Das Reich Gottes – Ein Blick auf die Herrschaft Jesu
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Apostel und das Reich Gottes.
Bei Jesus ist das Reich Gottes ein zentrales Thema. Nun bleibt die Frage: Ist das auch in der Apostelgeschichte und in der Kirchengeschichte weiterhin das Thema? Oder kommt vielleicht ein neues Thema hinzu? Das könnte durchaus sein.
Wir schauen einmal in die Apostelgeschichte, Kapitel 1, hinein. Dabei werden wir feststellen, dass das Konzept vom Reich Gottes tatsächlich an ganz prominenten Stellen in der Apostelgeschichte wiederzufinden ist.
Die Bedeutung des Reiches Gottes in der Apostelgeschichte
Fangen wir ganz vorne an: Apostelgeschichte 1,3.
Diesen hat er sich auch nach seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt, indem er sich vierzig Tage hindurch von ihnen sehen ließ und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen.
Zwischen Auferstehung und Himmelfahrt trifft sich der Herr Jesus mit seinen Jüngern. Ein Grund, warum er das tut, ist, dass sie ganz sicher wissen sollen, dass er auferstanden ist. Deshalb stehen hier viele sichere Kennzeichen.
Ein zweiter Grund ist, dass sie auf ihren Auftrag vorbereitet werden sollen. Wodurch macht er das? Ganz klar, durch gute Belehrung.
Worüber belehrt der Herr Jesus in diesen Tagen seine Jünger? Die Antwort steht hier: über das Reich Gottes. Die Jünger sollen also kein neues Thema in die Welt tragen, wenn sie die Welt erobern und da weitermachen, wo Jesus aufgehört hat. Das Thema bleibt gleich.
Natürlich hat das Thema neuen Schwung bekommen, das ist ja logisch. Das Reich Gottes erhält durch Golgatha neue Dynamik, denn dort ist gerade der König gekrönt worden. Es ist also klar, dass jetzt Schwung und Dynamik darin sind. Aber es bleibt das Reich Gottes.
Hier, Psalm 2,6, wird diese Krönung des Sohnes auf Golgatha prophezeit. Dort heißt es: "Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg." Hier spricht der Vater über den Sohn. Ihr könnt euch den Psalm ganz durchlesen, und ihr werdet feststellen, dass es um Golgatha geht.
Also merkt euch: Vor und nach der Auferstehung bleibt das Reich Gottes das zentrale Thema, die zentrale Botschaft des Herrn Jesus.
Die Verkündigung des Reiches Gottes durch die Apostel
Wir können nun weiter in die Apostelgeschichte eintauchen und springen zu Apostelgeschichte 8. Dort finden wir Philippus bei den Samaritern. In Apostelgeschichte 8,12 heißt es:
„Als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium vom Reich Gottes und dem Namen Jesu Christi verkündigte, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen.“
Philippus predigt also das Evangelium. Worum geht es dabei? Es handelt sich um das Evangelium vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi. Das bedeutet, es geht um die Funktion beziehungsweise das Wirken des Herrn Jesus.
Warum ist es wichtig, dass das hier so deutlich erwähnt wird? Ich glaube, das ist wichtig, weil wir dazu neigen, das Evangelium etwas zu verkürzen. Oft predigen wir vor allem das, was Jesus getan hat: „Jesus ist für dich gestorben.“ Das wird dann schnell als das Evangelium verstanden.
Die Sache mit dem Reich Gottes spielt bei uns oft eine eher untergeordnete Rolle. Wir predigen ein Evangelium vom Namen, also vom Wirken und Tun Jesu Christi, was Jesus für dich getan hat. Aber hier bei Philippus wird ein Evangelium verkündet, bei dem das Reich Gottes eine gleichwertige Rolle spielt – es wird sogar zuerst genannt.
Wir müssen also aufpassen, dass wir beim Hören des Evangeliums nicht sofort nur denken: „Ja, natürlich, Jesus ist mein Retter, der darf mich retten und mir meine Schuld vergeben.“ Wir dürfen nicht vergessen, dass Errettung umfassender gedacht werden muss.
Genau das ist es, was wir verstehen müssen. Wenn dich jemand fragt: „Wofür lebst du?“ – dann ist die Antwort einfach. Jesus sagt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Matthäus 6,33).
Wenn du also überlegst, um welche zwei Punkte sich das Leben eines Jüngers drehen soll, dann sind das auf der einen Seite die Herrschaft Christi in deinem Leben und auf der anderen Seite die Gerechtigkeit Gottes in deinem Leben.
Diese beiden Dinge gehören zusammen: Jesus herrscht, und mein Leben soll immer mehr durch Gerechtigkeit die Herrschaft Jesu widerspiegeln. Es soll immer mehr Jesus in meinem Leben sichtbar werden.
Gegenwart und Zukunft des Reiches Gottes
Und das, was mit Philippus in Samaria hier seinen Anfang nimmt, wird dann auf den Missionsreisen eins zu eins fortgesetzt. Dabei wird eines deutlich: Das Reich Gottes als Konzept hat eine gegenwärtige und eine zukünftige Form.
Wir kennen das ja oft, dass etwas schon da ist, sich aber noch erfüllen wird – dass wir in einem „Schon, aber noch nicht“ leben. Beim Reich Gottes ist das ganz ähnlich. Es gibt eine zukünftige, verherrlichte Form des Reiches Gottes.
Schlagen wir mal in Apostelgeschichte 14 nach. Dort heißt es in Vers 22: „Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und sagten, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen.“ Hier wird das Reich Gottes als etwas Zukünftiges beschrieben, in das wir noch hineingehen müssen.
Dasselbe sagte Herr Jesus an anderer Stelle. Zum Beispiel in Lukas 22: „Denn ich sage euch, dass ich von nun an nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes kommt.“ Das Reich Gottes ist also etwas, was noch kommt.
Das darf uns jetzt nicht verwirren: Etwas kann schon da sein und trotzdem noch kommen. Wir lesen einerseits, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können – das ist die zukünftige Form. Andererseits lesen wir, dass das geduldige Ertragen von Leiden ein Beweis dafür ist, dass wir des Reiches Gottes für würdiger gehalten werden. Auch das bezieht sich auf die zukünftige Form.
Gleichzeitig erleben wir das Reich Gottes jetzt schon. Da kommen zum Beispiel die Pharisäer zu einer Dämonenaustreibung, und Jesus sagt an der Stelle: „Erlebt ihr das Reich Gottes.“ Wo Gott wirkt, ist das Reich Gottes.
Wenn wir in den Kolosserbrief hineinschauen, merken wir auf der einen Seite dieses Zukünftige: Wir müssen durch Schwierigkeiten und Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen. Gleichzeitig heißt es in Kolosser 1,13: „Er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“
Merkt ihr, auf der einen Seite sind wir gerettet, wir sind versetzt, wir gehören zum Reich Gottes, zum Reich Christi. Auf der anderen Seite erwarten wir aber noch ein zukünftiges Reich, eine Qualität von Reich Gottes, die weit über das hinausgeht, was wir heute kennen.
So ist es ganz logisch, dass, obwohl wir das erwarten, du heute fleißig in der Gemeinde mitarbeitest. Paulus nennt dich in Kolosser 4,11 einen Mitarbeiter am Reich Gottes. Du arbeitest also heute am Reich Gottes mit, obwohl sich das Reich Gottes in letzter Konsequenz erst in der Zukunft auf absolute Weise erfüllt.
Ich möchte, dass ihr versteht, wie dynamisch und ein Stück weit auch wie schillernd diese Idee vom Reich Gottes ist. Das Reich Gottes beschreibt die Herrschaft Gottes. Diese Herrschaft Gottes bekommt in dem Moment, in dem Johannes der Täufer und Jesus sagen: „Das Reich Gottes ist nahegekommen“, eine ganz neue Qualität.
Diese Qualität entsteht in dem Moment, in dem der Messias seinen Lehrdienst aufnimmt, in dem Moment, in dem er am Kreuz stirbt und aufersteht. Deshalb steht das Reich Gottes so im Zentrum der Verkündigung der Apostel.
Reich Gottes als Leitmotiv für Jüngerschaft und Evangelisation
In Apostelgeschichte 20 geht es im Wesentlichen um Jüngerschaft. Paulus lädt die Ältesten von Ephesus ein und verabschiedet sich von ihnen. Schaut man sich an, wie er das tut, fällt eine besondere Formulierung auf.
In Apostelgeschichte 20,25 sagt Paulus: „Und nun siehe ich, dass ihr alle, unter denen ich umhergegangen bin und das Reich gepredigt habe, mein Angesicht nicht mehr sehen werdet.“ Man könnte hier erwarten, dass Paulus sagt, er habe das Evangelium gepredigt. Doch stattdessen betont er, dass er das Reich gepredigt hat.
Das bedeutet, Paulus blickt zurück auf seinen Gemeindebau und beschreibt, was er getan hat. Die Formulierung „Ich habe das Reich gepredigt“ passt hier besser. Was für Jüngerschaft und Gemeindebau gilt, gilt in gleicher Weise auch für die Evangelisation in der Apostelgeschichte.
Ein Kapitel davor, in Apostelgeschichte 19,8, heißt es: „Er ging aber in die Synagoge und sprach freimütig drei Monate lang, indem er sich mit ihnen unterredete und sie von den Dingen des Reiches Gottes überzeugte.“ Das ist spannend, denn es zeigt, dass die große Idee – die Herrschaft Gottes – im Vordergrund steht.
Wir müssen verstehen, dass hier etwas Neues, etwas Epochales angebrochen ist. Wir sind Teil einer viel größeren Idee, die vielleicht auch ein bisschen überwältigend ist. Man könnte sagen: „Boah, Hammer!“ Diese Idee müssen wir begreifen, denn sie ist eigentlich das Zentrum. Sowohl bei Jüngerschaft als auch bei Evangelisation steht das Reich Gottes im Mittelpunkt.
Ich will nicht behaupten, dass die Apostel nicht auch über Buße und Vergebung der Sünden gepredigt haben – das taten sie ebenfalls. Allerdings steht dieses Thema interessanterweise nicht so sehr im Vordergrund, wie wir es vielleicht erwarten würden.
Die umfassende Bedeutung des Reiches Gottes für den Glauben
Und wenn wir uns die Frage stellen: Warum steht dieses Thema nicht so im Vordergrund? Nun, das liegt daran, dass es Gott nicht nur darum geht, dass wir unsere Sünden loswerden. Das geschieht durch Buße und Glauben – darüber besteht überhaupt kein Zweifel.
Das ist jedoch noch nicht das, was wir brauchen, um am Ziel anzukommen. Deshalb finden wir im Neuen Testament viele Begriffe, die davon sprechen, dass wir nach vorne schauen müssen. Wir sollen einen guten Kampf kämpfen, einen Lauf vollenden und den Glauben bewahren.
Es geht um Nachfolge. Es geht darum, dass sich Ausharren in unserem Leben zeigt, ebenso wie Heiligung und Treue. Es geht darum, das ewige Leben zu ergreifen. Ihr habt es schon, aber es geht gleichzeitig darum, es zu ergreifen.
Es geht darum, ein Überwinderleben zu führen, nicht aus der Gnade zu fallen, nicht bitter zu werden und nicht am Ziel des Glaubens vorbeizuschießen. An einer Stelle im ersten Petrusbrief geht es darum, das Ziel des Glaubens zu erlangen. Und das Ziel des Glaubens, so lesen wir in 1. Petrus 1,9, ist die Errettung der Seelen.
Merkt ihr, die Vorstellung, ich sei irgendwann einmal gerettet worden, passt überhaupt nicht zum Neuen Testament. Du bist gerettet worden, um gerettet zu werden. Das ist wie ein Startschuss – und jetzt geht es los, Freund, jetzt gilt es, etwas zu bewegen.
Das ist die Idee des Neuen Testaments. Deshalb beginnt die Apostelgeschichte damit, dass der Herr Jesus seinen Jüngern das Reich Gottes erklärt und sie darüber belehrt. Denn das ist das Thema, das sie für ihre Mission brauchen.
Und dann, ganz am Ende – das Reich Gottes ist wie ein literarischer Rahmen, eine Klammer – taucht das Thema wieder auf. Am Ende der Apostelgeschichte, in Rom, sagt Paulus in Apostelgeschichte 28,31: Er predigte – es wird euch nicht überraschen – das Reich Gottes und lehrte die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen, mit aller Freimütigkeit.
Merkt ihr, diese Themen gehören zusammen.
Das war’s für heute. Wenn dich der erste Petrusbrief interessiert, komm doch nächste Woche zum Seminar CbE Tiefgang am christlichen Bildungszentrum Erzgebirge in Oelsnitz.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.