Einführung in das Geheimnis Christi und Paulus’ Dienst
Epheser 3 haben wir als Predigttext, und zwar die Verse 1 bis 7. Ich freue mich, wenn Sie die Bibel vor Augen haben, denn dieser Abschnitt blieb mir selbst lange verschlossen.
Paulus spricht hier vom Geheimnis Christi, von seinem Amt und von den Heiden (Epheser 3,1-7). Zuvor hat er beschrieben, wie groß das Wunder ist, dass Christen über die traditionellen Grenzen der Völker und Rassen hinweg eine Verbindung eingehen und Bruderliebe entsteht.
Deshalb schreibt Paulus: „Ich, Paulus, bin der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden.“ Ihr habt ja gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch anvertraut hat. Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, von dem ich soeben kurz gesprochen habe. Wenn ihr es lest, könnt ihr meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen.
Dieses Geheimnis war in früheren Zeiten den Menschen nicht bekannt. Jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten offenbart worden durch den Geist. Es besagt, dass in Christus Jesus die Nationen – besser gesagt die Weltvölker – Miterben sind, mit zu seinem Leib gehören und an der Verheißung teilhaben durch das Evangelium.
Dessen Diener bin ich geworden durch das Geschenk der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist.
Lieber Herr, öffne uns jetzt auch dieses Geheimnis, damit wir es verstehen. Amen!
Perspektivwechsel: Vom Kirchturm zur weltweiten Gemeinde
Ich wollte Sie jetzt einmal mit hinaufnehmen auf unseren Kirchturm. Die Treppe ist ein bisschen eng, und wir bräuchten lange, bis alle oben wären. Außerdem könnten nur wenige auf der kleinen Terrasse dort oben stehen. Von dort aus könnten wir über unsere Gemeinde hinwegblicken.
Ach ja, richtig, da drüben ist das Haus, dort wohnt die Familie, und dort liegt der Kranke. Ich wollte eigentlich immer meine Gemeinde so vor Augen haben, wie vom Turm aus. Ich sehe Sie, die Häuser, und werde daran erinnert. Doch das ist ein begrenzter Horizont.
Man sieht noch ein Stückchen weiter die Nachbargemeinden, die sich dann anschließen. Dort wohnen auch liebe Freunde, die sich zu uns halten. Aber dann endet der Horizont, und ich sehe nicht mehr weiter.
Wenn ich mehr wissen will über die Gemeinde Jesu, muss ich schon ein Gemeindeblatt lesen oder das Ideaspektrum, um zu erfahren, was dort in Deutschland, nördlich des Mains, geschieht und was im Ausland los ist in der Gemeinde Jesu.
Wenn Paulus von Gemeinde sprach, hatte er nie einen engen Kirchturmhorizont. Er dachte nie nur an eine Gemeinde an einem Ort. Wenn Paulus an Gemeinde dachte, hatte er automatisch eine Weltkarte vor Augen, so wie man damals das römische Imperium kannte.
Er suchte ruhelos nach Wegen, wie es gelingen kann, dass überall dort auf dieser großen Weltkarte die Gemeinde Jesu entsteht.
Gottes Strategie und die Herausforderung der Mission
Bei uns ist das manchmal ein sehr verkrampftes Bemühen, wenn wir von Mission und Evangelisation sprechen. Es wirkt oft wie eine schleppende Aktion, bei der man schließlich einige wenige mitreißt, die dann mitmachen. Dabei schwingt häufig das Missverständnis mit, es ginge vor allem darum, Mitglieder zu gewinnen. Man meint, es sei höchste Zeit, denn viele haben sich vom Glauben abgewandt, und diese müssten zurückgewonnen werden. Dieser Gedanke dient vor allem der Stabilisierung unserer Kirchenorganisation.
Bei Paulus können wir jedoch etwas ganz anderes über Mission lernen. Er spricht davon, dass Gott ihm ein Licht aufgedeckt hat. Paulus entdeckte, dass Gott schon am Wirken ist, bevor er selbst anfängt. Gott hat alles vorbereitet und die Aktion geplant. Es stellt sich nur die Frage, ob seine Jünger, die Christen und Gläubigen, überhaupt in diese verheißungsvolle Spur Gottes eintreten.
Paulus war überzeugt: Wo er hinkommt, hat Jesus bereits vorgearbeitet. Die Mission, die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und der Ruf an die Völker entspringen einer großen, geheimnisvollen Strategie Gottes.
Die offene Tür trotz widriger Erfahrungen
Mein erster Punkt: Die Tür ist offen.
Tja, sagen wir, ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, denn wir gehen immer von den Erfahrungswerten aus, die wir machen. Wir sprechen dann von den Erlebnissen, die wir bei Besuchen haben. Dabei denken wir automatisch: „Wenn du wüsstest, wie schwierig es bei meinen Kindern ist oder bei meinen Freunden oder in der Familie! Da laufe ich immer gegen eine Betonwand, da ist alles zu. Wie sprichst du von offenen Türen?“
Paulus hat sich nie von seinen Erfahrungswerten leiten lassen. Wenn er in seinem Dienst unterwegs war, hatte er ja fortwährend Misserfolg – seiner Erfahrung nach. Er saß ja lange Zeit im Gefängnis. Das hätte doch eigentlich ein Signal sein müssen, dass Gott ihn gar nicht haben will als Apostel und Prediger des Evangeliums. Sonst hätte ihm Gott ja die Fesseln durchgeschnitten.
Sie müssen aufpassen, dass sie sich nicht von ihren Erfahrungen leiten lassen. Auch sollten sie nicht zu schnell Rückschlüsse ziehen und sagen: „Weil ich krank bin, will Gott mich vielleicht nicht.“ Seien Sie vorsichtig, aus ihren Erfahrungen Rückschlüsse darauf zu ziehen, was angeblich Gott will.
Paulus sagt: Mir hat Gott sein Geheimnis enthüllt. Mir hat Gott seine Pläne gesagt. Es ist wirklich schade, dass in diesem Abschnitt manches in der Übersetzung aus dem Griechischen gar nicht wiedergegeben werden kann. Wenn Paulus hier vom Ratschluss redet, habe ich lange überlegt, wie man das ausdrücken kann. Im Griechischen steht dort natürlich „eukonomia“, die Ökonomie Gottes, die Politik, die Gott schafft, seine Strategie, die Art, wie er seine Schätze austeilt.
Paulus sagt: Ich habe in meinem Leben eine Entdeckung gemacht, und die beflügelt mein Leben. Ich weiß, was Gott in diesen Zeiten vorhat. Gilt das auch für unsere Zeit heute? Natürlich! Wir stehen ja noch in dieser Zeit, die mit den Aposteln angebrochen ist – eine Zeit, in der Gott die Strategie verfolgt, die Weltnationen alle mit seinem Evangelium zu erreichen.
Die Herausforderung und Ermutigung zur Mitarbeit
Und jetzt schäme ich mich, dass es in zweitausend Jahren den Christen nicht gelungen ist, diesen Befehl – übrigens die letzten Worte Jesu, bevor er von dieser Erde sichtbar hinwegging – zu erfüllen.
Obwohl die Apostel sagen, wir haben doch Einsicht, dass das möglich ist, soll keiner sagen, die Türen seien zu. Und wenn jemand zwanzig oder dreißig Jahre umsonst arbeitet, sind die Türen trotzdem nicht zu.
Wenn ich die fünfzehn Jahre Wirken hier in Stuttgart überdenke, muss ich sagen: Gott hat uns tief beschämt. Als wir das erste Mal eine Jugendevangelisation auf dem Schillerplatz machten, sagte einer der leitenden Mitarbeiter: „Glaubt doch nicht, dass sich der Teufel seine Zentren aus der Hand winden lässt.“ Dort unten gibt es Drogenhandel, aber dort könne man nicht das Evangelium predigen, da werde es von A bis Z gestört.
Doch es war mucksmäuschenstill. Wir konnten einen Gemeindetag mit so großem Zuspruch durchführen, ohne irgendwelche Störungen.
Ich könnte viel erzählen über die Jugendevangelisation, über den Hauskreis, den Sie haben, und über all die Menschen, die in den Jahren zum Glauben gekommen sind.
Das liegt nicht daran, dass wir es können oder im Griff haben, sondern weil es Gottes Strategie ist, seine Gnade, sein Erbarmen und seine Güte vielen Menschen überwältigend groß zu machen.
Es fehlt nur an Mitarbeitern, an Leuten, die das begriffen haben und sagen: „Ich möchte mich ganz in den Dienst dieser Aufgabe stellen.“
Beispiele für Gottes Wirken in der Mission
Wir hatten am Dienstag Bläser mit Julian Bandy von der Bibelschule Bergstraße hier, Jamaikaner. Da der Abend schon fortgeschritten war, verzichtete einer der jungen Leute auf seinen Lebensbericht. Er erzählte uns diesen dann am nächsten Tag beim Frühstück.
Er war Jazzmusiker in den USA und rutschte immer tiefer in eine totale und völlige Drogenabhängigkeit. Sein ganzes Leben war zerstört, es war Schrott. Um überhaupt noch Geld zu beschaffen, wurde er Kolporteur. Er verkaufte zwielichtige und schlechte Bücher, ging von Haus zu Haus, um schnell Geld zu verdienen.
Eines Tages klingelte er an einer Tür. Wenn ich so einen Bericht höre, ist das für mich Ermutigung! Gott gibt mir und Ihnen ein Signal. Er klingelt an der Tür, und jemand macht auf. Die Person sagt: „Kommen Sie mal rein, Sie wollen mir etwas verkaufen, aber ich möchte Ihnen etwas erzählen. Jesus sucht Sie und sagt …“ In diesem halbstündigen Gespräch gab er sein Leben Jesus hin. Er kannte Jesus gar nicht vorher. Seitdem will er ihm dienen.
Ein Wunder ist geschehen: Von einer Stunde auf die andere konnte er mit all den schrecklichen Dingen seines Lebens brechen. Die Gnade ist wirklich so mächtig, wie Paulus sie beschreibt. Das ist die Strategie der Gnade Gottes, ein Exempel für uns alle. Sie ist überwältigend und groß, damit Menschen sie erfahren und entdecken.
Ich dachte, es wäre schön, wenn ich Ihnen das einfach mit Beispielen erzählen könnte. Da kam am Freitag ein vervielfältigter Bericht der Missionsmannschaft Rotes Meer. Ich dachte, den kann ich gleich gebrauchen, man muss ja nur einmal die Blätter durchlesen.
In Mali sind zwei einheimische Evangelisten unterwegs, Moise und Pierre. Sie wollen in einen Ort gehen, der schon zur Sahara, zum Wüstengebiet gehört. Ihr Auto hat eine Panne. Sie kommen nicht an ihren Zielort und müssen einen Umweg machen. So kommen sie in ein Dorf, eines dieser Wüstendörfer, in die noch nie ein Missionar gekommen ist.
Sie nutzen den erzwungenen Aufenthalt und erzählen von Jesus. Am Ende der kurzen Ansprache entscheiden sich sieben Menschen für Jesus. Sie sagen: „Das ist überhaupt nicht möglich, was ist da los? Hier war noch nie jemand.“ Bald darauf erfuhren sie, dass diese Menschen seit Jahren treue Hörer der Evangeliumsbotschaften im Radio waren, obwohl noch nie jemand hingekommen war.
Die Gnade hat gewirkt, ohne dass jemand hingekommen war. So ist die Strategie Gottes.
Die bleibende Hoffnung trotz weltlicher Unruhe
Und wenn wir manchmal versagen und verzagen und meinen: „Ach, das ist alles umsonst, was ich tue und wirke und auch versuche auszustreuen“, glauben Sie doch nicht daran.
Da müssen Sie noch einmal diese Sätze von Paulus lesen: „Ich habe das Geheimnis Christi erkannt, dass jetzt Gott die Nationen und die Weltvölker zum Miterben machen will.“ Und man müsste dann weiterlesen, die Verse, die wir nicht mehr gelesen haben: „Ich muss den geheimen Ratschluss ausführen.“
Ich bin wie so ein großer Geheimnisträger in der Politik. Ich weiß nicht, wie in zwei Jahren die amerikanische Außenpolitik aussehen wird, sondern wie in den nächsten Jahrzehnten Gottes Verhalten gegenüber der Welt sein wird.
Man fragt sich ja oft, wenn man die Zeitung aufschlägt und diese wirre Weltgeschichte ansieht: Wo will das hinaus? Und in der Tat ist die Weltgeschichte ein brodelnder Brei. Der eigenmächtige, gottlose Mensch wühlt und treibt um, reißt zusammen, bricht auf und zerstört.
Es war ja nicht anders zu Paulus’ Zeiten, als die Verfügungen des Kaisers Augustus ausgingen. Aber Paulus hat begriffen: Durch die Weltgeschichte zieht sich ein roter Faden, das ist der Bau der Gemeinde Jesu.
Und wenn Sie einmal in der Ewigkeit sind – einige von uns werden ja vielleicht dieses Jahr noch abberufen, andere vielleicht ein bisschen später –, wir wissen nicht, wann unsere Stunde ist, aber wenn wir einmal von der Ewigkeit zurückblicken, werden wir sagen: Dieses Jahr 1985 war ja eigentlich nur wichtig, nicht wegen Boris Becker und wegen Verhandlungen in Genf und all dem Aufregenden, was geschah, sondern ob in diesem Jahr die Pläne Gottes mehr zur Verwirklichung geführt wurden.
Auf dieses große Ziel hin, dass am Ende aus allen Völkern und Nationen diese Schar vor dem Thron Gottes steht. Hoffentlich sind Sie dabei.
Die Inklusion aller Völker in Gottes Plan
Das zweite: Keiner ist ausgeschlossen. Das erste: Die Tür ist offen, keiner ist ausgeschlossen.
Ob wir dabei sind, das ist eben die Frage. Jesus hat eindrücklich erzählt, dass man vor der Tür stehen kann, klopft und sagt: „Herr, wir haben dich doch gut gekannt, wir waren doch oft unterwegs in deinem Namen.“ Und doch kennt er uns nicht.
Für die Juden damals war es schwer zu begreifen, dass Gott wirklich die Weltvölker meint. Es ist immer wieder originell zu beobachten, wie man sich in Kirchengemeinden, in christlichen Gemeinden, gegen Rassentrennung ereifern kann. Da werden üble Worte gefunden, man sagt, es sei schlimm, die Südafrikaner müssten boykottiert werden, und was man alles mit ihnen machen müsse – aber nicht den bösen Burschen.
Haben Sie schon mal einen Türken an Ihrem Tisch gehabt? Haben Sie schon mal Urlaub mit Zigeunern erlebt? Wir sind doch Pharisäer.
Es ist erschütternd, dass bei uns Christen diese Grenzen so starr verlaufen und wir das Geheimnis der Bruderschaft gar nicht erleben. Oft schließen sich gerade diejenigen am meisten ab, die klagen, sie seien die einsamsten.
Ich möchte Ihnen einen Anstoß geben: Sie müssen sich dazuhalten. Sie müssen Ihre Fensterläden öffnen und sagen: „Ich will die Schwestern und Brüder in Christus finden.“
Es ist eine große Sache, wenn man anfängt, Fremde aufzusuchen. Ich will es Ihnen immer und immer wieder sagen: Ich habe eine große Scheu, und jeder Weg fällt mir schwer. Es gibt keinen Christen, dem es leichtfällt, zu Fremden zu gehen, sie aufzusuchen und ihnen mitzuteilen, dass sie Miterben der Gnade Gottes sind.
Auf die große Zukunft hin Brücken zu schlagen, sie hineinzunehmen und ihnen Liebe und Wärme spüren zu lassen – das ist die Herausforderung.
Herausforderungen und Einsatz in schwierigen Missionsgebieten
Auch in diesen Tagen las ich in einem Berichtsheft der indischen evangelikalen Mission, das viele eindrucksvolle Berichte von ihren 350 Missionaren enthält, von einigen einheimischen Indern, die in Bastah, einem Stammesgebiet, tätig sind. Dort schrieben sie: „Wir brauchen noch viel, viel mehr Beter. Ihr ahnt nicht, welche okkulten Dämonenmächte dort oben wirken. Das ist eine Mischung aus Aberglauben und Hinduismus, und es gibt alle möglichen Widerstände.“
Sobald sie mit dem Dienst beginnen, werden sie krank, Unfälle passieren, und alles scheint blockiert zu sein. Zudem erleben sie, wie die Reichen in diesen Stammesgebieten ihr Geld einsetzen, um die Armen von ihnen fernzuhalten. Sie verleumden die Missionare mit üblen Reden. Hinzu kommt, dass die Regierung und der Gouverneur keine Unterstützung geben, sondern ihnen alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg legen.
Als Theo Williams, der Leiter dieser Mission, neulich mit einem geländegängigen Wagen dorthin fuhr – er hat schon hier auf unserer Kanzel gesprochen – benötigte er für 15 Kilometer Weg vier Stunden Autofahrt. So wissen Sie, in welchen Gebieten diese Inder arbeiten. Sie sagen, der Kulturschritt von uns zu ihnen ist kürzer als der von ihnen zu den Stammesleuten. Diese Welt ist so fremd!
Ich muss immer daran denken: Menschen arbeiten Jahr für Jahr daran, diesen Stammesleuten spüren zu lassen, dass sie in Jesus Christus dazugehören. Was tun sie dafür? Sie investieren Liebe. Das ist doch keine Frage, wie wir jungen Menschen entgegenkommen. Es betrifft nicht nur junge Menschen, ob wir auf sie zugehen können. Es geht genauso um alte Menschen, um Mittelalterliche, Berufstätige, Einsame, Kranke, Depressive.
Ob wir die Zeit und die Kraft aufbringen, bei ihnen auszuhalten und sie spüren zu lassen, dass sie Miterben der Verheißung sind und Gottes Liebe sie sucht.
Praktische Konsequenzen für den Dienst in der Gemeinde
Ein letzter Punkt: Was können wir tun? Die Tür ist offen, niemand ist ausgeschlossen. Was können wir tun?
Paulus war zu der Zeit, als er diesen Brief schrieb, im Gefängnis eingesperrt. Das ist wichtig zu wissen, denn viele fragen sich: Mein Leben ist so verworren, ich weiß gar nicht, was ich tun soll in meiner Zeit. Bei mir ist alles rätselhaft und dunkel, ich sehe nicht mehr weiter.
Man muss eine grundsätzliche Entscheidung treffen und sagen: Ich möchte Gott dienen mit meinen Gaben und Fähigkeiten. Aber ich will sie einbringen in dieses weltumfassende Werk der Mission. Dabei geht es nicht nur um den Predigtdienst.
Ich sage es immer wieder: Der größte Dienst geschieht dort, wo sich die Gemeinde versammelt und die einfachen Hilfsdienste geleistet werden, damit alles laufen kann – die äußeren Dienste, damit sie richtig ablaufen. Und doch sagt Paulus: Das größte Geheimnis dieses Dienstes ist die Verkündigung.
Ich bin der Diener geworden durch das Evangelium. Wir unterschätzen gern die Kraft des ausgesprochenen Wortes. Immer wieder denken wir heute – angesichts der großen Not der Welt – es müssten ganz tolle Zeichen gesetzt werden.
Gestern sagten Entwicklungshilfeexperten bei einer Tagung, dass all das, was in den letzten 30 Jahren von der Bundesrepublik gemacht wurde, umsonst gewesen sei. Wir sind alle frustriert und resigniert.
Doch das große Wunder geschieht, wenn Menschen bekehrt werden, wenn sie ein neues Herz bekommen. Dann geschieht eine Veränderung, dann wirkt plötzlich Sozialarbeit, dann wirkt plötzlich Erziehungsarbeit. Dann ist das, was wir versuchen in Völkern und Nationen zu erreichen – zum Aufbau und zur Verbesserung auch im äußeren Leben – nicht umsonst.
Ich bin der Diener geworden nach der Kraft Gottes, die mir gegeben ist, nach seiner mächtigen Kraft. Ich will dieses Ziel ausführen.
Denken Sie niemals gering davon: Wenn Sie ein Gespräch führen, unter vier Augen, vielleicht ein wenig geniert, mit schlichten Worten von Jesus sprechen, von seiner Rettungstat am Kreuz, von der Erlösung, die Sie erfahren haben, von der Kraft der Vergebung und davon, dass er ein zerstörtes Menschenleben erneuern kann – denken Sie niemals gering davon.
Das ist der größte Dienst. Übrigens das Größte, was hier in diesem Gottesdienst geschehen kann, ist, dass der Finger ausgestreckt wird und auf Jesus zeigt.
Dass wir in diesen Dienst eingespannt sind, mithelfen und mitwirken, das ist so groß. Dieser Dienst ist nicht umsonst und nicht vergeblich, sondern bringt viel Frucht.
Es ist der Dienst, von dem man einmal im Gericht Gottes sagen wird: Da ist Frucht geblieben, Frucht, die wir mit unseren schwachen Gaben wirken konnten, weil Gottes Kraft in uns wirken will.
Abschluss: Der Blick über den Kirchturmhorizont hinaus
Und darum ist es mir so wichtig, dass wir keinen Kirchturmshorizont haben, sondern einen Welthorizont. Wenn wir das Wort Gemeinde hören, sollen wir immer weltweit denken.
Wer diesen Blick auf die Gemeinde Jesu hat, ist nicht mehr allein und einsam. Er wird mit hineingenommen in die große Siegesgeschichte des Volkes Gottes. Amen!
