Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Wenn Babys geboren werden, sollten sie wachsen, sonst sind sie krank. Genauso ist es, wenn jemand Christ wird. Er sollte dann kein Babychrist bleiben, sondern im Glauben wachsen. Doch was heißt das genau? Jemand wächst im Glauben. Und wie macht man das? Das ist die praktische Frage, mit der wir uns in diesem Podcast beschäftigen.
Thomas, fangen wir doch mal ganz von vorne an: Warum ist es wichtig, im Glauben zu wachsen? Ist das etwas, was wir uns ausgedacht haben, oder finden wir diesen Gedanken auch in der Bibel?
Na ja, Wachstum ist ja etwas, das Gott in die Schöpfung hineingelegt hat. Wir sehen das: Pflanzen wachsen zum Beispiel, Tiere wachsen, und natürlich ist es auch für uns Menschen normal, dass wir wachsen. Davon geht die Bibel natürlich auch aus, dass es Wachstum gibt.
Paulus sagt einmal in 1. Korinther 13: "Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war." Hier geht es nicht nur um das äußere Wachstum, das vorausgesetzt ist, sondern vor allem auch um inneres Verstehen, das mit dem Wachsen einhergeht.
Für ein bestimmtes Lebensalter ist es ja normal, unreif zu denken. Aber ab einem bestimmten Alter, spätestens wenn ich ein Mann oder eine Frau bin, sollte es nicht mehr normal sein, wie ein Kind zu denken und zu handeln. Dann sollte ich spätestens an Reife zugenommen haben.
Der Apostel Johannes greift diesen Gedanken auf in 1. Johannes 2. Er unterscheidet dabei sehr deutlich, an wen er schreibt: an Väter im Glauben, an junge Männer und an Kinder im Glauben. Ihm ist also bewusst, dass es verschiedene Wachstumsstufen auch im Glauben gibt.
Wie könnte man die verschiedenen geistlichen Entwicklungsstufen unterscheiden? Ab wann ist man ein Vater, ein Jugendlicher oder ein Kind im Glauben? Das ist wirklich spannend und gar nicht so leicht zu beantworten.
Eines weiß ich jedoch: Wenn man nach zehn Jahren mit Jesus immer noch sagen muss, dass man ein geistliches Kind ist, dann ist in der Entwicklung etwas schiefgelaufen. Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt in Hebräer 5 sinngemäß: Ihr solltet längst Lehrer sein, entsprechend der Zeit, die ihr gläubig seid. Doch stattdessen braucht ihr immer noch das geistliche ABC, das heißt, ihr müsst wieder von vorne anfangen. Das zeigt, dass etwas in der geistlichen Entwicklung nicht stimmt.
Wie sieht es nun aus, wenn die Entwicklung richtig verlaufen ist und man Vater oder Mutter in Christus geworden ist? Johannes beschreibt das so: Wenn junge Männer der Sünde klar entgegentreten und gelernt haben, der Sünde mit dem Wort Gottes zu widerstehen, dann ist das eine gute geistliche Entwicklung. Er sagt zu den jungen Männern: Seid stark, lasst das Wort Gottes in euch bleiben, und ihr habt den Bösen überwunden.
Bei den Vätern ist das natürlich auch der Fall, aber Johannes schreibt zusätzlich: Ihr habt den erkannt, der von Anfang an ist. Das fand ich überraschend, denn ich hätte das eher bei den Kindern erwartet. Ich hätte gedacht, zuerst kommt das Erkennen Gottes, und darauf folgt die geistliche Reife.
Eigentlich ist das auch so, aber ich glaube, dass Johannes hier ein besonders tiefes Erkennen Gottes meint. Die Väter denken wirklich von Gott her. Sie wissen, wie Gott denkt, fühlt und handelt. Deshalb verfügen sie über ein vom Heiligen Geist gesteuertes Erkennungssystem – so etwas wie ein geistliches Radar. Sie können beurteilen: Wie sieht Gott diese Situation? Was rät er mir in seinem Wort?
Väter und Mütter lassen sich nicht so sehr von der Situation bestimmen. Stattdessen ruhen sie in Gott und haben gelernt, zuerst auf ihn zu schauen. Sie lassen sich nicht von Herausforderungen überfordern, zumindest im Grundsatz. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber grundsätzlich haben sie Gott wirklich erkannt.
Ich fand es auch spannend, dass Johannes dieses tiefe Erkennen Gottes als Kriterium nennt. Die Auswirkung hast du bereits beschrieben: Man lässt sich nicht so sehr von Situationen bestimmen. Doch diese tiefe Erkenntnis Gottes kommt eigentlich vorher.
Wenn man jünger ist, liegt der Fokus darauf, gegen die Sünde zu kämpfen. Hoffentlich macht man dabei Fortschritte. Irgendwann wird einem dann Gott groß, und das verändert alles.
Gibt es noch andere Eigenschaften? In diesem Zusammenhang, weil es ja generell um Wachstum geht.
Ein Vers, den man unbedingt lesen sollte, wenn man über Wachstum nachdenkt, ist Galater 5,22. Dort stellt Paulus die Frucht des Geistes vor. Wenn ich diese Eigenschaften im Leben eines Christen sehe, dann merke ich, dass sich jemand vom Geist Gottes bestimmen lässt. Letztendlich ist das Reife, wenn der Geist Gottes das Leben und das Wesen des Herrn Jesus in meinen Alltag bringt.
Wenn in meinem Alltag dann Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung sichtbar sind – um es mit der Neuen Genfer Übersetzung zu sagen – dann ist das ein Zeichen für geistliches Wachstum.
Spannend ist, dass wir einmal die Erkenntnis des Vaters haben und jetzt auch die Frucht des Heiligen Geistes. Damit haben wir die Gottheit noch zusammen. Das sind ganz verschiedene Lernfelder, könnte man sagen. Kann man da andere Lernfelder aufmachen und sagen: Das sind Bereiche, in denen ich jetzt wachse? Wo ich wachse, um Vater und Mutter zu werden?
Ja, genau. Das ist eher charakterlich das, was im Galater 5 dargestellt ist. Richtig.
Ich glaube, die ganz klassischen Lernfelder bewegen sich sicher in diesen drei Eigenschaften, die immer wieder im Neuen Testament vorkommen. Paulus fasst das bei Christen an Glaube, Liebe und Hoffnung zusammen – als Lernfelder.
Wenn ich zu Jesus umkehre, dann bin ich es nicht gewohnt, Jesus etwas zuzutrauen. Ganz klar! Ich habe ja bis jetzt mir selbst vertraut, nach dem Motto: Ich schaffe das schon. Und nach dem Motto: Wenn andere sich nicht um mich kümmern oder wenn ich mich nicht um mich selbst kümmere, dann wird sich niemand um mich kümmern.
Oder eine andere Mentalität ist, dass ich meine Hoffnung ganz allein auf Menschen setze. Also: Der muss mir jetzt unbedingt helfen. Und ich schreibe ihnen dann auch die Verantwortung zu.
Ich bin es nicht gewohnt, einem Gott zu vertrauen, den ich nicht sehe. Besonders nicht in Situationen zu vertrauen, für die ich keine Lösung habe. Es geht darum, in Gott zu ruhen.
Es gibt die berühmte Geschichte von Georg Müller, die ich wirklich spannend finde. Ich erzähle sie kurz, auch wenn einige sie vielleicht schon kennen. Es ging darum, dass ein Heizkessel in seinem Waisenheim ein Loch hatte. Dieser große Kessel war in die Mauer eingebaut. Deshalb musste man die Mauer entfernen, um das Loch zu finden.
Es war Winter, und man konnte logischerweise nicht heizen. Es war sehr kalt. Deshalb betete Müller zu Gott und bat um zwei Dinge: „Herr, ich bete dich um zwei Dinge. Ändere den kalten Nordwind – ich meine das Gebet ja –, ändere den kalten Nordwind in den milden Südwind.“ Das war sein konkretes Gebet. Außerdem bat er, dass Gott den Handwerkern Mut zur Arbeit gebe, damit sie nicht einfach sagen: „So, jetzt ist Wochenende, und fertig.“
Tatsächlich war es so, dass, als die Handwerker kamen, der Südwind einsetzte. Sie bauten die Mauer ab und fanden die kaputte Stelle. Es gab einen Verantwortlichen, der die Handwerker motivieren wollte, lange zu bleiben und am nächsten Morgen wiederzukommen. Doch der Vorarbeiter meinte, es sei besser, gleich die ganze Nacht durchzuarbeiten.
Müller hatte darauf keinen Einfluss. Die Handwerker brauchten 30 Stunden, um die Mauer wieder aufzubauen, den Kessel zu reparieren und alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Kinder mussten nicht frieren – so, wie Müller es von Gott erbeten hatte.
Das bedeutet ganz praktisch: Ich vertraue Gott. Ich habe diese Geschichte in der Biografie gelesen, die der CLV-Verlag über Georg Müller herausgebracht hat. Der Untertitel lautet „Mit Gott vertraut“. Das fand ich gut – dass ich mit Gott vertraut bin, ihm etwas zutraue und weiß, dass ihm nichts unmöglich ist.
Ein ähnliches Buch von Claus Ion heißt „Ich habe Gott gesehen“. Es berichtet über den Aufbau des Krankenhauses in Djosbisujana und ist ebenfalls sehr ermutigend. Es lohnt sich, Gott zu vertrauen. Das ist ein Lernfeld – Glaube.
Der Herr Jesus sagt einmal: „Euch geschehe nach eurem Glauben.“ Das ist sehr ermutigend. Ich darf von Gott Großes erwarten, weil ich weiß, dass ihm nichts unmöglich ist. Doch es ist auch eine Begrenzung, wenn er sagt: „Euch geschehe nach eurem Glauben.“ Wenn ich ihm nur wenig zutraue, sagt Jesus im Grunde: „Ich hätte eigentlich viel mehr vorgehabt, aber dir geschieht jetzt nach deinem Glauben.“ Dieser war nicht besonders groß, und deshalb ist auch das, was ich erlebe oder tue, nicht besonders groß.
Tatsächlich konnte Jesus in Nazareth nur wenig tun wegen des Unglaubens der Menschen dort. Er hätte viel mehr wirken können. Gott immer mehr zuzutrauen ist ein Ziel geistlicher Reife. Das ist ein Lernfeld: „Euch geschehe nach eurem Glauben.“
Glaube, Liebe, Hoffnung hast du vorhin gesagt. Was wäre in diesem Lernfeld Liebe ein Wachstumsprozess?
Ja, bei Liebe könnte man sagen, dass Liebe selbst definiert werden kann als den anderen im Blick zu haben und nicht sich selbst. Das ist jedenfalls nicht mein Betriebssystem. Mein Betriebssystem ist eher Egoismus. An der Seite des Herrn Jesus lerne ich, aufzugeben, nichts für mich selbst aufzunehmen und stattdessen den Vorteil des anderen zu suchen. Dabei geht es nicht darum, zuerst meinen eigenen Vorteil zu sehen, sondern mich auch an dem zu freuen, was Gott der Erna und dem Heinz an Gutem tut. Ich frage dann nicht zuerst: „Warum macht Gott das nicht in meinem Leben? Warum lässt Gott Schwierigkeiten in meinem Leben zu?“
Das ist, denke ich, Liebe.
Ich habe auch noch Hoffnung genannt, das darf ja nicht fehlen. Hoffnung ist ebenfalls ein Zeichen geistlicher Reife, wenn der Himmel in meinem Leben immer mehr an Gewicht gewinnt. Wenn ich immer mehr über den Himmel nachdenke, verliert das Leben auf dieser Erde mit seinen angenehmen und unangenehmen Seiten an Bedeutung.
Paulus sagt in Römer 8 mehrfach, dass seine Leiden – und das waren ja einige – nicht ins Gewicht fallen, wenn man sie mit der zukünftigen Herrlichkeit vergleicht, die wir bekommen werden. Das war ein echter Trost für ihn in seinem Leiden, dass er weiß: Ich bin für den Himmel gemacht, dahin sind wir unterwegs. Deshalb sollte man das Leben hier auf dieser Erde nicht überbewerten.
Spannend ist das, wenn du in solchen Situationen drin bist. Theoretisch ist das immer schön. Aber dann diese übergroße Herrlichkeit zu sehen, sie mit der eigenen Situation zu vergleichen und Hoffnung in der Situation zu haben – das ist nicht immer ganz so einfach.
Das nehme ich ihm durchaus ab, er hat ja genug erlebt in seinem Leben.
Uns ging es so – das ist natürlich kein Vergleich – aber wir sind vor kurzem umgezogen und wohnen jetzt in einer großen, schönen Wohnung. Der Umzug war mit viel Mühe verbunden, und man hat eher die Mühe gesehen. Jetzt sagte meine Frau: „Wir haben gar keine Sehnsucht nach der alten Wohnung, obwohl wir sehr gerne dort gewohnt haben. Aber du wohnst in einer schöneren Wohnung und hast gar keine Sehnsucht.“ Dann meinte sie: „Vielleicht wird es uns mit dem Himmel auch so gehen. Wir sind momentan so auf diese Erde fixiert, aber wenn wir dort sind, dann denken wir: ‚Meine Herren, was hat uns hier auf der Erde eigentlich so fixiert? Hier ist es doch viel schöner.‘“
Da bin ich ziemlich sicher, dass das so kommen wird.
Genau, aber wir sind ja bei geistlicher Reife. Das heißt, Hoffnung ist etwas, was in meinem Leben wirklich da ist und mich auch begleiten darf. Das ist so das Ziel, wo wir hinwollen: Glaube, Liebe, Hoffnung.
Und dieser Wachstumsprozess – das ist ja ein geistlicher Wachstumsprozess – wie gewinnt denn Glaube, Liebe und Hoffnung immer mehr Raum? Wie ist man innerlich motiviert, auf diesem Weg zu gehen? So die Hunderttausend-Euro-Frage, oder?
Ja, wir wollen ja aber nicht aufs Geld schauen, insofern war das der falsche Vergleich gleich. Geistlich gesehen schätze ich, im Himmel ist das natürlich klar.
Auch wenn ich körperlich wachsen will, kann ich das ja nicht einfach so machen. Ich kann nicht sagen: Diesen Monat wachse ich jetzt zwei Zentimeter. Aber ich kann Voraussetzungen schaffen, die mein Wachstum begünstigen, auch wenn ich das Wachstum nicht selbst bewirken kann.
So ist es eben auch beim geistlichen Wachstum. Ich kann geistliches Wachstum nicht selbst machen, aber ich kann Voraussetzungen schaffen, die mein geistliches Wachstum fördern.
Ich finde da Johannes 15,5 entscheidend, wie man so schön sagt: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Also nahe bei Jesus zu bleiben.
Dann kommt die Frucht des Geistes in meinem Leben automatisch – und sogar viel mehr.
Es geht also nicht darum, zuerst zu fragen: Wie kann ich geistlich wachsen? Obwohl das eine legitime Frage ist. Vielmehr sollte man fragen: Wie kann der Herr Jesus in meinem Leben eine noch zentralere Rolle spielen?
Hier wirken alle Personen der Dreieinigkeit zusammen – nach dem Vater Heiningers. Das ist für mich der Schlüssel, auch geistlich zu wachsen.
Ich verbringe Zeit mit dem Herrn Jesus. Wir haben Zeit, ihn zu bestaunen.
Paulus schreibt mal an die Korinther: Wenn wir Jesus anschauen, dann werden wir in sein Bild verwandelt. Dann werden wir ihm ähnlicher.
Jesus anzuschauen mache ich zum Beispiel, wenn ich die Bibel lese. Und Bibellesen ist ja etwas Entscheidendes, um geistlich zu wachsen.
Petrus sagt das sinngemäß in 2. Petrus 3,18: Seid begierig nach Gottes Wort, damit ihr durch Gottes Wort wachst.
Wenn ich Gottes Wort lese, erkenne ich Gottes Wahrheit. Gleichzeitig merke ich, dass ich in einigen Lebensbereichen immer noch nach meinem alten egoistischen Muster lebe.
Dann darf ich beten und sagen: Gott, schenke mir die Kraft, durch deinen Geist diese Charakterzüge, die du hast, abzulegen und anders zu leben – so zu leben, wie es dir gefällt.
Also sind Bibel und Gebet der Dünger für mein geistliches Wachstum, weil sie mir helfen, nahe bei Jesus zu bleiben.
Da habe ich auch alle drei Personen der Dreieinigkeit drin.
Die Klassiker praktisch: Bibel und Gebet. Das ist ja berechtigterweise das, was immer gesagt wird, um nah bei Jesus zu bleiben.
Ein paar Ergänzungsgedanken zur Vertiefung der Beziehung zu Jesus.
Besonders wichtig ist mir dabei Johannes 14. Dort sagt Jesus: Der Vater, der in mir bleibt, tut seine Werke. Das bedeutet, der Vater im Herrn Jesus hat die fünftausend Männer mit wenigen Broten gespeist. Der Vater im Herrn Jesus hat den jungen Mann in Nain aus den Toten auferweckt. Der Vater im Herrn Jesus hat den Sturm auf dem See Genezareth gestillt.
Für den Herrn Jesus als Sohn Gottes war es also sehr wichtig, dass der Vater in ihm wirkt. Wie töricht wäre ich dann, wenn ich denke, ich kann alles alleine schaffen und brauche Gottes Kraft nicht in mir. Ich glaube, das ist die Schlüsselerkenntnis: Jesus lebt in mir und lebt sein Leben durch mich.
Paulus hat das tief verstanden. Zum Beispiel sagt er in Galater 2,20: „Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Jesus benutzt also mein Leben, um sein Leben in meinem Alltag sichtbar werden zu lassen.
Das heißt ganz praktisch: Wenn ich herausgefordert bin, zum Beispiel dem Hermann in Liebe zu begegnen, obwohl er mich verletzt hat, dann kann ich beten: „Herr, ich schaffe es nicht, freundlich zu sein, aber danke, dass du jetzt in mir freundlich bist.“ Dann darf ich darauf vertrauen, dass ich auf Hermann zugehen kann und sagen: „Jetzt bin ich mal gespannt, wie du dich in der Situation groß machst.“
Das fällt nicht immer leicht. Aber ich glaube, das ist auch ein Geheimnis. Ich nehme die Herausforderung an und akzeptiere, dass Christus in mir lebt, um geistlich weiterzugehen. Solche schwierigen Situationen, die man sich ja nicht freiwillig aussucht, helfen im Nebeneffekt auch geistig zu wachsen.
Absolut richtig. Gerade Überforderungen sind es, bei denen ich mich nicht mehr auf mich selbst verlassen kann, sondern auf Gott vertrauen muss. Genau diese Situationen lassen mich geistlich wachsen.
Solche Lektionen lässt Gott bewusst in mein Leben treten, damit ich an ihnen lerne. Es lohnt sich, mit Gottes Kraft in mir zu rechnen. So kann ich vielleicht sogar dann, wenn Situationen nicht mehr so herausfordernd sind, trotzdem Gott vertrauen und mit ihm rechnen.
Das soll eine Lebenshaltung werden. Gott lässt schwierige Situationen zu, damit ich ihn darin tiefer erlebe und mit seiner Kraft in mir rechne. Auf diese Weise mache ich auf jeden Fall Schritte auf meiner geistlichen Reise.
Hast du jetzt noch irgendwelche Ideen zu dem Ganzen, oder bindet man das schon ab, oder hast du schon?
Ja, was mir vielleicht noch wichtig ist, ist der Gehorsam. Wenn ich also Dinge aus dem Wort Gottes erkenne, dann sollten sie nicht nur zu den Akten gelegt werden mit dem Gedanken: „Auch das habe ich verstanden.“ Vielmehr habe ich es wirklich verstanden, wenn ich es auch umsetze.
Ich glaube, der Satz ist sehr wahr, den jemand mal ausgedrückt hat: Ich habe eigentlich kein Problem mit den Bibelstellen, die ich nicht verstehe. Vielmehr habe ich ein Problem mit den Bibelstellen, die ich verstehe, aber nicht tue.
Ich habe letztens ein Buch gelesen, in dem stand, dass der Wissensstand eines durchschnittlichen Christen seiner Fähigkeit zu gehorchen um mindestens drei Jahre voraus ist. Ja, okay, da hat jemand Dinge verstanden. Und ich könnte dir auch bei mir Beispiele nennen, wo ich denke: „Hä, da hast du Dinge verstanden, aber warum kommst du nicht hinterher?“
Ich glaube, der Schlüssel liegt wirklich im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Das ist sozusagen ein Wachstumsturbo. Wenn der Geist Gottes mich immer wieder anspricht und mir sagt: „Ändere das!“, und ich antworte: „Ja, das ist interessant“, aber es wird nicht zur Tat, dann wird die Stimme des Heiligen Geistes in meinem Leben immer stiller.
Das ist für mich ein ganz wesentlicher Punkt.
Und dann, um das vielleicht abzuschließen: Geistliche Gemeinschaft ist auch wichtig. Das bedeutet, dass ich Austausch mit anderen habe und mitbekomme, wie Gott im Leben der anderen handelt. Das motiviert mich. Wenn ich sehe, wie zum Beispiel Jörg Dinge umsetzt, motiviert mich das, selbst nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch aktiv zu werden.
So können wir uns gegenseitig motivieren – vielleicht sogar so stark, dass der eine den anderen quasi wie ein Mentor führt und leitet. Er kann dann auch mal nachfragen: „Wie geht es dir an dem und dem Punkt?“ So haben wir wirklich den Fokus darauf, geistlich weiterzukommen. Ich will nicht nur auf der Stelle treten.
Ich habe zwar gesagt, das war der letzte Gedanke zur Gruppe, aber vielleicht noch etwas zu geistlichen Übungen. Das klingt zunächst mal komisch, dieser Begriff. Aber geistliche Übungen sind für mich zum Beispiel, regelmäßig die Bibel zu lesen, regelmäßig zu beten und vielleicht auch bestimmte Fragen zu haben, bei denen ich mir Rechenschaft gebe. Diese schreibe ich immer wieder auf.
Eine solche Frage könnte sein: „Wo wirkt Gott gerade in meinem Leben?“ Dann ist das nicht nur theoretisch, sondern ich bleibe wirklich dran.
Genau, ich habe gerade so einen Zettel für den Gottesdienst entworfen. Das habe ich mal zusammengefasst unter den Überschriften „Gott und ich, wir tun“. So kann man es sich gut merken.
Es geht zunächst um Gott: Was habe ich aus der Predigt über Gott gelernt? Dann um „ich“: Wer bin ich, was habe ich über mich gelernt? Danach folgt „wir“: Was ist die Herausforderung, die ich mit Gott oder mit jemand anderem besprechen möchte? Und schließlich „das Tun“: Worüber wir gesprochen haben, also was ich umsetzen will und bis wann.
Am Schluss gibt es eine Erkenntnisspalte, in die ich aufschreibe, was ich nicht vergessen möchte. Das fand ich hilfreich, um auch mal konkret zu werden.
Ich glaube, geistliches Wachstum kann ich nicht erzwingen, aber ich kann Bedingungen schaffen. Und das halte ich für gute Bedingungen.
Das waren jetzt einige Impulse, wie wir im Glauben wachsen können. Sicher gibt es noch vieles andere zu sagen, aber ich denke, das Hauptproblem liegt in der Umsetzung, wie wir zuvor gehört haben. Dabei gibt es genug zu tun.
Deshalb beenden wir jetzt den Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart für heute. Wir hoffen, ihr konntet einige Impulse mitnehmen, die ihr umsetzen könnt.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen in eurem Leben für Jesus.