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Das Reich Gottes (1/5)

Das Reich Gottes, Teil 1/5
15.09.2025
SERIE - Teil 1 / 5Das Reich Gottes

Das Reich Gottes – ein Blick auf die Herrschaft Jesu

Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um das Reich Gottes als das zentrale Element der Verkündigung Jesu.

Die Bedeutung des Reiches Gottes im Alten Testament

Abschnitt Nummer eins: Das Reich Gottes als zentrales Element der Verkündigung Jesu.

Bevor ich auf den Herrn Jesus eingehe, möchte ich mit euch einen Blick ins Alte Testament werfen, genauer gesagt auf Jesaja 52, Vers 7. Dieser Vers wird auch in Römer 10, Vers 15 zitiert.

 Jesaja 52,7: Wie schön sind auf den Bergen die Füße dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Rettung verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König.

Paulus zitiert diesen Text, wie gesagt, in Römer 10 und überträgt ihn auf die Prediger des Evangeliums. Das heißt, wir haben es hier mit einem prophetischen Text zu tun, der die Verkündigung des Evangeliums vorwegnimmt.

Was hier auffällt, ist, dass der Schwerpunkt auf Frieden und Rettung liegt. Zum Schluss wird auch der Grund dafür angegeben: Warum gibt es Frieden und Rettung? Die Antwort lautet: Weil Gott als König herrscht. Also Frieden und Rettung – warum? Weil der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König.

Wenn wir als Christen ans Evangelium denken, dreht sich häufig alles um die Frage: Wie werde ich persönlich gerettet? Das Evangelium wird also oft stark auf mich und meine Zukunft bezogen, auf Rettung und Frieden für mich.

Ich möchte das nicht durchstreichen, aber ich möchte darauf hinweisen, dass man sich nicht so sehr auf diese Frage konzentrieren muss. Biblisch betrachtet ist meine persönliche Rettung vielmehr ein Abfallprodukt einer größeren Idee. Diese größere Idee lautet: Gott herrscht als König, und es ist seine Herrschaft, die mir Rettung bringt.

Das ist das Alte Testament.

Übergang vom Alten Bund zum Reich Gottes in der Verkündigung

Jetzt gehen wir einen Schritt weiter, ans Ende des Alten Bundes. Wir kommen zu Johannes dem Täufer. In Lukas 16,16 heißt es: Das Gesetz und die Propheten gelten bis zu Johannes. Das bedeutet, wir erreichen das Ende des Alten Bundes und sehen uns an, wie der größte und letzte Prophet dieses Bundes wieder auftritt und was er predigt.

In Matthäus 3,1-2 steht: In jenen Tagen kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa. Johannes kommt also und predigt. Was predigt er? Er sagt: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.

Johannes der Täufer fordert zur Buße auf, denn das Reich der Himmel ist nahe. So drückt es Matthäus aus. Bei Lukas und Markus heißt es stattdessen Reich Gottes. Für diejenigen, die sich fragen, ob Reich Gottes und Reich der Himmel dasselbe sind: Ja, das sind sie.

Woher weiß man das? Man kann Parallelstellen betrachten, in denen Matthäus bei derselben Begebenheit Reich der Himmel verwendet und Markus sowie Lukas Reich Gottes. Das wird noch deutlicher, wenn man ins Matthäusevangelium schaut.

In Matthäus 19,23-24 werden in einem Text beide Begriffe verwendet, was zeigt, dass sie synonym sind. Dort sagt Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch, schwer wird ein Reicher in das Reich der Himmel hineinkommen. Wiederum sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.

Man erkennt also, dass in ein und demselben Text beide Begriffe austauschbar sind. Es macht auch Sinn, dass Matthäus öfter vom Reich der Himmel spricht, denn seine Zuhörerschaft war vermutlich stark jüdisch geprägt. Im Judentum ist der Begriff Himmel eine Umschreibung für Gott.

Die Verkündigung Jesu und das Reich Gottes

Ich hatte gesagt, Johannes der Täufer predigt das Reich der Himmel, das Reich Gottes. Und jetzt wird es spannend: An der Stelle, wo Johannes der Täufer aufhört, schließt direkt Jesus an. Jetzt kommt der Messias, das Neue bricht an, aber die Botschaft bleibt am Anfang erst einmal völlig identisch.

Schaut mal bei Markus rein, ins Markus-Evangelium, Kapitel 1. Das ist der Anfang von dem, was Jesus predigt. Von Anfang an stellt er klar, was sein Thema sein wird. Markus 1,14-15: „Und nachdem Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium.“

Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, aber ich fand den Text immer super spannend. Hier steht: Jesus predigt das Evangelium. Und man fragt sich als postmoderner Protestant: Wie kann das sein? Es gibt doch noch gar kein Evangelium. Das Evangelium muss sich doch mit Kreuz und Auferstehung beschäftigen. Da kann Jesus doch noch gar nichts predigen.

Falsch – also nicht ganz falsch, aber verkürzt. Jesus predigt das Evangelium in seiner ganzen Weite. Und die gesamte Weite des Evangeliums wird durch das abgebildet, was wir in Jesaja 52 gelesen haben: Dein Gott herrscht als König. Das Reich Gottes ist nahegekommen. Es ist, wenn man so will, zum Greifen nahe – nahegekommen in der Person des künftigen Königs, der vor den Leuten steht und sagt: „Die Zeit ist erfüllt.“

Da gibt es eine Prophetie, und diese Prophetie erfüllt sich jetzt. Deshalb, weil die Herrschaft Gottes auf eine ganz neue Weise anbricht, fordert Jesus: Tut Buße und glaubt an das Evangelium.

Achtung: Das hier ist das Evangelium von der Herrschaft Gottes, die angebrochen ist, um zwei Dinge zu bringen – auf der einen Seite Rettung und auf der anderen Seite Frieden. Das heißt, wir merken, dass Jesus von Anfang an dasselbe predigt, was auch Johannes der Täufer gepredigt hat.

Man sieht hier ganz schön den Übergang vom Alten zum Neuen. Das ist kein harter Bruch, sondern im Alten wird etwas vorbereitet, das sich dann einfach im Neuen entfaltet.

Der Zweck der Menschwerdung und die gute Botschaft vom Reich Gottes

Und wenn wir uns jetzt überlegen, was denn der Zweck der Menschwerdung ist, hören wir uns in Lukas 4 aus dem Mund des Messias an, warum Gott das Wort Mensch geworden ist. Er sagt in Lukas 4,43: „Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigen, denn dazu bin ich gesandt worden.“

Vielleicht denken wir oft verkürzt, dass Jesus oder Gott Mensch geworden ist, um für unsere Sünden am Kreuz zu sterben. Das ist zwar richtig, aber eigentlich müsste man sagen: Gott, das Wort, wird in die Welt gesandt, um die gute Botschaft vom Reich Gottes zu verkündigen.

Kreuz und Auferstehung bekommen natürlich ihren Platz in dieser Botschaft vom Reich Gottes. Aber ich hoffe, ihr merkt schon, dass es nicht ganz richtig ist, das Evangelium nur auf Ostern zu reduzieren. Es geht Gott tatsächlich um viel mehr.

Es geht ihm um die Wiederherstellung aller Dinge. Es geht ihm darum, dass etwas ganz Neues anbricht – mit einem Ewigkeitscharakter.

Die zentrale Rolle des Reiches Gottes in Jesu Gleichnissen und Gebet

Das Reich Gottes ist ein so wichtiges Thema, dass die Mehrzahl, die bei weitem größte Anzahl der Gleichnisse, die der Herr Jesus spricht, darüber handeln. Ich habe euch einfach mal ein paar Beispiele mitgebracht, an die ihr sofort denkt. Da gibt es den Sämann, das Unkraut unter dem Weizen, das Senfkorn, den Sauerteig, den Schatz im Acker, die kostbare Perle, das Fischernetz, die Arbeiter im Weinberg, die königliche Hochzeit, die zehn Jungfrauen, die anvertrauten Talente, das große Abendmahl – alles dreht sich um das Reich Gottes.

Das muss ein wichtiges Thema sein, wenn es in den Gleichnissen, also in den Beispielgeschichten, die dazu gedacht sind, dass man sie sich besonders leicht merken kann, so häufig auftaucht. Diese Geschichten finden einen besonders tiefen Eingang ins Erinnern der Christen. Das zeigt, wie bedeutend dieses Thema ist.

Und das bleibt ja nicht nur bei den Gleichnissen stehen. Du fängst an zu beten – vielleicht weißt du schon, dass das Vaterunser für uns so eine Art Standardgebet ist. Die Jünger gehen zu Jesus und sagen: „Lehre uns beten.“ Dann sagt Jesus: „Na ja, wenn ihr beten wollt, dann betet so.“ Und wie fängt das Gebet an? Mit „Dein Reich komme.“ Also ist das Reich Gottes zumindest ganz vorne mit dabei.

Das Gebet beginnt mit Anbetung, und dann geht es sofort weiter mit „Dein Reich komme.“ Das heißt, wenn wir unser tägliches Gebet strukturieren wollen, spielt das Reich Gottes eine ganz prominente Rolle – noch lange bevor du deine eigenen Bedürfnisse vorbringst, lange bevor du deine Sünden bekennst, lange bevor du um Weisheit und Bewahrung bittest. Das Reich Gottes steht ganz vorne.

Und das, was Jesus seinen Jüngern beigebracht hat, davon dürfen wir ausgehen, hat er selbst so gelehrt und gelebt. Das ist seine Art zu beten. Das heißt, auch der Herr Jesus hat in diese Richtung gebetet.

Die umfassende Bedeutung des Evangeliums vom Reich Gottes

Wir müssen gut verstehen, dass Jesus gekommen ist, um das Reich Gottes aufzurichten. Dabei spielt Vergebung natürlich eine Rolle – das ist ja logisch.

Wenn wir uns jedoch überlegen, was der Dienst des Herrn Jesus war, wie er ihn selbst beschreibt, dann lesen wir bei Matthäus 9,35: „Und Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches.“

Darum geht es Jesus: Er predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen.

Wofür ich euch ein Stück gewinnen möchte, ist, dass wir das Evangelium nicht reduzieren, sondern es in seiner ganzen Breite sehen. Wir müssen begreifen, dass wir ein Evangelium des Reiches brauchen. Vergebung allein greift zu kurz. Unser Problem als Menschen besteht nicht nur darin, dass wir vor Gott schuldig werden. Wir brauchen eine viel umfassendere Befreiung.

Wir müssen verstehen, dass wir Sünder sind. Wir müssen begreifen, dass wir versklavt sind unter einer Macht der Finsternis, dass wir in einem ewigen Tod gefangen sind, dass wir auf die Hölle zulaufen und dass am Ende für uns nur das endgültige Urteil bleibt, von dem wir uns nicht retten können.

Ohne Christus sind wir geistlich tot. Wir sind getrennt von Gott, unter dem Zorn Gottes und erwarten das endgültige Gericht. Die Schuld unserer Sünde ist bei all dem, was wir da an Problemen haben – vergebt mir, wenn ich das so sage – fast das kleinste Problem. Ja, das müssen wir auch lösen, aber es gibt ein ganzes Bündel anderer Themen, die genauso groß sind.

Wir sind komplett verloren. Wir sind komplett gebunden ans Böse, absolut hilflos und Sklaven der Finsternis. Damit müssen wir uns mit dem gesamten Paket beschäftigen.

Ein Abschnitt davon, wenn du so willst, ein Symptom dieses gesamten Problems besteht darin, dass du auch Sünder bist, sündigst und weißt, dass du ein schlechtes Gewissen hast und dass es Gründe für dieses schlechte Gewissen gibt.

Das heißt: Gott wird Mensch – aber er wird nicht eben mal Mensch, um nur schnell am Kreuz für unsere Sünden zu sterben und wieder aufzuerstehen. Gott wird Mensch und nimmt unsere Sünde, nagelt sie ans Kreuz – alles richtig. Aber dann kommt er als ein Gott, der herrscht und der dich mit hineinnehmen will in diese Herrschaft.

Seine Idee von Errettung ist einfach viel breiter. Deswegen predigt er nicht einfach nur ein Evangelium von der Vergebung der Sünden, sondern ein Evangelium vom Reich Gottes.

Das war’s für heute. Dich interessiert der erste Petrusbrief? Komm doch nächste Woche zum Seminar „CbE Tiefgang“ ans christliche Bildungszentrum Erzgebirge in Oelsnitz.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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