B. Wir kommen heute Morgen in der Freude zusammen, weil Jesus auferstanden ist. Das hat Auswirkungen auf unser Leben.
So wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferstanden ist, sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.
Wir wollen gemeinsam das Lied 82 singen und alle fröhlich sein. Nach jeder Strophe singen wir das Halleluja. Wir singen die Verse 1 bis 5 von Lied 82.
Eröffnung und Gebet zur Osterfreude
Beten. Lieber Herr Jesus, das soll jetzt nicht bloß ein Liebesbekenntnis sein, sondern du musst die Freude in uns wecken. Gerade dort, wo wir oft betrübt, belastet und beschwert sind, in Angst, Versagen und Ohnmacht, wollen wir neu erkennen, wie du Hilfe schaffst. Du trittst als der Herr zu uns und lässt uns deine Nähe, deinen Beistand und deine Wunder erleben.
Wir möchten auch heute, an diesem zweiten Osterfeiertag, mehr von deiner Auferstehungskraft erkennen. Wir bitten dich, unseren Glauben zu stärken. Du musst uns fest und gewiss machen, damit wir unerschüttert unseren Weg gehen können.
Jetzt wollen wir dir in der Stille unser Lob sagen. Wir beten in der Stille! Wir danken dir, Herr, dass du die Auferstehung und das Leben bist. Amen.
Nun hören wir den nächsten Satz dieses Concertos in Es-Dur von Johann Baptist Neruda. Wir freuen uns, dass Frau Riecker und Herr Günther musizieren.
Die Bedeutung der Auferstehung im ersten Korintherbrief
Wir lesen im ersten Korintherbrief, in dem Kapitel, in dem Paulus von der Auferstehung Jesu spricht, ab Vers 12. Die Überschrift lautet: Gegen die Leugnung der Auferstehung der Toten.
Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?
Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, und auch euer Glaube ist vergeblich.
Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. So sind auch diejenigen, die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die Elendesten unter allen Menschen.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
Wir hören nun den dritten Satz. Wir danken für diese Freude heute mit diesem wunderschönen Musikstück.
Das Osterlied und das Leben des Johann Hermann
Wir wollen nun gemeinsam das Osterlied Nr. 85 singen. Das Lied stammt von Johann Hermann. Falls Sie seine Lebensgeschichte nicht gut kennen: Er war ein Schlesier, der furchtbar unter den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges gelitten hat. Er wurde mehrfach geplündert und war oft in Lebensgefahr.
Am Ende seines Lebens hat er den Friedensschluss, den Westfälischen Frieden, nicht mehr erlebt. Er wurde so krank, dass er ohne Schmerzen gar nicht mehr leben konnte. Wegen eines schweren Halsleidens musste er sein Predigtamt niederlegen.
Umso mehr schrieb er Gedichte. Insgesamt hat er uns 400 Lieder hinterlassen. Sie kennen sicher das schöne Lied „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen“ oder „O Gott, du frommer Gott“. Auch diese Lieder stammen von Johann Hermann.
Wir singen heute die Verse 1 bis 3 und dann 11 bis 13. Dabei werden Sie merken, wie er sich den Kummer von der Seele singt: 85, Verse 1 bis 3 und 11 bis 13.
Es wird erzählt, dass Johann Hermann seine letzten Lebensjahre in einer kleinen Hütte im polnischen Lissa verbrachte.
Aber was bedeutet es, wenn ein Mensch solche Erfahrungen macht? Für mich ist Jesus der Herr. Das macht unser Leben groß und weit.
Es wäre schön, wenn wir auch so einen Schrei tun dürften, der nachhaltig ist. Wir können sagen, dass es eine Glaubensentdeckung ist, die diejenigen gemacht haben, die uns heute dringend nötig ist. Gerade in einer Zeit, in der wir im Überfluss der Güter ertrinken und doch nicht mehr geborgen sind in Gott.
Die Emmausjünger und die Erfahrung der Auferstehung
Wir lesen die Geschichte der Emmaus-Jünger in Lukas 24.
Den genauen Ort konnte man nicht mehr richtig rekonstruieren. Das liegt daran, dass es damals keinen markanten Punkt in diesem Dörflein gab. Viele nehmen an, es sei der Ort Latrun, wo auch das große Trappistenkloster steht. Doch es ist gar nicht so wichtig, wo genau dieser Platz liegt. Viel wichtiger ist, dass wir die Erfahrung nachvollziehen, die diese Jünger gemacht haben.
Es handelt sich nicht um Jünger aus dem unmittelbaren Zwölferkreis, sondern um Jünger aus dem weiteren Kreis. Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, das etwa zwei Wegstunden von Jerusalem entfernt lag. Dieses Dorf hieß Emmaus. Sie redeten miteinander von all diesen Geschichten.
Als sie so redeten und sich miteinander besprachen, näherte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Er sprach zu ihnen: "Was sind das für Dinge, die ihr miteinander unterwegs verhandelt?" Da blieben sie traurig stehen. Einer von ihnen, mit Namen Kleopas, antwortete: "Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?"
Jesus fragte: "Was denn?" Sie aber erzählten ihm von Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und dem ganzen Volk. Wie unsere Hohenpriester und Oberen ihn zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben, sagten sie. "Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und heute ist der dritte Tag, seit das alles geschehen ist." Man sieht, dass sie drei Tage lang ihre Hoffnung aufrechterhalten hatten. Das war schon durch das Zeichen des Jona eine feststehende Regel für die bibelfesten Leute damals.
Doch als die drei Tage vorüber waren und der Abend des dritten Tages vergangen war, ließen sie den Mut sinken. "Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte. Sie sind früh zum Grab gegangen, haben seinen Leib nicht gefunden und kommen und sagen, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebt. Einige von uns gingen hin zum Grab und fanden es so vor, wie die Frauen sagten, aber ihn sahen sie nicht."
Jesus sprach zu ihnen: "O ihr Toren!" (Sie wissen doch, was ein Tumpertor ist – das ist eigentlich ein ganz hartes Schimpfwort, etwa 'Dummkopf'.) "Ihr seid trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben. Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?"
Er begann bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. Sie kamen dem Dorf nahe, wohin sie gingen. Jesus stellte sich, als wollte er weitergehen. Doch sie nötigten ihn und sprachen: "Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt." So ging er hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch er verschwand vor ihnen. Sie sprachen untereinander: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?"
Sie standen auf zur selben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren. Diese sprachen: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon ist ihm erschienen." Sie erzählten ihnen, was auf dem Weg geschehen war und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Die Realität von Traurigkeit trotz österlicher Freude
Es ist jetzt, liebe Schwestern und Brüder, ein unbeschreiblich schöner Frühlings- und Ostertag. Der herrliche Sonnenschein und die blühenden Forsythienbüsche – wie genießen wir das!
Doch wenn Sie sich ein wenig umschauen, werden Sie viele Menschen finden, die das alles nicht mehr erquicken kann. Das sind verzweifelte und traurige Menschen.
Wir können erzählen, was sie durchgemacht haben: Menschen, die erlebt haben, wie der Tod jemanden aus ihrer Mitte weggerissen hat. Oder Menschen, die bitter enttäuscht wurden. In solchen Momenten freut einen die ganze Blüte nicht mehr, und der Sonnenschein wirkt nicht mehr.
Je mehr man in dieser Welt hinter die Kulissen schaut, desto mehr entdeckt man, dass hinter vieler lautstarker Fröhlichkeit und ausgelassener, wilder Heiterkeit letztlich Verzweiflung und Traurigkeit stehen. Oft will man damit nur etwas übertönen.
Ich finde es gut, dass wir heute einen zweiten Osterfeiertag haben, um noch einmal nachzufassen. Es wird uns erzählt, wie es auch bei gläubigen Jüngern Jesu kommen kann: Sie sind verzagt, traurig und mutlos. Sie kommen mit ihrem Schmerz nicht zurecht.
Man soll nie so tun, als könnten Christen das immer so leicht bewältigen. Auch sie sind nicht immer stark. Viel Not drückt sie nieder. Und das dürfen wir freimütig sagen: Oft kommen sie mit ihren Zweifeln nicht zurecht, die Anfechtungen plagen sie.
Es gibt auch bohrende Fragen: Wo ist denn Jesus? Ich sehe ihn nicht, ich spüre nichts von ihm. Verzagt und traurig sein, das kommt vor.
Aber heute wird uns erzählt, dass Jesus zu solchen Menschen tritt. Er tröstet sie, macht sie fröhlich und mutig, richtet sie auf. Das ist das Wunder, von dem wir immer wieder neu beschenkt werden können: Jesus lebt.
Er tritt zu den Traurigen. Wir dürfen das weiter erzählen: Er kommt zu Menschen, die den Kopf hängen lassen, die verzagt und mutlos sind.
Die Öffnung der Augen für den auferstandenen Jesus
Jetzt habe ich heute eine Fülle von Gedanken. Ich hoffe, sie ein wenig zu gliedern, damit sie nicht bloß durcheinandergehen.
Mein erster Hauptteil: Er öffnet uns die Augen. Es kann ja vorkommen, dass man die Schönheiten dieser Welt nicht sieht. Aber so dumm sind wir nicht. Die Schönheiten der Welt sehen wir, das, was der Frühling kann. Doch oft sind wir blind, den auferstandenen Jesus zu erkennen. Denn mit den Augen, die wir hier haben, können wir ihn gar nicht sehen.
In der Bibel wird immer wieder dieses Bild verwendet, dass Gott uns erst den inneren Blick geben muss, die neue Schau. Nur so entdeckt man überhaupt seine Spuren und begreift, was geschehen ist. Das muss ich erklären: Wie Jesus uns die Augen öffnet.
Jeder Teil von mir hat heute noch einmal drei Unterteilungen. Diese können sich alle behalten, doch es ist besser für mich, nicht zu sehr auszuschweifen. Ich will es knapp und präzise sagen.
Zuerst macht Jesus das, indem er uns die Augen öffnet, indem er uns anschimpft und kritisiert. Menschen, die im Schmerz und in der Trauer sind, die verzagt und mutlos sind, ertragen es oft gar nicht, dass sie nun auch noch kritisiert werden. Aber wir müssen es uns gefallen lassen. Denn oft haben wir im Evangelium, in den Auferstehungsberichten, dass Jesus seine Jünger hart tadelt und sagt: „Wie konntet ihr nur so blind sein?“ Das ist die Seelsorge Jesu.
Wir sollten uns das gefallen lassen. Wir wären wirklich töricht, wenn wir nicht sehen, was uns Jesus auch in unserem Leben schon gezeigt hat. Manchmal kann man sogar sagen, dass unser ganzes Leben eine Spur der Gottesweise ist, wie Gott zu uns geredet hat, wie er uns gesucht und angesprochen hat. Wir sollten Augen bekommen, um ihn erkennen zu können. Darum müssen wir beten: „Herr, gib mir einen Blick für deine Wirklichkeit!“
Das Nächste, wie uns Jesus die Augen öffnet: Er legt uns die Bibel aus. Das muss eine Bibelstunde gewesen sein, wenn Jesus anfängt, uns Stück für Stück auch von den Propheten zu erklären. Und auf einmal merkt man: Ja, das ist ja in der Bibel alles ein zusammenhängendes Zeugnis von Christus.
Manchmal fällt uns das Bibellesen schwer. Aber wenn Gott uns seinen Heiligen Geist gibt und wir erkennen, wie alles zusammenhängt, dann versteht man plötzlich. Man sieht: Ach so ist das! Durch das Lesen des Bibelwortes bekommt man Glauben. Man versteht erst, dass Jesus da ist, durchs Hören des Bibelwortes.
Durch das Lesen des Bibelwortes wird uns Jesus, der Auferstandene, groß.
Und noch etwas: Wir sehen es, als sie in das Gasthaus in Emmaus eingekehrt waren. Da war ein ganz wichtiger Schritt von diesen beiden Jüngern, dass sie Jesus überhaupt eingeladen haben. Sie haben ihn gedrängt und gesagt: „Jetzt musst du mit uns gehen!“ Sie wussten noch gar nicht, wer dieser merkwürdige Mann war, der mit ihnen auf dem Weg lief. Wer war denn der?
Sie sagten aber: „Du musst da bleiben!“ Und interessanterweise erkannten sie ihn erst, als sie ihn aufgenommen hatten. So ist es immer: Klarheit über Jesus bekommt man erst, wenn man ihn aufnimmt. Davor nicht.
Als sie ihn aufnahmen, als er zu ihnen kam, da haben sie auf einmal begriffen, als er das Brot segnete und ihnen den Becher reichte. Da wurden ihnen die Augen aufgetan.
Es ist ein Wunder, wenn man den auferstandenen Jesus erkennt und sagt: Ich glaube, er ist wahrhaftig auferstanden. Ich habe ihn entdeckt, weil er so oft in meinem Leben geredet hat, weil ich es in der Schrift gesehen habe und weil ich ihn aufgenommen habe. Er hat sich mir erwiesen.
Hindernisse auf dem Weg zum Glauben überwinden
Noch mein zweiter Hauptpunkt: Die Hindernisse müssen weggeräumt werden. Auch hier habe ich wieder drei Punkte.
Das eine Hindernis sind die Augen, die nichts sehen können. Nun können wir den auferstandenen Jesus nicht sehen. Das liegt daran, dass wir nur die Dinge sehen können, die begrenzt sind, die zeitlich sind und vergehen. Wir sehen das Sichtbare, das Begrenzte, das, was man fassen kann. Wenn man sagt: „Ich glaube nur, was ich fassen kann“, dann sind das ja immer nur diese begrenzten Dinge, die keinen Bestand haben.
Die Bibel sagt immer wieder, dass das Sehen auf das Unsichtbare Glauben ist. Aber wie kann man diese Hindernisse wegräumen? Man muss sich zuerst einmal klar machen, dass man sich nicht nur auf das verlassen kann, was man sieht. Man muss die Augen, die immer nach dem Sichtbeweis fragen, einmal beiseiteschieben. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ – das haben viele in ihrem Leben erfahren. Jesus bestätigt dieses Wort.
Wenn man sagt: „Ich möchte mich nicht aufhalten an den Hindernissen, die immer bloß aus dem Sichtbeweis herkommen, weil ich es nicht sehe, wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.“ Das ist die Erfahrung, die man dann macht, wenn man sich nicht mehr auf das Sehen verlässt, sondern sich an den Herrn selber hinhängt. Dann kann man beten: „Herr, gib mir Augen, die was taugen! Rühre meine Augen an! Denn das ist die größte Plage, wenn man am Tage das Licht nicht sehen kann. Herr, gib mir Augen, ein Verständnis, um dich zu entdecken!“
Dann müssen die trägen Herzen weg. Am Ostertag selbst, im Jüngerkreis Jesu, war es damals so, dass Menschen ein träges Herz hatten. Was ist denn das träge Herz? Das ist unser Innerstes, Fühlen und Empfinden. Es ist so verwundet, so sensibel. Kennen Sie das? Man ist so verbohrt in seinen Schmerz.
Es passiert so gerne in der Depression, dass die Seele gar nicht mehr aus diesen tiefen, dunklen Abgründen herauskommt. Man ist hineingebohrt in seine Traurigkeit. Und vor lauter Traurigkeit kann man das Licht nicht mehr sehen und den Trost nicht mehr vernehmen.
„Herr, nimm mein träges Herz weg! Rede zu meinem trägen Herzen!“ Wir dürfen auch mit ihm, dem auferstandenen Jesus, über unsere trägen Herzen reden: „Herr, wir sind so träge, wir können gar nicht glauben. Wir singen zwar die Lieder, aber das war nur mit den Lippen, nicht mit dem Herzen. Wir sind nicht fröhlich.“
Dann ist das heute erst der Anfang von der Osterfreude. Er mache uns richtig fröhlich, durch und durch.
Und noch einen Hindernisgrund haben wir, der diese Jünger damals davon abhielt, Jesus zu erkennen: Sie blieben an ihren eigenen Hoffnungen hängen. Sie sagten: „Wir dachten, er sollte Israel erlösen.“ Ach, es war unsere Idee, wissen Sie, unsere Träume, die wir uns zusammenreimen, auch unsere religiösen Träume, die zerfallen. Das sind Hindernisse auf dem Weg des Glaubens.
Wir dachten, wir hätten uns das immer so schön zusammengereimt. Wir haben Vorstellungen, wie das sein müsste im Glauben, und wir haben unsere festen Bilder. Doch Gott stürzt alle unsere Bilder um. Er ist ganz anders, als wir ihn uns vorstellen. Und er tritt zu uns und sagt: „Da bin ich.“
Dann wandert er ein Stück des Weges mit uns, und wir merken gar nicht, dass er bei uns ist. Wie sagten wir gestern: Zwischen Personalkomputer und Telefon – und da ist er. Dann sagen Sie Ihrer Sekretärin: „Lassen Sie mich mal in Ruhe!“ Und Sie dürfen mit ihm reden und Ihre Not mit ihm besprechen, weil er Sie hört.
Er ist ganz anders, als wir denken. Er kommt zu denen, die verzagt und traurig sind.
Die bleibende Osterfreude durch Gemeinschaft mit Jesus
Wie bleibt die große Osterfreude?
Diese beiden Jünger waren vorbildlich: Sie haben Jesus eingeladen und aufgenommen. „Herr, bleibe bei uns!“, sagten sie, denn es wollte Abend werden und der Tag neigte sich dem Ende zu. Sie hatten eine große Sehnsucht nach Jesus. Das geschah so, wie Jesus mit ihnen geredet hatte, als er die Schrift ausgelegt hatte.
Oft ist es so, dass wir noch gar nicht genau erklären können, was mit uns geschehen ist. Doch wir haben eine Ahnung, dass da ein Wort des Lebens ist. Ich höre das so gerne, und wenn ich in der Bibel lese, erquickt mich das durch und durch. So nötigen sie Jesus: „Bleibe bei uns!“
Jesus stellte sich, als wollte er vorübergehen. Ist das nicht unheimlich? Da kann man alles verpassen. Er drängt sich niemandem auf. Es kann sein, dass er in diesen Ostertagen bei Ihnen war, und jetzt geht er wieder vorbei. Jetzt müssen Sie ihn aufnehmen. Er sagt: „Komm in mein Leben! Ich will in deinem Licht, in deiner Ostersonne bleiben.“
Gerade wenn es Abend wird, wenn es dunkel wird, bekommen Kinder oft Angst. Aber auch ältere Menschen, wenn die Kraft schwindet und es auf das Sterben zugeht, rufen sie: „Herr, bleibe bei uns!“
Dieses Wort gilt aber auch für die jungen Leute: Bleibe bei uns, Herr! Wenn unser Können und Vermögen nichts mehr ausrichtet, bleibe bei uns! Ich will auf dich schauen. Dann bleibt die große Osterfreude da.
Aber noch etwas: Das Herz ist bewegt. Sie sagen: „Dann brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete.“ Was ist das? Was wurde da in ihrem Herzen entzündet?
Wir sind heute oft so gefühlskalt. Wir sind sehr intellektuell – allen Respekt vor unserer großen Denkkraft. Aber irgendetwas in unserem Herzen will Jesus anbohren. Da ist plötzlich ein Liebesverhältnis da, so wie wir einst entflammt waren, als wir den Schatz unseres Lebens gefunden haben.
So soll es im Glauben sein: Es ist nicht bloß eine Kopf- und Denksache mit dem Osterglauben, sondern auch eine Herzenssache. Unsere Gefühle sollen entflammen, und wir sagen: „Nichts soll mehr werden, Liebe auf Erden, als du, der schönste Jesus mein. Ich möchte dich haben.“
Wenn man das Leben großer Glaubenszeugen betrachtet – Menschen, die uns im Glauben Vorbilder sind, etwa Johann Hermann oder andere –, dann merkt man immer, dass in ihrer Liebe etwas brannte. Das war auch bei den Menschen der Tat so: Es kam von innen heraus mit echter Liebe, wie sie dienen wollten. Das spürten andere. Da war eine solche große Liebesmacht am Werk.
Woher kam die? Weil sie die Liebe Jesu empfangen hatten. Dann brannte das in ihrem Herzen. Da war die Liebe Gottes ausgeschüttet, und diese Liebe wirkt weiter. Sie überträgt sich auf die ganze Familie. Das spüren Kinder, Nachbarn, Kollegen und Freunde, wenn die Liebe Christi in unserem Herzen ist.
Es wäre furchtbar, wenn wir Ostern nur mit rechtschaffenden Dogmen feiern würden – das haben wir ja außerdem. Aber Ostern ist eine Herzenssache. Dadurch kommt die Erkenntnis aus lauter Liebe. Wir spüren, wie er zu uns redet, wie er uns erquickt, aufrichtet und fröhlich macht.
Die Weitergabe der Osterbotschaft
Und noch das Letzte: Wie diese Osterfreude bleibt, so erzählen sie sie überall weiter.
Sie kommen zu den anderen, zu den elf Jüngern, die sich versteckt hatten und inzwischen auch schon die große Osternachricht kennen. Jesus ist auferstanden und dem Simon erschienen.
Doch diese zwei Jünger, die nach Emmaus gingen, sind uns vorbildlich, weil sie das in die Welt hinausrufen. Das ist das ganze Christuszeugnis.
Die zwei Männer können nicht viel von sich erzählen, sie können auch kein großes Theater um sich machen. Das ist auch gar nicht nötig. Wir brauchen nicht von uns zu reden, sondern das, was wir den Menschen sagen müssen: Jesus ist auferstanden, der Tod ist besiegt, es gibt gültige Vergebung, und die Tür zum Vaterhaus Gottes steht offen.
Auch die Verzweifelten und Mutlosen dürfen ihren Kopf erheben und fröhlich werden, weil das Leid nicht bleibt. Jesus bricht in diese traurige Welt ein und bringt seine Osterfreude mit. Er hält die, die verzagt sind, die nicht mehr weiter können und keine Kraft mehr haben.
Welche eine Botschaft! Amen!
Abschlusslied und Gebet
Und singen wir das Lied „Jesus lebt“ – mit ihm auch ich –, ein schönes Osterlied, das wir auch vor dem Hintergrund unserer Friedhöfe singen. Es ist ein Lied von Christian Fürchtegott Gellert, Nummer 89, die Verse eins und zwei sowie fünf und sechs.
Wir wollen beten: Herr, es gibt so viele Stunden auch in unserem Leben, in denen wir in unserem Stolz und Können an Grenzen stoßen. Wir spüren, dass wir stolze Menschen und zugleich arme, eitlen Sünder sind, die gar nicht viel wissen.
Wir sind so froh, dass du uns keine Luftgespinste anbietest, sondern dass du als der Lebendige vor uns hergehst. Wir erfahren, wie du die Macht des Todes zerbrichst, wie du uns mitten in der Hoffnungslosigkeit eine gewisse und getrostete Zuversicht schenkst. Wir erleben, dass wir uns auch im Tode an dich halten können, und wer dich hat, hat das Leben.
Wir danken dir für diese herrliche Osterbotschaft und möchten dich bitten, dass du sie uns immer wichtiger machst und uns immer besser erklärst. Lass unser Herz für dich brennen, damit wir dich einladen und aufnehmen. So können wir dann erfahren, wie du uns unter deinen Segensworten erst die Erkenntnis deiner Nähe schenkst.
Wir bitten dich, dass alle, die im Leid sind und gebeugt, diese Erfahrung machen. Ebenso viele Menschen in unserer Stadt und in unserer Welt, die sich nur an das Sichtbare halten, an das, was vergeht – auch in unserer Zeit, in der uns der Reichtum so zum Verhängnis geworden ist, mit all den Gütern und dem Geld.
Herr, bewahre uns davor, unser Herz mit all dem zu füllen, was vergeht, wo du uns doch in deiner Liebe suchst. Gib uns, dass wir erkennen, wie groß die Freude deiner Auferstehung ist, die von nichts mehr zerstört werden kann.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wir singen noch das Lied „Christ ist erstanden“, Nummer 75.
Hinweise zu Veranstaltungen und Kollekte
Alle unsere Veranstaltungen der nächsten Zeit sind auf dem blauen Notizzettel vermerkt, der hinten ausliegt. Dort befindet sich auch der Zettel mit allen Gruppen, Kreisen und Jugendgruppen.
Hinten, auf dem Sims gegenüber von mir, liegen zudem die Freizeitprospekte für die jungen Leute für die Sommerferien. Dazu gehören die Mädchenfreizeit in Schweden und das Jungenzeltlager in der Schweiz. Außerdem sind dort die Formulare für die Konfirmandenanmeldung sowie Merkzettel zur Konfirmation 1992, also im nächsten Jahr, ausgelegt.
Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass wir immer dann, wenn ein zweiter Feiertag war – wie jetzt an Ostern oder Pfingsten – am Dienstag kein Bibeltraining haben.
Das Opfer heute geben wir für die Arbeit, mit der wir verbunden sind: die Familie Kümmel in Bayern, in Rauschenberg, die mit suchtkranken Männern arbeitet. Das ist ein sehr schwerer Kampf, und es ist bemerkenswert, wie hier auch die Schwäche unserer menschlichen Persönlichkeit sichtbar wird.
Niemand soll je sagen, er sei frei von Versuchungen. Sucht, wie Alkoholabhängigkeit oder andere Belastungen, kann eine große Not sein. Die Arbeit der Familie Kümmel will Männern, die stark geprägt sind durch die Not ihres Lebens, Befreiung durch den auferstandenen Jesus und durch moderne Therapie bieten. Sie leisten suchtabhängige Hilfe.
Dafür wollen wir heute unsere Gaben geben. Das passt gut zum Ostertag.
Schlusssegen
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!