Anschluss an die Gemeindegründung in Korinth
Nun haben wir heute als Predigttext einen Abschnitt, der an den letzten Sonntag anschließt, nämlich 1. Korinther 2,1-10.
Wir haben ja schon am letzten Sonntag einen Einblick bekommen, wie Paulus bei der Gründung der Gemeinde in Korinth gewirkt hat. Nun erzählt er noch ein bisschen mehr darüber, wie das damals so zuging.
Paulus’ Ansatz in Korinth: Einfachheit statt Rhetorik
Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten, das heißt mit Rhetorik und hoher Weisheit, um euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Ich habe leider noch nie den Mut gehabt wie Paulus, gar nichts anderes zu wissen in eurer Mitte. Aber es wäre sicher gut, wenn wir so auf die Mitte ausgerichtet wären, nichts anderes zu wissen als Jesus, den Gekreuzigten.
Und ich war bei euch in Schwachheit, in Furcht und in großem Zittern. So haben sie sich den Apostel Paulus bestimmt nicht vorgestellt. In ihrem Kopf ist er immer noch ein Held, ein ganz gewaltiger Übermensch. Doch tatsächlich war er in Furcht, Schwachheit und großem Zittern.
Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft. Damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruht, sondern auf Gotteskraft.
Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit – bei den Vollkommenen. Es ist nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht die der Herrscher dieser Welt, die vergehen. Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat.
Diese Weisheit hat keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt. Denn wenn sie sie erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben.
Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist. Denn der Heilige Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.
Die Kraft des Heiligen Geistes in der Welt
Nach der Statistik der Vereinten Nationen ist das ärmste Land der Welt Mosambik, ein Land im Südosten Afrikas. Dort wird pro Kopf der Bevölkerung weniger als ein Prozent des Bruttosozialprodukts erzielt, das wir in der Bundesrepublik Deutschland haben.
Man kann sich von der Armut und dem Elend in einem solchen Land eigentlich keine richtigen Vorstellungen machen. Wenn die Straßen zerstört sind und die Brücken über den Sambesi und andere Flüsse alle gesprengt wurden – ganz oben im verlassenen Norden, über 2000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt –, dann ist ein namenloser Flüchtling dorthin gegangen, um sein Leben zu retten, nach Malawi.
Irgendwo, man weiß nicht einmal genau wo, hat er etwas über Jesus aufgeschnappt. Er war im Ahnenkult, im Aberglauben und in der Zauberei gefangen. Doch das Wenige, was er gehört hatte, wirkte in ihm einen solchen Glauben, dass er zurückkehrte in dieses vom 28-jährigen Bürgerkrieg verwüstete Land. Von Dorf zu Dorf zog er, und wohin er kam, gab es nach kürzester Zeit eine Glaubenserweckung.
Tausende und Abertausende kamen zum Glauben an Jesus Christus und wurden fest überzeugt. Und das geschah alles, ohne dass es Kirchen, Pfarrer oder Taufen gab. Es gab nicht einmal jemanden, der die Menschen in christlicher Glaubenslehre unterwiesen hätte.
Für uns ist das immer wieder bestürzend, weil wir uns doch mit allen möglichen und unmöglichen Methoden bemühen, das Evangelium verständlich zu machen. Wir haben viele Menschen in unserer Umgebung, die es nicht verstehen.
Woran liegt das nun? Dazu müssen Sie wissen, dass das, was dort im Norden von Mosambik geschah, zur gleichen Zeit in vielen Teilen der Welt passiert – etwa heute in der Mongolei, in Burma, in China oder an vielen anderen Stellen, ganz ähnlich.
Auch bei uns freue ich mich, dass wir am nächsten Samstag einen Bericht von einem Jugendmitarbeiter aus unserer Mitte in einer modern gestalteten Diashow haben. Er zeigt, wie es bei einem Menschen aussieht, der ganz fern von Gott lebt und plötzlich ergriffen wird.
So war es ja auch über die Jahrhunderte hinweg immer wieder. Doch woran liegt das? Was war das Besondere, was hier geschah?
Paulus sagt: „Uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ Wenn Sie weiter lesen, finden Sie viele wichtige Beobachtungen zu diesem Thema, dass man ohne den Heiligen Geist überhaupt nichts von Gott verstehen kann.
Daran stößt man sich, die Vernunft läuft dagegen Sturm, man ärgert sich, man muss es ablehnen, es bleiben Zweifel. Es kommt also auf den Geist Gottes an, auf den Heiligen Geist. Wenn der da ist, dann gibt es Wirkung.
Den Heiligen Geist kann man nicht einfach verfügen. Es hängt auch nicht von Amtstracht, Titeln oder Weihen ab. Darum kann man nur beten. Es ist allein die Verfügung des Herrn, wann und wo er seinen Geist gibt.
Missverständnisse über den Glaubensweg
Bei uns herrschen ganz andere Vorstellungen darüber, wie Menschen zum Glauben kommen. Darf ich das kurz ansprechen?
Ich höre immer wieder, dass Leute sagen: Wenn die Christen alle eins wären, dann würde die Welt glauben. Das ist jedoch falsch. Die Christen waren noch nie eins. Schon in der Urchristenheit gab es Zerwürfnisse. Zum Glück wirkt der Heilige Geist auch in einer zerstrittenen Christenheit.
Andere sagen: Ich bin überzeugt, dass ich in meiner Familie andere zum Glauben führen könnte, wenn ich besser wäre, wenn ich meine Fehler besiegt hätte oder wenn ich ein besseres Vorbild wäre. Das stimmt nicht! Zu allen Zeiten haben sündige Menschen mit vielen Fehlern und in ganzer Schwachheit verkündet. Dennoch hat der Heilige Geist gewirkt. Er hat sich über all die Widerstände hinweggesetzt – sogar über Schwäche und Fehler.
Auch durch ganze Mängel hindurch hat der Heilige Geist kraftvoll gewirkt. Schließlich hat uns Jesus die Zusage gegeben: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen (Apostelgeschichte 1,8).
Die übermenschliche Kraft des Heiligen Geistes
Ich möchte zunächst darüber sprechen, dass die Kraft des Heiligen Geistes eine übermenschliche Kraft ist. Eine Kraft, die weit über das Menschliche hinausgeht.
In unserem Land gibt es viele Burgen, die ich sehr liebe. Ob es die Burg Hohenwil oder Hohenäufen ist – als Junge bin ich gerne durch die Kasematten gegangen. Dabei habe ich mir immer vorgestellt, wie ich meine bösen Kameraden, die mich so sehr ärgern, hinter diesen dicken Mauern schmoren lassen würde. Ich stellte mir vor, wie die Ritter draußen die Zugbrücke hochziehen und das Tor schließen.
Wir leben Gott gegenüber wie in einer solchen Festung, in einer Burg. Niemand hat wirklich etwas gegen Gott, aber wir sind abgeschirmt. Wir sind für Gott unerreichbar und lassen ihn nicht an uns heran.
Doch hinter diesen dicken Mauern unseres trotzigen Herzens lebt kein stolzer Ritter. Jetzt sollten Sie für sich selbst prüfen, wie das bei Ihnen ist. Hinter diesen Mauern wohnt ein unsicherer Mensch, ein ängstlicher Mensch, der sehr wohl um seine Fehler und Mängel weiß. Vielleicht ist das der Grund, warum wir uns in einer Festung einigeln und Gott nicht in unser Leben lassen.
Ich beobachte immer wieder, dass in Gesprächen manchmal jemand sagt: „Was ist denn mit dir los? Du siehst heute so schlecht aus.“ Dann antwortet die Person vielleicht: „Ich weiß auch nicht, ich nehme Schlaftabletten, kann aber trotzdem nicht schlafen. Ich habe meinen Blutdruck untersuchen lassen, der ist in Ordnung. Aber nachts wälze ich mich von einer Seite auf die andere.“
Wenn die Atmosphäre stimmt und jemand Vertrauen zu Ihnen hat, erzählt er vielleicht von etwas, das viele Menschen heute bewegt. Zum Beispiel von Todesangst, die durch ein äußeres Ereignis ausgelöst wird. Die Angst, dass die Schmerzen, die man fühlt, bösartig sein könnten. Oder die Angst vor dem Alter und der Pflegebedürftigkeit.
Dann wird die Angst sichtbar. Und wenn Sie sagen: „Du musst keine Angst haben, Jesus ist doch da, der Sieger über den Tod. Dem darfst du vertrauen“, schaut Sie die Person oft ungläubig an und sagt: „Ich verstehe das nicht, das lässt mich kalt.“
In solchen Momenten spüren Sie, dass Sie nicht in diese Festung hineinkommen. Sie kommen nicht durch diese Mauern hindurch und erreichen das Herz dieses Menschen nicht. Was soll man da tun?
Ich bin sehr froh, dass Gott ein Mittel hat, um durch diese Mauern hindurchzudringen, hinter denen wir uns oft verbergen. Ich bin überzeugt, dass alle Menschen, auch die, die von Gott scheinbar nichts wissen wollen, letztlich ein großes Heimweh und eine Sehnsucht nach Gott haben. Sie sind mit ihren Lebensnöten oft überfordert.
Deshalb ist es so wichtig, dass der Geist Gottes jetzt wirken kann und in diesen Menschen etwas aufdeckt. Jeder von uns ist durch seine Ausbildung nicht besser in der Lage, diese Mauern zu überwinden oder einem Menschen wirklich nahe zu kommen. Das kann nur der Heilige Geist, der Geist Gottes, tun.
Paulus’ schlichte Verkündigung und der Mythos des Starkults
Paulus erzählt noch einmal, wie es bei ihm in Korinth war. Er sagt, dass er es nicht mit großer Rhetorik oder glanzvollem Sprechen versucht hat. Stattdessen hat er es ganz schlicht gemacht. Er hat ehrlich und lebensnah gesagt, wie es ist. Die Menschen genieren sich oft, sodass sie ihren Freunden plötzlich so unbekümmert und unsinnig alles erzählen. So hat er es erlebt, und so ist das mit Gott. Das müssen sie dann dem Heiligen Geist überlassen, dass er es vollends wirken kann.
Ich weiß nicht, warum in der christlichen Gemeinde immer wieder so ein Starkult getrieben wird. Man meint, es gäbe besonders begnadete Prediger, die es besser können. Diese hätten besonders gewonnene Formulierungen, die besonders unter die Haut gehen, oder sie hätten besonders eindrucksvolle Beispiele gebraucht.
Ist das bei uns nicht wichtig, wo wir den Namen Ludwig Hofackers tragen? Wir sollten wissen, dass er ein Mensch war, der so von Krankheit gezeichnet war, dass er nicht einmal mehr laut reden konnte. Wenn Sie seine Predigten lesen, sagen Sie vielleicht: Das ist ja bloß biblisch. Ja, das ist es. Aber der Geist Gottes hat dadurch gewirkt.
Das Interessante ist: Es ist immer der Punkt, der angesprochen wird, den Paulus auch in seinen Predigten immer betonte. Er hat gar nicht versucht, Gott zu beweisen oder zu erklären. Auch hat er nichts entschuldigend mit der Philosophie der Griechen übersetzen wollen. Er sagte: Ich mache es ganz einfach. Ich rede nur von dem einen, dass Jesus für meine Schuld ans Kreuz gegangen ist.
Er hat sich überhaupt nicht darum gekümmert, dass die Leute sich gar nicht für Schuld interessierten. Die Griechen hatten ja ohnehin nie über Schuld nachgedacht. Paulus wusste, dass das das erste Problem im Leben eines Menschen ist: die Schuld.
Ich habe mit jemandem darüber gesprochen und gefragt, wie man das denn übersetzen oder sagen kann. Er sagte: „Ich habe neulich eine Sendung im Fernsehen gesehen, irgendwo am Kabel kommt das, ‚Vergib mir‘.“ Dort kommen Leute nach zwanzig Jahren wegen ganz alltäglicher Dinge zusammen. Sie finden keinen Frieden über einen Streit, der sich damals mit Freunden zugetragen hat. Jetzt suchen sie jedes Mittel, um die alte Sache wieder einzurenken.
Wir als Christen müssen doch wissen: Das ist der Punkt, wo der Heilige Geist Menschen im Gewissen anspricht und wirkt. Es war doch immer so, lesen Sie die Geschichten des Neuen Testaments. Wo hat Gottes Geist Erleuchtung geschenkt? Dort, wo ich mich in meiner Burg verschanzte, sagte: Ich bin recht, ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich bin auch nicht anders als die anderen Menschen.
Hinter diesen Mauern ist die Not, mit der man nicht fertig wird. Dort kommen die Ängste her, weil man immer weiß, dass eines Tages aufgedeckt wird, wer man wirklich ist. Und man findet keinen Frieden, weil man keine Vergebung hat.
Das ist die Kraft, eine übermenschliche Kraft. Sie liegt nicht in Philosophie oder Redekunst und auch nicht in der Persönlichkeit, die einen überzeugt.
Die transformative Wirkung des Heiligen Geistes
Jetzt muss ich das noch etwas näher erklären. Es ist eine Kraft, die ein ganzes Menschenleben verändern kann.
Ich bin immer wieder etwas traurig, wenn ich beobachte, dass viele Christen heute die Wirkungen des Heiligen Geistes hauptsächlich in übernatürlichen Ereignissen suchen. Einfach deshalb, weil wir in dieser Weltzeit Engel nicht sehen können. Wir können überhaupt Übernatürliches nicht erkennen, sondern nur Irdisches. Nur der Heilige Geist lässt uns das Wort erkennen.
Wir können von der Welt Gottes mit unseren Sinnesorganen nichts Übernatürliches wahrnehmen. Darum bleiben die Erlebnisse oft für andere, kritische Menschen, die wir ihnen vorführen, sehr zweifelhaft. Wir können heute in dieser Welt kein Übernatürliches präsentieren. Mir genügt auch das Natürliche, das der Geist Gottes wirkt. Ich finde sogar, dass das noch viel größer ist als das Übernatürliche.
Noch einmal eine Vorbemerkung: Es besteht auch heute eine große Sehnsucht, dass Menschen den Geist Gottes im Seelischen erleben. Sie wissen doch selbst, wie es mit Ihrer Seele ist: sie ist himmelhoch jauchzend und wieder zu Tode betrübt.
Bleiben Sie doch einmal von den Seelenspannungen weg und konzentrieren Sie sich auf die handfesten Realitäten Ihres Lebens. Das ist die Nüchternheit. Und dann erleben Sie, was der Geist Gottes kann, nämlich Menschen total verändern.
Ja, wie? Schauen Sie sich doch die erste Christengemeinde an. Sie waren zusammen ein Herz und eine Seele. Das kann der Heilige Geist bewirken. Es ist doch größer als jedes übernatürliche Wunder, größer als wenn jetzt Blitz und Donner vom Himmel herabfielen.
Dass Menschen aus ihrer bösen Art herausgelöst werden, dass zerstrittene Familien geheilt werden, dass Menschen, die gewohnt waren, das Böse zu tun und von ihren Süchten nicht freikamen, durch die Kraft des Geistes Gottes freikamen – so wie Paulus sagt: So wie Christus lebendig gemacht wurde in der Auferstehung, so sollen sterbliche Menschen lebendig werden, um für Gott etwas zu wirken. Das ist so gewaltig.
Heute Morgen hat das Stadtradio ein Interview zum Jugendmissionstag gemacht. Es war gut, denn sie fragten als erste Frage: Wollen Sie eigentlich Heiden bekehren? Da muss man sagen: Ja, es ist das Allertollste, was es gibt.
Das brauchen wir doch alle, dass Gott uns total herumdreht, dass wir wie ein umgedrehter Handschuh werden. Dass die Frau sagt: „Mann, ich kenne dich gar nicht mehr, du bist völlig anders.“ Und dass die Kinder, die Eltern und die Menschen in der Schule und überall merken, dass wir andere Menschen sind. Einen neuen Geist in uns haben, der von Liebe getrieben und erfüllt ist – das ist doch das Entscheidende.
Darum ist es so gut, dass Gott nicht mit drohenden Appellen, Aufrufen oder Schimpfkanonaden arbeitet und sagt: „Ihr müsst euch bessern!“ So macht er es ja gar nicht. Er zeigt uns Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Paulus sagt: „Ich habe nichts anderes in der Gemeinde gepredigt.“ Er hat keine Eheseminare abgehalten, aber nachdem er vom Gekreuzigten geredet hat, waren plötzlich Ehen erneuert und Familiennöte geheilt. Weil der Geist Gottes Menschen überführt hat, in ein neues Wesen hinein.
Manchmal dauert das bei unserer zähen, alten Art ein bisschen lang, wochenlang oder sogar jahrelang. Eigentlich tragen wir bis zum Tod daran, dass der Geist Gottes uns noch mehr verändern und erneuern kann. Aber das ist die größte Machtwirkung des Geistes Gottes: dass er Menschenmacht wirkt. Das Neue Testament nennt das Geistesmenschen.
Ich kann mir keine größeren Wirkungen des Heiligen Geistes vorstellen als diese. Es ist wie am ersten Schöpfungstag, als Gott rief: „Es werde!“ Und es wurde.
Und jetzt ruft er. Egal wie chaotisch Ihr Leben oder Ihre Situation sein kann – Gott kann das ordnen, und er will es durch seinen Geist ordnen.
Oder ein anderes Mal sagt Paulus: „Wir glauben, weil die Macht seiner Stärke in uns wirksam geworden ist.“ Paulus war ja ein Musterexemplar eines Menschen, der Widerstand leistete und nicht an den Gekreuzigten glauben wollte. Der auf seine Vernunft und seine Theologie baute. Doch Gott hat ihn umgedreht.
Oder dieses Wort, mit dem ich Sie auch am Eingang begrüßt habe: „Wo nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, der wird auch eure sterblichen Leiber lebendig machen.“ Da werden alte Menschen selbst auf dem Leidenslager von einer jugendhaften Frische erfüllt sein, weil Christi Geist immer ein Geist der Wirksamkeit und der Tätigkeit ist.
Die zentrale Botschaft des Kreuzes
Jetzt muss ich doch zum Schluss noch einmal darauf zurückkommen, warum Paulus immer nur vom Gekreuzigten sprechen will.
In unseren Zeitungen wird derzeit viel über den Verpackungskünstler Christo berichtet. Er ist nicht mit Christus verwandt. Ich möchte an diesem Thema nichts zur Kunst sagen – das wäre auch schwierig, denn da wissen Sie sicher viel mehr dafür oder dagegen. So ein heißes Thema wollen wir nicht aufgreifen. Aber Christo hat die Idee, den Reichstag in Berlin zu verpacken, ihn einige Wochen so stehen zu lassen und dann wieder auszupacken. Dann sei da ein neuer Reichstag, ein Bundestag, kein Reichstag mehr – das sei das Geheimnis. Er nennt sich Verpackungskünstler.
Ich bin froh, dass Gott kein Verpackungskünstler ist. Gott macht überhaupt nichts, um die größte Nachricht aller Zeiten – sein Evangelium, die frohe Botschaft der Vergebung aller Schuld – irgendwie besser oder größer herauszustellen, damit die Zeitungen darüber berichten. Das kann Christo wirklich: dass der letzte Mensch noch davon erfährt. Gott macht das ganz anders.
Die wichtigste Nachricht aller Zeiten, die alle Menschen betrifft, legt er in den Mund fehlbarer Menschen – so wie Sie und ich, so wie damals die Apostel waren. Er wohnt mit seinem Geist in Herzen von Menschen, die schmutzige Gedanken haben und Böses tun. Gott verpackt das eben nicht. Auch den Inhalt seiner Predigt stellt er nicht groß heraus. Es ist vielmehr die anstößige Botschaft, die von den Christen immer wieder auf die Seite gedrängt wird: dass Jesus für unsere Schuld gestorben ist.
Paulus sagt nun: Wer einmal ergriffen hat, was der gekreuzigte Jesus durch den Heiligen Geist bedeutet, der hat die größte Weisheit erlangt. Aller Weisheit höchste Fülle liegt in Jesus, der für unsere Schuld gekreuzigt wurde. Sie können über die Liebe Gottes diskutieren, wie Sie wollen – Sie werden sie nur am Kreuz von Jesus finden. Die Weisheit Gottes, sein Erbarmen und seine Gnade – alle theologischen Fragen können Sie letztlich nur im Kreuz lösen. Das ist die Antwort auf alles Suchen, auf alle Weisheit und alles, was uns überhaupt bewegen mag.
Nun ist es wichtig, dass genau das der Geist Gottes bewirken will. Vielleicht stellen wir das viel zu wenig immer wieder in die Mitte unseres Redens, unseres Predigens und auch unseres Tröstens. Das ist das Pfand, das Gott gegeben hat. Dadurch redet Gott zu den Menschen auch in unserer Zeit hinein. Dadurch wirkt Gottes Geist mächtig, gewaltig und kraftvoll auch in unseren Tagen.
Das Licht des Kreuzes in der Dunkelheit der Welt
Wir haben ja immer wieder diese Bibelabschnitte an den Sonntagen nach dem Erscheinungsfest und erinnern uns daran, wie einst die Weisen aus dem Morgenland gekommen sind und vor dem Kind niedergefallen sind. Es ist geheimnisvoll, wie Gott diese Leute gezogen hat.
Nichts anderes zieht heute moderne Menschen an als das ganz schlichte Erzählen davon, was Jesus am Kreuz für uns getan hat. Er hat für meine und für Ihre Schuld sein Leben geopfert. Und das ist das Licht, das leuchtet, das in der Dunkelheit der Welt so hell strahlt. Dieses Licht geht mit Ihnen in die Schwierigkeiten und bedrängenden Nöte Ihres Lebens hinein.
Wenn Sie diesen Blick des Glaubens haben und wenn der Geist Gottes Ihnen wirkt, dann können Sie sogar in Ihrer Todesstunde fröhlich rufen: Herr Jesus, dir lebe ich, dir leide ich, dir sterbe ich. So sind Sie tot und lebendig zugleich. Sie sind auf ewig geborgen, gewiss und fröhlich.
Wir können gar nichts anderes tun, als mit unserer Schwachheit so wie Paulus zu sprechen, damit es die ganze Welt erfahre und alle Menschen es wissen: Es gibt eine Antwort Gottes auf alles Suchen. Gottes Erbarmen und seine Liebe sind für uns dahingegeben, und Sie dürfen das ergreifen.
Sie dürfen mit der Liebe Jesu in all die Aufgaben Ihres Lebens hineingehen, die Gott Ihnen gestellt hat. Gehen Sie in seinen Frieden! Amen!