Einführung: Achtung auf Gottes Wort
Der Werbespot ist vorbei, nun geht es mit dem Thema weiter. Lasst uns aufeinander Acht geben. Heute wollen wir besonders auf Gott und sein Wort achten.
Ihr wisst schon, mit welchem Vers wir beginnen, wie bei den anderen auch: Hebräer 10,24-25.
Lasst uns aufeinander achten und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen! Wir wollen uns gegenseitig ermutigen – und das umso mehr, je näher der Tag heranrückt, an dem unser Herr kommt.
Die Bedeutung der Bibel: Sechs biblische Aussagen
Ich möchte zu Beginn sechs Aussagen aus der Bibel vor uns stellen, sechs Verse, die etwas über die Bedeutung des Wortes Gottes aussagen. Ich gehe davon aus, dass ihr diese Verse alle kennt.
Zunächst einmal 2. Timotheus 3,16. Das ist einer dieser Verse, die man sich leicht merken kann. Viele wichtige Verse in der Bibel sind Kapitel 3, Vers 16.
Der Vers lautet:
„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch tüchtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.“
Ihr wisst, dass dies einer der wichtigsten Verse ist, den wir brauchen, wenn wir erklären wollen, welche Bedeutung das Wort Gottes für uns hat. Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Gott hat sie uns selbst gegeben. Er hat sie den Schreibern der Bibel eingegeben.
Die Bibel ist also nicht wie andere Bücher. Das Urheberrecht der Bibel, die Urheberschaft, liegt bei Gott. Er hat das Urheberrecht, und er allein ist dafür zuständig.
Das prophetische Wort als göttliche Offenbarung
Zweite Stelle, die ich euch vorstellen möchte, ist 2. Petrus 1,19-20:
„Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester. Ihr tut gut daran, darauf zu achten, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Dabei sollt ihr zuerst wissen, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung geschieht. Denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“
Auch das ist ein Selbstzeugnis der Bibel, wie sie sich selbst versteht und wie wir Gottes Wort verstehen müssen.
Wir leben heute in einer Zeit, in der dies angezweifelt wird. Immer wieder wird gesagt, die Bibel sei ja auch nur von Menschen geschrieben.
Persönliche Erinnerung an den Wert der Bibel
Wo mir das zum ersten Mal sehr deutlich wurde, war, als ich ein Kind war. Unsere Eltern hatten die Angewohnheit, nach dem Essen immer eine Familienandacht zu halten. Wir hatten eine große Familienbibel, die im Wohnzimmer lag. Wenn wir also in der Küche gegessen hatten, musste eines von uns Kindern die Bibel holen.
Dann kam immer die Frage: Wer darf die Bibel holen? Ich hatte oft den Auftrag, die Bibel aus dem Wohnzimmer zu holen. Ich war damals vielleicht etwa zehn Jahre alt und machte allerlei Experimente. Einmal trug ich die Bibel auf dem Kopf, als ich in die Küche kam. Ich fand das lustig.
Das Gesicht meines Vaters wurde daraufhin sehr ernst. Er sagte zu mir: „John, das ist die Bibel.“ Ich antwortete: „Ja, und? Ein Buch.“ Er entgegnete: „Nein, das ist die Bibel.“ Ich erwiderte: „Ja, aber es ist doch genauso wie ein anderes Buch bedruckt.“ Er sagte: „Nein, das ist das Wort Gottes. Mit dem Wort Gottes gehen wir anders um als mit anderen Büchern.“
Ich muss sagen, das hat sich bei mir eingeprägt. Ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, dass die Bibel ein ganz besonderes Buch ist, das mit keinem anderen Buch zu vergleichen ist. Ich bin dankbar, dass mein Vater damals so einen klaren Blick hatte und mir deutlich machte, wie wir mit der Bibel umgehen sollten.
Ich denke, es ist wichtig, der nächsten Generation klarzumachen, welchen Wert die Bibel auch für uns selbst hat. Dazu müssen unsere Kinder spüren, wie wir selbst mit der Bibel umgehen.
Ewigkeit und Verlässlichkeit des Wortes Gottes
Und ich möchte euch noch vier Worte vorstellen. Jesaja 40,8: Da sagt Gott: Das Gras ist verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.
Alles andere in dieser Welt ist vergänglich, aber das Wort Gottes hat Ewigkeitswert. Es wird in alle Ewigkeit bestehen und Gültigkeit haben, selbst wenn wir im Himmel sind. Auch das kann man sich kaum vorstellen.
1. Timotheus 1,15: Das Wort ist gewiss oder zuverlässig und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu retten.
Das heißt, du kannst dich hundertprozentig auf die Bibel verlassen. Heute hört man selbst in christlichen Kreisen: „Ja, aber was ist denn mit den Widersprüchen in der Bibel? Was ist denn mit den Fehlern?“ Ich kann nur sagen: 1. Timotheus 1,15 – Das Wort ist zuverlässig.
Auch da bin ich dankbar, dass mein Vater mir deutlich gemacht hat: Die Bibel hat keine Fehler. Was du als Widerspruch oder Fehler empfindest, ist etwas, das du nicht verstehst. Es liegt nicht an Gottes Wort, sondern an dir.
Umgang mit scheinbaren Widersprüchen
Und dann hört man oft: Ja, aber wie ist das denn mit dem wiederkäuenden Hasen? Bis vor zwanzig Jahren hätte ich darauf auch keine Antwort gehabt. Damals hätte ich so geantwortet: Warten wir ab, was Gott dazu sagt, wenn wir in der Ewigkeit sind. Immerhin hat er den Hasen erschaffen.
Vor einigen Jahren erschien jedoch ein guter Artikel im Faktum, der sehr deutlich machte, dass der Hase tatsächlich ein Wiederkäuer ist – allerdings anders als die anderen Wiederkäuer. Gott ist also viel schlauer als wir.
Oder wenn jemand sagt: Wie ist das denn mit den Sternen, die Lichtjahre entfernt sind? Die müssen doch Lichtjahre zuvor geschaffen worden sein, oder? Das klingt logisch. Aber mein Gott ist so groß, dass er einen Stern gleichzeitig mit dem Lichtstrahl erschaffen kann. So schaut man gewissermaßen fiktiv in eine Vergangenheit.
Im Grunde ist das das gleiche Problem, das man auch bei Adam findet. Er wurde ja nicht als Baby auf die Welt gebracht, sondern Gott hat Adam mit einem fiktiven Alter erschaffen – sagen wir vielleicht 31,5 Jahre oder so. Oder wie viele Baumringe hatten die Bäume, die Gott geschaffen hat?
Daher kann Gott auch Gesteine erschaffen, die nach wissenschaftlichen Methoden wie der Radiometrie 10,5 Milliarden Jahre alt sein müssten. Für Gott ist es kein Problem, Steine mit einem scheinbaren Alter zu machen.
Das Problem für die meisten Menschen ist, dass sie an die Bibel nur mit ihrem menschlichen Denken herangehen und Gott dabei ausklammern. Für sie ist Gott klein. Ich aber habe einen großen Gott, der alles kann.
Deshalb ist für mich all das kein Problem.
Erfahrungen mit Skepsis und Glaubensentscheidungen
Während meiner Schulzeit gab es noch nicht so gute Bücher von Professor Gitt und anderen. Unser Biologielehrer kannte zwar die Bibel, benutzte sie aber oft, um darüber zu lästern.
Er sagte dann immer: „Oft hatten wir Biologie nach dem Religionsunterricht. Na, was hat denn mein lieber Kollege euch wieder für schöne Geschichten erzählt? Meint ihr wirklich, Gott hätte da am Sandkasten gesessen und die kleinen Menschen geformt?“ Dabei machte er sich über diese Vorstellung lustig.
Ich erinnere mich noch, dass ich zu meinem Vater gegangen bin und ihn gefragt habe, was man darauf antworten soll. Zuerst gab mir mein Vater das Buch von Erich Sauer mit dem Titel „Morgen ruht der Welterlöser“. Ich muss ehrlich sagen, ich habe damals nichts verstanden.
Ich fragte meinen Vater, ob er mir etwas anderes geben könne. Er antwortete: „Weißt du, es ist eigentlich ganz einfach: Lerne, was der Lehrer wissen will, aber glaube, was in der Bibel steht.“
Und ich muss sagen, damit bin ich gut gefahren. Lerne, was der Lehrer wissen will, und danach kannst du wieder vergessen, wer das beigebracht hat. Aber glaube, was in der Bibel steht.
Die Identität des Wortes Gottes in Jesus Christus
Johannes 1,1 und 1,14
Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut.
Das ist ein ganz wichtiger Vers, der deutlich macht: Gott wird mit der Bibel identifiziert. Das Wort Gottes ist Gott. Das ist identisch. Wenn das stimmt, was Johannes hier schreibt – dass das Wort Gott war –, dann kann es keine Fehler in der Bibel geben. Sonst gäbe es Fehler in Gott. Das ist logisch, oder?
Oft höre ich dann jedoch ein „Ja, aber“. Dieser Vers ist ein Selbstzeugnis Gottes. Er identifiziert sich selbst. In der Offenbarung finden wir dasselbe: Wer auf dem Pferd sitzt, dessen Name ist „das Wort Gottes“. Herr Jesus selbst sagt in seinem letzten Gebet, in Johannes 17: „Dein Wort ist Wahrheit.“
An diesem Punkt tun wir Menschen uns heute oft schwer. Seit der sogenannten Aufklärung gibt es die Auffassung, dass es keine Wahrheit mehr gibt.
Persönliche Erfahrungen mit Glaubensfragen und Wahrheit
Ich war im ersten Semester meines Grafikstudiums, als ich vom Professor hereingerufen wurde. Er war ein Schwabe und sprach meinen Namen immer etwas schwäbisch aus: Herr Plate. Dann sagte er: „Ich habe gehört, Sie sind Christ.“ Ich antwortete: „Ja.“ Daraufhin meinte er: „Herr Plate, Sie werden sich entscheiden müssen, ob Sie Christ sein wollen oder Werbung machen.“
Ich fragte: „Herr Professor, warum? Warum kann ich nicht als Christ Werbung machen?“ Er erklärte: „Werbung ist Lüge, und Sie kommen mit Ihrem Gewissen in Konflikt.“
Ich entschied mich für die Werbung und habe meinen Glauben an den Nagel gehängt. Da sagte ich zu ihm: „Herr Professor, das ist Ihr Problem. Ich bin der Überzeugung, dass auch ein Christ Werbung machen kann, ohne zu lügen. Ein Christ kann Werbung mit Wahrheit machen.“
Er antwortete: „Hm, was ist Wahrheit?“ Daraufhin sagte ich: „Herr Professor, erlauben Sie, diese Frage hat schon jemand anders gestellt.“ Er erwiderte: „Ja, Nietzsche.“ Ich entgegnete: „Professor Nietzsche hat das auch jemand anderem nachgesprochen. Das ist nicht auf seinen Mist gewachsen.“ Dann schaute ich nach, von wem das eigentlich stammt. Heute würde man sagen, er hat es plagiiert. Ich sagte: „Diese Frage hat Pontius Pilatus an Jesus gestellt.“
„Ach, Herr Plate, schon wieder die Bibel!“ sagte er. „Ich werde Sie im Semester beobachten, und wir werden noch miteinander sprechen.“ Er gab mir dann ein Buch, eine Auseinandersetzung zwischen einem katholischen Priester und einem Atheisten. Natürlich verliert der Priester darin. Das Buch war Pflichtlektüre.
Nach 14 Tagen kam er wieder auf mich zu: „Plate, haben Sie gelesen?“ Ich antwortete: „Ja.“ „Und?“ fragte er. Ich sagte: „Der Priester hatte schlechte Argumente. Ich hätte anders geantwortet.“ Er meinte: „Für heute ist es gut.“
Im letzten Semester rief er mich erneut zu sich: „Herr Plate, ich habe Sie beobachtet. Wären Sie mein Assistent?“ Ich sagte: „Herr Professor, danke für das Angebot, aber ich habe schon eine Stelle.“ Er erwiderte: „Herr Plate, dieses Angebot hat noch nie ein Student ausgeschlagen.“ Ich antwortete: „Ja, aber ich habe schon eine Stelle. Wo ist denn dieser Christ?“
Dann hatten wir die Abschlussprüfungen. Während dieser Zeit hatte ich bereits neben dem Studium in einem Werbestudio gearbeitet, dessen Chef Christ war. Ich führte alle meine Entwürfe mit fachlicher Kompetenz aus. Den Satz habe ich nicht an der Schule oder an der Uni gemacht, sondern über eine Layoutsetzerei in Düsseldorf anfertigen lassen. Deshalb hatte ich eine völlig andere Typografie und Gestaltung als alle anderen im Studium.
Als die Arbeiten hingen, ging die Kommission durch den Raum. Unser Professor stand vor meinen Arbeiten und sagte: „Herr Plate, kommen Sie her! Das haben Sie nicht bei mir gelernt.“ Ich antwortete: „Nein.“ Er sagte: „Das ist schade, aber ich muss Ihnen leider eine Eins geben.“
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man als Christ zu seiner Überzeugung steht.
Die Verantwortung im Glauben und praktische Lebensführung
Ich bin dankbar, wie der Herr mich geführt hat. Auch in der Schule habe ich seine Führung erfahren.
Ich bin froh, dass ich ziemlich am Anfang meiner Selbstständigkeit wirklich vor die Wand gefahren bin. Ich hatte einen Auftrag angenommen, von dem ich wusste, dass er nicht richtig war. Trotzdem habe ich ihn angenommen, weil ich das Geld brauchte.
Es handelte sich um eine Familie mit drei Kindern, die ernährt werden musste. Obwohl ich Bauchschmerzen hatte, nahm ich den Auftrag an. Gott hat mich daraufhin richtig reinrasseln lassen.
Ich bin dankbar, dass das gleich am Anfang passierte. Es zeigt, wie wichtig es ist, auf die Stimme des Herrn zu hören. Auch ein Grafiker kann Aufträge ablehnen, und Gott wird uns trotzdem durchbringen.
Vier Fragen zum Glauben und zur Bibel
Ich möchte vier Fragen mitgeben. Die erste ist vielleicht eine ganz kritische Frage: Bist du Bibel- oder Jesusgläubig?
Das ist nämlich eine Auseinandersetzung, die gerade in der heutigen Zeit in der evangelikalen Welt geführt wird. Diese Frage wird uns gestellt von Baptisten, von freien Gemeinden und so weiter. Sie sagen: Wir sind Jesusgläubig, ihr seid Bibelgläubig. Aber der Buchstabe tötet, so wird dann argumentiert. Wir glauben an Jesus – und das hört sich sehr gut an, oder?
Was ist denn wichtiger, die Bibel oder Jesus? Das ist eine Fangfrage. Du kannst nicht zwischen Bibel und Jesus unterscheiden. Was haben wir eben gelesen? Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Deshalb gehört das zusammen: Bist du Bibel- und Jesusgläubig?
Ich kann nur an einen Jesus glauben, der mir in der Bibel bezeugt wird. Jesus bezeugt sich nicht außerhalb der Bibel in einer Weise, dass ich an ihn glauben kann. Ich brauche die Bibel, um Jesus zu erkennen. Hier offenbart er sich. Und wir haben gesehen: Gottes Wort macht das identisch miteinander.
Vielleicht eine Frage, die heute immer wieder neu gestellt wird, gerade wenn wir im Gespräch mit Mohammedanern sind oder auch in der evangelikalen Welt: Wie würdest du begründen, dass die Bibel Gottes Wort ist?
Du merkst im Grunde, wenn du versuchst zu argumentieren, kommst du in eine Sackgasse. Professor Walter Schmitz hat einmal gesagt: Du kannst einen Menschen in die Ecke diskutieren, sodass er keine Ausreden mehr hat. Du scheinst gewonnen zu haben, aber du hast sein Herz nicht erreicht.
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es nützt nichts, einem anderen logisch zu erklären, warum die Bibel Gottes Wort ist, solange er die Bibel nicht in sein Herz aufnimmt. Es reicht nicht, sie nur im Kopf zu haben. Gottes Wort will nicht zuerst unseren Verstand erreichen, sondern unser Herz. Wenn es unser Herz erreicht, dann erreicht es auch unseren Verstand. Der Weg geht nicht vom Kopf zum Herzen, sondern vom Herzen zum Kopf.
Ich halte das für einen ganz wichtigen Punkt. Wenn jemand versucht, darüber zu diskutieren, dann sage ich immer: Darüber sprechen wir später mal. Zunächst geht es darum, wie man eine Beziehung zu Gott finden kann. Wir müssen immer überlegen, was die wichtigen Fragen sind, und wir sollten nicht den zweiten Schritt vor den ersten machen.
Denn selbst wenn du jemanden logisch überzeugst, sodass er keine Widersprüche oder Argumente mehr hat, hast du ihn dadurch nicht für den Herrn Jesus gewonnen. Er wird vielleicht sauer sein, dass du der Sieger bist, und er wird sich dir nicht vertrauensvoll öffnen.
In der Regel kommt ein Mensch zum Herrn Jesus nicht über den Verstand, sondern wenn er in der Not ist und keinen Ausweg mehr weiß.
Die vierte Frage lautet: Welche Bedeutung hat die Bibel für dich? Wenn du sagst, die Bibel ist Gottes Wort, dann müsste sie in deinem und meinem Leben eine Priorität haben, die sie in der Regel nicht hat.
Wenn ich überzeugt bin, dass sie Gottes Wort ist, dann muss sie in meinem Leben an erster Stelle stehen. Aber ich muss auch bekennen, dass sie oft nicht diese Bedeutung hat. Zeitlich gesehen lese ich oft die Zeitung länger als die Bibel.
Wir argumentieren ja, wir dürfen hier nicht weltfremd sein. Aber wenn wir sagen, die Bibel ist Gottes Wort, dann hat sie die oberste Priorität.
Gefahren und Irrlehren in der heutigen evangelikalen Welt
Welche Gefahren und Irrlehren gibt es heute in der evangelikalen Welt?
Im neunzehnten Jahrhundert bestand die Hauptgefahr und Irrlehre in der sogenannten Entmythologisierung der Bibel. Dabei wurde versucht, alles aus der Bibel herauszustreichen, was mit unserem logischen menschlichen Verstand nicht vereinbar ist.
Ich erinnere mich noch, als unser Ältester im ersten Schuljahr war. Die Lehrerin erzählte den Kindern im Religionsunterricht sehr sonderbare Geschichten. Das kennt ihr wahrscheinlich auch. Im Katholizismus gibt es solche Geschichten ebenfalls, die sehr rührselig sind, zum Beispiel, dass Jesus als Kind einen toten Spatzen wieder geheilt hat und ähnliche Dinge.
Ich sagte der Lehrerin, ich sei dagegen, sie solle biblische Geschichten erzählen und keine solchen Märchen. Sie antwortete: „Ja, da haben Sie Recht, ich bin auch dafür, die Bibel zu entmythologisieren.“ Daraufhin sagte ich ihr, sie habe mich falsch verstanden. Sie solle die Bibel lesen und nichts daraus weglassen, aber auch nichts hinzufügen.
Wir gaben ihr dann die Kinderbibel von Anne de Vries. Danach las sie daraus vor, und wir dachten, damit könne sie wenig falsch machen. Das war also ein grober Fehler.
An diese Phase schloss sich die historisch-kritische Theologie an. Diese nahm nur das menschlich Logische an und strich alles aus der Bibel, was sie nicht verstehen konnte. Bei solchen Leuten könnte man sagen: Drucken Sie doch bald eine Bibel mit Perforationen, damit man einzelne Verse herausnehmen kann, die einem nicht gefallen. Das Problem ist natürlich, dass beim Herausperforieren eines Verses auf der einen Seite auch etwas auf der anderen Seite wegfällt.
Die historisch-kritische Theologie war ein starker Einfluss, der bis in die evangelische und auch bis in die katholische Kirche hineinwirkte.
Ich fand es interessant, dass gerade jetzt Papst Benedikt sein Buch „Jesus von Nazareth“ herausgebracht hat, das er schon als Bischof Ratzinger geschrieben hat. Dieses Buch ist auch für uns als Brüdergemeinden hochinteressant. Er schrieb es gegen die historisch-kritische Theologie in der katholischen Kirche und argumentiert anhand der Bibel, dass Jesus wirklich Gott ist und in ihm allein Erlösung zu finden ist.
In dem Buch findet man nichts über Maria oder die Heiligen. Ich denke, das ist eine Steilvorlage, wenn wir mit Katholiken sprechen. Wir können sagen: Euer Papst hat das auch schon gesagt. Natürlich hat er dafür Prügel von den modernen Theologen in der katholischen Kirche bekommen, aber wir merken, dass diese Lehre sich langsam bis zum einfachen Volk durchsetzt.
Ich finde das schon kritisch, und es geht bis in die evangelikale Welt hinein. Der Vorsitzende der Evangelischen Allianz sagte zum Beispiel: „Es kommt nicht darauf an, ob das Grab leer war.“ Auch Nikolaus Schneider hat deutlich gemacht, dass er gegen die Bluttheologie ist. Gott brauche nicht ein Opfer am Kreuz, um Sünden zu vergeben. Er könne wie wir Menschen auch die Augen zudrücken.
Ich frage mich, was solche Menschen an solchen Positionen suchen.
Die Bibel enthält Gottes Wort – eine gefährliche Argumentation
Eine gefährliche Irrlehre, die bereits vor fünfzig Jahren aufkam, stammt hauptsächlich von der Ausbildungsstätte der Baptisten in Elztal. Sie besagt, dass die Bibel nicht Gottes Wort ist, sondern Gottes Wort nur in der Bibel enthalten sei.
Diese Argumentation wird oft genutzt, um alle Passagen herauszudrehen, die einem heute nicht passen. Zum Beispiel: Das Schweigen der Frau sei nur zeitbedingt und gelte damals, heute habe man damit nichts mehr zu tun. Homosexualität sei damals anders bewertet worden, heute würde Jesus völlig anders damit umgehen. So lässt sich alles umdeuten.
Diese Argumentation, dass die Bibel Gottes Wort nur enthält, wird oft mit der Aussage fortgesetzt: Wort Gottes sei das, was mich anspricht. Damit sucht man sich selbst aus, was Wort Gottes ist.
Man sitzt unter der Predigt, denkt gerade an das Essen, das man heute Mittag bekommt, und fühlt sich nicht angesprochen von dem, was der Pastor sagt. Das ist eine ganz gefährliche Ablehnung.
Der Buchstabe tötet? – Liebe und Wahrheit in der Bibel
Und dann auch diese Sache: „Der Buchstabe tötet, die Liebe macht lebendig“ steht über allem. Immer wieder wird Johannes 8 angeführt, wie der Herr Jesus mit der Ehebrecherin umgegangen ist. Er hat sie nicht verurteilt, sondern sie laufen lassen mit den Worten: „Geh hin und sündige nicht mehr.“ Damit wird gesagt, der Herr Jesus hat die Liebe vorangestellt.
Da kann ich nur sagen: Wer so etwas behauptet, hat diesen Abschnitt nicht richtig gelesen. Wenn eine Frau beim Ehebruch ertappt wird, kann sie das ja nicht alleine gemacht haben, oder? Da gehört doch noch jemand dazu. Wo ist denn der? Den haben sie laufen lassen. Sie stellen nur die Frau vor Herrn Jesus.
Und dem Herrn Jesus geht es in dem Moment nicht in erster Linie um die Frau, sondern um die Ankläger. Jesus demonstriert das auf phantastische Weise. Die Leute stehen um ihn herum. „Jesus, wie urteilst du jetzt? Sollen wir sie steinigen?“ Hätte Jesus gesagt: „Ihr kennt doch das Gesetz“, wäre die Frau gesteinigt worden. Er hätte auch sagen können: „Bringt den Ehemann oder den Mann, mit dem sie geschlafen hat.“ Aber vielleicht war das ja gerade ein Pharisäer gewesen.
Nein, wie reagierte Herr Jesus? Die Leute stehen drum herum und erwarten von ihm eine Antwort. Was macht er? Er malt Zeichnungen in den Sand. Viele rätseln darüber, was er da wohl geschrieben hat. Ich gehe davon aus, das sind Kritzeleien gewesen. Kennst du das, wenn du einen Anruf hast und dich das gar nicht interessiert? Du lässt dich vollquatschen und malst währenddessen Kästchen, Kreise oder spielst „Schiffe versenken“.
Im Grunde macht er deutlich: Das interessiert mich überhaupt nicht, was ihr da sagt. Redet nur weiter. Und sie lassen nicht locker. Dann sagt er nur einen Satz: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Und malt weiter.
Also ich finde den Herrn Jesus fantastisch. Das ist Größe, oder? Wie geht man mit Menschen um? Ich muss immer wieder staunen, wie der Herr Jesus mit solchen Menschen umgegangen ist. Er hätte mit denen heiß diskutieren können, hochtheologisch. „Ist das dritte Mose richtig übersetzt oder nicht?“ Aber der Herr Jesus malt im Sand.
Und dieser eine Satz sorgt dafür, dass alle Ankläger spurlos verschwinden. Die Frau steht allein da, und Herr Jesus fragt: „Hat sich denn niemand verurteilt?“ Sie sagt: „Nein.“ „Gut“, sagt er, „dann verurteile ich dich auch nicht.“
Merk dir: Der Herr Jesus geht völlig anders vor. Das ist kein Gegensatz zwischen Buchstabe und Liebe, sondern das ist Seelsorge – auch an den verheirateten Menschen, die als Ankläger aufstehen.
„Das sehe ich aber anders“ – eine gefährliche Haltung
Der letzte Satz hier bereitet mir am meisten Schwierigkeiten, auch in unseren Kreisen. Ich sehe das jedoch anders. Gegen diesen Satz kann man kaum argumentieren, und das wissen diejenigen, die ihn äußern.
Mit dem Ausdruck „das sehe ich aber anders“ wird im Grunde gesagt, dass man die Bibel nach der eigenen Auffassung biegen kann. Man kann sie aus einer anderen Perspektive betrachten und dadurch zu anderen Ergebnissen kommen. Die Bibel wird dann nicht als absolute Größe verstanden, sondern es kommt immer darauf an, welche „Brille“ man aufhat. Das ist eine gefährliche Irrung.
Diese Haltung ist aber auch heute in fast allen Gemeinden vertreten. Dort sagen vielleicht die Ältesten der Gemeinde etwas, und dann antwortet ein Bruder oder eine Schwester: „Das sehe ich aber anders.“ Darauf müsste man entgegnen, dass es dabei gar nicht darum geht, ob man etwas anders sieht. Vielleicht wäre es besser, man hört erst einmal darauf, was die Bibel tatsächlich sagt.
Wer sagt „das sehe ich aber anders“, drückt im Grunde aus: „Ich will das nicht tun, was da steht.“ Das ist im Grunde die evangelikale Version von „Die Bibel ist nicht Gottes Wort“. Wenn wir nämlich zugestehen, dass man die Bibel auf verschiedene Weisen sehen kann, wer entscheidet dann, wie ich gerettet werde?
„Das sehe ich aber anders.“ Darauf antwortet Jesus im Matthäusevangelium 22: „Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt, noch die Kraft Gottes.“ Diese Worte richtet er damals an die Pharisäer und vor allem an die Sadduzäer.
Der Zusammenhang ist folgender: Die Sadduzäer kommen zu Jesus mit der Frage, wie es in der Auferstehung ist. Sind die Menschen dort noch männlich und weiblich? Die Sadduzäer glauben ja nicht an die Auferstehung. Sie sagen zu Jesus: „Das ist doch unsinnig“, und konstruieren den Fall einer Frau, die nacheinander sieben Männer geheiratet hat. Wie soll das dann im Himmel sein?
Dieses Beispiel ist ein gelungenes Fallbeispiel. Die Sadduzäer wollen Jesus in die Enge treiben. Doch Jesus antwortet: „Ihr irrt, ihr kennt die Bibel nicht und ihr kennt nicht die Kraft Gottes.“ Das heißt: „Ihr habt Gott nicht im Herzen. Darüber kann ich mit euch überhaupt nicht diskutieren. Die Basis fehlt einfach.“
Ich glaube, dass das sehr wichtig ist. Leuten, die die historisch-kritische Methode vertreten und sagen, die Bibel sei nichts, sondern enthalte nur Gottes Wort oder sei nur das Wort Gottes, das sie anspricht, kann man nur sagen: Nimm die Bibel und fang an zu lesen!
Die Bibel als von Gott inspirierte Schrift
Ich glaube, dass dies die einzige Argumentation ist, die wir führen können. Wahrscheinlich kennt ihr die Zeichnung, die ich vor vielen Jahren in dem Büchlein "Unsere Fragen – Gottes Antwort" gemacht habe.
Dabei habe ich aufgezeigt, dass Gott derjenige ist, der die Bibel inspiriert hat. Er hat sie eingegeben. Mose, Josua und verschiedene Schreiber wie Esra, Nehemia und andere haben die Rechte geschrieben. Auch im Neuen Testament hat Gott alle beauftragt. Sie haben die Bücher verfasst, und alle Bücher verfolgen das eine Ziel: Jesus Christus vorzustellen.
Gott ist der Autor. Alle, die geschrieben haben, sind nicht einmal Koautoren, sondern lediglich Handlanger. Sie sind sozusagen die Tippenden, die den Text – damals noch mit Federn – eingetippt haben. Früher, bei Mose, wurde der Text sogar in Tontäfelchen hineingeschrieben.
Gott hat durch den Heiligen Geist die Schrift gegeben. Sie ist Gottes Wort, und Gott ist der Autor. Deshalb können wir nur sagen, dass wir uns zur absoluten Irrtumslosigkeit der Schrift bekennen.
Wenn ich der Meinung bin, dass irgendwo etwas meinem logischen Verstand nicht entspricht, dann liegt das an meinem kleinen Gehirn mit etwa 1400 Gramm. Es ist doch logisch, dass in diese wenigen Gramm nicht der große, ewige, allwissende Gott hineinpasst.
Alles, was in mein Gehirn passt, ist kleiner als ich. Alles, was ich begreifen kann, ist kleiner als ich. Ich kann nur das wissen, was Gott uns in der Bibel offenbart hat. Und selbst dieses Wissen ist bei mir nur stückweise vorhanden, nicht bei der Bibel.
Das muss uns bewusst sein.
Kindliche Fragen an Gott und die Ewigkeit
Da möchte ich sagen, wie unser Jüngster mir einmal gesagt hat: „Papa, also weißt du, wenn ich im Himmel bin, dann werde ich den Herrn Jesus fragen: Zeigst du mir mal den wirklichen Jesusfilm?“
Und ich habe ihm gesagt: Ich möchte noch weitere Filme sehen, auch von der Schöpfung. Ich möchte einen Film sehen, wie sie wirklich durch das Rote Meer gezogen sind. Wie war das möglich? In einer Nacht das ganze Volk, vermutlich zwei Millionen oder noch mehr, trockenen Fußes gegen den starken Ostwind – wie ist das gewesen? Ich hätte viele Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Habt ihr schon mal überlegt, wenn die Kinder Israel in der Wüste lagerten und die Väter den Auftrag hatten, morgens früh vor Sonnenaufgang aufzustehen – das heißt also dort in Israel und so weiter früher als sechs Uhr morgens? Gott ist ein Gott, der früh aufsteht. Dafür sind sie auch früher ins Bett gegangen. Aber sie sollten dann außerhalb des Lagers die Männer suchen und sammeln.
Hey, was war das für ein Marsch jeden Morgen! Hm, wahrscheinlich hättest du und ich dafür gesorgt, dass wir ganz am Rand wohnen. Aber wenn du ein Zwölf mit zwei Millionen Volk hast und die haben ja nicht in Zelthochhäusern gewohnt, wahrscheinlich in Einfamilien- oder Einsippenzelten – wie riesig ist das Gelände gewesen? Wie weit musstest du laufen, bis außerhalb des Lagers?
Gott war dafür, dass die Väter jeden Morgen Jogging machen. Da ist doch heute zum Bäcker zu fahren mit dem Auto ein Klacks dagegen. Aber das sind alles Fragen, wo ich sage: Da habe ich nicht eine Antwort drauf. Ich kann es mir nicht vorstellen.
Deswegen bin ich gespannt auf den Originalfilm. Bin überzeugt, das wird fantastisch sein. Alter, obwohl die Bibel sagt, dann werden wir keine Fragen mehr haben. Also die Aha-Erlebnisse, die wir in den ersten Momenten in der Ewigkeit haben werden, das ist schon super.
Die Bibel als vernetztes Gotteswort
Und jetzt zeige ich euch etwas. Vielleicht hat der eine oder andere es schon gesehen – oh, das kann man gar nicht erkennen. Kannst du bitte die Lampen da hinten ausmachen? So, jetzt sieht man es besser.
Dieses Bild habe ich im Internet gefunden. Interessanterweise war es nur zwei Tage bei Theonline verfügbar und wurde dann wieder entfernt. Wahrscheinlich war es zu heikel, und moderne Theologen haben dagegen opponiert. Darunter steht: „Die Bibel in einem Bild“. Bibelfeste Nutzer haben es vielleicht schon geahnt.
Bei der Abbildung handelt es sich um eine Visualisierung der Heiligen Schrift. Jeder graue Balken an der Basis der Grafik – also diese hier – repräsentiert eines der 1189 biblischen Kapitel. Die Länge des Balkens wird durch die Anzahl der darin enthaltenen Verse bestimmt.
Die regenbogenartigen Halbkreise darüber stellen Referenzen innerhalb des Textes dar. Das heißt, wenn zum Beispiel in 1. Mose 1 etwas beschrieben wird, ziehen die Autoren einen Halbkreis zu dem Kapitel, in dem die Erfüllung zu finden ist. Solche Kreise wurden aus jedem Kapitel der Bibel gezogen.
Insgesamt gibt es in der Bibel 63.000 solcher Querverweise, berichten Chris Harrison von der Carnegie Mellon University und der Hamburger Pastor Christoph Remhild. Das verleiht der Schrift eine fast monolithische Gestalt. Der Beitrag erhielt eine lobenswerte Erwähnung in der Kategorie Illustration.
Ich finde, das ist ein fantastisches Bild. Es macht deutlich: Es gibt kein anderes Buch, das so miteinander verknüpft ist, obwohl es von vierzig verschiedenen Schreibern verfasst wurde. Meines Erachtens zeigt solch eine Illustration klar, dass der Autor Gott ist.
Kein Mensch hätte sich so etwas in einem Zeitraum von 1400 Jahren ausdenken können, in dem die Bibel entstanden ist. Überall finden sich Querverweise, Verheißungen und Erfüllungen.
Ich habe das gleich ausprobiert – auch wenn sicherlich Copyright darauf liegt, weil ich es hervorragend finde. Es macht deutlich: Die Bibel ist Gottes Wort. Darum wollen wir auf Gottes Wort gegründet sein.
Die Lehre der Apostel als Grundlage der Gemeinde
Und ihr kennt wahrscheinlich die Stelle aus Apostelgeschichte 2 von der ersten Gemeinde in Jerusalem. In Apostelgeschichte 2,42 heißt es:
"Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten."
An erster Stelle wird gesagt, sie verharrten in der Lehre der Apostel.
Ich habe mich in letzter Zeit etwas damit beschäftigt: Was ist die Lehre der Apostel? Zunächst wurde sie ja nur mündlich weitergegeben. Warum blieb die erste Gemeinde darin? Und warum ist diese Lehre für unsere Gemeinde heute so wichtig?
Was ist die Lehre der Apostel?
Also, zuerst: Was ist die Lehre der Apostel? Ich möchte es folgendermaßen formulieren: Sie ist die geordnete Darstellung der Heilswahrheiten, die Gott uns in seinem Wort geoffenbart hat. Diese Wahrheiten sind ein Teil des Plans, den Gott mit unserer Welt und mit jedem Einzelnen von uns hat.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch in unseren Gemeinden den Heilsplan Gottes erklären und den Geschwistern vermitteln. Im vergangenen Jahr wurde ich eingeladen, auf einem Brüdertag in Norddeutschland zu dem Thema „Faszination Heilsgeschichte“ zu sprechen. Ich sagte ihnen: Ihr wisst nicht, worauf ihr euch eingelassen habt. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich das nicht in einer Stunde schaffen kann.
Dann habe ich das Thema komprimiert, und daraus wurden drei Stunden. Es waren ausschließlich Brüder aus den norddeutschen Gemeinden anwesend. Hinterher sagten sie: „Wir sind platt.“ Ja, das war vorauszusehen, oder? Darüber könnte man eine ganze Bibelwoche machen. Du kannst nicht „Faszination Heilsgeschichte“ in einer Stunde vermitteln. Das, wofür Gott eine ganze Menschheitsgeschichte gebraucht hat, kannst du nicht in einer Stunde zusammenfassen.
Die Lehre der Apostel ist also die geordnete Darstellung der Heilswahrheiten, die Gott uns in seinem Wort offenbart hat.
Warum blieb die erste Gemeinde in der Lehre?
Die Frage lautet: Warum blieb die erste Gemeinde darin? Wir stellen fest, dass Jesus seinen Jüngern im sogenannten Missionsbefehl aufgetragen hatte: „Geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie auf den Namen des Sohnes und des Vaters und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Das war also die Aufgabe, mit der Jesus sie beauftragt hatte.
Die Lehre, die Jesus seinen Jüngern gab, stammte von Gott. Jesus hatte angekündigt, dass der Heilige Geist sie an alles erinnern würde, was sie lehren sollten. Somit ist die Dreieinheit Gottes daran beteiligt, dass die Lehre Gottes in der Gemeinde verkündigt wird.
Man könnte das vielleicht so aufschlüsseln: Die Lehre der Apostel ist die Botschaft, die der Herr Jesus seinen Jüngern in den Evangelien vermittelt hat. Diese Botschaft haben die Apostel dann weitergegeben. Davon wird uns in der Apostelgeschichte berichtet, wie sie das getan haben. Außerdem wird die Lehre in den Briefen des Neuen Testaments erklärt.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir in unseren Gemeinden tatsächlich Lehre bringen – und zwar nicht trocken. Wenn wir die Briefe aufmerksam lesen, fällt auf, dass sie nicht so geschrieben sind, wie Deutsche sonst Bücher schreiben würden. Deutsche schreiben in der Regel nur Fachbücher mit einer klaren Gliederung: Punkt eins, Punkt eins eins, Punkt eins eins eins, Punkt eins eins eins A, Punkt eins eins ja. Das sind Bücher, die man ins Regal stellt. So hätten wir wahrscheinlich die Bibel geschrieben: als Kompendium für biblische Theologie. Aber das liest keiner.
Die Briefe sind immer so geschrieben, dass von einem Fall, von einem Problem ausgegangen wird. Anhand dieses Problems wird dann Lehre vermittelt. So schreiben Amerikaner ihre Bücher. Jedes amerikanische Buch fängt so an: Bob hat ein Problem. Dann wird das Problem entwickelt, und am Ende des Buchs steht: Bob ist glücklich. Deshalb werden amerikanische Bücher gelesen, während deutsche Bücher oft nur mitgelesen werden. Die Deutschen lernen daraus nicht so viel.
Die Bibel ist genau so geschrieben. Denken Sie an die Thessalonicherbriefe: Paulus geht von den Problemen aus, die in der jungen Gemeinde in Thessalonich auftraten. Einige sind gestorben, und die Frage war: Wo sind die jetzt? Paulus erklärt es ihnen dann.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir biblische Lehrer haben, die auch auf diese Weise weitersagen. Deshalb benutze ich immer Beispiele. Ich denke, das ist wichtig. Jesus hat auch immer Beispiele gebraucht. Er hatte zwar keinen Beamer, aber er erzeugte praktisch Bilder in den Köpfen der Menschen. Er sagte: „Seht die Felder, seht die Vögel.“ So visualisierte er seine Botschaft. Die Menschen stellten sich diese Bilder in ihren Köpfen vor.
Jesus vermittelte keine systematische Theologie.
Die Bedeutung biblischer Lehre für heute
Warum ist es für unsere Gemeinden heute so wichtig, sich mit biblischer Lehre zu beschäftigen? Brauchen wir heute nicht vielmehr praktische Lebenshilfe? Biblische Lehre ist nicht Theorie. Biblische Lehre ist Praxis. Ich möchte sagen, sie ist das Saatgut für dein praktisches Leben. Sie ist das Mittel zu deiner Korrektur.
Deshalb noch einmal die Stelle aus 2. Timotheus 3,16, diesmal mit einer anderen Betonung: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtbringung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei und für jedes gute Werk ausgerüstet sei.“ Das bedeutet, Gott hat uns die Bibel nicht gegeben, damit wir theoretisch etwas abspeichern, sondern damit wir in unserem praktischen Leben korrigiert und ausgerichtet werden. So wie Paulus es hier schreibt: Damit der Mensch Gottes richtig sei und für jedes gute Werk ausgerüstet.
Das heißt, wenn du ein Leben als Christ führen willst, das wirklich gut ist für Gott, dann liest du deine Bibel und studierst sie. Das machst du nicht nebenbei, sondern es ist durchaus Arbeit, und das erwartet Gott von uns. Deshalb schreibt Paulus auch im 1. Timotheusbrief: „Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen und mit dem Lehren.“ Das ist unsere Aufgabe, a) in unseren Gemeinden und b) auch wir Väter zuhause in unseren Familien.
Deshalb ist es die Verantwortung von uns Vätern, dass wir Familienandachten machen und unseren Kindern die Bibel nahebringen, sie ihnen lieb machen. Ich bin überzeugt: Die Bibel ist spannend, riesig spannend. Fang an, die Bibel zu lesen, und du wirst merken, sie ist spannender als ein Krimi – und nicht immer mit Happy End. Sie ist die Nahrung für gesundes geistliches Wachstum und hat Auswirkungen auf dein praktisches Leben.
Schon in Psalm 119 heißt es: „Wodurch hält ein junger Mann seinen Weg ein? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort.“ Wenn ein junger Mann oder ein junges Mädchen klug werden will, dann sollte er die Bibel lesen. Psalm 119 sagt auch: „Dann bist du weiser als deine Lehrer.“ Ich glaube, das ist sehr wichtig. Das, was deine Lehrer dir in der Schule erzählen, musst du immer anhand der Bibel prüfen.
Biblische Lehre ist der Garant deiner Heilsgewissheit – nicht deine Gefühle, nicht deine Empfindungen oder Erfahrungen. Das Wort Gottes ist das Fundament der Errettung und der Sicherheit des Heils. Nicht weil du es fühlst, sondern weil Gott es in seinem Wort gesagt hat.
Biblische Lehre macht dich auch immun gegen falsche Lehren. Jemand hat einmal gesagt: Du musst die echten Geldscheine kennen, um Blüten als falsch zu entlarven. Das gilt auch für die Bibel. Paulus warnt vor Irrlehren, aber er diskutiert sie nicht. Er erwähnt zum Beispiel, dass die Gnostiker eine gefährliche Irrlehre sind, und sagt: „Schmeiß sie raus.“ Er sagt nicht, diskutiere mit ihnen und überzeuge sie. Du musst die Lehre der Bibel kennen.
Ein einfaches Beispiel: Vor einigen Jahren kam bei uns eine Zeugin Jehovas an der Tür zu einer älteren Schwester. Die sagte: „Brauche ich nicht, ich bin Eigentumleser.“ Die Zeugin Jehovas meinte: „Ja, aber Sie müssen dieses Buch noch lesen.“ Die Schwester antwortete: „Will ich nicht, ich habe meine Bibel.“ Trotzdem ließ die Zeugin Jehovas das Buch da und sagte: „In vierzehn Tagen komme ich wieder.“ Sie ließ nicht locker.
Vierzehn Tage später kam sie wieder. Die Schwester gab ihr das Buch zurück und sagte: „Bitteschön, das ist nicht die Stimme des guten Hirten. Auf Wiedersehen.“ Man muss nicht alles falsch lesen, um argumentieren zu können. Du musst deine Bibel kennen. Dann erkennst du sofort, was falsch ist.
Deshalb ist es uns immer wieder ein Anliegen, den Menschen zu sagen: Fang an, deine Bibel zu lesen. Du sparst dir dadurch viele Diskussionen.
Zusammenfassung der reformatorischen Grundsätze
Also kurz zusammengefasst:
Das, was die Reformatoren gesagt haben, umfasst fünf Grundsätze.
Erstens: sola scriptura – allein durch die Schrift. Dein Glaube gründet sich allein auf Gottes Wort, das heißt auf die Lehre der Apostel.
Zweitens: sola gratia – allein durch die Gnade. Deine Errettung ist allein begründet in Gottes Gnade.
Drittens: sola fide – allein durch den Glauben. Deine Errettung wird dir allein durch den Glauben gegeben.
Viertens: solus Christus – allein in Jesus Christus. Deine Errettung ist allein durch das Werk Jesu vollbracht.
Und fünftens: soli Deo gloria – allein zur Ehre Gottes. Das gesamte Heilswirken Gottes ist allein zu seiner Ehre geschehen.
Merke: Lies die Bibel und bete jeden Tag, wenn du wachsen willst.
Nochmal: Du kennst von Kind auf die Heiligen Schriften. Sie haben die Kraft, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Amen.
