Die Priorität der Beziehung zu Jesus als Lebensziel
Da steht „Zweig“ und „Lebensziel“, immer im Ersten, erstes Blatt. Lukas 14,25-35 ist der Text, in dem Jesus sagt: Wenn jemand mich nicht mehr liebt als Vater, Mutter, Kinder und sein eigenes Leben, kann er nicht mein Jünger sein.
Dann sagt er dazu: Wenn ihr nicht euer Kreuz nehmt und mir nachfolgt, könnt ihr nicht mein Jünger sein. Das Lebensziel ist zuerst er, also zuerst Jesus. Nimm nicht einfach Lebensziel als Taten oder Gedanken, sondern setze ihn an erste Stelle.
Mit „ihn“ ist für mich und für dich gemeint, die Beziehung zu ihm immer tiefer zu pflegen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit du für das Bibellesen und das Gespräch mit ihm brauchst oder nimmst, aber ich möchte dir Mut machen. Deine Jünger werden an deinen Prioritäten erkennen, was in deinem Leben wichtig ist.
Du kannst ihnen viele gute Botschaften geben. Wenn sie merken, dass dein Leben vom Wort und von der Beziehung zum Heiland geprägt ist, werden sie auch in diese Richtung gehen. Ich weiß, wie schön es ist, Jünger beim Spazierengehen zu schulen, zum Beispiel bei einem Waldspaziergang.
Ich bin in den Bergen, da habe ich natürlich einen Vorteil. Ich gehe mit ihnen wandern, und dann erzählen wir von der Bibel. Dann fängt einer an zu beten, ohne zu sagen: „Jetzt könnten wir beten.“ Du hast sicher schon gemerkt, dass dieser Satz vom Feind nicht gewollt ist.
Oft gibt es Gemeinschaft unter Brüdern, und jeder denkt: „Wenn der weggeht, schade, er hat nicht mit mir gebetet.“ Jeder hat das Gefühl, wenn ich sage „Wir könnten beten“, könnte ein anderer denken: „Ich bin geistlicher als sie.“ Wenn jemand jetzt beten will, könnten andere denken: „Der will immer beten, der meint immer, man muss das.“
Solche Gedanken sind dumm, und der Feind liebt sie. Er gibt noch viel dümmer Ideen, er hat viele davon. Ich habe in der Jüngerschaft gemerkt, dass dieser Satz einfach wegfällt, so ist er boykottiert. Wir können einfach miteinander beten, beim Autofahren oder beim Spazieren.
Ich hatte so viel Freude, als ein junges Mädchen ein anderes Mädchen in Worte Gottes einführte, indem sie jeden Tag, auf dem Weg zur Arbeit, 500 Meter gemeinsam auf dem Bürgersteig gingen. Diese jungbekehrten Mädchen konnten nie eine Stunde besuchen, weil die Eltern es streng verboten hatten. Die Eltern sind Moslems.
Aber das war jeden Tag Bibelschule: 500 Meter miteinander gehen. Zuerst wurde gefragt: „Wie hast du geschlafen? Wie geht es dir?“ Dann erzählte einer ein wenig, und dann fing jemand an zu beten: „Herr, wir sind froh, dass du mit uns kommst. Wir sind drei, die miteinander laufen. Zeig uns den Weg, wie wir heute zur Schule gehen können.“
Dann kannten sie die Bibel immer besser und hatten immer wieder neue Gedanken. Deshalb weißt du, was der Heiland gesagt hat, und das hat er auch gesagt, und da ist er bei dir und so weiter. So wurde sie geschult.
Sie konnte nie eine Stunde besuchen, noch Gottesdienst oder Ähnliches. Heute ist sie eine engagierte Christin. Jetzt ist sie erwachsen, verheiratet und gerne in der Gemeinde aktiv.
Schulung als gelebte Beziehung und Praxis
Schulung braucht nicht unbedingt einen festen Rahmen. Was du mit dem Herrn lebst und frei an andere weitergibst, das ist Schulung. Schulung ist nicht unbedingt ein Ordner oder ein Lehrbuch. Schulung ist ein Leben, das zum anderen kommt, eine Beziehung zu Gott, die sich plötzlich auf andere überträgt. Das ist Schulung.
Wir sind alle geprägt von unseren europäischen Schulen. Wir denken bei Schulung immer an Hefte, ständiges Schreiben und am Ende eine Prüfung, um zu testen, was man weiß. Aber Gott möchte gar nicht wissen, was ich theoretisch weiß. Er möchte sehen, was ich in die Tat umsetze.
Wenn ich einen schönen Ordner darüber habe, wie man Menschen zu Jesus führt, habe ich noch niemanden zu Jesus geführt – ich besitze nur den Ordner. Wenn ich jedoch in Beziehung mit Menschen bin, kann mir der Ordner auch helfen. Ich habe nichts gegen Schulung, sonst wäre ich ja nicht hier.
Das Lebensziel sollte aber zuerst sein, deine Liebe zum Herrn zu pflegen. Pflege sie! Wenn du verheiratet bist, dann pflegt diese Liebe zum Herrn gemeinsam mit deiner Frau. Es ist so wichtig, dass ihr zusammen den Heiland liebt.
Planung und geistlicher Kampf beim Gemeindebau
Und dann, wie es in Lukas 14 immer wieder heißt, sagt der Herr: Wenn jemand jünger ist, soll er sich hinsetzen und überlegen, wie er einen Turm bauen kann. Also zuerst kommt das Herz dran – beim Heiland ist das immer so. Dann kommt der Kopf dran, den hat er uns auch gegeben. Damit das Ganze gut funktioniert, muss man sich zuerst hinsetzen.
Warum habe ich so viel Mühe, wenn wir am Nichtstege sind? Da muss man einmal aufhören zu arbeiten, sich hinsetzen und überlegen: Wie werde ich diesen Turm bauen? Gemeindebauarbeit ist Turmbauen. Jesus meinte mit dem Turm den Turm, der im Weinberg stand, also einen Wachturm – nicht den Wachturm der Zeugen in Europa, aber doch einen Wachturm. Einen Wachturm, wie er später sagt, in Kriegszeiten. Darum sagt er: Überlege, wie du baust. Und wenn du in den Krieg ziehst, dann überlege mal, wie der Feind arbeitet, wie stark er ist. Kann ich da in den Krieg ziehen?
Ich merkte sehr schnell in den Vogesen, als wir dort ankamen, dass wir niemanden kannten. Wir waren alleine. Es ist komisch, wenn du am Sonntag plötzlich wieder alleine bist, nur mit der Familie. Nicht eine Abendstunde, kein Gottesdienst, nichts. Du kennst niemanden. Du kommst in eine Gegend, da schauen die Leute dich an und sagen „Uh“. Du kommst in die Metzgerei, da sind zehn Leute, die reden. Du kommst heim, alles still. Da fragt der Metzger: „Bitte, was wollen Sie?“ Er sagt: „Ja, die Leute waren vor mir.“ „Ja, die haben Zeit, was wollen Sie?“ Und dann, so peinlich, nimmst du gerade so ein Stück Wurst. Alle wissen es, und dann gehst du raus, und alle atmen wieder auf. Da reden sie wieder, wenn du weg bist.
Du musst wissen, dass du nicht einfach einen Turm bauen gehst. Du bist in einer Kriegssituation, in einem geistlichen Krieg. Eine Baugesellschaft baut anders in Kriegssituationen als in Friedenszeiten. Wenn du dein Haus in Friedenszeiten baust, kannst du noch stundenlang überlegen, wie schön du die Prioritäten am Dach machst, ob das jetzt rund oder eckig ist. Aber in Kriegszeiten ist das alles egal. In Kriegszeiten musst du an diesem Ort Menschen bewahren können, also geistlich bewahren.
Im geistlichen Krieg müssen Menschen geistlich bewahrt werden. Sie brauchen Gottes Wort beziehungsweise den Heiland, verwurzelt im Felsen. Das brauchen sie. Als wir in die Vogesen kamen, wusste ich: Jetzt, Herr, habe ich mit meiner Frau die Wende. Herr, schenke uns noch hundert Menschen mehr, die für die Gegend beten. Ich ging auf die Ortschaften, auf die Berge, und sprach über die Wachsamkeit in den Ortschaften. Ich sagte einfach zum Herrn: Herr, an diesem Ort erwarte ich von dir eine Gemeinde, weil du es wert bist, dass hier Menschen dich loben. Sie haben dem Teufel gedient über Generationen, aber der ist ein Räuber. Dort sollst du gedient werden, Herr.
Du kannst meine Freude verstehen, die kennst du auch, wenn du später über diesem Ort stehst und das deine Gemeinde ist. Du kannst sagen: Heiland, sie könnte noch größer sein. Aber du steigst in einen geistlichen Krieg hinein. Ich war so dankbar, dass wir, als wir in die Vogesen gingen, über dreihundert Menschen von verschiedenen Gemeinden hatten, junge und alte Gläubige, die mir zurückschrieben: „Danny, wir beten für diese Gegend, dass hier Menschen gerettet werden.“
Ich schrieb in meinem Gebiet Briefe und sagte: Betet nicht nur für unsere Bewahrung. Wenn wir fertig sind, sind wir im Himmel, das ist kein Problem. Betet für die Verlorenen, die in die Hölle gehen. Betet, dass Menschen sich bekehren. Dann kamen drei Jahre, in denen ich nichts in meinen Gebetsbriefen schreiben konnte. Es dauerte drei Jahre, bis sich der Erste bekehrte. Du willst dann große Dinge erzählen, aber ich konnte nur weiterschreiben: Betet, dass Menschen gerettet werden.
Als Missionar hat man ein bisschen Angst, dass die Gaben nicht mehr kommen, wenn man nichts zu sagen hat. Es gibt Christen, die ein offenes Portemonnaie haben, wenn es ein schönes Projekt mit einem Foto gibt. Aber einen Missionar zu unterstützen, bei dem nichts geschieht, da fragt man sich: Was macht der Missionar da? Hat er keine Stunden am Sonntag? Muss er keine Predigt vorbereiten? Ja, der sollte doch etwas tun, oder? Frau Lenz, oder?
Der Heiland sagt uns: Ihr Lieben, nehmt das Kreuz auf euch. Du weißt, was das heißt. Es ist nicht dein kleiner Schmerz, das Kreuz. Es ist die Schmach, weil du von Jesus redest, weil du für ihn ein Zeuge bist. Verwechsle das nicht mit einfachem Leiden, weil du auf dieser Welt bist – das haben alle Menschen.
Dann hast du zu dir selbst gesagt: „Ich sitze durch und überlege, wie baue ich das? Hey, zeig mir, wie baue ich das?“ Ich weiß, in den Vogesen hatte ich zuerst im Elsass gearbeitet. Dort kann man immer evangelisieren, denn wenn du einen Saal mietest, kommen schon 90 Gläubige. Wenn du noch einen bekannten Evangelisten nimmst, hast du 200 Leute, ohne anzufangen.
In den Vogesen haben wir angefangen. Wir luden Leute ein, mieteten einen großen Saal, stellten Bücher auf, übten Lieder als Team mit vier Personen ein. Am ersten Abend kam niemand, am zweiten Abend zwei Personen. Wir waren viermal in der ganzen Gegend unterwegs mit Einladungen. Wir haben unser ganzes Geld für die Einladungen ausgegeben. Am Ende der Woche, an einem Abend, waren zwei Leute da. Eine ganze Woche lang. Am Ende der Woche dachte ich: „Irgendetwas ist falsch.“ Du machst ja keinen Fehler. Wenn wir miteinander lernen, bleibt der Fehler bei mir. Ziemlich einfach, mathematisch.
Da musste ich mich hinsetzen, das Neue Testament noch etliche Male durchlesen und mir sagen: „Du hast absolut nichts verstanden. So kannst du nicht Gemeinde bauen.“ Das war vor über zwanzig Jahren. Ich wusste nicht, wie man Gemeinde baut, wo nichts ist. Dann musste ich anfangen, mit den Leuten zu reden, mit ihnen im Sommer zu heuen, im Winter Holz zu holen, manchen beim Hausbau helfen.
Ich hatte die Freude, dem Leiter der kommunistischen Partei beim Hausbau zu helfen. Ich kam zu ihm an die Tür und zeigte ihm die Bibel. Er sagte: „Oh, das Ding, der Mist.“ Er meinte, das sei typisch für diese Religionen. Die wollen nicht arbeiten, sondern kommen einfach an die Tür, wenn sie Geld brauchen. Ich sagte: „Nein, nein, nein, alles klar. Heute Abend um fünf habe ich Zeit, beim Hausbau zu helfen.“ Er war Zimmermann. Kurz danach, zwei Monate später, hat er Jesus angenommen.
Die ersten Wochen waren schwer, denn er gab mir nur die schweren Arbeiten. Du weißt, ich musste seinen Kram machen, immer Steine hochtragen, Beton mit der Schubkarre fahren, auf die Bretter. Aber der Herr weiß, was es braucht, um mein Herz tief zu treffen. Heute heißt der Mann Pierrot. Er und seine Frau sind bekehrt. Er ist der Älteste in einer Gemeinde.
Es war schön zu sehen, denn vor der Partei waren über tausend Leute da. Als erster von der kommunistischen Partei in den Vogesen gab er sein Zeugnis. Er sagte: „Ich bin nicht mehr Kommunist, ich habe jetzt einen Meister.“ Aber es brauchte einfach Ausbau und Evangelisationsstrategie. Das ist nicht immer einfach.
Du bist an einem Bauunternehmen in Kriegszeiten, und das musst du dir bewusst machen. Sobald du vorwärts gehst, musst du damit rechnen, dass der Feind dich als Objekt hat, um dich zu lähmen. Er will dir den Mut nehmen, dich müde machen und immer wieder Zweifel bringen. So in der Art: „Weißt du wirklich, ob es so wichtig ist, diesen Menschen nachzugehen? Meinst du nicht, sie haben andere Möglichkeiten, das Evangelium kennenzulernen? Sie sind doch katholisch, die wissen doch davon.“ Und so vieles, womit er immer wieder versucht, das Schwert stumpf zu machen.
Ich war im Juni eingeladen, von Bischöfen und Priestern, durch die Jesuiten, um ihnen Ethikstunden während eines Tages zu geben. Worte sind Gottes Plan, die versteht man nicht immer, oder? Als sie zu mir kamen, sagte ich ihnen: „Ich brauche zwanzig Minuten, um die Wiedergeburt zu erklären, sonst komme ich nicht durch.“
Nach diesem Tag, schon bei Gesprächen am Tisch, kam ein alter Priester auf mich zu, etwa fünfundsiebzig Jahre alt. Der Mann war in Tränen und sagte: „Wie hast du es gemacht, die Bibel und den Heiland so zu kennen? Ich bin fünfundsiebzig und kenne das nicht.“ Ich legte meinen Arm auf seine Schulter und sagte: „Ich weiß nicht, wie viele Jahre dir noch bleiben. Setz dich hin, lies die Evangelien. Aber meine Religion bringt dich nicht um die Hölle herum. Du brauchst Jesus.“ Dieser alte Vater weinte. Ich betete noch mit ihm. Ich konnte nicht länger mit ihm im Gang sein, in der Flur von diesem Kloster. Es war ein Kloster, denn Rainer war daneben mit seinem Mikrofon für eine Radiodirektübertragung, bei der ich noch Fragen beantworten musste.
Wir haben doch einen unerhörten Vorteil, oder wie soll man sagen: Den Heiland schon zu kennen und zu wissen, dass wir in dieser Situation stehen, in der Menschen Rettung brauchen. Das ist das Wichtigste. Wir stehen in einem geistlichen Krieg. Und in diesem geistlichen Krieg müssen wir uns nicht mit Gewalt Türen öffnen. Ich glaube, wir müssen einfach für ihn leben und uns mit Menschen beschäftigen. Er öffnet Türen und gibt Möglichkeiten.
Zielorientierung und das Loslassen persönlicher Ziele
Dann zielorientiert: Vers 33, Lukas 14, Vers 33, steht: Wer nicht allem absagt, kann nicht nachfolgen.
Alles absagen, würde ich in diesem Kontext so verstehen: allem persönlichen Ziel absagen, allem, was nicht in Liebe für den Herrn ist und nicht dem Bau dieses Turms in Kriegszeiten dient. Alles, was nicht in dieses Ziel hineingeht, dem absagen. Dann bist du ein freier Mensch. Du brauchst dich nicht mit x verschiedenen Sachen gleichzeitig beschäftigen. Du weißt: Jetzt lebe ich für das.
Und für dieses Leben, ob im Beruf oder vollzeitlich, gilt dasselbe: Du lebst einfach für das. Ich sage oft, ich kann nicht in die Fabriken hineingehen und dort Jesus leben. Ich komme da nicht rein. Aber ich predigte auf der Straße in Remirmont an einem Sommertag auf dem Trottoir und so weiter.
Beim Predigen auf der Straße hat ein Mann gut zugehört. Als ich wieder weggegangen bin, also mit den Brüdern, die da waren, spielten wir Trompeten, die etwas Lärm machten, ein bisschen Jazz, sodass die Leute zusammenkamen. Danach ging es los. Wir zogen weiter. Der Mann kam mit, mit zweitem Platz dabei, drittem Platz dabei, viertem Platz dabei.
Ich habe jetzt mal die Botschaft geändert und gesagt, der ist immer noch da, der ist immer noch da. Nach der vierten Botschaft kam er gerade auf mich zu, schnappte mich und sagte: Ich kenne Sie nicht, aber was Sie da gesagt haben, stimmt ganz überein mit dem, was ich von dem Kollegen in der Fabrik sehe.
Dann habe ich gefragt: Wer heißt der Kollege? Da nannte er den Namen von jemandem, der in der Gemeinde ist. Der Kollege, der in der Fabrik ist, hat nicht die Gabe vom Wort, aber er ist treu und dient dem Herrn mit den Gaben, die er hat. Eigentlich ist er der Evangelist.
Ich habe dann diesem Bruder gesagt: Schau mal, das ist dein Jünger, das ist dein Jünger. Und er konnte ihn dann schulen. Ich habe einfach gesagt, was er lebt. Darum hatte das Wort, das ich gesagt habe, eine Autorität, weil ein Leben dahinter war. Das ist das Schöne.
Das zielorientierte Leben muss nicht missionarisch sein, im Sinne, wie wir es verstehen. Zielorientiert heißt, in den Taten, in dem, was wir leben, die Last der Verlorenheit der Verlorenen zu tragen und treu zu leben.
Die Bedeutung des Salzgeruchs und der inneren Ausstrahlung
Und dann steht in etwa am Ende des Textes, bei Vers 34, folgendes: Wenn das Salz, wir sind das Salz, seinen Geruch verliert, dann ist es nicht mehr gut, um Mist damit zu machen oder so etwas in der Art.
Und das ist wahr: Ein halber Christ ist schlimmer als Mist – es ist totaler Mist.
Es ist gut zu wissen, dass dieser Geruch der Geschmack Jesu ist. Durch deine Augen, deine Ohren und dein Wesen geht etwas hindurch, das eine Zufriedenheit und einen inneren Frieden spürbar macht. Dadurch stellen andere Menschen Fragen.
Schau mal ins Geschäft, schau mal in die Fabrik, schau mal zu den Kollegen. Ist Nicht-Zufriedenheit nicht etwas, das man an den Fingern abzählen kann?
Ich weiß nur, als die Arbeitskollegen über die Frauen geredet haben, sagten sie: „Es tut uns leid, wir Männer, wenn wir euch sagen würden, wie wir über Frauen reden.“ Das ist grausam. Aber als sie so generell über Frauen gesprochen haben, habe ich ihnen gesagt: „Du, aber von meiner redet ihr nicht. Das sind eure Frauen, denn meine ist ganz anders, meine ist super.“ Wenn ihr so redet, dann meint ihr eure Frauen, aber nie meine.
Zufriedenheit, das Wissen, was du von ihm bekommen hast – das ist der Wohlgeruch Christi.
Brüderschaft als geistliche Einheit trotz Verschiedenheit
Der dritte Punkt auf diesem Blatt betrifft die Brüderschaft. Diese Brüderschaft, wie Paulus sie im Philipperbrief Kapitel 3 beschreibt, zeigt eine geistliche Haltung, die ich sehr schön finde. Paulus sagt dort, dass wir zwar in einigen Details oder Kleinigkeiten unterschiedliche Ansichten haben können. Er selbst sagt: "Gut, okay, ich habe noch einige Dinge, in denen ich anders sehe, aber das ist nicht schlimm." Wichtig ist, dass wir in den wesentlichen Punkten eins sind und gemeinsam voranschreiten.
Was wir noch nicht verstehen oder wo uns das Licht fehlt, wird der Herr jedem zu seiner Zeit geben, wenn es notwendig ist. Es ist eine schöne geistliche Haltung, nicht zu behaupten, man habe das alleinige Licht. Wenn die Gemeinde nicht so funktioniert, wie man es sich wünscht, heißt das nicht automatisch, dass sie in der Dunkelheit ist. Wir wissen, das ist eine menschliche Sichtweise. Das wahre Licht ist der Heiland. Jeder versteht etwas, und der Bruder versteht etwas anderes. Wenn wir als Bruderschaft zielgerichtet und zielorientiert leben, können gerade diese verschiedenen Gaben vom Herrn gebraucht werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Es ist schön zu sehen, wie Gemeinden gegründet werden. Wenn man versucht, alle Ideen zusammenzutragen, zum Beispiel für Evangelisation, zeigt sich, dass es viel mehr Ideen gibt, als die Verantwortlichen sich vorstellen können. So merkt man, dass eine Gemeinde enorm viel tun kann, weil jeder unterschiedliche Gaben hat und auf verschiedene Weise das Evangelium weitertragen kann.
Ich glaube immer wieder an die scheinbar schwachen, menschlich gesehen schwachen Methoden, die Gott gebrauchen kann. Ich denke an einen Bruder, der sich mit anderen zusammengesetzt hat und gesagt hat: "Diese drei Straßen sind mehr." Ich habe der Gemeinde oft gesagt: Diese Welt gehört nicht dem Teufel, er meint es nur so. Die Welt gehört uns. Heute, als ich im großen Kloster spazieren ging, habe ich dort für die Menschen gebetet – nicht für die Mauer, sondern für die Menschen.
Eigentlich könnte man denken, das Gehör gehört dem anderen, aber es gehört uns. Weil es uns gehört, müssen wir überlegen, wie wir diese Welt erreichen, die eigentlich Besitz des Heilands ist. Auch wenn viele Menschen in Finsternis leben und ihr Gewissen verdunkelt ist, auch wenn es scheint, dass der Feind seine Hand darüber hat – wenn jemand durch diese Stadt gehen kann und den Kopf hochhalten kann, dann bist du es. Du kommst als Sohn des Königs und bringst die Frohbotschaft in diese Stadt.
In der Bruderschaft kann man so zielorientiert sein. Ein Bruder hat sich zum Ziel gesetzt, drei Straßen immer wieder mit Traktaten zu versorgen und für jeden Namen zu beten. Er schrieb die Namen aus dem Telefonbuch und von den Türen auf, betete für sie und verteilte Traktate.
Ein Traktat kam in einen Briefkasten, und der Mann, der ihn fand, war der Leiter eines Lokalsenders. In diesem Sender arbeiteten Menschen, die sechs Nachtlokale betreuten und verschiedene Sendungen leiteten. Dieser Mann las das Traktat am Radio am Sonntagmorgen laut vor. Die Adresse war auf dem Traktat, aber er las sie nicht vor. Am Montag rief er mich an und sagte: "Ich kenne Sie gar nicht, aber ich dachte, es wäre interessant." Er erklärte mir, worum es geht, und hatte eine Idee: "Am Sonntagmorgen kann ich keine Sendungen machen, da sind alle meine Mitarbeiter müde. Könnten Sie nicht etwas im Radio machen?" Ich sagte: "Kein Problem."
So musste ich schnell in die Gemeinden gehen und ein Team schulen für die Radiotechnik. Dann konnte ich zwölf Jahre lang jeden Sonntagmorgen drei Stunden kostenlos senden. Meistens bereiteten wir mit den Brüdern die Botschaften gemeinsam vor – Rede und Gegenrede – meistens am Tisch direkt beim Sender.
Zum Beispiel hatten wir bei einer Sendung zum Thema Okkultismus während der drei Stunden über achtzig Anrufe. Drei Brüder waren in ihren Häusern erreichbar, deren Telefonnummer angegeben war, und sie waren bereit, alle Fragen zu beantworten. In dieser Stunde konnten wir über neunzig Bücher zu Okkultismus und Befreiung verschicken.
Bei jeder Sendung sagten wir: "Wenn Sie ein Heft oder ein Evangelium wollen, melden Sie sich." Viele meinten, das sei verschwendetes Geld, denn niemand liest mehr Traktate, die Statistiken zeigen das. Aber da war nicht nur ein Traktat im Briefkasten, sondern ein Bruder, der für drei Straßen betete und in seinem Gebet die Namen der Menschen hatte, die dort wohnen. Kleine Möglichkeiten können also sehr wirksam sein.
Wenn der Geist Gottes das in die Hand nimmt und das Gebet es begleitet, kann daraus etwas Wunderbares entstehen. Ich wusste damals gar nicht, dass der Radiosender illegal war und dass unsere Sendungen sogar bis nach Paris und Genf gehört wurden – ein Umkreis von 450 Kilometern für einen Lokalsender.
Der Radiochef bekam nach zwölf Jahren eine Busse von 700 Franken. Ich ging zu ihm und sagte: "Ich wusste nicht, dass wir illegal sind." Er antwortete: "Das geht Sie nichts an, ich bezahle das." Ich wusste es wirklich nicht. So sind die Pläne des Herrn.
Die Liebe zu den Verlorenen als Motivation und Herausforderung
Ich komme zum zweiten Jünger Jesu und seiner Liebe zu den Verlorenen. Ich glaube, ich muss hier niemanden davon überzeugen, dass Verlorensein wirklich Verlorensein ist.
Manchmal habe ich Schwierigkeiten, wenn ich mit Theologen diskutiere. Es wird oft darüber debattiert, wie schlimm das Verderben ist, wie lange es dauert, wie viele Äonen es umfasst – hin und zurück. Ich halte es für wichtig, dass wir die Bibeltexte, die von der Hölle, von der Gehenna und vom Hades sprechen, einfach stehen lassen. Es gibt etwa siebzig Stellen im Neuen Testament, die sich damit befassen. Wir sollten uns fragen, ob wir bereit sind, diese Stellen ganz in unser Herz aufzunehmen. Nicht nach unserem Gefühl, sondern indem wir uns einfach unter sein Wort stellen und sagen: „Okay, darüber diskutiere ich nicht mehr.“
Ich habe Gemeinden erlebt, die an die Allversöhnung glauben, und es gab dort ein ständiges Hin und Her. Ich wurde eingeladen, um zu beweisen, warum das nicht stimmen kann. Man braucht nicht viel, um zu erkennen, wie schlimm es ist, ohne Jesus auf dieser Welt zu leben – und wie viel tragischer es ist, ohne ihn in die Ewigkeit zu gehen.
Ich glaube, wir müssen eine tiefe Überzeugung haben: Ohne Jesus ist man wirklich verloren. An jenem Tag, als ich mit Priestern und Bischöfen sprach, wurde ich als Redner und Extremist abgestempelt, weil ich noch an diese Wahrheit glaube. Es heißt, das gibt es doch nicht. Ich muss ihnen sagen: Auch ihr werdet nicht ins Purgatorium, ins Fegefeuer kommen. Selbst wenn ihr es wollt, keiner kommt dort hinein – denn es gibt es nicht. Ohne Jesus gibt es die Hölle für euch.
Man hört förmlich die Zähne klappern, wenn man das ausspricht. Aber es ist eine Tatsache, und wir müssen uns im Gebet vor dem Herrn damit auseinandersetzen. Diese Tatsache muss uns beschäftigen.
Ich war einmal sechs Wochen mit meiner Familie in Schweden. Die Kinder waren noch klein. Während ich an einer Bibelschule unterrichtete, war das Thema gerade die ewige Verdammnis. Wir hatten zwei bis drei Stunden Freizeit und fuhren mit einem Boot auf einen See. Es war schön sonnig, und wir genossen die Zeit auf dem Wasser. Plötzlich fiel meine kleine Miriam, die damals zwei Jahre alt war, neben dem Boot ins Wasser.
Ich musste keine Sekunde überlegen. Ich war sofort im Wasser. Sie war unter dem Boot, und mein ganzer Fokus galt nur ihr – alles andere war ausgeblendet. Ich konnte sie fassen und hochholen. Durch Gottes Gnade lebt sie heute noch.
Einige Tage später waren wir an einem Bach. Ich bemerkte nicht, dass das Wasser in einen Kanal floss, der an einer Mauer endete und dann stromabwärts weiterging. Wieder konnte ich sie rechtzeitig greifen und retten.
Diese Erlebnisse haben mir innerlich klar gemacht, was Engagement für Verlorene bedeutet. Wenn du mitten in so einer Situation bist, gibt es keine anderen Gedanken mehr – alles konzentriert sich auf das Leben des Kindes.
Ich glaube, wir müssen uns bewusst sein, dass wir einen Dienst haben, der so wichtig ist. Dieses Bewusstsein gibt uns auch die Kraft, manchmal Wege zu gehen, auf denen wir alleine sind und von anderen als „verrückt“ angesehen werden.
Manchmal stehst du an einem Tag oder in einer Nacht am Straßenrand in der Stadt und musst nicht jedem sagen, dass ohne Jesus keine Rettung ist. Du bist selbst überwältigt von der Realität: Menschen brauchen Jesus als ihre erste Priorität.
Du weißt, wie schwer es ist, ein „Narr“ für Christus zu sein. Es fällt uns schwer. Kürzlich ging ich durch eine Stadt mit Tausenden von Menschen. Ich trug ein Plakat vorne und hinten, auf dem klar stand: „Ohne Jesus keine Rettung.“
Die Blicke der Leute sind oft abschätzig. Da versteht man ein wenig, was Schmach für Jesus bedeutet. Du gehst langsam durch die Menge, die dich auslacht, aber du weißt: Du bist im Gebet. Du weißt, dass der Herr in den Herzen der Menschen wirkt und sie zum Nachdenken bringt.
Ich sage nicht, dass jeder so handeln muss. Jeder hat seine Gaben und Methoden. Aber ich sage, dass in unserem Leben etwas von dieser Liebe zu den Verlorenen eingeschaltet sein muss. Wir müssen bereit sein, für Jesus da zu sein – auch wenn wir dafür manchmal an den Rand gestellt werden.
Das Schwierigste für einen Missionar ist, wenn er nicht bereit ist, an den Rand gestellt zu werden. Solange du versuchst, einen Platz an der Sonne zu haben, ist der Dienst sehr schwer.
Ich bin Mitleiter einer Mission, in der viele junge Missionare sind. Ich habe große Freude daran, aber manchmal gehe ich zu ihnen, wenn sie evangelisieren, um sie zu umarmen, mit ihnen zu weinen und zu beten. Ich weiß genau, was sie empfinden, wenn sie an den Rand gedrängt und seltsam angeschaut werden.
Aber die Liebe zu den Verlorenen zwingt uns dazu.
Die Liebe zu Jesus als Grundlage für den Dienst
Der zweite Punkt: die Liebe zu den Verlorenen. Wir lieben Jesus, weil er uns so viel vergibt (Lukas 7,47). Du kennst diese Geschichte, als diese Frau so liebevoll zu Jesus war und zu ihm kam. Jesus sagt: „Ja, sie liebt mich so sehr, weil ich ihr viel vergeben habe.“
Manchmal denken wir, um Jesus besser zu lieben, müssten wir weniger sündigen. Ich sage nicht, dass wir sündigen sollen. Aber wenn uns bewusst wird, wie viel wir noch sündigen und wie sehr wir von der Gnade leben, dann verlieben wir uns in ihn. Denn ihr merkt ja selbst, kein einziger Tag geht ohne das Blut des Heilandes. Es reicht schon, wenn einer vor dir ist, und die alte Natur ist wieder wach und geht los. Da erwacht der Pionier plötzlich und unerwartet.
Deshalb habe ich keinen Turbo in meinem Auto – sonst wären das keine Bäume mehr. Wir wissen alle, wo wir Schwachstellen in unserem Leben haben und wie viel Gnade wir brauchen. Ich möchte dich auch ermutigen: Wenn du verheiratet bist, lass keine Zeit verstreichen, in der du deine Frau daran gewöhnst, dass du so bist.
Ich erkläre das an einem Beispiel: Ich habe mal eine Botschaft vorbereitet. Das passiert nicht nur einmal im Leben, aber es kommt vor. Während des Vorbereitens kam mir zunächst nichts in den Sinn. Du weißt, wie das ist, manchmal kommt einfach nichts. Dann wurde mir klar, ich muss noch ein bisschen Bibel lesen, vielleicht kommt etwas anderes. So las ich den Text: „Kauf die Zeit aus, denn es ist böse Zeit“ (Epheser 5,16). Dann kam mir der Gedanke: Was bedeutet eigentlich „Zeit auskaufen“?
Ich dachte, mein Zeitplan sei ziemlich korrekt und voll, sollte also gut sein. Doch dann wurde mir klar: Wenn ich morgens um acht Uhr sündige und abends um acht Uhr um Vergebung bitte, habe ich zwölf Stunden verloren. Und da kam mir das Bild: Ich komme mit sechzig Jahren in den Himmel. Dann sagen sie: „Ah, Daniel, wie schön, dass du auch hier bist, nach zwanzig Jahren mit dem Herrn.“ Was ist los? Neunzehn, zwanzig, jetzt sechzig – was für eine Mathematik ist das da oben?
Sie sagen: „Wir zählen nur die Jahre und Stunden, in denen du Gemeinschaft mit dem Herrn hattest. Alles andere ist verlorene Zeit.“ Das hat mich tief getroffen. Oft war es in meiner Ehe so, dass ich ein hartes Wort zu Ursula sagte. Sie hat sich damit abgefunden – Frauen sind oft so lieb und nehmen das hin. Später merkte ich: „Alter, das war nicht recht.“ Nach einer Weile gewöhnte ich mich fast daran und dachte: „Sie kennt mich ja, ich funktioniere halt so. Sie weiß, wer ich bin. Nach all den Jahren muss sie wissen, dass ich auf diesem Gebiet ein bisschen schlecht bin, oder?“ Sie ist ja auch in manchen Bereichen nicht perfekt. Dann kommt es wieder fifty-fifty, oder?
Ich musste lernen, um Vergebung zu bitten, wenn ich hart war. Lernen zu sagen: „Nein, du, da habe ich gesündigt.“ Das ist kein Fehler, das ist eine Sünde. Für Fehler ist Jesus nicht ans Kreuz gegangen, auch nicht für schlechten Charakter, sondern nur für Sünder. Das musste ich lernen.
Im Dienst habe ich mehr erfahren, was Gnade bedeutet. Aber ich merkte auch, wie kompliziert wir sind. Es ist nicht einfach, einander zu vergeben. Oft bleiben wir danach noch traurig. Dann gehe ich ins Büro und denke: „Das ist doch blöd, immer dasselbe.“ Ich dachte, das sollte mir nicht mehr passieren. Ich mache immer das Gleiche, okay.
Da wurde mir klar, dass ich gar nicht richtig an die Gnade glaube. Ich glaube ganz klar an die Sünde, aber nicht richtig an die Gnade. Wenn Vergebung da ist, habe ich das Gefühl, ich muss wenigstens noch eine halbe Stunde traurig sein, damit man merkt, dass es ernst war. Wenn wir uns um Vergebung bitten, setzen wir uns danach sofort ans Klavier und singen miteinander. Denn wir merken, der Feind möchte, dass wir nach der Vergebung traurig bleiben und das Gefühl haben, das Blut Jesu sei nicht genug. Man müsse noch etwas dazu tun, um wieder Freude zu haben.
Ich finde es schön, Jesus zu lieben, weil du spürst, wie fest er vergibt und wie wahr sein Vergeben ist. Wie real die Gnade ist. Zeig das auch deinen Jüngern. Mach ihnen klar, wie du von der Gnade lebst.
Am Anfang meines Dienstes, wenn eine Gemeinde ein wenig schrumpfte und die Kirchenbänke leerer wurden, sagte ich oft: „Jetzt muss wieder Feuer rein.“ Ich bereitete eine Botschaft vor, mit dem Ziel, Jüngerschaft und Leidenschaft neu zu entfachen. Dann standen plötzlich zwei oder drei auf, einfach aus Liebe zu mir. Sie hatten Mitleid, weil sie mich gern hatten. „Wenn er so ist, machen wir halt mit.“
Später im Dienst merkte ich: Wenn eine Gemeinde in der Evangelisation und im Zeugnisgeben zurückgeht, brauche ich Zeit mit dem Herrn, um ihnen Jesus neu zu zeigen. Wenn sie dann wieder in Jesus verliebt sind, muss ich nicht mehr von Evangelisation reden – dann geht alles von selbst los. Sie haben Jesus wieder gesehen, sie sehen die Gnade und merken, dass sie schwach sein dürfen, aber wahrhaftig. Gott will sie auch in ihrer Schwäche gebrauchen. Da öffnen sich wieder die Herzen und Gesichter. Dann sieht man, wie eine Gemeinde aus Liebe zu dem Herrn Zeugnis in dieser Welt gibt.
Also keine Peitsche, wenn du merkst, die Liebe lässt nach. Nimm nicht die Peitsche. Ich habe das am Anfang meines Dienstes gemacht und musste mich später bei den Gemeinden für manche Botschaften entschuldigen, weil ich gemerkt habe, dass sie zu fromm klangen. In der ersten Gemeinde kamen wir jeden Morgen um fünf Uhr zum Beten zusammen. Ich habe die Leute fertig gemacht, war schlimmer als ein Guru. Sie sind einfach mitgegangen.
Dann habe ich selbst die Gnade erlebt und gemerkt: Gemeindebau sind nicht die Starken vorne. Der Hirte ist dort, wo die schwersten Schafe sind. Er nimmt sie mit, liebt sie und führt sie in eine andere Lebensgemeinschaft – grün, frisch, lebendig, wie im Psalm 23. Gott.
Liebe als Grundlage für Demut und Dienstbereitschaft
Die Liebe wurzelt tief, die Liebe überwindet gesetzliche Schranken. Du kennst sicher Lukas 14,2-6. Dort wird Jesus von allen Pharisäern beobachtet. Plötzlich sagen sie: „Hat ja jemand am Sabbat geheilt! Toll, jetzt haben wir ihn erwischt.“ Unsere Religion sagt ganz klar, am Sabbat darf man nicht heilen. Und er macht es trotzdem.
Dann sagt Jesus aber: „Wenn der Esel bei euch im Stall runterfällt, wartet ihr dann, bis der Sabbat vorbei ist, um ihn herauszuziehen?“ Nein, tut ihr nicht. Die Liebe Jesu geht weiter als das Gesetz, weiter als Bräuche, Sitten und Gewohnheiten. Das wollen wir lernen.
Ich weiß nicht, ob es hier schon einmal passiert ist: Ich bin sonntagmorgens zur Predigt gegangen und habe einen Autostoppler mitgenommen, der viele Fragen hatte. Da dachte ich: Die Gemeinde singt gut, wartet auf die Predigt, sie sollen doch selbst predigen. Sie haben den Heiland, den Geist Gottes und das Wort. Lasst sie predigen! Also bin ich nicht zur Predigt gegangen. Zuerst waren sie froh, dass es Lieder mit sieben, acht, neun Strophen gibt.
Ich habe immer wieder zur Tür geschaut – noch einer, noch einer. Aber in meinem Auto war ein junger Mann mit geistlichen Fragen. Da konnte ich nicht in die Predigt gehen. Ich hatte über zehn Stunden vorbereitet, aber das war nicht wichtig. Deine Predigt ist kein Problem. Menschen gehen verloren – das ist viel wichtiger.
Über die Bräuche muss die Gemeinde auch lernen. Wenn ein Bruder oder eine Schwester in der Gemeinde ein Gespräch mit einem Arbeitskollegen hat, und es ist der gute Bibelstundenabend, dann soll er ja nicht in die Bibelstunde kommen, sondern mit seinem Kollegen bleiben. Das musste ich den Gemeinden beibringen.
Als Gemeinde müssen wir versuchen, so wenig Stunden wie möglich zu haben, nur das Nötigste. So haben die Leute möglichst viel Zeit, mit den Verlorenen zusammen zu sein. Ich habe immer Angst vor Unterkultur, weißt du, der evangelischen Kultur, in der Menschen nach 15 Jahren Bekehrung keinen Kontakt mehr zu Ungläubigen haben. Es geht alles nur noch von der Jugendstunde zum Chor, vom Chor zum Jugendchor, zum Altenchor, zum Seniorenchor. Dann machst du die Runde, und es ist wieder Sonntag. Man isst mit dem Bruder am Sonntagnachmittag und fängt wieder von vorne an.
Das ist bestimmt schön, aber es ist nicht zielorientiert. Es ist nicht negativ, aber nicht seelorientiert. Wir müssen immer aufpassen und uns klar sein: Stunden zu haben heißt nicht, geistlich zu sein. Paulus sagt ja den Korinthern: Was ich bei euch zu sagen habe, ist, dass ihr beim Zusammenkommen immer weniger geistlich werdet. Also kann man Stunden haben und trotzdem immer weniger geistlich sein.
Liebe wurzelt in der Demut. Das zeigt Lukas 14,7-11, wo Jesus erzählt, dass man bei einem Essen nicht den ersten Platz wählen soll, sondern den letzten. Wenn der Gastgeber kommt und sagt: „Komm doch vor, wir kennen uns“, dann darf man vorgehen. Aber sonst soll man den letzten Platz wählen. Das ist auch im Dienst wichtig.
Liebe reimt sich auf Demut im Dienst. Und Demut liegt nicht in meiner Natur. Ich erinnere mich noch gut: Ich hatte ein Treffen mit einem Missionsleiter. Er kam zu mir für ein Gespräch und ich war am Eingang unseres Hauses und habe den Boden gewischt – mit meinem blauen Putztuch. Er kam rein und fragte: „Wissen Sie, wo Pastor Hermann wohnt?“ „Ja, das weiß ich“, antwortete ich. „Machen Sie das für die Gemeinde, das Putzen?“ meinte er. Ich sagte: „Ja, ja, das mache ich so für die Gemeinde.“ Er sagte: „Das ist schön, das habe ich auch am Anfang meines Dienstes gemacht.“
Ich will diesen Bruder nicht anklagen, solche Gedanken können auch schnell bei mir auftauchen. Verstehst du: Am Anfang WC putzen und am Ende auf der Kanzel stehen. Aber das ist einfach nicht biblisch, das ist es nicht. Es war mir peinlich, als ich ihm sagte, dass ich Daniel Herrmann bin.
Aber wir müssen aufpassen, dass so etwas nicht in uns hineinkommt. Wir müssen immer bereit sein zu dienen. Der letzte Platz soll ein Platz sein, an dem wir uns wohlfühlen. Das ist so wichtig, denn Jüngerschaft geschieht nur so, nicht anders.
Liebe, die geben kann, ohne etwas zurückzuerwarten – davon habe ich schon gesprochen. Wie schwer das ist, zeigt Lukas 14,12-14. Dort sagt Jesus: Wenn du Leute einlädst, dann lade nicht die ein, die dich wieder einladen können. Lade die ein, die dir nichts zurückgeben können.
Das ist nicht leicht. Wir müssen immer wieder hinschauen. Vielleicht erlebst du dasselbe: Oft, bevor wir wegziehen, wenn eine Gemeinde autonom wird, also selbstständig wird, dann haben Ursula und ich nur noch Fragen mit Menschen, die menschlich nicht interessant sind. Die Interessanten kümmern sich schon andere.
Aber am Ende bleiben meistens noch ein, zwei, drei Männer oder Frauen, die sechs bis zehn Jahre Psychiatrie hinter sich haben. Die immer dasselbe sagen, die nachts anrufen. Ich habe so jemanden, der seit zehn Jahren am frühen Morgen anruft. Nicht jede Nacht, zum Glück, aber hin und wieder, um mir zu sagen: „Ich kann nicht schlafen.“ Das ist ja irgendwie unangenehm, weißt du. Es weckt einen mitten in der Nacht.
Aber für diese Menschen haben wir die größten Sorgen, wenn wir wegziehen. Wer wird sich um sie kümmern? Es gibt Schnellchristen, die sich immer gut verstehen, die immer bei einem Kaffee zusammen sind, wo alles klappt. Aber dann gibt es solche Randsiedler, um die man sich Sorgen macht. Man fragt sich: Wer setzt sich für sie ein?
Da müssen wir einfach wissen: Das ist zuerst unser Platz. Nicht zurückzugehen, ist keine Option.
Liebe und Gehorsam im Dienst zur Rettung
Sechstens geht es um Liebe und Gehorsam. Es geht um Rettung, und das wollen wir bewahren. In Lukas 14 finden wir die Verse, die danach folgen. Dort schickt der Meister einen Jüngeren los. Einer sagt, er könne nicht kommen, weil er heiratet. Ein anderer sagt, er habe gerade seine Ochsen ausprobiert. Jeder hat also seine Entschuldigung.
Der Jüngere hat jedoch die Idee des Meisters verstanden. Der Meister sagt, dass das Gehen die Hecken brennt und so weiter, und der Jüngere kann darauf antworten: „Schon gemacht, wunderbar!“ Diese Idee hatte er bereits.
Jesus erwartet von uns, dass wir genau so in seine Idee hineingehen. Es geht darum, Menschen zu retten. Wenn diese Menschen nicht wollen, dann versuchen wir noch, herauszufinden, wie wir sie anders einbinden können. Wo gibt es Möglichkeiten, sie doch noch zu erreichen?
Liebe zu den Verlorenen wächst im Kontakt mit Jesus und Menschen
Und siebtens: Die Liebe zu den Verlorenen wächst im Kontakt mit dem Meister und mit den Verlorenen. Beides ist notwendig, nicht wahr? Die Liebe wächst durch den Kontakt mit dem Meister – durch dein Beten, dein Bibellesen, das Reden mit ihm. Aber auch durch den Kontakt mit Menschen, durch das Zuhören.
Man sollte nicht immer meinen, man habe etwas zu sagen. Stattdessen ist es wichtig, die Menschen anzuhören, ihre Not zu erkennen und sie wahrzunehmen. „Geh durch die Stadt und schau dir die Gesichter in der Liebe Jesu an, und du wirst nicht als derselbe nach Hause zurückkehren.“
Es kommt mir oft vor – nicht zu oft, aber doch häufig –, dass ich mitten in einer Stadt einen Menschen anspreche und sage: „Entschuldigung, aber Sie scheinen mir so traurig zu sein.“ Manche denken dann, ich sei komisch, doch andere fangen an zu weinen und öffnen ihr Herz.
Manchmal liege ich komplett daneben, verstehe nichts, manchmal aber treffe ich genau ins Schwarze. Es gibt so viel Not, und wir sind in dieser Welt, um die Menschen zu lieben und ihnen zuzuhören.
Wir machen jetzt Pause. Danke.
