Einleitung: Die Bedeutung des Fastens im Herzen erkennen
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 140 vom Fastenteil 5.
Wir beschäftigen uns weiterhin mit der Frage, was mein Umgang mit dem Thema Fasten über mein Herz offenbart. Macht mich die Not der Welt noch betroffen?
In diesem Zusammenhang denke ich immer an den Herrn Jesus. Als er beim Einzug in Jerusalem den jubelnden Massen begegnet, beginnt er zu weinen.
Jesu Mitgefühl und die Motivation zum Fasten
Als er sich der Stadt näherte und sie sah, weinte er über sie und sprach: „Wenn du an diesem Tag erkannt hättest, was zum Frieden dient! Doch jetzt ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, an denen deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich umzingeln und von allen Seiten bedrängen werden.
Sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und keinen Stein auf dem anderen lassen. Das geschieht, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.“
Der Herr Jesus ist ein Mann, der noch weinen kann – er weint, wenn er sich vorstellt, was auf die Menschen zukommt. Diese Fähigkeit, innerlich bewegt zu werden, führt ins Gebet und schließlich ins Fasten.
Fasten ist hier nicht nur eine geistliche Übung, die man aus Pflichtgefühl oder Tradition durchführt. Es ist vielmehr ein Ausdruck des Herzens. Fasten aus Traurigkeit, aus Angst, aus dem Wunsch, zu Gott umzukehren.
Fasten, weil ich ernsthaft für andere eintreten oder Weisheit finden möchte.
Geistliche Übungen als Ausdruck der Christusbeziehung
Und jetzt können wir noch einen Schritt weitergehen. Wir wissen jetzt, dass Fasten an sich keinen Wert hat, außer vielleicht, dass es der Gesundheit ein wenig zuträglich sein kann. Bedeutet das, dass geistliche Übungen nur dann einen Wert besitzen, wenn sie Ausdruck meiner Beziehung zu Christus sind?
Wir erinnern uns: Jesus sagt, es werden Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann werden sie fasten. Also: Jesus ist da – kein Fasten. Jesus ist weg – Fasten.
Das ist es, was ich meine, wenn ich etwas verallgemeinernd sage, dass geistliche Übungen ein Ausdruck meiner Christusbeziehung sein müssen. Sie stehen nicht für sich allein, sondern funktionieren nur als intimer Ausdruck meiner Nachfolge Christi.
Wenn geistliche Übungen nicht mehr auf die Beziehung mit dem Herrn Jesus einzahlen – erinnert euch bitte an das Beispiel von dem Eheabend –, wo sie das nicht mehr tun, dann werden sie banal. Indem der Herr Jesus die geistlichen Übungen an sich bindet, befreit er sie gleichzeitig von dem Joch selbstgerechter Religion. Dort geht es um Regeln, die ich einhalte, und nicht um eine Beziehung, die ich vertiefe.
Dort spielt mein Herz nämlich keine Rolle. Dort reicht es, die Sache zu tun, von der ich denke, dass Gott sie aus welchen Gründen auch immer will. Ich mache, was Gott von mir fordert, aber es bleibt eine fromme Show. Wie bei Kain, der auch opfert. Sobald Gott sein Opfer nicht annimmt, merkt man, dass er keinen Glauben hat.
Lasst uns das nicht vergessen, wenn wir die Dinge tun, die unser geistliches Leben ausmachen. Es reicht nicht, das Richtige zu tun, solange man es nicht mit der richtigen Haltung tut.
Die wahre Bedeutung des Fastens nach Jesaja
Aber hören wir Jesaja, Jesaja 58, Vers 5: Ist ein Fasten, an dem ich gefallen habe, etwa wie dies, ein Tag, an dem der Mensch sich demütigt, seinen Kopf zu beugen wie eine Binse und sich in Sacktuch und Asche zu betten? Nennst du das ein Fasten und einen dem Herrn wohlgefälligen Tag?
Die erste Antwort wäre doch: Ja, irgendwie schon. Wenn da jemand sich demütigt, den Kopf beugt, in Sacktuch und Asche, was soll daran falsch sein? Es klingt richtig, wenn da nicht dieser komische Unterton wäre.
Dann geht der Text weiter, Jesaja 58, Vers 6: Ist nicht vielmehr das ein Fasten, an dem ich gefallen habe? Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, Gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht?
Merkt ihr, worauf es Gott ankommt? Man kann sich äußerlich demütigen und im Herzen weit weg von Gott sein. Ich halte die Regeln, faste nach Vorschrift, habe aber keine Liebe zum Menschen und damit keine Liebe zu Gott.
Geistliche Übungen als Ausdruck der Beziehung zu Jesus
Und deshalb bindet der Herr Jesus geistliche Übungen an sich. Sie fließen aus der Beziehung zu ihm.
Ich bete, weil mir das Gespräch mit ihm wichtig ist. Ich faste, weil ich seine Betroffenheit und Berufung teile. Ich lese in der Bibel, weil ich seine Stimme hören will. Ich liebe die Geschwister, weil er sie liebt.
Deshalb brauchen wir einen ganz anderen Zugang zu Themen wie dem Fasten. Neuer Wein muss in neue Schläuche.
Neues Verständnis geistlicher Praxis: Neues Gewand und neuer Wein
Lukas 5,36-38:
Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand schneidet einen Flicken von einem neuen Gewand und setzt ihn auf ein altes Gewand. Sonst wird er sowohl das neue zerschneiden als auch der Flicken vom neuen zum alten nicht passen.
Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche. Sonst wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er selbst wird verschüttet werden. Die Schläuche werden verderben. Stattdessen füllt man neuen Wein in neue Schläuche.
Das Gleichnis ist einfach zu verstehen. Wenn ich in einem alten Gewand einen Riss habe, zerschneide ich kein neues, um das Alte zu reparieren. Der neue Flicken passt nicht. Matthäus ergänzt, dass das Eingesetzte vom Gewand abreißt und der Riss schlimmer wird.
Dasselbe gilt für den Wein: Neuer Wein gärt noch nach. Wenn man ihn in alte Schläuche füllt, die sich nicht mehr ausdehnen können, halten diese dem Druck nicht stand. Sie reißen, und der Wein wird verschüttet.
Deshalb muss neuer Wein in neue Schläuche gefüllt werden.
Vom Gesetz zur lebendigen Nachfolge
Wo das Judentum zu einer Religion geworden war, entstanden Regeln, Traditionen und eine Gerechtigkeit, die Paulus als „Gerechtigkeit aus dem Gesetz“ bezeichnet. Dabei geht es dem Herrn Jesus um Glauben, um wirkliches Vertrauen in Gott, um Beziehung, Nachfolge und Jüngerschaft.
Auf der einen Seite steht die Vorstellung, dass Gott mit mir zufrieden sein wird, wenn ich mich nur genug anstrenge, das Richtige zu tun. Auf der anderen Seite steht die Idee, dass mir nichts passieren kann, wenn ich jeden Tag dem guten Hirten folge, auf seine Stimme höre und ihm vertraue.
Neuer Wein muss in neue Schläuche. Der neue Wein ist das biblische Christentum: gelebtes Vertrauen und Nachfolge als Jünger Jesu. Die neuen Schläuche sind ein Frömmigkeitsstil, der sich nicht an menschlichen Erwartungen, Traditionen oder Gewohnheiten orientiert, sondern im Heute lebt.
Dabei können gute Gewohnheiten ein Plus sein, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Auch Regeln sind an sich nichts Falsches, solange sie einen gesunden Rahmen für die Begegnung mit dem Herrn schaffen.
Im Zentrum steht Christus. Alle geistlichen Übungen müssen auf die Beziehung zu ihm einzahlen, sonst sind sie wertlos.
Die Herausforderung der lebendigen Beziehung zu Jesus
Aber Jürgen, ist das nicht ganz schön anstrengend, immer an Jesus dran zu bleiben? Ist es da nicht viel leichter, aus Routine stille Zeit zu machen oder aus Tradition ein paar Fastentage einzustreuen?
Antwort: Ja, genau so ist es. Beziehung zu leben ist immer herausfordernd – egal ob in der Ehe, mit meinem besten Freund oder mit dem Herrn Jesus. Beziehung fordert mich jeden Tag.
Deshalb ist der Herr Jesus auch Realist, wenn er über den neuen Wein sagt: „Und niemand will, wenn er den Alten getrunken hat, den Neuen; denn er spricht, der Alte ist milde“ (Lukas 5,39).
Ich übertrage einmal das Bild auf eine Religion, die aus Regeln besteht, denen man folgt, weil sie dem fleischlichen Wunsch nach Selbstgerechtigkeit schmeicheln. Ja, das ist bestimmt der einfachere Weg, viele gehen ihn.
Aber das dürfen wir nie vergessen: Es ist ein Weg, den viele gehen – der Weg der Religion. Doch es ist nicht der Weg zu Jesus, und deshalb ist dieser Weg falsch.
Abschluss und Segenswunsch
Was könntest du jetzt tun? Du könntest noch einmal in Ruhe die Skripte zu den Episoden durchlesen.
Das war's für heute. Die Skripte zu allen Episoden findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
