Jetzt freue ich mich, dass Sie sich diese Tage Zeit genommen haben, denn Mission ist das Aufregendste, was es in unserer Welt gibt. Was sind denn die anderen Dinge, die in der Zeitung stehen, im Vergleich dazu, wenn Gott sein Reich in unseren Tagen baut?
Sie haben es vorhin gedacht, als ich einen Blick in die Zeitung geworfen habe: Monrovia, dieses schreckliche Elend in Liberia. Und dort hat Gott seine Kinder jetzt. Was denken Sie, wie liebevoll und aktiv der Geist Gottes Menschen in diesem Chaos berührt und wie sie daher angebetet werden?
An allen Katastrophenorten sind die heilenden Kräfte Jesu durch seine Kinder gegenwärtig – bis hin zu den Gefängnissen und Straflagern, wo sie sich aufhalten. Ich freue mich sehr, denn ich kenne manche von Ihnen, das ist schön, auch durch die gemeinsame Arbeit verbunden.
Wissen Sie, das mit dem Ruhestand ist so eine Sache. Man kann Finanzbeamte pensionieren, Eisenbahnen, Zugleiter und so weiter. Missionsboten Gottes in Deutschland kann man kaum in den Ruhestand schicken.
Ich habe mein Geld verdient, indem ich 40 Jahre lang ein redlicher Pfarrer war. Davon war ich 23 Jahre nebenbei Leiter von drei großen Missionswerken. Schön, wir haben über 200 Missionare draußen. Dann wissen Sie, welch ein großes Missionsdirektorat das ist – allein bei Hilfe für Brüder, christliche Fachkräfte und dem Kurzzeitigen Dienst Coworkers International.
Und es wird auch noch einige Jahre andauern, da ich hier der Leiter dieser Werke in Stuttgart bin. Wir haben eine sehr gute Mitarbeiterschaft, und es macht viel, viel Freude.
Aber ich bin froh, dass die Gemeindearbeit jetzt beiseitegelegt werden darf nach 40 Jahren Pfarrerstätigkeit und ich mich ganz auf die Vision stürzen kann – mit der ganzen Kraft, ungebremst.
Die Bedeutung und Geschichte der Mission
Im Epheserbrief spricht Paulus in einem Abschnitt von seinem Amt der Mission unter den Nationen, also unter den Heidenvölkern. Es gibt viele Christen, die für Mission nichts übrig haben. Solche Menschen kennt man. Deshalb ist es wichtig, sich nicht von ihnen blockieren zu lassen. Manche legen mehr Wert auf den Bau von Häusern oder auf die Liturgie und Formen in den Gottesdiensten.
Aber es gibt eine Gruppe von Menschen, denen es wirklich am Herzen liegt, dass das Evangelium von Jesus allen Menschen gebracht wird. Diese Menschen schließen sich zu einer Gemeinschaft zusammen. Über Jahrhunderte hinweg war es in der Christenheit sehr schlimm, dass kaum Mission betrieben wurde.
Selbst in der katholischen Kirche waren es schließlich die Orden, die die Mission wiederentdeckten und Freunde der Mission sammelten. Bei uns im Pietismus wurden Missionsgesellschaften gegründet. Interessanterweise war dies auch in den Freikirchen nötig. Zum Beispiel in der Baptistenkirche, als William Carey die Idee hatte, Missionsboten auszusenden. Der damalige Leiter nannte ihn einen unverbesserlichen Enthusiasten und hatte selbst nichts für Mission übrig.
Noch einmal: Es sind immer Menschen, deren Herz brennt, weil sie selbst erlebt haben, wie das Evangelium sie befreit hat. Sie brennen darauf, anderen von Jesus zu erzählen. Solche Menschen können nachts nicht schlafen, weil sie unruhig sind. Sie sagen sich: Ich muss alle Mittel, die Gott mir gibt, in dieses wichtige Werk investieren.
Aus der Ewigkeit betrachtet wird es eine wunderbare Sache sein, wenn wir all jene treffen, die durch die Dienste, die wir gefordert haben, das Heil in Jesus gefunden haben, gerettet wurden und zur Zahl derer hinzugefügt wurden, die gerettet sind.
Herausforderungen und Wunder in der Gemeinde
In vielen Gemeinden steht Mission nicht so sehr auf der Tagesordnung, und viele leiden darunter. Generell gibt es in den Gemeinden, aus denen wir kommen, manche Nöte. Ich weiß nicht genau, woher sie stammen, aber das ist oft ein Problem: In den Gemeinden, aus denen wir kommen, gibt es häufig Spannungen. Sie sind manchmal träge oder schwierig.
Dabei vergessen wir leicht, hinter dieser äußeren, irdischen Gestalt einer Gemeinde das Wunder der Gottesgemeinde zu sehen. Wir müssen immer diesen Blick bewahren: Was für eine Sache ist das eigentlich? Wir kommen heute Abend zusammen und erleben die Jesusgemeinde, die Gemeinde der Heiligen.
Ich hätte Sie gerne mitgenommen zu solchen Begegnungen. Für mich war das in meinem Fahrdienst nur in der Urlaubszeit möglich. In der Zeit, in der man sich so „abgeknapst“ hat – wie viele von Ihnen –, wenn man hinter den Eisernen Vorhang ging und nach Rumänien fuhr, irgendwo in einen Hinterhof. Dort traf man verschrobene Christen. Natürlich sagten sie zu meiner Frau: „Liebe Schwester, zieh ein Kopftuch auf, bei uns ist das so üblich.“ Aber das alles hört auf, wenn man zu gesetzlich ist.
Wenn man aber dann drin war, ging das Herz auf. Schwestern und Brüder, Glieder am Leib Christi – wunderbar! Gemeinschaft mit Gläubigen. Wenn man die treuen, mutigen Leute kennengelernt hat, die Bibeln versteckt hielten und sie zu denen brachten, die seit Monaten darauf gewartet hatten, dann konnte man das wirklich spüren.
Ich erinnere mich, wie ich einmal in China die Gelegenheit hatte, bei Wang Mingtau zu sein. Ein Chinese brachte mich damals nach Shanghai. Wang Mingtau war ein großer Bekenner, der 23 Jahre im Straflager verbracht hatte. Er war über 90 Jahre alt. In seiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung hatte er eine Hausgemeinde mit über 120 Leuten. Alles war voll, die Leute saßen auf dem Boden. Drei Stunden lang sprach er. Ich konnte nichts verstehen, aber ich spürte etwas vom Geheimnis des Leibes Christi.
Ich hoffe, dass Sie das immer wieder entdecken – und dann über manche irdischen Schwächen hinwegsehen können. Über die Schwächen von Organisationen und Mängel – und sich daran freuen können.
Die Gemeinde als lebendiger Leib Christi
Noch ein Bild: Gemeinde Jesu
Vor vielen Jahren hatten wir einige Mitarbeiter am Pinatubo-Vulkan auf den Philippinen. Dort gab es sogenannte Boat People – Laoten und Vietnamesen, die damals über das Meer in Nussschalen geflohen sind. Sie wurden aufgefischt und in riesigen Flüchtlingslagern am Pinatubo gesammelt. Später brach der Vulkan aus und bedeckte alles mit seiner Asche.
Es war ein großes Elend. Ich glaube, die Lager waren jeweils mit etwa 15 Menschen belegt. Die Lebensschicksale, die sie erzählten, waren furchtbar. Viele waren gerade noch dem Tod entronnen, insbesondere der kommunistischen Diktatur.
Wir saßen dort im Gottesdienst, im laotischen Gottesdienst, ohne ein Wort zu verstehen. Doch das braucht man gar nicht, wenn es um die Gemeinde Jesu geht. Was ist das Volk Gottes?
Michael Griffiths, der große Missionsleiter der alten China Inland Mission, hat einmal ein Buch über den Epheserbrief geschrieben. Er benutzte darin das Bild vom Aschenbrödel und sagte, dass die Gemeinde Gottes so ist wie diese Märchenprinzessin, die im Dreck sitzt. Oft sieht man gar nicht das große Geheimnis, das dahintersteht – das Wunder der Gemeinde.
Das haben Sie ja jetzt schon in den ersten Bibelarbeiten entdeckt: Der Epheserbrief zeigt uns das große Geheimnis der Gemeinde Gottes, die Herrlichkeit Jesu, die über seinem Volk liegt.
Heute haben wir einen Abschnitt, in dem es darum geht, dass die Heiden, die Nationen, mit zum Leib gehören.
Paulus’ Stolz auf sein Missionsamt
Paulus beginnt im alten Luthertext im ersten Vers mit dem Wort „deshalb“. In modernen Übersetzungen steht dort ebenfalls „deshalb“ oder „deswegen“. Zum Beispiel heißt es im Neuen Luther „deshalb“ und in der Elberfelder Übersetzung „deswegen“. Wenn man genau hinschaut, taucht dieses Wort noch einmal in Vers 14 auf.
Ich habe den Eindruck, dass Paulus hier seinen Gedankengang fortsetzt. Die Verse 1 bis 14 hat er eingeschoben. Eigentlich wollte er erst nach Kapitel 2, Vers 22 weitermachen. Dort schreibt er: „Ich beuge meine Knie.“ Doch dann hält er inne und sagt: „Moment mal, ich muss euch noch etwas über mein Amt erklären.“
Paulus ist stolz auf sein Amt, nicht auf seine Gaben. Sein Amt besteht darin, das Evangelium weiterzusagen. Mission bedeutet für ihn nicht, Spenden zu sammeln oder Flugblätter zu verteilen. Mission heißt, anderen Menschen von der Herrlichkeit Jesu Christi zu erzählen.
Wir können nicht überall missionarisch tätig sein, aber wir wollen hinter dieser Aufgabe stehen und sie an unserem eigenen Platz erfüllen, dort, wo wir leben. Missionare sind nicht nur Menschen im Ausland. Wir sind auch hier Menschen, denen es wichtig ist, was aus unseren Nachbarn und Familienangehörigen wird.
Das schönste Amt ist es, von Jesus weiterzusagen. Paulus sagt, er ist berufen, ein Bote Jesu zu sein. Er betont sogar: „Ich muss es tun, das ist kein freier Wille.“ Das ist auch der Grund, warum Missionsfreunde so engagiert sind.
Die Verbindung von Evangelium und sozialem Dienst
In diesen Tagen erleben wir bei den bibeltreuen Christen immer wieder, dass das Wort von der humanitären Mission auftaucht. Ich halte das für eine große Not. Ich kann nur sagen: Dabei möchte ich nicht mitmachen.
Humanitär zu handeln ist in unserer Welt etwas Schönes. Wir freuen uns, dass es das Rote Kreuz gibt, und wir schätzen das Technische Hilfswerk. Es gibt viele Organisationen, Kliniken, in denen Schwestern ihren Dienst tun.
Aber wir Christen haben eine Verpflichtung, bei unserer Hilfe gleichzeitig auch das Evangelium weiterzusagen. Dabei gibt es nicht einfach nur Humanitäres. Die Hilfe ist immer mit dem Evangelium verbunden.
Sie erinnern sich sicher daran, dass der erste Sozialarbeiter und Diakon in der Urchristlichen Gemeinde, Stephanus, so kraftvoll von Jesus sprach. Obwohl er Suppen verteilte, Kleiderhilfen gab und sich um die Kranken kümmerte, wurde er wegen seines Zeugnis von Jesus gesteinigt – gerade in der diakonischen Sozialarbeit.
Damit wollen wir andere nicht abwerten. Aber wir können auf dieses Amt nicht verzichten, denn für uns gehört es unbedingt dazu, von Jesus Christus zu reden und Zeugnis von ihm zu geben.
Die Herausforderung des Paulus im Gefängnis
Und er sagt: Stößt euch bitte nicht an mir. Warum war das ein Anstoß? Weil Paulus im Gefängnis saß. Für die Gemeindeglieder muss das ein Schock gewesen sein. Er sagt, Paulus redet von der Macht; Jesus Christus ist stark und sitzt zur Rechten des Vaters. Und doch sitzt sein wichtigster Missionar in Ketten.
Er sagt: Schämt euch nicht daran. In der Mission ist es immer so, dass wir nach dem Urteil der Welt ohnmächtig und schwach erscheinen. Vielleicht sind die Herzen manchmal voll, und sie wollen einigen Leuten erzählen, was Jesus Großes tut. Sie dürfen wissen: Ungläubige können das gar nicht verstehen. Die großen Geschehnisse der Mission lassen sie kalt.
Mission sieht immer armselig aus, und darüber spotten viele. Oft haben sie auch kein gutes Wort für Missionare übrig. Dann reden sie und erzählen irgendwelche Lügengeschichten darüber, was die Mission angeblich Schlimmes gemacht hätte. Das stimmt alles nicht.
Mission hat nie Zwang angewandt, Mission hat nie Menschen genötigt. Ich habe viele später immer wieder gefragt: Nennen Sie mir ein Beispiel, wo mit ungeistlichen Mitteln das Evangelium verkündigt worden wäre, etwa dass man gesagt hat, du bekommst nur Reis oder Brot, wenn du dich taufen lässt. Niemand konnte mir irgendeine Stelle nennen. Es wurden alle Lügen erzählt.
Aber Paulus war auch gefangen. Warum war er gefangen? Hat er irgendetwas Unrechtes getan? Hat er jemanden beleidigt, etwa die Regierenden? Nein, ganz einfach wegen des Christuszeugnisses. Am Christuszeugnis der Mission bricht sich der Widerstand.
Mission für Jesus, Heidenmission oder Weltmission hat ein ganz klares Christuszeugnis. Wir bringen der Welt nicht eine bessere Kultur. Wir können der Welt auch nicht versprechen, dass wir die Ungerechtigkeit aufheben.
Heute hört man oft, dass man die Welt verändern könne. Ach, so ein Quatsch! Was können wir denn verändern? Wer kann denn die Welt verändern? Wenn Sie schwierige Kinder haben, werden Sie merken: Sie können vielleicht Ihre eigenen Kinder verändern. Und oft können Sie ja nicht einmal Ihr eigenes Herz verändern, Ihr böses Herz oder Ihre schlechten Angewohnheiten.
Wir können so wenig verändern. Aber wir können Boden für Jesus Christus sein. Und das war das Amt des Paulus.
Widerstand gegen das Jesuszeugnis
Und wie hat es in der Synagoge gefunkt? Wie kam der Widerstand, wenn Paulus anfing, aus der Schrift Jesus zu zeigen – das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt?
Dann gab es Stürme. Sie haben ihn hinausgetrieben und gesagt: „Wir wollen nicht mehr davon hören.“ Die Empörung in der Welt beginnt beim Zeugnis von Jesus. Das ist doch klar.
Man kann nicht missionieren, indem man die Botschaft versteckt und sagt: „Ich schleiche mich mal ganz vorsichtig an und irgendwann rede ich mal noch über Gott.“ Wissen Sie, Mission kann nicht einfach nur irgendwo von Gott reden – das ist keine Botschaft.
Wir müssen sagen: In Jesus Christus ist Gott offenbar geworden. Die Vatergüte Gottes ist da, und es gibt ein Gericht. Jesus hält Gericht. Die Missionspredigt redet vom Gericht, und da empört sich viel Widerstand.
Ich habe letzten Sonntag in Sankt Georgen gepredigt. In der Predigt habe ich gesagt: „Es kann sein, Sie gehen heute Abend friedlich ins Bett und wachen morgen in der Hölle auf.“ Da hat einer nachher angerufen und gesagt: „Das war schon ein Hammer, das hat ziemliche Unruhe gegeben.“ Aber das ist doch ein wahrer biblischer Tatbestand.
Also, wenn wir Mission machen, wollen wir klar die Dinge beim Namen nennen. Wir wollen das Evangelium unverkürzt verkünden. Paulus ist nur wegen seines Zeugnisses von Jesus, dem verheißenden Messias, ins Gefängnis gekommen. Da war der Widerstand.
Bei Muslimen heute können viele reden, man kann Dialog machen und miteinander sprechen. Das machen ja manche schon. Wir haben in Stuttgart einen Prälaten, der zu seiner Amtseinführung einen muslimischen Mullah als Zeugen nehmen wollte. So weit sind wir schon in der Kirche – furchtbar, wie weit wir da sind.
Aber nur, wenn ich das Evangelium verschweige. Wenn ich das Evangelium verschweige, ist das etwas anderes. Und wenn das Evangelium laut wird – das kennen Sie ja aus Ihren Gemeinden – dann gibt es auf einmal Unruhe.
Kann man das denn so sagen: allein Jesus? Ja, natürlich, das muss man sagen. Es ist in keinem anderen das Heil. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, sonst nichts. Und das ist die Aufgabe der Mission.
Die Bedeutung der Mission in der Gemeinde
Darum hat die Mission in ihren Berichten auch einen ganz wichtigen Dienst in unseren Heimatgemeinden: Sie stöbert dort unsere verschlafenen Christen auf. Ich sage immer zu den Missionaren: Erzählt doch ein bisschen, wie es bei euch einen geistlichen Kampf gibt. Das ist so wichtig für euch zu Hause, damit man sich entscheiden muss und Klarheit bezieht.
Deshalb war Paulus ein Gefangener, und er sagt: Geniert euch doch bitte nicht wegen meines Amtes. In Vers 13, den wir nicht mehr gelesen haben, sagt er: „Ich bitte euch, dass ihr nicht müde werdet wegen der Bedrängnisse, die ich für euch erleide, die für euch eine Ehre sind.“ Wir müssen immer wieder sagen: Die Wundmale der Missionsboten sind die Ehre der Gemeinde Jesu.
Wir erinnern uns noch, wie in Russland so viele in Haft waren. Ich habe gerade einen Brief bekommen mit Namen von Boten, die im hinduistischen Königreich Nepal jetzt im Gefängnis sind, weil sie unerschrocken von Jesus weitersagen. In diesem Land ist es noch verboten, Mission zu treiben, obwohl die Gemeinde dort stark wächst. Wir denken auch an die vielen unbekannten Jesusboten, die heute in islamischen Ländern im Gefängnis sind.
Vielleicht können wir morgen Abend noch etwas erzählen. Sie haben gestern von Indonesien gehört, von den schrecklichen Massakern und den vielen Menschen, die ihr Haus verloren haben – allein in den letzten drei Jahren – nur wegen ihrer Zugehörigkeit zu Jesus. Das ist eine Ehre der Gemeinde. Für uns Jesusleute dürfen wir nie erwarten, dass man gut über uns in der Zeitung schreibt. Das geht gar nicht.
Denn die Leute ärgern sich und sagen: „Das sind die radikalen Fundamentalisten, diese unverbesserlichen Leute.“ Die liberalen Theologen kritisieren sie und sagen: „Ach, die sind auch so verbohrt, sie glauben noch jedes Wort in der Bibel.“ Die Wundmale sind die Ehre der Gemeinde, sagt Paulus. Und die Ketten, auf die war er stolz: „Die trage ich, weil ich in der Nachfolge von Jesus stehe.“
Die Mission war immer schwach, unbedeutend und sah immer ganz mickrig aus. Doch Gott hat daraus etwas Großes und Gewaltiges gemacht. Es waren schwache Leute. Für unsere Missionare ist es oft schwer, wenn sie nach vielen Jahren wieder nach Hause kommen. Die meisten Freunde kennen sie nicht mehr, und sie finden kaum Anschluss. Hier sind sie plötzlich wie fehl am Platz nach zwanzig, dreißig Jahren.
Das ist ein großes Opfer. Nehmen Sie sich auch der Missionsfamilien an, auch wenn Sie draußen sind, mit Briefen. Denn es ist schwer, was hier erlitten wird, wenn man seine Heimat und seine Beziehungen aufgibt.
Das Amt der Gnade und das Evangelium weitergeben
Ich bin der Gefangene von Christus Jesus für euch, sagt er im ersten Vers. Dieses Amt ist mir von Gott gegeben, das ist seine Gnade, weiterzugeben. Es ist auch ein Vorrecht, das Evangelium weiterzugeben.
Im Vers 8 heißt es: „Mir ist die Gnade gegeben worden, den Heiden den unausforschlichen Reichtum Christi zu verkündigen.“ Wenn Sie eine Bibel dabei haben, schauen Sie doch einmal nach.
Ich muss diesen Dienst weiter tun. Es ist ein ganz wunderbarer Dienst.
In Ulm an der Donau gab es eine Frau, die heute über achtzig Jahre alt ist. Sie sprach in der Fußgängerzone einen jungen Mann an, weil sie merkte, dass er ein Ausländer ist. Es waren Bulgaren, und einer von ihnen studierte Medizin. Sie lud diesen fremden Ausländer zu sich in die Wohnung ein. Diese Frau brennt für Jesus.
Detschko Swilinow ist heute ein sehr bekannter Anatomie-Professor in Bulgarien. Er hat sich in den letzten Jahren intensiv engagiert und hat Zugang beim Präsidenten von Bulgarien. Er darf im Parlament öffentlich sprechen. Er hat eine Leidenschaft: in Bulgarien die Bibel zu verbreiten. Er hat Hunderttausende von Bibeln verteilt und druckt gerade ein großes Lehrbuch für die Schulen. In allen Schulen ist die Bibel eingeführt.
Einer ist zu Jesus gekommen, weil eine Frau in Ulm auf der Straße gemerkt hat, dass er etwas braucht.
Ich möchte betonen: Missionsdienst ist nie etwas von großer Kampagne. Wir meinen oft Evangelisation als eine große Veranstaltung, bei der ein großer Redner spricht. Doch neun Zehntel derer, die zu Jesus kommen, kommen durch den schlichten, persönlichen Dienst, durch Einzelarbeit, zum Glauben – nicht durch große Versammlungen.
Es ist immer Einzelarbeit, handverlesen, und das braucht Zeit. Es ist nicht unser Können, sondern das Wirken des Heiligen Geistes. Deshalb ist viel Gebet nötig.
Persönliche Begegnungen und Zeugnisse
Es ist gerade die neue Biografie von Friedrich Hensler erschienen, herausgegeben vom Verlag Variationen in Dur und Moll. Ein wunderbares Buch, in dem er viel aus seinem Leben erzählt. Es hat mich sehr interessiert, da er aus einem christlichen Haus stammt. Doch wie hat er die Entscheidung für Jesus getroffen?
In Stuttgart gab es einen Mann, von dem ich nie auch nur eine Andacht halten gehört habe. Er war ein Chemiker namens Doktor Alfred Zechnall. Er hat viel in der Jugendarbeit bewirkt, das wissen die alten Stuttgarter. Er war ein ganz treuer Christ.
Dieser Alfred Zechnall hat Friedrich Hensler damals nach dem Krieg im Opel P4 mitgenommen – falls Sie sich noch an dieses alte Fahrzeug erinnern. Während der Fahrt fragte er ihn: „Wie stehst du zu Jesus?“ Friedrich Hensler schreibt in seinem Buch: „Das war’s, da bist du Fisch gemacht.“
Zechnall war ein zurückhaltender Mann. Er sagte: „Seien Sie im Missionsdienst tätig. Nicht, dass wir etwas über irgendwelche fernen Länder hören. Das Herrlichste ist, ich darf die Gnade von Jesus weitergeben.“
Es ist ein wunderbarer Dienst, wenn man das in seiner eigenen Umgebung tut. Gott hat es so eingerichtet, dass er uns an ganz verschiedene Plätze stellt, wo viele ungläubige Menschen sind. Dort sollen wir Zeugen sein.
Es geht nicht nur um den Lebenswandel. Ich muss auch den Mund aufmachen, aber auf eine ganz vorsichtige Weise. So, dass ich niemanden erdrücke, aber dennoch in einer klaren und eindeutigen Weise Jesus bezeuge.
Zeugnis aus der muslimischen Welt
Können Sie noch ein bisschen zuhören, oder überfordere ich Sie mit einem Beispiel? Vielleicht bleibt es dann irgendwo haften.
Wir hatten gerade unsere Missionskonferenz in Stuttgart am Himmelfahrtstag. Dort haben wir für ein kurzes Wort den Bruder Messud eingeladen. Er kommt aus Izmir und ist der evangelische Pastor von Izmir. Früher war er Moslem. Wie ist er zu Jesus gekommen? Im CVJM von Nagold. Sie haben ihn mitgenommen, und er hat Jesus erkannt.
Ihr wisst gar nicht, wie offen die Moslems sind, wenn man ihnen nur von Jesus erzählt. Man sollte nie über Religion streiten, das hat keinen Wert. Stattdessen sagt man nur positive Dinge: „Erzähl, was du mit Jesus erlebst“, sagt er. „Erzähl, wie du Frieden in Jesus hast, was deine Hoffnung ist, wenn du stirbst, wie du beten kannst und wie Jesus deine Schuld vergibt.“ Das kann sich ein Muslim überhaupt nicht vorstellen.
Aber die Muslime reagieren doch so heftig, wenn wir ihnen von Jesus erzählen? Ja, gerade das ist die äußere Form. Doch das Herz sehnt sich danach. So war es auch bei mir.
Jo, Pastor, in einer Stadt mit zwei Millionen Einwohnern gibt es nur ganz wenige Bibelkreise. Das liegt daran, dass nur wenige Leute wach sind und diesen Dienst tun. Paulus meint damit: Ein Amt der Gnade ist mir gegeben, das Evangelium weiterzugeben.
Also stoßen Sie sich nie an den negativen Dingen, die über Mission verbreitet werden. Als ich früher tätig war, habe ich im Osten auch ehrenamtlich als Vorsitzender gearbeitet. Wir haben Bibeln nach Russland geschmuggelt. Dabei mussten wir oft hören, dass wir nur den Kalten Krieg führen und schlecht über die Kommunisten reden würden. Wir reden nicht über den Kommunismus, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir nehmen uns der Bedrängten an.
Es gibt gar keine Verfolgten in Russland, hieß es. Das war überhaupt nicht möglich, denn damals gab es noch keine Idee davon. Dann wurde einfach totgeschwiegen, dass es Inhaftierte gibt.
Sie müssen immer daran denken, dass die Welt und auch viele Christen gar nicht viel darüber wissen wollen. Sie wissen nicht, wie schwer es Christen in der islamischen Welt haben. Das wird oft geleugnet. Man sagt, das sei nur Toleranz, und man könne doch mit allen im Frieden leben.
Da müssen wir genau hinhören und die Leiden unserer Schwestern und Brüder mittragen. Der Ruhm der Christen besteht nicht darin, dass die Welt hoch von ihnen hält, sondern darin, dass sie übel mit ihnen umgeht, sagt Luther.
Wenn man das so betrachtet, ist Mission eigentlich immer ein hoffnungsloses Unternehmen gewesen.
Die Verheissung und der Dienst der Mission
Es ist die höchste Ehre, an diesem Dienst mitzuarbeiten. Denn was geschieht dabei? Paulus sagt: Ich habe dieses Amt, die Gnade von Jesus Christus zu verkünden. Ich gehe noch auf die Verse ein, die dahinter liegen, insbesondere Vers 10.
In diesem Dienst erlebt man etwas ganz Tolles: die mannigfaltige Weisheit Gottes, die den Mächten und Gewalten im Himmel gegenüber durch die Gemeinde offenbart wird. Was sind die Mächte und Gewalten? Es sind der Teufel und all die dunklen Mächte.
Und da sind einige kleine Missionsboten, die jagen dem Teufel die Beute ab. Nur durch die Verkündigung des Evangeliums, durch die Liebe und durch Gewaltlosigkeit. So werden die Mächte und Gewalten, die diese Welt im Griff haben, entmachtet. Die bösen Mächte werden durch den Dienst der Mission entthront.
Ich möchte nicht viel über die dunkle Dämonenwelt reden, denn das ist nicht unser Auftrag als Christen. Wir wissen, dass sie besiegt ist. Aber es ist ja immer so aufregend, wenn man bei Missionsberichten hört, wie manchmal die Macht der Finsternis massiv entgegenschlägt und wie dann das schlichte christliche Zeugnis größer ist.
Die Leute hängen oft an ihren Dämonen und Aberglauben. Doch plötzlich brechen sie damit, wenn das Evangelium durchdringt. Dann können all die dunklen Mächte nichts mehr ausrichten. Das ist ein ganz schwerer Schritt, den man sich kaum vorstellen kann.
Die dunklen Mächte prägen die Welt. Paulus spricht hier von den Mächten und Gewalten im Himmel, und die Gemeinde entthront sie. Die Gemeinde ist eine Schar von Menschen, die frei geworden sind.
Aber in der Gemeinde ist es auch schön, wenn man an eine Gemeinschaft im Siegerland denkt, die ich kennenlernen durfte. In dem Ort war die Situation spannend: Der Leiter der Gemeinschaft konnte nicht mehr in den Gottesdienst gehen, weil er sagte, im Gottesdienst werde immer Christus gelästert und Christus nicht als Gottessohn bekannt.
Es war eine schlichte Gemeinschaft, aber mit echtem Leben. Das Tolle daran: Eine ganze Reihe Drogensüchtiger haben sich dort bekehrt – Rauschgiftsüchtige in einer ganz normalen Gemeinschaft, ganz in der Nähe von Siegen. Die Leute haben das Evangelium mit den verlorenen Menschen ihrer Umgebung geteilt, und plötzlich hat Jesus das Wort an ihnen bekräftigt.
Das ist im Missionsdienst so toll: Die ganzen Mächte werden entthront. Niemand sonst kann die Rauschgiftsüchtigen befreien. Wir erleben ja, wie in unserer Drogentherapie oft nur der Rat gegeben wird, den Betroffenen künstliche Drogen wie Methadon zu geben. Dann bleiben sie ihr Leben lang daran hängen.
Doch einfachen Christen ist die Vollmacht geschenkt, dass die Mächte und Gewalten keinen Einfluss mehr haben, weil Jesus stärker ist und sie überwindet. Der große Dienst ist das Weitersagen von Jesus. Das ist im Missionsdienst so wichtig.
Der Heilsplan Gottes und die Einbeziehung der Nationen
Und jetzt spricht Paulus noch etwas über den Heilsplan Gottes. Man merkt, wie der Heilsplan Gottes da ist, nämlich in Vers 6, dass die Heiden Miterben sind. Die Nationen sind Miterben und gehören mit zu seinem Leib. Sie sind Mitgenossen der Verheißungen Christi Jesus durch das Evangelium.
Das bleibt ganz dunkel und schwer verständlich. Christen legen sich dieses Übel auch noch zu. Kaum haben sie selbst das Heil empfangen, sagen sie: Es genügt jetzt, wir haben das Heil. Und sie kümmern sich nicht darum, dass auch andere Menschen es bekommen.
Ich habe es in Gemeindeversammlungen erlebt, dass mal eine Frau ganz leidenschaftlich wurde. Sie war eine treue Frau aus der Gemeinde und sagte: Muslime muss man nicht bekehren, die sollen auf ihre Weise an Gott glauben. Die Leute reagieren darauf kaum.
Wir haben das Evangelium bekommen. Unsere Vorväter in der alten Germanenwelt hatten Heidentum und Aberglauben. Was hat das für Deutschland bedeutet? Es war eine Befreiung in der Kultur, in der Entwicklung, durch das Evangelium. Die Kunst, die Musik, die Baukunst und die Wissenschaft haben sich entwickeln können.
Und wir wollen die Leute im Aberglauben lassen? Das ist ein ganz wichtiger Auftrag.
Die historische Entwicklung der Mission
Er braucht hier ein Wort in der Ökonomie Gottes. In seiner Geschäftspraxis war es ganz wichtig, dass das Evangelium durch die Christen zu den Nationen getragen wird. In zweitausend Jahren haben die Christen es jedoch nicht geschafft, dass alle Völker das Evangelium hören können.
Wir hätten das Geld dazu, wir hätten die technischen Möglichkeiten. Es wäre gar nicht so schwierig, dass wenigstens alle Menschen eine freie Entscheidung darüber haben, was sie wählen sollen. Trotzdem haben wir es nicht geschafft.
Ich freue mich jedoch, dass Sie dabei mitmachen. Es sind immer diese kleinen Kreise, die diesen Dienst tragen. Darauf liegt die ganz besondere Verheißung Gottes.
Nun müssen Sie sich noch einmal mit der Missionsgeschichte beschäftigen. Als August Hermann Francke den Ziegenbein nach Indien schickte, kam dieser noch im Frack heraus. Sie waren doch gar nicht darauf vorbereitet und wussten nicht, wie man in einer indischen Welt von Jesus spricht. Dennoch hat Gott von Anfang an diesen Dienst gesegnet.
Der Bruder Hagen erzählt, wie in Äthiopien die Türen aufgingen. Im Jahr 1930, nach Jahrhunderten des Versuchs, dort hineinzukommen, hat Gott das so begleitet. Das ist eine Geschichte für sich, und das auf wunderbare Weise, weil Gott dies will.
Keine Aktion steht so unter dem Ja Gottes. Was will Gott? Er will immer, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Darum hat Mission immer diese göttliche Unterstützung.
Es kann sein, dass es lange dauert, bis man Frucht sieht. Das ist oft gut für uns. Wir wären sonst so stolz und würden uns als Macher fühlen. Aber es ist nicht vergeblich. Der geringste Dienst, der hier getan wird, ist bedeutsam.
Die Verheissung des Missionsdienstes im Alltag
Die Mission hat eine ganz große Verheißung. Das kennen Sie auch aus der Mission, die bei uns stattfindet, wenn jemand mit Hausbesuchen oder Krankenbesuchen beginnt, in der Nachbarschaft von Jesus erzählt oder Kinder sammelt – zum Beispiel Gastarbeiterkinder oder ausländische Kinder – und ihnen von Jesus berichtet. Kein anderes Unternehmen trägt so viel Verheißung.
Viele andere Aktionen der Gemeinde haben überhaupt keine Verheißung. Sie sind nach ein paar Jahren wieder vorbei und abgestorben. Mission hingegen lebt und hat die Verheißung Gottes, weil Gott es in seinem Geschäftsplan vorgesehen hat. Das ist seine Planung, seine Ökonomie. Er hat vor, dass die Völker vom Evangelium Jesu hören.
Die mannigfaltige Weisheit Gottes heißt es jetzt im Vers 10. Alle sind berufen. Ich möchte Sie nicht durch viele Beispiele verwirren, aber ich will einige anreißen, weil ich denke, Sie wissen doch viel. Sie kennen doch die Schwester Gertrud von der Südosteuropa-Mission, nicht? Ein tolles Original! Ich weiß nicht, wie es Ihnen zum Mut wird, wenn Sie an die Zigeuner denken, die stinken, abergläubisch sind und was alles unheimlich erscheint. Da muss man seinen Geldbeutel in der Hand halten, damit er nicht weg ist und so weiter.
Schwester Gertrud aber ging mit ihrer Liebe hin und bildete eine Zigeunergemeinde. Und wie? Warum sind die anderen nicht gegangen? Weil sie Vorurteile hatten. In der Zeit, als ich noch bei Licht im Osten war, habe ich viel mit unseren russischen Aussiedlern gesprochen und gefragt: Was macht ihr eigentlich für die asiatischen Völker? Ihr lebt doch in Duschanbe, Kasachstan, und um euch herum leben die Kasachen. Es gibt keinen gläubigen Kasachen. Sagt ihr ihnen das Evangelium?
Dann hat einer dieser Russlanddeutschen so originell gesagt: Nein, also ich bin ja gern Visionär, aber nicht bei Kasachen, die stinken so. Kaum war der eiserne Vorhang gefallen, hat Gott plötzlich einigen aufs Herz gelegt, sich dieser Völker zu widmen. Und das ging dann wie Domino-Steine umkippen.
Ich traf einmal einen Bruder, der mich besuchte und sagte: Ich habe gehört, es gibt jetzt eine Kirgisengemeinde. Nein, wir haben schon drei, das hat sich verdoppelt und vervielfacht. Es sind zwar immer noch kleine Zahlen, aber es wächst.
Wissen Sie, es ist immer der, der den Mut hat und sagt: Jawohl, ich wage das! Vielleicht haben Sie Türken in Ihrer Nähe. Probieren Sie doch mal das, was Pfarrer Mesud aus Izmir sagt: Ich will ihnen von Jesus erzählen und eines Tages schenke ich Ihnen ein Neues Testament. Mehr mache ich gar nicht. Dann lasse ich den Heiligen Geist das Werk tun.
Einmal erleben Sie das, wie wir einfach nur einen Bogen gemacht haben. Und das, was Paulus sagt, ist so richtig, wie Mission getrieben wird, dass sie im Heilsplan Gottes mit drin ist. Die Menschen haben eine Sehnsucht nach Jesus, und das kann doch Religion nicht stillen.
Die Notwendigkeit der Evangelisation unter Hindus
Ich erzähle das immer gern am Beispiel der Hindus. Da fragt man sich oft: Warum soll man die Hindus missionieren?
Ich war einmal bei Brot für die Welt und hatte dort einen Inder dabei, der in den Slums große Sozialdienste leistet. Er ist ein Fachmann bei Brot für die Welt, Abteilungsleiter. Normalerweise nenne ich den Namen der Organisation nicht, aber in diesem Kreis kann ich es ja sagen.
Dann sagte der Abteilungsleiter von Brot für die Welt: „Sie leisten großartige Sozialarbeit, aber warum evangelisieren Sie? Merken Sie nicht, dass Sie die Hindus reizen? Dann fliegen Steine, und es gibt Religionskämpfe.“
Der Inder antwortete nur: „Nein, noch nie ist in einem Slum ein Stein auf einen Evangelisten geworfen worden. Noch nie.“ Denn diese Menschen in den Slums sind doch die Ausgestoßenen, die Hinausgeworfenen. Im Hinduismus haben sie keine Hoffnung. Man sagt ihnen: Du bist nicht würdig, in die Nähe der Götter zu kommen; du bist der unterste Abschaum.
Diesen Menschen müssen wir doch sagen, dass Jesus sich ihrer erbarmt, dass sie Gottes Kinder sind, dass Jesus jeden liebt und keinen Unterschied macht. Es wäre ein Verbrechen, wenn wir auch nur eine Minute zögern würden, ihnen das Evangelium vorzuenthalten.
Wenn ein Inder sich müht und sich kasteit und meint, er könne Gott wohlgefällig werden, müssen wir ihm sagen: Es ist nicht nötig, die Gnade gilt auch dir, und du darfst sie annehmen. Das Evangelium ist doch keine Last, die wir aufbürden, sondern eine Befreiung für die Menschen.
Glauben Sie wirklich, dass ein Mensch ohne Jesus das Glück erlangen kann, das die Gotteskindschaft bietet? Das ist doch gar nicht möglich. Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht schweigen, denn es steht im Heilsplan Gottes.
Alle Völker, so sagte Paulus, sind Miterben. Das wurde ihm durch Offenbarung kundgetan, das Geheimnis, dass die Heiden Miterben sind und zum Leib gehören – die Nationen sind Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus, dem Evangelium (Epheser 3,6). Niemand ist ausgeschlossen, niemand! Alle Nationen gehören dazu.
Es muss eine Unruhe geben, wenn es in einer christlichen Gemeinde noch Völker gibt, die das Evangelium nie gehört haben. Es ist ja wunderbar, dass in den letzten Jahren so viele Gemeinden entstanden sind und es nun Gemeinden Jesu in fast allen Nationen dieser Welt gibt. Das ist auch ein Zeichen des nahen Endes. Aber es ist so wichtig: Keiner ist ausgeschlossen.
Wir sind hineingepflanzt in den Weinstock Israel. Und jetzt sollten wir auch Israel reizen, damit es erkennt, was im Heilsplan Gottes vorgesehen ist.
Beispiele aus der Missionsgeschichte
Die Geschichte von Gardiner, dem alten Seemannsoffizier, der als Erster zu den Pescheren ging – das ist eine Inselgruppe ganz an der Südspitze Südamerikas – wurde von Charles Darwin beschrieben. Darwin sagte über diese Menschen: „Das sind keine Menschen mehr, das sind Lebewesen, die keiner Veredelung mehr fähig sind.“ Die Pescheren leben dort unter extremen Bedingungen. Nur einen Monat im Jahr ist überhaupt kein Eis vorhanden. Wie die Menschen dort unten überhaupt leben, ist kaum vorstellbar.
Gardiner ist dort unten umgekommen. Er war für den Nachschub sehr wichtig, zusammen mit seinem treuen Mann. Als Darwin das erlebt hat, sagte er, er wolle Ehrenmitglied in der Mission werden, weil er sah, was das Evangelium bei diesen Menschen verändert und bewirkt hat.
Alle Menschen gehören dazu, auch wenn sie noch so ausgestoßen sind, wie zum Beispiel im Kongo. Dort liest man heute viel über die Zwergleute, die Pygmäen. Sie standen vor kurzem im Fokus, weil auf den Märkten im Kongo Menschenfleisch der Pygmäen zum Essen angeboten wird, da man glaubt, es gebe Kraft. Diese Menschen gehören zu den Ärmsten, viele von ihnen laufen noch nackt herum.
Es gibt viele afrikanische Missionare, die sagen: „Diesen armen Menschen, die nicht lesen und schreiben können, muss die Liebe Jesu gebracht werden.“ Das ist wunderbar! Es darf niemand ausgeschlossen werden. Alle gehören zum Leib Christi dazu. Erst wenn das geschehen ist, kann Jesus wiederkommen.
Es ist wichtig, dass wir das Evangelium zu allen Nationen tragen. Alle sind mit einverleibt. Dort sollen Straßenkinder, Vergessene und Menschen in den Slums das Evangelium hören. Ohne Mission ist die Gemeindearbeit ein Torso; das Schönste fehlt dann.
Hoffentlich haben Sie in Ihrer Gemeinde auch die Möglichkeit, immer wieder neue Missionsberichte zu hören. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Missionsberichte, die nur um Geld bitten, sofort wegzuwerfen. Ich lese nur noch Berichte, in denen berichtet wird, was Jesus tut. Dort weiß ich, wo ich mein Geld investieren möchte.
Manches muss auch wirtschaftlich besser organisiert werden, aber in der Mission geht es nicht ums Geldbitten. Es geht zunächst darum, zu hören, was Jesus tut. Dafür will ich mein Geld investieren und dahinterstehen – auch im Gebet.
Es geht nicht um den Bau von Organisationen, Ämtern oder Ähnlichem. Es geht zunächst darum, dass das Evangelium weitergetragen wird. Das kann das schlichteste Blättchen sein. Es muss nicht viel grafisch gestaltet sein, aber der Inhalt muss stimmen. Das ist wichtig.
Das kann hektografiert sein oder auf andere einfache Weise gedruckt, aber ich will wissen, was dort geschieht. Wird das Evangelium verkündet? Natürlich gehören Krankenpflege, Hilfe und Speisung dazu. Doch das Wichtigste ist, Jesus groß zu machen.
In den Care-Paketen, die wir 1945 aus Amerika bekommen haben, war immer ein Neues Testament dabei. Das vergesse ich nie. Die Menschen wussten, dass das dazugehört.
Das Christusgeheimnis und seine Offenbarung
Zum Schluss möchte ich noch auf das Christusgeheimnis zu sprechen kommen. Was ist denn das Christusgeheimnis? Manche meinen, es sei etwas ganz Geheimnisvolles, das nur für Eingeweihte verständlich ist. Nein, wenn wir von Jesus reden, brennt uns das Herz.
Man trifft vielleicht einen jungen Mann an der Bushaltestelle und möchte ihm etwas von Jesus erzählen. Doch er versteht nur Bahnhof. Jesus, Jesus, denkt er, was ist das? Alte Sprüche aus der Bibel und so – Sie wissen doch, wie Leute oft denken.
Wenn aber das Christusgeheimnis durch die Kraft des Heiligen Geistes beim Menschen aufgeschlossen wird, wenn es zur Erleuchtung kommt, sagt Paulus, dann kann nur der Geist Gottes bewirken, dass ich Christus einen Herrn nennen kann und das Geheimnis verstehe. Jesus ist nicht gestorben, er lebt. Er ist der Sohn des Vaters, der für meine Sünde stirbt.
Wenn dieser Schaueffekt eintritt, wenn jemand aus seinem alten Leben herauskommt, dann ist das Christusgeheimnis offenbar. Um dieses Wunder geht es. Man kann dieses Christusgeheimnis nicht durch Wissen, Denken oder Philosophie lösen, sondern nur durch Offenbarung, durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Paulus sagt, darum geht es. Er ist ein Diener und will das Christusgeheimnis kundmachen – seine Einsicht in das Geheimnis Christi. Wir haben jetzt nicht mehr Zeit, das ausführlich zu behandeln, aber in Kolosser 1, ab Vers 24, hat Paulus das nochmal genauso gesagt.
Das ist ganz interessant: Die Gemeinde in Kolossä ist bis heute nicht ausgegraben. Kolossä ist ein Hügel ganz nahe bei dem Tal Pamukkale. Die meisten Reisegruppen in der Türkei fahren daran vorbei.
Paulus schreibt den Kolossern nochmal, wie das Geheimnis ist: dass Christus in uns die Hoffnung der Herrlichkeit ist. Dass Jesus in unserem sündlichen Leben Wohnung machen will und wir die Herrlichkeit Jesu in unserem Leben ausstrahlen dürfen.
Solche armen Pygmäen, Slumbewohner, Straßenkinder werden plötzlich von Christus erfüllt – das größte Wunder: eine Neugeburt. Wie Jesus es Nicodemus erklärt, ist es ein großes Geheimnis.
Dieses Wunder geschieht. Wir können nicht die ganze Welt verwandeln, wir werden keine vollkommen gerechten sozialen Zustände erreichen. Aber wir können Menschen verwandeln.
Durch die Bekehrung und die Neugeburt werden sie Jesusmenschen. Durch was geschieht das? Durch den Dienst am Evangelium. Die Methoden sind gar nicht so wichtig, sondern das Wort, das ausgesät wird und in die Herzen der Menschen kommt.
Dann erkennen Menschen die Herrlichkeit Jesu. Paulus sagt in Vers 7: „Mir ist nach der mächtigen Kraft die Gnade Gottes gegeben worden“, weil Jesus wirkt.
Und jetzt darf ich einfach behaupten: Sie sind Missionsbote. Wer Jesus gehört hat, ist Missionsbote und hat diese mächtige Kraft. Er soll von Jesus weitersagen und Menschen zu Jesus führen.
Paulus macht das der Gemeinde groß. Ich freue mich sehr, dass dieser Abschnitt auch im Epheserbrief steht, weil er erst die Herrlichkeit einer Gemeinde ausmacht.
Wir wollen noch beten: Herr Jesus Christus, wir wollen dir danken, dass wir durch so viele Berichte von deinem weltweiten Wirken immer wieder ermutigt wurden und deine Größe gesehen haben. Von Kindertagen an war das für uns immer aktuell und wunderbar.
Jetzt wollen wir selbst in dieser Arbeit mithelfen, damit wir erleben, wie deine Gnade Menschen erleuchtet, verändert und erneuert. Wir bitten dich um Erneuerung unserer Gemeinden. Wir leiden unter viel Schläfrigkeit und Müdigkeit.
Ach, lass es doch auch in unserem Land wieder geschehen, dass Menschen zum Glauben an dich kommen und gerettet werden! Amen!
