
Guten Abend! Ja, das Thema ist sicherlich sehr wichtig und tief in Gottes Wort verwurzelt: Jüngerschaft.
Ich möchte kurz wiederholen, für diejenigen, die in den letzten Tagen nicht dabei waren: Wir haben uns fünf Ziele vor Augen gehalten, die wir aus Gottes Wort entdeckt haben. Diese Ziele beziehen sich auf gesunde Gemeinden.
Ich glaube, es ist besonders in der heutigen Zeit sehr wichtig, darüber nachzudenken, wie unsere Gemeinde innerlich gesund sein kann. Viele sprechen vom Gemeindewachstum und suchen nach Methoden dafür. Doch jede Mutter und jeder Vater weiß, dass Kinder nicht durch Methoden wachsen. Ein Kind wächst, wenn es gesund ist. Wenn ein Kind nicht wächst, geht man zum Arzt und sucht nach Wachstumsstörungen.
Ich habe den Eindruck, dass wir in unseren Gemeinden wenig darüber nachdenken. Es ist sehr wichtig, sich zu fragen, ob unsere Gemeinde wächst. Dabei geht es nicht unbedingt um zahlenmäßiges Wachstum, sondern um geistliches Wachstum.
Wenn wir geistlich wachsen und geistlich gesund sind, bin ich überzeugt, dass auch die Gemeinde äußerlich wächst.
Wir hatten uns zwei Bibelabschnitte vor Augen gestellt, die der Herr Jesus gesagt hat. Zum einen aus Matthäus 22, Verse 37-40, in denen er einem Pharisäer die beiden wichtigsten Gebote nennt. Er sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ Dies ist das größte und erste Gebot.
Wir hatten uns gesagt, dass dies auch das erste Ziel an Anbetung ist. Dann sagt der Herr Jesus: „Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wir haben erkannt, dass dies das zweite Ziel ist, nämlich Dienst oder Diakonie.
Aus seinem sogenannten Missionsbefehl aus Matthäus 28 können wir die weiteren drei Ziele entdecken. Dort heißt es: „Geht nun hin!“ Darüber hatten wir uns gestern Gedanken gemacht – das Thema Mission.
Weiter sagt Jesus: „Macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehrt, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Das ist das vierte Ziel: Jüngerschaft.
Als fünftes Ziel nennt er: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Das ist Gemeinschaft – Gemeinschaft mit unserem Herrn.
Ich sagte euch, dass wir daraus bei uns in der Gemeinde ein Bekenntnis geschrieben haben, in dem diese fünf Ziele enthalten sind:
Als neutestamentliche Gemeinde wollen wir Gott lieben, zu seiner Ehre leben und uns in ihm freuen. Deshalb sehen wir unseren Auftrag darin, Menschen zu Jesus Christus und in seine Gemeinde zu führen und ihnen zu helfen, in ihrem Leben Jesus Christus ähnlicher zu werden. Wir wollen gemeinsam Gott immer besser kennenlernen und uns gegenseitig sowie anderen Menschen dienen.
Ihnen zu helfen, in ihrem Leben Jesus Christus ähnlicher zu werden, ist das Thema für heute Abend: Jüngerschaft. Ich habe es kurz in einem Wort zusammengefasst: Wachsen, gewurzelt in Gottes Wort, Jüngerschaft.
So wie an den anderen Abenden wollen wir zuerst untersuchen, was überhaupt Jüngerschaft ist. Ich zitiere noch einmal den Vers aus Matthäus 28: „Macht zu Jüngern, indem ihr sie tauft und lehrt, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Ich denke, dass wir an diesem Auftrag des Herrn Jesus nicht vorbeikommen als Gemeinde. Denn dieser Auftrag gehört zu seinem Vermächtnis. Das, was er damals seinen Jüngern und damit auch uns gesagt hat: Macht zu Jüngern.
Wir wollen sehen, was das überhaupt bedeutet: Was ist Jüngerschaft? Wenn wir die Evangelien lesen, stellen wir fest, dass die, die der Herr Jesus um sich geschart hat, er Jünger genannt hat. Nicht, weil sie jünger waren als er, sondern jünger im Sinne von Nachfolge.
Von Herrn Jesus können wir sicherlich am ehesten lernen, was Jüngerschaft ist. Wie hat Herr Jesus seine Jünger in die Nachfolge gerufen? Das stellen wir immer wieder fest: Er sagt „Folge mir nach!“ Das war sein Ruf in die Jüngerschaft.
Ihr wisst, wenn so ein Auto vor euch fährt, wie auf diesem Bild, dann bekommen wir in der Regel ein schlechtes Gewissen. Bitte folgen! Herr Jesus ist vorangegangen und er sagt: „Bitte folgen, folge mir nach!“
Jüngerschaft bedeutet, dem Meister nachzumachen. Vielleicht ist euch das schon mal aufgefallen: Das Erziehungsprinzip Gottes in der Bibel besteht nicht so sehr darin, Predigten zu halten, sondern im Vorleben. Das wissen Eltern auch. Wie heißt dieser Spruch von genervten Eltern? „Was nützt alle Erziehung, die Kinder machen ja doch alles nach.“
Das ist aber das Prinzip von Erziehung in der Bibel: Nachmachen. Wir sollen also den Herrn Jesus nachmachen, das heißt Jüngerschaft.
Ich möchte einige Beispiele dafür anführen. Bereits im Alten Testament finden wir an vielen Stellen das Thema Jüngerschaft. Es geht dabei um Menschen, die in Zeiten des Abfalls an Gottes Wort und seinen Geboten festhielten und anderen ein Vorbild waren, es ihnen gleichzutun.
Ein Beispiel dafür ist Elija, der Elisa anlernte. Elisa war also ein Jünger von Elija. Elisa wiederum lehrte die Prophetenschüler. Er hatte das schon richtig organisiert, etwas, das wir von Elija noch nicht lesen. Elisa schulte eine ganze Reihe von Männern, und offensichtlich gab es solche Prophetenschulen an verschiedenen Orten. Er überlegte sich, wie er anderen beibringen konnte, das Gelehrte wiederum weiterzugeben.
Später, nach der babylonischen Gefangenschaft, sehen wir, dass Esra sich vorgenommen hatte, anderen das Gesetz zu lehren. Er hatte bemerkt, dass das Volk Israel im Laufe der Jahrhunderte zuvor nicht mehr viel vom Wort Gottes wusste. Deshalb begann er, systematisch zu schulen.
Übrigens ist dieser Vers in unserer Gemeinde sehr wichtig geworden. Er war der Auslöser für unser Bibelleseprogramm. Wir haben erkannt, dass Esra aus tiefstem Herzen wollte, dass das Wort Gottes bei allen Israeliten wirklich zu Hause war. Ich glaube, das ist eine Aufgabe, die wir auch in unseren Gemeinden haben.
Esra sorgte dafür, dass danach Synagogen in Israel entstanden. Diese gab es zur Zeit des Herrn Jesus in großer Zahl. Dort wurden Israeliten ausgebildet. Das Volk Israel war eines der wenigen Völker, in dem alle lesen und schreiben konnten, weil sie im Wort Gottes unterrichtet waren.
Ich bin überzeugt, dass dies eine ganz wichtige Aufgabe auch für uns als Gemeinde ist.
Anfang des Neuen Testaments lebte Johannes der Täufer, der ebenfalls Jünger hatte. Johannes der Täufer kann man nach der Heilsgeschichte noch zum Alten Testament zählen, obwohl er im Neuen Testament steht. Wie Jesus sagt, ist er der Letzte des Gesetzes und der Letzte der Propheten. Auch Johannes hatte Schüler, denen er weitergab, wie sie leben sollten.
Im Neuen Testament sehen wir, dass auch Jesus Jünger um sich scharte. Wir finden davon Berichte zum Beispiel in Johannes 4,1, Lukas 19,37 und Johannes 9,27. Ich möchte hier aus Johannes 13,13 zitieren:
„Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt richtig, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit, wie ich euch getan habe, auch ihr tut. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, seid ihr glückselig, wenn ihr es tut.“
Ihr erinnert euch, ich hatte diesen Vers schon zitiert, als wir über Diakonie gesprochen haben. Aber das Gleiche gilt auch für die Jüngerschaft. Jesus sagt: Ich mache es euch vor, macht es mir nach.
Auch Paulus hat so gehandelt. Er hatte Timotheus bei sich, unterrichtete ihn und förderte ihn. Er schrieb: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren.“
Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, fällt auf, dass Paulus selten allein reiste. Er war, um es mit unseren Worten zu sagen, ein Reisebruder, der immer andere mitnahm. Teilweise hatte er bis zu neun Brüder bei sich auf der Reise. Liebe Schwestern, stellt euch mal vor, zehn Brüder auf einmal zu beherbergen – das ist nicht ganz einfach. Ähnlich war es auch beim Herrn Jesus, wenn er mit seinen zwölf Jüngern kam und zum Beispiel in Bethanien übernachtete. Das war bestimmt nicht leicht, wenn zwölf erwachsene Männer mit aßen und übernachteten.
Paulus bildete also Timotheus aus. In der Apostelgeschichte werden die Gläubigen an vielen Stellen als Jünger bezeichnet. Ich habe einige Bibelstellen dazu notiert und gebe sie gerne weiter.
Wir sehen in der Bibel das Prinzip: Jünger machen Jünger, die wiederum Jünger machen, die weitere Jünger machen – und so weiter, bis du dran bist.
Mir bleibt sehr in Erinnerung: Vor vielen Jahren war ein Bruder zu uns in die Gemeinde gekommen. Er war gerade kurz zuvor zum Glauben gekommen und erlebte mit, wie während einer Gemeindestunde einer unserer Brüder, die ihm das Wort dienten, heimging.
Ich muss sagen, das war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Mein Vater hatte gepredigt, und nach der Predigt stand dieser Bruder auf und wollte einige Worte dazu sagen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er vorne steht und sagt: „Geschwister, darum geht es – um die Herrlichkeit des Herrn.“ Und dann fällt er zurück.
Und es ist beim Herrn – es gibt eigentlich keinen schöneren Tod, oder?
Am nächsten Sonntag stand derselbe Bruder auf, der kurz zuvor erst gläubig geworden war. Er sprach gebrochenes Deutsch, denn er kam aus Polen. Er sagte: „Geschwister, unser Herr Jesus hatte Jünger, und die Jünger hatten Jünger, und diese Jünger hatten wieder Jünger. Und so ging es weiter. Dann war einer dieser Jünger Heinrich, der letzten Sonntag gestorben ist. Geschwister, jetzt seid ihr dran. Jetzt weiß ich nichts mehr, ich gehe wieder runter.“ Das war seine Predigt.
Ich muss sagen, diese Predigt ist hängen geblieben. Zu begreifen: Gott oder der Herr Jesus hat Jünger, und jetzt bist du dran. Bist du ein Jünger? Hast du wieder Jünger? Ich glaube, uns muss das bewusst werden. Wir stehen in einer Kette, die der Herr Jesus sozusagen angestoßen hat. Diese Kette wird fortgesetzt, bis Jesus wiederkommt.
Wir haben Verantwortung für die nächste Generation, damit aus ihr wieder Jünger entstehen, die wiederum Jünger machen. Paulus sagt das dem Timotheus ja so: „Das, was ich dir gesagt habe, vertraue treuen Leuten an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren.“ (2. Timotheus 2,2)
Wenn wir also in der Gemeinde sind, geht es nicht nur darum, dass ich das Wort Gottes höre, sondern dass ich das, was ich höre, weitergebe. Das wird jeder merken, der schon mal Sonntagsschule, Jungschar, Teeniekreis oder Ähnliches gemacht hat. Eigentlich erst dann, wenn du selbst etwas formulierst, merkst du, dass du es verstanden hast.
Es gibt so viele Geschwister, die hören und hören und hören – für mich sind sie wie ein großer Stausee. Aber ein Stausee ist nur dann nützlich, wenn ein Abfluss da ist, der Turbinen antreibt, oder? Wenn das, was angestaut ist, auch wieder etwas bewirkt.
Von daher ist Jüngerschaft nicht Selbstzweck, sondern immer der Zweck, dass andere wieder Jünger werden. Es geht also um Menschen, die Menschen heranbilden, die wiederum andere heranbilden. Oder Menschen, die Jesus nachahmen und anderen vormachen, wie man Jesus nachahmt, um wiederum anderen vorzumachen, Jesus nachzuahmen.
Eigentlich ganz logisch, oder? Die Frage ist: Bist du ein Jünger, der andere zu Jüngern macht?
Jüngerschaft bedeutet also, Vorbild in der Nachfolge zu sein. Es heißt nicht, dass wir alle nebeneinander in einer Reihe stehen, wie im Polizeigriff, und dann gemeinsam fortgehen. Jüngerschaft ist vielmehr wie ein Gänsemarsch – alle hintereinander, und jeder tritt in die Fußstapfen des Vorangegangenen.
Es geht also darum, Vorbild in der Nachfolge zu sein, um anderen Appetit zu machen, ebenfalls Vorbilder der Nachfolge zu werden.
Heute haben wir in Deutschland dafür ein ganz modernes Wort. Neudeutsch heißt das Mentoring oder auf Englisch „Learning by Doing“. Das heißt also: Jüngerschaft bedeutet nicht, jahrelang irgendwo in eine Schule zu gehen und sein Gehirn zu füttern. Sondern Jüngerschaft bedeutet, unterwegs zu sein und dabei zu lernen.
Von daher ist die Frage: Wer ist dein Paulus und wer ist dein Timotheus? Ich brauche also einen, der mir Vorbild ist, und ich brauche einen, dem ich Vorbild bin.
Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Sache. Ich habe nur die Befürchtung, dass wir in unseren Gemeinden dieses Prinzip vergessen haben.
Die Bibel zeigt uns, dass ein Jünger Jesu eine ganz besondere Art von Eigenschaften besitzt. So finden wir zum Beispiel in Jesaja 50,4-9 die Anatomie eines Jüngers. Diese Verse sind vielen bekannt und werden in der Regel auf den Herrn Jesus bezogen. Das ist natürlich richtig, doch zunächst sagt Jesaja selbst das von sich.
Obwohl diese Worte prophetisch oft auf Jesus angewandt werden, wird hier zunächst deutlich gemacht, dass Jesaja erkannt hat: Ich bin ein Jünger. Dort heißt es: Der Herr, Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich den Müden durch ein Wort aufrichte. Er weckt mich – ja, morgen für morgen weckt er mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört.
Der Herr, Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch der Herr, Herr hilft mir. Darum bin ich nicht zu Schanden geworden.
Darum habe ich mein Gesicht hart wie Kieselstein gemacht, ich habe erkannt, dass ich nicht beschämt werde. Nah ist der, der mir Recht schafft. Wer will mit mir einen Rechtsstreit führen? Lasst uns zusammen hintreten! Wer ist mein Rechtsgegner? Er trete her zu mir! Siehe, der Herr, Herr hilft mir! Wer ist es, der mich schuldig erklären will? Siehe, alle werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.
Natürlich sagen wir, dass in Vollkommenheit dieser Text auf Jesus zutrifft. Aber hier wird uns sozusagen die Anatomie eines Jüngers gezeigt, das heißt: der Gesandte Gottes, der sich als Jünger gebrauchen lässt.
Wir haben in Vers 4 von der Zunge des Jüngers gelesen. Das bedeutet, sein Reden zeigt, wessen Jünger er ist. Ein Jünger redet nicht für sich allein, sondern er spricht das, was sein Meister ihm gesagt hat. Das Ziel ist, andere weiterzubringen.
Zweitens wird uns hier das Ohr des Jüngers genannt, in Vers 4b und 5. Der Jünger hört auf den, der ihn gesandt hat. Das Ziel ist, Gottes Willen zu erkennen.
Drittens wird der Gehorsam des Jüngers beschrieben, in den Versen 5 bis 7. Der Jünger setzt das Gehörte um. Das Ziel ist Entschlossenheit im Weg und in der Nachfolge.
Viertens wird die Hilfe des Jüngers genannt, in den Versen 7 bis 9. Der Jünger ist von Gott abhängig. Das Ziel ist vollkommenes Gottvertrauen.
Wenn Jesus uns als Jünger haben möchte und uns sozusagen als Vorbild für andere einsetzen will, dann legt er hohe Maßstäbe an.
Ich habe 14 Voraussetzungen für Jüngerschaft zusammengetragen.
Erstens muss ein Jünger ein treuer und tüchtiger Mensch sein. Davon lesen wir in 2. Timotheus 2,2. Diesen Vers habe ich bereits zitiert. Ein Jünger muss eindeutige Prioritäten haben. Jesus sagt in Matthäus 6: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und alles andere wird euch zufallen.“
William MacDonald hat das einmal sehr drastisch formuliert: Es ist nicht so wichtig, ob du Präsident von Amerika wirst. Darüber steht nichts in der Bibel, wie man Präsident von Amerika wird. Aber die Bibel enthält eine ganze Menge darüber, wie man Ältester einer Gemeinde wird. Logischerweise bedeutet das, dass für Gott ein Ältester in einer Gemeinde wichtiger ist als der Präsident von Amerika. Das ist logisch, oder? Gott hat andere Prioritäten.
Drittens muss ein Jünger Jesu zielgerichtet und konsequent leben. Diesen Vers habe ich gestern auch schon zitiert. Wir werden aufgefordert, an den Leiden unseres Herrn teilzunehmen.
Viertens muss ein Jünger das Wort Gottes lieben. Eine bekannte Stelle dazu ist Psalm 119,167: „Ich liebe deine Zeugnisse sehr.“ Die Frage ist für mich: Ist Bibellesen Pflicht oder ist es mir ein Bedürfnis, im Wort Gottes zu forschen?
Ein Jünger Jesu muss dienstbereit sein. Er darf Gottvertrauen haben. Ein Jünger Jesu muss ein brennendes Herz für die Menschen haben und ohne Bitterkeit sein. Außerdem muss er diszipliniert leben.
Als Beispiel habe ich die Begebenheit, die Paulus in 1. Korinther 9,24 zitiert. Er bringt das Bild der Rennbahn des Glaubens: Ich bin wirklich auf das Ziel ausgerichtet, wie ein Wettläufer in einem Wettrennen. Er achtet nicht auf die Banden, er achtet nicht auf die Zuschauerränge, sondern er schaut auf das Ziel.
Ein Jünger Jesu soll ein Leben in Hingabe leben. Er soll ein Vorbild für andere sein. Und er muss Jesus mehr lieben als alles andere. Sicherlich habt ihr schon oft über die Begebenheit in Johannes 21 nachgedacht, wo Jesus Petrus dreimal fragt: „Hast du mich lieb? Hast du mich mehr lieb als diese?“
In der Jüngerschaft geht es um dein ganz persönliches Verhältnis zum Herrn Jesus. Ein Jünger Jesu hat sich selbst zu verleugnen. Jesus geht sehr drastisch darauf ein, wenn er sagt: „Wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.“
Ein Jünger Jesu wird gehorsam den Willen Gottes tun wollen. Jünger Jesu sind – und das ist zwangsläufig, wenn wir uns bemühen, dem Herrn so zu dienen – Salz der Erde und Licht dieser Welt, wie der Herr Jesus sagt.
Ich habe gestern schon gesagt, dass wir in zunehmendem Maß auch hier in Deutschland Außenseiter werden. Das ist gut. Es ist gut, wenn die bequeme Zeit vorbei ist.
Mich hat sehr angesprochen, was ich von dem chinesischen Bruder Samuel Lamb gehört habe. Ich weiß nicht, wer das Buch von diesem alten Bruder gelesen hat, der 21 Jahre in chinesischen Gefängnissen gesessen hat – um des Glaubens willen. Er hat gesagt: „Ihr Christen im Westen betet nicht dafür, dass wir Christen in China Freiheit haben, sondern betet dafür, dass wir durchhalten.“
Und ich glaube, wir im Westen sind davon noch weit entfernt.
Jünger Jesu sind erkennbar an der Liebe und an der Feindesliebe. Jüngerschaft bedeutet eine konsequente Jesusnachfolge.
Ich habe hier anhand der Konkordanz alle Stellen aufgeschrieben, an denen der Herr Jesus Menschen mit dem Ruf „Folge mir nach“ zur Nachfolge aufgefordert hat. Für mich ist es erstaunlich, dass die Menschen der damaligen Zeit diesem Ruf gefolgt sind.
Wenn ich an einen Mann namens Lefi denke, der am Zollhaus sitzt, und Jesus kommt vorbei und sagt: „Folge mir nach“, und er daraufhin seinen Job aufgibt, könnte man fragen: „Lefi, wie hast du denn weitergelebt?“ Oder wenn ich an die beiden Söhne des Zebedäus denke: Sie ließen ihren Vater im Schiff zurück und folgten Jesus nach. Ebenso Petrus. Und wie wir alle hören: „Komm, folge mir nach.“
Vielleicht ist dieser Ruf heute Abend neu an dich gerichtet, auch wenn du schon älter bist: „Komm, folge mir nach.“ Vielleicht sagst du: „Ich bin schon lange in der Nachfolge.“ Das mag sein. Aber folgst du wirklich? Oder hast du dir einen Schemel genommen und sitzt? Ich glaube, Nachfolge ist Bewegung, ist Gehen und nicht Sitzen.
Wir haben gelesen: „Macht zu Jüngern, indem ihr sie tauft.“ Das macht deutlich, dass die Taufe zur Jüngerschaft unabdingbar dazugehört. „Macht zu Jüngern, indem ihr sie tauft.“ Ich halte das für sehr wichtig.
In unseren Kreisen ist es üblich, dass wir kaum zur Taufe aufrufen, weil wir sagen, das müsse bei den Menschen selbst kommen. Ich habe den Eindruck, dass wir die Lehre über die Taufe vernachlässigen. Natürlich wird, wenn jemand getauft wird, an dem Sonntag über die Taufe gepredigt. Aber wenn wir Jünger machen sollen, indem wir taufen, bedeutet das doch, dass die Taufe schon viel früher verkündigt werden muss – ebenso die Bedeutung der Taufe.
Die Taufe ist das erste Bekenntnis eines Jüngers Jesu, dass er in die Nachfolge eingetreten ist. Damit proklamiere ich nach außen: Mein altes Leben liegt zurück. Ich bin, wie die Bibel es vergleicht, durch das Rote Meer gezogen und jetzt auf dem Weg, dem Herrn nachzufolgen.
Jesus sagt: „Wer glaubt und getauft wird, wird errettet werden.“ Natürlich wissen wir, dass nicht die Taufe rettet, aber sie ist ein Zeichen für Jüngerschaft. Ich glaube, wenn wir über Jüngerschaft in der Gemeinde reden, müssen wir auch über die Taufe predigen.
Die Praxis der Taufe finden wir in der Apostelgeschichte. Ich muss jetzt nicht auf alle Stellen eingehen; die könnt ihr selbst nachschauen. Dort wird deutlich gemacht, dass Menschen sich taufen ließen und dass dies in der Regel unmittelbar nach der Bekehrung geschah.
In unseren Kreisen ist es oft so, dass jemand zum Glauben kommt und wir dann sagen: „Wir warten mal ab, ob er sich bewährt.“ Und dann können zehn Jahre vergehen. Für mich stellt sich die Frage: Ist das richtig? Habe ich dann wirklich Jüngerschaft gepredigt?
Wenn ich mit einem jungen Gläubigen einen Jüngerschaftskurs mache und mit ihm die Bibel lese, ist es unabdingbar, dass wir zu diesem Punkt kommen. Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der vor ein paar Jahren bei uns zum Glauben gekommen war. Als er an dem Abend zum Glauben kam, sagte er: „Jetzt bräuchte ich eigentlich einen alten Hasen, der mir die Bibel beibringt.“ Die anderen Brüder meinten, ich wäre der alte Hase.
So habe ich mich jede Woche mit ihm getroffen. Er wusste schon eine ganze Menge aus der Bibel, war in der Kirche groß geworden, hatte Konfirmandenunterricht gehabt und Kinderbibeln gelesen. Manche Geschichten kannte er. Dann habe ich überlegt, was ich mit ihm durchgehen könnte.
Ich habe mit ihm Christus im Alten Testament durchgenommen – wo überall in der Bibel prophetisch, sinnbildlich und vorbildlich von Jesus gesprochen wird. Das ist vergleichbar mit dem, was Jesus mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus getan hat. Er erklärte ihnen in allen Schriften, was ihn betraf.
Für mich war es faszinierend: Wenn wir etwas gelesen hatten, setzte er es sofort in die Praxis um. Wir nahmen zum Beispiel das Passa durch und den Vergleich, dass Jesus für uns gestorben ist als das wahre Passalam. Seine Reaktion war: „Ja, dann möchte ich mich zum Brotbrechen melden.“ Er hatte den Vergleich verstanden und meldete sich zum Brotbrechen.
In der nächsten Stunde kamen wir auf den Durchzug durchs Rote Meer. So kamen wir im Neuen Testament zu Römer 6 und zur Taufe. Was war die Folge? Er sagte: „Ich möchte mich taufen lassen.“
Ich glaube, es ist wichtig, diese Lehre weiterzugeben, gerade an solche, die jung bekehrt sind. Wir müssen ihnen deutlich machen: Es gibt einen konsequenten Schritt. Wenn ich dem Herrn Jesus nachfolge, dann mache ich klare Bahn.
Ihr seht diese Stellen aus der Apostelgeschichte, wo uns die Praxis der Taufe gezeigt wird. In den Briefen wird uns die Lehre der Taufe vermittelt, zum Beispiel im Römerbrief Kapitel 6, 1. Korinther 12 und Galater 3.
Die Bedeutung der Taufe können wir so zusammenfassen: Erstens spricht sie von Reinigung. Sie macht bildhaft deutlich, dass mein alter Mensch, mein sündiger Mensch, abgewaschen ist. Die Taufe spricht von Rettung. Petrus vergleicht sie mit Noah, der durch die Flut gerettet wurde.
Die Taufe macht deutlich, dass es eine Trennung vom Alten zum Neuen gibt. Im Römerbrief Kapitel 6 wird der Vergleich zum Durchzug durchs Rote Meer gezogen. Die Taufe zeigt, dass wir mit Christus gestorben und mit ihm auferweckt sind und in Neuheit des Lebens wandeln (Römer 6, Kolosser 2).
Die Taufe macht auch deutlich, dass wir, wenn wir uns bekehrt haben, Christus angezogen haben. Das heißt: alter Mensch, neuer Mensch. Und die Taufe ist ein Bekenntnis, das wir vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt ablegen.
Aber nicht nur die Taufe gehört zur Jüngerschaft. Wir haben gelesen: Macht zu Jüngern, indem ihr sie tauft und lehrt, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Ich stelle immer wieder fest, dass es Geschwister in unseren Kreisen gibt, bei denen die Jalousie heruntergeht, wenn man über Lehre spricht. Dann heißt es oft: Das haben wir genug gehört.
Aber Lehre gehört zur Jüngerschaft. Die biblische Lehre ist die Grundlage eines jeden Jüngers Jesu, auf die er seinen Glauben baut und gründet. Sie ist der Boden, in dem der Glaube verwurzelt ist. Durch die biblische Lehre entsteht geistliches Wachstum eines Jüngers. So wie ich das hier in dem Bild versuche deutlich zu machen: Die Wurzeln greifen ins Wort Gottes, damit der Baum wächst.
Es ist wichtig, wenn wir über Jüngerschaft sprechen, dass ein Jünger Jesu im Wort Gottes verwurzelt ist. Das heißt, in der Lehre des Wortes Gottes fest wird. Die Brüdergemeinden sind in der Regel in der evangelikalen Welt bekannt dafür, dass sie bibelfest sind. Ich möchte sagen, dass sie bibelfest waren. Ich habe die Befürchtung, dass davon heute nur wenig übrig geblieben ist.
Woher kommt das? Ich glaube, weil man meint, dass Lehre etwas anderes ist als Praxis. Das stimmt aber nicht. Wir müssen überlegen, was wirklich nötig ist, damit wir geistlich wachsen. Wachstum entsteht durch eine gesunde Ernährung, durch eine gesunde Lehre, durch einen gesunden Glauben.
Paulus sagt das in Titus 2, Vers 2: Die alten Männer sollen nüchtern sein, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren. Ein paar Verse weiter sagt er, dass Titus darauf achten soll, dass gesunde, nicht zu verurteilende Rede da ist. Ich glaube, dass ein Zusammenhang besteht: Nur gesunde Gemeinden wachsen auch geistlich.
Wir sollten also weniger vom Gemeindewachstum sprechen, sondern mehr von Gemeindegesundheit. Wie kann eine Gemeinde gesund werden? Wir brauchen eine ausgewogene Belehrung in unseren Gemeinden, in unseren Hauskreisen, in den Bibelstunden, in der Jugend, in den Jungschar- und Frauenstunden. Wir brauchen eine ausgewogene, gesunde Belehrung.
Bei uns haben wir in den letzten Jahren festgestellt, dass wir es versäumt haben, unsere Geschwister systematisch zu belehren. Die meisten Christen leben heute von den Losungen. Ich sage immer: Bessere Losungen als gar nichts. Aber es ist zu wenig. Das ist so, als wenn Menschen nur von Fast Food leben. Das ist ungesund, oder? Es reicht vielleicht zum Überleben, aber nicht zum Gesundwerden.
Wenn wir in der Bibel nachschauen, merken wir, dass biblische Lehre immer praxisbezogen ist. Paulus und auch die anderen Schreiber der Briefe haben nie eine lehrmäßige theologische Abhandlung geschrieben. Wenn wir Deutschen eine Bibel geschrieben hätten, dann wäre sie sicherlich so ausgefallen: Punkt eins, Heilsgewissheit, Punkt eins eins, Punkt eins eins eins, alles schön gegliedert und geordnet. Wir würden eine systematische Lehre schreiben. Dafür sind wir Deutschen Weltmeister.
Aber die Bibel ist anders aufgebaut. Paulus nimmt immer ein praktisches Beispiel, eine Not aus einer Gemeinde, und erklärt daran biblische Lehre. Das macht deutlich, dass genau durch biblische Lehre auch meine praktischen Probleme gelöst werden.
Das heißt, wenn wir lehren in der Gemeinde, darf es nie nur für den Kopf sein, sondern immer zum Herzen gehen. Wir müssen in unserer Belehrung textbezogen seelsorgerlich predigen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir sollten uns in unseren Brüdergemeinden wieder darauf besinnen, was die Stärke der Brüdergemeinden eigentlich war: die Lehre, und zwar die Lehre, die praxisbezogen ist.
Wer also geistlich wachsen will, braucht starke Wurzeln und gute biblische Nahrung.
Nun könnte man fragen: Was müssen wir denn lehren, damit Geschwister in der Gemeinde zu Jüngern werden? Man kann sagen: Von nichts kommt nichts. Geistliches Wachstum in der Gemeinde geschieht nur durch geistliche Ernährung.
Und was gehört dazu? Die verantwortlichen Brüder müssen sich in einer Gemeinde fragen: Was lehren wir? Das sollte nicht nach dem Zufallsprinzip geschehen. Was lehren wir? Was brauchen unsere Geschwister? Was wird in der Sonntagsschule gelehrt? Was im Teeniekreis? Was in der Jugendstunde, was im Frauenkreis? Ich glaube, dass wir uns darüber Gedanken machen müssen.
Wenn wir möchten, dass die Gemeinde geistlich wächst, müssen wir miteinander überlegen, was die Geschwister brauchen. Nicht umsonst gebraucht die Bibel das Bild für Führer in der Gemeinde, dass sie Hirten sind. Und wie verantwortungslos wäre ein Hirte, wenn er seine Schafherde nach dem Zufallsprinzip auf verschiedene Wiesen führt? Ein verantwortlicher Hirte wird immer überlegen: Was brauchen meine Schafe? Welche Pflanzen brauchen sie jetzt, damit sie gestärkt werden?
Genauso ist die Verantwortung in der Gemeinde: Wir müssen überlegen, was die Geschwister brauchen, welche Nöte da sind und welche Themen wir ansprechen müssen. Was lehren wir in der Gemeinde?
Ich glaube zunächst einmal, dass wir nicht mehr davon ausgehen können, dass alle Geschwister das richtige, biblische Gottesbild haben. Ich stelle immer wieder fest, dass viele Geschwister entweder nur den heiligen, strafenden Gott sehen oder nur den liebenden Gott. Für viele ist Gott wie ein Polizist: Wehe, wenn du danebenlebst! Oder es ist der Streicheloper, der alles durchgehen lässt: „Gott hat sich ja so lieb.“
Aber welches Bild zeigt die Bibel von Gott? Welches Gottesbild vermitteln wir? Gott hat beide Seiten. Was predigen wir über die Sünde und ihre Folgen? Heutzutage sind wir wirklich „out“ in der Gesellschaft, wenn wir über Sünde predigen. Darüber redet man ja nicht.
In unseren Kreisen gibt es dann dieses komische kanaanäische Wort: „Herr, du siehst unser Zukurzkommen.“ Das ist ein Ausdruck, den ich nirgendwo in der Bibel sehe. Den gibt es nur in unseren Kreisen. Statt zu sagen: „Herr, vergib mir meine Sünde“, sagt man: „Ach, ich bin ja nur zu kurz gekommen.“ Dann bin ich ja nicht schuld, oder?
Aber Änderung in meinem Leben geschieht nur dort, wo ich Buße tue und nicht, wo ich ein Fehlverhalten entschuldige. Was predigen wir über Buße, Bekehrung und Wiedergeburt? Oder überlassen wir das nur den Evangelisten? Was predigen wir über Heilsgewissheit und Heilssicherheit? Was predigen wir über Heilsgeschichte und die Grundlinien der Bibel?
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass unsere Geschwister Zusammenhänge begreifen. Wenn die Geschwister einer Gemeinde die durchgehenden Gedankengänge Gottes, den Plan Gottes, den Heilsplan Gottes verstehen – wie er mit Israel gehandelt hat, wie er mit den Völkern gehandelt hat und wie er mit der Gemeinde handelt –, dann sind sie nicht gefährdet, in die Charismatik abzurutschen.
Denn die Charismatik kann nur auf dem Boden existieren, wo man einfach nur wahllos Bibelstellen aus der Bibel herausnimmt und für sich selbst verwendet. Wenn du den Geschwistern aber die Grundgedanken Gottes und die Heilsgeschichte Gottes beibringst, brauchst du nicht mehr vor der Charismatik zu warnen. Dann sind die Geschwister informiert, wo was hingehört.
Das ist mein Anliegen: Immer wieder deutlich zu machen, wo wir hinwollen. Wenn ich das Ziel im Auge habe, dann brauche ich nicht nur auf die Leitplanken zu achten. Natürlich sind die Leitplanken wichtig. Im Notfall sind sie wichtig, aber doch nicht für den Regelfall. Für den Regelfall ist das Ziel wichtig. Und das ist uns immer mehr ein Ansporn gewesen.
Wir müssen unseren Geschwistern das Ziel zeigen. Hebräer 12 macht uns das deutlich. Was predigen wir über den alten und den neuen Menschen? Was geschieht wirklich bei meiner Bekehrung? Was ist wirklich der neue Mensch in dir? Und warum arbeitet der alte Mensch immer noch, obwohl er gestorben ist?
Wie hat Luther gesagt? Du sollst den alten Menschen ersäufen, aber das Biest kann schwimmen. Das merken wir doch immer wieder, oder? Was predigen wir über Rechtfertigung aus Glauben? Was predigen wir über Heiligung? Wie ich schon sagte, biblische Zusammenhänge und Bibelüberblicke geben.
Was predigen wir über Geistesleitung und Geistesgaben? Und was sagt die Bibel über die Zukunft? Was sagt sie über die neutestamentliche Gemeinde?
Die Frage ist: Wie können wir systematisch in der Gemeinde lehren? Ich möchte nur ein paar Anregungen geben. In privaten Gesprächen habe ich das schon einmal angedeutet: Wir haben gute Erfahrungen mit einem Bibelleseprojekt gemacht. Dabei lesen alle Geschwister zur gleichen Zeit morgens in ihrer stillen Zeit dasselbe. Und zwar in 18 Monaten chronologisch durch die Bibel.
Ich muss sagen, unsere Geschwister waren mit Begeisterung dabei. Spontan hatten sich 185 verbindlich angemeldet, um mitzumachen. Der Vorteil ist, du kannst jederzeit mit jedem aus der Gemeinde über das sprechen, was du heute Morgen gelesen hast.
Der Vorteil ist auch, dass du in der Bibelstunde über einen Abschnitt sprechen kannst, der in der vergangenen Woche gelesen wurde. Und sonntags kannst du über Themen sprechen, die im Zusammenhang mit dem stehen, was die Geschwister in der letzten Woche gelesen haben.
Daraus hat sich bei uns das Gemeindehauskreis-Projekt entwickelt. Das möchte ich jetzt nicht weiter erklären, das würde zu lange dauern.
Was bieten wir unseren Geschwistern an Seminaren zur Förderung im Glaubensleben? Ich denke, es ist sehr wichtig, dass auch eine örtliche Gemeinde vielleicht ein Seminar für alle Mitarbeiter anbietet: Vom Text zur Predigt.
Dabei sind nicht nur diejenigen betroffen, die mal predigen, sondern alle, die in der Sonntagsschule, Kinderstunde und so weiter tätig sind. Wie erarbeite ich einen biblischen Text?
Es gehört dazu, dass die einzelnen Gemeindekreise sich miteinander abstimmen: Was wird wo gelehrt? Das sollte aufbauend sein. Der Teeniekreis muss wissen, mit welchem Grundwissen die Kinder aus der Sonntagsschule kommen. Die Jugendstunde muss wissen, was im Teeniekreis durchgenommen worden ist, damit man darauf aufbauen kann.
Was tun wir in unseren Gemeinden für die Mitarbeiterschulung und Mitarbeiterförderung? Wie motivieren wir unsere Geschwister zur Mitarbeit?
Ich habe festgestellt: Wenn wir als Gemeinde Ziele haben, dann werden die Geschwister motiviert, weil sie wissen, dass man auf ein Ziel zusteuert. Das wissen alle Eltern auch, oder? Wenn man mit den Kindern spazieren geht, müssen die Kinder wissen, wo es hingeht. Sonst sagen sie: „Sind wir denn bald da?“
Daher ist es auch in der Gemeinde wichtig, dass die Geschwister wissen, wohin wir wollen. Was ist das Ziel von Gemeinde? Welche missionarischen Projekte machen wir gemeinsam? Haben wir evangelistische Hauskreise?
Ich bin überzeugt: Wenn wir in der Gemeinde geistlich wachsen, dann wachsen wir auch nach außen. Aber nicht nur in der Gemeinde sollten wir geistlich wachsen, sondern jeder ist auch verantwortlich für sich selbst.
Persönliches geistliches Wachstum geschieht nur durch persönliche geistliche Ernährung. Du wirst nicht geistlich wachsen, wenn du nur die Gemeindestunden besuchst und sonst zu Hause nichts für deine geistliche Ernährung tust.
Dazu gehört einfach: Wie steht es um deine stille Zeit? Wie oft höre ich den Spruch: „Ich komme morgens nicht raus.“ Ich muss immer sagen: Das ist eine faule Ausrede. Das Aufstehen morgens ist immer nur eine Frage des Weckers und des Willens.
Wenn dein Chef dir sagt, du fängst morgen eine halbe Stunde früher an, dann stellst du deinen Wecker und bist pünktlich. Was ist dir dein geistliches Wachstum wert? Ist dir das eine halbe Stunde wert?
Wie hältst du es mit deinem Bibelstudium? Wie hältst du es mit deinem Gebet? Und wie mit deinem Gemeindebesuch? Was sind deine Wachstumshemmer?
Vielleicht ist es gut, wenn jeder Einzelne, wenn er heute Abend nach Hause geht, sich überlegt, an welchem Punkt er konkret werden müsste, was er abstellen und was er bei sich verändern müsste.
Begnügst du dich mit geistlichem Fastfood? Wann hast du das letzte Mal so richtig geistliches Steak gegessen, also etwas, das richtig „zwischen die Zähne“ geht? Womit füttern wir uns?
Wie hat Richard Müller das einmal gesagt? Geschwister, wenn ihr am Samstagabend den Krimi im Fernsehen anschaut, braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn ihr sonntagsmorgens kein Loblied auf den Lippen habt. Der Sonntagmorgen fängt am Samstagabend an, logischerweise, oder?
Und die andere Frage ist auch: Erkennen die anderen Geschwister in der Gemeinde, dass du im vergangenen Jahr geistlich gewachsen bist? In der Regel merkt man selbst nicht, dass man wächst.
Aber wenn Besucher nach Hause kommen und sagen: „Ach, der Junge ist aber gewachsen“, dann ist das ein Zeichen. Ich glaube, das ist auch in der Gemeinde so: Andere erkennen eher, ob du geistlich wächst, als du selbst.
Zwei Beispiele für Gemeindewachstum in der Bibel seien hier kurz genannt.
Das erste Beispiel ist die Gemeinde in Antiochien. Es lohnt sich, vielleicht eine Predigt oder eine Bibelstunde darüber zu halten, insbesondere anhand von Apostelgeschichte 11 und Apostelgeschichte 13. An dieser Gemeinde kann man sehr schön erkennen, wie sie geistlich und auch zahlenmäßig gewachsen ist. Es gab klare Entscheidungen, echte Jüngerschaft, sie hatten andere im Blickfeld und eine gute, einmütige Mitarbeiterschaft. Außerdem zeichneten sie sich durch Heiligung und Mission aus.
Das zweite Beispiel ist die Gemeinde in Thessalonich, die wir im 1. Thessalonicherbrief Kapitel 1 finden. Die Verse dort sind sehr lohnenswert zu studieren. Auch hier sehen wir eine klare Entscheidung, eine deutliche Jüngerschaft. Die Gläubigen wurden Vorbilder für ihre ganze Umgebung und waren hingegebene Christen.
Wodurch entsteht geistliches Gemeinde- und Glaubenswachstum? Zwei Verse geben uns dazu eine Orientierung:
„Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe, untereinander und zu jedermann“ (2. Korinther 9,10).
Und aus Epheser 4:
„Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin und her getrieben von jedem Wind der Lehre, sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4,14-15).
Jüngerschaft bedeutet also jede Form der geistlichen Weiterbildung der Geschwister. Sie ist geistliches Wachstum durch Belehrung, Schulung und Seminare.
Für uns haben wir das so formuliert: Wir möchten Jüngerschaft verwirklichen durch textbezogene Predigten am Sonntag, durch das Gemeinde-Bibelprojekt, durch die Gemeindehauskreise, durch die Bibelstunde und durch Jüngerschaftskurse für Babychristen.
Darüber hinaus bieten wir Eheseminare für Verlobte an. Wir haben uns vorgenommen, dass in unserer Gemeinde kein Paar heiratet, ohne vorher einen Ehekurs mit einem der Ältesten gemacht zu haben. Ich bin erstaunt, wie dankbar die jungen Geschwister das annehmen. Ich glaube, dass das in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Es ist nicht mehr selbstverständlich, selbst wenn sie aus einem gläubigen Elternhaus kommen, dass sie wissen, was Ehe nach biblischen Vorstellungen wirklich bedeutet.
Wir wollen Jüngerschaft auch durch systematische Schulung verwirklichen, zum Beispiel in der Sonntagsschule. Bei uns heißt sie „Fortbildende“ und findet ein Jahr nach der Sonntagsschule statt. Weitere Angebote sind „Bibelblick“, die Jungscharen, der Teenkreis, der Jugendkreis, der Frauentreff, Hauskreisleitertreffen, Schulungen, Seminare und Freizeiten.
Auch Mentoring findet bei uns statt, sowohl individuell als auch gemeinsam.
Ich möchte schließen mit dem Bekenntnis: Als neutestamentliche Gemeinde wollen wir Gott lieben, zu seiner Ehre leben und uns in ihm freuen.
Deshalb sehen wir unseren Auftrag darin, Menschen zu Jesus Christus und in seine Gemeinde zu führen. Außerdem wollen wir ihnen helfen, in ihrem Leben Jesus Christus ähnlicher zu werden.
Wir wollen gemeinsam Gott immer besser kennenlernen und uns gegenseitig sowie anderen Menschen dienen.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.