Einführung in die Themenreihe: Christsein und Umkehr zu Gott
Also eine neue Reihe: Christsein bedeutet, sich zu Gott umzukehren.
Ich möchte am Anfang kurz erklären, dass wir uns vier Sonntage lang mit diesem Thema beschäftigen werden und warum ich diese Reihe so genannt habe. Dass Christsein etwas mit Jesus Christus zu tun hat, ist klar – das sagt ja schon der Name Christentum. Trotzdem ist es heutzutage eine Sache für sich, wenn man sich mit Leuten unterhält.
Hier draußen in Berlin gibt es 60 Prozent Konfessionslose, etwa 20 Prozent sind evangelisch, 10 Prozent katholisch und ungefähr 6 Prozent Muslim. Wenn man heute über das Thema Christentum spricht, trifft man immer wieder auf Leute, die sagen: „Ja, ich bin schon irgendwie christlich.“ Doch wenn man etwas nachfragt, fällt auf, dass viele, besonders bei Katholiken, mit ihrer Kirche eigentlich nicht mehr viel zu tun haben. Einfach gesagt: Sie sind irgendwie christlich, ohne genau zu wissen, was das bedeutet.
Das ging mir auch nicht anders. Ich bin evangelisch groß geworden – so wie man das eben tut: Kindergottesdienst, ein bisschen CVJM-Jugend oder Teenagerstunde. Irgendwann entwickelte ich mich zu einer Art U-Boot-Christ, also jemand, der ein, zwei oder dreimal im Jahr auftaucht und dann wieder verschwindet.
Später, als ich schon deutlich älter war, war ich ziemlich überrascht, in meinem eigenen Leben festzustellen, dass ich evangelisch bin, ohne genau zu wissen, was eigentlich das Evangelium ist. Stellt euch vor: Ich hatte gerade angefangen zu studieren und dachte mir: Jetzt bist du evangelisch, jetzt gehst du mal in den Gottesdienst.
Irgendwann stieß ich auf Leute, die in der Bibel lasen – das war für mich ganz spektakulär. In einer Chemie-Stunde, bei einem Chemiepraktikum, hatte einer der Betreuer eine dicke schwarze Bibel auf seinem Schreibtisch liegen. Ich ging hin und dachte: „Boah, noch ein Christ!“ Ich hielt mich ja immer für einen Christen. Doch es brauchte nur drei Sätze, um zu merken, dass es zwischen ihm und mir einen entscheidenden Unterschied gab. Er wusste, wovon er sprach, ich nicht.
Das hat mich erst einmal auf Abstand gehen lassen. Ich dachte: Wenn es solche komischen Christen gibt, die in der Bibel lesen, na ja. Man hat auch ein bisschen Angst, wenn man sich so einem Thema nähert. Schlagworte wie Fundamentalismus schweben in der Luft. Man möchte nicht von Sekten vereinnahmt werden. Ich merkte das auch, als ich mich mit diesem jungen Mann unterhielt und fragte, in welche Kirche er geht. Er sagte: „Ich bin in einer evangelischen Freikirche.“ Da dachte ich: Oh, Vorsicht! Evangelische Freikirche – vielen Dank, ich bin evangelisch, Landeskirche, und das bleibt auch so.
Ein Jahr später, nachdem ich in der Zwischenzeit andere Christen getroffen hatte, war ich bereit, mir so eine Freikirche mal von innen anzuschauen. Das war eine interessante Erfahrung: Ich stieg in die U-Bahn, fuhr zu einer Bibelstunde.
Stellt euch vor, ich bin evangelisch, und eine Bibelstunde, bei der sich die Gemeinde am Donnerstagabend trifft, um in der Bibel zu lesen, war für mich etwas völlig Neues. Ich fuhr hin, dachte mir: Ich bin Naturwissenschaftler von meiner Erstausbildung, geben wir dem Ganzen eine Chance. Wenn es nichts taugt, kann ich immer noch gehen. Man stirbt ja nicht, wenn man einmal hingeht.
Ich kam rein und traf Leute, denen ich ihr Christsein tatsächlich abnahm. Das war total verrückt für mich. Als Student Anfang zwanzig dachte ich: Mein Christsein ist so halbwegs okay, ich bin evangelisch, gehe ab und zu in die Kirche, und na ja, es gibt Bereiche, da hat Gott nichts zu suchen. Aber im Großen und Ganzen bin ich eigentlich ein netter Kerl.
Ich ging in eine Gemeinde und traf Leute, die tatsächlich in der Bibel lasen. Das hatte ich auch ein bisschen gemacht, vor allem die spannenden Geschichten in den Apokryphen, wo es um Drachen und Schlachten geht – solche Sachen haben mich interessiert. Aber wirklich ganz lesen und verstehen, was da steht? Nein. Vor dem Schlafengehen mal ein bisschen zur Gewissensberuhigung, ja, das schon.
Ich hatte auch mal als Sechzehnjähriger angefangen, die Bibel zu lesen. Vielleicht kennt ihr das: Man liest zwanzig, hundert, zweihundert Seiten, und irgendwann kommt man zu den Brandopfern, Schuldopfern, den Fünften Mose, und denkt: „Boah, jeden Abend Opfer? Nein, ich mache morgen weiter.“ Dann legt man das Buch weg und liest nicht mehr weiter. Zugegeben, die Bibel ist nicht einfach zu lesen. Wenn ich an einen John-Sinclair-Roman oder ein Eierkuchenrezept denke, sind die viel kürzer und leichter zu verstehen.
Deshalb hat mich die Frage „Was ist eigentlich Christsein?“ damals nicht losgelassen. Ich dachte immer, ich bin Christ, doch in der Auseinandersetzung mit anderen Leuten stellte ich fest: Irgendwie bin ich das nicht wirklich. Irgendwie fehlt mir etwas.
Mit dieser Reihe möchte ich eine Lanze für echtes Christsein brechen. Das ist mein persönlicher Wunsch. Ich möchte, dass wir uns nicht ablenken lassen, wenn wir über Christsein nachdenken. Sicher gab es in der Kirchengeschichte Dinge, bei denen man zu Recht sagen kann, dass Christen Unsinn gemacht haben. Ich denke da an Inquisition, Kreuzzüge und die Verfolgung Andersdenkender. Da ist viel schiefgelaufen. Die christliche Kirche als Repräsentantin von Christus ist kein Vorbild – und wir sind es auch nicht.
Das heißt nicht, dass wir denken sollten, wir wären perfekt. Ich stimme dem Gebet voll zu: Wir müssen lernen zu lieben, besonders die Leute, die wir am wenigsten mögen. Wir müssen für sie da sein, für sie beten, ihnen Gutes sagen und uns wirklich um echte Liebe bemühen. Das ist unsere Herausforderung.
Trotzdem wird The Rock, selbst wenn alles hundertprozentig gut läuft, wahrscheinlich nie so perfekt sein, dass man sagen kann: Schaut euch unsere Gemeinde an, das ist ein Beleg dafür, dass das mit Christus richtig ist. Das schaffen wir nicht, weil wir eben wir sind.
Das wäre so, als würde man die Qualität einer Tupava-Schüssel an der Freundlichkeit der Verkäuferin messen. Da sagt man doch auch: Die Qualität der Schüssel hängt nicht von der Freundlichkeit der Verkäuferin ab. So ist es auch beim Christsein. Die Qualität dessen, was Christsein eigentlich ist, hängt nicht von uns ab.
Das ist auch gut so, denn manchmal vergreifen wir uns im Ton. Wir sind nicht immer das Aushängeschild, bei dem Gott im Himmel steht und sagt: „Wow, das war wieder gut gelaufen.“ Oft denke ich, Gott schaut uns an und macht Daumen runter. Und wir merken das und entschuldigen uns hoffentlich ab und zu bei Gott und sagen: „Ja, das war wohl nichts.“
Das ist richtig so, denn wir sind in einem Prozess. Mit etwa zwanzig Jahren entdeckte ich durch die Auseinandersetzung mit Christen, die wirklich Ahnung hatten, dass Gott mehr zu bieten hat als langweilige Gottesdienste auf harten Kirchenbänken. Gott möchte definitiv mehr sein als nur der Empfänger meiner Stoßgebete.
Ich habe auch immer gebetet, wenn ich in Not war. Das ist wohl das Übliche: Wenn man nicht mehr weiterweiß, betet man. Manche, die vorher Atheisten waren, haben sich so bekehrt. Ein Bekannter, jetzt Missionar, war ein atheistischer Ingenieur. Er ging klettern, rutschte am Fels ab, schrie „Gott hilf mir!“ und bekam Halt. In diesem Moment dachte er: „Was mache ich hier eigentlich?“ und begann, sich mit Gott zu beschäftigen.
Dieses instinktive Rufen in Momenten, in denen man nicht mehr weiterweiß, muss eine Bedeutung haben, die über das Wort „Gott“ hinausgeht.
Die Bibel als Grundlage des Glaubens
Wir haben uns ja letztes Jahr mit der Bibel beschäftigt. Ihr wisst, ich bin begeistert von der Bibel. Dieses uralte und gleichzeitig brandaktuelle Buch voller Prophezeiungen ist so unglaublich ehrlich – ich bin total begeistert.
Wenn es ein Werk in der ganzen Weltliteratur gibt, dem ich abnehmen würde, dass es Gottes Wort ist, dann wäre es tatsächlich die Bibel. Das heißt nicht, dass es leicht ist, unbedingt die Bibel zu lesen. Aber wenn ich mir das so anschaue, was es alles auf dem Markt der Möglichkeiten gibt, dann ist die Bibel für mich etwa das, was sagt euch Michael Phelps etwas? Ja, also Michael Phelps ist für Schwimmer das, was die Bibel für den Rest der Literatur ist.
Das ist der Kerl, der jetzt in Peking, ich glaube, acht Goldmedaillen im Schwimmen gewonnen hat, so in der Größenordnung. Ich glaube, an einem Tag alleine drei Stück. Im Moment ist er derjenige, dem die ganze Konkurrenz immer hinterherschaut. Das ist einfach der Standard.
So geht es mir, wenn ich mir dieses Buch hier anschaue und es mit anderen Büchern vergleiche, die auch behaupten, mir die Welt und mich selbst erklären zu wollen. Es ist irgendwie immer vorneweg. Ich finde in allen Bereichen, in denen ich bisher Vergleiche angestellt habe, ist es total logisch, was in der Bibel steht, wie die Bibel Dinge beschreibt, und es funktioniert.
Ich könnte jetzt all das wiederholen, was ich letztes Jahr in meiner Reihe gesagt habe. Ich finde es einfach total richtig, dieses Buch zu nehmen und zu glauben, dass, wenn Gott überhaupt irgendeine Botschaft an den Menschen geschickt hat, es tatsächlich dieses Buch ist. Deswegen beginnt Christsein damit, dass ich die Bibel aufschlage. Das ist das Wort Gottes an den Menschen.
Ich möchte dazu etwas sagen, was mir in den letzten Jahren ganz wichtig geworden ist. Und das klingt ein bisschen provokant. Ihr müsst jetzt verstehen, was ich sage: Wir glauben nicht an die Bibel, sondern wir glauben an Jesus Christus. Versteht ihr den Unterschied?
Das ist Gottes Botschaft an uns. Menschen können sich über einzelne Worte, die hier drinstehen, und über die Frage, wer manches Buch geschrieben hat, herrlich streiten. Aber darum geht es eigentlich gar nicht.
Wir glauben nicht an die Bibel, wir glauben an die Botschaft der Bibel. Wir glauben an das, was hier als roter Faden, als durchgehende, quasi auf jeder Seite wiederkehrende Botschaft drinsteckt, und wie die Überlieferungsgeschichte der Bibel ist.
Hey, das könnt ihr gerne im Detail diskutieren. Aber das, woran wir glauben, ist, dass diese Bibel hier Wort Gottes an den Menschen ist. Es gibt auch romantischere Gemüter, die sagen, der Liebesbrief Gottes an den Menschen ist.
Und der Liebesbrief Gottes sagt mir, dass Gott für mich, für mein größtes Problem, etwas getan hat. Er zeigt mir auf, wie es zu diesem Problem gekommen ist. Deshalb stimmt dieser Begriff Liebesbrief: Gott hat mich lieb.
Also die Botschaft der Bibel ist die: Gott hat mich lieb. Selbst wenn ich zwei Drittel der Bibel einfach herausreißen würde – ich werde das jetzt nicht tun, aber wenn ich das täte, dann würde ich immer noch, obwohl nur noch vielleicht 300 Seiten übrig sind, in der Bibel lesen können: Gott liebt dich. Weil es immer und überall in diesem Buch drinsteckt: Gott liebt dich, Gott will dich, Gott sucht dich.
Und das ist die Botschaft der Bibel: Gott ist auf diese Erde gekommen, um sich finden zu lassen – aber in Person Jesu Christi. Deswegen glauben wir an diesen Jesus.
Wenn wir an Christsein denken – deswegen heißt unsere Religion ja auch Christsein und nicht Bibelsein – benutzen wir quasi die Bibel als Gotteswort, um einen Zugang zu finden zu dem, was vor zwei, drei, vier, fünftausend Jahren passiert ist.
Aber wenn wir den Zugang haben – und jetzt verzeiht, wenn ihr wisst, wie ich sonst mit der Bibel umgehe – dann kann ich die Bibel auch einfach mal weglegen und sagen: Ich habe den Zugang zum Eigentlichen. Ich lebe mit Jesus.
Und da ist das hier nur ein Hilfsmittel, ein wichtiges Hilfsmittel, Gottes Hilfsmittel, das er mir gibt, damit ich ihn finde. Aber es bleibt ein Hilfsmittel.
Ich kann jetzt nicht die Bibel vorstellen. Ich bin begeistert von der Bibel. Wer ein bisschen was über die Bibel wissen will, kann am Dienstagabend zu uns kommen. Wir machen gerade so eine Einsteigerrunde ins Christsein. Da wird Bärbel etwas zum Aufbau der Bibel, zum Inhalt der Bibel und ein bisschen zum Thema Archäologie sagen.
Diesen Dienstag um 19 Uhr bei uns zuhause mit einem Abendbrot. Ihr seid herzlich eingeladen.
Wenn ihr an der Stelle sagt, da möchte ich tiefer rein, habe ich aber noch eine andere Sache. Ich glaube, wenn ich mich auf die Bibel einlasse und die Bibel verstehen will, wenn ich sage: Ja, mich interessiert, was steht denn da jetzt drin? Dann ist es von großem Vorteil – jetzt kann ich mal gerade zeigen, was mir vorhin der Boris geschenkt hat – das ist der Mauritianer. Nicht geschenkt, nur ausgeliehen, oder? Wer hat mir das geschenkt? Thomas? Ah, Thomas, sorry. Also das ist ein Actionfilm, okay? Sorry, ich hätte dich nicht damit in Verbindung gebracht.
Wer beim Lesen der Bibel gerne mitfiebert, hat einen absoluten Vorteil. Warum? Weil die Bibel im Grunde ein super dramatisches Buch ist. Man muss beim Lesen der Bibel mitfiebern. Da kommen Sachen drin vor, die das erfordern. Und wir sind das nicht so gewohnt. Aber wenn man sich gerne ein bisschen emotional auf Dinge einlässt, ist das tatsächlich ein Vorteil.
Die dramatische Eröffnung der Bibel: Schöpfung und Beziehung
Die Bibel beginnt von Anfang an mit einem großen Drama. Was passiert also am Anfang? Die Bibel startet mit einer grandiosen Eröffnung. Du schlägst die Bibel auf, und dort steht: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Das bedeutet, es beginnt mit einer Schöpfung.
Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellt, wie das in einem Film dargestellt würde, wenn ihr es nicht nur lesen, sondern sehen würdet. Wie würde man das umsetzen? Ein Actionfilmer würde wahrscheinlich mit einer riesigen Explosion starten – da muss einfach etwas passieren. So beginnt die Bibel einfach grandios.
Ich möchte jetzt nicht darüber reden, ob das eine Erzählung oder ein Schöpfungsmythos ist, das interessiert mich nicht. Mich interessiert an dieser Stelle, dass die Bibel sagt: Am Anfang steht nicht Materie, blinder Zufall oder Nichts. Sondern am Anfang steht Gott, der Schöpfer. Er ruft mit Macht, Kreativität und Plan eine Welt ins Dasein. Er spricht: „Es werde Licht!“ und es ward Licht.
Gott setzt seine Intelligenz ein, um Naturgesetze zu erschaffen, die bis heute so fein funktionieren, dass alles weiterläuft. Er denkt sich den genetischen Code aus und schreibt ihn. Als Krönung seiner Schöpfung macht er den Menschen – ein Lebewesen, das ihm ähnlich ist, das ihm entspricht, das seine Herrlichkeit teilt.
Der Mensch wird selbst wieder schöpferisch tätig, so wie der Schöpfer eine Weltmacht ist. Gott stellt den Menschen in diese Welt hinein, damit er wiederum schöpferisch und kreativ tätig sein kann. Bis zu dem Punkt, an dem Mann und Frau sich treffen und neues Leben entsteht. Du hältst dieses Leben in der Hand, siehst es wachsen und denkst: „Boah, Wahnsinn!“
Das ist das, was Gott macht. Er nimmt den Menschen und möchte, dass dieser sein Werk Stück für Stück fortsetzt. Dazu sind wir berufen. Wenn man die ersten zwei, drei Seiten der Bibel liest und das Drama der Schöpfung und der Schöpfung des Menschen auf sich wirken lässt, stellt man fest, dass Gott den Menschen gemacht hat, um in intakten Beziehungen zu leben.
Diese Beziehungen sind zum einen intakte, befriedigende Beziehungen zur Erde. Dort heißt es, dass der Mensch die Erde bebauen und bewahren soll. Dann sind es Beziehungen untereinander, Mensch zu Mensch, insbesondere in der Ehe. Und schließlich ist es eine Beziehung zu Gott – eine Beziehung, in der der Mensch dazu geschaffen ist, mit Gott zu leben.
Das ist es, was am Anfang steht: Der Mensch ist geschaffen für intakte Beziehungen. Ich weiß nicht, ob ihr die Bibel jemals so gelesen habt, aber wenn man ein bisschen weiterliest, sieht man: Auf Seite drei ist alles kaputt. Du stehst da und denkst: „Boah!“
Du hast hier die Schöpfung vor Augen, denkst an den Regenwald, an die Tiere, an das Meer und die Wale. Alles wimmelt und lebt, und der Mensch ist mittendrin. Er bekommt die Aufgabe, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Er soll sich richtig investieren, Arbeit hat, kann Spaß haben, bekommt eine Frau, damit es noch mehr Freude macht – und alles läuft.
Du denkst: „Wunderbar, das machen wir mal hundert Seiten so, wo alles richtig gut läuft.“ Das wäre doch klasse, einfach mal so. Aber auf Seite drei ist Schluss. Einfach Schluss.
Was hatte Gott gesagt? Lass uns mal aufschlagen: 1. Mose 2,16. Dort heißt es: „Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen, aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen darfst du nicht essen. Denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“
Das ist die Warnung, die Gott mitgibt: Mensch, pass auf, es gibt ein Gebot. Übertritt es nicht! Wenn du es tust, musst du sterben.
Bei mir war es so, als ich zwanzig war, da war mein Glaube ungefähr auf dem Niveau vom Kindergottesdienst stehen geblieben. Jetzt möchte ich, wenn ich hier vorne stehe und predige, gern ein bisschen erwachsen predigen.
Wenn hier von Tod die Rede ist, dann ist natürlich nicht nur der körperliche Tod gemeint. Sondern wenn hier von Tod die Rede ist, dann reden wir von ganz anderen Sachen noch.
Wir sprechen zum Beispiel vom Tod von Beziehungen. Eine Ehe ist schon tot, bevor die beiden sich scheiden lassen. Eine Freundschaft stirbt lange, bevor man aufhört, sich zum Geburtstag einzuladen. Auch Arbeitsverhältnisse sterben, bevor man kündigt.
Das ist gemeint, wenn Gott sagt: „Der wird sterben.“ Damit warnt Gott den Menschen davor, dass die Beziehungen, in die dieser Mensch hineingestellt ist, Stück für Stück kaputtgehen.
Und genau das passiert.
Wenn ihr das Zuhause mal lest, werdet ihr Folgendes feststellen: Aus der Erde, die der Mensch bebauen und bewahren soll, wo Gott sagt, er gibt dir Arbeit, Arbeit, die etwas mit Fortschritt zu tun hat, mit Bebauen und Bewahren der Schöpfung. Arbeit, weil du als Mensch etwas zu tun brauchst. Du musst wissen, wofür du lebst, du brauchst einen Sinn im Leben.
Aus der Erde, die der Mensch bebauen und bewahren soll, wo Arbeiten Spaß machen soll, wird ein ganz unwirtlicher Ort. Voller Naturkatastrophen wie Tsunamis, Erdbeben und ähnlichem. Voller Krankheiten, wir denken hier an Malaria, HIV und solche Sachen.
Ich habe mir zum Beispiel eine Serie namens „Dr. House“ angesehen. Da kann man wirklich sagen: „Dr. House lässt grüßen.“ Das ist diese Erde. In jeder Sendung gibt es irgendwie einen fiesen Erreger, der sich irgendwo reinbohrt. Man bekommt ihn erst in den letzten zehn Minuten mit und kann dann etwas tun.
Das ist unsere Erde geworden.
Lass uns mal lesen: 1. Mose 3,17. Dort heißt es: „Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten habe, du sollst nicht davon essen, so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen.
Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen.
Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren.“
Arbeit, Mühe, ein Ringen mit der Natur – und letztlich wird sich die Natur doch durchsetzen. Der Mensch, der berufen ist, über die Schöpfung zu herrschen, wird von der Schöpfung in seinen eigenen Tod gerissen und kehrt letztlich wieder zur Erde zurück.
Am Ende gewinnt die Schöpfung.
Paulus schreibt in Römer 8 etwas über die Vergänglichkeit, über die Knechtschaft der Vergänglichkeit. Die Schöpfung ist durch den Sündenfall irgendwie mit betroffen worden. Die Welt, in der wir leben, ist irgendwie fehlerhaft. Irgendetwas stimmt nicht.
Es ist dieses Prinzip, dass überall da draußen, wo wir auch hingreifen, alles ständig kaputtgeht. Die Physiker nennen das Entropie – das Chaos nimmt ständig zu.
Man stellt sich die Frage, und das ist ein großes Problem für Physiker heute: Wie kann es sein, dass wir auf der einen Seite das Prinzip haben, dass alles immer mehr durcheinander gerät? Wie das Kinderzimmer, das die Tendenz zum Chaos hat.
Dieses gleiche Prinzip gilt auch in der ganzen Schöpfung. Es wird immer mehr durcheinander. Die Entropie nimmt zu.
Was heißt das? Entropie ist ein Maß für das Chaos, für das, was durcheinander gerät.
Wie kann es sein, dass in einem Universum so viel Ordnung ist, wo dieses Prinzip wirkt?
Und hier ist eine Lösung: Es gibt einen Wendepunkt. Es gibt einen Aufbau. Gott schafft Ordnung. Dann kommt ein Bruch zwischen dem Menschen und der Schöpfung. In diesen Bruch wird die Schöpfung mit hineingezogen.
Es gibt einen Wendepunkt, an dem Tod und Zerfall zur prägenden Größe im Universum werden. Und mit einem Mal geht einfach alles kaputt.
Dann heißt es in 1. Mose 5 über Adam: „Und dann starb er.“ Das ist der Endpunkt, an dem wirklich alles aus ist.
Die zerstörte Beziehung zwischen Mensch und Gott
Und das gilt natürlich jetzt, was ich gesagt habe, nicht nur für das Verhältnis Mensch – Erde, sondern auch für das Verhältnis Mensch – Mensch. Diese Beziehung hat einen tiefen Knacks bekommen.
Das fängt in der kleinsten Einheit an: Mann und Frau schaffen es irgendwie nicht mehr, vernünftig miteinander klarzukommen. Es geht weiter über das ganze Völker, die miteinander Krieg führen. Ist euch aufgefallen, dass die Kulturgeschichte eigentlich eine Geschichte von Krieg und Leid ist? Und Gräuel, die wir einander verüben – das ist doch furchtbar. Wo kommt das denn her?
Der Grund ist, dass diese Beziehung, die Gott geschaffen hat – Mensch zu Mensch –, wo er sagt, diese Beziehung sollst du genießen, irgendwie einen Fehler hat. Ich schaffe es von mir aus einfach nicht, Beziehung zu leben. Der Mensch ist zum Egoisten geworden. Und die Folgen sind katastrophal.
Man liest weiter ein bisschen in der Bibel, und schon die nächste Geschichte: Kain und Abel. Da schlägt schon der Erste den anderen tot. Da merkt man schon, wie brutal kaputt die Menschen einfach geworden sind.
Und dann ist noch nicht alles. Die Beziehung Mensch – Erde ist zerbrochen, die Beziehung Mensch – Mensch ist kaputtgegangen. Und dann ist eine Beziehung kaputtgegangen, die vielleicht die schlimmste ist.
1. Mose 3,8 ist eine von diesen total dramatischen Momenten in der Bibel. Der Mensch hatte gerade gesündigt, der Sündenfall ist gerade passiert. Und dann heißt es in Vers 8: „Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages; da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht Gottes des Herrn mitten zwischen den Bäumen des Gartens.“
Gott der Herr rief dem Menschen zu und sprach zu ihm: „Wo bist du? Wo bist du?“
Ich finde das deshalb so dramatisch, weil ich mir vorstelle, wie die Beziehung angefangen hat. Das heißt am Anfang, dass Gott den Menschen schafft, indem er so einen Erdklumpen, also so ein bisschen Materie, nimmt und ihm dann von seinem Atem einhaucht.
Ich möchte das so vorstellen, dass Gott ihm von sich etwas gibt, das eigentliche Leben gibt, sein Leben mit ihm teilt. Und ich stelle mir das so vor, weil es hier so beschrieben wird: „Da bildete Gott der Herr den Menschen aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase den Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.“
Lasst mal die Beschreibung auf euch wirken: Gott haucht dem Menschen sein Leben ein.
Wir müssen uns ja die Frage stellen, warum der Mensch so anders ist als der Rest der Schöpfung. Warum sind wir so abgehoben und geben uns nicht einfach nur mit Essen und Trinken, Sex und Sterben zufrieden?
Das liegt daran, dass Gott uns seinen Atem einhaucht.
Und jetzt stellt euch vor: Du bist, Kathrin, leg dich da mal hin – ihr müsst die Dramatik verstehen. Wenn das jetzt Adam wäre: Ich klumpe mir hier meinen Adam, und ich hauche ihm jetzt hier den Atem des Lebens ein.
Und in dem Moment schlägt Adam die Augen auf.
Was sieht Adam? Was ist das Erste, was Adam sieht? Ganz genau: Adam schlägt die Augen auf, und er sieht Gott. Und er erlebt Gott. Du-Beziehung, eins zu eins – so enger geht es irgendwie nicht.
Und dann redet Gott mit ihm und sagt: „Hey, ich habe hier einen Job für dich, der wird dir riesig Spaß machen. Ich habe schon mal so einen kleinen Garten vorbereitet, ja, den Garten Eden. Und das kann noch größer werden. Du darfst dich da investieren. Ich bin auf deiner Seite. Und wenn es dir nicht reicht, hey, das mit der Frau kriegen wir auch hin, alles kein Thema, das läuft jetzt hier.“
Und dann liest man so eine Seite weiter, und aus der Du-Beziehung Gott – Mensch hört ein: „Ich verstecke mich. Ich kann dir nicht mehr in die Augen schauen. Die Augen, die ich vielleicht als erste Augen überhaupt gesehen habe, ich kann nicht mehr reinschauen, ich schaffe es nicht mehr. Ich muss mich verstecken, ich fürchte mich.“
Gott fragt: „Wo bist du?“
Und dann kommt die Antwort vom Menschen zurück in Vers 10: „Ich fürchtete mich, weil ich nackt bin.“
Mit meinen Worten: Ich schäme mich. Ich schäme mich für das, was ich bin.
Und das ist so dramatisch: In der Gegenwart Gottes bleibt dem Sünder eigentlich nur noch die Scham. Und neben der Scham natürlich der Versuch, eine Ausrede zu finden für das, was er getan hat.
Das heißt dann in Kapitel 3, Vers 12: „Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir von dem Baum.“ Ja, also ich bin ja nie schuld.
Da zerbricht die Beziehung zwischen Gott auf der einen Seite und dem Menschen auf der anderen Seite.
Und der Mensch weiß nichts zu tun, als sich zu schämen, sich zu verstecken, die Schuld abzuschieben – jemand anders in Schuld zu nehmen, am besten Gott die Schuld zu geben: „Ja, du hast mir die Frau gegeben, was kann ich dafür, dass du mir die an die Seite stellst?“
Da ist richtig was kaputt.
Und wir merken: Auf diesen ersten drei, vier Seiten passiert etwas, und es wird in einer Sprache beschrieben, die vorsichtig ist, nicht brutal.
Aber sie lässt genug Spielraum, um zu erahnen, wie weit die Veränderungen gehen.
Der Mensch, geschaffen als ein Beziehungswesen – Beziehung zu dieser Erde, Beziehung zueinander, Beziehung zu Gott – lebt plötzlich in einer Welt, in der alles kaputt ist.
Die Folgen der Sünde: Trennung von Gott und Mensch
Im Blick auf Gott heißt es in Jesaja 59 – diejenigen, die am Dienstag dabei waren, kennen die Stelle schon – wir können gerade mal aufschlagen: Jesaja Kapitel 59. Dort heißt es: „Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr ist nicht zu schwer, um zu hören. Sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott.“ (Jesaja 59,1-2)
Das, was bei Adam anfängt, zeigt plötzlich eine Trennung, eine Distanz zwischen Gott und dem Menschen. Wenn Gott als eine Kerze gedacht wird, mit der Adam früher so eng verbunden war und alles gut war, dann ist jetzt plötzlich die Sünde ins Spiel gekommen. Mit jeder Sünde entfernt sich Adam weiter von Gott. Irgendwann ist Gott irgendwo weit hinten, und ich bin immer weiter weg. Eure Vergehen haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott.
Im Römerbrief, Kapitel 5, etwa Vers 12, schreibt Paulus, dass die Sünde – dieses Trennende von Gott – wie ein bösartiger Virus ist, den man nicht in den Griff bekommt. Sie kommt in das Leben aller Menschen hinein. Jeder Mensch ist Sünder. Diese Trennung, die bei Adam beschrieben wird, bei der Adam sagt, er habe Angst und könne sich Gott nicht nähern, manifestiert sich im Leben jedes Menschen. Jeder wird mit dieser Trennung geboren.
In dem Moment, in dem man als denkender Mensch funktioniert – also nicht nur so tut, sondern wirklich nachdenkt – stellt man fest, dass in einem etwas drinsteckt, das total fies ist. Ich muss leider ein paar Beispiele bringen, auch von meinen Kindern, das war bei mir nicht anders. Ich musste meinen Kindern nie beibringen, „meins, das kriegt kein anderer“. Dieses „Meins“ kam von ganz alleine. Aber die Idee, dass ein Kind von sich aus sagt: „Na klar, das ist mein rotes Feuerwehrauto, mit dem hätte ich auch gerne gespielt, aber natürlich kann Jakob das jetzt für eine Stunde haben, das ist überhaupt kein Problem“ – das muss man den Kindern beibringen. Sonst passiert das nicht.
Woher kommt denn dieser Gedanke, dass ich mit einem „Meins“ geboren werde? Das Lieblingswort von Kindern ist nicht „Ja, Mama, gerne doch“. Das Lieblingswort heißt „Nein“. Woher kommt das? Ich habe meinen Kindern nicht beigebracht, „nein“ zu sagen. Ich habe ihnen beigebracht, lieb zu sein. Aber schon bei den kleinen Kindern merkt man, dass die Bibel Recht hat: Sie sind Sünder. Nicht kleine Sünderlein, sondern ausgewachsene, bösartige Kreaturen – echte Sünder. Versteht ihr mich? Wir sind richtig Sünder.
Ich erinnere mich noch, als Katrin ein oder zwei Jahre alt war. Ich kam ins Badezimmer und hatte den Eindruck, die Pfütze vor der Toilette stammt von ihr. Als Vater fragt man dann unbedacht: „Warst du das?“ Man hofft auf ein „Ja, ich war’s“, das bedeutet, es ist noch rechtzeitig geschafft. Wäre auch nicht dramatisch gewesen. Die Antwort war aber „Nein“. Dabei habe ich meinem Kind definitiv nie beigebracht zu lügen. Und trotzdem kommt es einfach aus ihr heraus.
Der Mensch wird als Rebell geboren: ein Rebell gegen die Erde, gegen die Beziehung Mensch zu Mensch und gegen die Beziehung Mensch zu Gott. Das ist die traurige Realität. Jeder Mensch hat ein Suchtproblem – ein Suchtproblem mit der Sünde. Er kann nicht anders, als zu sündigen. Durch Erziehung und gesellschaftliche Zwänge kann man das Verhalten ein wenig begrenzen. Aber viele von euch kennen Versuche, bei denen Menschen in einem begrenzten, geschützten Raum Freiheit bekamen, über andere zu herrschen – zum Beispiel das Stanford-Experiment, bei dem einige Teilnehmer Wächter und andere Häftlinge waren.
Dieses Experiment musste abgebrochen werden, weil Menschen, die ohne Konsequenzen über andere herrschen dürfen, ihr wahres Wesen zeigen. Wenn Menschen so richtig rauslassen dürfen, was in ihnen steckt, dann ist das erschreckend. Wir waren auch im KZ Sachsenhausen. Da schaut man hin und fragt sich: Wie kann das sein? Wenn Menschen ohne Angst vor Strafe das ausleben, was in ihnen steckt, dann wird es schlimm. Wehe, wehe!
Jetzt gibt Gott uns seine Gebote. Wir können die Zehn Gebote nehmen oder andere. Gott gibt uns seine Gebote, und wir merken plötzlich: Ja, das stimmt, wir sind Sünder. Manche denken, Gott gibt uns seine Gebote, damit wir wissen, wie wir richtig leben sollen. Das ist falsch. Gott gibt uns seine Gebote, damit wir begreifen, dass wir Sünder sind.
Was passiert, wenn wir ein Gebot bekommen? Ist euch das mal aufgefallen? Ich gehe manchmal spazieren, und da ist ein Rasen. Ich denke nichts über den Rasen, er ist mir egal. Aber dann kommt ein Schild: „Betreten verboten“. Was denke ich in dem Moment, wenn ich das Schild lese? Ich zumindest habe sofort den Impuls: Doch! Das ist einfach so. Ich hätte nie über den Rasen nachgedacht, aber wenn mir jemand etwas verbietet, merke ich, dass ich im Innersten ein kleiner Rebell bin. Dieses Gebot, auch wenn es sinnvoll ist, reizt mich.
Ein Gebot macht mein Leben nicht besser, sondern manchmal schlechter. Das ist verrückt, oder? Warum gibt Gott dann Gebote? Damit wir begreifen, wie schlimm es um uns steht.
Unsere Reihe heißt „Christsein – Umkehr zu Gott“ und der Titel lautet: „Warum ein Mensch zu Gott umkehren muss“. Vielleicht habt ihr jetzt verstanden, worum es geht. Ich habe euch diese Geschichte vom Anfang der Schöpfung erzählt, weil wir begreifen müssen, dass wir als ganz normale Menschen in eine gefallene Schöpfung hineingeworfen sind. Wir können nicht einfach sagen: „Na ja, durch ein bisschen Anstrengung schaffen wir es schon wieder.“ Das schaffen wir nicht.
Wir sind Sünder, und zwischen einem heiligen Gott und uns besteht eine unglaublich breite moralische Kluft. Etwas trennt uns von Gott, und wir können diese Kluft nicht überbrücken. Wir sind geschaffen, um in intakten Beziehungen zu leben, und wir merken, dass wir unglücklich sind. Wir stellen Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach dem Tod. Vielleicht stellen wir uns noch andere Fragen, bei denen wir merken: Ich hätte gerne eine Antwort.
Wir sind unzufrieden. Wir merken, es muss mehr geben als Urlaub, Familie, Haus oder sonst etwas. Es muss mehr geben. Wir sind zu mehr geschaffen. An einer Stelle in der Bibel heißt es, dass die Ewigkeit in unser Herz gesenkt ist.
Wir sind geschaffen, um in funktionierenden Beziehungen zu leben – letztlich in einer funktionierenden Beziehung zu Gott. Und dann merken wir, dass wir diese Beziehung nicht haben. Dass in uns etwas ist, das jede Beziehung zerstört. In uns herrscht Sünde und Tod, und das ist eine grausige Herrschaft.
Wir versuchen, das Gute zu wollen und zu tun, aber es klappt nicht. Wir sind letztlich schon am Sterben. Ein Freund hat es einmal so ausgedrückt: Wir sind Tote auf Urlaub. Wir sind eigentlich schon tot. Das zeigt sich noch nicht überall, aber wir sterben.
Wir leben in einer Welt, die langsam in einem Strudel von Leid, Bitterkeit und Streit versinkt. Wenn wir die Augen öffnen, sehen wir den Tod überall um uns herum. Und wir sind mittendrin.
Ein Philosoph und Theologe namens Paul Tillich hat einmal gesagt: Das menschliche Dasein ist wesentlich bestimmt von drei Ängsten – der Angst vor der Sinnlosigkeit, der Angst vor dem Tod und der Angst vor der Schuld.
Das sind drei Fragen, die sich der Mensch stellt und auf die er ohne Gott keine vernünftige Antwort finden kann: Warum bin ich hier? Was kommt nach dem Tod? Und warum schaffe ich es nicht, gut zu sein? Das sind die drei Fragen.
Die Antwort auf diese Fragen ist folgende: Wir sind als Ebenbild Gottes geschaffen. Wir stellen uns diese Fragen – Fragen, die sich zum Beispiel mein Wellensittich wahrscheinlich nie stellen wird. Wir stellen sie uns mehr oder weniger intensiv, aber wir stellen sie uns, weil wir Menschen sind. Weil wir merken, dass in uns Gottes Atem wohnt.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass wir in der Beziehung zu Gott hilflos sind. Wir merken, dass etwas nicht stimmt. Uns trennt etwas von Gott. Die Bibel nennt das, was uns trennt, Sünde.
Wir leben als Sünder in einer gefallenen Welt. Zwischen uns und Gott – wenn hier Gott sein soll – steht ein riesiger Abstand. Ich bin hier hinten und habe Sehnsucht nach mehr. Sehnsucht nach Gott. Sehnsucht nach Beziehungen, die funktionieren. Sehnsucht nach einem Leben, in dem Beziehungen intakt und befriedigend sind. Ich möchte wissen, wie man leben kann.
Deshalb habe ich die Reihe so genannt, wie ich sie genannt habe. Um dahin zu kommen, braucht es Umkehr.
Ich habe euch meine Lieblingskrawattennadel mitgebracht. Sie ist wahrscheinlich die einzige Krawattennadel, die einen Namen hat. Ich habe ihr den Namen „Metanoia“ gegeben. Metanoia ist griechisch und heißt Umkehr.
Warum? Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr, dass die Nadel wie ein Pfeil aussieht. Seht ihr das? Ein Pfeil, der erst in eine Richtung zeigt und dann umkehrt. Man kann das so erahnen: Umkehr.
Ich dachte mir, es ist schön, wenn man mal jemandem erklären muss, worum es im Christsein eigentlich geht, und dann die Krawattennadel dabei hat. Dann kann man sagen: Schaut, da ist Gott, und ich gehe diesen Weg entlang. Mit jedem Schritt, mit jedem Tag baut sich eine Mauer aus Sünde zwischen mir und Gott auf, und die Trennung wird immer größer.
Die große Frage, die im Raum steht und die zwischen Seite drei der Bibel und etwa in der Mitte des Neuen Testaments – also in den nächsten tausend Seiten – beantwortet wird, ist: Wie kann es sein, dass ein Mensch, der sich jeden Tag moralisch weiter von Gott entfernt und nur ahnt, dass es mehr geben muss, umkehrt und in diese Richtung geht?
Wie kommt er jemals dahin, wenn zwischen ihm und Gott dieser riesige Berg an Sünde steht? Das ist die große Frage, und die werden wir uns nächsten Sonntag anschauen.
Die Notwendigkeit der Umkehr zu Gott
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.