Persönliche Erfahrungen mit Entmutigung
Ja, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber manchmal bin ich entmutigt.
Eine Situation, an die ich mich erinnere, war im Frühjahr. Da war ich wieder dabei, meine Bibliothek umzubauen. Ich hoffe ja langsam, damit fertig zu werden. Währenddessen verputzte ich eine Wand, also habe ich sie mit Mörtel bestrichen. Dann wollte ich die Oberfläche schön glatt machen. Doch der Mörtel war einmal zu trocken und fiel wieder herunter. Ich trug erneut Mörtel auf, aber dann entstanden Rillen, die ich nicht haben wollte. Außerdem wurde die Wand schief. Das fand ich richtig entmutigend.
Wenn ich also Stunde um Stunde daran arbeite und trotz aller Mühe nicht das Ergebnis sehe, das ich mir vorgestellt habe, ist das frustrierend.
Oder am Anfang des Sommers hatte ich ganze Stapel von Examensarbeiten auf meinem Schreibtisch, unter anderem in Kirchengeschichte. Als ich sie durchgesehen habe, waren viele Arbeiten wirklich gut – darüber habe ich mich gefreut. Aber bei manchen Arbeiten war ich auch richtig entmutigt. Ich las sie durch und fragte mich, ob diese Schüler tatsächlich bei mir im Unterricht waren oder ob jemand anonym etwas abgegeben hatte. Das ist dann irgendwie entmutigend.
Manchmal kenne ich das auch bei unseren eigenen Kindern. Ich sage ihnen zum zehnten Mal dasselbe, was sie tun sollen, und sie tun so, als hörten sie es zum ersten Mal. Dann bin ich auch entmutigt und denke mir: Was soll ich da noch tun?
Ich denke, Entmutigung hat viel damit zu tun, dass ich mich um etwas bemühe, mich einsetze und ein Ziel vor Augen habe. Und trotz aller Anstrengungen kommt nicht das dabei heraus, was ich mir vorstelle und wünsche.
Paulus als Beispiel für Entmutigung
Ich bin froh, dass ich mit solchen Entmutigungen nicht allein bin. In der Bibel finde ich Personen, denen es ganz ähnlich ergangen ist. Eine dieser Personen, mit der ich euch heute Morgen beschäftigen möchte, ist jemand, den wir wahrscheinlich nicht sofort damit in Verbindung bringen. Denn wir kennen ihn meist als optimistischen Durchzieher – so könnte man es sagen. Gemeint ist Paulus.
Paulus ist eher jemand, von dem wir den Eindruck haben, dass ihn nichts aufhalten kann, egal was passiert. Er sagt das selbst am Ende des zweiten Korintherbriefs. Dort berichtet er, dass es für ihn keine Rolle spielt, ob er viel oder wenig hat. Er zählt auf, wie oft er gesteinigt, verfolgt oder Schiffbruch erlitten hat.
Ich weiß nicht, ob ich unter solchen Umständen genauso motiviert geblieben wäre wie Paulus. Ob ich gesagt hätte: „Ich habe alles für dich getan, Jesus. Ich bin überall hingegangen, doch die Leute wollten mich oft nicht hören.“ Und dann einfach aufgehört hätte, mich zurückgezogen auf meinen alten Teil. Das hat Paulus nicht getan.
Ein Brief, der sich stark damit beschäftigt, wie wir mit Entmutigung umgehen können, ist der zweite Korintherbrief. Dieser Brief wird nicht so häufig gelesen. Das liegt zum Teil daran, dass die spannenden Themen wie Geistesgaben oder die Kopfbedeckung der Frau im ersten Korintherbrief behandelt werden. Im zweiten Korintherbrief geht es oft um Themen wie finanzielle Opfer oder Spenden, die auf den ersten Blick nicht so klar sind.
Ich möchte nun einige Stellen aus dem zweiten Korintherbrief herausnehmen, die uns ein wichtiges Thema vor Augen führen: die Entmutigung. Dazu lese ich mehrere Abschnitte. Beginnen möchte ich mit 2. Korinther 2,12:
„Als ich aber nach Troas kam, um das Evangelium von Christus zu verkündigen und mir eine Tür geöffnet war im Herrn, hatte ich gleichwohl keine Ruhe in meinem Geist, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand. Deshalb nahm ich Abschied von ihnen und reiste nach Mazedonien.“
Die schwierige Lage in Korinth
Zunächst einmal, soweit ich den Text lese – ich werde gleich noch ein bisschen weiter lesen – ist dies die Ausgangsposition.
Wenn wir das gesamte erste Kapitel lesen würden, würde uns auffallen, dass Paulus sich in einer schwierigen Lage befindet, was die von ihm gegründete Gemeinde in Korinth angeht. Wir wissen, dass Paulus dort mehrere Monate gewesen ist und die Gemeinde gegründet hat. Danach ist er weggegangen, und in der Gemeinde brach das Chaos aus.
Es gab selbsternannte Propheten, die glaubten, sie stünden auf einer besonders hohen Stufe der Geistlichkeit. Sie begannen, wild in Zungen zu reden, prophetisch zu sprechen und Heilungen auszurufen. Paulus musste ihnen erst einmal sagen: Kommt zurück auf den Boden. Das, was ihr da macht, ist total übertrieben.
Er sagt, es sei besser, sieben oder drei Worte in vernünftigem Reden zu sagen als zehntausend Worte in Zungen. Außerdem gibt er Anweisungen, wie sie reden sollen, wenn sie schon reden wollen. Er muss sie also erst einmal auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Die Gemeinde hat sich nicht so entwickelt, wie Paulus es sich vorgestellt hatte. Deshalb hat er den ersten Korintherbrief geschrieben. Es scheint zunächst wieder alles in Ordnung zu sein.
Doch am Anfang des zweiten Korintherbriefes lesen wir, dass in dieser Gemeinde neue Probleme aufgetaucht sind. Die Gemeinde hat immer noch nicht das getan, was sie im Glauben tun sollte. Stattdessen gibt es erneut selbsternannte Propheten.
Von diesen Propheten lesen wir immer wieder im zweiten Korintherbrief. Sie behaupten, sie seien viel geisterfüllter als Paulus. Durch sie spreche Gott wirklich. Sie hätten die Macht von Gott erhalten, während Paulus eine Null sei.
Paulus berichtet, dass sie ihm vorwerfen, er könne aus der Ferne große Worte schwingen, aber wenn er vor Ort sei, sei er schwach. So ziehen sie die Herrschaft über die Gemeinde Jesu an sich, versuchen, die Gemeinde zu unterjochen und an sich zu binden.
Paulus hätte allen Grund, entmutigt zu sein – und das ist er zum Teil auch. Im zweiten Korintherbrief lesen wir mehrfach, dass er am Ende sagt, er sei aus diesen Gründen noch nicht zur Gemeinde gekommen, weil er sie nicht völlig zerstören wolle.
Trotz allem zeigt sich hier immer noch die Liebe zu seiner Gemeinde. Sie handeln zwar völlig falsch, aber er liebt sie trotzdem.
Paulus’ innere Unruhe und Gottes Zuspruch
Was tut er? Er schreibt ihm einen Brief, wie er sagt, unter Tränen. Diesen Brief haben wir nicht erhalten; er ist irgendwo verloren gegangen. Danach schickt er Titus dorthin, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen.
Jetzt weiß er nicht, wie die Leute mit Titus umgehen. Hören sie auf ihn? Lassen sie sich tatsächlich zur Umkehr bewegen? Sehen sie, dass etwas falsch gelaufen ist oder nicht? Darunter leidet er innerlich.
Genau das schreibt er hier. Er kam nach Troas und verkündigte das Evangelium, doch in seinem Geist hatte er keine Ruhe. Äußerlich läuft vieles gut bei ihm: Es gibt Leute, die hören zu, wahrscheinlich bekehren sich einige. Hier steht eine offene Tür im Herrn. Trotzdem ist er innerlich unruhig.
Manchmal gibt es solche Situationen, weil unser Herz stark an einer Sache hängt – hier an den Christen in Korinth. Dort hängt sein Herz, denn das sind die Menschen, die er begleitet hat. Weil er nicht weiß, wie es mit ihnen weitergeht, wie sie sich entschieden haben, ist er unruhig.
Er kann sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Diese typischen Gefühle von Entmutigung und Frustration machen sich breit. Eigentlich läuft gar nicht alles schlecht, aber er denkt immer wieder an dieselben Dinge. Seine Gedanken drehen sich darum, und er kommt nicht heraus.
Im weiteren Verlauf des Zweiten Korintherbriefs lesen wir, dass Titus schließlich gekommen ist und gute Nachrichten brachte. Das wusste Paulus zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht.
Dann lesen wir weiter und finden hier schon einen ersten Tipp, den Paulus uns geben will, wenn wir entmutigt sind. Dieser erste Tipp ist zugleich eine völlige Kehrtwendung. Denn wir lesen bei dem eher entmutigten Paulus: Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren lässt und den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbar macht.
Die Perspektive des Triumphzugs
Das ist doch erstaunlich. Da ist jemand, der sagt: „Ich kann mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren, ich weiß nicht, wie es dem Titus geht, und ich bin inhaltlich ganz unruhig.“ Und dann sagt er: „Gott sei Dank.“ Das ist eine vollkommene Kehrtwendung.
Ein erster Tipp bei Entmutigung ist, nicht nur auf das zu schauen, was uns Sorge macht, sondern an der Tatsache festzuhalten, dass Gott hinter uns steht. Das heißt, er lenkt unseren Blick auf die Tatsache, dass Gott uns liebt, dass er uns an seiner Hand hält. Im Römer Kapitel 8 heißt es: „Alle Dinge müssen zum Besten dienen, die Gott lieben.“ Also diese Ausrichtung auf Gott.
Jetzt dankt er Gott schon bewusst. Er sagt das nicht nur theologisch, sondern es zeigt sich auch in seinem Handeln. Er spricht zu Gott, betet und sagt Gott Dank, obwohl es Schwierigkeiten im Leben gibt. Denn er weiß, Gott steht darüber, Gott steht dahinter. Er schreibt sogar: „Der uns in Christus alle Zeit triumphieren lässt.“
Jetzt könnte man sagen: „Lieber Paulus, wo triumphierst du denn in der Gemeinde in Korinth? Die hören doch gar nicht auf dich, sie haben dich in die Wüste geschickt, sie laufen irgendwelchen Irrlehrern nach. Wieso lässt sich Gott denn alle Zeit triumphieren?“
Na ja, hier steht ja „alle Zeit in Christus triumphieren“. Das heißt eben nicht, dass wir immer die großen Helden sind, vor denen die Leute klatschen und sagen: „Super, dass der kommt!“ Sondern es bedeutet, dass wir durch die Zugehörigkeit zu Jesus in diesem Triumphzug dabei sind.
Der Begriff „triumphieren“ erinnert an einen römischen Triumphmarsch. Damals zog ein römischer Feldherr, der siegreich aus einer wichtigen Schlacht zurückkehrte, durch ganz Rom. Rechts und links standen die Leute, vielleicht ähnlich wie beim Karneval, und klatschten und freuten sich.
Der Feldherr hatte einen Höhenflug. Hinter ihm stand ein Sklave auf einem Wagen mit vielen Pferden vorne, der ihm einen Lorbeerkranz über den Kopf hielt. Das war der Triumphator, der Herrscher, der Held, der Star der Menschen. Das war der Höhepunkt im Leben eines solchen Feldherrn.
Und so ähnlich ist das Bild, wenn wir mit Jesus gehen. Jetzt dürft ihr aber nicht denken, dass ihr selbst auf dem Triumphwagen steht. Wir sind im Triumphzug Jesu. Hier steht: „In Christus triumphieren wir.“ Jesus ist der siegreich zurückgekehrte Feldherr. Deshalb triumphieren wir, weil wir mit ihm sind und wissen, dass derjenige, dem wir nachfolgen, der Sieger über Hölle, Tod und Teufel ist.
Das ist schon geschehen. Es wird nicht erst in der Zukunft geschehen, sondern es ist schon geschehen. Denn wenn jemand in einen Triumphzug einzieht, sagt er nicht: „Nachher mache ich die Schlacht.“ Nein, er weiß, wie die Schlacht ausgeht. Er hat sie bereits geschlagen und gesiegt. Deshalb kommt er in den Triumphzug.
Genauso versucht Paulus, uns diese Perspektive zu geben: Ihr seid als Christen, wenn ihr gläubig geworden seid, Mitglieder dieses Triumphzugs. Ihr gehört zur Armee Jesu. Jetzt zieht ihr durch die Stadt, und die Leute jubeln euch zu.
Das ist eine ganz andere Perspektive. Dann sagt Paulus plötzlich: Diese Kleinigkeiten, dass die Gemeinde mal solche Irrtümer macht, fallen gar nicht mehr ins Gewicht. Denn ich denke daran: Ich gehöre doch zu Jesus, und Jesus hat gesiegt. Deshalb können mich diese Kleinigkeiten gar nicht mehr stören.
Der Wohlgeruch des Christus
Nun redet er weiter davon, indem er vom Geruch seiner Erkenntnis spricht, der an jedem Ort geoffenbart wird. Das zieht sich auch noch in Vers 15 fort, wo es heißt: „Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus.“
Das ist, finde ich, eine ganz besondere Beschreibung. Ich weiß nicht, ob ihr euch schon einmal damit auseinandergesetzt habt, dass ihr ein Geruch seid. Wir kennen ja wahrscheinlich die biblischen Beispiele, wenn gesagt wird: Du bist ein Schäfchen, nicht?
Wenn ich jetzt sage, du bist ein Schaf, würden manche vielleicht denken, das sei eine Beleidigung. Sie könnten mir nicht mehr so wohlgesonnen sein. Aber in der Bibel finden wir häufig das Bild, dass wir als Gläubige als Schafe angesprochen werden und Jesus unser Hirte ist. Dieses Bild begegnet uns oft. Man sieht es zum Beispiel in manchen Kirchen, wo Schafe gemalt sind. Diese Schafe sind nicht einfach die Tiere eines Schäfers, sondern sie sind Bilder für uns als Gläubige.
Das kennen wir. Oder ihr erkennt vielleicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid oder lebendige Steine. Diese Bilder kennen wir alle und können sie uns besser vorstellen, weil sie etwas Handfestes und Anfassbares sind.
Aber wie ist das mit dem Geruch? Ein Geruch ist doch keine Persönlichkeit, kein Gegenstand. Wie können wir ein Wohlgeruch sein? Und hier steht ja nicht, dass es nur eine Eigenschaft ist, sondern dass wir sind – es heißt: „Wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus.“ Herr, was meint er damit?
Zunächst müssen wir sehen, dass bei einem Triumphzug damals auch Gerüche eine Rolle spielten, besonders der von Weihrauch. Es war so, dass bei solchen Triumphzügen einige Priester mitzogen und ihre Weihrauchfässchen schwenkten, ähnlich wie es heute in der katholischen und orthodoxen Kirche manchmal noch der Fall ist. Man roch den Weihrauch oft noch Straßen weiter. Da ist der Triumphzug, da ist etwas los, die Leute feiern, freuen sich – das ist ein Wohlgeruch.
Hier soll uns gesagt werden, dass wir so ähnlich sind. Eine wichtige Eigenschaft eines Geruchs ist, dass du ihm nicht befehlen kannst. Er ist einfach da. Ich weiß nicht, ob ihr das schon erlebt habt: Wenn es in der Wohnung mal richtig stinkt, weil ihr etwas anbrennen lassen oder Milch überlaufen habt, dann riecht es überall. Du kannst dem Geruch nicht sagen: „Geruch, verschwinde!“ Du kannst es sagen, aber der Geruch verschwindet nicht. Er bleibt da, manchmal sogar recht hartnäckig.
Oder wenn ihr in eine Wohnung kommt, in der jemand intensiv und gerne raucht, könnt ihr machen, was ihr wollt – Parfum sprühen oder lüften – dieser Rauchgeruch ist meistens so intensiv, dass man ihn nicht loswird.
Das ist eine ganz wichtige Eigenschaft, warum Christen hier mit einem Geruch verglichen werden. Bei einem Schäfchen könnte man noch sagen, es sei gehorsam oder nicht. Ein Geruch aber ist nicht gehorsam – er ist einfach da.
Hier sollen wir gerade in einer Situation angesprochen werden, in der wir selbst nichts mehr tun können, weil wir entmutigt sind und nicht wissen, wie es weitergeht. Dann sagt Paulus erstens: Ihr gehört zu diesem Triumphzug dazu. Zweitens: Du bist ein Geruch. Ein Geruch kann nichts tun, er riecht einfach, er ist da.
Und hier soll gesagt werden: Du bist schon etwas Positives. Du gehörst schon zu Gott. Du bist ein Wohlgeruch für Gott, einfach dadurch, dass du Christ bist, dass du hier auf der Erde in diesem Triumphzug zu Jesus mitziehst. Du brauchst gar nicht viel zu tun. Es hängt nicht von deiner Leistung ab, davon, wie erfolgreich du bist oder wie viele Menschen du zum Glauben geführt hast oder wie erfolgreich du in deinem Beruf bist. Sondern es gehört einfach dazu, dass du zu Jesus gehörst – dann bist du ein Wohlgeruch.
Dass wir dann auch noch etwas tun sollen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber hier will Paulus den Blick gerade für Menschen richten, die entmutigt sind und nichts mehr selbst tun können: Gott hat das gemacht, und du bist Wohlgeruch.
Der doppelte Geruch für Leben und Tod
Mit diesem Wohlgeruch hat es allerdings noch mehr auf sich. Es steht hier auch „Wohlgeruch des Christus“, oder nicht? Das heißt, wir riechen nicht deshalb so gut, weil ich Michael Kotsch heiße und besonders toll bin, sondern weil ich zu Jesus gehöre. Dieser Wohlgeruch, den Gott wahrnimmt, entsteht dadurch, dass ich zu Jesus gehöre.
Dann geht es weiter. Da schreibt er nämlich: „Ein Wohlgeruch des Christus, der unter denen ist, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen, den einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen ein Geruch des Lebens zum Leben.“ Ja, das ist ja seltsam, oder? Da sind wir nun Geruch, sogar ein Wohlgeruch, und für die einen ist es ein Geruch des Todes zum Tode, für die anderen ein Geruch des Lebens zum Leben.
Kann man sich das vorstellen? Derselbe Geruch für die einen zum Tod und für die anderen zum Leben? Nun, wir gehen wieder in das Bild des Triumphzugs, das Paulus vor Augen hat. Dort war es ja auch so: In diesem Triumphzug zogen nicht nur die siegreichen Soldaten mit, sondern auch die Besiegten. Häufig wurden die einfachen Soldaten der besiegten Truppe nach dem Triumphzug umgebracht, um noch einmal zu zeigen, wie es auf dem Schlachtfeld läuft, und um die Macht zu demonstrieren. Das kam in einigen Fällen vor.
Ihr könnt euch vorstellen, wenn ihr als Soldaten der gegnerischen Truppe im Triumphzug mitzieht, dann ist der Weihrauch für euch kein angenehmer Geruch, bei dem ihr denkt: „Ach, wie toll, wir sind die Sieger.“ Stattdessen denkt ihr: „Oh, bald ist mein Leben vorbei.“ Genau das meint Paulus hier.
Wenn wir als Christen einfach in dieser Welt leben – wir müssen nicht die super tollen Christen sein, sondern einfach normale Christen –, dann sind wir automatisch für die einen ein Geruch des Lebens zum Leben und für die anderen ein Geruch des Todes zum Tode. Warum? Weil dort, wo Menschen durch unser Leben mit Jesus konfrontiert werden, die einen ganz deutlich merken, dass es bei ihnen bergab geht und sie die ewige Trennung von Gott erleben werden. Das ist natürlich nicht schön. Deshalb werden manche Menschen richtig sauer, wenn man sie mit dem Evangelium konfrontiert.
Wenn du ab und zu mal mit deinem Kollegen oder Nachbarn über das Evangelium redest – und nicht nur sagst: „Ich bin Christ und gehe in diese Gemeinde“, denn davon weiß er ja noch nicht, ob er gerettet ist oder verloren geht –, sondern ihm genau erzählst, was es mit dem Glauben auf sich hat, dann wirst du erleben, dass manche Leute dabei richtig ärgerlich werden.
Und wenn du dann sogar behauptest, dass dein Weg der einzige ist, der zu Gott führt, und dass es nicht auch andere Wege geben kann, etwa indem jemand an nichts glaubt, an Buddha oder an transzendentale Meditation, dann werden manche Leute erst recht sauer. Warum? Weil sie merken, hier ist eine Entscheidung gefragt. Und wenn sie sich falsch entscheiden, gehen sie ewig verloren.
Genauso ist es hier: Die Leute haben auf der falschen Seite gestanden, und jetzt tragen sie den Tod davon. Ein und dieselbe Sache konfrontiert die Menschen: Entweder folgst du Jesus nach, dann merkst du, dass du gerettet bist und Jesus dich liebt – dann ist es ein Geruch des Lebens zum Leben. Oder die Menschen reiben sich an dir und merken: „Da ist eigentlich etwas, das mich ärgert, da ist irgendwie Gott im Leben dieser Menschen, aber ich will nicht so sein.“ Dann ist es ein Geruch des Todes zum Tode.
So war es bei vielen Menschen in der Christenverfolgung der ersten Jahrhunderte. Sie waren nicht alle unbedingt böse auf die Christen, aber die Christen haben sie dauernd genervt. Einer kam zum Nachbarn und sagte: „Schon wieder hast du deine Frau verlassen, schon wieder hast du Ehebruch begangen.“ Oder: „Schon wieder vergnügst du dich in diesem Theater, wo nur Mord und Totschlag ist. Wenn du so weitermachst, wirst du ewig in der Hölle schmoren.“ Das wollten die Nachbarn natürlich nicht hören.
Irgendwann, wenn die Stunde reif war, sagten sie: „Jetzt zeigen wir denen mal, was los ist.“ Viele wurden verfolgt und angeklagt – nicht nur vom Staat, sondern auch von Menschen, die sich ärgerten, weil dort so eine klare Botschaft verkündet wurde.
Also zum Geruch: Wenn wir als Christen leben, brauchen wir gar nichts Besonderes zu tun. Wir müssen natürlich authentisch leben. Dann werden die Menschen an uns merken: Entweder gehst du verloren oder du stellst dich auf die Seite Gottes.
Die Abhängigkeit von Gottes Kraft
Dann geht es auch noch weiter, und da sagt er nämlich: „Wer und wer ist hier zu tüchtig? Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen, sondern aus Lauterkeit von Gott aus reden wir vor dem Angesicht Gottes in Christus.“
Die Frage „Wer ist hier zu tüchtig?“ heißt eigentlich: Niemand aus sich heraus. Wir sind von uns aus nicht tüchtig, wohlgeruch zu sein oder im Triumph zu Jesus zu gehen. Stattdessen sind wir darauf angewiesen, dass Gott uns dazu macht.
Ich möchte euch auch noch einen anderen Text lesen, und zwar finden wir den etwas weiter im 2. Korintherbrief, und zwar in Kapitel 5, ab Vers 18. Das alles aber kommt von Gott. Damit meint er alles, was er vorher aufgezählt hat, was wir eigentlich sind. Auch das, was ich euch jetzt gesagt habe, dass ihr wie die siegreichen Soldaten Christi seid, dass ihr ein Wohlgeruch Jesu seid – das alles kommt von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat.
Das müssen wir erst mal verdauen. Hier steckt ja so ein bisschen die Prädestination drin, nicht? Lest ihr die auch? Da steht nämlich, „der uns mit sich selbst versöhnt hat“. Das heißt, wir können uns gar nicht mit Gott versöhnen, auch wenn ihr daran denkt: „Ich bin Christ.“ Dann heißt das letztendlich, ich bin Gott dankbar, dass er mir nachgelaufen ist und mich herausgerissen hat aus dem Sumpf meines gottlosen Lebens.
Denn hier steht ja: Er hat sich mit uns versöhnt, nicht wir haben uns versöhnt, sodass wir hingehen konnten und sagen konnten: „Tut mir leid, Entschuldigung“ und damit ist alles in Ordnung. Sondern die Initiative musste von Gott ausgehen.
Was uns aber auch eine Befreiung ist, denn wenn wir merken, es hängt nicht in erster Linie an unserer Leistung, dann können wir natürlich auch sagen: Die Entmutigung, weil irgendwas nicht geklappt hat, braucht uns nicht so tief herunterzuziehen, weil wir wissen, Gott steht dahinter. Er hat das Wichtigste in unserem Leben schon lange gemacht.
Und dann steht hier: Er hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben. Dienst der Versöhnung heißt, dass das, was wir erfahren haben durch Jesus Christus, das sollen wir weitergeben. Manchmal hilft es, Entmutigung zu überwinden, wenn wir das einfach tun. Das heißt, wenn wir getreu Jesu hingehen und anderen vom Glauben erzählen.
Wir haben das gemacht, auch in der letzten Freizeit waren wir mit einigen Freizeitlern auf der Straße und haben mit Menschen über Jesus Christus gesprochen. Und ihr glaubt nicht, wie ermutigt viele von den Freizeitlern zurückgekommen sind, als sie gemerkt haben, Gott hat das gebraucht. Das ist der Dienst der Versöhnung.
Also, wir sind verändert, aber jetzt sollten wir auch leben, dass wir verändert sind. Wir sind versöhnt, das hat Gott getan, und jetzt haben wir den Dienst der Versöhnung, und den sollten wir anwenden.
Da steht dann weiter in Vers 19: „Weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnt hat, indem er ihr ihre Sünde nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte.“
Hier wird nochmal genau dasselbe gesagt. Nämlich: Gott war in Christus – das kennen wir ja, Jesus war Gott. Das wird hier deutlich gesagt. Und dann hat er die Welt mit sich selbst versöhnt.
Es gäbe ja nichts, was wir Gott anbieten könnten, um Sündenvergebung zu erreichen, sondern Gott hat es selbst geschaffen. Er hat sich selbst geopfert. Eigentlich eine unmögliche Idee, nicht? Gott ist gestorben für uns, damit wir Vergebung bekommen und dann mit diesem Gott zusammenleben können.
Logisch gesehen natürlich unsinnig, denn wenn Gott tot ist, ist er ja tot. Wie will er sich dann mit uns versöhnen? Aber er lebt und gleichzeitig ist er tot. Das sind Sachen, die über unseren Verstand hinausgehen, von denen die Bibel uns berichtet.
Und dann sagt er, das Ziel ist: Wir haben Gemeinschaft mit ihm und wir haben jetzt das Wort der Versöhnung.
Er führt das auch noch in Vers 20 auf und sagt: „Wir sind nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt. So: Wenn wir nun stellvertretend für Christus reden, lasst euch versöhnen mit Gott.“
Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.
Sehr einschneidende Verse. Wir könnten uns jetzt darüber Gedanken machen, was alles Erlösung bedeutet. Aber das, was er uns hier auch mitgibt, sagt: Wenn du entmutigt bist, sehe darauf, du bist Botschafter an Christi Statt.
Also Wohlgeruch im Triumph zu, du hast den Dienst der Versöhnung, eine wichtige Aufgabe von Gott. Nicht nur Missionare und Prediger haben das, sondern du auch.
Und jetzt steht da auch: Du bist Botschafter an Christi Statt.
Die Bedeutung als Botschafter Christi
Was bedeutet das? Jesus war Botschafter für Gott. Jetzt ist Jesus wieder beim Vater im Himmel, sitzt zu seiner Rechten. Wer ist jetzt Botschafter Gottes auf Erden? Du. Das soll uns damit klar werden.
Das heißt, wir haben genau denselben Auftrag, den Jesus hatte. Jesus sollte den Menschen zeigen: „Gott liebt dich“. Er sollte ihnen zeigen, wie sie zu Gott kommen können und ihre Sünden loswerden. Das ist die Aufgabe, die wir jetzt haben – die Kernaufgabe, sozusagen das Wichtigste.
Ein Botschafter hat eine ganz besondere Stellung, nicht wahr? Wenn heute Morgen der Botschafter der Vereinigten Staaten hier zu Besuch kommen würde – also der Vereinigten Staaten von Amerika –, dann wäre hier schon einiges los. Vielleicht würden gestern schon die Gullideckel verschweißt, Hundertschaften von Polizisten würden alles bewachen, damit ihm nichts Böses passiert. Er würde in einer großen Limousine anfahren, vorne eine amerikanische Fahne, begleitet von Polizeimotorrädern vorne und hinten. Wenn er hier reinkäme, wären schon die Journalisten da, um Fotos zu machen.
Jetzt muss man sagen: Dieser Botschafter der Vereinigten Staaten ist ja nichts gegen den Botschafter Gottes, oder? Die Vereinigten Staaten sind gerade mal etwa hundert Jahre Weltmacht. Was ist das schon? Gott ist das seit allen Ewigkeiten. Die Vereinigten Staaten beißen sich im Irak immer noch fest, aber Gott braucht nur mit den Fingern zu schnipsen, und alle Menschen fallen tot um, wenn er das will. Gottes Macht ist viel, viel, viel größer.
Deshalb ist unsere Stellung als Botschafter viel, viel, viel wichtiger als die des Botschafters der Vereinigten Staaten. Zugegebenermaßen bin ich heute Morgen auch von zu Hause gefahren. Ich habe die Motorradeskorte vergeblich gesucht – ich habe sie nicht gesehen. Und meine Bodyguards fallen auch nicht so sehr auf. Sie haben sich unter euch versteckt, damit ihr mir nichts tut.
In der Bibel sind das die Engel, die Gott um uns herumstellt. Sie bewachen uns und sind bei uns. Das, was Paulus hier machen will, ist uns Mut zu geben. Er will sagen: Selbst wenn man es äußerlich nicht sieht, seid ihr trotzdem Botschafter an der Stelle Gottes.
Wenn ihr redet, könnt ihr natürlich nur Botschafter sein, wenn ihr das weitergebt, was der Chef euch sagt. Das heißt: Wenn der Botschafter jetzt sagt: „Ihr Deutschen, ich mag euch ganz gerne, wir schenken euch als Amerikaner mal Florida. Ihr habt hier wenig Sonnenschein, aber Florida schenken wir euch, ihr könnt regelmäßig in Urlaub fahren“, dann würde sich wahrscheinlich George W. Bush sehr ärgern. Er würde sagen: „Das geht nicht, das hast du nicht vorher mit uns abgesprochen, das geht nicht, sei doch unser Bundesstaat.“
Autorität hat das Wort eines Botschafters nur, wenn es mit seinem Chef abgesprochen ist. Genauso hat unser Wort auch nur Autorität, wenn es mit unserem Chef abgesprochen ist.
Was heißt das? Wenn ich jetzt sage: „Gut, ich bin Botschafter an Christi Statt. Ab heute braucht ihr nicht mehr zum Gottesdienst gehen, ihr braucht nicht mehr in der Bibel lesen, ihr könnt tun, was ihr wollt“, würden einige Leute sagen: „Super, das haben wir von Gott nicht mehr erwartet.“ Aber das Wort hätte keine Autorität, denn ich habe es nur aus mir selbst gesagt.
Das Wort eines Botschafters hat nur dann Autorität, wenn er das sagt, was seine Regierung ihm aufgetragen hat. Und genauso sind wir nur Botschafter an Christi Statt, wenn wir im Einklang sprechen mit dem, was hier drinsteht – was in der Bibel steht.
Dann aber haben wir eine sehr, sehr hohe und wichtige Stellung inne.
Die Zerbrechlichkeit der irdischen Gefässe
Und da möchte ich euch gleich eine weitere Stelle vorlesen. Wir gehen jetzt langsam wieder ein bisschen zurück an den Anfang, Kapitel 4, Vers 7. Kapitel 4, Vers 7, da lesen wir: "Denn wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen." Genau das, was ich euch gerade gesagt habe.
Paulus weist uns erst einmal darauf hin: Sei nicht entmutigt, denn du bist von Gott, du bist sein Kind, du bist sein Soldat, du bist der Wohlgeruch, du bist Botschafter an Christi Statt – denk daran. Aber jetzt sind manche von uns immer noch entmutigt, weil sie sagen: "Es ist ja schön, dass du mir das sagst, aber ich sehe gar nicht so aus."
Und dann sagt Paulus hier: Ja, das stimmt. Und tatsächlich, wenn ich euch anschaue, ihr seht nicht wie Botschafter an Christi Statt aus. Ich meine, ich auch nicht. Aber ich würde mir ja – ich meine zugegebenermaßen – wenn ich jetzt eine Botschaft an Christi Statt wäre, dann müsste ich doch jetzt leuchten. Da müssten Strahlen aus den Augen herauskommen, da müsste ein Licht grenzen, dass sich jeder die Augen zuhält oder so etwas. So würde ich mir das menschlich vorstellen.
Aber da steht, Gott hat es ganz anders gemacht. Hier steht nämlich: "Denn wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen." Und genau so ist es auch. Die Leute sehen es nicht, und ich sehe nicht, was in euch drin ist, welches Licht leuchtet, weil Gott in euch ist. Seht ihr bei mir auch nicht, aber wir wissen, ihr habt den Heiligen Geist bekommen, als ihr gläubig geworden seid, und da ist Gott in euch. Aber das sind irdene Gefäße.
Und tatsächlich meint man mit irdenen Gefäßen eigentlich so viel wie die Tongefäße, die hat man damals benutzt, um keine wertvollen Sachen unterzubringen. Ist ja auch klar: Wenn du heute irgendwelche wertvollen Sachen hast, dann schließt du sie in den Tresor oder versteckst sie irgendwo, wo sie sicher sind. Aber wahrscheinlich tut man sie nicht in einen Blumentopf. Vielleicht würden einige sagen, das ist besonders klug, denn da sucht nie jemand nach.
Aber das ist nicht die Argumentation von Paulus. Er will hier einfach sagen: Das ist ein nicht wertvolles Gefäß, das sieht von außen nach nichts aus, und normalerweise tut man da nichts Wertvolles hinein. In solche irdenen Gefäße wurde Müll getan. Oder es wurde Getreide hineingegeben – ist natürlich auch wertvoll – aber Getreide stiehlt man normalerweise nicht, sondern da stiehlt man nur wertvolle Sachen, richtig wertvolle.
Und da sagt er: Genau so ist es bei euch. Ihr seht aus wie ganz normale Menschen, und innerlich seid ihr Kinder Gottes. Und wenn ihr das jetzt von außen nicht seht, macht euch keine Sorgen, seid nicht entmutigt. Denn wichtig ist das, was in euch drin ist, das, was Gott gemacht hat, und nicht, wie du äußerlich aussiehst.
Herr Paulus nennt sogar noch einen zusätzlichen Grund. Da sagt er nämlich in Vers 7: "Damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns." Stellt euch vor, ich wäre heute Morgen tatsächlich so aufgetreten mit einer großen Schar Anhänger, die mir zujubeln und klatschen, perfekt gestylt in Kleidung und Aussehen. Was meint ihr, würdet ihr denken, wenn ich euch sage, das Leben als Christ ist toll? Dann würden wahrscheinlich viele sagen: "Ja, an deiner Stelle ist das ja gut zu sagen, nicht?"
Was weiß ich, wenn ich jetzt noch ein großes Auto hätte und ein reiches Einkommen, dann würde ich ja, wenn ich so viel Geld hätte, auch glücklich sein. Wenn ich so aussehen würde, wäre ich auch glücklich. Wenn ich so gesund wäre, wäre ich auch glücklich.
Gerade die Größe Gottes zeigt sich umso mehr dadurch, dass wir eben alles als Nichts sind. Wenn da ein Superstar aus Hollywood kommt, der reich ist, und dann sagt er, ihm geht es im Leben gut, weil er vielleicht seine dritte Villa und seine fünfte Yacht gekauft hat, dann sagt man: "Ja, an deiner Stelle würde es mir auch gut gehen."
Wenn der sagt, das hat mir alles Gott geschenkt, dann würden wir sagen: "Ja, wer es glaubt, der hat ja so und so viele Millionen bekommen für den Film und so und so viele Millionen für den Film – glaubt ja keiner." Wenn aber ein ganz normaler Mensch wie du und ich, der manchmal seine Höhen und Tiefen hat, der manchmal an der Arbeit Probleme hat und in der Familie auch, und manchmal geht es gut, dann sagt er: "Da ist Jesus in mir." Und Menschen spüren das. Dann merken sie, der kann das gar nicht aus eigener Kraft machen, sondern da muss Gott dahinterstehen.
Und genau das ist ja das Ziel. Wir sind ja Botschafter an Christi Statt, wir sind nicht Botschafter für uns selbst. Ich bin keine Werbeperson für Michael Kotsch, sondern eine Werbeperson für Jesus Christus. Und dann sollen die Menschen merken, dass das, was ich tue, auch aus der Kraft Jesu geschieht, und das kann ermutigen.
Dann schauen wir nämlich nicht zuerst auf unsere begrenzten intellektuellen, materiellen oder physischen Möglichkeiten, sondern wir und die anderen werden viel schneller darauf gestoßen, was dahintersteht, was aus eigener Kraft nicht möglich ist. Und manchmal muss uns Gott erst an diese Grenze führen, weil wir meinen, das alles selbst tun zu können und dadurch den Menschen zeigen, wie toll Christen sind.
Und dann sagt Gott: Nein, nein, so ist es nicht. Ich will gerade da, wo du schwach bist als Mensch, da ist Gott stark. Oder kann er stark sein, wenn wir uns eben nicht in der Entmutigung vom Teufel herabziehen lassen. Und das ist das, was er uns hier vor Augen malen will.
So ähnlich unmenschlich ist das wie bei den ersten Christen, die in der Arena standen. Da waren ein paar Meter von ihnen die hungrig knurrenden Löwen, und sie haben Loblieder zu Gott gesungen. Das ist unmenschlich, das ist menschlich nicht vorstellbar. Das kann kein Mensch aus eigener Kraft machen. Aber gerade das hat die Zuschauer dazu gebracht, Christ zu werden.
So sagt Tertullian: "Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche." Sie haben gesehen, wie die Christen gestorben sind, mit dieser Kraft, die sie von Gott gehabt haben. Und danach sind die nicht nach Hause gegangen und haben gesagt, es war ein tolles Spektakel gewesen. Das war es ja gerade nicht. Denn die Christen sind ja nicht weggelaufen schreiend, wie man gehofft hatte, damit man irgendwas Tolles sieht, sondern sie sind da gestanden, haben gebetet und haben sich auffressen lassen.
Und das war eine Kraft, die konnte kein Mensch aus sich selbst herausmachen. Wenn ihr euch fragt: Hätte ich das auch tun können? Dann würden die meisten mit mir wahrscheinlich sagen: Nein, können wir nicht. Ich zumindest hätte es nicht gekonnt. Ich hätte da so viel Angst gehabt, vielleicht hätte ich vorher sogar noch abgeschworen, um mein Leben zu retten. Aber zumindest hätte ich versucht, mich vor den Löwen in Sicherheit zu bringen. Die haben das getan aus Kraft von Gott.
Und hier können wir überzeugt sein: Wenn uns Gott etwas zumutet, so wie bei den Löwen damals, dann gibt er uns die Kraft dazu. Und so können wir gewiss sein, wenn ich heute bei den Löwen stehen würde, dann würde mir Gott auch die Kraft geben, dazustehen und ihn zu loben, statt wegzulaufen. Aber das können wir nicht aus uns, sondern nur aus Gott.
Also deshalb ist es Gottes Absicht, dass er uns auch in Notlagen hineinführt, weil er sich dadurch umso mehr verherrlichen will. "Wir werden überall bedrängt", sagt er hier sogar. Es gibt ja Christen, die gehen davon aus, als Christ könne dir nie etwas Schlimmes und Böses passieren. Sozusagen haben sie sich bekehrt, weil ihnen versprochen worden ist, wenn du Christ bist, wird in deinem Beruf alles glattlaufen, in der Ehe, finanziell wirst du keine Probleme haben und gesund wirst du auch immer sein.
Irgendwann merken sie natürlich, wenn ihnen das versprochen worden ist, dass das ja so gar nicht eintritt, weil Gott es eben nie versprochen hat. Deshalb ist das ein schlechtes Werbeargument. Jesus sagt etwas ganz anderes. Er sagt zum Beispiel: "Ich habe keinen Platz, wo ich mein Haupt hinlegen kann, und wenn ihr mir nachfolgt, wird es euch genauso gehen." Oder er sagt: "Mich haben sie verfolgt, euch werden sie auch verfolgen." Oder hier sagt Paulus: "Wir werden überall bedrängt."
Erstmal nicht. Also das heißt, als Christ könnten wir nach dem, was wir gelesen haben, den Eindruck haben: Botschafter und Christ, die Stadt und die ganze Latte – jetzt geht es uns ja super gut. Und dann sagt Paulus: Nein, nein, nicht so, dass er es falsch einordnet. Gerade als Christen geht es uns manchmal schlechter als Nichtchristen.
Vielleicht sagt jetzt auch einer: "Gut, Michael, dass du mir das sagst, jetzt sehe ich endlich klar, okay, hänge ich den Glauben an den Nagel." Ich hoffe nicht, dass er das sagt. Denn wie gesagt, es ist ja nicht unser Ziel, dass wir Christ geworden sind, hoffentlich nicht, damit es uns hier auf der Erde besser geht. Denn das ist tatsächlich ein Irrtum.
Dann werden wir Enttäuschungen erleben im geistlichen Leben, wenn wir so denken. Sondern ich hoffe, dass wir Christ geworden sind, weil unser wichtigstes Problem, nämlich das Problem unserer Sünde, dadurch gelöst ist. Und was hilft es dir, wenn es dir auf der Erde gut geht und das Problem der Sünde nicht gelöst ist?
Das ist ungefähr so, als wäre jemand krebskrank und hat Kopfschmerzen. Dann bekommt er eine Kopfschmerztablette und sagt: "Jetzt sind meine Probleme gelöst." Genauso ist der Christ, der sagt: "Ja gut, die Sünde ist mir eigentlich egal, aber ich will jetzt meinen Job haben, ich will jetzt meine Krankheit weg haben." Also das könnte ja alles geregelt werden. Aber was hilft dir das, wenn das grundlegende Problem des Lebens nicht gelöst ist? Es hilft nämlich gar nichts.
Und Jesus ist in erster Linie gekommen, um dieses grundlegende Problem zu lösen. Aber weil er ja ganz gnädig ist und uns liebt, bleibt er nicht dabei stehen, sondern der Satz geht ja auch noch weiter. Da sagt er nämlich: "Überall werden wir bedrängt, aber nicht erdrückt."
Das ist auch eine Perspektive, die uns Hilfe geben kann in Entmutigung. Wenn wir entmutigt sind und immer auf die Schwierigkeiten sehen, dann können wir heruntergedrückt werden, dann geht es uns richtig schlecht, wenn wir eben nur darauf schauen, dass wir bedrängt werden, wie der erste Teil des Satzes sagt. Dann sind wir frustriert.
Aber wenn wir darauf sehen, dass Gott es nicht zum Schlimmsten kommen lässt – er hat es zugelassen, dass du in dieser Situation bist, zum Teil auch, weil er sich dadurch verherrlichen will, dass du darin stehst und dann die Kraft hast, darin zu bestehen – nicht aus dir, sondern aus ihm – dann lässt er es nicht dahinkommen, dass du erdrückt wirst.
Wir kommen in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung. Verzweiflung meint hier total hoffnungslos, keine Perspektive mehr. Wir kommen in Verlegenheit – manchmal wissen wir nicht, wie es weitergeht, womit ich nächsten Monat dieses oder jenes bezahlen soll – in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung, dass es keinen Ausweg mehr gibt, weil Gott ja dahintersteht.
Und da sagt er, das gehört mit zum Konzept Gottes. Er will sich verherrlichen, und nicht, dass wir selbst die großen Helden spielen. Da sagt er: "Wir werden verfolgt, aber nicht verlassen, wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu in unserem Leib offenbar wird."
Denn wir, die wir leben, werden beständig dem Tod preisgegeben um Jesu Willen, damit auch das Leben Jesu offenbar wird an unserem sterblichen Fleisch. Natürlich gilt das bei Paulus in ganz besonderer Weise. Nicht jeder lebt so wie Paulus, aber manchmal mutet uns Gott einfach in geringerer Dosis Ähnliches zu, wenn wir als Christen treu leben.
Und das muss nicht immer nur heißen, dass wir verfolgt werden, weil wir gerade von Jesus gepredigt haben. Paulus wird auch überfallen von Räubern, sagt er ja am Ende des 2. Korintherbriefs. Und die wollten nicht in erster Linie ihn verfolgen, weil er gläubig war, sondern weil sie sein Geld wollten. Aber das geschah ihm, weil er Jesus nachfolgte, insgesamt in seinem ganzen Leben.
Das heißt: Jetzt wirft dich vielleicht jemand aus dem Job heraus, aber nicht, weil du so eifrig vom Glauben bekannt hast. Das ist einfach etwas, was im Leben passiert. Und dann gibt es andere Dinge, wo du hoffentlich auch leidest um des Glaubens willen.
Wenn einer sagt: "Ich habe noch nie um des Glaubens willen gelitten, da hat noch nie jemand mir etwas Böses gesagt", dann könnte es sein, dass irgendwas im Glaubensleben nicht in Ordnung ist. Denn das ist ja genau das, was Paulus verspricht und was Jesus auch verspricht.
Wenn ich das nie erlebe, kann es sein, dass mein geistliches Leben so stromlinienförmig ist, dass die anderen gar nicht mehr merken, dass ich Christ bin. Oder vielleicht merken sie, dass ich mal in die Gemeinde gehe, dass ich mich Christ nenne, aber mein Lebensstil ist genau derselbe. Dann ist das natürlich ein Problem.
Aber wenn wir so mit Jesus leben, dann soll uns dieser Widerstand, den wir erleben, nicht entmutigen. Erstmal: Gott hat ihn zugelassen, Gott will sich daran verherrlichen, es gehört zum geistlichen Leben dazu, und er hat uns nie versprochen, dass es vollkommen glattlaufen wird.
Darüber hinaus – was hier jetzt nicht mehr drinsteht – häufig ist es ja auch ein Widerstand des Teufels. Es ist ja auch ein geistlicher Kampf, wie wir im Jakobusbrief lesen, oder dass der Teufel umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Das gilt ja gerade für die, die Jesus nachfolgen. Die anderen hat er ja schon sozusagen.
Deshalb können wir damit rechnen, dass wir geistliche Anfechtung und Probleme bekommen, die sich auch ganz körperlich ausdrücken können, gerade dann, wenn wir Jesus nachfolgen.
Nun, vielleicht sagen jetzt einige: Was erzählt Michael da? Paulus hat doch noch gar nicht gesagt, dass er entmutigt ist. Nun, wenn ihr eine Konkordanz hernehmt und mal nachschaut, wie das Wort "Entmutigung" beziehungsweise "entmutigt" im 2. Korintherbrief vorkommt, dann werdet ihr sehen, dass es häufiger drinsteht.
Deshalb will ich euch zum Abschluss für heute Morgen auch noch eine Stelle lesen, die wir gerade ein paar Verse weiter finden, nämlich Vers 16. Ab Vers 16. Das ist aber nicht die einzige. Da merken wir, Paulus versucht mit seiner eigenen Entmutigung recht gut zurechtzukommen und gleichzeitig den Christen eine Perspektive zu geben, wenn ihr in Entmutigung seid, wie man damit umgeht.
Da schreibt er nämlich: "Darum lasst uns nicht entmutigen. Wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert."
Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. Da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, ist ewig.
Hier gibt er uns wieder ein paar Tipps. Also er sagt erst einmal: Wir lassen uns nicht entmutigen. Und dann sagt er, was er denn tut, um nicht entmutigt zu werden.
Der erste Tipp, den er uns dabei gibt, ist: Er sieht nicht auf den äußeren Menschen, sondern auf den inneren. Also das, was ich vorhin schon gesagt habe.
Wenn wir auf uns äußerlich schauen, dann sehen wir einen irdischen Leib, ein tönernes Gefäß, sieht alles nicht so toll aus in unserem Leben, zumindest nicht so, wie wir uns das vorstellen könnten als siegreiche Helden des Glaubens.
Aber dann sagt Paulus, das ist eigentlich ganz normal. Du hast nur den falschen Blickwinkel. Schau doch nicht darauf, dass dir die Haare ausfallen oder die Zähne, dass es langsam irgendwelche Rückenprobleme gibt, dass du nicht mehr so leistungsfähig im Beruf bist, dass du leicht genervt bist durch die Kinder. Das ist alles das, was den äußeren Menschen angeht.
Sondern schau auf den inneren Menschen, da steht: "Der wird Tag für Tag erneuert." Er wird erneuert, egal was du tust, nämlich durch Gott, weil der Heilige Geist in dir wohnt.
Aber diese Erneuerung geht noch viel stärker vonstatten, wenn du den innerlichen Menschen auch pflegst. Wenn du dich morgens eben nicht nur darum kümmerst, ob die Haare gut sitzen und der Mundgeruch weg ist, sondern wenn du dich darum kümmerst, dass dein innerer Mensch gepflegt wird und wächst.
Und da sagt Paulus: Das hilft doch viel mehr. Denn wenn ihr nur die Pflege auf den äußeren Menschen richtet, dann werdet ihr immer wieder enttäuscht werden. Warum? Weil trotz aller Pflege der Körper trotzdem verfällt.
Ich meine, ich kann mir so viel Haarwasser auf den Kopf schmieren, wie ich will, die Haare gehen trotzdem aus. Du kannst so viel Rückengymnastik machen, wie du willst, irgendwann wirst du trotzdem Probleme mit deinem Rücken oder mit deiner Leber oder deiner Niere oder deinem Magen oder deinem Darm oder sonst irgendetwas bekommen.
Warum? Weil wir in einer irdischen, gefallenen Welt sind, in der wir alle an Krankheiten irgendwann einmal sterben werden, wenn vorher nicht die Entrückung kommt. Und es ist nun mal so, wie wir im Alten Testament lesen: Es kommen irgendwann die Tage, von denen du wolltest, sie wären nicht da. Das ist nämlich im Alterungsprozess ganz normal, auch für den Christen. Es kommen dieses Problem und jenes Problem und diese Schwierigkeit und jene, weil wir in der Welt sind.
Und das, was Paulus hier sagt: Wenn du auf das Äußere, den äußeren Menschen schaust mit all seinen Schwierigkeiten und Macken, dann bist du sehr schnell entmutigt, weil du merkst, trotz aller Anstrengungen überwindest du das nicht.
Aber wenn du auf den inneren Menschen schaust, den du hoffentlich gepflegt hast – wenn nicht, dann solltest du mehr Acht darauf haben – dann kannst du entmutigt sein, weil du merkst, trotz allem äußeren körperlichen Verfall, trotz allen äußeren Schwierigkeiten wächst dieser innere Mensch.
Mein Vertrauen zu Gott wächst, meine Liebe zu Jesus wächst, meine Erkenntnis Gottes wächst. Und das kann der äußere Körper nicht einschränken, sondern egal, was da äußerlich kommt, kann es sogar mit dazu beitragen, dass ich innerlich wachse und gottähnlicher werde.
Und wenn ich darauf stärker schaue, dann können mich diese äußerlichen Sachen nicht mehr so niederdrücken und entmutigen. Da sagt er ja auch: "Denn unsere Bedrängnis ist schnell vorübergehend und leicht."
Also da muss ich sagen, lieber Paulus, weißt du, was du da schreibst? Damit meint er: "Och, diese kleinen Christenverfolgungen, eben mal ausgepeitscht werden, eben mal gesteinigt werden, das ist doch eine Kleinigkeit."
Das ist ja, was Paulus schreibt, denn genau das schreibt er am Ende des 1. Korintherbriefs: "Unso bedenken wir sie als vorübergehend und leicht." Ja, was meint er damit?
Er hat hier die Perspektive auf die Ewigkeit. Da sagt er nämlich angesichts der Ewigkeit bei Gott: Was sind diese paar Jahrzehnte Leiden auf der Erde? Gar nichts.
Also ich meine das ungefähr so: Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an eure Schulzeit erinnert. Manchmal ist es so, dass du irgendwas ganz dringend lernen musst oder eine dringende Aufgabe machen musst. Und dann hilft dir der Gedanke, wenn du weißt, das ist jetzt nur ganz beschränkt. Wenn ich das gelernt habe, dann kann ich nach draußen gehen und mit meinen Freunden spielen zum Beispiel.
Oder manchmal mache ich das auch selbst so: Wenn ich irgendwelche unangenehmen Aufgaben habe, dann stelle ich mir selbst eine Belohnung in Aussicht, die mich motiviert, diese negative Sache schnell hinter mich zu bringen.
Was weiß ich, das kann eine Belohnung sein: "Michael, wenn du das jetzt schaffst, dann darfst du nachher in die Cafeteria gehen und deinen Kaffee trinken" oder so. Also kleinere Belohnungen. Natürlich, für größere Aufgaben muss man größere Belohnungen geben. Aber meinetwegen sage ich: Wenn wir jetzt meine Bibliothek endlich fertig gebaut haben, Vivian, dann gehe ich mit dir zusammen essen an einem Abend oder so.
Und manchmal können solche Sachen motivierend sein. Also ich meine, ich esse ja vorher auch was, aber ich meinte jetzt ins Restaurant, nicht so. Also manchmal können solche Sachen motivierend sein. Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt: Irgendeine negative Sache, die uns Mühe macht, überwinden wir mit dem Blick auf das, was danach kommt.
Und genau das tut Paulus auch. Er sagt: Denkt doch daran, was einmal auf euch zukommt in der Ewigkeit.
Und ich glaube, viele Christen haben auch ein Problem oder kommen leicht in Entmutigung, weil sie die Ewigkeit vergessen haben. Denn alle Menschen um uns herum haben die Ewigkeit vergessen. Fragt mal irgendeinen Menschen, der euch sagt, danach kommt nichts mehr. Deshalb hängen die Menschen ja so stark an ihrem Leben.
Sie meinen: Alles, was ich erleben kann, alles, was ich genießen kann, das muss hier reingestopft werden in diese 50, 60, 70 oder 80 Jahre, die ich habe. Und dann kommt irgendwann Entmutigung, weil ich merke: Jetzt geht es nicht mehr, finanziell geht es nicht mehr, körperlich geht es nicht mehr, die Menschen um mich herum sind nicht so nett, wie ich das gedacht habe, und es läuft nicht so toll. Und dann kommt die totale Frustration.
Und hier sagt Paulus: Schau doch in die Ewigkeit, du als Kind Gottes. Schau mal auf diese goldenen Throne, auf denen wir da sitzen, und die goldenen Wege im ewigen Jerusalem und all solche Sachen. Und du bist Sohn Gottes. Schau darauf, dann fällt es dir viel leichter, mit den Entmutigungen in den kleinen Nebensachen unseres Alltags zurechtzukommen.
Wir merken, wir lassen uns auch als Christen prägen von dem Zeitgeist, mit dem wir leben, der nämlich in erster Linie nur das vor Augen hat, was jetzt gerade fast food ist – also jetzt in diesem Moment ein Problem, und das drückt mich nieder.
Aber diese langfristige Perspektive geht uns manchmal verloren, und Paulus sagt, dann müssen wir in Entmutigung kommen.
Er sagt dann auch: Die über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. Also sagt das eine, es hat schweres Gewicht, das ist ganz wichtig, und das andere sagt er ist dagegen leicht, das ist eben nicht so wichtig.
Und da sagt er: "Da wir nicht auf das Sichtbare sehen." Also das ist immer noch derselbe Satz: Wir lassen uns nicht entmutigen, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, ist zeitlich, was unsichtbar ist, ist ewig.
Und hier sagt uns eine Wahrheit, die eigentlich jeder von uns ja weiß. Ich meine, manches Mal, wenn ich so in der Bibliothek bin und da baue – also in meiner – dann denke ich auch daran: Das ist alles zeitlich. Spätestens in zweihundert Jahren wird das Haus wahrscheinlich nicht mehr stehen, die Bücher wird keiner mehr lesen, die Balken werden von Würmern zerfressen sein.
Ich meine, ich will ja nicht pessimistisch sein, also nicht, dass ihr jetzt irgendwie das Falsche einordnet, aber manchmal kommen solche Gedanken. Dann denke ich mir: Wofür denn das Ganze überhaupt? Ich weiß nicht, ob ihr solche Sachen auch kennt.
Oder dann kannst du dir sagen: Ja, dein Auto reparierst du schon wieder. Ja, und spätestens in zehn Jahren ist es dann doch eine Rostlaube, nicht? Ja, es ist ja so, gut, mein Auto ist jetzt schon 15 Jahre alt, aber irgendwann ist auch da die letzte Stund geschlagen von dem Auto.
Und da könnten wir uns sagen: Das Sichtbare ist begrenzt. Das Sichtbare ist zeitlich, das ist irgendwann zu Ende, und dann müssen wir frustriert sein, wenn wir nur darauf schauen.
Und deshalb sagt er: Er denkt nicht nur an das Zeitliche, an das Begrenzte, sondern an das Ewige. Und das ist das, was hier steht: Das, was unsichtbar ist, das, was eben nicht zur materiellen Welt gehört, die vergänglich ist.
Denn alles, selbst wenn du heute eine Pyramide baust und die ein paar tausend Jahre steht, spätestens am Ende der Offenbarung da steht: "Und die Elemente werden vergehen mit einem Krachen", und zack, die Erde ist vorbei. Dann ist auch deine Pyramide vorbei.
Also das heißt: Egal, was wir hier irdisch auf dem Material auf der Erde machen, das ist alles zeitlich, unbegrenzt, und da bleibt am Ende nichts. Das Geistliche aber, das Unsichtbare, das ist ewig, das bleibt dauerhaft.
Und deshalb hier die Perspektivänderung: Achte mehr darauf!
Zusammenfassung und Gebet zum Abschluss
Nun möchte ich an dieser Stelle für heute abschließen. Es gibt noch einige Lektionen, die Paulus und Jesus uns lehren, und wir haben auch verschiedene andere Texte in der Bibel, die ich mit euch durchgehen möchte. Aber für heute soll es erst einmal genug sein.
Am Ende möchte ich kurz zusammenfassen, was wir uns bisher angeschaut haben. Entmutigung kann jedem Christen passieren, selbst einem Superchristen wie Paulus. Entmutigung entsteht oft, weil wir uns sehr stark für etwas eingesetzt und engagiert haben, das nicht so gelaufen ist, wie wir es uns gewünscht haben.
Paulus begegnet der Entmutigung, indem er seinen Willen Gott entgegenstellt. Er sagt: „Ich lobe Gott, egal wie schlecht es mir geht, weil er mir den Sieg gegeben hat – in Jesus.“ Nicht unbedingt praktisch vor Ort, sondern in Jesus habe ich den Sieg über den Teufel, den Tod und die Sünde. Ich bin im Triumphzug. Ihr seid, egal was ihr tut, schon ein Wohlgeruch Gottes, der einen zum Tod, den anderen zum Leben bringt. Auch das ist eine Ermutigung.
Gott hat euch in eine Stellung eingesetzt, für die ihr eigentlich gar nichts könnt. Diese Stellung hängt nicht an eurer Leistung. Dann hat er uns weiter gesagt, dass er uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Er hat uns als Botschafter an Christi Statt eingesetzt – also sozusagen die wichtigsten Ämter auf Erden. Ihr seid Stellvertreter an Christi Statt. Das, was der Papst für sich in Anspruch nimmt.
Ihr könntet jetzt herumlaufen und sagen: „Ich bin Papst.“ Das würde jedoch niemand verstehen, und man würde euch vielleicht irgendwo in ärztliche Behandlung einweisen. Aber im Grunde genommen könnten wir das so ausdrücken, denn der Papst sagt ja auch, er sei Stellvertreter an Christi Statt. Und genau das sind wir – wir sind Stellvertreter an Christi Statt, wie wir gerade gelesen haben.
Paulus lenkt unsere Perspektive erst einmal auf das, was Gott schon alles in unserem Leben getan hat – ganz egal, wie schlecht es dir geht. Dann nimmt er die nächste Perspektive ein und sagt: Äußerlich siehst du vielleicht nicht nach viel aus, wie ein tönernes Gefäß, und du wirst verfolgt und Probleme bekommen. Aber denk daran: Ich bin immer noch dahinter, ich fange dich auf, ich lasse es nicht zum Äußersten kommen. Das habe ich versprochen.
Das kann uns auch in Verzweiflung und Enttäuschung helfen, wenn wir keinen Ausweg mehr sehen und denken, jetzt geht wirklich alles den Bach runter. Dann kannst du sagen: Nein, Gott steht darunter, er wird es nicht zum Ärgsten kommen lassen.
Als Nächstes sagt er uns: Achte nicht auf das Zeitliche, also das, was jetzt irdisch von Bedeutung ist. Achte auch nicht auf das Materielle, sondern denke in erster Linie daran, wie dein geistlicher, innerer Mensch sich entwickelt. Auch das hält dich ab von Verzweiflung und Enttäuschung im Glauben und im Alltag, die sonst automatisch kommen müssten.
Denn unser Leben ist, wie Søren Kierkegaard sagt, eine Krankheit zum Tode. Vielleicht ist das etwas pessimistisch, aber er hat Recht damit. Was sicher ist: Wir werden alle sterben. Und wenn wir nicht in jungen Jahren sterben, was ja auch nicht jeder sich wünscht, dann werden wir sterben mit Krankheit, Leiden, Verfall und all solchen Dingen, die dazugehören.
Das wird zu Verzweiflung führen. Aber diesen Perspektivwechsel brauchen wir hin zu dem, was Jesus tut, hin zu dem Geistlichen, das zu pflegen. Das kann uns eine Hilfe sein.
Wir werden das nächste Mal noch ein paar andere Tipps hören. Ich bin also noch nicht am Ende, falls ihr denkt, das sind noch nicht alle, die mir genügen. Es kommen noch einige.
Ich möchte an dieser Stelle mit einem Gebet abschließen:
Herr Jesus Christus, vielen Dank dafür, dass du uns echten Wein einschenkst, dass du uns keine falschen Versprechungen machst und uns nicht enttäuscht zurücklässt. Vielen Dank, dass du in allen Enttäuschungen, in allen geistlichen Kämpfen und in aller Frustration immer noch da bist.
Dass du an unserer Seite stehst, dass du uns auffängst, wenn wir selbst nicht mehr weiterwissen, dass du uns, obwohl wir selbst wenig leisten können, zur Botschaft an Christi Statt gemacht hast, dass du uns zu einem Wohlgeruch gemacht hast und dass wir mit dir triumphieren dürfen – und das allezeit, weil wir auf der Seite des Siegers stehen.
Vielen Dank auch dafür, dass du dich gerade da verherrlichst, wo wir schwach sind. Wir bitten dich, dass du uns immer wieder daran erinnerst, gerade wenn wir Probleme haben. Und wir bitten dich, dass du uns hilfst, diesen Perspektivwechsel vorzunehmen: auf das Innere zu schauen, auf das Unsichtbare, auf dich und deine Macht und nicht so sehr auf das, was wir schaffen können, auf das Materielle, auf das Äußere, auf das Zeitliche und Vordergründige.
Hilf uns, dem Zeitgeist zu widerstehen, und hilf uns, auf diese Weise geistlicher Entmutigung und Frustration entgegenzutreten. Vielen Dank, dass wir das nicht aus eigener Kraft tun müssen, sondern dass du uns dabei durch den Heiligen Geist hilfst, der in uns wohnt. Amen.
Nun entlasse ich euch in diesen Morgen. Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass all diejenigen, die bei der Vorstellungsrunde dabei sein wollen – ich hoffe, es werden viele sein – sich in etwa sieben Minuten, also in zehn Minuten, also um zehn vor elf, hier wieder treffen.
Wir werden dann hinten einen kleinen Sitzkreis machen, damit wir uns alle gut anschauen können. Dort können wir uns austauschen. Also in zehn Minuten, um zehn vor elf, sind alle herzlich eingeladen zur Vorstellungsrunde dort hinten.