er doch gesehen, dass ihr Glaube echt ist, dass sie Halt, Frieden und Geborgenheit hatten, die er selbst nicht hatte.
Oder vielleicht kennst du irgendeinen bekehrten, lebendigen Christen, dem du die Liebe zu Jesus abspüren kannst. Vielleicht einen Arbeitskollegen, einen Nachbarn oder jemanden, den du im Urlaub kennengelernt hast. Oder vielleicht hast du sogar die Bekehrung eines Menschen hautnah miterlebt.
Ich glaube, das ist eine ganz gewaltige Sache und ein tiefer Stachel im Herzen, wenn ein Mensch, der selbst noch nicht errettet ist, die Bekehrung eines anderen hautnah miterlebt.
Und ich glaube, es gibt keinen tieferen Stachel, als die Bekehrung des Ehepartners mitzuerleben. Das sitzt ganz tief. Verlasst euch darauf: Ihr, die einen Partner habt, der noch nicht beim Herrn ist, der Stachel sitzt ganz tief. Da ist ein schweres, hartes Ausschlagen gegen diesen Stachel.
Oder hast du mal einen Christen sterben sehen, bei dem man mit Händen greifen konnte, dass er trotz aller Schmerzen und Tränen heimgeht zu seinem geliebten Herrn?
Bist du vielleicht selbst als Kind einmal Jesus begegnet und hast seine Liebe gespürt? Ich glaube, das sitzt auch ganz tief. Es ist der Grund, warum ich für meine Geschwister noch Hoffnung habe. Sie haben alle in ihrer Kindheit den Herrn Jesus und seine Liebe kennengelernt.
Eine Schwester von mir kam mit zwölf Jahren mal nach Hause gelaufen und sagte: „Mama, Mama, ich habe den Heiland aufgenommen.“ Ich habe ihr das vor einigen Jahren mal erzählt. Ich war ja da noch ganz klein, aber ich habe es ihr erzählt, weil ich es von meinen Eltern hörte. Es hat sie tief bewegt, aber sie ist noch nicht auf dem Weg der Nachfolge. Doch der Stachel sitzt ganz gewiss.
Ich glaube, wenn man als Kind Jesus in seiner Liebe verspürt hat, dann kann man sein Leben lang nicht mehr glücklich werden ohne Jesus. Man versucht es zwar, aber glücklich werden diese Leute nicht. Andere ja, die Jesus nicht kennen. Aber wer ihn als Kind kennengelernt hat, wird so nicht mehr glücklich.
Warst du vielleicht einmal in großer Not, in der du den Namen des Herrn angerufen hast? Und er hat dich erhört, und du spürtest seine Hand über deinem Leben, aber du hast sie nicht ergriffen in jener Situation?
Oder ist es ein Wort aus einer Predigt oder aus einem guten Buch, das einmal wie ein Stachel sich in dein Herz gesenkt hat? Und du wusstest genau, dass du umkehren musst von deinem falschen Weg?
Oder hat dich einmal ein Traum oder ein anderes schweres Erlebnis aus deinem Sündenschlaf aufgeschreckt? Und dir war ganz klar: Wenn ich mich nicht bekehre, gehe ich auf ewig verloren?
Ich glaube, man könnte hier noch eine Weile weiter aufzählen, was Gott alles als Stachel gebrauchen kann im Leben von Menschen.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ganz persönlich werden: Sag, welchen Stachel hast du heute Morgen, wenn du noch nicht dem Herrn gehörst? Welchen Stachel hast du in deinem Herzen?
Es wird dir schwerfallen, gegen diesen Stachel auszuschlagen. Es ist nicht unmöglich, aber es wird dir schwerfallen. Vielleicht wird es dir lange Zeit gelingen, vielleicht sogar bis an dein Lebensende. Aber dann wirst du auf dem Sterbebett liegen und den Stachel des Todes fühlen.
Wenn du deine Gelegenheiten verpasst hast, wirst du diesen Stachel in der Hölle fühlen. Denn du nimmst ihn mit. Verlass dich darauf. Dann wird er dich peinigen bis in alle Ewigkeit hinein.
Darum frage ich: Warum willst du denn weiter widerstreben? Mach es doch so wie der ins göttliche Licht gestellte Saulus. Es dauerte zwar drei Tage, aber dann wurde er dem auferstandenen Christus gehorsam. Jesus wurde sein Erlöser und Herr. Der Stachel war weg, aber der Sohn Gottes war da in seinem Herzen.
Die Rolle des Heiligen Geistes und des Wortes Gottes
Wir sprechen über die Dinge, die Gott gebraucht, um Menschen zur Bekehrung zu führen. Wir haben bereits erwähnt, dass es die Gebete anderer Christen sind und den Stachel im Herzen. Drittens gebraucht Gott seinen Heiligen Geist und sein Wort.
Wir lesen noch einmal die Verse 3 bis 5 aus unserem Ausgangstext, Apostelgeschichte 9, Vers 3: „Als er aber hinzog, geschah es, dass er sich Damaskus näherte, und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel, und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich?“
Saulus sah plötzlich ein Licht. Das ist ein Hinweis auf den Heiligen Geist – ein Licht von oben. Das ist der Heilige Geist. Gleichzeitig hörte er die Stimme Jesu, was ein Hinweis auf das Wort Gottes ist. Paulus wurde von einem göttlichen Licht, einem Licht von oben, umstrahlt, das in sein Leben hineinleuchtete.
Der unbekehrte Paulus, oder Saulus, ging bisher davon aus, dass es wohl unter dem Himmel kein helleres Licht geben würde als ihn selbst. Er war ja der große Theologe. Doch hier vor Damaskus kam das Licht des Heiligen Geistes in sein Herz, und die Sonne seiner eigenen stolzen Gerechtigkeit ging ihm sehr bald unter.
Das gebraucht Gott: Wenn der Heilige Geist in unser Herz hineinleuchtet, dann stellt er uns in sein Licht. In einem Lied heißt es: „Vor dich hingestellt, jede Hülle fällt.“ Als Jesaja in das göttliche Licht gestellt wurde, rief er aus: „Wehe mir, ich vergehe!“ Als Petrus im Licht des Herrn stand, sagte er: „Herr, gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch.“
Das ist immer wieder die Wirkung, wenn der Heilige Geist in ein Leben hineinleuchtet. So geht es auch heute. Niemand kommt zu einer gründlichen Bekehrung ohne das Wirken des Heiligen Geistes an seinem Herzen. Und der Heilige Geist gebraucht dazu immer das Wort Gottes. Wort und Geist sind in der Bibel eine Einheit.
Jesus sagt: „Meine Worte, die sind Geist und Leben.“ Martin Luther hat so treffend gesagt: „Der Heilige Geist kommt im Wagen des Wortes.“ Er schwirrt nicht irgendwo so durch die Gegend, sondern kommt im Wagen des Wortes.
Wir hören heute natürlich keine akustische Stimme vom Himmel, aber wer das Reden Gottes in seinem Leben wirklich begehrt, der hört die Stimme des guten Hirten beim Lesen der Bibel. Darum möchten wir hier so gerne Menschen zur Bibel und in die Bibel hineinführen. In ihr kann man Gott finden. Und wenn man ihn gefunden hat, findet man immer wieder Kraft, Wegweisung, Korrektur und Trost.
Also gebraucht Gott seinen Geist und sein Wort. Zuerst deckt er immer damit auf, wie es um uns steht. Er zeigt uns, dass vom Scheitel bis zur Fußsohle nichts Gutes an uns ist, nichts, was in seinem Licht bestehen könnte. Das ist immer schmerzlich, ganz klar, ohne Frage – es ist schmerzlich.
Aber dann führt der Heilige Geist auf den Hügel Golgatha und zeigt uns dort den gekreuzigten Herrn Jesus, den gekreuzigten Sohn Gottes, sein unschuldig vergossenes Blut, seine vollbrachte Erlösung und seine Auferstehung am dritten Tag.
Er macht uns diese Dinge zu einer Wahrheit, zu einer Realität, sodass wir sie fassen und glauben können. Dann können wir Glauben, Vergebung, Frieden, Sinnerfüllung und Geborgenheit finden. Es ist immer dieser Weg, den der Heilige Geist mit Menschen geht.
Konnte Gott dieses Werk seines Geistes und seines Wortes in unserem Leben schon tun?
Demütigung und Züchtigung als Mittel der Bekehrung
Viertens gebraucht Gott zur gründlichen Bekehrung Demütigung und Züchtigung. Wir lesen in den Versen 8 und 9: Saulus aber richtete sich von der Erde auf. Als sich aber seine Augen öffneten, sah er nichts. Sie leiteten ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus. Er konnte drei Tage lang nicht sehen, aß nicht und trank nicht.
Paulus war als Sehender blind, und er wurde als Blinder sehend. So geschieht es heute oft. Wie viele waren als Gesunde krank und wurden als Kranke gesund! Gott gab ihnen eine Krankheit des Leibes, um sie von der schlimmsten Krankheit, der Krankheit der Sünde und des Verderbens, zu heilen.
Wie viele Menschen waren als Glückliche todunglücklich und wurden als Unglückliche glücklich! Weil wir uns von Gottes Güte nur selten beeindrucken lassen, muss Gott Misserfolg, Krankheit und Zerbruch von Beziehungen in unser Leben kommen lassen. Er tut das nicht von Herzen, er tut es nicht gern. Er leidet darunter und leidet mit uns, wenn solche Dinge in unser Leben treten.
Doch als guter Pädagoge verfolgt er damit ein Ziel: Durch Zerbruch und Demütigung will er uns in die Tiefe führen, wo wir Jesus begegnen können. An der Oberfläche unseres Lebens, dort, wo alles glatt läuft und sich nichts verändert, begegnen wir Jesus nicht. Aber wenn er uns in die Tiefe führt, in den Zerbruch auch unserer Selbstgerechtigkeit, Gleichgültigkeit und Religiosität – all das, was zerbrechen muss –, da begegnen wir Jesus.
Gott will nicht unseren Willen zerbrechen und niemals unsere Persönlichkeit – das soll niemand falsch verstehen. Er zerbricht nicht die Persönlichkeit, aber er zerbricht falschen Stolz, falsche Selbstgerechtigkeit und Gleichgültigkeit.
Hat er auch in deinem Leben Demütigung und Züchtigung gebraucht, oder ist er vielleicht gerade dabei, diese Dinge anzuwenden? Dann kommt es darauf an, dass du sie als Sprache seiner werbenden Liebe verstehst, als Heimsuchung im wahrsten Sinne des Wortes. Er will dich nicht laufen lassen. Er ist an dir interessiert und möchte dich zu sich ziehen. Er will nichts anderes, als dich an seinem Herzen zu haben – und zwar für immer.
Gründliches In-sich-Gehen und seelsorgerliche Hilfe
Den fünften und sechsten Punkt möchte ich hier nur nennen, um dann zum siebten Punkt zum Schluss zu kommen.
Fünftens gebraucht Gott ein gründliches In-sich-Gehen. Wir lesen noch einmal Vers 9 und Vers 11: „Und er konnte drei Tage nichts sehen und aß nicht und trank nicht.“ Habt ihr schon einmal drei Tage lang nicht gegessen und nicht getrunken? Ich noch nicht in meinem Leben. Er aß nicht und trank nicht und war drei Tage blind.
Und dann Vers 11: „Der Herr aber sprach zu Ananias: Steh auf und geh in die Straße, welche die Gerade genannt wird, und frage im Haus des Judas nach einem mit Namen Saulus von Tarsus, denn siehe, er betet.“ Saulus hat diese drei Tage zur Stille, zum Fasten und zum Gebet genutzt. Das war ein gründliches In-sich-Gehen, nicht ein sich Beklagen, wie wir es von Natur aus gerne tun, sondern ein wirkliches In-sich-Schlagen.
Hier kam es zu einer echten, gründlichen Buße und zu einem echten Neuanfang. Es gibt heute so viele oberflächliche Bekehrungen. Nach einem christlichen Vortrag wird schnell mal die Hand gehoben, und zack, schon ist jemand bekehrt oder zumindest wird er dann als bekehrt angesehen. Oder es gibt irgendeine Schnellbekehrung auf einem Wochenendseminar. Das ist zu wenig, das ist nicht gründlich genug. Es kommt nicht zu dieser wirklichen göttlichen Herzenserneuerung. Es wird nicht der Grund gelegt, auf dem sich wirklich göttliches Leben in einem Menschen offenbaren kann, wo Christus unser Leben werden kann.
Darum kann ich nur sagen: Hier im Text gebrauchte Gott ein gründliches In-sich-Gehen bei Saulus. Wenn wir im Rückblick merken, dass unsere Bekehrung nicht gründlich genug war, dann darf man das auch nachholen. Dann darf man auch jetzt sagen: Herr, ich will noch einmal gründlich über mein ganzes Leben nachdenken und mich dir wirklich ausliefern – mit allen Lebensbereichen. Ich will dir nicht oberflächlich nachfolgen.
Sechstens braucht Gott oft seelsorgerliche Hilfe von anderen Christen. Lasst uns Vers 10 lesen: „Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias, und der Herr sprach zu ihm in einer Erscheinung: Hananias!“ Er sprach: „Siehe, hier bin ich, Herr.“
Und dann lesen wir Vers 17 und 18: „Hananias aber ging hin und kam in das Haus. Und er legte Saulus die Hände auf und sprach: Bruder Saulus – wunderbare Anrede, Bruder Saulus nennt er ihn –, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Weg, den du kamst, damit du wieder sehend und mit heiligem Geist erfüllt werdest.“
Und sogleich fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er wurde sehend, stand auf und ließ sich taufen.
Gott gebraucht oft seelsorgerliche Hilfe. Von Menschen haben wir das aufmerksam gehört. Erst durch den Dienst dieses schlichten Bruders Hananias fiel es bei Saulus wie Schuppen von den Augen. Er war noch nicht bekehrt. Gott gebrauchte diesen einfachen Bruder Hananias. Geistliche Geburtshilfe ist also legitim.
Wenn du kurz vor der Bekehrung stehst und dich nach seelsorgerlicher Hilfe sehnst, dann such dir eine oder einen Hananias. Such dir einen Menschen, zu dem du Vertrauen hast, von dem du weißt, dass er oder sie bekehrt ist und dir helfen kann. Dann kannst du zusammen mit ihm oder ihr diesen Schritt der Lebensübergabe tun.
Das muss kein Evangelist sein, das muss kein berühmter Prediger sein. Eine schlichte Schwester oder ein schlichter Bruder genügt vollkommen. Aber hoffentlich sind wir, die wir errettet sind, bereit zu solchem Dienst. Wenn wir einmal zu einem solchen Menschen hingeführt werden oder mit ihm zusammengeführt werden und sehen, dass er diese wichtige Hilfe braucht, dann hoffentlich sind wir bereit und in der Lage, diesen Dienst zu tun.
Die persönliche Begegnung mit Christus als Kern der Bekehrung
Ich möchte mit einem letzten Gedankengang zum Schluss kommen.
Siebtens: Der Kern einer echten Bekehrung ist und bleibt die persönliche Begegnung mit Christus. Ob Christus wirklich zum Zentrum im Leben eines Bekehrten geworden ist, zeigt sich oft erst Wochen, Monate oder sogar Jahre später.
Bei Paulus war dies schon nach wenigen Tagen deutlich. Wir lesen in 1. Korinther 9,19-20: „Und nachdem er Speise genommen hatte, kam er zu Kräften. Er war aber einige Tage bei den Jüngern in Damaskus, und sogleich predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser der Sohn Gottes ist.“
So schnell geht es bei den meisten Menschen nicht, und hoffentlich auch nicht. Wenn heute nach nur wenigen Tagen Leute anfangen zu predigen, muss ich große Fragezeichen setzen. Es kommt vor, dass Menschen schon kurz nach ihrer Bekehrung auf die Kanzel geschickt werden, aber das ist sicher nicht gut.
Bei Paulus war das anders, und es war in Ordnung. Er predigte Jesus, weil er völlig von Christus ergriffen war. In seinem Herzen lebten fortan Liebe und Leidenschaft für Jesus.
Es macht mir manchmal wirklich zu schaffen, wenn ich Christen kennenlerne, bei denen von all diesen Dingen nichts zu spüren ist. Ich nenne das dann ein „Ach und Krach“-Christentum: mit Ach und Krach wird die Bibel gelesen, mit Ach und Krach geht man sonntags in die Gemeinde, und vom Rest ganz zu schweigen.
Also, so soll es bei uns nicht sein, und so muss es auch nicht sein. Christentum ist nicht das Erfüllen irgendwelcher Dogmen, sondern eine persönliche Beziehung zu Gott durch Jesus Christus.
Ich sage es immer wieder, ich werde nicht müde, das zu betonen: Diese persönliche Beziehung ist zuerst eine Liebesbeziehung. Er hat uns zuerst geliebt. Sie ist auch eine Vertrauensbeziehung, denn er ist vertrauenswürdig. Und sie ist eine Gehorsamsbeziehung, denn er ist der Herr.
Das sind die Merkmale dieser persönlichen Beziehung zu Jesus.
Man merkt einem Menschen an, ob er wirklich Christus begegnet ist oder ob er nur einem frommen Menschen oder einer frommen Gruppe begegnet ist. Das gibt es auch manchmal: Menschen bekehren sich zu irgendeinem Menschen oder zu einer Gruppe hin, aber nicht zum auferstandenen Christus. Und das merkt man einem Menschen an. Da fehlt das Entscheidende, da fehlt einfach dieses Herzblut, die Freude und die Leidenschaft für Jesus und die Ganzhingabe an ihn.
Darum: Wer das so noch nicht kennt, der flehe darum und ruhe nicht, bis er wirklich Christus begegnet ist. Und wer es kennt, der lebe fröhlich weiter darin und pflege diese persönliche Beziehung zu Jesus.
Abschluss und Gebet
Lassen wir uns nach dem, was wir miteinander bewegt haben, einen Augenblick still werden, jeder für sich auf seinem Platz. Vielleicht ist ein Gebet in unserem Herzen ein Dank, ein Lob für das, was wir selbst erleben durften, oder auch eine Bitte und Fürbitte für die Menschen, die uns jetzt besonders vor Augen stehen.
Lassen wir uns ein paar Augenblicke still sein. Ich schließe diese Stille mit einem Gebet.
Herr Jesus Christus, ich möchte dir von ganzem Herzen danken, dass hier viele sind, die dir ganz persönlich begegnet sind und die zu einer echten und gründlichen Bekehrung gekommen sind. Danke, Herr, dass auch ich das erleben durfte. Es ist nicht mein Verdienst, es ist niemandes Verdienst, es ist deine Gnade.
Und doch sehen wir, dass du auch die Ernsthaftigkeit des Menschen mitgebrauchst. Wir haben auch andere Merkmale gesehen, die du mitgebrauchst. Danke, Herr, wo andere für uns gebetet haben. Danke, wo du einen Stachel in unserem Herzen gebraucht hast. Danke, Herr, wo es dein Wort und dein Geist waren. Danke, wo du auch Demütigung mitgebraucht hast und Züchtigung. Danke, wo andere Menschen uns Wegweiser sein durften und vielleicht auch in der Stunde der Bekehrung behilflich waren.
Herr Jesus, für all das danken wir dir von Herzen. Und wir möchten nun bitten: Wenn jemand unter uns ist, der das so nicht kennt, noch nicht erlebt hat oder nicht gründlich genug, dann lass ihn doch erkennen, wo es fehlt, und sich von Herzen danach ausstrecken.
Wir beten auch, Herr, für Menschen, die gar nicht hier sind, die diese Botschaft auf der Kassette hören werden oder ganz andere, denen wir in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten begegnen werden. Wir beten besonders für die noch nicht erretteten Ehepartner, für die noch nicht erretteten Kinder oder auch Eltern, dass du dein Werk an ihnen tust und dass du uns Glaube und Zuversicht schenkst, dass du sie erretten wirst.
Wir wollen sie nicht durch Unglauben verloren geben, sondern auf dich harren. Du bist am Werk, auch wo wir es nicht sehen, wo wir es nicht mit Händen greifen können. Aber du bist am Werk, auch im Verborgenen.
Wir geben dir die Ehre! Amen.
