Einführung in das Thema Glaubenskrisen bei jungen Christen
Mir wurde ein Thema vorgegeben, das ich euch kurz vorstellen möchte: Glaubenskrisen erkennen, verstehen, überwinden. Da ihr eine Jugendveranstaltung seid, habe ich den Auftrag für mich so interpretiert, dass es nicht um Glaubenskrisen bei älteren Christen geht, sondern um einen aktuellen Trend, der besonders junge Christen betrifft – den Trend der Entkehrung.
Was eine Bekehrung ist, wisst ihr sicher. Demgegenüber steht die Entkehrung. Das bedeutet, junge Menschen werden gläubig, lassen sich vielleicht schon als Teenager taufen und engagieren sich eine Zeit lang in Gemeinden. Doch in ihren Zwanzigern driften sie langsam wieder ab und sind irgendwann nicht mehr in der Gemeinde sichtbar.
Das Besondere daran ist: Viele von ihnen hatten das nie vor. Dieser Trend ist in den USA sehr stark ausgeprägt. Dort verlieren Hunderttausende Jugendliche pro Jahr ihren Glauben und kehren der Kirche den Rücken zu. Ich denke, dass dieser Trend auch bei uns in Europa immer mehr ankommt. Wir sind hier oft etwas hinterher, wenn es um Glaubensentwicklungen geht.
Deshalb habe ich mir überlegt, den Abend so zu gestalten, dass wir vier Punkte besprechen:
Erstens: Ist mein Glaube echt?
Zweitens: Was löst eine Glaubenskrise aus, und was kann man vorbeugend tun?
Drittens: Warum sind Jugendliche heute besonders gefährdet?
Viertens: Was tue ich, wenn ich selbst in einer Glaubenskrise stecke oder jemanden kenne, der das tut? Das kann ja auch passieren – man muss nicht selbst betroffen sein, um helfen zu wollen.
Diese vier Punkte werde ich jetzt mit euch durchgehen. Danach habt ihr die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wenn ihr eine Frage habt, schreibt sie auf. Wir können sie entweder öffentlich besprechen oder, wenn euch das zu persönlich ist, könnt ihr auch später auf mich zukommen. Ich bleibe noch eine Weile hier und wir können dann in Ruhe darüber sprechen.
Die Echtheit des Glaubens als Ausgangspunkt
Warum die Frage nach echtem Glauben so wichtig ist
Punkt eins: Ist mein Glaube echt?
Warum fängt man bei dem Thema Glaubenskrise mit dieser Frage an? Ganz einfach: Wo kein Glaube ist, gibt es auch keine Glaubenskrise. Das ist ja irgendwie klar.
Wenn jemand mit Glaubenszweifeln zu dir kommt und du ihm helfen möchtest, dann hilft es nicht, wenn er eigentlich gar keine Glaubenszweifel hat und Glaubenshilfe braucht, sondern eine Bekehrung.
Deshalb müssen wir uns ganz am Anfang die Frage stellen: Bist du heute, so wie du da sitzt, eigentlich bekehrt? Denn sonst ist das Thema Glaubenskrise für dich überhaupt kein Thema.
Das ist logisch: Wenn du keinen Führerschein hast, hast du auch nicht das Problem, dass das Ordnungsamt vorbeikommt und dir ein Knöllchen verpasst, weil der TÜV an deinem Auto abgelaufen ist. So ist das eben.
Bei mir war das so: Ich habe das übersehen. Irgendwie hat Corona meinen Zeitplan durcheinandergebracht. Aber ich habe ja auch einen Führerschein.
Glaube ist kein Sprung ins Ungewisse
Der Punkt ist deshalb wichtig, weil man manchmal hört, dass Glaube so etwas wie ein Sprung ins Ungewisse sei. Glauben heiße demnach, nicht zu wissen. Das ist jedoch falsch, wirklich ganz falsch. Lass dich da nicht aufs Glatteis führen.
Wenn wir einen Schritt des Glaubens wagen – und irgendwann im Leben müssen wir das tun – dann ist das kein Sprung hinein in die Irrationalität. Es ist ganz wichtig, dass wir das verstehen.
Glaube im biblischen Sinn ist immer ein festes Vertrauen auf Gott. Biblischer Glaube ist immer begründeter Glaube. Ich weiß, an wen ich glaube, und ich weiß, warum ich glaube.
Glaube geschieht nicht, weil es cool ist zu glauben oder weil meine beste Freundin auch glaubt und sich taufen lassen will, und ich deshalb mitmachen möchte. Auch nicht, weil es dieses Mädchen in der Jugend gibt, das mir gesagt hat, sie wolle einen Christen heiraten, und ich deshalb auch gläubig werden will. Nein, nein, nein.
Glaube im biblischen Sinn ist ein festes Vertrauen auf Gott. Ich weiß, wem ich vertraue. Dieser Glaube, den ich habe, diese Form von Glauben, ist die logische Konsequenz von zwei Dingen: von Fakten und von Erfahrung. Das ist ganz wichtig.
Wir bekehren uns, weil wir Fakten verstanden haben und weil wir Erfahrungen mit Gott gemacht haben.
Warnung vor emotionaler Bekehrung
Ich möchte dir einen Rat geben: Bekehr dich niemals nur aufgrund eines Gefühls.
Stell dir vor, du bist auf einem christlichen Konzert. Dort gibt es eine halbwegs ansprechende Ansprache und Musik in E-Moll, die dich innerlich berührt. Dann folgt der Bekehrungsaufruf. Mein Tipp: Bleib sitzen! Geh nicht nach vorne!
Warum? Weil du in diesem Moment emotional zu sehr berührt bist. Die Frage ist, ob du in so einer Situation wirklich weißt, was du tust.
Rettender Glaube setzt voraus, dass du das Evangelium verstanden hast, die Kosten überschlagen hast und dann eine bewusste Entscheidung triffst. Diese Entscheidung sollte sich in deinem Leben zeigen, weil Jesus wirklich Herr wird.
Das heißt: Evangelium verstanden, Kosten überschlagen, ein verändertes Leben. Wenn das nicht der Fall ist, solltest du nicht auf den Gedanken kommen, dich zu bekehren.
Die drei Voraussetzungen für echte Bekehrung
Evangelium verstanden – ich muss wirklich verstanden haben, dass ich verloren bin. Ich lebe im Krieg mit dem Schöpfer und warte auf den ewigen Tod. Das muss ich tief in meinem Herzen begreifen. Für mich gibt es in aller Ewigkeit keine Rettung, es sei denn, ich bitte den Herrn Jesus, mich zu retten – aber zu seinen Bedingungen. Das ist das Evangelium.
Zweitens muss ich die Kosten überschlagen haben. Wenn ich Jesus bitte, mich zu retten und meine Schuld abzunehmen – und nur er kann das tun –, dann wird Jesus der Herr in meinem Leben. Er ist der Einzige, der mir neues, ewiges Leben schenken kann. Wenn ich ihn darum bitte, dass er mich rettet, gehört mein Leben tatsächlich ganz ihm. Er kann damit machen, was er will. Das sind die Kosten, die ich verstanden haben muss.
Drittens gehört zu seiner Bekehrung ein verändertes Leben. Gott wird Gott in meinem Leben. Wenn ich mich bekehre, bedeutet das: Ich fange an, von Jesus zu lernen. Ich werde sein Jünger. Ich werfe die Sünde aus meinem Leben hinaus, lebe heilig, vertiefe mich in die Bibel, lerne zu beten und beginne, gute Werke zu tun. Ich werde Teil einer Gemeinde und arbeite an all dem, was zu diesem umfassenden Wandel im Geist gehört.
Ich habe das verstanden, und es beginnt in meinem Leben. Drei Dinge müssen erst da sein, bevor ich sagen kann: Jetzt bekehre ich mich.
Bekehrung als radikale Lebensentscheidung
Aber wenn du dich bekehrst: Glaube im biblischen Sinn ist ein festes Vertrauen auf Gott.
Zuerst muss ich verstanden haben, wo ich stehe. Ich gehöre zu den Verdammten. Ich muss wissen, was Gott getan hat: Er ist Mensch geworden, um mich zu retten, ist für mein Versagen und meine Schuld gestorben.
Erst wenn ich mir das überlegt habe, kann ich mich fragen: Möchte ich wirklich mein Leben aufgeben? Denn darum geht es bei der Bekehrung. Bekehrung heißt, du verlierst dein Leben.
Bekehrung ist immer ein Leben für ein Leben. Jesus schenkt mir sein Leben, und im Moment der Umkehr zu ihm schenke ich ihm mein Leben. Es bedeutet, dass ich Jesus in diesem Moment der Bekehrung über alle Aspekte meines Lebens Herr sein lasse.
Und ja, das betrifft wirklich alles. Es tut mir leid, ich kann da nicht sagen „alles bis“, sondern wirklich alles. Dazu gehört genauso meine Kleidung wie meine Freizeitgestaltung, meine Sprache, wann ich aufstehe, wie oft ich in der Woche faste, wem ich vergebe und so weiter.
Such dir irgendetwas aus – dein ganzes Leben gehört Gott. Erst wenn ich bereit bin zu sagen: „Mein Leben gehört Gott“, erst dann kann ich mich bekehren. Und erst dann ist das, was du Bekehrung und Glaube nennst, wirklich echt.
Johannes 14,33: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ Es geht nicht anders.
Das Bild „all in“ – ich hoffe, ihr erkennt das vom Pokertisch: „all in“ heißt, alles reinzuschieben. Das ist Bekehrung. Bekehrung heißt, ich gehe „all in“.
Jesus möchte nicht dein Glücksbringer sein, er will dein Herr werden. Das ist etwas komplett anderes. Er will mit deinem Leben machen können, was er will.
Deshalb müssen wir vor der Bekehrung gut überlegen, was es mit Jesus auf sich hat. Wir müssen das verstanden haben.
Fakten und Erfahrung als Grundlage des Glaubens
Ich habe gesagt, eine Bekehrung fußt auf Fakten und Erfahrungen. Wir müssen die Fakten sorgfältig durchdacht haben. Wir müssen schon ein bisschen etwas verstanden haben.
Wie ist das mit der Auferstehung? Was bedeutet es, dass Jesus auferstanden ist? Ist das wirklich geschehen? Wir müssen schon ein wenig verstanden haben, was Errettung bedeutet, was Gnade durch Glauben heißt!
Wir müssen auch etwas über die Bibel wissen und darüber, warum die Bibel so ein einmaliges Buch ist. Es gibt Gründe, an Gott zu glauben.
Nochmal: Biblischer Glaube ist immer begründeter Glaube, niemals einfach nur ein Sprung ins Ungewisse. Es ist nicht so, dass man einfach sagt: "Ich mache mal mit, mal sehen, wie das ist." Das kannst du vielleicht, wenn du sagst, ich probiere mal eine andere Sorte Nudeln bei Edeka aus. Da kann man mal mitmachen, wenn es zum Beispiel jetzt die Grünen gibt.
Aber nicht beim Glauben. Ich wache nicht eines Morgens auf und bin plötzlich gläubig – auch nicht, wenn ich in einer christlichen Familie groß geworden bin.
Glauben ist eine ganz bewusste Entscheidung: Mein ganzes Leben an Jesus und an seine Idee vom Leben zu hängen. Und diese Idee vom Leben bedeutet, dass Verfolgung dazugehört, Ablehnung, Ausgrenzung, auch Leid und Not.
Ich entscheide mich bewusst, genau diese Art von Leben zu leben.
Die Konsequenzen einer echten Bekehrung
Im Moment meiner Bekehrung – und bitte versteht das gut – lege ich meine Vorstellung vom Leben ab. Ich lege meine Träume und meine Wünsche Jesus hin. Dabei erlaube ich ihm, damit zu machen, was er will.
Noch etwas muss dir ganz klar sein: Er muss nichts von dem erfüllen, was du dir wünschst. Er muss keinen deiner Träume wahrmachen. Er muss dich nicht reich machen, dir keinen Partner schenken oder dich lange leben lassen. Er muss dich nicht vor einer Depression bewahren, und er muss dir auch keine Karriere ermöglichen. Gott muss überhaupt nichts.
Jetzt wird dir vielleicht klar: Bekehrung bedeutet, dass ich mein Leben verliere. Ich verleugne mich selbst und trete in die Fußstapfen eines Mannes, der aus niedersten Motiven – man kann es nicht anders sagen – von seinen Feinden auf grausamste Weise hingerichtet wurde.
Das ist Bekehrung: Gott bekommt mein Leben zu hundert Prozent.
Sichtbare Veränderungen nach der Bekehrung
Und logisch: Wenn ich so einen Schritt gehe, dann kann man das sofort, achtundvierzig Stunden nach deiner Bekehrung, in deinem Leben sehen. Man sieht es daran, dass ich anders lebe.
Wenn ich mich bekehre und mein Leben Gott gehört, dann gehört ihm auch meine Zeit, mein Geld, meine Kreativität, mein Gehorsam und alles, was sonst noch zum Leben dazugehört. Bekehrung bedeutet, ich nehme mein Leben und lege es Gott hin. Ich sage: Okay, es steht alles, wirklich alles, zur Disposition.
Du kannst wissen, ob du gläubig bist. Du brauchst dir nur dein Leben anschauen. Schau dir an, wie du deine Hausaufgaben machst, und du wirst wissen, ob du gläubig bist. Logisch, oder? Schau dir an, wie du deinen Eltern im Haushalt hilfst, und du wirst wissen, ob du gläubig bist. Wie viel Zeit verbringst du im Gebet? Wie viel Zeit verbringst du damit, über das Wort Gottes nachzusinnen? Welche Sünden bekennst du wie regelmäßig?
Schau es dir einfach an. Schau dir an, wie dein Leben geprägt ist von unnützen Dingen, die dort nichts zu suchen haben. Schau dir dein Leben an, und du wirst wissen, wo du stehst.
Man wird sehen, ob Jesus in deinem Leben Herr ist. Denn wenn er Herr ist, dann wirst du tun, was er sagt. Und wenn du das nicht tust, hey, das ist nicht schlimm.
Klarheit über den eigenen Glaubensstatus
Du bist kein Christ. Das mag vielleicht irgendwie doof sein, aber es ist gut, das zu wissen, wenn man selbst nur ein Heide mit einem christlichen Anstrich ist. Es ist nicht schlimm, das zu wissen. Denn wenn du das weißt, kannst du dich bekehren.
Deshalb war es mir am Anfang so wichtig, euch das noch einmal deutlich zu sagen. Wenn wir über Glaubenskrisen reden, müsst ihr euch zuerst die Frage stellen: Wenn ich heute sterbe, wenn heute Abend Schluss ist, wo bin ich dann?
Noch einmal: Ich will euch jetzt nicht mit einem drohenden Zeigefinger sagen „Vorsicht, verloren!“. Ein begründeter Glaube – mach dich auf die Suche und triff eine Entscheidung. Aber wenn du diese Entscheidung getroffen hast, dann soll sie eine echte Entscheidung sein. Eine Entscheidung, wirklich all in zu gehen.
Denn alles andere ist Murks. Alles andere ist wahrscheinlich dazu verdammt, am Ende nicht anzukommen.
Übergang zum nächsten Thema
Jetzt sitzt ihr hier und sagt: „Jürgen, doch, habe ich gemacht. So einer bin ich.“ Du hast mich gut beschrieben, einhundert Prozent, all in, alles für Jesus, gar keine Frage. Vielleicht noch so zwei, drei Prozent am Rand, aber da arbeite ich auch dran.
Okay, schön. Dann machen wir weiter und schauen uns an, wie das mit diesen Glaubenskrisen denn ist.
Ursachen von Glaubenskrisen und präventive Maßnahmen
Der geistliche Kampf als Hintergrund von Krisen
Zweiter großer Punkt: Was löst eine Krise aus und was könnte man vorbeugend tun?
Wenn ich davon spreche, dass es Glaubenskrisen gibt, dann hat das einen Grund. Der Grund für Glaubenskrisen liegt darin, dass wir in einem geistlichen Kampf stehen. Es gibt drei Größen in deinem Leben, die dich vom Glauben abbringen wollen. Biblisch betrachtet sind das die Welt, der Teufel und das Fleisch. Wenn ich das etwas moderner formulieren darf – nicht ganz sauber, aber leichter zu verstehen – dann sind es der Zeitgeist, das Okkulte und das Ego.
Wir stecken jetzt in einem Prozess, bei dem einerseits Gott uns einen Weg des Glaubens führt. Es ist ein Weg der Heiligung und auch ein Weg der Heilung. Gott ist ein Gott, der auch unseren Glauben prüft und uns manchmal Dinge zumutet, die wir nicht gleich verstehen. Dass Gott unseren Glauben prüft und dass es deshalb vielleicht auch mal schwierig werden kann, ist nur die eine Seite.
Die andere Seite ist, dass es eine dunkle Seite in unserem Leben gibt. Diese dunkle Seite findet in der Gesellschaft statt, sie findet in der unsichtbaren Welt statt und sie findet in mir selbst statt. Diese dunkle Seite legt es darauf an, mich vom Glauben wieder wegzuziehen. Geistliche Krisen sind einfach das Mittel, das sie benutzt.
Acht Hauptfaktoren, die Glaubenskrisen auslösen
Und jetzt muss ich natürlich sagen: Nicht jedes Problem in deinem Leben ist gleich eine geistliche Krise. Eine Krise ist schon etwas mehr als nur ein Problem.
Ich habe mir überlegt, euch die Top acht Dinge vorzustellen, bei denen man sagen kann, dass diese acht Sachen definitiv geeignet sind, dir im Glaubensleben ein großes Problem zu bereiten.
1. Leid als Auslöser von Glaubenszweifeln
Punkt eins: Leid.
Wenn man sich die Frage stellt, warum Menschen ihren Glauben wieder verlieren, dann ist eigenes oder fremdes Leid ein großes Thema. Das kann verschiedene Formen annehmen: Ich habe blöde Schulfreunde, meine Eltern lassen sich scheiden, meine beste Freundin bekommt eine Depression. Dann kommt in mir die Frage auf: Warum? Und das macht etwas mit mir.
Eine wichtige Sache ist zu verstehen: Leid ist etwas, das wir erwarten dürfen. Das steht auch in der Bibel. Wir dürfen Leid erwarten.
Weil wir Leid erwarten dürfen und wissen, dass es eine Größe ist, die uns gefährlich werden kann, brauchen wir zwei Dinge.
Erstens: Wir brauchen eine saubere Theologie des Leides. Ihr müsst euch irgendwann einmal von der Bibel her mit dem Thema beschäftigen, euch wirklich damit auseinandersetzen. Das Thema ist nicht einfach, aber es gibt gute Literatur dazu. Ich hoffe, dass eure Gemeinden an ihrem Büchertisch ein oder zwei Bücher zu genau diesem Thema haben, denn es ist einfach so wichtig.
Aber jetzt geht es weiter: Nicht jeder von euch braucht unbedingt ein Buch. Was wir alle brauchen beim Thema Leid, ist nicht nur eine Theologie des Leides, sondern auch jemanden, der uns tröstet.
Wenn Leid für dich als persönliches Leid eine Glaubensherausforderung wird und du dich fragst: „Warum passiert mir das?“, dann ist das nie nur eine intellektuelle Herausforderung, sondern immer auch eine ganz persönliche. Deshalb brauchen wir nicht nur jemanden, der uns erklärt, wie Leid grundsätzlich in Gottes großen Plan mit der Welt hineinpasst — zum Beispiel, dass wir, wenn wir mitleiden, auch einmal von ihm mit belohnt werden.
Wir brauchen einfach jemanden, der uns in den Arm nimmt.
Du brauchst eine Theologie und einen guten Hauskreis oder eine gute Jugendgruppe. Leute, zu denen du hingehen kannst und sagen kannst: „Hey, mir geht es echt dreckig, kann ich mich bei dir mal ausheulen?“
Und ihr lieben Männer, auch wir dürfen heulen. Das machen wir zwar nicht vor den Schwestern, das ist mir schon klar, aber ihr versteht mich auch: Wir dürfen mal ehrlich sagen, gerade ist mir alles zu viel.
Das ist das erste große Problem, warum Leute in Glaubenskrisen hineingeraten: Leid.
2. Fehlende Antworten auf Glaubensfragen
Nun zum zweiten Thema: Wenn ich allgemein zu Gott, Religion und Glauben Fragen habe, aber keine Antworten bekomme.
Das ist ein großes Thema in unserer Zeit. Viele Menschen haben Fragen zur Bibel, zum Glauben oder allgemein zu Religionen. Sie gehen in ihre Gemeinden, bekommen dort aber nicht wirklich Antworten. Stattdessen stoßen sie auf fragwürdige Antworten im Internet, zum Beispiel auf YouTube. Das macht die Situation wirklich schwierig.
Von hier aus, als jemand, der gerne nachdenkt, möchte ich sagen: Wann immer du denkst, es gibt auf deine Frage keine gute Antwort – es gibt auf jede noch so knifflige Frage eine gute Antwort. Die harte Wahrheit ist, dass diese Antworten manchmal in Büchern stehen.
Da ihr aber eine Generation seid, die nicht mehr so viel liest, müsst ihr jemanden in der Gemeinde finden, der euch Antworten geben kann. Ich würde meiner Generation ja sagen: Lies ein Buch! Aber ich weiß nicht, ob ich mit diesem doch sehr dinosaurierhaften Vorschlag noch ankomme. Deshalb such dir jemanden, der dir Antworten geben kann.
Als Nebensatz sei an dieser Stelle gesagt: Sei bitte vorsichtig mit Google und YouTube. Dieses schnelle Suchen nach Antworten führt meist nicht zum Erfolg. Der Grund ist, dass du nicht in der Lage bist, die Antworten, die du bekommst, richtig zu bewerten. Du weißt oft nicht, aus welcher Ecke die Antworten kommen. Du weißt nicht, ob eine sogenannte „Hidden Agenda“ – also eine geheime Absicht – dahintersteckt, mit der man dich in eine bestimmte Richtung lenken will.
Such dir in der Gemeinde einen klugen, intelligenten Ratgeber und arbeite mit ihm zusammen. Wenn er dir hilft, deine Fragen zu beantworten, ist das super.
Meine Frau hat gerade einen YouTube-Kanal gestartet, zusammen mit einigen ehrenamtlichen Freunden. Der Kanal heißt „Why not Glaubensfragen“. Dort werdet ihr in den nächsten zwei, drei Jahren interessante Videos finden, die sich genau mit solchen Fragen beschäftigen.
Der erste Punkt war das Thema Leid. Der zweite Punkt ist: Wenn Menschen auf ihre Fragen keine Antworten bekommen, müssen sie sich diese Antworten suchen.
Tu nicht so, als könntest du mit unbeantworteten Fragen leben. Das funktioniert nicht. Sie wachsen wie ein Krebs immer weiter. Irgendwann werden sie wie eine Eiterbeule anfangen zu stinken, und du wirst sie nicht mehr ignorieren können.
3. Schlechte Vorbilder und negative Erfahrungen in Gemeinden
Der dritte Punkt ist fast mein Lieblingspunkt, muss ich schon sagen: schlechte Vorbilder und negative Erfahrungen in Gemeinden. Es tut mir leid, aber es gibt wirklich schräge, alte Christen.
Deshalb erstens: Wie beuge ich dem vor? Wenn ihr nicht wisst, wovon ich rede, freut mich das. Aber meistens hat man solche Erfahrungen. Gemeinde ist ja eine Mischung – es gibt schräge und noch schrägere Menschen. Ihr werdet das schon noch mitkriegen.
Man kann in der Gemeinde Erfahrungen mit Christen machen, bei denen man denkt: Wenn das Christsein so ist, will ich nichts mehr damit zu tun haben. Das ist möglich. Wenn du dreißig, vierzig Jahre wie ich in der Gemeinde bist, erlebst du das zuhauf. Ich kann es nicht anders sagen.
Deswegen brauchst du zwei Einsichten: Erstens, die Alten sind nicht immer die Reifen. Das sollten sie sein, aber das sind sie nicht immer. Zweitens, wenn sich Christen untereinander verhalten wie die Mitglieder eines Kleintierzüchtervereins, die sich darüber streiten, wessen Kaninchen das flauschigste Fell hat, dann ist das zwar super peinlich. Wenn wir als Christen auf diesem Niveau miteinander umgehen, ist das unangenehm.
Aber es ist wichtig, dass du das verstehst: Der Umgang von Christen untereinander, egal wie peinlich, hat nichts mit Jesus zu tun. Er hat nichts mit der Echtheit deines Glaubens zu tun und übrigens auch nichts mit deiner Beziehung zu Gott.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Unreife und noch mehr sündige Geschwister sind keine Glaubenskrise wert. Sie sind schon nervig genug und müssen nicht noch mehr Schaden anrichten.
Von diesen Typen in der Gemeinde kannst du drei Dinge lernen: beten lernen, fasten lernen und Vergebung lernen – und das war’s.
Aber gönn dir keine Glaubenskrise. Mein Tipp: Du wirst sie nicht los bis der Herr wiederkommt. Dann werden sie verwandelt, dann bekommen sie den Charakter Jesu, dann sind sie genau so, wie wir sie uns wünschen.
Aber okay, trotzdem können sie einem ein Stückchen „pain in the ass“ sein. Einfach, weil sie einem richtig das Leben schwer machen können.
4. Falsche Erwartungen an Gott
Problem Nummer vier: Falsche Erwartungen an Gott
Das ist ein typisches Thema, bei dem viele in eine Glaubenskrise geraten. Ein ganz wichtiger und kritischer Punkt.
Lass dich nicht von Leuten verführen, die dir Gott als Weihnachtsmann verkaufen und behaupten, er hätte einen so tollen Plan für dein Leben. Ja, ich würde auch sagen, Gott hat einen Plan. Ich glaube, als ich das letzte Mal gepredigt habe, habe ich genau das betont. Aber es kann sein, dass sich dieser Plan, wenn du ihn erlebst, nicht immer so toll anfühlt.
Lass dich bitte nicht von Irrlehrern täuschen, die dir Heilung, Wohlstand und Glück in diesem Leben versprechen. Wenn du mit dieser Erwartung durchs Leben gehst – so nach dem Motto: „Du bist etwas ganz Besonderes, mit dir kommt die Erweckung, Zeichen und Wunder sind für dich“ – dann kann das zu Enttäuschungen führen.
Wenn du denkst, dass Gott dich vor den schlimmsten Problemen bewahren muss, nur weil du sein Kind bist, die kleine Prinzessin mit der Krone, die sie richtet, wenn sie hingefallen ist, oder der kleine Prinz – dann mein Tipp: Lies die Bibel!
Ich meine das ernst. Mach dich mit der Wahrheit vertraut!
Ein Vers genügt: Hiob 3,25
„Denn ich fürchtete einen Schrecken, und er traf mich, und wovor mir bangte, das kam über mich.“
Willkommen in der Realität des gerechtesten Menschen seiner Zeit! Hammer, oder? Du bist der gerechteste Mensch, Gott sagt das sogar noch. „Mein Bester, Nummer eins, hab keinen anderen, der so ist wie du.“ Und dann? Du qualifizierst dich für ein Leben, in dem deine Kinder sterben, deine Gesundheit leidet, du arm wirst, deinen Status verlierst und eine Frau behalten darfst, die nicht wirklich ein Gewinn in der Situation ist.
Also, beim Thema Leid oder hier beim Thema falsche Erwartungen an Gott: Bitte lies die Bibel! Wirklich, bitte lies die Bibel!
Ich weiß, dass es viele Prediger auf YouTube gibt, die dir etwas anderes verkaufen. Glaub das einfach nicht. Lies einfach die Bibel.
Irrlehrer haben eine Theologie, die meistens nicht tiefer als eine Pfütze ist. Du musst nicht tief graben, um zu sehen, dass da etwas nicht stimmt. Du darfst dich nur von dieser Spiegelung nicht täuschen lassen – das ist alles.
5. Angst und Scham
Fünfter Punkt: Angst und Scham
Glaubenskrisen entstehen oft durch Angst. Als Christen wissen wir, dass die Gesellschaft, in der wir leben – insbesondere die Jugendkultur – alles andere als tolerant ist. Das habe ich bereits im Zusammenhang mit der Bekehrung erwähnt.
Auf der einen Seite geben sich viele tolerant und sagen: „Bei uns kann ja jeder alles.“ Doch sobald du eine konservative, biblische Position einnimmst, merkst du schnell, dass das Mut erfordert. Es braucht Mut, denn in dem Moment, in dem du den Mund aufmachst, wirst du oft per Shitstorm in die Ecke gedrängt – zusammen mit allen „dummen homophoben Faschisten“, die es angeblich noch gibt.
Die Frage ist: Möchtest du dort stehen? Möchte ich am Pranger stehen? Wahrscheinlich will das niemand.
Wie kann man Angst oder Scham vorbeugen? Hier müsst ihr mich richtig verstehen: Es geht um Menschenfurcht. Die Lösung bei Menschenfurcht lautet immer, das Richtige zu fürchten. Das heißt, die Lösung heißt Gottesfurcht. Ich muss Gott mehr fürchten als Menschen.
Ich habe heute Abend nicht genug Zeit, um das ausführlich zu erklären. Bitte bittet eure Jugendleiter, das Thema Gottesfurcht mit euch zu besprechen. Es ist ein sehr wichtiges Thema.
Der Herr Jesus sagt an dieser Stelle in Lukas 12,4: „Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts weiter zu tun vermögen. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt.“
Dann heißt es weiter: „Fürchtet den, der nach dem Töten Macht hat, in die Hölle zu werfen.“ Ja, ich sage euch, diesen fürchtet. Und das ist Gott.
Das bedeutet: In Situationen, in denen wir anfangen, uns vor Menschen zu fürchten, brauchen wir Gottesfurcht. Wir müssen sagen: Ich möchte in diesem Leben lieber Menschen enttäuschen, lieber von Menschen ausgelacht werden, in ihren Augen der letzte Dödel oder die letzte Dödelin sein. Aber ich möchte Gott nicht enttäuschen. Ich möchte, dass Gott in meinem Leben Gott ist.
Und wenn das bedeutet, dass ich Nachteile erleide, echte Nachteile, Ausgrenzung und vielleicht sogar Stigmatisierung in den Augen der Gesellschaft, dann ist das eben so.
6. Götzendienst und Okkultismus
Sechster Punkt, und das ist irgendwie logisch: Glaubenskrisen entstehen durch Götzendienst und durch die Beschäftigung mit dem Okkulten – immer dann, wenn wir uns mit dem Teufel beschäftigen. Wenn wir Lügen an uns heranlassen, zum Beispiel in dem Sinne, dass Gott etwas gesagt haben soll, was er nicht gesagt hat, oder wenn wir auf die Lehren von Dämonen hereinfallen. Paulus warnt im 1. Timotheus 4,1 davor, dass Menschen durch solche Lehren vom Glauben abfallen wollen.
Die Lösung ist einfach: Distanz.
Lest Apostelgeschichte 19. Ich finde die Geschichte so brillant: Leute in Ephesus kommen zum Glauben und haben etwas richtig Wertvolles. Sie besitzen zu Hause Zauberbücher. Der Wert dieser Zauberbücher liegt heute bei zwei bis fünf Millionen Euro. Und was machen sie damit? Sie verbrennen sie. Nicht bei eBay einstellen, sondern verbrennen. Das bedeutet: Distanz.
Distanz zu okkulter Musik, okkulten Büchern, okkulten Filmen, okkulten Gegenständen und Praktiken. Leute, die das machen – schmeißt das weg! Heute Nacht in die Tonne! Und am besten, damit es keiner findet, macht ein schönes Feuerchen daraus. Einfach abfackeln – mein Tipp.
Warum? Weil dadurch eine Bindung entsteht. Und wenn du merkst: „Ich schaffe das nicht alleine“, dann schnapp dir jemanden, der an der Stelle entspannter ist und der für dich die Sachen abfackelt.
7. Sünde als Weg aus dem Glauben
Problem Nummer sieben: Was führt in Glaubenskrisen hinein? Logischerweise Sünde. Bewusste Sünde ist immer ein Weg heraus aus dem Glauben.
Es gibt zwei eindrückliche Vorbilder in der Bibel, die man als negativ bezeichnen kann: Hymenäus und Alexander. Vielleicht habt ihr noch nicht von ihnen gehört. Sie werden im ersten Timotheusbrief erwähnt und gelten als die „Bad Guys“. Dort heißt es in 1. Timotheus 1,19:
„Indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen, das einige von sich gestoßen und so im Hinblick auf den Glauben Schiffbruch erlitten haben.“
Achtet auf das Verhältnis zwischen „im Glauben Schiffbruch erleiden“ und „ein gutes Gewissen von sich stoßen“. Zuerst wird das gute Gewissen über Bord geworfen. Das bedeutet: Jemand sündigt und hat ein schlechtes Gewissen. Das ist eigentlich etwas Positives, denn dann müsste er, um wieder ein gutes Gewissen zu erlangen, die Sünde bekennen und ablegen.
Stattdessen jedoch bekennt er die Sünde nicht und sündigt weiter. So wirft er das gute Gewissen über Bord. Die logische Konsequenz daraus ist der Schiffbruch im Glauben.
Die Lösung bei solchen Problemen ist ganz einfach: Du musst deine Sünde jeden Tag bekennen und dann überlegen, wie du sie loswirst. Das ist das Thema Heiligung.
8. Zeitgeist und Postmoderne
Ein letzter Punkt, Punkt Nr. 8, und dafür müsste man eigentlich wieder den ganzen Abend einplanen. Problem acht: Zeitgeist und Postmoderne. Ich beneide euch wirklich nicht.
Wenn man heute Podcasts hört – ich habe es heute auch ganz deutlich gesagt – bin ich froh, in der Moderne groß geworden zu sein. Die Postmoderne, die Zeit, in der ihr groß werdet, ist eine Epoche, in der objektive Wahrheit abgelehnt wird. Das heißt: Im Denken der Menschen, mit denen ihr in der Gesellschaft zu tun habt, gilt Wahrheit nur als ein Konstrukt, ein Narrativ, eine Erzählung. Wahrheit wird als etwas komplett Subjektives verstanden und wahrscheinlich von vielen Menschen als ein Instrument der Unterdrückung gesehen.
So denkt die Gesellschaft, in der ihr groß werdet, über Wahrheit. Es gibt keine absolute Wahrheit – das ist natürlich selbstwidersprüchlich, das ist klar – aber es ist eine Behauptung, die verbreitet wird.
Eine weitere Behauptung lautet: Du musst dein unverwechselbares, authentisches Ich erst in dir finden, es dann optimieren und der ganzen Welt perfekt präsentiert zeigen. Das ist die zweite Sache, die ihr tun müsst. Also die Ablehnung objektiver Normen und das Evangelium der Selbstdarstellung. Beides steht im Zentrum dessen, was diese Welt euch als ein gutes Leben verkauft.
Wenn du dieses Evangelium von diesem falschen guten Leben glaubst und es sich in deinem Leben durch bestimmte säkulare Gewohnheiten widerspiegelt, die dein Herz immer wieder auf dieses falsche Evangelium ausrichten, dann passiert in dir eine Spaltung. Du wirst einerseits diesem Evangelium von Selbstdarstellung und der Unklarheit über Wahrheit folgen. Andererseits möchtest du aber ganz Gott folgen. Diese Spannung wirst du nicht aushalten können. Du musst dich entscheiden.
Wir leben in einer Zeit, in der die Zweifler die wahren Gläubigen geworden sind. Jemand hat einmal gesagt: Wir sind alle kleine Thomase geworden. Und das stimmt. In dieser Gesellschaft wird man für plump gehalten, wenn man nicht zweifelt. Zweifel ist der neue Glaube.
Wenn du jetzt sagst: Ich mache da überhaupt nicht mit, ich will das nicht, das ist alles Quatsch, dann ist es wirklich Quatsch. In diesem Moment wirst du zu einem Relikt aus einer vergangenen Zeit. Du mutierst zu einem Dinosaurier, zu einem Tier, das die Zeit verschlafen hat.
Wenn du wissen möchtest, was die Antwort auf die Postmoderne ist – ich weiß nicht, ob ihr als Kultur dafür schon reif seid oder ob wir erst einen generationalen Glaubensabfall erleben müssen. Ich kann euch sagen, was die Lösung ist, was die Antwort auf die Postmoderne ist. Die Frage ist nur, ob ihr bereit seid, diese Antwort zu geben.
Sie ist ganz einfach: Wir sind so weit in den Atheismus abgedriftet. Unsere Gesellschaft ist nicht einmal mehr ansatzweise christlich. Es wird Zeit, aktiv eine Gegenkultur zu entwickeln, die den Zeitgeist analysiert, sich bewusst macht, was da eigentlich passiert, und dann sagt: Stopp! Ich werde ganz konsequent alles rausschmeißen. Ich werde nichts von diesem Unsinn behalten, sondern bewusst eine komplett neue Kultur schaffen.
Diese Kultur soll all das beseitigen, was dabei ist, uns von innen heraus kaputtzumachen. Dabei geht es nicht nur darum, die Lügen zu identifizieren – das wäre noch das Einfachste. Euch eine Predigt zu halten und zu zeigen, wo in der Postmoderne die Lügen sind, ist die harmlose Variante.
Viel komplizierter ist es, neue gute Gewohnheiten zu schaffen, mit denen du die dich im Herzen verführenden säkularen Gewohnheiten überwinden kannst. Jedes Mal, wenn du nebenbei auf deinem Handy Instagram öffnest und dreißig, vierzig Bilder durchscrollst, predigst du deiner Seele das Evangelium von einem guten Leben. Dieses Evangelium besteht darin, dass du dich prostituierst.
Und du glaubst wirklich, dass du nach Hause gehst, die Bibel aufschlägst und glauben kannst, dass das Leben darin besteht, das Leben zu verlieren? Ihr müsst an dieser Stelle weiterdenken.
Ich weiß nicht, ob ihr als Generation schon dazu fähig seid oder ob wir erst abwarten müssen, dass ein, zwei Generationen im Glauben verloren gehen, bis irgendwann wieder jemand aufsteht und, im Bild gesprochen, Klöster baut und sich irgendwo hinstellt.
Ich weiß nicht, ob ihr wisst, wie die frühen Missionare vorgegangen sind: Sie haben irgendwo Klöster gegründet. Ich denke, wir brauchen wieder solche Trutzburgen, wo Glaube gelebt wird und die ihr euch anschauen könnt.
Wie gesagt, ihr seid vielleicht noch dreißig Jahre zu früh für diese Predigt, was diesen Punkt angeht. Aber ich kann euch versichern: Wenn ihr nicht über Postmoderne und ihre Herausforderungen nachdenkt, wenn ihr nicht über das nachdenkt, was säkulare Gewohnheiten mit euch machen, werdet ihr in Glaubenskrisen geraten und wahrscheinlich euren Glauben verlieren.
Es gibt von mir dazu auch einige Vorträge aus dem letzten Jahr, die ich euch zeigen kann. Sie drehen sich um diese Frage: Die Macht der Gewohnheiten. Zwei Stück davon findet ihr auf meinem YouTube-Kanal, auch auf der Startseite.
Sonderfall: Psychische Erkrankungen und Glaubenskrisen
Ich möchte noch einen Sonderfall ansprechen, der hier nicht erwähnt wurde. Ich fasse ihn nur mit ein oder zwei Sätzen kurz zusammen, damit ihr ihn gehört habt, denn er gehört der Vollständigkeit halber dazu.
Eine psychische Erkrankung ist keine Glaubenskrise. Es ist sehr wichtig, dass wir das verstehen.
Ich habe bisher gesagt, dass Glaubenskrisen zum Beispiel durch Leiterfahrungen entstehen können, durch das Fehlen von Antworten auf Fragen, durch Begegnungen mit schrägen Christen oder durch die Erkenntnis, dass Gott nicht so funktioniert, wie man dachte. Oft liegt das an einem falschen Gottesbild, an Angst, an der Beschäftigung mit Esoterik und Okkultismus, an eigener Sünde oder als Produkt des Zeitgeistes.
Wenn du eine psychische Erkrankung hast, zum Beispiel eine Depression, was sehr typisch ist, dann kannst du an dieser Stelle auch den Glauben nicht mehr fühlen. Das ist einfach physiologisch bedingt. Denn das Gefühl des Glaubens spielt sich in denselben Hirnregionen ab, die durch eine Depression abgeschaltet werden.
Das heißt: Wenn du jemals depressiv wirst und keinen Glauben mehr spüren kannst, dann sage ich dir von hier vorne: Das ist eine Lüge, die du nicht glauben darfst. Du glaubst weiterhin. Warum? Weil Glauben eine begründete Entscheidung ist.
Nur weil du gerade etwas nicht fühlen kannst, weil dein Serotoninspiegel nicht mitspielt, ist das noch lange kein Grund, an deinem Glauben zu zweifeln. Du musst ihn dann einfach nur ein wenig von der gefühligen Ecke auf die intellektuelle Ebene schieben.
Das wollte ich nur gesagt haben, damit wir da nicht aneinander vorbeireden.
Besondere Gefährdung junger Christen in der heutigen Zeit
Ich habe euch noch nicht genug kritisiert. Das waren also die Faktoren, die eine Glaubenskrise auslösen können. Ich glaube, ihr habt es wirklich, wirklich schwer. Deshalb ein dritter Punkt: Warum sind christliche Jugendliche heute besonders gefährdet? Bitte vergebt mir diese etwas provokante Überschrift.
Vielleicht kommt es nicht so rüber, aber ich mag euch. Ich predige euch das, weil ich mir wünsche, dass ihr euch der Gefahr bewusst seid. Ihr seid Kinder einer neuen Zeit. Und ihr müsst in dieser neuen Zeit zurechtkommen, die sich gerade sehr schnell verändert.
Die Zeiten ändern sich momentan so schnell. Wenn man in der Kulturgeschichte zurückblickt, zum Beispiel auf das Römische Reich, dann hatten die gefühlt ein halbes Jahrtausend lang eine relativ konstante Lebensweise. Heute hingegen sagt mein Handy alle drei Monate: „Ich hätte gerne ein neues Betriebssystem. Magst du es heute Nacht vielleicht mal installieren?“ Und ich denke mir dann: „Nein, nicht schon wieder irgendwelche neuen Features, die ich nicht brauche.“ Irgendwann ist einfach mal genug. Funktioniere doch bitte mal zehn Jahre lang so, wie du bist. Das reicht mir, ich will nicht mehr als das, was du jetzt tust.
Außerdem haben wir jetzt diese komische künstliche Intelligenz, die gerade Texte beantwortet und wahrscheinlich die nächste technische Revolution auslöst. Und ich denke mir: „Oh nein, das wird ja immer schneller.“ Genau, und ihr steckt mittendrin.
Ihr habt leider eine sehr schwierige Zeit erwischt, um Glauben zu leben. Deshalb dachte ich mir, ich gebe euch eine Checkliste mit – eine Checkliste für all das, was ihr jetzt gehört habt. Das waren ja Krisen. Krisen kann man vorbeugen. Man kann sich aber auch ein bisschen vorbereiten.
Ich dachte, ich mache das mal so: eine Checkliste mit Fragen an dich und dein geistliches Leben. Aus der Sicht von jemandem, der schon über dreißig Jahre gläubig ist und dabei Freude hat.
Checkliste für geistliche Gesundheit junger Christen
1. Genügend Gebet
Erste Frage: Hast du genug Gebet? Und ich meine damit etwas ganz Bestimmtes, nämlich wirkliches Gebet – die klassische Form, das Reden mit Gott nach dem Muster des Vaterunsers. Ein intelligentes, tiefes Gebet, das deine Seele satt macht.
Das Thema ist für euch deshalb relevant, weil man euch die Generation Lobpreis nennt. Abgesehen davon, dass Lobpreismusik häufig ein falsches oder einseitiges Gottesbild vermittelt, fördert sie nicht unbedingt die Art von Gebet, die deine Seele wirklich braucht.
Gebet, in dem wir Gott bewundern, in dem wir in der Fürbitte wirklich in den Kampf für andere Christen eintreten, in dem wir unsere Abhängigkeit zugeben und um unser tägliches Brot bitten, in dem wir Sünde bekennen und Weisheit suchen – das ist die Art von Gebet, die du jeden Tag in ausreichendem Maße brauchst.
Das ist der Moment, in dem deine intime Zeit mit Gott stattfindet. Wärt ihr nicht alle so jung, sondern ich sage mal zehn Jahre älter, dann würde ich euch jetzt erklären, warum Gebet Sex für die Seele ist. Aber das geht nicht in der Jugendstunde. Ihr versteht, das ist ein Thema, das man nicht so einfach ansprechen kann. Aber es ist tatsächlich so.
Deshalb ist die Frage so unglaublich wichtig: Hast du genug intelligentes, tiefes, die Seele satt machendes Gebet? Hast du genug Begegnung mit Gott, bei der du wirklich ankommst? Wenn das nicht der Fall ist, dann löcher deinen Jugendleiter, bis er dir das beibringt. Bis er mit dir von mir aus eine Stunde betet und dir vormacht, wie das geht.
Das ist total wichtig, das ist das A und O. Du musst die Güte Gottes jeden Tag schmecken, damit du nicht auf die Suche nach anderen „Geschmacksrichtungen“ gehst. Du musst Gott schmecken, Gott genießen. Und genau dafür ist Gebet da.
2. Genügend Fleiß und Disziplin
Zweiter Punkt: Hast du genug Fleiß in deinem Leben?
Ich weiß, dass Disziplin eine Frucht des Geistes ist, aber wie sieht es mit Fleiß in deinem Leben aus? Wie steht es um die unnützen Dinge, denen du nachgehst? Wie sieht es mit Social Media, dusseligen Computerspielen, Handynutzung oder dem Schocken aus? Wie viele Stunden in der Woche kannst du dort noch rausschmeißen, um sie stattdessen durch gute Dinge zu ersetzen?
Ihr werdet von dieser Gesellschaft auf den schnellen Kick, auf das schnelle emotionale Hoch konditioniert. Die Computernutzung will euch genau dazu bringen. Wenn du nichts dagegen unternimmst, wirst du an dieser Stelle abhängig.
Deshalb setze bewusst etwas dagegen. Lies wenigstens einmal ein gutes Buch zu dem Thema. Du brauchst Fleiß, du brauchst Disziplin. Ich verspreche dir: Sonst wirst du in dieser komplexen Welt nicht überleben.
3. Geistlich reife Freunde
Dritter Punkt: Hast du geistlich reife, ältere Freunde, von denen du lernen kannst? Jugendkultur ist oft ein wenig eitel. Damit meine ich, dass Jugendliche schnell denken, sie bräuchten die Älteren nicht. Und ja, in technischer Hinsicht habt ihr oft Recht. Da kann ich euch nicht das Wasser reichen, das stimmt.
Aber wenn es ums geistliche Überleben geht, braucht ihr die älteren Menschen. Ich verspreche euch das, denn sie wissen, wie es geht. Sie haben bereits viele Krisen hinter sich.
Natürlich brauchst du nicht nur die richtigen Freunde, sondern du musst vielleicht auch einige falsche Freunde aus deinem Leben entfernen. Paulus schreibt in 1. Korinther 15,33: "Irrt euch nicht, schlechter Umgang verdirbt gute Sitten." Falsche Freunde werden dein geistliches Leben vergiften.
Ja, aber hatte Jesus nicht auch die Zöllner und Sünder zu seinen Freunden? Ja, das stimmt. Doch hier geht es um die Frage: Wer prägt wen? Sei nüchtern, okay? Sei einfach nüchtern.
4. Geistliche Überzeugungen
Viertens: Hast du geistliche Überzeugungen, besonders du, der zu den Älteren unter euch gehört? Ich meine damit echte Überzeugungen.
Eine Überzeugung bedeutet, dass du etwas glaubst, weil du weißt, wo es in der Bibel steht und weil du es durchdacht hast. Du glaubst es auf eine Weise und in einer Tiefe, dass du es anderen erklären könntest. Weißt du, was du glaubst und wo das steht, was du glaubst? Das ist eine Überzeugung.
Falls nicht, hast du wenigstens einen Plan, wie du dich in den kommenden Jahren den Themen nähern möchtest, die du als Erwachsener verstanden haben musst, um dein Leben zu gestalten?
Sind das, was in dir drinsteckt, wirklich Überzeugungen, für die du dir eine Hand abhacken lassen würdest? Oder würdest du dir das Leben nehmen, wenn jemand kommt und sagt, du verlierst deinen Job? Oder ist es einfach nur ein Mischmasch aus: Ich habe das ein bisschen hier gehört und ein bisschen da, ich kenne fünf Prediger, die ich regelmäßig höre, und weil der Prediger das glaubt, glaube ich das auch?
Das ist keine Glaubensüberzeugung. Leider seid ihr die Generation, die, wenn es um Wissen geht, nichts weiß – nicht einmal, wie man Wissen gewinnt, weil ihr nie herangeführt wurdet. Es tut mir leid für euch, aber das bedeutet, ihr habt auch keine Glaubensüberzeugung.
Du kannst aber damit anfangen.
5. Psychohygiene
Fünfter Punkt: Psychohygiene – drei Fragen
Schläfst du genug? Kommst du innerlich im Laufe der Woche regelmäßig zur Ruhe? Und das Wichtigste: Kannst du deine negativen Gefühle regulieren?
Ich erwähne das, weil meine Gemeindereferentin vor ein bis zwei Wochen Gespräche geführt hat. Sie sagte mir: „Jürgen, das ist total schlimm. Die Leute haben irgendwie komische Gefühle in sich, und das war bei einer Jugendkonferenz besonders auffällig. Diese Jugendlichen wissen überhaupt nicht, wie sie ihre Gefühle regulieren können.“
Wenn du deine Gefühle nicht regulieren kannst, hast du ein großes Problem. Denn dann werden die Gefühle in dir zum Antreiber deines Lebens. Du tust dann, was deine Gefühle wollen. Das ist jedoch nicht biblisch.
In meiner Bibel steht, und ich mag diesen Vers sehr, Psalm 43, Vers 5: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen.“
Ich übersetze das mal frei: „Kopf an Bauch! Hey Bauch, was soll das denn? Warum bist du so aufgeregt? Ich glaube, das geht jetzt zu weit. Das wollen wir nicht. Wir wollen jetzt auf Gott harren.“ Das ist Regulation.
Ich bin innerlich aufgeregt, aber mein Kopf, mein Wille und mein Verstand dürfen mir sagen, was gilt. Das ist ganz, ganz wichtig und wirklich entscheidend, dass wir das an dieser Stelle verstehen.
Im Umgang mit Emotionen brauchst du eine Selbstregulation, die dir diese Gesellschaft nicht mitgibt. Denn die Gesellschaft will dich genau über deine Emotionen steuern. Sie spricht deine Gefühle an, wenn sie so tut, als würde sie dir Wahrheit verkaufen – tut sie aber nicht. Sie spricht deine Emotionen an, wenn sie dir Werbung verkauft. Sie spricht deine Gefühle an, wenn sie dir kleine Video-Schnipsel zeigt. Ja, das muss ja sofort immer auf der emotionalen Ebene passieren.
Und irgendwann passiert alles nur noch auf der emotionalen Ebene. Die Kehrseite der Medaille ist: Du kannst die emotionale Ebene nicht mehr richtig handhaben.
6. Englischkenntnisse
Letzter Punkt: Englisch.
Also, wir haben hier eine Checkliste. Diese Checkliste macht euch besonders verwundbar, speziell die Jugendkultur. Ich glaube, dass euer Gebetsleben unterdurchschnittlich ist, euer Fleiß noch entwicklungsfähig. Eure Freundschaften sind nur im gleichen Rahmen vorhanden, sodass euch gute Freunde fehlen. Falls ihr welche habt, versucht ihr oft, diesen Mangel durch YouTube-Videos zu kompensieren, was aber nicht funktioniert.
Was die Überzeugungen angeht, so möchte ich immer, dass Leute Bibelverse lernen. Das habe ich schon oft gesagt und sage es immer wieder: Lernt mindestens tausend Verse auswendig.
Zur Psychohygiene: Dieses völlig durcheinander sein, das übertrieben ängstliche und emotional aufgeladene Verhalten der Jugendkultur ist wirklich problematisch.
Und dann kommt Englisch. Was soll ich sagen? Alle wirklich gute geistliche Literatur, vor allem wenn es um Fragen zum Glauben und zur Bibel geht, ist auf Englisch. Oder zumindest ist sie dort zwei bis drei Jahre früher verfügbar.
Wenn heute ein Trend in Deutschland viral geht, wisst ihr, warum mich das in neun von zehn Fällen überhaupt nicht überrascht? Weil ich die Originalliteratur schon gelesen habe oder zumindest eine Buchbesprechung im Original gesehen habe.
Wenn ich euch einen Tipp geben darf: Lernt Englisch! Es gibt unglaublich glaubensstärkende Kanäle von geistlich sehr kompetenten Christen. Die gibt es wirklich.
Manchmal denkt man vielleicht, man sei der einzige Intellektuelle in der Gemeinde und alle anderen seien weniger klug. Aber draußen gibt es definitiv Menschen, die klüger sind als du. Und diese haben etwas zu sagen.
Das sind also die sechs Punkte, die es meiner Meinung nach für euch nicht unbedingt leichter machen. Aber es ist natürlich klar: Wenn ihr diese sechs Punkte im Blick habt, könnt ihr etwas dagegen tun. Dann könnt ihr sagen: „Ja, die packe ich an.“ Das ist keine Quantenphysik, versteht ihr? Das sind einfache Dinge, die man angehen kann.
Umgang mit Glaubenskrisen: Hilfe und Unterstützung
Kommen wir zum Schluss. Was tue ich, wenn ich doch einmal in eine Glaubenskrise gerate oder wenn ich jemanden kenne, der sich in einer solchen befindet?
Solche Situationen können zum Beispiel entstehen, wenn jemand in der Gemeinde unfreundlich oder verletzend auf mich zugeht. Dann stehe ich an einem Punkt, an dem ich denke: „Ich werfe jetzt alles hin, ich habe genug.“ Oder ich fühle mich völlig überfordert mit der Situation zu Hause und frage mich, warum Gott nichts unternimmt.
Vielleicht warte ich auch schon lange auf einen Partner, doch es scheint niemand Interesse zu haben. Alle anderen finden eine Freundin, nur ich nicht. Was kann ich in solchen Momenten tun?
Schritte im Umgang mit einer Glaubenskrise
Punkt eins: Gestehe dir ein, dass du in einer Krise steckst.
Ich weiß, das klingt banal, aber es ist wichtig, einfach mal zu sagen: Mir geht es geistlich schlecht. Gerade in der evangelikalen Szene sagt man das nicht so gerne, wenn man geistliche Probleme hat. Es ist oft so: „Allen geht es gut. Wie geht es dir?“ „Na gut, wie sonst.“ Und der Familie geht es auch gut.
Nein, wenn du eine Glaubenskrise hast, gestehe dir das ein.
Der zweite Punkt ist: Du musst schauen, was die Krise ausgelöst hat.
Die Krise an sich – dass du ins Zweifeln kommst – ist an sich noch nichts Dramatisches. Was war am Anfang? War es der Tod meines Großvaters? War es vielleicht die Frage, warum Gott die Welt erschaffen konnte, obwohl er doch vorher schon wusste, dass so viele Millionen und Abermillionen Menschen verloren gehen?
Oder war es vielleicht die ältere Schwester, die nach dem Gottesdienst auf mich zukam und mir unbedingt noch sagen musste, dass mein Outfit nicht zum Gottesdienst passt? Bin ich enttäuscht von Gott? Überlege dir, was es ist.
Und wenn du das weißt, kommt Punkt drei: Ja, ich weiß, was mich in diese Krise hineingeritten hat.
Das kann natürlich auch Sünde sein, es kann Mobbing in der Schule sein, es kann alles Mögliche sein.
Dann Punkt drei: Ich suche mir Verbündete.
Hier ist Folgendes wichtig: Du brauchst zwei Sorten von Verbündeten. Du brauchst auf der einen Seite Leute, die dir zuhören. Der größte Teil einer Glaubenskrise wird schon dadurch gemeistert, dass du jemanden hast, der dir einfach mal zuhört. Jemand, bei dem du sagen kannst: So geht’s mir.
Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt: Wenn man so richtig fertig ist, muss man einem einfach nur sagen, wie fertig man ist. Und dann ist man fertig mit dem Fertigsein, und eigentlich geht es dann schon fast wieder.
Du brauchst Leute, die dir zuhören, die dich trösten, die für dich beten, die mit dir beten und vielleicht auch fasten. Sie müssen das tun, denn eine Glaubenskrise kann man meistern – das ist nicht der Punkt. Aber eine Glaubenskrise kann auch eine reale Gefahr darstellen.
Eine Glaubenskrise kann ein Turbo für das geistliche Leben sein, nämlich genau an der Stelle, wo ich merke, dass ich nur halb mit Gott unterwegs bin. Dann kommt die Glaubenskrise, und ich merke plötzlich, worum es geht. Dann sage ich: „Yeah, Turbo rein, ganze Sache machen!“
Das wäre die positive Lösung einer Glaubenskrise. Aber anstelle eines Turbos kann es natürlich auch ein Ausknopf sein – so: Game over, Fade out.
Deshalb brauchst du Verbündete. Du brauchst erst einmal die, die zuhören und dich trösten.
Dann brauchst du eine zweite Sorte von Verbündeten: die Ratgeber.
Du brauchst Typen wie mich. Ich bin kein guter Zuhörer, mich nerven Menschen mit ihren Problemen. Ich bin nicht gut im Trösten, ich bin auch nicht gut im Arm-um-die-Schulter-Legen. Aber ich bin ein sehr guter Ratgeber.
Warum? Na ja, ich bin so der Seelsorger für die Schlammsituation. Wenn der Karren so richtig im Dreck steckt, dann bin ich gut, weil ich viel gelesen habe, viel nachgedacht habe und selbst viel Dreck in meinem Leben gefressen habe.
Ich bin der Typ. Du brauchst also den Tröster, der zwar nicht immer die besten Ratschläge hat, aber nett ist und den deine Seele braucht. Und dann brauchst du den Typen, der sagt: „Okay, eins, zwei, drei, das ist die Lösung.“
Das ist dann auch der letzte Punkt, der vierte Punkt: Wenn ich das Problem kenne und sagen kann, ich möchte gern gläubig bleiben, dann muss ich es lösen.
Das macht ein guter Ratgeber. Er kommt und sagt: „Ich weiß, was du jetzt brauchst.“ Dann musst du einfach mal zuhören und es auch mal machen.
Es kann sein, dass man ein Buch liest. Es kann sein, dass man eine neue gute Gewohnheit in sein Leben holt. Es kann sein, dass man Beziehungen abbricht oder vielleicht das ganze Leben auf den Kopf stellt. Ich weiß es nicht.
Vielleicht muss man auch einen Ältesten schnappen und dann zu dieser lieblosen Schwester hingehen und sagen: Jetzt wird das mal konfrontiert. Auch das kann sein.
Ich weiß nicht, was es genau ist, aber du brauchst jemanden, der dir in dein Leben hineinsprechen darf. Und du musst einfach mal zuhören und es tun.
Abschluss und Ermutigung
Wir sind am Ende. Ich hatte ganz am Anfang gesagt: Wir sind in einem geistlichen Kampf. Es gibt einen Konflikt, und deine Seele ist der Preis.
Würden wir Paulus fragen, dann würde er sagen: Hey, das ist ganz einfach! Zieh doch einfach die geistliche Waffenrüstung an, suche die Wahrheit, lebe gerecht, predige das Evangelium und sei dir deiner Errettung einfach sicher. Verteidige dich mit Bibelversen, glaube fest und bete viel!
Ich bin voll dafür. Das ist die geistliche Waffenrüstung, und ich finde sie großartig. Ich wünsche mir, dass wir alle sie anziehen.
Aber ich ahne, dass wir heute in einer Zeit leben, die einfach ein paar aktuelle Ergänzungen braucht. Deshalb habe ich mir erlaubt, das mit euch hier in dieser Stunde im Tiefflug in Macht-zwei-Geschwindigkeit einfach mal durchzugehen. Amen.