Einstieg in die Bedeutung des Verstandes für den Glauben
Also, ich werde jetzt das Wort ergreifen und mal sehen, dass die Lautstärke einigermaßen stimmt. Nachdem ihr jetzt alle gut gegessen und getrunken habt, gibt es ja auch noch etwas für den Verstand. Und Verstand passt ja sogar zum Thema: Apologetik wendet sich ja an den Verstand.
Da stellt sich schon die ganz grundsätzliche Frage: Wie gehen wir überhaupt mit unserem Verstand um? Da ich ja hier zu Männern spreche – ich glaube ausschließlich –, ich sehe hier jetzt kein weibliches Wesen. Es sei denn, mancher von euch spürt in sich die Frau, dass du eigentlich eine Frau bist und nur äußerlich wie ein Mann aussiehst. Das ist ja bei Gender so. Gender sagt ja, du bist nicht das, wie du aussiehst und wie du geboren bist.
Aber nein, also ihr seid jetzt Männer, und die meisten Männer, die ich kenne, bilden sich relativ viel auf ihren Verstand ein. Das ist ja häufig eine Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau: Der Mann sagt dann schnell, ja, die Frauen mit ihren Emotionen und so. Aber wir als Männer strukturieren die Sache logisch.
Zum Teil stimmt das ja bei manchen Männern auch. Wobei wir, glaube ich, alle nicht vernachlässigen dürfen, dass ein ganz großer Teil von uns auch Gefühl, Emotion und alles Mögliche ist, was man so den Frauen zuschreibt. Warum? Weil wir Menschen sind. Und häufig ist es bei Männern nur so, dass sie das, was sie emotional schon entschieden haben, dann nur noch verstandesmäßig untermauern und in der Ehe oder Auseinandersetzung so vertreten.
Aber in Wirklichkeit ist die Entscheidung schon lange innerlich gefallen. Das merke ich, wenn ich mit manchen Männern intensiver diskutiere. Dann gehen die Argumente irgendwann aus, aber das ist trotzdem so. Da merkst du ja, das war von Anfang an so, nur hat man versucht, das Ganze noch zu begründen.
Manche Frauen sagen von Anfang an gleich: Ja, ich fühle das. Der Mann fühlt das auch, nur hat er dann halt noch zehn Gründe, die er anführen kann.
Ich will euch jetzt auch gar nichts Böses sagen, also dass ihr mir alles beim Beleidigen seid und sagt: Michael, was sagst du uns jetzt Böses? Wir sind doch alle so verstandesmäßig und so. Ich will euch ja nur mit dieser Aussage etwas helfen, zu sehen, dass das gar nicht so sein muss. Dann müssen wir auch ehrlich zu uns sein und sagen, dass das Nachdenken und Argumentieren durchaus wichtig ist – auch bei Glaubensfragen wichtig ist.
Also wenn es um Apologetik geht, die Verteidigung des christlichen Glaubens, dann wendet sich das ja in erster Linie an den Verstand. Nur, ich sage deutlich, dass auch diese anderen Ebenen eine Rolle spielen, damit wir uns nicht nur darauf fixieren. Denn da kann ein Problem sein.
Grenzen und Möglichkeiten der Apologetik im Glaubensgespräch
Ich erlebe bei der Apologetik oft, dass manche Leute erwarten, ich würde ihnen ein paar Tricks nennen. Dann müssten sie nur fünf Argumente bringen, und jeder Atheist würde sofort weinend zusammenbrechen und sagen: „Ich will mich bekehren.“ Das ist natürlich Quatsch, denn so etwas gibt es nicht. Es gibt keinen intellektuellen Zwang, sich zu bekehren. Das wissen wir auch rein logisch. In der Bibel wird gesagt, dass die Bekehrung eine Frage des Willens des Menschen ist.
Ich lasse jetzt mal die Diskussion um den Calvinismus und die Erwählung außen vor, weil sie uns sowieso nicht weiterbringt. Wenn du mit einem Menschen über den Glauben sprichst, sind intellektuelle Argumente berechtigt und erlaubt. Aber das Entscheidende ist nicht das Argument selbst. Viel wichtiger ist, ob der Mensch willentlich bereit ist, das zu akzeptieren.
Manche Menschen lehnen den christlichen Glauben angeblich aus intellektuellen Gründen ab. Doch wenn man genauer hinhört, merkt man, dass das nicht stimmt. Die intellektuellen Gründe sind oft nur vorgeschoben. In Wirklichkeit möchten sie gerne unmoralisch weiterleben wie bisher. Und sie fühlen sich genervt, wenn man immer wieder mit solchen Dingen kommt. Sie leben lieber bequemer. Deshalb sagen sie: „Es gibt keinen Gott, denn dann gäbe es auch keinen, der mich zur Rechenschaft zieht.“
Männer neigen dazu, das nicht offen zu kommunizieren. Stattdessen sagen sie eher: „Ich tue das nur, weil es unvernünftig ist, an Gott zu glauben, und ich bin ja viel höher gebildet oder was weiß ich.“ Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten, wenn wir Gespräche führen. Wir sollten uns nicht nur auf intellektuelle Argumente festlegen lassen. Wenn wir merken, dass es nicht weitergeht, sollten wir dem Gesprächspartner auch deutlich machen, dass es hier ein Auseinandergehen zwischen intellektueller Einsicht und praktischem Handeln und Entscheiden gibt.
Das kennen wir ja auch aus dem Alltag. Manchmal erleben wir das sogar im eigenen Leben. Du machst manche Sachen, und wenn du wirklich intellektuell redlich wärst, würdest du sagen: „Das ist unvernünftig.“ Ich kenne das zum Beispiel bei manchen Studenten. Sie wissen ganz genau, dass es schlecht ist, Arbeiten aufzuschieben. Trotzdem machen sie sie oft erst kurz vor dem Abgabetermin. Wenn du sie fragst, würden sie alle sagen: „Ja, es ist viel besser, das vorher zu organisieren und rechtzeitig anzufangen.“ Manche tun das auch. Aber viele schieben Arbeiten so lange wie möglich auf und setzen sich dann selbst unter Stress.
Oder manche Männer wissen, dass es gut und gesund ist, sich gesund zu ernähren. Aber sie mögen kein Gemüse. Also essen sie es nicht, obwohl sie wissen, dass es eigentlich gesund ist. Noch krasser erlebe ich das bei Medizinern, wenn ich mit ihnen zu tun habe. Vielleicht gehört ihr auch dazu, aber ihr seid ja die vernünftigen Mediziner.
Da kannst du erleben, dass ein Mediziner seinem Patienten erzählt, wie schlimm Rauchen ist. Und wenn er fertig ist, geht er draußen vor dem Krankenhaus eine Raucherpause machen. Das gibt es wirklich. Statistisch gesehen ist der Missbrauch von Alkohol bei Ärzten sogar größer als im Durchschnitt der Bevölkerung, obwohl Mediziner am besten wissen, wie schädlich Alkohol wirkt.
Da merken wir, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, was du tust, warum du es tust und der intellektuellen Einsicht. Häufig sagen atheistisch oder säkular orientierte Politiker oder Bildungsexperten, der Mensch würde besser werden, wenn er mehr Einsicht hätte. Du hast mehr Bildung, und dann sind die Leute alle moralisch, anständig, lieb und nett zueinander. Sie handeln richtig bei allem, was Ernährung und soziale Angelegenheiten angeht.
Aber genau das stimmt nicht. Das sollten wir als Christen schon länger wissen. Bildung macht den Menschen im optimalen Fall klüger, aber nicht besser. Das ist ein großer Unterschied. Du kannst auch ein genialer Verbrecher werden, wenn du gut gebildet bist. Du musst nicht unbedingt ein anständiges Mitglied der Gesellschaft sein.
Die Bibel macht uns das sehr deutlich: Das eine ist die Sache des Intellekts. Das hat gewisse Vor- und Nachteile. Aber das ist noch nicht die Frage, ob du Christ wirst oder moralisch lebst.
Hiermit will ich einfach die Grenzen der Apologetik aufzeigen. Diese müssen wir uns immer wieder bewusst machen, damit wir nicht versuchen, durch Apologetik etwas zu erreichen, was Apologetik gar nicht erreichen kann. Du kannst durch Apologetik – also durch Argumente, die intellektuell den Glauben stützen sollen – keinen Menschen zum Christen machen. Du kannst niemanden zur Bekehrung führen.
Das Einzige, was du tun kannst, ist, intellektuelle Stolpersteine auf dem Weg zum Glauben auszuräumen. Du kannst Erklärungen anbieten, wie man eine Entscheidung treffen kann und gleichzeitig mit dem Verstand dahinterstehen kann. Das ist nicht wenig, aber es ist nicht alles. Es ist nur ein Teil. Das müssen wir uns bewusst machen.
Apologetik als Hilfe für Christen und Suchende
Apologetik gibt es nicht nur für den suchenden Menschen, der noch kein Christ ist, sondern auch für uns als Christen. Das dürfen wir nicht vergessen.
Denn man würde in einer Illusion leben, wenn man meint, dass alle, die hier sitzen, ganz überzeugte Christen sind, die keine intellektuellen Fragen an die Bibel und den Glauben haben. Das ist nämlich nicht so.
Ich bin jetzt Prophet und weiß, dass einige Leute ab und zu Zweifel an biblischen Inhalten haben. Sie sagen: „Ja, das kann ich aber nicht verstehen“ oder „Das kann ich nicht einordnen.“ Wenn das nicht so wäre, würde es mich sehr wundern. Das ist ganz normal.
Man wird konfrontiert – im Studium, durch einen Freund oder durch die Medien. Da kommt irgendeine Meldung, und bei dem einen oder anderen löst das Zweifel aus: Ist das jetzt wirklich biblisch so oder nicht? Das ist zunächst auch gar nicht böse und nicht verboten.
Es ist besser, solche Zweifel zu benennen und ihnen nachzugehen, als sie zu unterdrücken und so zu tun, als ob es sie gar nicht gibt. Denn wenn man das tut, verschwinden die Zweifel nicht von selbst. Sie sammeln sich unterschwellig an.
Irgendwann sind es so viele Zweifel, dass manche Leute dann den Glauben über Bord werfen, von der Gemeinde weggehen oder Ähnliches tun. Das passiert, weil sie vorher nicht den Weg gewählt haben, Antworten auf diese intellektuellen Fragen zu suchen.
Insofern richtet sich die Verteidigung des Glaubens, die Apologetik, nicht nur an suchende, nichtgläubige Menschen. Sie ist auch wichtig für diejenigen, die Christen sind, aber durch ihr Umfeld, ihre Ausbildung oder ihre Beschäftigung mit den Fragen dieser Welt auf manches keine Antwort finden.
Manche meinen sogar, es gäbe wissenschaftliche, philosophische oder soziologische Erkenntnisse, die dem christlichen Glauben widersprechen. Dann muss man für sich eine einigermaßen befriedigende Antwort finden.
Die richtige Haltung zur Apologetik: weder zu viel noch zu wenig Vertrauen
Möglicherweise gibt es aber auch Menschen, die der Apologetik nicht zu viel zutrauen. Sie sagen nicht, dass Apologetik alles erreichen kann und dass, wenn man nur die richtigen Argumente hat, die Leute hinterher sagen müssen: „Ja, Gott ist der Schöpfer, die Bibel ist wahr, ich muss mich bekehren.“
Es gibt auch Menschen, die der Apologetik zu wenig zutrauen. Das sind manchmal Leute, die entweder selbst etwas denkfaul sind – das gibt es ja auch. Geistlich würde man das dann so begründen, dass man sagt: „Nein, wir müssen einfach nur glauben.“ Glauben ist zwar wichtig, aber Gott hat uns im Unterschied zu den Tieren auch etwas mehr Verstand gegeben.
Ihr wisst ja, das ist in der Bibel so: Wem viel gegeben ist, der ist auch viel verantwortlich. Wenn du Verstand hast, dann bist du auch verantwortlich, ihn einzusetzen. Ihr kennt ja das Gleichnis von Jesus, in dem er die Talente verteilt. Es gibt einen, der hinterher Jesus die Talente zurückgibt und sagt: „Ich habe sie gut vergraben.“ Das könnte man auch mit dem Verstand vergleichen.
Stell dir vor, wir kämen vor Gott und sagen: „Hier hast du deinen Verstand zurück, ich habe ihn nicht gebraucht, aber ich habe ihn gut aufgehoben.“ Das ist natürlich keine gute Lösung. Wenn du vor Gott mit Verstand begabt bist, dann sollst du ihn zur Ehre Gottes einsetzen. Das bedeutet auch, denkerisch Dinge zu begreifen und zu durchdringen.
Wir haben zahlreiche biblische Beispiele, in denen Menschen intellektuell für den Glauben argumentieren – also mit rationalen Argumenten. Das finden wir sowohl im Neuen als auch im Alten Testament. Manchmal gelingt die Apologetik, manchmal nicht, denn Apologetik funktioniert nicht immer.
Die Art und Weise der Argumente richtet sich nach der Plausibilität der Zuhörer. Das heißt: unterschiedliche Zuhörer brauchen unterschiedliche Argumente. Wenn du zum Beispiel das Matthäusevangelium liest, merkst du, dass dort viel intellektuelle Begründung des Glaubens stattfindet – also Apologetik, die sich an jüdische Zuhörer richtet. Deshalb gibt es immer wieder Bezüge zum Alten Testament.
Matthäus sagt immer wieder: „Wie geschrieben steht im Alten Testament.“ Das hätte er alles weglassen können, denn für die Geschichte ist das eigentlich nicht wichtig. Aber er nennt es, weil es ein rational einsichtiges Argument für Juden war. Die Juden glaubten an die Wahrheit der Propheten. Wenn man zeigen kann, dass sich die Wahrheit der Propheten heute wörtlich erfüllt, kann das bei manchen Suchenden auslösen: „Dann muss das ja stimmen, dann ist das wahr.“
Das sind intellektuelle Argumente. Paulus benutzt solche Argumente ebenfalls, zum Beispiel auf dem Areopag. Dort zitiert er zweimal und sagt: „Eure Gelehrten sagen doch auch das.“ Dabei zieht er Aussagen griechischer Philosophen heran, die dasselbe sagen wie Jesus. Für seine Zuhörer haben diese Zitate einen höheren Grad an Plausibilität.
Das ist verständlich, denn diese Leute hatten mit dem Judentum und Christentum nichts zu tun. Wenn jemand ihnen nun von der Heilsgeschichte erzählt, ist ihnen das zunächst fremd. Wenn Paulus aber sagt, dass auch eure Weisen ähnliche Dinge sagen, ist das für sie ein intellektuell einsichtiges, überzeugendes Argument – zumindest für einige.
Das sind nur zwei Beispiele von zahlreichen Fällen in der Bibel, in denen auch der Verstand angesprochen wird. Wir sollen also versuchen, den Glauben so weiterzugeben, dass er für Leute, die es brauchen, plausibel wird. Wir sollen Denkprobleme ausräumen für Menschen, die solche Probleme haben.
Dann können wir hoffen, dass, wenn diese Denkprobleme ausgeräumt sind, die Menschen vor einer Entscheidung stehen und sich hoffentlich entscheiden, Gott Vertrauen zu schenken. Das ist etwas ganz anderes. Es heißt nicht, dass ein denkerisches Problem gelöst sein muss, um gläubig zu sein.
Gläubig sein heißt nicht, dass ich irgendeine Dogmatik nur bejahe. Im Jakobusbrief heißt es sogar ziemlich deutlich: Die Dämonen wissen, dass es einen Gott gibt, und fürchten sich vor der Stunde. Manche Menschen sagen: „Ich kann nicht glauben, dass es einen Gott gibt.“ Damit meinen sie oft, dass sie noch letzte intellektuelle Zweifel haben, weil sie keinen naturwissenschaftlichen Beweis für Gott haben.
Die Bibel behauptet aber nie, dass wir so einen Beweis haben werden oder brauchen. Es gibt eine gewisse Plausibilität, eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die für die Existenz Gottes spricht. Das ist eine Aufgabe der Apologetik. Dann müssen wir die Entscheidung treffen, ob wir aufgrund dieser Wahrscheinlichkeit Gott vertrauen.
Es geht nicht darum, nur zu glauben, dass es Gott gibt. Denn dann müsste der Teufel der beste Christ sein. Der Teufel vermutet nicht nur, dass es Gott gibt, er weiß es hundertprozentig. Er hat direkten Kontakt zu Gott – das lesen wir im Buch Hiob. Das heißt, intellektuell gibt es gar keinen Zweifel bei ihm.
Man müsste also sagen, er ist überzeugt, dass es Gott gibt. Aber intellektuell überzeugt zu sein, dass es Gott gibt, hat noch nichts damit zu tun, Christ zu sein und sein Leben Gott anzuvertrauen. Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.
Es ist aber erlaubt und sogar notwendig, den Glauben denkerisch zu durchdringen und zu begründen. Wer eine stärkere biblische Begründung braucht, kann zum Beispiel 1. Petrus 3,15 lesen. Dort steht: „Du sollst jederzeit bereit sein, Verantwortung abzulegen über den Glauben, den ihr habt.“
Der Begriff „Verantwortung ablegen“ ist das griechische Wort Apologeia, also Apologetik. Auf Deutsch heißt das: „Du sollst jederzeit zur Apologetik bereit sein, wenn jemand Rechenschaft von dir fordert.“
Wenn also jemand sagt „Ich brauche das nicht“, dann stimmt das nicht. Denn in der Bibel steht: „Du sollst bereit sein zur Apologetik.“ Das ist also nicht nur ein Spezialhobby, sondern eine Aufgabe, die jeden Christen herausfordern sollte.
Denkerisch Glauben zu durchdringen und zu begründen – nicht, um einen unwiderlegbaren Beweis zu haben, sondern um Menschen zu helfen, die sich vielleicht noch nicht so intensiv damit auseinandergesetzt haben, den Glauben besser annehmen zu können.
Apologetik im Alltag: Glauben plausibel machen und Grenzen erkennen
Wenn ich es vergleiche, ist das vielleicht ähnlich, als wenn du von der Liebe deiner Frau überzeugt bist – sofern du verheiratet bist. Dann würde ich jetzt sagen: Rein intellektuell, rein naturwissenschaftlich hast du dafür keinen Beweis.
Versuch mal, die Liebe deiner Frau widerspruchsfrei zu beweisen. Das wirst du nicht schaffen. Was du nennen wirst, sind nur Indizien, Indizien, die gedeutet werden müssen. Am Ende glaubst du an die Liebe deiner Frau. Ich hoffe zumindest, dass du jetzt nicht denkst, meine Frau sei böse oder so, sondern dass ihr alle in einer einigermaßen glücklichen Ehe seid, die verheiratet sind.
Du kannst die Liebe aber nicht beweisen. Du könntest sagen: „Meine Frau macht mir jeden Morgen Frühstück, deshalb liebt sie mich.“ Aber wenn du jeden Morgen ins Restaurant gehen würdest und die Serviererin macht dir auch das Frühstück, liebt die dich dann auch? Das muss nichts heißen.
Dann sagst du vielleicht: „Sie schläft mit mir im selben Bett.“ Ja gut, manche haben eine Freundin oder eine Prostituierte, die sie bezahlen, und die schläft auch mit ihnen im Bett. Liebt sie dich dann auch?
Ich könnte jetzt weitermachen, aber vielleicht stürzt der eine oder andere dann in eine Ehekrise, weil er nach Hause kommt und sagt: „Schatz, du liebst mich nicht, ich habe heute gelernt, dass es nicht so ist.“ Das sind aber alles auch andere Gründe.
Die Gründe, die ich nenne, sind nicht zwingend so. Ich will nur sagen: Alles, was wir im Miteinander einer Ehe erleben, deuten wir in die Richtung „Er liebt mich“. Wenn Leute in eine Ehekrise kommen, erleben sie dieselben Sachen plötzlich ganz anders. Sie achten nur noch auf die Dinge, die nicht passen, und deuten sie negativ.
So merken wir: Liebe in der Ehe ist ein „Ich will das so sehen, ich deute das so, aber es ist nie beweisbar.“ Und genauso ist es bei der Frage nach Gott, beim Glauben, bei der Bibel und so weiter. Wir können Antworten formulieren und sollen das auch tun. Wir müssen uns aber immer auch der Grenzen unserer Argumentationsmöglichkeiten bewusst sein.
Diese Grenzen sind: Wir können diese Sachen nicht beweisen. Wir müssen es auch gar nicht. Aber wir sollen so gut wie möglich intellektuelle Argumente formulieren. Diese können Christen helfen, am Glauben festzuhalten und der Bibel zu vertrauen. Gleichzeitig können sie Nichtgläubigen helfen, gewisse Vorurteile gegenüber dem Glauben beiseitezulegen, um das echte Ärgernis des Glaubens zu begreifen.
Das echte Ärgernis ist, dass ich erkennen muss: Ich bin ein Sünder. Das kann ich naturwissenschaftlich nicht beweisen, ich kann es nur wahrscheinlich machen. Und das echte Ärgernis ist, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist. Das ist der einzige Weg, wie ich die Sünde loswerde.
Das ist das, was Paulus auch deutlich sagt: Die Wahrheit vom Kreuz ist eine Torheit für diejenigen, die verloren gehen. So ist es. Und da hilft auch keine Apologetik.
Bis dahin, wenn Leute sagen: „Ach, es gibt ja keinen Gott“, haben wir intellektuelle Argumente. Wenn die Bibel nur Gologen wäre, haben wir Argumente. Wenn jemand sagt, es sei egal, welche Religion man habe, haben wir Argumente, um zu sagen: So stimmt das nicht.
Das heißt, wir sammeln Argumente und geben sie Menschen auch, wenn wir uns damit auseinandergesetzt haben. Wir leben heute in einer Zeit, in der der Großteil der Menschen, mit denen wir zu tun haben, christliche Dinge nicht von vornherein akzeptiert. Es ist eher der Trend, der Mainstream, christlichen Aussagen kritisch gegenüberzustehen.
Je gebildeter die Leute sind, desto mehr meinen sie, sie seien erhaben und könnten die Welt ohne Gott verstehen. Da müssen wir dann Argumente liefern.
Bei diesen Argumenten kommt es auf mehrere Dinge an, wenn wir uns damit auseinandersetzen. Eine Sache ist: Wir dürfen nicht nur auf unser Denken vertrauen, sondern wir müssen sehen, dass jede Apologetik das Wirken des Heiligen Geistes braucht.
Das heißt: Wenn du im Gespräch mit jemandem über intellektuelle Fragen bist, bete vorher, währenddessen und auch nachher. Gott muss es gebrauchen und Verständnis beim anderen wecken.
Dann musst du die Bibel gut kennen. Manche Leute diskutieren wild herum und verteidigen manchmal Dinge, die gar nicht in der Bibel stehen. Man sollte die Bibel gründlich kennen, um zu wissen, was man überhaupt verteidigen will. Nicht nur eigene Traditionen, Denkmuster oder Meinungen, sondern wirklich biblische Wahrheiten.
Außerdem sollte man eine gewisse Sachkenntnis über die Themen mitbringen, die man diskutiert. Manche meinen, weil sie drei YouTube-Dokus über Evolution und Schöpfung gesehen haben, seien sie Spezialisten in Biologie. Da muss man mit entsprechender Vorsicht herangehen.
Viele dieser Videos, besonders von unseren amerikanischen Geschwistern, sind sehr einseitig und nicht unbedingt fachlich qualifiziert. Sie wirken zwar überzeugend, denn am Ende denkt jeder: „Wie blöd sind die ganzen Biologen, die an die Evolution glauben?“
Das funktioniert so lange, bis man jemanden trifft, der wirklich Biologie studiert hat. Dann fängt der nämlich an, über einen zu lachen und denkt: „Was hast du denn für eine komische Vorstellung? Du hast ja gar keine Ahnung und streitest so selbstsicher.“ Deshalb sollten wir vorsichtig sein. Drei YouTube-Dokus ersetzen kein Biologiestudium. Wäre das so, könnten wir viel Geld sparen.
Wir sollten auch jemanden, der an Evolution glaubt, ernst nehmen. Wir müssen es nicht glauben, es ist ein Interpretationsmuster, das klar ist. Aber dieses Muster gründet auf Beobachtungen, die interpretiert werden und die manchmal relativ gut damit erklärt werden können.
Das heißt noch lange nicht, dass es stimmt. Es gibt durchaus intellektuelle Einwände, wo man sagen könnte: So und so, das passt nicht.
Nur wenn jemand sagt: „Es ist doch ganz klar, jeder vernünftig denkende Mensch weiß, die Evolutionstheorie ist Quatsch“, so einfach geht das nicht. Wir müssen den Gesprächspartner mit seinen Anliegen ernst nehmen.
Wir müssen keinen Kompromiss schließen, das auch nicht. Wir können genauso deutlich unsere Meinung sagen. Aber wir sollten von Anfang an wissen, was wir verteidigen können und was wir erreichen wollen, ohne uns am Ende lächerlich zu machen und dadurch nicht den Glauben zu unterstützen, sondern ihm zu schaden.
Deshalb gehört dazu: Vertrauen auf Gottes Führung, Wissen aus der Bibel und eine gewisse Sachkenntnis. Wenn wir das gemacht haben, können wir uns auf ein apologetisches Gespräch einlassen.
Gesprächsführung in der Apologetik: Zuhören und gezielt antworten
Hier ist eine ganz wichtige Sache: Zuerst einmal solltet ihr eurem Gesprächspartner gut zuhören. Manche machen es so, dass sie ein Stichwort hören und dann sofort zack, zack, zack die Argumente herausbringen. Möglicherweise merkst du am Ende, dass das gar nicht die Frage deines Gesprächspartners war. Dann ist dieser innerlich gelangweilt oder fühlt sich missverstanden, und es kommt nicht das Optimale dabei heraus.
Viele Menschen sagen eine Sache, aber sie meinen damit ganz unterschiedliche Dinge. Manche Leute sagen etwas und meinen damit etwas ganz anderes. Das habt ihr vielleicht auch schon erlebt. Wenn ich zum Beispiel Ehebeispiele nenne, könnte deine Frau sagen: „Oh Schatz, du liebst mich gar nicht.“ Jetzt versuchst du lange zu analysieren, was dahintersteckt. In Wirklichkeit ist es vielleicht einfach so, dass du ihr versprochen hast, mit ihr einkaufen zu gehen, und du hast es nicht gemacht. Das Problem liegt also woanders.
Wenn du dann lange begründest und sagst: „Doch, ich liebe dich schon immer“, ist das gar nicht das Problem. Um herauszubekommen, was wirklich gemeint ist, musst du nachfragen. Derjenige, der etwas sagt, muss das erklären. Ich habe das mehrfach erlebt: Ich habe mit Leuten gesprochen, die sagten, es gibt keinen Gott. Als ich dann nachfragte, hieß das oft einfach: „Mein Ehepartner ist gestorben“ oder „Ich bin am Arbeitsplatz gemobbt worden.“ Am Ende kommt dann heraus: „Es gibt keinen Gott.“ Der Gedanke dahinter ist, dass Gott verpflichtet sein müsste, immer dafür zu sorgen, dass einem kein Unglück passiert. Das ist aber etwas ganz anderes.
Manchmal brauchen diese Leute einfach nur Zeit, die du dir nimmst, um mit ihnen zusammen zuzuhören, sie zu trösten und mit ihnen zu beten. Ich habe schon mit manchen gebetet, die mir am Anfang gesagt haben, dass sie Atheisten sind. Rein logisch mag das nicht stimmig sein – warum sollte ein Atheist plötzlich beten? Aber das war eben gar nicht das Problem. Es ist die Wut, der Ärger oder die Verletzung, die da herauskommt. Deshalb ist es an solchen Stellen viel wichtiger, eine seelsorgerliche Antwort zu geben, weil das Problem eher seelsorgerlich und nicht intellektuell ist.
Manche machen die Sache sogar noch viel schwerer, indem sie endlos diskutieren. Zum Beispiel: Warum musste die Frau sterben? Dann sagst du: „Ja, das liegt daran, dass du so verhärtet dem Glauben gegenüber bist und deshalb hat Gott deine Frau sterben lassen.“ Das ist eher eine schlechte Lösung, zumal wenn du keine direkte Offenbarung von Gott hast, dass das wirklich die Ursache ist. Es kann sein, dass du hinter dem Hass auf Gott und die Christen noch verstärkst, statt ihn zu beantworten.
Also ganz wichtig: Zuerst zuhören. Was sagt der andere überhaupt, und warum sagt er das? Dann ganz genau zuhören und erst danach Antworten formulieren.
Hier möchte ich euch auch raten: Wenn ihr eine Position hört, die ausführlich begründet wird – zum Beispiel bei einem Atheisten, der sagt, es gibt keinen Gott – dann fangt nicht gleich an: „Doch, es gibt Gott, und das ist wahr, denn die Bibel ist bewiesen“ und so weiter. Lasst das erstmal alles. Fragt stattdessen: „Warum meinst du denn, dass es keinen Gott gibt?“
Bei manchen, die wenig Ahnung haben, kommt dann die Antwort: „Das weiß doch jeder, und die Wissenschaft hat bewiesen, dass es keinen Gott gibt.“ Dann weißt du schon: Aha, da hat jemand intellektuelle Probleme, kennt sich aber in der Frage gar nicht aus. Du musst deine Antwort darauf ausrichten. Ein Mensch, der vernünftig über Atheismus nachdenkt, wird nie sagen, die Wissenschaft habe bewiesen, dass es Gott nicht gibt, denn die Wissenschaft kann das gar nicht beweisen. Das ist gar nicht möglich, weil Gott kein Untersuchungsgegenstand der Wissenschaft ist. Das muss man dann klar machen. Dann weißt du, hier liegt das Problem.
Wenn jemand intellektuelle Gründe nennt, zum Beispiel dass die Menschen so sehr leiden, dann musst du darauf eine Antwort geben. Wenn jemand sagt: „Ach, die Religion ist doch alles nur Opium fürs Volk“, merkst du, dass er sozialistisch oder kommunistisch angehaucht ist. Auch darauf musst du antworten. Du musst also immer sehen, was das eigentliche Problem ist, damit du darauf eine passende intellektuelle Antwort geben kannst.
Die Gründe, warum Menschen Gott leugnen, sind sehr unterschiedlich. Die meisten, die heute Gott leugnen, tun das einfach, weil es ihnen bequemer ist. Sie können ihr Leben säkular weiterführen, machen das, was ihnen Spaß macht, und da spricht ihnen keiner dazwischen. Sie sind offen für irgendwelche Vorurteile, die sie mal gehört haben, aber selbst nie durchdacht haben.
Du musst dann nicht lange Apologetik auspacken, sondern versuchen, relativ schnell eine Antwort zu geben. Irgendwann kannst du die Frage stellen: „Was wäre denn, wenn es Gott jetzt gäbe?“ Oder anders: „Was wäre, wenn du keinen Grund mehr hättest, Gott zu leugnen? Was würdest du dann tun?“ Manche antworten dann: „Da will ich aber trotzdem nicht an ihn glauben.“ Dann merkst du, hier hat Apologetik nichts mehr zu tun, hier geht es um die Frage des Willens. Das ist eine viel härtere Sache, denn die kannst du nicht beeinflussen.
Du kannst ihm dann sagen: „Du musst aber auch wissen, welche Konsequenzen deine Entscheidung hat.“ Das ist eher ein weiser Hinweis. Es ist notwendig, jetzt wirklich eine gute Entscheidung zu treffen, denn es geht nicht nur um Smalltalk, sondern um Auswirkungen im eigenen Leben – nicht nur diesseits, sondern auch im Jenseits.
Wir müssen also nachfragen und zuhören.
Das Nächste, was ihr tun solltet, ist, dass ihr versucht, die Grundprinzipien der Argumentation des anderen zu erkennen und die Probleme dieser Grundargumentation aufzuzeigen. Was meine ich damit? Wenn du über Evolution diskutierst, solltest du die Grundprinzipien der Evolution in Frage stellen, nicht nur einzelne Ergebnisse.
Manche Leute diskutieren endlos über Archaeopteryx oder den Neandertaler, weil sie sich damit beschäftigt haben, oder über Fossilienfunde. Das kann man tun. Aber wenn du bei einem Fossilienbefund nachgewiesen hast, dass das unlogisch ist, kommt gleich das nächste Beispiel. Dann erklärst du lange, und dann kommt das nächste Fossil. Das heißt, es gibt nie eine endgültige Antwort, und du bist endlos am Diskutieren.
Du musst zeigen, warum die Evolutionstheorie grundsätzlich nicht funktionieren kann. Wenn sie grundsätzlich nicht funktioniert, ist auch das einzelne Beispiel nicht mehr stichhaltig. Dasselbe gilt für die Fragen nach der Wahrheit der Bibel, der Religionen oder des Leidens. Du musst grundlegende Antworten finden, nicht nur solche, die sich auf Einzelfälle konzentrieren.
Jetzt wäre die Frage: Warum kommst du nicht gleich mit ein paar Bibelstellen? Weil dein Gesprächspartner diese Bibelstellen wahrscheinlich gar nicht akzeptieren wird. Wenn er nicht an Gott glaubt und nicht an die Wahrheit der Bibel, überzeugen ihn auch keine Bibelstellen. Du musst ihn erst dahin bringen, dass er die Aussagen der Bibel für möglich oder wahrscheinlich hält. Wenn du das nicht tust, bringen Bibelstellen nichts. Du kannst sie nennen, aber das ist wie Perlen vor die Säue zu werfen.
Wenn du einem, der die Bibel nicht kennt oder Vorurteile gegen die Bibel hat, etwas erklärst, dann erkläre ihm, was die Bibel sagt – aber mit Worten und Argumenten, die der andere versteht. Der andere ist erst bereit, richtig zuzuhören, wenn er merkt, dass seine eigene Überzeugung nicht hundertprozentig trägt.
Wenn du einem überzeugten Atheisten erzählst, dass du Gebetserhörungen erlebt hast – ein guter Hinweis auf die Existenz Gottes – wird er das als persönliche Interpretation abtun. Er wird sagen: „Du bildest dir das ein, du redest dir das schön.“ Warum? Weil er ein festes Deutungsmuster hat, und alles, was er erlebt, ordnet er in dieses Muster ein.
Deshalb muss dein Gesprächspartner erst erkennen, dass sein Deutungsmuster Fehler und Lücken hat. Es ist nicht so vollkommen, wie er meint. Er muss die Grenzen seiner eigenen Lebensphilosophie sehen. Erst wenn er das erkannt hat, ist er offen für deine Antwort.
Manchmal geschieht das durch Einschnitte im Leben. Du meinst, alles erklärt zu haben, und plötzlich wirst du schwer krank. Dann merkt auch der Atheist, dass seine Erklärungen ihm nicht helfen, wenn er kurz vor dem Tod steht. Manche brechen dann auf. Aber es ist schade, bis dahin zu warten. Es ist viel besser, vorher schon die Gelegenheit zu haben.
Manche Menschen sterben ganz plötzlich und haben keine Möglichkeit mehr, nachzudenken. Wir dürfen nicht nur auf Lebenskrisen warten. Die sind manchmal eine Hilfe, aber nicht die einzige.
Wir müssen Menschen vorher darauf hinweisen, dass ihre Lebensphilosophie, ihr denkerischer Ansatz, die Welt zu interpretieren, löchrig ist und Probleme hat. Wenn derjenige das erkannt hat, ist er offen für Alternativlösungen.
Solange du mit deiner Erklärung zufrieden bist, bügelst du alles andere ab, hörst nicht richtig zu und nimmst es nicht ernst. Deshalb fallen manche Christen viel zu früh mit ihren Gründen für Jesus Christus oder die Glaubwürdigkeit der Bibel heraus. Der Gesprächspartner ist noch gar nicht so weit, diese zu akzeptieren.
Du musst erst vorarbeiten. Wenn der andere so weit ist und merkt, dass seine Argumentation nicht ganz überzeugend ist, ist er eher bereit, deine ernsthaft zu prüfen und nicht nur mit seiner zu vergleichen, um dann festzustellen, dass ihm seine besser gefällt.
Das führt häufig zu sinnlosen Diskussionen: Einer nennt Argumente, der andere nennt welche, und nach zwei, drei Stunden merkt ihr, dass ihr keinen Schritt weitergekommen seid, weil der andere nicht bereit war, seine Position grundsätzlich in Frage zu stellen.
Wenn das nicht erreicht ist, helfen alle Argumente nichts. Das kannst du vergessen. Derjenige wird nur zuhören, dich belächeln und seine Antwortmuster geben. Für jedes deiner Argumente kann ich dir von atheistischer Seite ein Gegenargument nennen.
Nur der Atheist muss erkennen, dass seine Position nicht so fest ist. Ich hoffe, ich habe das deutlich gemacht.
Dann kommen deine Antworten, und am Ende kannst du der Person sagen: „Überleg noch mal neu, versuch deine Antwort darauf zu finden.“ Wenn der Heilige Geist wirkt, kann das dazu führen, dass sie ihre Position verändert.
Erwarte in einem apologetischen Gespräch nicht zu viel. Ein Gespräch kann schon erfolgreich sein, wenn am Ende die Person sagt: „Okay, es könnte doch sein, dass es Gott gibt.“ Sie ist deshalb noch kein Christ, aber ein Stück weiter.
Der Atheist sagt vielleicht: „Vielleicht ist es doch möglich.“ Dann sprichst du beim nächsten Gespräch wieder mit ihm. Dann sagt er vielleicht: „Es ist sogar wahrscheinlicher, dass es einen Gott gibt, als ich angenommen habe.“ Dann hast du ein weiteres Gespräch, und er sagt: „Ich sollte mich vielleicht auch mit Gott auseinandersetzen.“
Dann hast du fünf Jahre mit ihm geredet, und vielleicht ist er so weit, das Evangelium richtig zu verstehen.
Wir Christen sind in solchen Fällen oft zu ungeduldig und vergessen, dass wir an der Stelle des Ungläubigen genauso reagieren würden. Wie ist es bei euch, wenn ein Zeuge Jehovas an der Haustür steht und seine Kurzpredigt hält? Sagt ihr danach: „Danke, dass du gekommen bist, jetzt erkenne ich, dass ich zu Jehova beten soll“? Hoffentlich nicht.
Wenn doch, dann ist dein Glaube ziemlich unsicher. Natürlich übernehmen wir nicht gleich die Meinung eines anderen Menschen. Aber wir erwarten auch nicht, dass ein eingefleischter Atheist, der 30 Jahre Atheist war, nach einem Gespräch sofort sagt: „Danke, jetzt glaube ich an Christus.“
Das kann Gott durch seinen Geist bewirken. Aber die normale Entwicklung läuft meistens nicht so. Die Veränderung kommt stückweise, langsam. Manchmal bei großen Lebenskrisen, wenn die Leute schon alles über Bord geworfen haben.
Wenn ein Mensch glücklich ist, zufrieden verheiratet und sein Job läuft gut, passiert so eine plötzliche Veränderung selten. Dann braucht es längere Zeit. Wir müssen dranbleiben und dürfen nicht zu viele Erwartungen haben.
Erwarte, dass jetzt ein Teil einer Antwort gegeben wird. Wenn er die mitnimmt, ist schon viel erreicht. Dann arbeitet Gott weiter an ihm – wieder und wieder. Vielleicht erst nach fünf oder sogar zehn Jahren versteht er das Evangelium wirklich.
Es geht ja nicht nur um Intellektuelles. Du kannst jedem Atheisten das Evangelium erklären, aber das dringt nicht durch. Er sagt vielleicht ja und nickt, aber wenn du nachfragst, kommt etwas ganz anderes heraus, weil die Leute oft etwas anderes hören als du sagst.
Missionswissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass man einem normalen säkularen Atheisten das Evangelium ungefähr zehnmal gründlich erklären muss, bis er wirklich versteht, worum es geht.
Viele Christen meinen: „Mein Nachbar weiß doch, dass ich zur Gemeinde gehe, warum bekehrt er sich nicht?“ Das ist völlig illusionär. Dein Nachbar weiß vom christlichen Glauben fast nichts.
Selbst wenn du ihm eine Einführung gegeben hast, weiß er wenig. Selbst wenn du sagst, du hast dich bekehrt, versteht er das nicht. Der normale säkulare Nachbar denkt bei Bekehrung an Sekten, Extremismus oder Taliban. Er hat keine Ahnung, was du wirklich glaubst.
Wenn du sagst: „Ich gehe jeden Sonntag zum Gottesdienst“, denkt er an eine langweilige Messe und findet das komisch.
Wir setzen oft voraus, dass der andere viel weiß von dem, was wir wissen. Wenn er sagt, er kenne die Bibel, meint das oft nur, dass er sie im Konfirmationsunterricht in der Hand hatte. Meistens weiß er nichts davon.
Ich habe Leute getroffen, die sagen, sie kennen die Bibel auswendig. Sobald wir darüber sprechen, merke ich, dass sie Neues Testament und Altes Testament nicht mal unterscheiden können.
Was Leute sagen, hat oft mit Selbstdarstellung und Image zu tun. Niemand will gerne dumm dastehen. Aber ihr müsst die Sache nicht alle für bare Münze nehmen.
Denkt daran: Langfristig dranbleiben und immer wieder das Gespräch suchen, dann tut sich etwas. Meistens nicht beim ersten, zweiten oder dritten Mal. Das passiert nur, wenn Gott vorher schon mit den Leuten gearbeitet hat, wenn vor euch schon viele Gespräche waren oder wenn eine tiefe Lebenskrise da ist.
Für viele gilt das aber nicht. Viele eurer Menschen und Nachbarn sind nicht in einer großen Lebenskrise. Trotzdem seid ihr herausgefordert, ihnen das Evangelium zu bezeugen.
Umgang mit Apologetik in der Praxis: Gesprächsanlässe und Grenzen
Manche Männer, die sehr gerne Apologetik betreiben, neigen allerdings dazu, das Evangelium zu schnell zu problematisieren. Das heißt, sie wollen mit jedem eine Diskussion anfangen, weil sie darin so gut sind. Falls das auf jemanden zutrifft, würde ich sagen: Wenn du mit einem Menschen sprichst, der nicht gläubig ist – oder auch mit einem Gläubigen –, dann sprich lieber erst einmal über die geistlichen Inhalte, die gesagt werden. Probleme müssen erst dann angesprochen werden, wenn der andere ein Problem signalisiert.
Wenn du zum Beispiel mit deinem Nachbarn sprichst, kannst du ihm einfach erzählen, dass du in der Bibel liest und das dir sehr viel bedeutet. Dann siehst du, wie er darauf reagiert. Wenn er neugierig wird und sagt: „Erzähl mal, ich finde das alles so langweilig“, dann kannst du erklären, warum du die Bibel toll findest. Vielleicht hat er ja auch gar kein Problem. Manchmal trifft man auf Leute, die den Gedanken an Gott eigentlich gar nicht so schlecht finden.
Das heißt, wir müssen nicht immer sofort alles problematisieren, weil wir denken, der andere hätte ein Problem. Wenn ihr über den Glauben sprecht, redet erst einmal von dem, was ihr erlebt und glaubt – mit den Basics, also den Grundlagen des Glaubens. Stellt euch einfach vor und schaut, wie der andere darauf reagiert.
Manchmal trefft ihr vielleicht jemanden, der schon vorbereitet ist und keine Vorurteile in diesem Bereich hat. Manche Christen, die selbst noch nach Antworten suchen, übertragen das auf andere und wollen im Gespräch mit dem anderen ihre eigenen Probleme lösen. Das ist aber nicht die Aufgabe eines geistlichen Gesprächs.
Wenn du deinen Nachbarn hast, fang einfach so an, dass du betest – auf eine selbstverständliche Art und Weise. Er redet vielleicht über seine Radieschen, und du sagst: „Ja, ich pflege meine Blumen auch, und ich bin froh, dass Gott ihnen Wachstum schenkt.“ Dann siehst du, wie er darauf reagiert. Manchmal steigt er darauf ein, manchmal erzählt er von Kräutern, die von einem Schamanen gesegnet sind. Dann kannst du sagen, dass deine Blumen von Gott gesegnet sind und seine eben vom Schamanen.
So könnt ihr immer wieder auf ganz normale Weise über den Glauben sprechen. Zum Beispiel erzählst du, dass deine Frau krank war, du gebetet hast und sie sich dann viel wohler gefühlt hat. Irgendwo in deinem Alltag findest du immer wieder Gelegenheiten, deinen Glauben zum Ausdruck zu bringen. Dann siehst du, wie der andere darauf reagiert.
Wenn der andere dann sagt: „Gott gibt es doch gar nicht“, kannst du nachfragen: „Wie kommst du denn darauf?“ Er sagt vielleicht: „Jeder vernünftige Mensch weiß das.“ Dann fühlst du dich vielleicht provoziert, weil du ja auch vernünftig sein willst. Du kannst dann sagen: „Ich weiß das noch nicht, erzähl mir mehr.“ Dann fühlt er sich überlegen und erzählt dir seine Sichtweise. Darauf kannst du versuchen, plausible Antworten zu geben.
Dabei geht es nicht um Beweise, sondern um Plausibilitäten. Am Ende kommt ein Ergebnis heraus. Hier haben wir Apologetik nur in einer Kurzfassung behandelt. Manche von euch erwarten vielleicht durchschlagende Antworten, warum die Bibel wahr ist, warum der christliche Glaube der einzige ist und warum Gott existiert. Das können wir gerne noch machen, aber das geht nicht ganz so kurz.
Wir könnten das beispielhaft an der Frage „Existiert Gott?“ zeigen. Dabei sage ich gleich: Die meisten Menschen, die ihr treffen werdet und die sich Atheisten nennen, sind im Kern keine Atheisten, sondern eher Agnostiker. Das ist ein Unterschied. Sie halten diese Frage für unwichtig oder irrelevant für ihre Lebensführung. Sie sagen zwar, dass sie nicht an Gott glauben, haben das aber oft nie tief durchdacht.
Manchmal kommen Leute mit sehr plakativ vorgetragenen Antworten, und viele Christen fühlen sich sofort eingeschüchtert. Eine häufige Antwort, die man an der Uni, in der Schule oder anderswo hört, wenn man sagt, man ist Christ, lautet: „Du bist nur Christ, weil deine Eltern Christen sind.“ Viele Christen fühlen sich dadurch provoziert. Hier ist es wichtig, erst einmal innerlich ruhig zu bleiben und sich zu fragen: Welchen Sinn hat diese Feststellung?
Der Sinn ist, deine Glaubensüberzeugung zu diskreditieren, weil sie angeblich durch deine Eltern beeinflusst ist. Manche Christen versuchen das schnell zu leugnen und sagen, das habe nichts damit zu tun. In vielen Fällen hat es aber sehr wohl damit zu tun, denn du hast vermutlich schon von klein auf, seit dem ersten Lebensjahr, vom Glauben gehört. Natürlich hat das Auswirkungen.
Die entscheidende Frage ist aber: Was sagt das über die Wahrheit deiner Überzeugung aus? Meine Eltern haben mir zum Beispiel auch sehr früh die Rechtschreibung beigebracht. Ich habe die Rechtschreibung von meinen Eltern übernommen. Heißt das, dass sie falsch ist? Nein, ganz und gar nicht. Meine deutsche Sprache habe ich von meinen Eltern übernommen, deshalb nennt man sie auch Muttersprache.
Jetzt kannst du deinen Gesprächspartner fragen, wie das bei ihm aussieht. Manchmal kannst du auch sagen: „Du bist Atheist, weil deine Eltern Atheisten waren.“ Damit liegst du in neunzig Prozent der Fälle richtig. Dann seid ihr wieder gleichauf. Sie werfen dir vor, du seist nur Christ, weil deine Eltern Christen sind, und du fragst zurück: „Und bei dir?“ Die Leute erwarten das gar nicht, weil sie denken, sie seien rein reflektiert und intellektuell, weil sie Atheisten sind. Dabei haben sie oft viel weniger über Gott nachgedacht als du.
Sie sagen dann: „Du bist nur dumm, wenn du nachdenken würdest, würdest du merken, dass es Gott nicht gibt, aber du glaubst nur, was deine Eltern dir gesagt haben.“ Wir müssen den Leuten zeigen, dass dieses Argument genauso auf sie anwendbar ist. Es sagt über die Wahrheit dessen, was wir glauben, nichts aus.
Wenn ich die Rechtschreibung von meinen Eltern lerne, ist die Rechtschreibung deshalb nicht falsch. Wenn ich von meinen Eltern lerne, ordentlich zu essen, ist das auch nicht falsch. Wenn ich lerne, mein Bett zu machen, ist das auch nicht falsch, nur weil es meine Eltern mir beigebracht haben. Die Argumentation, eine Sache müsse unglaubwürdig sein, nur weil sie von den Eltern kommt, ist logisch irrelevant. Das kann man mit den passenden Worten und Beispielen erklären.
Manche Leute sagen dann: „Ich habe Gott nicht gesehen, also gibt es ihn nicht.“ Das ist ebenfalls eine Antwort von jemandem, der noch nicht tief darüber nachgedacht hat. Denn jeder, der etwas tiefer nachgedacht hat, müsste schnell erkennen, dass Dinge nicht existieren müssen, nur weil wir sie nicht sehen.
Wir können immer nur Aussagen über etwas machen, das wir wahrnehmen können, aber nicht über das, was wir nicht wahrnehmen können. Das ist ganz klar. Das wäre zum Beispiel der Todesstoß für die Wissenschaft, denn die Wissenschaft sucht immer noch nach Dingen, die sie bisher nicht festgestellt hat. Wenn jeder Wissenschaftler sagen würde: „Es gibt nur das, was ich bisher festgestellt habe“, gäbe es keinen Fortschritt in der Wissenschaft.
Früher haben viele Menschen, sogar Wissenschaftler, lange Zeit geleugnet, dass es Atome gibt, weil man sie nicht direkt feststellen konnte. Noch schlimmer war es mit der Radioaktivität: Die kann man weder sehen, fühlen noch schmecken. Viele haben gesagt: „Gibt es das wirklich?“ Das zeigt, wie kurzsichtig diese Haltung ist. Wahrscheinlich gibt es Millionen von Dingen, die existieren, aber wir haben sie bisher nicht nachgewiesen. Daraus können wir nicht schließen, dass sie nicht existieren.
Wenn Leute sagen: „Ich habe Gott nicht gesehen“, sagt das nichts über seine Existenz aus. Es sagt nur, dass sie in ihrem Denkkorridor bisher keinen überzeugenden Beweis für seine Existenz gefunden haben. Das heißt aber nicht, dass sie im Umkehrschluss sagen können, Gott gebe es nicht. Dann müssten sie agnostisch sagen: „Ich weiß es nicht.“
Wenn jemand sagt: „Ich weiß es nicht“, kann er deine Argumente zumindest würdigen. Wenn er sagt: „Ich weiß sicher, es gibt keinen Gott“, dann eher nicht. Platt gesagt sind Antworten wie „Jeder weiß das“ wenig hilfreich.
Ich habe schon Philosophiestudenten getroffen, die mir erzählt haben, ihr Professor hätte bewiesen, dass es keinen Gott gibt. Das fand ich interessant. Ich habe mich zwei Stunden mit ihm unterhalten. Am Ende stellte sich heraus, dass der Professor gar nichts bewiesen hatte, sondern es nur behauptet. Eine Behauptung und ein Beweis sind ein großer Unterschied. Der Student ging aus dem Gespräch mit der Erkenntnis, dass es nicht so sicher ist, wie er dachte, und dass er sich noch einmal mit der Frage beschäftigen muss.
Er wurde dadurch zwar nicht bekehrt, aber er erkannte, dass seine feste Überzeugung, dass es keinen Gott gibt, nicht so fest war, wie er meinte. Das können wir durchaus erreichen.
Historische und ideologische Hintergründe des Atheismus
Wenn wir dem Thema weiter nachgehen, müssen wir feststellen, dass wirklich überzeugende Atheisten eigentlich erst seit dem zwanzigsten Jahrhundert existieren. In dieser Zeit wurde der Atheismus zu einer politischen Ideologie und zu einem Weltdeutungssystem für einen säkularisierten, konsumorientierten Menschen. Das ist auch heute noch so.
Davor gab es zwar Menschen, die Probleme mit der Kirche hatten, aber diese waren keine Atheisten. Besonders interessant finde ich beispielsweise, dass die wichtigste deutsche Atheistenvereinigung in Deutschland sich Giordano Bruno Stiftung nennt. Giordano Bruno lebte im Mittelalter, war Mönch und sehr unzufrieden mit der katholischen Kirche, die er stark kritisierte. An der Existenz Gottes hat er jedoch nie gezweifelt.
Deshalb habe ich der Giordano Bruno Stiftung eine E-Mail geschrieben und sie zu dem Namen ihrer Organisation beglückwünscht. Immerhin hat Giordano Bruno an die Existenz Gottes geglaubt. Die Stiftung reagierte jedoch nur verärgert, war nicht dankbar für den Hinweis und hat sich auch nicht bekehrt. Trotzdem halte ich diese Feststellung für interessant.
Viele Atheisten zitieren verschiedene Personen, die Kirchenkritiker waren, und reihen sie in ihre Argumentation für den Atheismus ein. Sie berufen sich zum Beispiel auf Voltaire und behaupten, er sei Atheist gewesen. Dabei genügt ein Blick auf Voltaires Haus in Genf: Bis heute sieht man in seinem Garten einen Altar, den er als Denkmal für Gott errichtet hat. Voltaire war gegen die katholische Kirche, aber nicht gegen die Existenz Gottes. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Genauso verhält es sich mit vielen anderen Personen, die heute von Atheisten genannt werden. Sie berufen sich etwa auf Galileo Galilei, der ebenfalls gegen die Kirche war. Galileo war jedoch sein ganzes Leben lang ein überzeugter Christ. Vielleicht war er nicht bekehrt, das weiß ich nicht genau, aber er glaubte, dass die Bibel wahr ist, der christliche Glaube richtig ist und Gott existiert. Der einzige Streit mit der Kirche drehte sich um das richtige Deutungssystem der Planetenbewegungen. Das hat mit der Frage der Existenz Gottes nichts zu tun.
Atheisten benutzen solche Beispiele gern, um zu zeigen, wie böse die Gläubigen seien und wie wissenschaftsfeindlich die Kirche sei. Dabei ging es bei Galileo gerade nicht um Wissenschaftsfeindschaft, denn seine Forschung wurde sogar von der Kirche finanziert – sowohl vor als auch nach seinem Prozess.
Hier werden häufig Feindbilder aufgebaut, die sich bei näherem Hinsehen als vollkommen falsch erweisen.
Es gibt jedoch bestimmte Argumente, die gegen die Existenz Gottes vorgebracht werden. Was könnten das für Argumente sein? Sind euch schon einmal Argumente begegnet, die Atheisten nennen, um zu sagen, dass es keinen Gott gibt? Wenn ja, nennt sie ruhig, und ich werde dazu etwas sagen. Falls ihr keine nennt, habe ich noch einige im Kopf. Ich möchte euch praxisorientiert eine Gesprächshilfe geben, basierend auf euren Erfahrungen.
Welche Argumente sind euch bisher begegnet, die gegen die Existenz Gottes sprechen?
Ein häufig genanntes Argument ist das Vorhandensein von Kriegen. Wenn man das logisch betrachtet, stellt sich die Frage: Was sagt die Existenz von Kriegen über die Existenz Gottes aus? Das ist ein anderes Argument, aber gut, es wird oft dahinter versteckt.
Man könnte sagen: Nur ein Gott, der allmächtig ist und versprochen hat, alle Kriege zu verhindern, könnte durch die Existenz von Kriegen widerlegt werden. An einen solchen Gott glaubt jedoch niemand. Keine Religion vertritt die Vorstellung, dass es kein Leid in der Welt gibt.
Weder Muslime, noch Buddhisten oder Hindus gehen davon aus, dass es kein Leid gibt. Buddhisten sehen das Leid sogar als Beweis für Gott an. Sie drehen das Argument um und sagen, dass die Welt voller Leiden ist – das ist eine der vier edlen Wahrheiten des Buddhismus.
Auch Christen glauben nicht an einen Gott, der versprochen hat, ewig Leid zu verhindern. Wir glauben an einen allmächtigen Gott, der, wenn er will, eingreifen kann, aber an vielen Stellen Leid zulässt – aus bestimmten Gründen.
Diese Gründe können unterschiedlich sein. Manchmal ist Gottes Antwort einfach: Das hast du dir selbst eingebrockt, zum Beispiel bei Kriegen. Welche Kriege, die wir heute haben, gehen wirklich auf die Initiative Gottes zurück? Das sind die allerwenigsten. Die meisten Kriege entstehen durch egoistische, machthungrige, gewaltsüchtige Menschen. Gott hat damit nichts zu tun.
Diese Kriege würden auch ohne die Existenz Gottes stattfinden. Das heißt, es ist nicht Gottes Initiative, dass sie geschehen. Wir könnten höchstens Gott vorwerfen, dass er, falls er existiert, nicht eingreift. Das ist jedoch eine ganz andere Frage.
Es geht nicht um seine Existenz, sondern um sein Handeln. Wir kritisieren also, wie Gott handelt, nicht, ob es ihn gibt.
Viele Menschen sind dabei nicht ehrlich. Sie erwarten, dass Gott eingreift, wenn sie selbst Schaden erleiden. Wenn sie Täter sind, wollen sie meist nicht, dass Gott eingreift.
Wenn jemand eine Steuerhinterziehung begeht, möchte er oft nicht, dass Gott das aufdeckt, obwohl der Staat geschädigt wird. Wenn aber jemand dir Geld schuldet, soll Gott dafür sorgen, dass du es bekommst.
Der Mörder, der seinen Nachbarn töten will, will natürlich nicht, dass Gott ihn daran hindert. Der Nachbar möchte jedoch geschützt werden.
Die Menschen wollen, dass Gott eingreift, wenn sie Opfer sind, nicht wenn sie Täter sind. Das ist sehr ungerechtfertigt.
Würde Gott wirklich eingreifen, wären viele Menschen unzufrieden. Ein Ehemann, der seine Ehe bricht, will sicher nicht, dass Gott seiner Frau einen Brief schickt und sie warnt. Er beschwert sich aber, wenn seine Frau zickig zu ihm ist und fragt, warum Gott ihm das zulässt.
Das ist im Grunde genommen nur verkappter Egoismus. Wir wollen, dass Gott unsere Interessen vertritt oder die Interessen irgendwo auf der Welt.
Manche Menschen fragen morgens beim Frühstück, warum Gott Erdbeben zulässt. Hier sind wir bei einem anderen Thema: der Theodizee.
Manchen würde ich dann auch fragen, wie viel Geld sie bereits gespendet haben, um den Betroffenen zu helfen. Viele machen Gott den Vorwurf, sind aber nicht bereit, selbst etwas zu tun.
Das ist heuchlerisch. Wer Gott Vorwürfe macht, aber nichts unternimmt, zeigt kein echtes Mitgefühl.
Echte Argumente kommen von Menschen, die wirklich leiden und denen es wichtig ist, dass anderen geholfen wird. Diese nehme ich ernst, wenn sie sagen, dass sie wegen des Leids nicht an Gott glauben können.
Wer jedoch bequem lebt, sein Geld für sich ausgibt und anderen egal ist, ist ein Heuchler, wenn er Gott Vorwürfe macht.
Hier spielen auch andere Argumente eine Rolle. Aber wie gesagt, das ist eher die Frage der Theodizee, nicht die Frage, ob es Gott gibt.
Zum Beispiel gibt es im Hinduismus Götter, die Leid verursachen, wie die Göttin Kali. Sie versucht immer wieder, Leid auszuüben. Diese Vorstellung passt gut zur Welt. Hier geht es eher um die Charaktereigenschaften Gottes, nicht um seine Existenz.
Wir sagen, es gibt keinen Gott, der absolut allmächtig ist und garantiert, dass es kein Leid auf der Erde gibt. Diesen Gott gibt es nicht. Aber das ist auch nicht der Gott, der uns in der Bibel begegnet.
Der Gott der Bibel lässt manchmal Leid aus verschiedenen Gründen zu. Das Leiden könnte sogar ein Zeichen dafür sein, dass Gott am Werk ist.
Welche anderen Argumente gegen die Existenz Gottes gibt es noch?
Man merkt, dass es bei der Argumentation um Logik geht, nicht um Emotionen. Menschen, die gerade einen Angehörigen bei einem Erdbeben verloren haben, wollen keine logischen Antworten. Sie brauchen Trost und Mitgefühl. Apologetik hilft hier nicht.
Apologetik ist sinnvoll bei Menschen, die im Kopf Zweifel haben, nicht bei denen, die im Leben leiden.
Ein weiteres Argument ist die Behauptung, alles sei Zufall. Das ist aber nur ein alternatives Deutungsmuster. Die Behauptung, alles sei Zufall, müsste erst belegt werden. Das kann man nicht beweisen, es ist nur eine Deutung.
Manchmal erkenne ich naturwissenschaftliche Zusammenhänge, die sich genau erklären lassen. Zum Beispiel ist das Wetter kein Zufall. Auch Lotto ist kein reiner Zufall. Mit stochastischen Methoden kann man berechnen, wie Glücksspiel funktioniert.
Diese Gesetzmäßigkeiten hat übrigens Blaise Pascal, ein gläubiger Christ, als Erster entwickelt.
Selbst wenn alles Zufall wäre – was nicht der Fall ist – würde das nichts über die Existenz Gottes aussagen. Es könnte ein Gott sein, der die Welt geschaffen hat und sich selbst überlässt, um zu beobachten, was passiert.
Diesen Gott könnte es geben. Das ist eher ein Argument gegen ein bestimmtes Gottesbild: den Gott, der bei allem eingreift und uns den Sinn mitteilt, warum er es so macht.
Diesen Gott gibt es offenbar nicht. Er wird in der Bibel auch nicht genannt. Gott sagt oft selbst zu Hiob: „Was mischst du dich ein? Ich handle, wie ich will.“
Manches wirkt für den Menschen zufällig, manches kann anders gedeutet werden. Aber im Kern sagt das nichts über die Existenz Gottes aus.
Selbst wenn alles zufällig wäre, wäre ein Gott denkbar, der diesen Zufall zulässt. Die Existenz Gottes wäre dadurch nicht betroffen.
Ein weiteres Argument gegen Gott ist die postmoderne Haltung. Viele wissen gar nicht, dass sie in der Postmoderne leben und deren Denkweise übernommen haben.
Die Postmoderne geht davon aus, dass religiöse Überzeugungen irrelevant sind, weil sie nur persönliche Vorlieben ausdrücken.
Diesen Menschen muss man auf einer anderen Ebene begegnen. Ihr Problem ist, dass sie feste Wahrheiten im religiösen Bereich ablehnen und alles relativieren.
Man kann ihnen klarmachen: Ich glaube an Gott, du nicht. Existiert Gott nun oder nicht? Man kann nicht sagen, er existiert für dich, aber nicht für mich.
Entweder existiert Gott oder nicht. Entweder bin ich im Irrtum oder du.
Diese Leute ziehen sich meist zurück und fühlen sich großzügig und tolerant, wenn sie sagen: „Ich lasse dir deinen Glauben, du mir meinen.“ Das ist jedoch unsinnig.
Wenn du eine Flasche mit einer Flüssigkeit hast und ich sage, sie ist Gift, und du stirbst, wenn du sie trinkst, und ein anderer sagt, sie sei kein Gift, kann es nicht beides sein.
Entweder ist sie Gift oder nicht.
Genauso ist es bei Gott. Wenn es Gott gibt, ist es egal, ob ich an ihn glaube oder nicht. Er existiert objektiv.
Wenn du sagst, Gott spielt für dich keine Rolle, ist das intellektuell unsinnig.
Wenn es keinen Gott gibt, ist es für mich dumm, an ihn zu glauben.
Wir müssen solchen Menschen klarmachen, dass ihr Gerede zwar gut klingt, aber eigentlich sagt: „Du bist dumm.“
Das wollen sie natürlich nicht hören. Sie wollen großzügig erscheinen.
Aber wenn sie sagen, es gibt Gott nicht, dann gibt es ihn weder für sie noch für andere.
Wenn es aber einen Gott gibt, dann existiert er objektiv und jeder muss sich ernsthaft mit seiner Existenz auseinandersetzen.
Wir müssen gegen die Postmoderne argumentieren, die sagt, jeder habe seine persönliche Wahrheit.
Das tun wir mit den Argumenten der Logik. Man kann nicht gleichzeitig sagen, etwas existiert und existiert nicht.
Diese Grundgesetze der Logik wurden schon von den alten griechischen Philosophen formuliert und gelten bis heute.
Das Problem der Denkenden ist nicht, Argumente für Gott zu sammeln. Das Problem ist, dass sie glauben, die Frage nach Gott habe nichts mit der Realität zu tun.
Wir müssen sie auf diese Ebene bringen.
Gibt es noch andere Argumente gegen die Existenz Gottes?
Ein weiteres ist: „Die Christen sind alle schlecht.“ Manchmal, wenn ich mit schlimmen Dingen zu tun habe, denke ich auch so.
Aber logisch betrachtet hat das Leben der Christen nichts mit der Wahrheit Gottes zu tun.
Wenn du eine Autopanne hast und einen unfreundlichen Mitarbeiter des ADAC triffst, heißt das nicht, dass es den ADAC nicht gibt.
Genauso sagt das Verhalten eines Christen nichts darüber aus, ob Gott existiert.
Man könnte im Gegenzug auch sagen: Ich kenne furchtbare Atheisten, also ist der Atheismus falsch.
Das sagt über die Wahrheit der Überzeugung nichts aus.
Das moralische Verhalten eines Menschen sagt nichts über die Existenz Gottes.
Natürlich sollte ein Christ vorbildlich leben. Ein Atheist kann zu Recht sagen, dass ein Christ unmoralisch lebt und sich ändern sollte.
Das sagt jedoch nichts über die Existenz Gottes, sondern nur darüber, ob der Christ seiner Überzeugung entsprechend lebt.
Ein weiteres Argument stammt von Feuerbach, der sagte, Gott sei eine Projektion menschlicher Wünsche. Viele Christen ärgern sich darüber, aber ich sage: Ruhig bleiben.
Was er festgestellt hat, stimmt in vielen Fällen.
Viele Menschen erschaffen sich Gottesbilder.
Das ist sogar eine biblische Wahrheit. In Römer 1 steht, dass Menschen von Gott wissen, aber ihn nicht verehren und sich deshalb Ersatzbilder schaffen.
Das passiert in vielen Religionen.
Wenn ich mir ein Ersatzbild von Gott schaffe, sagt das nichts darüber aus, ob Gott wirklich existiert.
Ich kann mir eine falsche Vorstellung machen, das heißt aber nicht, dass das echte Objekt nicht existiert.
Jemand kann Schmuck fälschen, aber das heißt nicht, dass es keine echten Schmuckstücke gibt.
Viele Menschen schaffen sich einen esoterischen Gott, der oft falsch ist und nur ein Hirnkonstrukt.
Das bedeutet nicht, dass es Gott nicht gibt, sondern nur, dass ihre Vorstellung erfunden ist.
Ein weiteres Argument ist von Karl Marx, der sagte, Religion sei das Opium des Volkes.
Er meinte, in der Industriellen Revolution half der Glaube den Menschen, mit ihrem Leid besser umzugehen.
Das machte sie friedlicher und weniger revolutionär.
Er wollte ihnen den Glauben nehmen, damit sie revoltieren.
Man kann aber auch sagen: Wenn der Glaube den Menschen hilft, ist das ein Beweis für die Existenz Gottes.
Das wäre, als würde man sagen, ein Medikament helfe nur, weil man sich das einbildet.
Lenin sagte, Religion sei Opium, weil die Herrschenden sie zur Unterdrückung nutzen.
Das stimmt oft.
Zum Beispiel ist in Russland nach Jahrzehnten atheistischen Staates die orthodoxe Kirche wieder eng mit der Politik verbunden.
Putin nutzt die Kirche zur Stabilisierung seiner Macht.
Das zeigt den Missbrauch von Religion, aber sagt nichts über die Existenz Gottes aus.
Man kann Dinge, die es gibt, besser missbrauchen als Dinge, die es nicht gibt.
Sigmund Freud bezeichnete den Glauben an Gott als kollektive Neurose.
Das klingt heftig, ist aber nur eine unbelegte Behauptung.
Weltweit sind die meisten Menschen gläubig.
Wenn Glaube eine Neurose ist, müsste dann nicht Atheismus eine kollektive Neurose sein?
Das sagt nichts aus, es ist nur eine These.
Lasst euch von solchen Aussagen nicht einschüchtern.
Die Wissenschaft kann nur Dinge untersuchen, die messbar sind.
Nennt mir eine wissenschaftliche Methode, mit der man Gott untersuchen kann.
Es gibt keine.
Dass Wissenschaft Gott nicht beweisen kann, heißt nicht, dass Gott nicht existiert.
Ich habe viele Bücher von Atheisten gelesen und fürchte mich nicht vor ihren Argumenten.
Richard Dawkins’ Buch "Der Gotteswahn" ist intellektuell eher langweilig, da es nur Vorurteile zusammenfasst.
Atheisten lesen es gern als Erbauungsbuch für ihren Glauben.
Logisch betrachtet ist es ziemlich seicht.
Wenn ihr wollt, könnt ihr mir gerne neue, durchschlagende Argumente gegen die Existenz Gottes nennen.
Bisher habe ich keine gehört, die wirklich logisch stichhaltig sind.
Philosophen sagen auch, dass Atheismus nicht beweisbar ist. Die Frage muss offen bleiben.
Damit kommen wir zum nächsten Schritt: Argumente für die Existenz Gottes zu formulieren.
Dann kann man jemanden herausfordern, neu darüber nachzudenken und vielleicht seine Überzeugung zu ändern.
Das ist ein Beispiel für apologetische Argumentation.
Dies ist nur eine Einführung, aber ich hoffe, sie zeigt, wie man vorgehen kann.
Lasst euch nicht zu schnell einschüchtern, überprüft Argumente auf logische Stimmigkeit, zeigt Denkfehler auf, präsentiert Denkalternativen und fordert zum Nachdenken heraus.
Dabei geht es nur um intellektuelle Fragen.
Die meisten Menschen, die ihr trefft, haben nie wirklich über Atheismus nachgedacht.
Sie haben die Meinung oft nur übernommen, weil sie ein YouTube-Video gesehen haben, ihr Freund gegen den Glauben ist oder sie einfach als Atheisten aufgewachsen sind.
Mit solchen Menschen müsst ihr anders argumentieren.
Schnelle Beispiele und Rückfragen helfen oft, damit sie merken, dass ihre Argumente nicht überzeugend sind.
Als Christen sollten wir von unserem Glauben überzeugt sein und ihn logisch erklären können.
Apologetik ist eine große Aufgabe.
Hier habe ich euch einen kleinen Einblick und eine Motivation für den Umgang mit Menschen gegeben, die Fragen haben.
Ein paar Minuten für Rückfragen sind sicher noch möglich.
Dabei könnt ihr Fragen aus dem Bereich Begründung oder Zweifel am Glauben stellen.
Ich werde versuchen, euch kurz zwei oder drei Gedanken zu geben, die euch bei Gesprächen oder der eigenen Auseinandersetzung helfen.
Abschlussgedanken zur Glaubwürdigkeit und Lebensführung
Ich würde sagen, ja und nein. Rein äußerlich wissen wir: Wenn die Leute sich über uns ärgern, sind sie auch nicht so sehr bereit zuzuhören, was wir ihnen zu sagen haben. Wenn du die ganze Zeit eklig zu deinem Nachbarn bist und der sich über dich ärgert, will er nicht richtig zuhören, wenn du dann mit Gott kommst. Von daher ist die Sache nicht ganz falsch.
Auf der anderen Seite sollten wir vorsichtig sein, Menschen an uns zu binden, denn irgendwann werden sie von uns auch enttäuscht sein. Leute, die nur an Gott glauben, weil sie uns sympathisch finden, können genauso schnell Gott wieder über Bord werfen, wenn sie von uns enttäuscht sind. Deshalb Vorsicht: Wir sollen Menschen an Gott binden, nicht an uns. Da es Menschen sind, die auch uns anschauen, ist es aber notwendig, dass sie uns als vertrauenswürdige Menschen wahrnehmen.
Hier gibt es einen Unterschied zwischen Evangelistik und Apologetik. Evangelistik heißt, ich erkläre den Glauben einem Menschen, der von ihm nichts weiß. Apologetik wendet sich in erster Linie nicht daran, ob die Leute mich sympathisch finden, sondern ob sie nachvollziehen können, was ich ihnen sage. Wenn ich aber gar nicht so lebe, wie ich rede, dann kann ich die besten Argumente nennen, und die Leute wollen nicht zuhören. Das kann logisch sein.
Unser Leben soll also im Einklang sein mit dem, was wir sagen, soweit es möglich ist. Wir sollen daran arbeiten, dass die Menschen an Gott glauben, unabhängig von unserer Person. Sie müssen nicht an uns glauben, nicht an Sympathie für uns, sondern sie müssen sehen, dass Gott vertrauenswürdig ist, nicht Menschen.
Hier würde ich genau sagen: Lasst euch auf diese Sache nicht ein, es sei denn, jemand ist wirklich offen. Wenn es von einem Atheisten kommt, dann drückt das oft aus: „Ich habe schwache Argumente, also nehme ich lieber deine Argumente auseinander.“ Das ist eine schlechte Strategie.
Wenn derjenige wirklich offen ist, würde ich erst mal zurückfragen: Hast du dich schon damit beschäftigt? Bist du wirklich offen? Wie ist deine bisherige Position? Dann wäre das schon kein Atheist mehr, sondern eine andere Frage. Vielleicht ist es ein Spiritualist oder etwas anderes.
Hier kann man durchaus Argumente für den Glauben formulieren, muss aber erst einmal deutlich machen, was wir genau dadurch versuchen zu belegen und was nicht. Das heißt: Die Existenz Gottes können wir prinzipiell nicht beweisen. Wobei der, mit dem wir reden, ja schon von der Existenz Gottes ausgeht, er nennt sie nur anders – eine höhere Macht.
Es geht also vielleicht nur noch darum zu sehen, wie dieser Gott ist. Ist es eine anonyme Macht, oder ist es ein Gott, der sich den Menschen offenbart, wie wir in der Bibel glauben? Die Frage ist eher: Ist deine Definition von Gott richtig oder die in der Bibel? Wenn derjenige trotzdem noch zusätzliche Argumente für die Existenz Gottes will, könnten wir welche sammeln. Aber wie gesagt, das sind Argumente, die die Plausibilität der Existenz Gottes erhöhen, nicht solche, die sie beweisen.
Klassische Argumente wären zum Beispiel Gebetserhörungen. Hier solltet ihr allerdings solche aussuchen, die wirklich sehr plausibel und eindeutig sind. Wenn es Sachen sind, die sehr interpretationsbedürftig sind, würde ich sagen, lasst sie lieber weg. Dann kommt schnell jemand, der sagt: „Auch ich habe dafür gebetet, dass meine Mutter nicht stirbt, und sie ist trotzdem gestorben.“ Das spricht dagegen.
Hier müsst ihr das Ganze logisch analysieren: Eine erfüllte Gebetserhörung ist ein Beleg für Gott, eine nicht erfüllte ist kein Beleg für seine Nichtexistenz. Warum ist ein nicht erfülltes Gebet kein Argument, dass es Gott nicht gibt, ein erfülltes aber sehr wohl, wenn es eine eindeutige Erfüllung ist, also eine, die mit anderen Erklärungen schlechter erklärt werden kann?
Weil Gott keine Naturmacht ist. Genau das ist der entscheidende Punkt. Wir glauben an Gott, der eine Persönlichkeit ist, der selbst entscheiden kann, ob er etwas tut oder nicht. Wenn er es tut, ist das ein Hinweis, dass es ihn gibt. Wenn er es nicht tut, gibt es vielleicht gute Gründe, warum er es nicht tut.
Wenn es nur ein Naturgesetz wäre, müsste es immer gleich reagieren. Aber Gott ist kein Naturgesetz, sondern eine Person. Das ist ähnlich, als wenn deine Kinder an der Existenz der Eltern zweifeln und sagen: „Ja, aber meine Eltern haben mir da und da geholfen, also gibt es sie.“ Der andere könnte sagen: „Ja, aber da haben sie dir verboten hinzugehen, also gibt es sie nicht.“
Da merken wir: Wenn du etwas einem Menschen tust oder ihm hilfst, muss das etwas sein, das das getan hat. Wenn du es hingegen nicht tust, könnte es sein, dass dich nicht gibt – oder Gott will nicht das tun, worum du ihn bittest.
Deshalb ist eine eindeutige, erfüllte Gebetserhörung – ich sage nicht eine spekulative, sondern eine ziemlich eindeutige, die sehr unwahrscheinlich ist – ein Hinweis. Solche Erlebnisse habe ich immer wieder. Wenn jemand dann bei einem Beispiel „Zufall“ sagt und beim nächsten auch, irgendwann nach zehn Beispielen würde ich sagen, dass du immer wieder auf Zufall zurückkommst. Diese Deutung ist möglich, aber viel unwahrscheinlicher als meine Deutung, dass eine Macht dahintersteht, die das Ganze lenkt – die wir Gott nennen.
Letztendlich ist es egal, ob wir Gott Gott nennen oder Macht oder Kraft. Es kommt darauf an, dass es diese übergeordnete Existenz gibt, die diese Welt geschaffen hat, der wir verantwortlich sind.
Ein Beispiel: Wir sind gerade umgezogen, und meine Frau wollte für die Wohnungseinrichtung eine Blumenampel. Ich habe eine bei eBay gebraucht gefunden, viel günstiger. Ich war gerade in Gelsenkirchen zum Predigen, das lag so auf halbem Weg. Ich schrieb mir die Adresse auf, fuhr los, gab sie ins Navi ein – die Straße gab es nicht, zumindest nicht mehr im Navi.
Ihr könnt sagen: „Michael, solltest du dir vielleicht ein Handy anschaffen.“ Ich habe kein Handy, und Telefonzellen mit Geld gibt es kaum noch. Was mache ich jetzt? Ich war ganz alleine. Ich dachte, ich könnte zurückfahren und per E-Mail sagen, die Adresse gibt es nicht, erklär mir mal, wo du wohnst. Aber dann hätte ich die Fahrt hin und zurück gehabt.
Ich entschied mich, nach Lippstadt zu fahren. Lippstadt ist nicht klein, es gibt hunderte Straßen. Ich betete und fuhr nach Lippstadt ein. Ich bog die erste Straße links ab – und es war genau die Straße, in der die Leute mit der Blumenampel wohnen.
Rein statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, sehr gering. Ich habe schon häufig solche Dinge erlebt. Du kannst sagen, es ist Zufall, das kann ich nicht leugnen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass du gleich die erste Straße triffst, ist sehr gering.
Meine Deutung, dass hier eine übernatürliche Führung ist, ist viel wahrscheinlicher. Es ist keine Garantie, sondern nur eine Frage der Wahrscheinlichkeiten. Ich kann Gott nicht beweisen, weil es dafür keine Methode gibt, aber ich kann durch das, was ich erlebe und beobachte, seine Wahrscheinlichkeit erhöhen.
Das wäre ein Beispiel. Ich könnte zahlreiche andere nennen und sagen: Deine Erklärung befriedigt mich weniger als meine. Das wäre eine Plausibilitätserhöhung.
Was gäbe es noch? Vielleicht noch einen Moment stehen bleiben, ich bin noch nicht ganz fertig mit der Antwort.
Was wir noch machen können, sind erfüllte Prophezeiungen. Bitte nehmt solche, die auch für Nichtgläubige eindeutig erkennbar sind. Manchmal gibt es biblische Prophezeiungen, die man nur glaubt, weil man daran glaubt, dass die Bibel das sagt, aber nicht wirklich versteht.
Ihr kennt vielleicht solche Beispiele, wie als Herodes die Kinder tötet und es heißt, das musste so sein, weil es im Alten Testament steht, dass Rahel über ihre Kinder weint. Das sind abenteuerliche theologische Erklärungen, die das plausibel machen, aber ein Nichtgläubiger fragt dann: Was hat Rahel mit Herodes und den ermordeten Kindern zu tun?
Deshalb nehmt lieber eindeutige Beispiele, wie wenn Micha sagt, dass Jesus in Bethlehem geboren wird, und das dann tatsächlich so eingetreten ist. Oder wenn Daniel sagt, dass das persische Reich kommen wird, obwohl er es nie kannte. Das sind eindeutige Erfüllungen.
Das ist ein Hinweis darauf. Es gibt auch plausible logische Erklärungen aus der Schöpfung, aus der Philosophie, zum Beispiel bei den Gottesbeweisen von Thomas von Aquin oder Immanuel Kant.
Wir haben eigene Erfahrungen, Gebetserhörungen, Berichte von Leuten, die etwas Besonderes mit Gott erlebt haben, wie wir sie in den Evangelien finden. Das erhöht die Plausibilität.
Wir haben keinen hundertprozentigen Beweis, aber wir können die Plausibilität der Annahme, dass es Gott gibt, begründen. Das wäre eine längere Sache, der wir nachgehen könnten.
Ich habe eine Frage direkt zum Gespräch: Reicht es uns, wenn wir Argumente nur auf biblische Beweise begrenzen? Beispiel: Viele sagen, der Mensch war schon im Heil und hatte keine Gesinnung. Dann hat er die Gesinnung, den Gottesgeist, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Das ist für den ausreichend, der die Bibel als Autorität akzeptiert.
Aber hast du einen eingefleischten Atheisten, der sagt, die Bibel ist erfunden, dann denkt er: Was sagst du da? Die Bibel ist doch falsch. Das geht nur für den, der die Bibel als Autorität akzeptiert.
Das heißt aber nicht, dass Gott nicht auch deine Worte gebrauchen kann, ohne dass du Bibelverse zitierst. Es steht ja nicht die Wahrheit in den Buchstaben, sondern Gott steht hinter der Offenbarung. Die Buchstaben der Bibel werden für alle möglichen Ideologien benutzt, zum Beispiel kämpft eine Gewerkschaft für weniger Arbeitszeit mit Bibelfesten.
Gott steht hinter seiner Offenbarung, und die kann er genauso durch das, was du sagst, gebrauchen. Wir lesen in der Bibel: „Der Glaube kommt durch die Predigt, und die Predigt kommt aus dem Wort Gottes.“ Die Predigt ist aber nicht nur Zitat des Wortes Gottes, wir müssen die biblischen Gedanken entfalten.
Diese können wir auch mit Argumenten entfalten, die über die eigentliche Offenbarung Gottes hinausgehen. Viele Fragen, die Leute haben, behandelt die Bibel im Kern gar nicht. Trotzdem haben wir logische Argumente.
Das ist nicht nur meine Meinung. Schaut, wie Paulus bei den Athenern diskutiert hat. Bei der ganzen Predigt hat er keinen einzigen Bibelvers zitiert. War Paulus falsch? Nein, er war im Geist Gottes geführt. Statt Bibelverse zu zitieren, zitierte er griechische Philosophen. Das dürfen wir auch tun.
Es kommt darauf an, wofür ich argumentiere. Manchmal sind Christen nicht mutig genug, sich mit anderen Gedanken auseinanderzusetzen, und reden an den Leuten vorbei.
Es gibt Leute, die biblische Wahrheit akzeptieren, aber auch solche, die sie für nicht glaubwürdig halten und die es besser verstehen wollen. Wir dürfen ihnen nicht sagen: „Du darfst nicht darüber nachdenken, es gibt keine Argumente, nur die Bibel.“
Nein, es gibt glücklicherweise Argumente, auch losgelöst von der Bibel, logische, wissenschaftliche, die die Wahrheit der Bibel unterstützen. Die sollten wir heranziehen.
Wenn jemand die biblischen Wahrheiten allein akzeptiert, super, dann freut euch. Aber die meisten eurer Nachbarn glauben der Bibel kein Wort. Wenn du sagst: „Steht doch in der Bibel, dass es Gott gibt“, sagt er: „Bist du einfältig, steht da drin, aber ich glaube nicht.“
Ein Halbgläubiger bekommt ein schlechtes Gewissen und denkt: „Wenn das da drin steht, dann stimmt das.“ Der normale deutsche säkularisierte Mensch interessiert sich kaum für Religion. Für ihn bedeutet die biblische Aussage nichts.
Natürlich steckt die Kraft Gottes drin, weil Gott das sagt. Aber wir müssen glaubwürdig diese Wahrheit formulieren, damit sie ankommt. Das geschieht nicht immer durch einen Bibelvers, denn manchmal wirkt der Bibelvers abschreckend.
Ich rede mit vielen Leuten, da schrecken Bibelverse eher ab, weil sie denken: „Kein Christ kann vernünftig denken, die zitieren nur Bibelverse und ignorieren die Wissenschaft.“ Das wirkt abschreckend.
Wenn jemand Bibelverse akzeptiert, super. Wenn nicht, kann er trotzdem Gott kennenlernen. Er wird irgendwann dahin kommen, aber vielleicht müssen wir vorarbeiten.
Wenn wir in einem Umfeld leben, in dem die Leute alle schon die Bibel kennen, wie in einer Erweckungszeit oder zur Reformation, gab es keinen, der die Autorität der Bibel grundsätzlich in Frage stellte. Heute tun das die Leute schon.
Die meisten Menschen wachsen auf, ohne je in der Bibel gelesen zu haben. Für sie sagt die Bibel nichts. Die Shell-Studie zur deutschen Jugend zeigt: Für den normalen deutschen Jugendlichen spielt Religion keine Rolle. Sie interessiert sich eher für Turnschuhe als für ein Leben nach dem Tod.
Ausnahmen sind Migranten, Türken, Islamische, Spätaussiedler, Christen. Aber der normale einheimische Deutsche interessiert sich nicht. Wenn du mit Bibelversen kommst, denkt er, du bist ein Extremist.
Wir können sagen: „Der hat Gott abgelegt.“ Nein, er hat die Form abgelehnt, in der wir ihn präsentieren.
Deshalb spricht Paulus zu absoluten Heiden auf dem Areopag und erklärt den Heilsplan Gottes ohne einen einzigen Bibelvers.
Zum Thema Archäologie und Paläontologie: Die Archäologie bezieht sich auf Funde menschlichen Ursprungs. Die Paläontologie auf Knochen von vorzeitlichen Tieren.
Altersmessungen basieren auf der Annahme einer nie verändernden Kontinuität von Prozessen, zum Beispiel dem Zerfall von Atomen. Aber gerade diese Funde zeigen, dass es diese Kontinuität nicht immer gegeben hat.
Ein einfaches Beispiel: Wenn heute auf der Straße eine Katze stirbt, wird sie nie versteinert, außer sie wird sofort luftdicht abgeschlossen, sodass sie nicht verwesen kann.
Uns wird der Eindruck erweckt, eine Steinschicht sei hundert Millionen Jahre alt. Aber sie ist auf einen Schlag entstanden, sonst hätte sie nie eine Versteinerung aufgenommen.
Hier wird eine falsche Voraussetzung gemacht: Es wird so getan, als ob es so sei wie heute, mit Staub und Dreck, und irgendwann eine nächste Erdschicht. Genau so passiert es aber nicht.
Jede Erdschicht ist durch einen plötzlichen, katastrophalen Einschnitt entstanden. Manchmal sieht man Fische, die genau in dem Moment versteinert sind, in dem sie einen anderen Fisch fressen. Das deutet auf eine plötzliche Katastrophe hin.
Das zeigt, dass die heutige Beobachtung der Welt nicht immer geeignet ist, die Vergangenheit zu erklären.
Wir wollen erklären, als ob es so lief wie heute, aber die Beobachtungen zeigen, dass es nicht so gewesen sein kann.
Zweitens: Gott hat alles, was wir geschaffen haben, mit einem äußeren Anschein von Alter geschaffen. Wenn wir nur von natürlichen Prozessen ausgehen, kommen wir zu viel höheren Altersangaben, als es real ist.
Das ist nicht ungewöhnlich. Nur wenn wir an eine Entwicklung glauben, wäre es so alt.
Beispiel: Ein Stern ist eine Million Lichtjahre entfernt. Das Licht braucht eine Million Jahre zu uns. Wenn Gott den Stern geschaffen hat, hat er ihn mit dem Lichtstrahl geschaffen, sodass wir ihn sofort sehen können.
In der Genesis steht, dass Gott die Sterne so geschaffen hat, dass wir sie sofort sehen. Wir denken, das Licht braucht so lange – das stimmt –, aber Gott hat den Lichtstrahl so geschaffen, dass der Stern sofort sichtbar ist.
In der Schöpfungsgeschichte wurde Adam als erwachsener Mensch geschaffen, nicht als Embryo. Das wäre schlecht gewesen, denn wer hätte ihn großziehen sollen?
Auch Eva wurde als Erwachsene geschaffen. Die Bäume wurden nicht gepflanzt, sonst wäre Adam verhungert. Die Bäume waren schon fertig mit Früchten.
Gott hat Dinge geschaffen, die von außen älter aussehen, wenn man die Welt ohne Gott erklären will.
Wenn wir an Gottes Eingreifen glauben, gibt es eine andere Erklärung dafür, dass das, was alt aussieht, tatsächlich nicht so alt ist.
Zu den Ablagerungen: Diese Tiere hat es gegeben, das deutet das Gestein hin, aber wie und unter welchen Umständen sie starben, sagt uns das Gestein nicht.
Viele Datierungen gehen davon aus, dass man sehr lange gebraucht hat, und sagen dann, dass das Gestein so alt ist. Das Gestein selbst sagt das nicht.
Das Gestein ist nach allem, was wir wissen, ganz plötzlich entstanden. Es kann also in relativ kurzer Zeit entstanden sein.
Beispiele: Wenn man Vulkangestein, das in historischer Zeit entstanden ist, analysiert, kommt man auf mehrere Millionen Jahre, weil die Grundvoraussetzungen falsch sind.
Es gibt verschiedene Methoden, die wir noch untersuchen können. Bei jeder Methode kann man zeigen, wo das Problem liegt.
Die Kohlenstoff-14-Methode gilt nur für organisches Material und ist nur bis zu 20.000 Jahren genau, also nicht für Millionen Jahre.
Es gibt die Uran-Blei-Methode, aber alle Methoden gehen von einer Kontinuität des Zerfalls aus, die nicht unbedingt gelten musste, als Gott die Welt geschaffen hat.
Jetzt zu den Knochen: Das ist eigentlich nur Deutung. Du findest Knochen, die dir sagen: Früher hat es ein Wesen gegeben, das so aussah.
Dass ich sage, dieses Wesen hat etwas mit dir zu tun, ist Interpretation.
Nehmen wir an, du beerdigst heute einen Pekinesen und eine Deutsche Dogge. Später findet das jemand und sagt, die müssen direkt auseinander entwickelt sein: erst Pekinese, dann Deutsche Dogge. Nein, die haben einfach nebeneinander gelebt.
Es gibt heute den Neandertaler, der in der Nähe von Düsseldorf gefunden wurde. Lange Zeit dachte man, er sei ein Vorläufer des Menschen, weil er affenähnlich aussah.
Die meisten heutigen Forscher haben aus den ersten Rekonstruktionen die Gesichtsbehaarung entfernt und festgestellt, dass der Neandertaler ziemlich modern wirkt.
Heute nimmt man an, dass er kein Vorläufer war, sondern eine Nebenentwicklung. Höchstwahrscheinlich war es ein Mensch mit genetischem Defekt.
Die Knochen sagen nichts darüber aus, ob ein Individuum mit dem anderen verwandt ist.
Biologen sagen oft, Ähnlichkeit sei ein Zeichen von Verwandtschaft. Dieses Grundgesetz wird in der Evolutionsbiologie aber häufig widersprochen.
Beispiel: Beuteltierwölfe sehen anatomisch ähnlich aus wie Säugetierwölfe. Biologen sagen aber, sie können nicht verwandt sein, weil sich Beuteltiere und Säugetiere sehr früh getrennt haben.
Sie sagen, Ähnlichkeit habe nichts mit Verwandtschaft zu tun, sondern die ökologische Nische sei ähnlich.
Wir können sagen, dass es Affen, affenähnliche und menschenähnliche Wesen gab, die ähnlich waren, weil sie in derselben ökologischen Nische lebten, nicht weil sie verwandt waren.
Die Verwandtschaft dieser Wesen kann nicht bewiesen werden. Man kann sagen, es gab ähnliche Lebewesen, aber wie die zueinander standen, sagen die Knochen nicht. Das ist Interpretation, abhängig von der Ideologie.
Meine Interpretation ist, dass sie nicht verwandt waren, außer durch denselben Schöpfer. Andere sagen, sie hatten gemeinsame Vorfahren, was aber durch keine archäologischen Funde belegt werden kann.
Im Biologiebuch sieht das alles noch einfach aus, mit einfachen Menschen, die aufrecht stehen. Wenn man genau hinsieht, wurden die Funde an ganz unterschiedlichen Orten gemacht.
Das heißt, kein Mensch kann wirklich sagen, dass Verwandtschaft besteht.
Man sucht sich Funde, die passen, und lässt andere weg, obwohl sie aus unterschiedlichen Gegenden kommen und nie nachgewiesen wurde, dass sie zusammenhängen.
Solche Stammbäume könnte man heute auch aus Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen aufstellen, obwohl sie garantiert nicht verwandt sind.
Das Deutungsmuster wird auf die Funde gelegt, die Funde selbst sagen nichts über die Entwicklung aus.
Das setzt Mutationen voraus, die bis heute nicht bewiesen sind.
Hier wären wir bei der Frage der Evolutionsbiologie. Ich würde empfehlen, nicht die Einzelfunde zu diskutieren, sondern die Grundprinzipien der Evolution infrage zu stellen, sofern der andere sich auskennt.
Diese Grundprinzipien sind Mutation, Selektion und viel Zeit.
Wir können zeigen, dass Mutation, soweit wir es beobachten können, nie zu einer qualitativen Neuentwicklung geführt hat.
Selektion ist nicht geneigt, solche Eigenschaften auszuwählen und durchzusetzen.
Wenn das nicht klappt, brauchen wir gar nicht weiter über Evolution zu diskutieren.
Diskutiert also nicht die Einzelfunde, sondern die Grundlagen, wie die Evolutionstheorie funktioniert.
Das können wir ziemlich deutlich belegen. Deshalb suchen viele Evolutionsbiologen heute händeringend nach neuen Ideen, wie sich Evolution durchgesetzt hat.
Ich möchte noch mehr erklären, das war nur ein Ansatz. Ich kann begründen, warum Mutation und Selektion nicht funktionieren, rein logisch, abstrakt, wissenschaftlich, nicht mit der Bibel.
Hier ist jemand, der gar nicht an die Bibel glaubt. Dem müssen wir erst zeigen, dass die Alternative zur Bibel eine relevante Deutung ist.
Ich würde sagen: Schön, dass du dich bekehrt hast, dann sehen wir uns im Himmel.
Hier geht es nicht um Glauben oder Unglauben, denn wir sind gerettet, weil wir wissen, Jesus ist für unsere Sünden gestorben und wir vertrauen ihm unser Leben an.
Ich würde aber fragen, wie er den Sündenfall erklärt. Wenn du nicht an Adam und Eva glaubst, ist die Geschichte des Sündenfalls hinfällig.
Wann ist die Sünde in die Welt gekommen? Wenn es Urmenschen gab, die nur teilweise Mensch waren, waren die sündig oder nicht?
Wenn wir nicht wissen, woher der Sündenfall kommt, wie ist dann die Heilsgeschichte noch notwendig?
Wie können wir erklären, dass Paulus sagt: Durch den ersten Adam ist die Sünde in die Welt gekommen, durch den zweiten Adam wird sie weggenommen?
Wenn es den ersten Adam nicht gab, gab es den zweiten vielleicht auch nicht.
Uns wird gesagt, dass der Tod die Folge der Sünde ist. Wenn die Evolutionstheorie stimmt, gab es den Tod schon Milliarden Jahre, bevor der erste Mensch auftauchte.
Wie erklären wir das?
Wie erklären wir, dass Gott am Sinai sagt: Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen und am siebten geruht, deshalb sollst du sechs Tage arbeiten und am siebten ruhen?
Wenn es Milliarden Jahre sind, wie ist dann Gottes Logik?
Es gibt noch weitere Fragen. Wie bringst du das zusammen?
Ich glaube, durch solche Interpretationen machen wir uns theologisch mehr Probleme, als wir Antworten finden.
Wir kommen zu riesigen, heilsrelevanten Problemen, wenn wir logisch denken.
Viele Christen glauben an Evolution und denken nicht logisch, sind trotzdem gläubig.
Das kann man machen, denn gerettet zu sein hängt nicht vom logischen Denken ab.
Wenn wir logisch und biblisch analysieren, passt das nicht gut zusammen.
Fragen zu Sünde, Heilsgeschichte, Gottes Verheißung passen nicht.
Deshalb würde ich nicht sagen, das sei nicht heilsrelevant.
Ich kenne Christen, die ihr Leben lang an Evolution glaubten, ich gehe davon aus, im Himmel werden sie eines Besseren belehrt.
Wenn sie wirklich bekehrt sind, sind sie gerettet.
Wir dürfen die Frage nicht zu hoch hängen.
Ich glaube nicht, dass es so war, wie in der Bibel mit sechs Tagen steht, auch wenn ich nicht alles erklären kann.
Manche Beobachtungen passen nicht dazu.
Am Ende glaube ich nicht, weil ich alles erklären kann, sondern weil ich Gott als glaubwürdig erlebt habe und seinem Wort vertraue.
Deshalb vertraue ich erst mal pauschal darauf.
Es gibt keinen zwingenden Grund dagegen.
Philologisch und gesamtbiblisch gibt es weniger Probleme, wenn ich die Schöpfung wörtlich nehme, als wenn ich sie symbolisch interpretiere.
Die meisten tun das nicht wegen der Bibel, sondern aus Angst, von Ungläubigen als blöd angesehen zu werden.
Das ist der Hauptgrund.
Ich würde sagen, das sollte man nicht tun.
Als Christ wirst du sowieso als blöd angesehen.
Auch wenn du die Evolution akzeptierst, sagt der Evolutionsbiologe: „Wenn du schon Evolution akzeptierst, wozu brauchst du dann Gott?“
Der ist auch nicht zufrieden.
Wenn du das machst, sagt der Psychologe: „Du erziehst deine Kinder falsch, Erziehung mit Strafe ist schlecht.“
Der nächste sagt: „In deiner Ehe willst du deine Frau unterdrücken, wir sind alle gleich, also lass das fallen.“
Der nächste sagt: „Jeder darf an den Gott glauben, an den er will.“
Dann fällt auch das über Bord.
Wenn du allen gefallen willst, musst du deinen Glauben aufgeben, dann gefällst du den Menschen.
Wenn du am Glauben festhältst, werden sie dich ärgern und du wirst sie ärgern.
Das lässt sich nicht vermeiden.
Das sollte aber kein Motiv sein, den Glauben aufzugeben.
Allein durch die Bibel haben wir mehr Probleme durch die Evolution, als wir lösen.
In der Anerkennung unserer Umgebung haben wir mehr Gewinn.
Ich würde euch sagen: Passt auf, dass ihr nicht mit jedem, der auf der Suche ist, über Evolution diskutiert.
Evolution ist nicht entscheidend, um gläubig zu werden.
Manche meinen, der Ungläubige müsse erst die Sechstage-Schöpfung akzeptieren, bevor er sich bekehren darf.
Das ist falsch.
Für viele ist Evolution ein beliebtes Diskussionsthema, um Christen als dumm darzustellen.
Lasst euch nicht in diese Falle locken.
Manche Leute glauben an Evolution, solange sie an einen Gott glauben und dass Jesus für ihre Sünden gestorben ist.
Das ist relevant.
Ich kenne Leute, die Jahrzehnte so leben, bekehrt sind und an Evolution glauben.
Aus meiner Sicht ist ihre Auffassung falsch, aber sie sind gerettet.
Wichtig ist, Menschen zur Errettung zu führen, nicht erst Einigkeit in allen dogmatischen Fragen herzustellen.
Diskutiert nur über Evolution, wenn es unbedingt nötig ist.
Viele Menschen bekehren sich und glauben weiter an Evolution, das ist erst mal in Ordnung.
Ihr habt hoffentlich noch zehn, zwanzig Jahre, euch über diese Themen zu klären.
Dann gibt es noch Erkenntnismöglichkeiten.
Es ist gleich zwölf Uhr, ich werde abbrechen, obwohl wir nicht alles beantwortet haben.
Ich habe von Anfang an gesagt, es wird nur ein kleines Fragment sein, ein Mosaiksteinchen, wo ihr hoffentlich den einen oder anderen Gedanken mitnehmen könnt.
Egal, ob ihr euch ärgert, warum ich das gesagt habe – das dient manchmal dazu, die eigene Position zu finden, darüber nachzudenken oder sie zu begründen.
Wenn ihr mit mir nicht einverstanden seid, ist das in Ordnung.
Überprüft das anhand der Bibel und im Gespräch.
Probiert aus, was bei den Leuten gut ankommt und was sie überzeugt.
Am Ende seid Zeugen für Jesus Christus – mit einem Stehen zum Wort Gottes und der Fähigkeit, auf Menschen zu hören und auf ihre Fragen eine Antwort zu finden.