Das Buch Richter ist ein recht spannendes Buch. Ihr kommt jetzt in einen Bereich, in dem wirklich Bibel-Action beginnt. Mein Joshua war schon gar nicht schlecht, aber da gab es zwischendrin, das habt ihr gemerkt, Passagen, die eher ein bisschen langatmig sind. Da wird zum Beispiel fünf Seiten lang aufgezählt, wo die Grenzlinien der einzelnen Stämme verlaufen. Das ist schon eine Herausforderung.
Oder 48 Levitenstämme hintereinander – das ist schon, naja, das hat es in sich. Da steht man vor der Seite und fragt sich, ob das Pflichtbewusstsein reicht, das jetzt zu lesen oder nicht. Das wird euch im Buch Richter nicht passieren. Richter ist einfach spannend, manchmal sogar ein bisschen gruselig.
Was ihr auch merken werdet beim Buch Richter ist: Obwohl die Geschichte des Volkes Israel weitergeführt wird, stehen nicht die Geschichtsabläufe im Vordergrund. Bei uns liegt im Moment ein Geschichtsbuch mit den Grundzügen der deutschen Geschichte auf der Toilette, und jeder, der dort eine Sitzung hat, nimmt sich das Buch und liest weiter. Ich bin gerade bei Ludwig dem Vierzehnten und habe dann wieder verstanden, was Merkantilismus ist. Das wäre Geschichte, chronologisch betrachtet, ja? Also Ludwig der Vierzehnte, und dann gab es halt, was weiß ich, den Krieg mit jenem, den Krieg mit dort.
So ist das Buch Richter nicht aufgebaut. Was das Buch Richter will: Es möchte zwar auf der einen Seite ein bisschen Chronologie bringen, aber es hat ein ganz anderes, viel tieferes Interesse. Es möchte euch einzelne Charaktere vorstellen, die relativ viel Raum bekommen. Außerdem möchte es, dass wir im Betrachten dieser Charaktere eine ganze Menge lernen.
Insbesondere möchte es uns zeigen, wie die generelle Entwicklung des Volkes Israel zur Zeit der Richter stattgefunden hat.
Weil ihr eine super gute Kassettenreihe habt, die ihr alle hören sollt, werde ich heute fast nicht auf den Inhalt des Buches eingehen. Wir werden uns heute ganz viel mit dem Thema Struktur beschäftigen. Ich kann das nicht besser erklären, als es auf diesen Kassetten ist, und es wäre irgendwie Blödsinn, das dann selbst zu versuchen.
Was ich heute mit euch gemeinsam überlegen möchte, ist Folgendes: Ich lese ein Buch wie das Buch der Richter. Irgendjemand hat sich irgendwann hingesetzt und dieses Buch geschrieben. Die Frage ist nun, wie hat er das Buch aufgebaut? Wie hat er es strukturiert?
Wenn ihr in der Schule gelernt habt, einen Aufsatz zu schreiben, wisst ihr, dass ein Aufsatz immer drei Teile haben muss: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Das wird so oft wiederholt, dass es fast schon eingetrichtert wird. Und wehe, man hat das nicht – dann gibt es vielleicht eine schlechte Note.
Ganz so einfach ist es in der Bibel oft nicht. Strukturen zu erkennen fällt dort häufig etwas schwerer. Aber wie kann man das machen? Wie kann man in einem Buch wie dem Buch der Richter Strukturen erkennen? Worauf müsste man beim Lesen achten? Wie würdet ihr das angehen?
Wiederholung – das ist ein ganz wichtiger Punkt. Haltet euch immer vor Augen: Wozu wurden diese Bücher geschrieben? Was sollte man damit machen? Hauptsächlich lesen? Nie! Zuhören. Genau, sie wurden nicht dazu geschrieben, um sie einfach zu lesen, sondern um sie vorzulesen.
Deshalb machen viele Dinge, an die wir uns gewöhnt haben – wie die großen, fetten Kapitelzahlen oder die kleinen Versangaben – vor allem beim Lesen Sinn. Du kannst über die kleinen Sternchen im Text hinwegsehen, die anzeigen, wo ein Vers endet und ein neuer beginnt, ohne dass es dich stört.
Stellt euch aber vor, jemand würde wirklich versuchen, einen Teil aus der Bibel vorzulesen – mit Sternchen, mit Kapitel- und Versangaben. Ich möchte das jetzt gar nicht vormachen, aber jeder von euch kann sich vorstellen, wie sich das anhört. Oder ich mache mal ein kleines Beispiel:
Kapitel 5: Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg, und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Vers 2, und er tat seinen Vers 3, Vers 4...
Das willst du nicht hören, da geht alles verloren.
Warum sind Wiederholungen also wichtig? Weil, wenn ich in einem vorgelesenen Text etwas deutlich machen möchte, wenn ich sagen will: Hier ist eine Zäsur, eine Pause, die ihr unbedingt hören sollt, dann brauche ich Texte, die sehr eingängig und ähnlich klingen. Durch die Wiederholung merke ich: Ah, hier endet ein Sinnabschnitt.
Heute haben wir etwas Ähnliches in der Bibel gelöst durch die Kapitel. Kapitel 1 – da sehe ich die fette Eins und weiß: Hier fängt etwas Neues an. Oder wir haben es durch Absätze oder Zwischenüberschriften noch deutlicher gemacht.
Aber wenn du einen Text fortlaufend hörst, sind es in erster Linie die Wiederholungen, die uns helfen zu erkennen: Hier ist eine Zäsur.
Was noch? Worauf könnte ich neben den Wiederholungen achten, um Strukturen herauszufinden? Bestimmte Einleitungsworte? Einleitungsworte wären in diesem Fall aber auch Wiederholungen. Ja, das wäre dann auch nur ein Satz, an dem man erkennt, dass hier etwas Ähnliches noch einmal beginnt. Solche Dinge, wie wir sie im Buch der Richter haben, werden wir später noch genauer betrachten. Aber auch das ist zunächst eine Wiederholung.
Gibt es noch andere Strukturmerkmale, die man in einem solchen Buch finden könnte? Worauf könnte man beim nächsten Lesen achten?
Man kann auf die handelnden Personen achten. Wie viele sind es? Stehen sie in Beziehung zueinander? Tun sie alle dasselbe oder sind es unterschiedliche Personen? Das wäre noch ein Punkt, auf den ich achten würde: Gegensätze zum Ausdruck bringen. Zum Beispiel wird der eine sehr positiv dargestellt, der andere eher negativ. Oder der eine ist negativ, der andere sogar noch viel negativer.
Worauf könnte man noch achten?
Das hätte ich auch erwähnt. Im ersten Buch Mose ist es ganz auffällig, dass immer wieder gesagt wird: „Dies ist die Geschichte von ...“. Wenn dieser Satz fünfmal vorkommt, muss das etwas mit der Einteilung des Buches zu tun haben. Ähnlich ist es im Matthäusevangelium. Dort heißt es nach den Reden: „Nachdem er die Reden vollendet hatte...“ – das klingt wie ein Abschluss. Wenn dieser Satz fünfmal vorkommt, deutet das auf fünf Sinnabschnitte hin.
Manchmal spielen auch Zeitformen eine Rolle. Was ist damit gemeint? Manchmal wird aus früheren Büchern berichtet, also in der Vergangenheit erzählt, und dann folgt wieder ein Einschub. Das ist eine kleinere Struktur, wenn man vom großen Buch auf das einzelne Kapitel herunterbricht. Man erkennt den Erzählstrang, der dann zurück in die Vergangenheit blickt, um anschließend in der Gegenwart weiterzuerzählen. Das wäre eine kleinere Geschichte innerhalb der größeren.
Ich möchte noch ein wenig auf die größere Geschichte, auf das ganze Buch, eingehen. Fällt euch noch etwas ein?
Wenn nicht, machen wir weiter.
Also, wo gehört das Buch Richter zeitlich hin? Wo befinden wir uns gerade? Wo sind wir mit dem Buch Richter ungefähr? Zwölfhundert, Dreizehnhundert vor Christus? Vierzehnhundert vor Christus?
Okay, wir machen mal einen Zahlenstrang, auch auf die Gefahr hin, dass manch einer sagt, das haben wir schon so oft gemacht. Ich würde gerne mal wissen, ungefähr wo, schätzt ihr, kommt Abraham hin? Ganz ungefähr. Abraham ist unser Erster – wo bauen wir den hin? Ich hätte gerne ein paar Zwischenrufe dazu.
Tobi sagt: 3000 wird geboten. Bietet einer mehr oder weniger? 1000 wird geboten, 1500 wird geboten, 2000. Nun bleiben wir bei 2000. Wir einigen uns auf Abraham 2000, okay? Das ist einfach eine Zahl, die ihr euch merken könnt. Das ist nicht super kompliziert, einfach, damit ihr ein bisschen was im Kopf habt. Abraham also um 2000 vor Christus. Natürlich hat der Kerl länger gelebt, aber das ist ungefähr die Größenordnung.
So, dann kam schon richtig: Mose war 1500 vor Christus. Wann war der Einzug ins Land Kanaan? Ich gehe jetzt von 2000 vor Christus aus, das alles vor Christus. 1500 vor Christus ist der nächste Schritt. Was kommt als nächstes? Moses 1500. Jetzt müssen wir ein bisschen exakter werden. Das Geburtsdatum weiß ich nicht, aber das ist, glaube ich, eine unqualifizierte Zwischenfrage, oder? Sag mir lieber, was tausend war.
David, Saul, David ist 1000 vor Christus. Und jetzt noch einmal 500 Jahre weiter, ins fünfte Jahrhundert. Was bauen wir dahin? Einfach nur, damit wir so eine Größenordnung haben, da schreibe ich jetzt nur noch „fünftes Jahrhundert“. Genau, das ist die Zeit des Exils.
Okay, das sind die Zahlen, von denen ich mir wünsche, dass ihr sie wirklich im Kopf behaltet. Weil sie euch helfen, Dinge, die ihr in der Bibel lest, zu katalogisieren.
Wo muss ich jetzt die Zeit der Richter eintragen? Genau, zwischen Mose und David. Mose erlebt den Einzug selbst ja nicht mehr, sondern das ist etwas, was dann unter Joshua passiert. Also müssen wir hier in der Größenordnung etwa 400 Jahre ansetzen. Zack!
David selbst ist nicht das Ende der Richterzeit, sondern womit hört das Buch der Richter auf? Mit welchem König? Mit Saul. Denn Saul ist der erste König, und der erste König wird natürlich diese Regentenschaft der Richter beenden.
Also befinden wir uns jetzt ungefähr in der Größenordnung von 1400 vor Christus bis 1000 vor Christus, sehr grob.
Der Autor des Buchs Richter ist wahrscheinlich der Prophet Samuel. Das sagt jedenfalls der Talmud, und es gibt auch nichts, was dem widersprechen würde.
Der Zeitraum der Abfassung – wann ist das Buch geschrieben worden?
Dazu möchte ich euch bitten, dass ihr Richter 1,21 aufschlagt. Dort heißt es: „Aber die Söhne Benjamins vertrieben nicht die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, so blieben die Jebusiter bei den Söhnen Benjamins in Jerusalem wohnen bis auf diesen Tag.“
Das bedeutet, das Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, als die Jebusiter noch in Jerusalem wohnten. Jetzt stellt sich die Frage: Wann hörten die Jebusiter auf, in Jerusalem zu wohnen? Wer hat sie aus Jerusalem vertrieben?
Kann das jemand beantworten? Joab und David, steht im 2. Samuel. Am Anfang, Kapitel 5. Dort heißt es in Vers 6: „Und der König“ – das ist in dem Fall tatsächlich David – „zog mit seinen Männern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die Bewohner des Landes.“
Ja, und dann nimmt er die Stadt ein. 2. Samuel 5,6-7. Das geschah etwa im Jahr 1004 vor Christus.
Also können wir sagen, hier gibt es einen Eckpunkt: Das ist der letztmögliche Zeitpunkt, zu dem das Buch noch so geschrieben worden sein kann. Denn bis auf diesen Tag wohnten die Jebusiter in Jerusalem. Ab 1004 vor Christus, kann man freundlich sagen, wohnten keine Jebusiter mehr dort. Das ist also der späteste Termin.
Nun schauen wir uns die andere Richtung an: Wann war es denn frühestens möglich, das Buch zu schreiben? Dazu schlagen wir Richter 17,6 auf.
Das ist eine dieser Wiederholungen. Ihr findet den Satz noch dreimal im Richterbuch, nämlich in Kapitel 18,1, 19,1 und 21,25. Immer wieder ein ähnlicher Satz, der da heißt – ich lese ihn jetzt aus Richter 17,6: „In jenen Tagen war kein König in Israel, jeder tat, was recht war in seinen Augen.“
Der Schreiber vergleicht also die Zeit der Richter mit etwas, was noch kommen sollte: der Zeit unter den Königen. Er sagt, damals, als es die Richter gab, konnte jeder machen, was er wollte. Es gab nämlich keinen König, und das war eigentlich nicht gut.
Das heißt wiederum, das Buch kann erst geschrieben worden sein zu einem Zeitpunkt, an dem man Erfahrungen – und zwar positive Erfahrungen – mit dem Königtum gesammelt hatte.
Diese positiven Erfahrungen können eigentlich erst mit der Herrschaft von König Saul eintreten, dem ersten König. Er begann ungefähr 1043 vor Christus zu regieren.
Also können wir sagen: Saul musste schon regiert haben, damit man sagen kann, früher, als es noch keinen König gab, da war alles besser oder schlechter.
Auf der anderen Seite kann das Buch nicht nach 1004 vor Christus entstanden sein, weil im Buch gesagt wird, dass die Jebusiter bis auf diesen Tag in Jerusalem wohnten. Und dieser Tag, an dem sie aufhörten zu wohnen, ist der Tag der Eroberung Jerusalems durch David.
Irgendwann in dieser Zeitspanne zwischen 1043 vor und 1004 vor Christus, wahrscheinlich eher in der Zeit Sauls, wurde dieses Buch als Rückblick geschrieben.
Sein Inhalt lässt sich einfach zusammenfassen: Der Verfasser hat diese Zeit ja selbst miterlebt. Er hat schon die Erfahrung gemacht, dass Samuel der letzte der Richter ist. Er ist derjenige, der den ersten und dann auch den zweiten König salbt.
Er ist der, der von hier aus zurückblicken kann und sagen kann, was uns die Zeit der Richter eigentlich gebracht hat.
Deswegen ist er auch der Mann, bei dem man wirklich sagen kann, dass nichts dagegen spricht, dass er das Buch der Richter geschrieben hat.
Kommen wir nochmals zum Inhalt. Worum geht es im Buch der Richter?
Ich habe keinen besseren Titel gefunden als den, den Keith Green beziehungsweise seine Witwe über die Biografie von Keith Green gewählt haben. Kennt jemand das Buch? Es heißt "Kompromisslos", auf Englisch "No Compromise". Das ist das Thema des Buches der Richter: keine Kompromisse.
Das Buch der Richter zeigt uns, was passiert, wenn im Leben von Gläubigen Kompromisse eingegangen werden und wohin das führt. Dies wird uns exemplarisch am Volk Israel verdeutlicht.
Schauen wir uns jetzt ein wenig die Struktur an. Wie gesagt, heute liegt der Schwerpunkt ganz stark auf der Struktur, weil ihr euch die Kassetten anhören sollt. Also möchte ich das jetzt beenden.
Fangen wir vorne an: Richter 1,1 bis Kapitel 2,5 kann man als eine Art Vorwort verstehen. Ich schreibe das hier mal als Vorwort auf. Es geht um die Ereignisse nach dem Tod Josuas. Das Volk Israel versucht, das Land einzunehmen, doch wir lesen vor allem, dass dieser Versuch nur sehr unvollständig abgeschlossen wurde.
Dazu ein paar Anmerkungen: In Vers 19 heißt es im zweiten Teil, dass die Bewohner der Ebene nicht vertrieben werden konnten, weil sie eiserne Wagen hatten. Das bedeutet, es blieben Leute übrig. In Vers 26 wird ein Mann am Leben gelassen. Dieser Mann zog in das Land der Hethiter, baute dort eine Stadt und gab ihr den Namen Luz – so heißt sie bis auf diesen Tag. Hier beginnt man, sich mit Leuten zu verbünden und gibt ihnen die Möglichkeit zu fliehen, statt sie, wie eigentlich vorgesehen, zu töten.
In Vers 28 wird eine andere Methode beschrieben, die man anwenden kann, wenn man jemanden nicht vertreiben kann oder will: „Und es geschah, als Israel stark geworden war, da stellte es die Kanaaniter zur Zwangsarbeit, doch vertreiben konnte es sie nicht.“ Das Gleiche finden wir auch in den Versen 30 und 33.
Zu allem Übel – und das ist noch nicht das Schlimmste – lässt man irgendwo ein paar Feinde übrig. Das Schlimmste passiert dem letzten Stamm, der hier aufgezählt wird, nämlich dem Stamm Dan. In Vers 34 heißt es: „Und die Amoriter drängten die Söhne Dan ins Gebirge, denn sie gaben ihnen nicht die Möglichkeit, in die Ebene herabzukommen.“ Hier ist also ein Stamm, der es nicht nur nicht schafft, sein eigenes Gebiet vollständig einzunehmen, sondern der von seinen Feinden einfach weggedrängt wird. Er bekommt gar keine Chance, größere Gebiete einzunehmen.
Man merkt, dass wir hier die ersten Seiten lesen und noch im Kopf haben, dass Joshua gesagt hatte: „Nehmt jetzt das Land ein.“ Er hielt vielleicht die letzte Ansprache, das Wichtigste war getan, und sie hätten nun nur noch im Glauben den Rest erobern sollen. Doch wenn man die ersten anderthalb Seiten liest, denkt man sich: Oh je, das ist ja furchtbar daneben gegangen. Ein bisschen hat geklappt, aber vieles nicht.
In Kapitel 2, zu Beginn, folgt eine Strafpredigt. Der Engel des Herrn ermahnt das Volk Israel, und sie weinen. Eigentlich könnte man sagen: Wunderbar, ein schönes Vorwort. Mal schauen, wie es jetzt weitergeht. Doch dann stellt man fest, in Kapitel 2, Vers 6, kommt das gleiche Thema noch einmal. Man liest in Vers 1: „Es geschah nach dem Tod Josuas“, und dann in Kapitel 2, Vers 6 denkt man sich: Das ist ja ein komischer Sprung. Josua ist tot, aber jetzt sind wir wieder an einem Anfang.
Wenn man das als Zeitstrahl betrachtet, sieht man Folgendes: Josua ist tot – wunderbar, wir haben es verstanden. Der Zeitstrahl entwickelt sich, und es passiert dies und das. Dann kommt irgendwann der Engel des Herrn und ermahnt das Volk. Doch in der Geschichte springen wir jetzt wieder an den Anfang zurück und starten noch einmal: „Josua entließ das Volk, und die Söhne Israel gingen hin, jeder in sein Erbteil, um das Land in Besitz zu nehmen.“ Eigentlich springen wir sogar noch ein gutes Stück weit zurück.
Wir gehen die Geschichte durch und zeigen im ersten Vorwort, dass die Eroberung unvollständig ist und das Ergebnis Weinen ist. Dann springen wir noch einmal zurück und bekommen in Kapitel 2, Vers 6 bis Kapitel 3, Vers 4 ein zweites Vorwort. Ich schreibe das mal hier drunter: Vorwort eins und darunter Vorwort zwei (2,6 bis 3,4).
Das ist etwas, auf das man achten könnte: Wo stehen wir gerade in der Erzählung? Wenn jemand noch einmal an den Anfang zurückspringt, darf man das merken und sich überlegen: Erzählt er mir jetzt gerade dasselbe noch einmal? Oder will er mir, indem er noch einmal von vorne anfängt, vielleicht eine zweite Seite derselben Medaille zeigen? Ist das Erste vielleicht die Seite, wie es sich für die Menschen darstellt, und das Zweite eine geistliche Interpretation, warum es von Gott aus dazu kommen musste?
Wir finden in Kapitel 2, Vers 22 und 23, dass Gott seinem Volk einige Hindernisse in den Weg stellt, um herauszufinden, ob sie wirklich bei ihm bleiben würden. Es ist vielleicht eine geistliche Lektion, die uns allen nicht passt, die aber jeder in seinem Leben erleben wird: Gott gibt uns Probleme, um zu sehen, wo unser Herz steht. Bist du angesichts der Probleme bereit, ganz auf den Herrn zu vertrauen? Oder ist dein Glaube nur eine oberflächliche Erscheinung, die tief drin keine wirkliche Veränderung bewirkt hat?
So wie es im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld heißt, dass es Leute gibt, die nur für eine Zeitlang glauben – da ist tief drin nicht wirklich etwas passiert. Oder ist der Glaube wirklich eine Herzenseinstellung, bei der du sagen kannst: Egal, was kommt, ich werde an diesem Gott festhalten, egal welcher Feind sich in meinem Leben dazwischenstellt, ich werde nicht loslassen?
Das sind zwei ganz grundsätzliche, unterschiedliche Dinge. Das eine ist echter Glaube, das andere ist nur: Ich bleibe Gott so lange treu, wie er mir in meinem Leben am besten noch in Richtung meiner Ziele hilft. Sobald Gott nicht mehr so reagiert, wie ich ihn mir vorstelle, will ich mit diesem Gott auch nicht mehr viel zu tun haben.
Schauen wir uns dieses zweite Vorwort an. In Vers 10 heißt es: „Und auch jene ganze Generation“ – das ist die Generation, die zwar nach dem Tod Josuas lebte, aber noch etwas von den Wundern Gottes miterlebt hatte. Das sind Leute, die Gott in ihrem eigenen Leben erlebt hatten, Gottes wunderbares Handeln erfahren hatten. „Und auch jene ganze Generation wurde zu ihren Vätern versammelt, und eine andere Generation kam nach ihnen auf, die den Herrn nicht kannte.“
Die meisten haben keine Kinder. Aber dieser Vers sticht mich persönlich: Es kann passieren, dass die Kinder gläubiger Eltern den Herrn nicht mehr kennen. Hier ist es mit einer ganzen Generation passiert. Und auch das Werk, das Gott für Israel getan hatte, ist für diese Generation unbekannt.
Was ist die Folge der Unwissenheit? Welche Taten passieren jetzt? Wir haben schon einiges gesehen: In Kapitel 1 werden Eroberungen nur unvollständig durchgeführt. Das ist das, was auf menschlicher Seite herauskommt. Was noch nicht drinsteht, aber durch den Engel des Herrn am Ende des ersten Vorworts gesagt wird, steht in Kapitel 2, Vers 2: „Und ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes schließen, ihre Altäre sollt ihr niederreißen.“ Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.
Hier waren Leute bereit, weil sie Gott nicht kannten, einen Vertrag oder ein Abhängigkeitsverhältnis mit Ungläubigen einzugehen – genau mit denen, die sie eigentlich vertreiben sollten.
Doch das reicht noch nicht: In Kapitel 3, Vers 6 lesen wir: „Und sie nahmen deren Töchter als Frauen und gaben ihre Töchter ihren Söhnen, und dienten ihren Götzen.“ Das heißt, wir haben nicht nur eine unvollständige Eroberung. Wir haben nicht nur, dass das Volk Israel mit den Kanaanern einen Bund oder mehrere Verträge geschlossen hat – was wir heute vielleicht Angriffspakt nennen würden. Sondern es geht weiter: Plötzlich hast du einen Kanaaniter als Schwiegervater, eine kanaanitische Frau als Schwiegertochter.
Natürlich ist klar: Wenn die Kanaanitern ein Fest für ihren Gott haben und dich einladen, ist das schon fast eine Frage der Höflichkeit, dass man dort vorbeischaut. Und wenn du dann feststellst: Wir Israeliten haben unser Problem, unser Gott ist unsichtbar. Aber die Kanaanitern haben einen Gott, den man sehen kann – das Ding ist fünf Meter hoch aus purem Gold, und man versteht, was sie machen. Sie werfen sich nieder, sie haben etwas zum Anfassen.
Wenn ihr ihre Riten erlebt hättet, wäre das einfach irre im Vergleich zu dem nüchternen Kult, den wir praktizieren. Wir müssen Lämmerschlachten machen, bei denen Blut spritzt. Die Kanaanitern haben etwas viel Besseres, sage ich euch. Im Lauf der Zeit kommt man zu der Einsicht, dass es vielleicht günstig wäre, diesen Göttern zu dienen. Seit Jahrhunderten scheint es den Kanaanitern gut zu gehen.
Was Israeliten an Geschichte vorzuweisen haben, ist hauptsächlich Sklaverei und ein bisschen Wüstenerfahrung. Gut, da war etwas mit Gott, aber was uns unsere Eltern nicht so richtig erzählt haben: Gott soll das gemacht haben, aber eigentlich wissen wir nicht genau, was Gott gemacht hat.
Hier aber haben wir diesen Gott der Kanaanitern, den kann man anfassen. Und dann wollen wir ihm auch dienen. Das ist das Ergebnis dieses zweiten Vorworts: Abfall von Gott. Das Volk ist wirklich weg.
Man liest bis Kapitel 3, Vers 6 und denkt: Halt, stopp, das kann einfach nicht wahr sein – wo sind sie gelandet? Man kommt noch aus der Joshua-Erfahrung heraus: Ja, und du stürmst durch Sieg, Sieg, Sieg, es gibt noch ein ermahnendes Wort von Joshua, alle sind glücklich, jetzt geht es los. Eine Generation später ist der Traum ausgeträumt.
Das Volk vermischt sich mit dem Volk, das da ist, und seine ganzen Prinzipien, die Chance, ein von Gott auf übernatürliche Weise geführtes Volk zu sein, lösen sich auf. Die Chance, anders zu sein, ein Vorbild für andere zu sein und als Volk auf den einen lebendigen Gott hinzuweisen, ist völlig erledigt.
Wir sind genau wie die anderen. Offiziell sind wir Israeliten, aber wir verhalten uns genauso wie die, die um uns herum wohnen. Es macht keinen großen Unterschied mehr, ob man uns oder die anderen anschaut.
Was passiert jetzt? Wir haben unsere beiden Vorworte gesehen. Beide enden auf der natürlichen Seite mit Weinen und auf der geistlichen Seite mit Abfall.
Und jetzt kommt der Hauptblock, das eigentliche Mittelstück des Buches Richter, in dem es auch um die Richter selbst geht. Bislang ging es nämlich gar nicht um Richter, sondern nur um Eroberungen und warum diese nicht gelingen.
Man kann das Buch folgendermaßen darstellen: Gott lässt sein Volk immer wieder durch eine bestimmte Kurve laufen. Diese Kurve sieht so aus – ich male sie hier hin. Das ist die Kurve des Buches Richter. Sie beginnt oben und soll den geistlichen Zustand des Volkes ausdrücken.
Ich schreibe hier oben auf den Berg das Wort „Abfall“. Das Volk fällt von Gott ab – mit all den Dingen, die wir eben gehört haben: Götzendienst, Verschwägerungen mit Kananitern, Bündnisse und so weiter. Die Folge ist eine Züchtigung durch Gott, weil er sein Volk liebt. Das ist übrigens sein Vorrecht. Wenn Gott seine Kinder nicht züchtigen würde, weil er sie nicht liebt, würden sie einfach ins Verderben laufen – das tut er nicht.
Das ist auch der Grund, warum Christen, wenn sie sündigen, ein schlechtes Gewissen haben und ihnen dann vieles nicht mehr gelingt. Sie merken, da ist etwas faul in ihrem Leben. Dann greift Gott ein, und man denkt: „Ah ja, das ist gut.“ Ich mag es zwar nicht, wenn Gott in so einer Situation eingreift, aber ich freue mich immer wieder, dass Gott mich nicht loslässt. Und genau das tut er hier auch.
Deshalb entsteht eine Not – das ist der nächste Schritt. Die Frage ist: Wie reagiert das Volk auf diese Not? Was tut es? Es merkt irgendwie, dass etwas faul ist. „Jetzt sind wir schon ein Jahrzehnt unterdrückt. Vielleicht sollten wir doch zu Gott umkehren.“ Irgendwie ist da noch etwas im Hinterkopf. Das Volk beginnt, zu Gott zu schreien.
Also schreibe ich hier: „Schreit zu Gott, er erhört.“ Und er erhört im Buch Richter auf eine ganz bestimmte Weise – und zwar immer auf dieselbe Weise: Er erweckt einen Retter. Dieser Retter ist ein Richter, in einem Fall auch eine Richterin, nämlich Deborah. Dieser Richter befreit das Volk von der Not und führt es zweitens immer wieder zurück zu Gott. Deshalb schreibe ich hier oben das Wort „Rettung“.
Und das Ganze funktioniert meistens wie lange? Vierzig Jahre. Etwas genauer: keine ganze Generation, aber fast. Nicht bis der Richter tot ist, sondern solange der Richter lebt, ist alles gut.
Aber das Problem ist: Der Richter stirbt irgendwann. Der Retter ist irgendwann tot, und dann ist es vorbei. Übrigens ist das die Hoffnung, die wir haben: Unser Retter stirbt niemals, er lebt ewig, und deswegen ist unsere Rettung ewig. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Richter rettet, irgendwann stirbt er, und das Volk fällt wieder ab. Es entsteht wieder Not. Sie schreien erneut zu Gott, Gott erhört und erweckt einen neuen Richter, der eine neue Rettung bringt. Aber diese neue Rettung führt sie nicht näher zu Gott. Wir haben es eigentlich mit einem Kreislauf zu tun, der sich im Großen und Ganzen immer weiter nach unten entwickelt.
Diese Rückbesinnungen – wir würden sie vielleicht Buße oder Bekehrung nennen – werden immer oberflächlicher. Am Anfang geht das noch richtig hoch, und alle sind begeistert. Ihr werdet sehen, beim letzten Richter, wenn er kommt und sagt: „Ich würde euch gern befreien“, da antworten sie: „Wir wollen gar nicht befreit werden.“
Das ist dann das letzte Ende. Am Anfang sind sie noch glücklich, und am Ende haben sie eine Art Einverständnis gefunden: „Wir wissen, wie wir mit den Philistern klarkommen. Und du, Richter, lass uns bloß in Ruhe. Das Einzige, was du uns einbringst, sind Scherereien. Wir wollen gar nicht mit ihnen Frieden schließen, oder wir sehen die Not gar nicht so groß. Es ist eine Not, aber wir kommen damit klar.“
Gott erweckt einen Richter, und keiner will ihn haben. So endet das Buch der Richter.
Aber das sind wir noch nicht. Erstmal muss man das hier sehen: Das ist die Generallinie – Abfall, Not, Hinwendung zu Gott, Gott erhört, der Richter kommt und Rettung.
Gut, jetzt kommen wir zum Schluss. Ich habe euch gesagt, es gibt ein zweifaches Vorwort und auch ein zweifaches Nachwort.
Das erste Nachwort beginnt in Kapitel 17, Vers 1. Ich schreibe das hier hinten hin: Nachwort 1, Kapitel 17, Vers 1 bis Kapitel 18, Vers 31. Ihr könnt euch schon denken, dass NW für Nachwort 2 steht. Dieses umfasst dann den ganzen Rest von Kapitel 19, Vers 1 bis Kapitel 21, Vers 25.
Schauen wir uns nun kurz an, worum es dabei geht. Dabei finden wir einige Themen, auf die ich euch nur hinweisen möchte.
Fangen wir an mit dem ersten Nachwort, Kapitel 17, Vers 1. Dort wird in sehr eindrücklicher Weise eine Geschichte erzählt, die zeigt, wie sich die Dinge, die im Vorwort als Erklärungen für den Abfall gebracht werden, praktisch auswirken.
Ihr werdet beim Lesen des Nachworts feststellen, dass es überhaupt nicht chronologisch angeordnet ist. Die Geschichten, die hier erzählt werden, spielen irgendwann in dieser Zeit. Es sind herausgegriffene Beispiele für die Folgen dessen, was im Vorwort erklärt wird.
Im Vorwort wird erklärt, warum sich Leute abwenden und wie das passiert ist. Hier im Nachwort wird an Beispielen gezeigt, welche Folgen das in der Praxis hat. Zum Beispiel werdet ihr in Kapitel 18, Vers 31 etwas zum Thema Missachtung wahrer Anbetung lesen.
Es ist eine Geschichte, bei der ihr einfach nur staunen werdet und denken könnt: Das kann nicht wahr sein! Nicht nur, dass jemand seinen eigenen Götzendienst aufbaut – der Stamm Dan wird hier genannt. Das sind jetzt Parallelen, auf die ihr achten könnt. Erinnert euch: Im ersten Vorwort ging es um den Stamm Dan. Dieser Stamm wurde verdrängt und durfte nicht dort wohnen, wo er eigentlich wohnen sollte.
Im ersten Nachwort taucht der Stamm Dan wieder auf. Diesmal sehen wir ihn unterwegs nach Norden, auf der Suche nach einem neuen Wohnort, da sie nicht dort bleiben dürfen, wo sie eigentlich wohnen sollten.
Auf dem Weg dorthin treffen sie jemanden, einen Leviten, der zwischenzeitlich arbeitslos war und dann eine Anstellung als Priester gefunden hat – allerdings als Götzenpriester.
Die Daniten sind so begeistert von ihm, dass sie denken: „Wisst ihr was? Wir sind ja nur ein kleiner Stamm, und jetzt sind wir schon vertrieben. Wie wäre es, wenn wir uns so einen eigenen Priester anschaffen und eine eigene Religion gründen? Wenn wir sonst nicht erreichen, was wir geistlich erreichen sollten, sind wir wenigstens nicht ganz verloren. Einen eigenen Priester, ein eigenes Götzenbild, so eine Art Stammesreligion – damit wir wieder wissen, wofür wir leben und warum wir hier auf der Erde sind. Das wäre doch klasse!“
Das ist die Geschichte im ersten Nachwort. Hier findet ihr unseren Stamm Dan auf dem Weg nach Norden, das Erbe Gottes hinter sich lassend. Sie haben kein Interesse und keine geistliche Kapazität, das einzunehmen, was Gott für sie vorgesehen hat. Stattdessen landen sie im Götzendienst.
Das sieht alles noch sehr religiös aus. Ja, es sind immer noch Israeliten, und es klingt noch ein bisschen gut, aber im Grunde ist es Götzendienst.
Im zweiten Vorwort habt ihr etwas zum Thema Heirat gelesen, nämlich dass man sich mit den Kanaanitern verbunden hat.
In Kapitel 19 werdet ihr eine furchtbare Geschichte lesen, in der das heilige Gebot der Gastfreundschaft gebrochen wird: Eine Frau wird zu Tode vergewaltigt. Danach kommt es zu einem Krieg, bei dem der Stamm Benjamin fast ausgerottet wird.
Beim Lesen merkt man sofort: Der Schreiber möchte uns wohl sagen, dass, wenn wir die Anbetung des lebendigen Gottes verlassen und geistlich gesehen Hurerei betreiben, wir auch jeden Bezug zur natürlichen Liebe und zu einem menschenwürdigen Umgang miteinander verlieren.
Das zeigt sich in Nachwort 1 und Nachwort 2. Wenn ihr die beiden Nachworte miteinander vergleicht, werdet ihr viele Parallelen entdecken. Es scheint eine Linie durchzuziehen.
Es gibt sehr viele Parallelen, auf die ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte.
Schauen wir uns den Mittelteil noch ein bisschen genauer an. Insgesamt werdet ihr zwölf Richter kennenlernen. Von diesen zwölf Richtern wird genau die Hälfte, nämlich sechs, in dem Buch eine besondere Rolle spielen. Sie sind es, die hier in diesem Zyklus, den ich euch vorgestellt habe, erweckt werden. Letztlich wird das gesamte Buch hauptsächlich aus ihren Lebensberichten bestehen, das Buch ist um ihr Leben herum gewoben.
Diese sechs Richter werden mit immer demselben Satz eingeführt. Das ist das, was Cornelia vorhin sagte: ein wiederholender Satz, der uns auffallen darf. Wir schauen uns jetzt an, welche das sind. Wir gehen sie mal durch, dann habt ihr die Namen schon mal gehört. Ihr könnt sie auch in eurer Bibel markieren. Wenn ihr dann dort seid, merkt ihr: Jetzt kommt ein wichtiger Mann.
Kapitel 3, Vers 7. Ich würde euch raten, dass ihr euch jetzt eine Tabelle anlegt, wenn ihr mitschreibt, auf eurem Blatt. Eine dreispaltige Tabelle: In die erste Spalte tragt ihr die Bibelstelle ein, die ich vorlese, in die zweite Spalte den Namen des jeweiligen Richters und vielleicht, wenn ihr wollt, in die dritte Spalte den Namen des Feindes, gegen den er gekämpft hat. Also: drei Spalten – Bibelstelle, Name des Richters, Feind. Dann habt ihr schnell eine Übersicht und könnt das beim Lesen verfolgen.
Ich lese mal Kapitel 3, Vers 7, und das ist der Satz, der dann immer wieder kommt: "Und die Söhne Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn, und vergaßen den Herrn ihren Gott, und sie dienten den Balim und den Ascherem." (3,7)
Jetzt sind wir hier oben, ja, das könnte ich jetzt hinschreiben: 3,7 = Abfall.
Dann kommt 3,8: "Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Cushan-Rischatajims, des Königs von Mesopotamien, und die Söhne Israel dienten dem Cushan-Rischatajim acht Jahre." (3,8)
Jetzt sind wir hier unten angekommen: Not.
Und dann rutscht mal eins weiter: Vers 9: "Und die Söhne Israel schrien zu dem Herrn um Hilfe. Da ließ der Herr den Söhnen Israel einen Retter erstehen, der sie rettete." (3,9)
Wie heißt dieser Retter? Othniel, der Sohn des Keners, der Bruder Kalebs, der jünger war als er. Also der erste Richter heißt Othniel und errettet sie aus der Hand des Königs von Mesopotamien.
Othniel, genau wie man spricht: Niel, Mesopotamien.
Darf ich mal von euch erfahren: Was war das Wichtigste im Leben Othniels? Und das müsst ihr wissen, also die meisten hier, das müsst ihr wirklich wissen, das ist absolut wichtig. Othniel hatte in seinem Leben einen einzigen Vorteil, der ihn über alle Männer seiner Zeit erhoben hat.
Jetzt schreibe ich hier Othniel. Ganz wichtig: Was hatte Othniel, was andere nicht hatten? Vielleicht das A und O im Leben eines Mannes. Er hatte eine eigene Stadt, aber er hatte noch etwas anderes. Er hatte den Heiligen Geist, er hatte noch etwas.
Ihr müsst ein bisschen pragmatischer sein, wie es im Alten Testament ist. Kaleb war nicht sein großer Bruder? Der Bruder Kalebs, der Jüngere? Ah, doch, da habe ich etwas anderes im Kopf. Okay, gut, weiter.
Du hast Recht. Nein, genau, Caleb ist sein Onkel, aber der Punkt, den du hast, ist das Vorbild, nicht einmal etwas ganz anderes. Er hatte etwas noch viel Wichtigeres als einen Onkel, der der Stadt bekannt ist. Er hat das schon im Buch Josua gelesen.
Echt nicht? Kaleb wollte eine Stadt erobern, vielleicht erinnert ihr euch noch an die Geschichte. Ja, er hatte die richtige Frau, ganz genau.
Das A und O ist die richtige Frau. Er hat eine Frau, die ihn geistlich wirklich vorangebracht hat, eine Frau, die an seiner Seite einfach eine Stütze war. Eine Frau, für die es sich lohnte, zu kämpfen. Und als er sie hatte, sorgte sie dafür, dass sein eigenes geistliches Erbe einfach größer wurde. Sie ging noch einmal zu ihrem Vater, also was du uns hier gegeben hast.
Ach, das sind mehr – ja, das reicht noch nicht. Also die richtige Frau ist ganz wichtig. Eine Lektion am Rand.
Ich wollte ja mehr über Struktur machen, aber das solltet ihr wissen: Othniel, der erste Richter, ist dadurch besonders, dass er die richtige Frau hat.
Springen wir weiter. Kapitel 3, Vers 12: Nicht, dass ihr denkt, ein guter Richter verändert das Herz, und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn. Also steht in eurer ersten Spalte jetzt Kapitel 3, Vers 12, da steht wieder dieser Satz. Und der Feind, den wir jetzt haben, heißt Eglon. Da machte der Herr Eglon, den König von Moab, "stark gegen Israel, weil sie taten, was böse war in den Augen des Herrn." (3,12)
Tobi, weißt du warum? Was zeichnet Eglon aus? Genau, Eglon war ein sehr fetter Mann, heißt es in der Bibel.
Also, der zweite Richter, der Eglon ein Schwert in den Bauch rammt, bis es von Fett umschlossen ist – hier haben wir den Griff zu sehen – ist Ehud. Ehud und Eglon war ein Moabiter, das heißt, der Feind heißt Moab.
Und in der Geschichte möchte ich auf etwas hinweisen: Ehud ist einer, der zum König von Moab kommt, Tribut entrichtet, umkehrt, und an einer bestimmten Stelle – ihr dürft überlegen, wo, das ist eine Frage im Artikus – wieder umkehrt, nochmal zurückgeht zu dem König von Moab und sagt: "Du, ich hätte da ein persönliches Wort von Gott an dich." Und Moab sagt: "Okay, ich schick mal alle raus, das möchte ich alleine hören."
Und dann, als Linkshänder – man hatte nur die falsche Seite untersucht, ob er da sein Schwert trug, die andere Seite war unverdächtig – aber als Linkshänder hat er ihm sein Herz abgestochen. Ja, und dann hat er zugesperrt, ist abgehauen, und die anderen dachten, Eglon muss aufs Klo. Als seine Diener nachschauten, war Ehud über alle Berge und der König tot.
Also ich kann mir nur vorstellen: Er war ein sehr fetter Mann, vielleicht kann man das einfach so durchstechen. Gebogen? Okay, gut, ich weiß es nicht, ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht, ob es gebogen war.
Aber was ihr mitkriegen sollt, ist ein Zweifaches: Erstens bestand seine Taktik darin, dass er sagte, er habe eine Botschaft für ihn. Und zweitens steht etwas ganz Interessantes hier, und das ist mir fast noch wichtiger, dass ihr das seht.
Es beginnt danach ein Krieg, und in diesem Krieg nimmt er zusammen mit den Ephraimitern teil. Wollt ihr sehen, wo das steht? Hier, Vers 27: "Und es geschah, sobald er heimgekommen war, stieß er ins Horn auf dem Gebirge Ephraim, und die Söhne Israel zogen mit ihm vom Gebirge hinab, und er ging ihnen voran. Und er sagte zu ihnen: Jagt mir nach, denn der Herr hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben." (3,27)
Sie zogen ihm nach und nahmen den Moabitern die Furten des Jordan und ließen niemanden hinübergehen.
Ehud gegen die Moabiter nimmt die Furten des Jordan mit Hilfe der Ephraimiter. Behaltet das nur mal im Kopf.
Aber ich möchte nachher noch einmal darauf eingehen. Also ich schreibe nun mal hier das Wort "Ephraimiter" kurz hin.
Wir gehen einen kleinen Schritt weiter und kommen zu einer bemerkenswerten Frau.
Ab Kapitel 4, Vers 1: "Und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn, nachdem Ehud gestorben war." (4,1)
Wird der Schamgar total vernachlässigt, oder ist er nur noch ein Richter, oder?
Ja, ich nehme jetzt nur diese sechs größeren Richter.
Ich habe mich nur gewundert, weil es nicht steht, "nachdem Schamgar gestorben war", deswegen.
Und vor dem Schamgar steht es auch gar nicht mehr, dass die Söhne Israel böse taten.
Warum? Die Frage lautet: In Kapitel 3,31 taucht ja noch ein Richter auf, Schamgar.
Und was ich gerade vorgelesen habe, "und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn, nachdem Ehud gestorben war", das müsste ja eigentlich heißen "nachdem Schamgar gestorben war", denn Schamgar ist ja auch ein Richter.
Ich meine, er hat jetzt nicht so viel gemacht, dass man ihm mehr als einen Vers gewidmet hätte.
Woran kann das liegen? Habt ihr eine Idee?
Genau, das wäre eine Variante.
Es ist nicht ausgeschlossen, sondern eher sogar ziemlich wahrscheinlich, dass das Phänomen eines Richters eine lokale Erscheinung war.
In einem bestimmten Bereich gab es diesen Richter.
Der Richter selber ist ja kein Herrscher, kein König, der über das ganze Land regiert, sondern einer, der normalerweise für eine Zeit der Not in einem bestimmten Bereich einfach von Gott erweckt wird.
Und es kann durchaus sein, dass es zeitgleich verschiedene Richter gibt oder dass sich die Zeiten einfach überschneiden oder dass dann eine lokale Not von Gott durch einen Richter gerettet wird, aber dass dieser Ehud zum Beispiel die ganze Zeit einfach noch regiert oder Richter ist, und dass er geistlich betrachtet den größeren Einfluss hatte.
Aber das ist nur eine Annahme, es steht nicht da.
Aber es steht eben auch nicht da, dass der eine stirbt und dann der andere 35 Jahre später kommt, wie wir es bei den Königen sehen werden.
Da geht es wirklich so: "Und nachdem er gestorben war, kam der und der, und nachdem er gestorben war, kam der und der."
Das haben wir hier nicht.
Wir haben vielmehr, dass Gott rettet auf eine Weise, die uns erstmals verblüfft, indem er an einer bestimmten Stelle, wo eine Not ist, einen Retter sendet.
Das wäre zumindest auch meine Erklärung, dass das nicht zeitgleich sein muss.
Zurück zu unserer Tabelle:
Kapitel 4, Vers 1 steht da, und wir haben hier eine Richterin, die interessanterweise nicht erweckt werden muss, sondern schon da ist, also schon ihren Dienst tut.
Vers 4: "Debora, eine Prophetin, die Frau des Lapidot, war Richterin in Israel zu jener Zeit." (4,4)
Der Feind sind die Kanaaniter.
So, wir haben jetzt hier unten Deborah, und wir merken schon: Frauen spielen eine große Rolle in diesem Buch.
Denn es ist nicht nur eine Richterin, die die Kanaaniter besiegt, indem sie ihrem Feldherrn Barak die nötige Schützenhilfe gibt – einfach das moralische Standing, dass er sich auch wirklich traut, in den Krieg zu gehen.
Sondern es ist auch eine Frau, die den Heerführer der Kanaaniter, Sisera, umbringt, indem sie ihm einen Zeltpflock durch die Schläfe treibt.
So, ich schreibe einfach mal ganz plopp hin: Hier ist eine Frau.
Und ich weiß nicht, ob ihr wisst, wo das ist.
Also, wenn du hier so einen Pflock reinhaust, der liegt da gerade, und du setzt da einmal an und machst so Batsch, ja, und dann ist einfach vorbei.
Du haust ihn quasi – ich weiß nicht – Schläfe ist doch hier, oder? Hier oben?
Ah ja, okay, wunderbar, das hatte ich.
Also: "Pflock durch Kopf", ist das richtig? Schläfe ist Pflock durch Kopf, gut.
Genau, wir sehen Frauen der damaligen Zeit, die häufiger mal Zelte auf- und abbauen.
Die konnten Pflöcke einschlagen, sie wussten, was das bedeutet.
Da ist so ein Schädel eines Sisera kein Problem.
Ich glaube auch, dass Deborah dauernd hier irgendwie jemanden umbringt.
Ich meine, sie hat ja schon das Gebot, dass man tatsächlich nicht töten soll.
Und die Frage ist, ob der Zweck die Heiligung der Zweck die Mittel rechtfertigt.
Also erstmal hatten sie das Gebot, die Kanaaniter auszurotten.
Das war das erste Gebot, was jetzt hier zählt: Wir sollten das Land erobern.
Sie waren das Mittel, das Gott einsetzen wollte, um über die Kanaaniter Gericht zu halten.
"Töten" ist wahrscheinlich auf Mord gemeint, oder?
Das, was in den Zehn Geboten "töten" meint, ist in erster Linie Mord.
Eine Frau beendet durch ihr Handeln einen Krieg.
Und ihr merkt: Othniel – richtige Frau, Ehud kommt ohne Frau entscheidend aus, Deborah – und dann das, was wir eben gehört haben.
Der Nächste, Kapitel 6, Vers 2: "Und die Hand Midianiters wurde stark über Israel." (6,2)
Kapitel 6, Vers 1 haben wir wieder gelesen: "Und die Söhne Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn, da gab er sie in die Hand Midians sieben Jahre." (6,1)
Also, wir haben hier den Richter Nummer vier, den wir betrachten wollen, den vierten großen Richter, und der heißt Gideon.
Ich schreibe ihn mal hier unten hin.
Kapitel 6, Vers 1, das müsste in eurer ersten Spalte stehen, in der zweiten Spalte Gideon, in der dritten Spalte Midian.
Gideon kennt ihr schon ein bisschen, oder?
Gideon ist der, der berufen wird, als er nicht auf einer Tenne, sondern auf einem Feld den Weizen drischt – ich weiß gar nicht, was er da drischt, vielleicht Gerste.
Der dann zwar hört, dass er berufen ist, aber sich nicht so ganz sicher ist, ob er richtig gehört hat, und das Vlies auslegt.
Er ist derjenige, der den Auftrag bekommt, das Götzenbild umzureißen.
Und sich dann sagt: Naja, bei Tag mache ich das mal lieber nicht, aber bei Nacht ist das okay, und das dann auch macht.
Da sind alle furchtbar aufgebracht: Wie kannst du das machen?
Ja, rennen sie zu seinem Vater und sagen: Das geht nicht, was sein Sohn hier macht.
Und sein Vater, ein ganz weiser Mann, sagt: Na wisst ihr was, wenn irgendwas hinter diesem Götzenbild steckt, dann soll er sich doch selber verteidigen.
Und wenn nicht, na seht klar, wer der Stärkere ist.
Das ist die Geschichte.
Es kommt zum Kampf: Er tritt mit ich weiß nicht wie vielen Tausend Mann an.
Gott reduziert die Armee, ich glaube, auf ein Prozent ungefähr, von dreißigtausend auf dreihundert.
Und dann vor ihnen im Tal das feindliche Heer, dreihundert Mann oben auf dem Berg.
Jeder von ihnen hat eine Fackel in der Hand.
Auf ein bestimmtes Zeichen hin zerbrechen sie die Krüge, halten die Fackeln hoch, es gibt Krach, sie stoßen in ihr Horn und rennen los.
In diesem Heerlager der Feinde entsteht eine irrationale Verwirrung.
Sie bringen sich alle selber um.
Und der Krieg ist aus.
Und du denkst dir: Super!
Im Neuen Testament werde ich in diesem Vers lesen, dass auch wir den Schatz Gottes in irdenen Gefäßen tragen.
Oder anders ausgedrückt: Dass wir das Licht, das wir von Gott haben, in einem Leib tragen, der, damit wir siegen können, im Leben zerbrochen werden muss.
Wenn wir nicht bereit sind, uns selbst zerbrechen zu lassen, wird das Licht nicht scheinen und der Sieg nicht da sein.
Genauso wenig, wie Gideon hätte siegen können.
Und er liest die Geschichte – oder er wird sie lesen – und denkt: Was für ein Mann!
Aber dann wendet sich das Blatt.
Eben noch der Mann, der das Götzenbild umreißt und gegen den Feind kämpft, die Midianiter besiegt.
Und plötzlich gibt es ein paar Dinge, die man gar nicht hören mag.
Fangen wir mit dem Ersten an, auch wenn es das Zweite hier im Buch ist, Vers 22, Kapitel 8:
"Und die Männer von Israel sagten zu Gideon: Herrsche über uns, sowohl du als auch dein Sohn und deines Sohnes Sohn, denn du hast uns aus der Hand Midians gerettet." (8,22)
Gideon aber sagte zu ihnen: "Nicht ich will über euch herrschen, auch mein Sohn soll nicht über euch herrschen, der Herr soll über euch herrschen."
Und bis dahin sagt ihr: Gideon, du hast völlig Recht.
Und Gideon sagte: "Eine Bitte will ich von euch erbitten."
Und an der Stelle kippte er.
"Gebt mir jeder einen Ring von seiner Beute", denn sie hatten goldene Ringe, weil sie Ismaeliter waren.
Sie sagten: "Gern wollen wir sie dir geben", und sie breiteten ein Obergewand aus und warfen darauf jeder einen Ring von seiner Beute.
Das Gewicht der goldenen Ringe, die er erbeten hatte, betrug eintausendsiebenhundert Schekel Gold, abgesehen von den Halbmonden und den Ohrgehängen und den Purpurkleidern, die die Könige von Midian getragen hatten, und abgesehen von den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele gehangen hatten.
Der nächste Satz lässt uns geistlich gesehen so ein Stückchen das Blut in den Adern gefrieren:
Gideon machte daraus einen Effod.
Effod ist so ein Priestergewand, und man ist sich nicht ganz klar, ob es an der Stelle nicht sogar bedeutet, so ein ganzes Standbild.
Was willst du denn mit einem Priestergewand, Gideon?
Er stellte es in seiner Stadt auf, in Ofra.
Ja, und wozu?
Und ganz Israel hurrte ihm dort nach.
Merkt ihr was?
Der Richter, das erste Mal, der Richter.
Der erste Teil der Geschichte ist Befreiung vom Götzendienst, also ich mache mal das Thema Götzendienst hier.
Im ersten Teil der Geschichte Befreiung, im zweiten Verführung.
Der gleiche Mann, der befreit, verführt.
Das Gleiche sehen wir in der anderen Geschichte noch mal.
Weiter oben: Er ist auf der Verfolgung der Midianiter, kommt an ein paar Städten vorbei, und das müsst ihr dann selber lesen, Kapitel 8, die Verse 1 bis 21.
Diese Städte unterstützen ihn nicht in seinem Krieg.
Und der Mann, der eben noch dem Heer der Midianiter hinterherrennt, wird, nachdem der Krieg beendet ist, derjenige sein, der diese Städte umbringt.
Hier ist er der Befreier der Midianiter, und auf dem Rückzug schon wird er der Verfolger der Brüder.
Wir merken: Gideon ist so etwas wie eine Scheidung, wo du merkst, das Böse lässt sich nicht mehr einfach nur auf etwas außerhalb drängen.
Irgendwie ist dieser Abfall schon so weit heruntergekommen, dass jetzt selbst der Richter schon das eigene Volk verführt.
Man fragt sich, wie soll das jetzt noch weitergehen?
Schauen wir es uns an.
Es geht weiter mit etwas, was man ganz, ganz schwer einordnen kann.
Mit jemandem, der eigentlich kein Richter ist.
Und wenn ihr die Struktur des Buches vor Augen habt, ihr geht immer wieder eure Schraube durch, dann kommt jetzt ein absoluter Bruch.
Denn der Nächste, der über Seiten hinweg beschrieben wird, ist eigentlich kein Richter.
Die nächste Person, die hier auftaucht und der man gerechtfertigterweise mal Aufmerksamkeit schenken muss, weil der Schreiber ihr einen so breiten Raum gibt, heißt Abimelech.
Abimelech ist kein Richter.
Abimelech ist ein König, ein selbsternannter, aber ein König.
Und wenn man will, ist er der erste König Israels.
Abimelech ist ein Sohn Gideons und hat diesen zurückhaltenden Namen: "Sohn des Königs."
Also Abimelech heißt "Sohn des Königs."
Als Gideon sagt: Eigentlich möchte ich nicht über euch herrschen, und dann habe ich da eine Frau, die hat ein Baby, und die fragt mich: Na, sag mal, wie soll unser Kind heißen?
Sohn, sagt er, ach, nennen wir es doch einfach Sohn des Königs.
Na ja, ist interessant, aber ich denke, du willst gar nicht König sein.
Aber das macht nichts, komm, wir nennen das Kind einfach mal Sohn des Königs.
Merkwürdig, oder?
Und dieser Sohn des Königs verhält sich auch wie ein König.
Er bringt erst seine ganze Verwandtschaft um, damit sich keiner ihm in den Weg stellt.
Und dann macht er allerlei andere Dinge.
Einen erwischt er nicht, aber er macht viele andere Sachen.
Wir stellen fest: Sein Ende ist interessant.
Wisst ihr, wie er umkommt?
Von einer Frau, mit einem Steinbecher, von Mühlsteinen irgendwie aus dem Turm herunter.
Genau, er steht unten an einem Turm, oben steht eine Frau.
Sie sieht ihn dort unten und sagt: "Ich habe nur eine Chance."
Nimmt den Mühlstein und – bisch! – ja, wer schaut hoch, was ist das? Und wird erschlagen.
Also, nur damit ihr beim Lesen daran denkt: Woran denkt ihr beim Lesen?
Das hatten wir doch schon mal, oder?
Eine Frau rettet ihr Volk vor einem Tyrannen, indem sie den Kopf des Feindes zertrümmert.
Hier: Pflock durch Kopf, ja.
Und jetzt haben wir das Gleiche noch einmal.
Ich baue das ganze Bewusstsein noch ein bisschen parallel auf, damit ihr seht, was im Prinzip dahintersteht in der Struktur des Buchs.
Abimelech steht von seinem Ende her irgendwie parallel zu Sisera beziehungsweise Deborah.
Nur hier wird das Volk vor einem fremden Tyrannen gerettet, und hier wieder eine Frau zerschmettert den Kopf des Tyrannen.
Oder Tyrann ist er, ein Israelit, und er ist nicht irgendeiner, er ist der Sohn Gideons.
Also Parallele: Frau.
Und wir merken, wie der Abfall voranschreitet.
Kein externer Feind mehr, sondern ein interner Feind.
Schauen wir uns den nächsten an.
Kapitel 10, Vers 6.
Ja, ich habe die Tabelle immer.
Also bei Abimelech kann ich die Tabelle schlecht fortsetzen, weil er kein Richter ist.
Es gibt keinen Vers und als Feind vielleicht Israel.
Also ich habe in meiner Tabelle da einen Strich, wo einfach nur Abimelech steht.
Ich sage, der ist als Einschub drin.
Er ist nicht wirklich ein Richter, aber er ist der, der die Struktur in einer ganz markanten Weise unterbricht.
Deswegen müssen wir an der Stelle hinschauen.
Du kannst ihn – und so habe ich das für mich ein Stück weit gemacht – mit Gideon zusammen sehen.
Aber mir scheint, dass Gideon derjenige ist, der die Wasserscheide des ganzen Buches bildet.
Und dadurch, dass man diesen Tod weitergibt, hätte er auch einfach nur sagen können: Er starb im Krieg.
Was weiß ich, wie die ganzen anderen Leute umgekommen sind.
Aber mir scheint, dass es dem Schreiber darauf ankam, seinen Tod deshalb auch zu betonen, weil er so ähnlich ist wie der Tod des Kaisers.
Er hat Gericht geübt, meinst du.
Kapitel 10, Vers 6.
Dazwischen sind wieder kleinere Richter, Thola und Jair.
10,6 wären für eure Tabelle dann: "Und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn, und sie dienten den Balim und den Astaroth und den Göttern Arams und den Göttern Sidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Söhne Ammon und den Göttern der Philister." (10,6)
Keiner ausgelassen, ha?
Und sie verließen den Herrn und dienten ihm nicht.
Also, wir sind jetzt so weit, dass der Gott Israels nicht mehr ein Gott unter vielen ist, sondern sie dienen allen – nur nicht mehr ihrem eigenen Gott.
So, dann kommt Gott und verkauft sie in die Hand der Philister und der Ammoniter.
Wir werden an der Stelle relativ wenig über die Philister hören, sondern mehr über die Ammoniter.
Deswegen reicht es, wenn ihr in der Tabelle Ammon hinschreibt: 10,6 und der Name des Richters ist Jephtha.
Also Nummer ist das eins, zwei, drei, vier, fünf, demzufolge vor eins, zwei, drei, vier, fünf, der heißt Jephtha.
Ich weiß, dass ich die Sachen jetzt schon so hingeschrieben habe.
Ehud nimmt die Furten des Jordan, und es wird explizit gesagt: "mit den Ephraimitern."
Das ist eine Gemeinschaftsaktion.
Ich habe einen Feind, und ich gehe dagegen vor.
Gideon ist schon einer, der sich recht an seinen Brüdern orientiert.
Abimelech ist sowieso gegen alle.
Aber Jephtha taucht wieder auf.
Kapitel 12 lest ihr das.
Da heißt es: Jephthas Sieg über die Ephraimiter.
Und du denkst halt: Jetzt sind wir doch im falschen Film.
Ich denke, es geht um andere Feinde.
Unter Jephtha schlägt der Krieg, der gegen die Ammoniter angefangen hat, zurück ins eigene Volk.
Und hat Ehud noch mit den Ephraimitern zusammen die Furten des Jordan genommen, wird Jephtha dieselben Ephraimiter an den Furten des Jordan grausam hinschichten lassen.
Richter 12, Vers 4: "Und Jephtha versammelte alle Männer von Gilead und kämpfte mit Ephraim, ein Volk gegen das andere. Und die Männer von Gilead schlugen Ephraim, denn die hatten gesagt: Flüchtlinge von Ephraim seid ihr. Gilead liegt doch mitten in Ephraim, mitten in Manasse. Und Gilead nahm Ephraim die Furten des Jordan." (12,4)
"Und es geschah, wenn ephraimitische Flüchtlinge sagten: Lass mich hinübergehen! Dann sagten die Männer von Gilead zu ihnen: Bist du ein Ephraimiter? Und er sagte: Nein. So sprachen sie zu ihm: Sag mal Shibboleth! Und er sagte Sibboleth. Und er brachte es nicht fertig, richtig zu sprechen. Dann packten sie ihn und schlachteten ihn an den Furten des Jordans. So fielen in jener Zeit von Ephraim zweiundvierzigtausend Mann." (12,5-6)
Ephraim, zweiundvierzigtausend Tote.
Die wollten flüchten, sie wollten raus, aber Gilead stand an den Furten des Jordans.
Immer wenn die Ephraimiter flüchten wollten – nämlich nach Hause – standen die da und machten die Furten dicht.
Sie fragten: Bist du ein Ephraimiter?
Und er wusste genau: Wenn er Ja sagt, ist er tot; sagt er Nein, auch.
Aber alle Ephraimiter hatten einen Sprachfehler.
Kannst du mal sagen, wenn du – was weiß ich, meine Frau sagt – kannst du mal "griechisches Fischpfännchen" sagen?
Das kriegt sie nicht raus als Hessin, geht einfach nicht.
Dann sagen sie: Äh, du kommst aus Hessen, ja?
Also so war das.
Und nur das Interessante: Ehud nimmt die Furten des Jordan mit den Ephraimitern, und Jephtha – wir sind so weit unten jetzt schon, im Keller gelandet – der Krieg findet jetzt im Volk statt.
Und das ist es, was uns der Schreiber mitgeben will: Diese Spirale dreht sich immer weiter nach unten.
Und ein Letztes noch zum letzten Richter.
Kapitel 13, Vers 2.
Richter 13, Vers 1 ist wiederum der Vers, den ihr aufschreiben müsst: "Und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn."
Und dann, ab 13, Vers 2, kommt ein neuer, letzter Richter, sechster: Simson.
Simsons Feinde sind in allererster Linie die Philister.
Der Auftrag, den er hat, ist anzufangen, die Philister zu besiegen.
Der Auftrag, die Philister zu besiegen, wird von Simson selbst nicht zu Ende geführt, sondern erst letztgültig von David.
Aber darf ich mal fragen: Was war Simsons größtes Problem?
Frauen!
Das ist interessant.
Der erste Richter, Othniel, hat die richtige Frau und kann damit alles erreichen.
Der letzte Richter heiratet die falsche Frau.
Punkt eins.
Die nächste Frau bringt ihn dazu, dass er irgendein Stadttor einreißen muss.
Das war auch nur eine Hure.
Die nächste Frau kostet ihm sein Augenlicht, seine Kraft und sein Leben.
Das ist interessant: Der erste Richter hat die richtige Frau, und Simson hat einfach nur Probleme mit Frauen.
Und das, was ich euch vorhin gesagt hatte: In dieser Spirale der geistlichen Degeneration sind wir so weit unten, dass ihr lesen werdet, dass das Volk so weit abgefallen ist, dass es gar keine Not mehr empfindet.
Sie schreien gar nicht mehr zum Herrn.
Und um überhaupt noch einen Anlass zu finden, gegen die Philister Krieg führen zu können, verwendet Gott Simsons Schwäche, seine Vorliebe für Frauen, um aus einer Privatfehde einen Krieg gegen die Philister zu machen.
Ich habe nicht ganz verstanden, bei wem Simson letztendlich hier ausgerutscht ist und immer wieder reingefallen ist.
Die Leute wollten ihn umbringen, und jetzt hat man das nicht gemerkt.
Das kann ich nicht verstehen.
Er war einfach blind in Bezug auf Frauen.
Er war einfach blind.
Wenn du jahrelang deine Lust auslebst, dann wirst du irgendwann blind für die Gefahren, mit denen du dich aussetzt.
Ja, ich meine, Simson ist eine merkwürdige Gestalt.
Was ich zum Beispiel spannend finde, ist: Warum verwendet Gott einen solchen letztlich ungeistlichen Mann?
Wie kann das sein?
Das ist eine Frage, die ihr euch stellen müsst, wenn ihr das lest.
Wie kann es sein, dass Gott einen solchen Mann überhaupt zum Richter erweckt, mit solchen charakterlichen Defiziten?
Da würden wir doch sagen: Niemals.
Und es passt unglaublich gut.
Vielleicht können wir irgendwann mal darüber reden, mal darüber debattieren, wenn ihr es gelesen habt, warum Simson an der Stelle wirklich passt.
Warum er, wenn ihr seine Geschichte lest, euren Fokus auf eine Sache richtet.
Und sein eigenes Leben in all seiner Sündhaftigkeit ist wie ein schwarzes Samtuch, das den Hintergrund bildet für einen Diamanten, den du darauflegst.
Und du sagst dir: Wie kann dieser Mann?
Und dann gibst du dir selber die Antwort, weil sie im Text steht.
Und du sagst: Ja, Wahnsinn.
Und das ist der Grund, wie Gott die Philister austreiben will.
Wie er anfängt, die Philister zu vertreiben.
Wahnsinn.
Jetzt habe ich etwas verstanden für mein eigenes Leben, wie Gott in meinem Leben anfängt, die Philister zu vertreiben.
Und die Philister stehen für das eigene Fleisch.
Wir stehen für das, was uns bedrängt, aus uns selbst heraus, für unsere Fleischlichkeit.
Wie wir unsere Fleischlichkeit besiegen können – für den ersten Schritt dorthin.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Ihr könnt alles auf den Kassetten hören, hört sie euch an.
Wir sind wirklich gut.
Simson hat ein Problem mit Frauen, so wie Othniel die richtige Frau hat, hat Simson nur falsche gehabt.
Ein paar letzte Gedanken
Die Verse, die ihr in eurer ersten Spalte stehen habt, markieren die Zäsuren, die das Buch einteilen. Es sind hörbare Zäsuren, die man beim Vorlesen deutlich wahrnimmt. Das Auftreten von Feinden ist kein Zufall, sondern eine Strafe Gottes. Gott sieht die Person nicht an. Egal, wie viel wir von Gott bekommen haben – in dem Moment, in dem wir sündigen, wird Gott uns zurechtweisen. Das ist ein Vorrecht. Niemals gibt Gott seinem Volk das Recht zu sündigen.
Die generellen Trends nochmals zusammengefasst: Die Sünde im Volk wird immer offensichtlicher. Es geht so weit, dass man die eigenen Leute umbringt oder – wie unter Simson – gar kein Bewusstsein mehr dafür hat, überhaupt bedrängt zu sein. Man hat sich so sehr mit der Sünde angefreundet, dass sie ein natürlicher Bestandteil des Lebens geworden ist. Man empfindet sie nicht mehr als Not oder Last. Sünde gehört einfach zum Leben dazu. Man kämpft nicht mehr gegen sie, sondern hat mit ihr Frieden geschlossen. Das ist die Geschichte von Simson.
Die Erweckungen werden demzufolge auch immer oberflächlicher. Wir können sagen: Das Buch Richter will uns zeigen, was passiert, wenn wir Kompromisse in unserem Leben eingehen. Es geht von einem Schritt zum nächsten, und der Abfall schreitet immer weiter voran, bis am Ende Sünde ganz normal zum Leben dazugehört.
Zum Abschluss möchte ich euch noch eine Bibelstelle vorlesen beziehungsweise gemeinsam lesen – aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 6, Verse 17 und 18. Paulus macht darin deutlich, dass Christen etwas Besonderes sind. Ich lese ab Vers 15:
„Und welche Übereinstimmung hat Christus mit Belial? Oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.‘“
Und jetzt kommt die Aufforderung an uns:
„Darum: Geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch annehmen, und werde euch ein Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“
Ich möchte euch bitten, angesichts des Buchs Richter wirklich darauf zu achten, dass ihr im Hinblick auf Sünde sowie auf unheilige und fragwürdige Dinge, die nichts in unserem Leben zu suchen haben, ganz radikal Abstand nehmt. Das Buch Richter zeigt uns, wohin Kompromissbereitschaft gegenüber der Sünde führt – letztlich ins Verderben.
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