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Liebe, die sich sehen lässt

1. Thessalonicher 3,6-13

Einleitung

Liebe ein heiss begehrter Artikel in jeder Gesellschaft. Jeder möchte von der Liebe irgend etwas abbekommen. Dabei vergesse wir oft, dass es nicht nur um das Empfangen von Liebe geht, sondern auch um das Schenken derselben. Heute betrachten wir eine ganz praktisch gelebte Liebe unter Christen, die uns ins Nachdenken und zu Korrekturen leiten soll, wo sie nötig sind.

Vorgeschichte

In der letzten Predigt über den Thessalonicherbrief wurde uns vor Augen geführt, wie verantwortliches Leben unter Gläubigen aussieht: Gliederung der letzten Predigt: Verantwortlich leben heisst: Sich um den anderen zu sorgen (2,17-18) Verantwortlich Leben heisst: Das Ziel im Auge behalten (2,19-20) Verantwortlich Leben heisst: Hand anlegen und Opfer bringen (3,1-5) Die Hauptsorge von Paulus und seinen Mitarbeitern galt dem Glauben der Thessalonicher. So schrieb er ihnen: Darum habe ich’s auch nicht länger ertragen und habe ihn (Timotheus) gesandt, um zu erfahren, wie es mit eurem Glauben steht, ob der Versucher euch etwa versucht hätte und unsre Arbeit vergeblich würde. 1.Thess.3,5. Folgender Abschnitt berichtet über das Resultat dieses Besuches. Text lesen: 1.Thess.3,6-13

I. Lebt mit dem Anderen (3,6-9)

Die Rückkehr des Timotheus von Thessalonich war für Paulus und seine Begleiter eine grosse Erleichterung, denn sein Bericht war überaus erfreulich. Was Timotheus zu erzählen hatte wird als eine frohe Botschaft bezeichnet. Er, so könnte man übersetzen, evangelisierte sie (euaggelisamenou). Er konnte Gutes von ihrem Glauben und ihrer Liebe berichten. Die Verfassung der Gemeinde wird nicht allein an ihrem Glauben gemessen, sondern auch an der Liebe. Denn Glaube und Liebe lassen sich nicht trennen! Was ist das für ein Glaube, dem die Liebe fehlt? Und was ist das für eine Liebe, der der Glaube fehlt? Glaube und Liebe sind unzertrennliche Paare. Ganz deutlich uns herausfordernd beschreibt Johannes den inneren Zusammenhang von Glaube und Liebe unter Gläubigen: Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? 1.Joh.4,20.

In Thessalonich lebte man offenbar nach diesem Grundsatz. Der Glaube und die Liebe wurde ausgelebt. Diese Nachricht hat sie getröstet! Der Glaube der Thessalonicher tröstet sie, die sie selber in Not und Bedrängnis sind. Wie bange muss ihnen um die Gemeinde gewesen sein. Wie drückend muss die Ungewissheit ihres Ergehens auf ihr Gemüt gedrückt haben, dass Paulus schreiben kann: Nun sind wir wieder lebendig, wenn ihr feststeht in dem Herrn. 3,8.

Es sieht so aus, als ob sie durch diese Sorge in depressive Zustände gekommen sind und jetzt, nach dieser guten Nachricht, leben sie wieder auf. Selber in Korinth in Bedrängnis stehend (V.7), ermahnte und ermutigte sie diese Nachricht trotz allen Widerwärtigkeiten weiterzumachen. Eine schlechte Nachricht wäre ein Tiefschlag gewesen, den sie vermutlich nicht so leicht überwunden hätten. Was sie besonders freute, war, dass sie den Thessalonicher in guter Erinnerung waren und dass sie sich ebenso sehnten, sie wieder zu sehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn das Evangelium brachte den Thessalonicher äusserlich betrachtet nichts Positives ein. Sie mussten Verfolgung leiden, die sie vorher nicht hatten. Es wäre durchaus denkbar, und dies ist Paulus auch schon begegnet, dass die Gemeinde müde wird und sich dann sogar gegen die Boten Gottes stellt, weil sie ihnen soviel Nachteile einbrachten. Mit der Botschaft wird gleich der Bote verworfen. Dasselbe erleben wir auch, wenn Menschen zum Glauben kommen und kurz danach begegnet ihnen Negatives, durch Krankheit, Diskriminierung durch Freunde und Familienangehörige, die sich lächerlich darüber machen usw. Die Frage ist: Bleiben sie dem Herrn trotzdem treu oder klagen sie ihn an und verwünschen dabei die Boten mit. Und das Schlimmste daran: Sie verwerfen den kostbarsten Schatz, den es in dieser Welt überhaupt gibt: Das ewige Leben. Das dies in Thessalonich nicht so ist, macht sie überglücklich.

Sie klopfen sich nun nicht selber auf die Schultern über die gute Arbeit, die sie geleistet hatten in Thessalonich, als ob sie es geschafft hätten, die Thessalonicher treu zu halten. Nein - sie danken Gott dafür. Ihre Dankbarkeit ist so gross, sie wissen gar nicht, wie sie Gott den gebührenden Dank erweisen sollen: Denn wie können wir euretwegen Gott genug danken für all die Freude, die wir an euch haben vor unserm Gott? V.3,9. Sie wissen, was hier geschehen ist, schenkt der allmächtige Gott, keine Methode, keine Strategie vermochte, solches zu erreichen. Allein Gott der Allmächtige, der Menschen in seinen Dienst nimmt und für den Bau seiner Gemeinde gebraucht.

Anwendung

Diese Liebe ist nicht theoretisch. Sie geht viel tiefer sie beeinflusst die eigene Gemütsverfassung. Sie leidet und sorgt mit. Wir sehen hier deutlich, dass Paulus die Gemeinden nicht einfach lehrte, wie sie leben sollten, er steht mit seinem Leben steht voll dahinter, wenn er den Römern sagt: Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. Rö.12,13. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Rö.12,15. Das ist echte Anteilnahme! Oder den Korinthern: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. 1.Kor.12,26. Ist das unsere Gesinnung? Oder freuen wir uns darüber, wenn ein Bruder oder eine Schwester einen Fehler macht, damit wir uns an deren Fehler aufrichten können? Heisst unsere Devise: Wir freuen uns über die Fehler der Geschwister und suchen daraus unseren eigenen Vorteil zu gewinnen? Möge Paulus unser Vorbild sein, den Römern schreibt er: Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Rö.12,10.

II. Versorgt den anderen (3,10-11)

Mit dieser guten Nachricht sieht sich Paulus seiner Verantwortung noch nicht enthoben. Er beten Tag und Nacht, dass er zu den Thessalonicher reisen kann. Er möchte ihnen ganz praktisch weiterhelfen. Er will ergänzen, was an ihrem Glauben noch fehlt. Damit meint Paulus nicht, dass sie noch nicht richtig glauben würden. Sie sind erlöst und gerettet durch den Glauben an Jesus Christus den Auferstandenen. Die Bibel spricht von Glauben in zweifacher Weise. Einerseits wird Glaube ganz schlicht als Vertrauen gegenüber Gott und seinem Wort verstanden. Oder man könnte auch vom Gehorsam gegenüber Gottes Wort sprechen. Auf der anderen Seite wird vom Glauben, als Glaubensgut gesprochen. Es handelt sich um die Inhalte des Glaubens. An was Glaube ich eigentlich. Paulus will sagen: Ich muss noch ergänzen, was Euch an Glaubensgut noch fehlt. Ich will euch noch mehr Lehren, damit ihr im Glauben wirklich fest stehen könnt. Die knapp 4 Wochen genügten nicht, um der Gemeinde ein ausreichendes Fundament zu hinterlassen. Es gibt tatsächliches noch vieles zu ergänzen und einiges ergänzt Paulus mit diesem Brief. Trotz seinem grossen inneren Drang seine Aufgabe zu vollenden weiss er: Er selbst aber, Gott, unser Vater, und unser Herr Jesus lenke unsern Weg zu euch hin. 3,11.

Evangelisation

Unser glaube basiert nicht auf einer wagen Vorstellung von Gott. Sondern ist durch ein klares Glaubensgut bestimmt. Paulus kann von sich sagen: Aus diesem Grund leide ich dies alles; aber ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiss, an wen ich glaube, und bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag. 2.Tim.1,12. Weisst Du an wen Du glaubst? Könntest Du anhand der Schrift, der Bibel aufzeigen, an wen Du glaubst? Oder bist Du evtl. lediglich fromm und religiös? Religiosität führt aber nicht zum ewigen Leben. Jesus sagt deutlich, wie wir gerettet werden: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen. Joh.7,38. Nur der Jesus, der durch die Schrift bezeugt wird! Nicht irgend ein anderer Jesus. Kennst Du ihn? Wenn nicht, dann ist das ewige Leben nicht in Dir und du bist verloren. Nur durch Jesus wird Dein Leben grundlegend verändert. Nur Jesus kann dich retten.

III. Motiviert den anderen (3,12-13)

Nun ermutigt Paulus sie, im Glauben vollkommener zu werden. Danach zu streben, was Gott schenken wird, immer vollkommener im Glauben zu werden. Ihre Liebe soll untereinander und zu jedermann wachsen. Also, auch die Liebe zu ihren Feinden! Diese Aufforderung in dem Umfeld der Thessalonicher war nicht leicht. Wir überlesen es fast: und zu jedermann. Es gilt aber auch für uns. Auch gegenüber unserem Chef, wenn er noch so kantig sein mag. Vermissen wir nicht noch ein wichtiges Anliegen, ein Wunsch, der für die Thessalonichern ganz aktuell wäre? Der Wunsch, die Verfolgung möge aufhört, damit sie zur Ruhe kommen könnten. Warum betet Paulus nicht dafür? Er hätte doch wünschen können, dass diese schreckliche Verfolgung ein Ende nimmt?! Man erkennt hier eine typische Haltung der Apostel: Verfolgung wird nicht als etwas gesehen, das man wegschaffen könnte. Verfolgung ist eine Tatsache, die zum Leben eines Christen gehört. So schreibt Paulus dem Timotheus: Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden. 2.Tim.3,12. Paulus wollte vermutlich nicht falsche Hoffnungen schüren, denn die Gemeinde sollte sich nicht darauf konzentrieren die Verfolgung zu beseitigen, sondern sie sollen im Glauben wachsen und vollkommener werden, und dies kann geradezu Verfolgung hervorrufen. Paulus geht es um etwas bedeutend Wichtigeres: damit eure Herzen gestärkt werden und untadelig seien in Heiligkeit vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen. Amen. 3,13. Wenn Jesus kommt, sollen sie bereit sein. Dahin will Liebe unter Christen führen. Das ist das Ziel der praktischen Liebe!

Anwendung

Ist dies unsere Lebensperspektive? Leben wir im Blick auf die Wiederkunft Jesu? Sind Wir uns dessen bewusst, dass Jesus jederzeit kommen kann und wir immer bereit sein sollten? Bist Du jetzt bereit? Oder lassen wir uns von der Sünde einfangen, weil nicht Jesus der Auferstandene und Wiederkommende uns vor Augen ist? So schnell verlieren wir uns in unseren eigenen oft hausgemachten Problemen. Unser eigenes Wohlbefinden ist uns wichtiger, als das, was Gott sagen würde. Es gibt aber nur ein sinnvolles Ziel in dieser Welt: dass unsere Herzen gestärkt werden und untadelig seien in Heiligkeit vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen. 3,13. Entscheide Dich noch heute, Deine Sünden zu bekennen, die Du selbst vor Dir zu verheimlichen suchst. Bekenne sie und lasse ab davon. Entscheide Dich so zu leben, dass Jesus zusehen kann und Dir jederzeit begegnen kann.

Schluss

Liebe, die sich sehen lässt, wird uns hier vor Augen geführt. Es ist das Hohelied der Liebe in praktischer Ausführung. Lernen wir daraus! Zwei Aussagen des Johannes sollen uns zum Schluss das Herz bewegen: Lasst und lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 1.Joh.4,19. Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. 1.Joh.3,16. Amen