Einführung in die Grundlagen des Glaubens
Ja, schön, herzlich willkommen! Wir haben uns überlegt, dass es ab und zu gut ist, von dieser Stelle aus verschiedene Glaubensbasics zu vermitteln – also für die, die neu im Glauben sind, Grundlagen des Glaubens. Für die, die schon lange auf dem Weg sind, ist es sicherlich hilfreich, sich immer wieder daran zu erinnern. Und für die, die frisch sind, ist es gut, etwas zu lernen.
Dazu dient ja auch, dass wir uns in den Gemeindehauskreisen mit dem Wort Gottes beschäftigen. Wer bei der zweiten Lektion dabei war – wir gehen ja systematisch vor – hat zum Beispiel im Galaterbrief Kapitel 2 gelesen, wo Paulus sagt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“
Ich muss sagen, so ein Vers macht mir Mühe. Das klingt sehr theoretisch: Ich bin mit Christus gestorben, aber wie ihr seht, lebe ich noch, ich bin ja nicht wirklich gestorben. Was will die Bibel mit so etwas ausdrücken, wenn sie sagt: „Ich bin mit Christus gestorben und ich lebe mit Christus“? Was hat das mit meinem praktischen Leben zu tun?
Ich möchte heute mit uns einmal das Thema behandeln: Was sagt die Bibel über den alten und den neuen Menschen? Oder wie Luther es gesagt hat: die Sache mit den zwei Naturen in uns. Es geht ganz praktisch darum, wie ich, wenn ich an den Herrn Jesus zum Glauben gekommen bin, ein siegreiches Leben führen kann.
Vielleicht geht es euch ja besser als mir. Aber ich merke: Nicht jeden Tag ist Sonntag, oder? Meistens ist schon am Montag der graue Alltag wieder da, und man kämpft, wie man so im Deutschen sagt, gegen den inneren Schweinehund. Man hat sich etwas vorgenommen, vielleicht am Sonntag in der Predigt, und dann merkt man, es klappt nicht so, wie man das eigentlich möchte.
Die Schöpfung des Menschen und der Fall
Zunächst einmal hat Gott uns Menschen eigentlich sehr gut geschaffen. Wenn wir im Ersten Buch Mose nachlesen, steht nur bei der Erschaffung des Menschen, dass es „sehr gut“ war. Bei allem anderen heißt es nur „gut“. Nur beim Menschen heißt es „sehr gut“.
Wenn ich morgens aufstehe und in den Spiegel schaue, muss ich ehrlich sagen: Ganz so „sehr gut“ sehe ich nicht aus. Und vielleicht, wenn du ehrlich bist, denkst du das auch. Es geht nicht nur um das Äußere. Du merkst, dass du zwar eine schöne Fassade hast. Du kannst freundlich lächeln und nett gucken, aber innerlich ist es nicht immer so freundlich.
Die Bibel macht sehr deutlich: Durch den Sündenfall sind wir Menschen verdorben. Wir haben uns von Gott entfernt. In der ersten Stunde haben wir daran erinnert, wie Ingo es gesagt hat: Wir sind als Menschen sozusagen auf dem Schrottplatz gelandet. Durch die Sünde wurden wir gottlos.
Die Bibel bezeichnet den Menschen, der ohne Gott lebt – selbst wenn er nach außen hin fromm erscheint –, als den alten Menschen, den natürlichen Menschen oder einfach den alten Adam. Auch wenn du jung bist, nennt die Bibel dich „alt“. Im heutigen Sprachgebrauch sagt man: „Man sieht alt aus.“ Wir leben nach dem alten Menschen.
Die Bibel verwendet noch einen Ausdruck, der heute nicht so leicht verständlich ist: Sie spricht vom „Fleisch“. Damit meint die Bibel nicht das Fleisch als Nahrungsmittel, sondern unseren alten Menschen. In der ersten Stunde haben wir das Wort gehört, dass der Herr Jesus „Fleisch geworden“ ist. Das heißt nicht nur, dass er Mensch geworden ist.
Wenn wir darüber nachdenken, sagt die Bibel, dass unser altes Leben „Fleisch“ ist. Ich möchte fast sagen: Das ist „Gammelfleisch“, das nicht mehr genießbar ist, für Gott ungenießbares Fleisch. Wir Menschen sind sozusagen „Gammelfleisch“ geworden.
Und dann sagt die Bibel, dass Jesus „Fleisch geworden“ ist. Was Krasseres gibt es überhaupt nicht: Der heilige Gott wird Fleisch – so wie du und ich.
Die Herrschaft des alten Menschen und die Konsequenzen der Sünde
Wir Menschen werden also, wenn wir uns nicht zu Gott hinwenden, vom Teufel fremdbestimmt – selbst wenn du meinst, du wärst völlig frei. Luther hat das einmal drastisch ausgedrückt. Er sagte, die Menschen werden geritten, entweder vom Heiligen Geist oder vom Teufel.
Die Menschen werden vom Teufel geritten, denn der alte Mensch ist von Gott nicht zu gebrauchen. Die Folge des natürlichen Menschen – und dazu braucht keiner irgendetwas zu tun – ist, dass wir einmal in der Hölle landen. Darüber spricht man heute nicht mehr, oder? Aber die Bibel sagt es klar.
Um in die Hölle zu kommen, brauchst du überhaupt nichts zu tun. Du kannst so bleiben, wie du bist. Du kannst auch so fromm bleiben, wie du bist – und trotzdem landest du in der Hölle. Denn die Bibel sagt: Der Lohn der Sünde ist der Tod.
Nur wenn du begreifst, dass du den Herrn Jesus brauchst, dass du denjenigen brauchst, der dich daraus rettet, der dich herausholt aus diesem Dreck, dann gibt es Hoffnung. So haben wir es auch in der ersten Stunde gehört: Der Herr Jesus macht etwas völlig Neues aus dir.
Er restauriert nicht dieses Schrottauto, wie Ingo gesagt hat. Er poliert das Alte nicht wieder auf, er lackiert es nicht um, sondern er gibt uns neues Leben aus Gott. Wenn du dich zum Herrn Jesus bekehrt hast, wenn du mit deiner Sünde zu ihm gekommen bist, dann hat er dir neues Leben geschenkt.
Das nennt die Bibel den neuen Menschen, den neuen Adam oder Leben aus Gott, geboren aus Gott.
Die Erfahrung des neuen Lebens und die Realität des inneren Kampfes
Vielleicht erinnerst du dich an den Zeitpunkt, als du diesen Schritt getan hast. Ich war damals neun Jahre alt, und ich muss sagen: Am nächsten Morgen, als ich zur Schule ging, dachte ich, die Welt sei völlig neu eingefärbt. Es waren alles neue Farben, alles fröhlich und so weiter. Ich wunderte mich, dass die Leute alle noch genauso traurig herumguckten wie vorher.
Aber mein Herz jubelte. Du weißt, das Alte ist vergangen. Jesus hat mir neues Leben geschenkt, ewiges Leben, das einmal im Himmel ankommen wird. Die Bibel sagt, dass bei diesem Punkt noch etwas passiert ist: Der alte Mensch ist mit Christus gestorben. Er hat deinen alten Menschen mit in den Tod genommen. Im Bild gesprochen hat er dich mit deinen Sünden mit ans Kreuz genommen, und du bist mit ihm gekreuzigt.
Das ist das, was Paulus sagt: „Ich bin mit Christus gestorben, ich bin mit ihm gekreuzigt.“ Als du das damals vielleicht erlebt, erfahren und begriffen hast, da hat dein Herz gejubelt. Du hattest mit deiner Vergangenheit nichts mehr zu tun, alles war geregelt, die Schulden waren alle weg vor Gott.
In der ersten Zeit bist du wie ein Senkrechtstarter hochgegangen und hast gedacht: Jetzt muss ich alle Leute bekehren. Die müssen das jetzt auch alle erfahren! Doch sie sagten, du seist jetzt auf dem frommen Trip. Da bekamst du die erste kalte Dusche und dachtest: Na ja, anscheinend doch nicht alles so klar.
Dann kam die erste Katastrophe. Ich weiß nicht, wie viele Tage nach deiner Bekehrung das war, aber da kam dein erster Absturz. Du sagtest: Das darf nicht wahr sein! Ich habe doch dem Herrn Jesus versprochen, ihm nachzufolgen, komme, was wolle. Vielleicht hast du es so gesagt wie Petrus zu Jesus: Ich will mit dir sterben, egal was kommt. Herr Jesus, mit dir gehe ich in den Tod.
Doch dann kam dir einer einfach über den Weg, quatschte dich schräg an, und du rastetest aus. Dann sagt dir jemand: „Ey, du hast doch gesagt, du willst bekehrt werden!“ Oder du gehst in dein Zimmer und bist zerstört, am Boden zerstört. Du gehst auf deine Knie und sagst: Herr Jesus, ich muss mich noch mal bekehren, oder? Wahrscheinlich war das, was ich gemacht habe, nicht richtig. Vielleicht habe ich mich nur zu neunzig Prozent bekehrt. Also jetzt noch mal: Herr Jesus, Herr Jesus, bitte jetzt noch mal! Und ran an die Sachen.
Du machst einen Neuanfang, gibst dein altes Leben wieder dem Herrn Jesus. Zwei Tage geht das gut, und dann stürzt du wieder ab. Du rappelt dich wieder auf und stürzt wieder ab. Kennst du das? Manchmal hast du den Eindruck, der alte Mensch dominiert wenigstens die ganze Woche über. Am Sonntag geht es ein bisschen besser, aber ansonsten lebst du nach dem alten Menschen. Und du hast dich...
Der innere Kampf und die Frage nach der Echtheit des Glaubens
Wisst ihr, das kenne ich auch. Ich war so etwa 17 oder 18 Jahre alt und habe innerlich gekämpft. Ich ging hier in die Gemeinde, besuchte die Jugendstunde, und alle dachten, Eberhard sei der Clown der Mannschaft. Ich hatte immer irgendwelche Witze parat und sprach dabei fromm. Ich hielt Andachten, aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass das nicht stimmte.
Du stürzt ab, rappelt dich wieder auf, gehst auf die Knie, weinst vor dem Herrn Jesus, stürzt erneut ab. Und du fragst dich: Bin ich schizophren? Bin ich wirklich nicht bekehrt? Du gehst in die Jugendstunde oder in die Gemeinde und schaust dir die anderen an. Sie wirken alle so fromm. Also bin ich der Einzige, bei dem es nicht klappt. Die anderen scheinen alle geistliche Überflieger zu sein. Nur ich versuche sonntags oder in der Jugendstunde ein bisschen zu springen, damit ich Luft bekomme, setze aber ein frommes Gesicht auf. Aber wehe, die anderen wissen, was in mir vorgeht.
Du merkst, dass zwei Naturen in dir kämpfen – der alte und der neue Mensch. Stimmt das nicht, was die Bibel sagt? Vielleicht liest du in deiner stillen Zeit oder auf deinem Kalenderzettel Johannes 8,36: „Wenn nun Jesus dich frei macht, dann bist du wirklich frei.“ Du streichst den Vers durch, denn er funktioniert bei dir nicht. Oder du liest 2. Korinther 5,17: „Da ist eine neue Schöpfung.“ Wenn du die nicht revidierte Elberfelder hast, steht dort noch krasser: „Alles ist neu geworden.“ Du denkst vielleicht: „Bei den anderen mag das stimmen, aber bei mir nicht.“
Damals hätte ich mir am liebsten so eine perforierte Bibel gekauft – gibt es leider noch nicht –, aus der man einzelne Verse herausreißen und in den Papierkorb werfen könnte, weil sie bei mir nicht funktionieren.
Oder du liest 1. Johannes 3,9: „Der aus Gott Geborene kann nicht sündigen.“ Dieser Vers hat mich wahnsinnig gemacht. Ich sagte mir: „Ich bin nicht aus Gott geboren, denn ich kann noch sündigen.“ Stimmen die Bibelverse nicht? Man fühlt sich wirklich schizophren.
Nach außen lebst du ein Leben, doch plötzlich merkst du, dass du ein Heuchler bist. Die anderen sollen ja nicht merken, was in deinem Herzen vorgeht. Also setzt du immer ein frommes Gesicht auf, trägst eine dicke Bibel unterm Arm und tust so, als ob es dir gut geht, wenn dich jemand fragt: „Wie geht es?“ – „Och, wunderbar.“ Dabei verlierst du den inneren Kampf.
Persönliche Erfahrungen mit dem inneren Kampf
Ich war damals 17 oder 18 Jahre alt und hatte ein Problem. Einige der Älteren hier in der Gemeinde kennen mein Leben und wissen wahrscheinlich schon die Geschichte. Trotzdem erzähle ich heute manches noch einmal, auch für die Jüngeren.
Ich muss sagen, ich hatte Probleme mit der Selbstbefriedigung. Wer die innere Not kennt, weiß, wie schwer das ist. Viele sagen, das sei nicht so schlimm. „Komm, steck es weg, das hat doch jeder. 95 % aller Männer, also sei froh, du bist ein Mann.“ Und dann wird einem noch gesagt, dass Frauen das auch haben. Aber ich muss ehrlich sagen, das war kein Trost für mich, selbst wenn mir Christen das gesagt haben. Im Herzen hatte ich trotzdem immer ein schlechtes Gewissen. Am liebsten hätte ich mich aufgehängt oder erschossen.
Ich weiß nicht, ob andere diese Situation kennen. Ich bin dankbar, dass damals mein Vater etwas gemerkt hat. Anscheinend konnte ich es nicht so gut verstecken, wie ich dachte. Eines Tages kam mein Vater in mein Zimmer, setzte sich neben mich auf die Bettkante und fragte: „Junge, was ist los?“ Ich sagte: „Vater, ich packe es nicht, ich packe das Christsein nicht.“
Da bin ich meinem Vater sehr dankbar, denn er sagte zu mir: „Junge, das kenne ich, ich packe es auch nicht.“ Ich dachte, mein Vater ist doch ein Reisebruder und immer für Jesus unterwegs. Und dann sagt er zu mir: „Ich bin nicht besser als du.“
Er schlug damals mit mir zusammen die Bibel auf, und das möchte ich jetzt auch mit euch tun. Wir schlagen Römer 7, Vers 7 bis 24 auf. Paulus schreibt an die Römer:
„Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Auf keinen Fall! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt, wenn nicht durch das Gesetz, denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren. Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.
Ich aber lebte einst ohne Gesetz. Als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf, ich aber starb. Und das Gebot, das zum Leben gegeben war, erwies sich mir zum Tod. Denn die Sünde ergriff durch das Gebot die Gelegenheit, täuschte mich und tötete mich durch dasselbe.
So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot heilig, gerecht und gut. Ist nun das Gute mir zum Tod geworden? Auf keinen Fall! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde erschiene, indem sie durch das Gute mir den Tod bewirkte, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.
Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, erkenne ich nicht; denn nicht das, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus.
Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, dass es gut ist. Nun aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht.
Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde.
Ich finde also das Gesetz, dass bei mir, der ich das Gute tun will, nur das Böse vorhanden ist. Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“
Die Bedeutung von Paulus’ Worten und der innere Zwiespalt
Damals hat mein Vater mich diesen Abschnitt lesen lassen. Er fragte: Von wem schreibt Paulus das? Ich antwortete: Von mir. Daraufhin sagte er: Lies noch einmal. Paulus schreibt: Wenn aber Eberhard das, was Eberhard nicht will, ausübt, so vollbringt nicht mehr Eberhard es, sondern die in Eberhard wohnende Sünde.
Ich entgegnete: Nein, er schreibt in der Ich-Form. Mein Vater fragte weiter: Warum tut Paulus das? Von wem schreibt er das?
Ich schaute meinen Vater damals verwundert an und sagte: Das kann doch nicht sein, dass Paulus das von sich selbst schreibt. Der fromme Paulus war doch bekehrt, oder? Wieso schreibt Paulus: Ich schaffe es nicht? Hätte er geschrieben: Der Eberhard schafft das nicht, das hätte ich verstanden.
Mein Vater erklärte: Weißt du, Paulus will deutlich machen, dass dieses Problem jeder Christ hat, jeder, auch Paulus. Paulus schildert hier den inneren Kampf, die Zerrissenheit des alten Menschen mit dem neuen Menschen.
Der neue Mensch möchte so leben, wie Gott es will. Der alte Mensch hingegen möchte so leben, wie man es sonst gewohnt ist – wie der Teufel natürlich. Also kämpfen beide miteinander. Du reißt dich am Riemen und sagst dir: Jetzt aber eiserne Disziplin! Doch du schaffst es nicht.
Im Grunde kommst du zu derselben Aussage wie Paulus: Ich elender Mensch, wer wird mich retten?
Die Lösung im geistlichen Leben
Gibt es dafür eine Lösung? Mein Vater hat mir dazu eine Geschichte erzählt. Manche kennen sie vielleicht, aber ich erzähle sie trotzdem: die Geschichte von dem Hund und dem Adler.
Stell dir vor, da ist ein dreckiger Köter, der am liebsten nur im Dreck wühlt. Und da ist ein stolzer Adler, der natürlich fliegen möchte. Das Problem ist, diese beiden sind fest miteinander verbunden. Der Hund wühlt im Dreck, und der Adler will fliegen. Der Adler bemüht sich, kommt aber nicht hoch, weil unten der schwere, dreckige Köter dranhängt.
Was musst du tun, damit der Adler fliegt und der Hund aus dem Dreck herauskommt?
Nun, wir könnten es so versuchen: Wir nehmen einen Knüppel, hauen auf den Hund ein und sagen: „Du dreckiger Köter, kommst du wirklich endlich aus dem Dreck raus?“ Aber hast du schon mal einen fliegenden Köter gesehen? Ich nicht. Dann sagen wir vielleicht asketisch, diszipliniert: „Jetzt, Köter, flieg endlich!“ Du versuchst es mit lieben Worten, du versuchst es mit Drohungen, du versuchst es mit Gesetzen. Der Köter kommt trotzdem nicht aus dem Dreck raus, oder?
Was musst du also tun, damit der Adler fliegt und der Hund aus dem Dreck rauskommt?
Die Lösung ist eigentlich einfach: Füttere den Adler und lass den Hund verhungern. Füttere den Adler, damit er stark wird.
Wenn es um den Kampf des Alten gegen das Neue geht, wer wird siegen? Du denkst dir: Das ist logisch. Du liest den nächsten Vers, Römer 8, Vers 1: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Prima! Du reißt dich zusammen und denkst, jetzt hast du es begriffen.
Du liest morgens in der stillen Zeit fünf Kapitel in der Bibel. Du gehst in jede Gemeindestunde, du besuchst alle Jugendstunden im Umkreis, du gehst auf jede Freizeit und so weiter. Es läuft 14 Tage gut – und dann bist du wieder im Dreck.
Das ist wie beim Domino-Spielen: Du brauchst nur einen Stein anzutippen, und klack, klack, klack, kippt alles um.
Was mache ich falsch?
Der geistliche Antrieb und das Gesetz des Geistes
Was meint Paulus hier in Römer 7? Paulus kennt also die zwei Naturen in dir: den alten Menschen und den neuen Menschen. Er kennt diesen inneren Kampf. Wie kann ich in diesem Kampf siegen?
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass in Kapitel 7 bis Vers 24 immer wieder „Ich, ich, ich, ich, ich“ steht. Und genau das versucht jeder Christ: „Ich streng mich an.“ Wir haben das ja im Galaterbrief in den Hauskreisen durchgenommen. Am besten hältst du noch das Gesetz dazu ein. Streng dich an! Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen, hat Goethe gesagt. Aber das ist nicht das Evangelium.
Paulus sagt dann in Römer 8, Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich“ – oder manche übersetzen „mich“ – „freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“
Ich möchte das an einem Bild deutlich machen, was dieser Vers sagt. Wer ist schon mal mit einem Jumbojet geflogen? Natürlich haben wir das alle. Wir haben in Physik aufgepasst und im Kopf verstanden, warum ein Flugzeug fliegen kann. Ich selbst kann nicht fliegen, obwohl ich nicht so viel wiege wie so ein Flugzeug. Wir als Menschen können nicht fliegen, auch nicht von der Schule oder auf der Nase.
Warum kann ein Flugzeug fliegen? Nun, was nützt einem Flugzeug die tollsten, aerodynamischsten Flügel, wenn du im Hangar stehst und den Motor nicht anmachst? Aha! Der Auftrieb, verursacht durch den Antrieb, muss stärker sein als die Schwerkraft. Also gibt es zwei Gesetze: Das Gesetz des Auftriebs und des Antriebs überwindet das Gesetz der Schwerkraft.
Da ich nicht mehr Auftrieb habe als meine Schwerkraft, kann ich also nicht fliegen. Und das ist eigentlich der Inhalt dieses Verses: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens“, sprich des Auftriebs und Antriebs, „hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“, sprich der Schwerkraft.
Das heißt, ich überwinde meinen alten Menschen. Wodurch? Ich muss durch den Herrn Jesus angetrieben sein, durch den Heiligen Geist. Ich brauche den Herrn Jesus im Tank. Und das ist doch so: Sobald das Flugzeug keinen Antrieb und keinen Auftrieb hat, kommt es runter, oder? Logisch.
Und jeder Christ, der nicht den Antrieb von Herrn Jesus hat, kommt runter, stürzt ab. Und das sagt Paulus hier: „Das Gesetz des Geistes des Lebens hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“
Die Entscheidung für das neue Leben
Ich möchte ein anderes Bild verwenden, das ich hier schon einmal benutzt habe. Für diejenigen, die nicht so sehr mit Aerodynamik vertraut sind, sondern mehr mit Computern umgehen: Karsten arbeitet mit dem Betriebssystem. Er hat sowohl einen Windows-PC als auch einen Mac von Apple. Wenn du auf einem Computer zwei unterschiedliche Betriebssysteme hast und den Computer hochfährst, musst du dich entscheiden: Mit welchem Betriebssystem möchtest du arbeiten?
So ist es im Grunde auch im Leben eines Christen. Du hast in deinem Leben sozusagen zwei Betriebssysteme: den alten Menschen und den neuen Menschen. Die Entscheidung nimmt dir der Herr Jesus nicht ab. Du musst dich immer wieder bewusst entscheiden: Herr Jesus, ich möchte nach dem neuen Betriebssystem leben.
Du kannst es auch anders vergleichen: mit zwei Festplatten. Die eine ist mit Viren verseucht, die andere ist neu initialisiert. Du kannst mit dem Alten fahren oder mit dem Neuen. Du musst dich entscheiden.
Unser alter Mensch versucht immer zu sagen: Mach weiter mit dem Alten. Mir geht das im Büro auch so. Meine beiden Jungs haben zwei neue Programme auf dem Computer. Ich habe sie zwar auch, aber in meinem Alter tue ich mich schwer, sie zu lernen. Also arbeite ich lieber mit dem Alten. Meine Jungs sagen immer: Vater, arbeite mit dem Neuen, sonst können wir nicht weiter an den Dingen arbeiten.
Wir sind träge und arbeiten lieber mit dem Alten. Auch als Christen arbeiten wir lieber mit dem alten Menschen, weil wir das gewohnt sind. Aber die Bibel macht uns deutlich: Du hast den neuen Menschen. Der Kolosserbrief verwendet noch ein anderes Bild. Er sagt, du hast den alten Menschen ausgezogen und den neuen angezogen. Du sagst vielleicht: Aber meine alten Klamotten habe ich lieber.
Das sind Bilder, die uns deutlich machen sollen: Mit der Bekehrung hat der Herr Jesus dir etwas völlig Neues gegeben. Aber es liegt jetzt in deiner Verantwortung, auch nach dem neuen Leben zu leben. Und das gelingt nicht durch eiserne Disziplin.
Leben aus Liebe und Dankbarkeit
Stellt euch vor, ich habe meine Frau geheiratet, und ich müsste mir jeden Tag sagen: „Ich muss mich anstrengen, meiner Frau etwas Gutes zu tun.“ Ich bin ja mit ihr verheiratet. Also müsste ich mit ihr am Tag mindestens zwei Minuten reden. Ich müsste ihr auch von meinem Gehalt etwas abgeben und so weiter. Und du würdest sagen, das ist doch keine Ehe, oder?
Warum lebe ich mit meiner Frau? Weil ich sie lieb habe. Und deswegen tue ich alles für sie – oder fast alles.
Und wie ist das denn mit unserem Leben mit dem Herrn Jesus? Seht, ich lebe doch nicht mit meiner Frau aus eiserner Disziplin, weil es sich so gehört oder weil ich mir denke, was die anderen wohl denken. Und genauso lebe ich mit dem Herrn Jesus nicht aus eiserner Disziplin.
„Ach, heute Morgen muss ich noch stille Zeit machen“, sondern weil ich ihn lieb habe. Sieh, das ist der Antrieb. Der Antrieb ist meine Liebe zum Herrn Jesus, ihm zu gefallen und das zu tun, was er möchte.
Ein sieghaftes Leben lebe ich nicht aus eigener Kraft und Disziplin, sondern durch den Antrieb des Heiligen Geistes und aus Liebe und Dankbarkeit gegenüber meinem Herrn. So werde ich zu seiner Ehre leben.
Ja, Jesus sagt in Johannes 15: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ Nein, aus eigener Kraft können wir das nicht. Und aus eigener Kraft werden wir immer dem alten Menschen unterliegen.
Deswegen sagt Paulus, so wie wir das im Galaterbrief gelesen haben: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat!“ (Galater 2,20)
Ermutigung zum siegreichen Leben im Glauben
Ich kann dir nur Mut machen: Wenn du merkst, dass dein Antrieb nachlässt und dein Flugzeug zur Landung oder sogar zur Bruchlandung ansetzt, dann geh zu deinem Herrn. Sag: Herr Jesus, ich hab dich lieb. Du hast alles für mich getan.
Ich möchte aus Dankbarkeit für Golgatha mein Leben leben. Herr Jesus, Dankeschön! Das gibt mir Mut und Kraft, über den alten Menschen zu siegeln und zu sagen: Nein, ich bin dem Alten gestorben. So wie Paulus in Römer 6 sagt: Haltet euch der Sünde für tot.
Luther sagt, wir sollen den alten Menschen töten, wir sollen den alten Menschen ersäufen. Aber dieser Biss kann schwimmen. Das macht etwas davon deutlich. Doch durch die Liebe zu meinem Herrn kann ich es überwinden.
Ich möchte euch Mut machen, besonders den Jüngern: Es gibt Hoffnung! Du brauchst nicht zu heucheln in deinem Leben. Du darfst mit dem Herrn Jesus leben und ein sieghaftes Leben führen. Amen.
