Lieber Herr, der Tag neigt sich dem Ende zu, und wir wollen hören, was du uns zu sagen hast. Vor allem möchten wir zur Stille vor dir kommen, damit wir unsere Sorgen ablegen können. Die Unruhe und der Druck, die auf uns lasten, sollen von uns genommen werden. So können wir unter deiner Vergebung auch diesen Tag abschließen.
Du weißt, was wir gesprochen haben. Vergib uns das, was unnütz war. Hilf uns jetzt, das aufzunehmen, was du in uns bewirken willst. Amen.
Ich möchte nochmals daran erinnern, dass ab sieben Uhr das Parken in der Hohenheimer Straße aufwärts erlaubt ist. Falls jemand Schwierigkeiten hat, einen Parkplatz zu finden, kann er dort parken.
Mahnung zur Einigkeit und zur Freude im Herrn
Philipper 4,1-9 – Mahnung zur Einigkeit und zur Freude im Herrn
Dieser Abschnitt wird gerne als Predigttext am vierten Advent verwendet, besonders im Zusammenhang mit der Freude.
Also, meine lieben Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest im Herrn, ihr Lieben. Das habe ich vorhin dem Franz Peter gesagt, als er bekenntnisbereit war. Vor dem Feststehen steht es geschrieben.
Evodia ermahne ich, ebenso Syntyche, dass sie eines Sinnes seien im Herrn. Vielleicht haben sie öfter miteinander gestritten, wir wissen es nicht genau. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei.
Sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Clemens und meinen anderen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.
Freut euch im Herrn allezeit, und abermals sage ich: freut euch! Eure Güte sei allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
Praktische Anweisungen für das christliche Leben
Weiter, liebe Brüder, seid bedacht auf das, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert ist, was einen guten Ruf hat. Sei es eine Tugend oder ein Lob, darauf richtet eure Aufmerksamkeit.
Was ihr gelernt, empfangen, gehört und an mir gesehen habt, das tut. So wird der Gott des Friedens mit euch sein.
Paulus hat an der Gemeinde von Philippi viel Freude gehabt. Er war mit keiner Gemeinde so verbunden wie mit diesen Christen. Philippi war die erste Gemeinde in Europa, die gegründet wurde.
Paulus hat dort eine Haftzeit durchlitten, völlig ungerecht. In der Nacht, als er so übel geschlagen war, öffnete ein Erdbeben die Kerkermauern des Kerkers in Philippi.
Mit dieser Gemeinde war Paulus besonders herzlich verbunden. Lydia, die Purpurhändlerin mit ihrer Stoffboutique, war dort. Das wird in Apostelgeschichte 16 beschrieben.
Von dieser Gemeinde hat Paulus auch Unterstützungsbeträge angenommen. Er war sonst sehr stolz und wollte keine Unterstützung von einer Gemeinde haben. Das zeigt, wie eng er freundschaftlich mit dieser Gemeinde verbunden war.
Aber auch mit der Gemeinde von Philippi gab es Spannungen. Das ist wichtig zu wissen: Es gibt nirgendwo eine vollkommene Gemeinde. Nur bei Sekten wird behauptet, alles sei wunderbar. Zwei Jahre später zeigt sich dann oft, dass es dort stinkt und faul ist.
Auch in Philippi gab es Spannungen. Wir haben gehört, wie dort Streit um die richtige Gesetzesbefolgung war. Sondererkenntnisse wurden in den Mittelpunkt gerückt.
Paulus hat um diese Gemeinde gerungen und ihr Jesus und den Auferstandenen in die Mitte gestellt. Es geht immer nur um Jesus.
Ich habe nie die Sorge, dass wir zu viel von Jesus reden. Es ist so wichtig, dass wir ihn immer wieder in die Mitte rücken. Wir sollen alle bedacht sein, dass es uns darum geht, denn so leicht kommen wir vom Zentrum weg.
Feststehen im Glauben als Zeichen der Reife
Im vierten Kapitel geht Paulus auch ganz praktisch darauf ein, wie es im christlichen Leben um einige grundlegende Dinge steht. Oft genieren wir uns und meinen, das sei zu primitiv oder hätten wir schon oft gesagt. Aber man kann es nicht oft genug sagen.
Darum, meine Lieben, steht fest: Es ist etwas Wunderbares, wenn jemand im Glauben reif wird. Reife erkennt man nicht an frommen Worten, sondern daran, dass jemand feststeht. Die Bibel macht dabei einen wichtigen Unterschied zwischen Sturheit und Feststehen.
Es gibt Menschen, die sind von Natur aus so, dass sie niemand umwerfen kann. Man sagt dann, sie sind stur wie ein Panzer. Ein Panzer bewegt sich wenigstens noch auf Ketten, aber es gibt auch Menschen, die sind wie ein Geldschrank, den bekommt man einfach nicht aus dem Eck. Da können zehn Männer rütteln, er bleibt stehen.
Aber es gibt auch eine andere Art von Sturheit. Da kann man reden und versuchen zu überzeugen, doch sie bleiben stur. Stur zu sein ist furchtbar, wenn jemand nicht beweglich ist und sich nicht auf andere zubewegen kann. Das meint die Bibel nicht.
Wir sollten dieses ärgerliche, starre Stursein als eine Not des alten Menschen erkennen. Doch das Unbeweglichsein, das Feststehen, von dem hier die Rede ist, ist etwas anderes. Jesus verlangt von uns, Positionen einzunehmen und festzustehen.
Man muss nicht nur im Dritten Reich feststehen, sondern auch heute. In unserer Zeit muss jeder sehr darauf achten, dass er in den Versuchungen seines Lebens und den Modetrends, denen wir alle unterliegen, nicht schwach wird. Sondern dass er feststeht, ganz fest.
Gerade heute wird das Wort Gottes oft weggenommen. Wenn man dann sagt: „Ja, aber das steht doch in der Bibel“, dann muss man wirklich daran glauben, wie es in der Bibel steht. Sei fest! Steh fest auf dem Grund, auf dem wir allein stehen können.
Wir sollen unseren Glauben immer auf das Wort Gottes gründen und fragen: Wo kann mir die Bibel hier helfen, eine Position zu beziehen? Das ist das Einzige, was gilt. In allen Lebensfragen sollten wir immer wieder überlegen, wie wir das von der Bibel her begründen und so unsere Überzeugung gewinnen können. Damit wir unabhängig von der Zeitmeinung fest sein können.
Schlimm ist es immer wieder, wenn wir nicht fest sind, weil unser Herz wankt. Ich kann im Kopf klar sein, aber dann sagen: „Mein Gefühl ist so schwierig.“ Und dann schwankt man, und in Angst und Sorge ändert man seine Meinung.
Darum ist es wichtig, was der Hebräerbrief im letzten Kapitel, Vers 13 sagt: „Es ist ein köstliches Ding, wenn das Herz fest wird.“ Und das geschieht durch Gnade.
Vor meinem inneren Auge sehe ich dann immer einen großen Eichenbaum, der fest verwurzelt in der Erde steht. Die Stürme können durchbrausen und das Laub mit sich reißen, aber der Baum bleibt fest.
Wir sollten solche Christen werden: feststehend, verwurzelt, zwar geschüttelt in Versuchungen und Anfechtungen, aber fest, weil das Herz fest wird. Durch die Gnade, die wir erfahren haben, durch das, was Jesus uns geschenkt hat, mit einer Güte und Liebe – und doch fest in unserer Überzeugung.
Für uns ist ganz klar, dass wir in Gelassenheit einen klaren Kurs fahren: der Liebe, der Reinheit unseres Lebens, der Heiligung unserer Gedanken und Taten. Geläutert durch das Wort Gottes, geprüft und fest im Herrn, in Jesus verwurzelt.
Es gibt so viele Zweifler und Wankende, und oft sind wir selbst angekränkelt. Ich kann das für mich nicht einfach so festmachen. Wenn etwas Schweres geschieht, will ich trotzdem fest sein, damit mich die Anfechtung nicht wankend macht.
Fest in Jesus zu sein heißt, zu wissen, dass er da ist, dass er mich hält und trägt – auch in schweren Zeiten. So steht man fest im Herrn.
Die herzliche Beziehung des Apostels Paulus zur Gemeinde
Jetzt sollte ich doch noch ein Wort sagen, wie Paulus hier in einer herzlichen Verbindung mit seinen Gemeindegliedern spricht. Wir tun uns ja oft schwer in unseren Gemeinden. Sie machen das ja schon großartig, aber wir können immer wieder Maß nehmen am Apostel, wie das bei ihm geht.
„Meine Freude, meine Krone, ihr seid mein Stolz!“ Er lebt mit diesen Christen, er ermutigt sie, lobt sie und freut sich an ihnen. Und das darf doch auch so sein, wenn wir uns heute Abend treffen. Wir können sagen: Wie freue ich mich, dass ich Sie wiedersehe, dass ich es möglich machen konnte! Wie geht es Ihnen? Kommen Sie weiter in Ihrem Glaubensleben? Sind Sie fröhlich im Herrn?
Er lebt einfach in der Gemeinschaft! Das können Sie bei Paulus immer in seinen Grüßen lesen. Diese sind keine Floskeln, wie es bei uns oft ist – „herzliche Grüße“ –, sondern bei ihm geht es wirklich durchs Herz hindurch. Er spricht ja davon, dass er mit Tränen die Gemeinde vermahnt, und genauso geht es bei ihm durch die Freude hindurch.
Ich finde das ganz wunderbar, wie wir das auch hier immer wieder leben dürfen. Sie dürfen auf andere zugehen, und die Liebe dürfen Sie dort erfahren. Wir freuen uns aneinander. Das ist bei uns immer eine Befangenheit. Das sind bei uns irgendwelche Gefühle: Ich möchte doch nicht, dass der andere denkt, und der hat so komisch geguckt und so. Wir sind eben alle sehr mit unseren – ja, wir sind das fast – Minderwertigkeitsgefühlen behaftet, tun uns das schwer, sind geniert. Nicht, dass der andere meint, die wollte was von ihm, und so weiter. Dann läuft man miteinander zur Straßenbahn, aber fünf Meter hintereinander her, und sagt: „Die wollte nicht ansprechen.“
Wir sollten einfach doch das merken und sagen: Ich freue mich immer, wenn ich Sie sehe. Ich weiß zwar nicht, wie Sie heißen, aber es ist doch nicht schlimm. Wir haben gerade den gleichen Weg, und so entstehen Verbindungen. So lernt man sich kennen als solche, die zum Herrn Jesus gehören. Bruderschaft wird gelebt, und man freut sich aneinander.
Das liegt auch an Ihnen, die Verbindung aufzunehmen.
Festigkeit und Profil in der Gemeinde
Wie ich an die Ludwig-Hofacker-Kirche kam, hat damals ein Kollege behauptet, der Hahn auf der Ludwig-Hofacker-Kirche würde sich nicht drehen. Er sei fest montiert, während sich bei allen anderen Kirchtürmen der Hahn, wie Sie wissen, nach dem Wind dreht. Der Hahn der Ludwig-Hofacker-Kirche würde sich nicht drehen – so war das jedenfalls die Meinung des alten Pfarrers Leopold.
Inzwischen habe ich das selbst überprüft und festgestellt, dass auch dieser Hahn sich nach dem Wind dreht. Wahrscheinlich wollte der Pfarrer das nur als Sinnbild verwenden, um zu zeigen, dass die Ludwig-Hofacker-Kirche Profil hat und sich nicht an jeden Wind, an jede Lehre und an jede Strömung anpasst. Ein schönes Bild.
Es ist auch schön, wenn wir so fest werden im Herrn, dass wir uns nicht nach dem Wind oder nach Launen drehen, sondern wirklich fest stehen. Nun kommen Evodia und Syntyche ins Spiel – bei Ihnen heißt sie Iodia – und Paulus ermahnt sie, eines Sinnes im Herrn zu sein.
Bitte machen Sie aus der ganzen Sache keine große Geschichte. Das liegt nahe, und man könnte denken, die beiden seien heftig aneinandergeraten. Ich glaube das aber nicht. Es gibt eben immer wieder menschliche Rivalitäten und Spannungen, die wir durchtragen müssen, weil wir Dinge unterschiedlich sehen.
Mein Bruder hatte einmal eine Zeltlager-Situation, bei der zwei Frauen, beide Studentinnen, beteiligt waren. Die eine wollte, dass die Küche um sechs Uhr öffnet, die andere um halb sieben. Sie konnten sich einfach nicht einigen und sind beide abgereist. Die jungen Leute standen dann mit 150 Personen ohne Küche da. Immer wieder wurde vorgeschlagen, eine könne doch bleiben, ob sechs oder halb sieben. Aber beide sagten, das ginge nicht. Wer schon einmal in der Küche Dienst hatte, versteht das vielleicht nicht, aber es sind tatsächlich wichtige Dinge.
Ich möchte das nicht karikieren, aber es gibt eben Prinzipien, die geregelt sein müssen. Bei uns Männern ist das manchmal noch viel schlimmer. Die Frauen sind oft besser darin, dass wir manche Dinge so sehen und sagen: "Das muss so sein, und wenn nicht, mache ich nicht mehr mit. Dann steige ich aus, dann kann er mich nicht mehr sehen." Früher sagte man: "Dann lege ich den Kranz nieder."
Mich interessiert, wie Paulus ermahnt. Oft hat es keinen Wert, Dinge bis ins Letzte zu klären. Wir meinen immer, wir müssten Gerichtsverhandlungen führen, alles noch einmal hören und erklären. Ich glaube, das hat oft keinen Sinn. Paulus ermahnt: Lasst die Sache einmal ruhen, wir gehen vorwärts.
Hoffentlich schenkt Ihnen Gott die Gabe, in vielen Dingen vorwärts zu sehen. Wilhelm Busch erzählte gern von der Seelsorge bei Ehespannungen. Eine Frau kam unter Tränen und berichtete, ihr Mann habe sie geschlagen – eine Metzgersfrau vor der Kundschaft ins Gesicht. Das sei furchtbar, sagte sie.
Wilhelm Busch fragte sie: "Haben Sie Ihrem Mann eigentlich schon einmal gesagt, dass Sie ihn lieb haben?" Sie antwortete: "Nein, das weiß er doch." Dann kam der Mann dazu, beschwerte sich bissig über seine Frau und nahm ihr ein anderes Zimmer. Er war voll davon, wie furchtbar alles mit seiner Frau sei, die für das Geschäft nicht richtig Sinn hätte und immer andere Sachen im Kopf hätte. Dass ihm die Hand ausgerutscht sei, sei auch verdient gewesen.
Wilhelm Busch fragte auch ihn: "Haben Sie Ihrer Frau schon einmal gesagt, dass Sie sie lieb haben?" Er antwortete: "Nein, aber das weiß sie doch." Dann führte Busch die beiden zusammen, schloss die Tür und ging hinaus. Plötzlich war es ein glückliches Ehepaar.
Wenn man vorwärts gehen kann, verstehen Sie das? Man kann nicht alles aufarbeiten, es geht nicht immer harmonisch zu. Aber es ist ein Zeichen, dass man die Gabe haben muss, zu sagen: "Ihr habt doch so viel gemeinsam." Bei Syntyche und Iodia ist es wichtig, dass man auch in Gemeindespannungen vorwärtsgeht.
Ich habe es noch nie erlebt, dass das Rekonstruieren von Spannungen etwas bewirkt hat. Auf dem Missionsfeld gibt es furchtbare Spannungen, verursacht durch Missverständnisse, falsche Verwechslungen und vieles mehr, die dazu führen, dass Leute auseinandergerissen werden wollen.
Hoffentlich schenkt uns Gott in der Gemeinde immer wieder die Ermahnung, wie Paulus sie gibt: Eines Sinnes zu sein im Herrn. Er erinnert daran, dass Jesus uns berufen hat. Sicher gibt es Dinge, aber sie gehören nicht zum unmittelbaren Auftrag Jesu. Und da sollten wir großzügig sein.
Es ist ganz wichtig zu wissen, dass wir verschiedene Empfindungen, Musikstile und politische Überzeugungen haben. Das ist bei uns kein Problem, sondern gut so. Aber es kann sein, dass diese Unterschiede manchmal in die Mitte gerückt werden.
Auch in Ehen ist das oft ein Fehler: Man gibt sich zu wenig frei. Es gibt wahnsinnige Gegensätze, zum Beispiel die Konfession, die bei manchen Menschen eine große Rolle spielt. Das ist ein großer Gegensatz. Der eine liebt Beatmusik, der andere Bach; der eine ist Frühaufsteher, der andere Spätaufsteher. Es gibt viele Kontraste.
Aber wenn man eins ist in Jesus, im gemeinsamen Auftrag, verbindet das wieder. So ist es auch in der Gemeinschaft der Christen. Wir müssen darauf achten, dass keine Spannungen bestehen bleiben. Das ist ganz furchtbar, denn es zerstört.
Auch in der Gemeinde von Philippi war das eine Bedrohung.
Die Rolle des treuen Gefährten und die Gleichheit im Dienst
Vers drei fährt Paulus fort: „Ich bitte dich, mein treuer Gefährte.“ Im Griechischen steht hier das Wort „sützygos“, was eigentlich „mein Jochgenosse“ bedeutet. Hat jemand eine solche Übersetzung parat? Wer murmelt da? Haben Sie etwas? Ja? „Geselle“? Genau, das heißt, jemand, der unter dasselbe Joch gebunden ist.
Paulus hat diese Worte ganz bewusst so gewählt. Er richtet sich nicht mit einer autoritären Haltung an die anderen, sondern zeigt, wie er dachte. Paulus hat seine Autorität als Apostel nie dazu benutzt, sich über andere zu stellen. Wenn es um die Mitarbeit ging, sagte er: „Du bist mein Jochgenosse.“ Er stellte sich nicht als den Kutscher dar, der oben sitzt, während die anderen wie Gäule den Karren ziehen. Stattdessen betonte er, dass sie beide am gleichen Joch eingespannt sind.
In diesem brüderlichen Geist erkannte Paulus eine große Gefahr: In unserem evangelischen Pfarrverständnis droht der katholische Priestergedanke zu dominieren. Wir müssen sehr wachsam sein, damit wir eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern bleiben, die gemeinsam vom Herrn geführt werden. Wir sollten allen Gedanken widerstehen, die das Papstamt erheben und sagen: „Der hat das letzte Wort, den muss man fragen.“ Das ist sehr gefährlich.
Wir wollen allem widerstehen, was an Irrwegen aus der katholischen Kirche ins evangelische Denken zurückkehrt. Die Bruderschaft ist entscheidend. Wir sind Jochgenossen, haben verschiedene Aufgaben, ziehen aber alle nebeneinander und miteinander im Dienst des Herrn.
So spricht Paulus hier und sagt: „Steh ihnen bei, sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft.“ Zusammen mit Clemens und anderen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen. Es ist interessant, wie Paulus die Frauen sah. Im Neuen Testament gibt es keine Unterdrückung der Frau. Das ist eine spätere Entwicklung, die auch viele Schwestern unter uns erfahren, wie sie entehrt werden und ihre Gaben nicht zur Geltung kommen.
Im Neuen Testament gab es zwar eine besondere Bindung an männliche Aufgaben, doch das hat die Würde und den Auftrag der Frauen nicht herabgesetzt. Vor allem hat Paulus nie gesagt, dass Frauen nichts mitzuwirken hätten. Sie waren Mitgefährten bei der Ausbreitung des Evangeliums, beim Evangelisieren, kämpften mit Paulus an der vordersten Front. Er hat nie behauptet, sie gehörten in die zweite Reihe.
Auch die Frauenfrage wird heute von radikalen Feministinnen wieder in den Mittelpunkt gerückt. Achten Sie darauf, dass wir uns nicht von solchen Extremen anstecken lassen. Wenn Sie merken, dass irgendwo in unserer Mitte Frauen unbedacht verletzt oder an den Rand gedrängt werden und nicht die Ehre erhalten, die ihnen zusteht, dann muss man darauf aufmerksam machen.
Ich bin immer wieder dankbar für diejenigen, die in Ämtern mitwirken, sei es in der Gemeinde oder anderswo, und ihr Amt so führen, wie es sonst niemand könnte. In der Urchristenheit war das selbstverständlich. Von Clemens wissen wir nicht genau, wer er war. Man kann vieles spekulieren, vielleicht war er der Kerkermeister oder Gefängnisdirektor – theoretisch möglich. Paulus sagt nur, dass deren Namen im Buch des Lebens stehen.
Dieser Ausdruck „Buch des Lebens“ kommt oft in der Bibel vor. Ich habe es jetzt nicht nachgeschlagen, aber wo steht das Buch des Lebens zuerst? Ein junges Mädchen hat mich einmal gefragt: „Warum müssen wir eigentlich in der Kirche die Bibel aufschlagen, wenn wir dann nie nachschlagen?“ Man soll vielmehr mit der Bibel arbeiten. Aber wo kommt das Buch des Lebens das erste Mal vor? Beim Mose, beim goldenen Kalb: „Tilge mich aus dem Buch!“ Es zieht sich durch die ganze Bibel.
Bei den Propheten kommt es immer wieder vor, dass die Namen ins Buch des Lebens eingeschrieben sind. Das beschäftigt viele. Wir sprachen das letzte Mal schon nach der Predigt vom guten Hirten darüber: Wer einmal ins Buch des Lebens eingeschrieben ist, kann nicht mehr aus der Hand Jesu gerissen werden. Es gibt Aussagen in der Bibel, die großen Frieden schenken, wenn man weiß, dass man im Buch des Lebens steht.
Das ist ein großer Trost, besonders für Schwermütige: „Ich stehe im Buch des Lebens.“ In der Offenbarung, Kapitel 21, wird das Thema mehrfach erwähnt. Offenbarung 3,5 ist eine bekannte Stelle: „Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden. Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“
Es gibt noch eine weitere Stelle, die zwar nicht direkt vom Buch des Lebens spricht, aber das Gleiche meint. Dort heißt es, dass jemand „eingebunden ist ins Bündel der Lebendigen“. Kennen Sie diese schöne Formulierung? Sie stammt aus 1. Samuel 25, Vers 29. David spricht dort poetisch und sagt, dass das Leben seines Herrn – also das Leben Davids – eingebunden sein soll im Bündel der Lebendigen bei dem Herrn.
Dieses Bild ist wie ein Tüchlein, das eingeschlungen ist. Nehmen Sie dieses Bild mit, es kann auch durch die Sterbezeit tragen: „Ich möchte so eingebunden sein beim Herrn.“ Das ist wichtig. Nicht nur die Glaubenshand fasst nach Jesus, sondern der Herr bewahrt mich im Bündel der Lebendigen.
Schon im Alten Testament wird von Abigail gesprochen. Lesen Sie die ganze Geschichte noch einmal in 1. Samuel 25 und freuen Sie sich an diesem Bild. Mein Name ist ins Buch des Lebens eingeschrieben.
So, jetzt haben wir die Verse eins bis drei betrachtet. Nun kommen wir zum nächsten Thema: die Freude. „Freut euch in dem Herrn allewege!“ Man sagt oft schnell, man solle nicht grinsend herumlaufen. Das ist nicht gemeint. Es geht nicht darum, sorglos zu sein, sondern sich in dem Herrn zu freuen.
Auf der einen Seite soll man die Sorge weglegen. Und weil man die Sorge weglegt, kann man sich freuen. Diese beiden Dinge gehören zusammen. Menschen, die fest stehen, weil sie eingebunden sind ins Bündel der Lebendigen und im Buch des Lebens geschrieben sind, können sich in dem Herrn freuen.
Sie haben sicher viel in ihrem Leben, was keine Freude macht. Doch es heißt: „Freut euch in dem Herrn, der Herr ist nahe.“ Es ist eine Heiterkeit, das Wissen, dass Jesus mich umgibt. Daraus entsteht die Freude. Ich darf meine Sorgen ihm hinlegen, denn er wird sie lösen.
„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Dank sagen vor Gott kundwerden.“ Warum Dank? Weil Gott schon die Lösung kennt. Ihr dürft im Gebet schon danken, dass Gott es lösen wird. Er wird euch nicht im Ungewissen lassen, auch wenn es sich furchtbar anfühlt.
Das Wort, das ich am Sonntag im Gottesdienst zum Gruß verwendet habe, stammt von Paulus, Epheser 5, Vers 20: „Sagt Gott Dank allezeit und für alles.“ Das ist schwer. Man möchte doch nicht für das Unangenehme danken. Doch Paulus sagt: „Sagt Gott Dank allezeit und für alles.“
Auch wenn die Sorgen überhandnehmen, wisst, dass Jesus da ist und Verheißungen gegeben hat. Darum ist es so wichtig, sich in dem Herrn zu freuen und bewusst zu machen: Er löst das und hat einen Ausweg.
„Freut euch in dem Herrn!“ Eure Lindigkeit, eigentlich eure Sorglosigkeit, eure Unbekümmertheit, soll allen Menschen kund sein. Der Herr ist nahe.
Das wird immer so bleiben: Manche sagen, wir seien immer so ernst, und dann im nächsten Satz, ihr seid immer so fröhlich und weint nicht mit uns mit. Wir sind tatsächlich von vielen Problemen der Zeit nicht überwältigt.
Ich habe am Sonntag versucht klarzumachen, dass manche fragen, wie man Gott noch loben kann, wenn das Ozonloch immer größer wird und die Natur vergiftet wird. Wir sind unbekümmert, aber nicht gleichgültig. Wir kümmern uns um vieles, lassen uns aber nicht von jeder politischen Tagesparole verunsichern und sagen: „Jetzt müssen wir das auch noch, und morgen das.“
Wir leben in einer wirklichen Unbekümmertheit. Ich bitte Sie auch, bei aller Verantwortung für Ihren Körper nicht zu einem Menschen zu werden, der ständig denkt: „Jetzt muss ich zum Arzt, das ist sicher Krebs, hier tut es weh.“ Man muss aufpassen, dass man sich auch wieder unbekümmert bewegt und freut.
Der Herr weiß doch, er hat mir meine Zeit zugemessen, weiß, was gut ist, und hat es in seinem Terminkalender. Da kann ich nichts ändern. So soll man auch hier sorglos leben.
Verstehen Sie das richtig: Die Freude kommt in dem Herrn und aus der Nähe des Herrn. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird uns geschenkt und legt sich um uns. „Der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“
Paulus verwendet hier für „bewahren“ ein Wort, das sonst nur gebraucht wird, wenn ein Soldat am Schildwachthäuschen steht. Dasselbe griechische Wort findet sich etwa, wenn Paulus erzählt, wie der König von Damaskus die Tore bewachen ließ und Paulus im Korb herausgelassen wurde.
Sie haben die Tore nicht verriegelt. So meint Paulus: Euer Herz soll verriegelt werden, damit eure zappelnden Gefühle und unruhigen Gedanken euch nicht den Frieden nehmen, sondern ihr in Christus bleibt.
Bei uns besteht immer die Gefahr, dass wir sagen: „Ich will an Jesus glauben, aber wenn die Angst kommt und ich im Wartezimmer sitze und warte, wie es weitergeht, sind Herz und Sinne kaum kontrollierbar.“ Deshalb: „Bewahre mein Herz und meine Sinne in ihm“, damit ich auch in Geduld und Frieden Gottes leben kann.
Paulus fährt fort und erklärt, wie wir das im Alltag umsetzen sollen. Das ist wichtig: Die Anweisung zum Leben soll immer aus dem Frieden des Glaubens kommen.
Das ist ein Thema, das oft diskutiert wird: Sollte man in der Kirche den Menschen nicht mehr sagen, was sie tun und wie sie sich verhalten sollen? Ich bin überzeugt, dass Menschen, die Jesus kennen und in ihm geborgen sind, ihre Lebensentscheidungen aus dem Glauben treffen.
Dann haben sie auch einen politischen Instinkt und gesellschaftliches Bewusstsein, das aus ihrer Verbindung mit Jesus kommt.
Paulus ermahnt: „Denkt ruhig darüber nach, was gut ist, was ehrbar, was rein, was liebenswert.“ Alles, was eine Tugend ist und anerkennenswert, dürft ihr Christen annehmen. Ein weites Feld steht euch offen.
Aber Paulus beginnt nicht mit einer äußeren Gesetzesverkündigung, wie oft missverstanden wird. Man kann einen Menschen nicht zuerst äußerlich zu Jesus treiben. Man kann nur Jesus verkündigen und den Frieden, den er schenkt. Dann wird er im neuen Leben wandeln.
Er wird das als Geschenk des Evangeliums ergreifen. Deshalb ist es nicht wahr, dass auf die Kanzel Gesetzesverkündigung muss. Das Gesetz, das mich wirklich einmal dorthin treibt, wo ich Sünde erkenne, ist immer wieder nötig. Wir sind manchmal blind und sehen unsere Sünde nicht, auch im frommen Leben.
Doch zur Anweisung, wie man richtig lebt: Wenn Sie fragen, wie das geht, sage ich: Der Herr wird es dir zeigen. Denkt darüber nach.
Ich wehre mich dagegen, das Leben in Vorschriften einzuteilen und jedem ein ganzes Buch mit Regeln zu geben. Seid frei! Ihr werdet entdecken, wie Gott euch führt, auch in den täglichen Lebensentscheidungen.
Es gibt viele Probleme, die bewältigt werden müssen. Der Herr wird es euch zeigen. Seid offen. Ihr werdet viel lernen und entdecken, sogar von Nichtchristen. Aber alles dürft ihr tun, was vor dem Herrn besteht.
Das ist die große Freiheit in der Ethik, die Paulus lehrt. Er kämpfte gegen diejenigen, die nach der Bekehrung den Menschen viele Formeln und Gesetze überstülpten.
Bleibt in Christus, und er bewahre euch. Dann dürft ihr in der Freude leben.
Paulus sagt auch: Nehmt das Beispiel, das ich euch gebe. Ihr könnt an vielen Christen sehen, wie man sich verhält und was christliche Lebensart ist. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.
Heute geht es um die Reifung in unserem Glaubensleben.
Freude und Sorglosigkeit im Herrn
Wir haben jetzt die Verse eins bis drei betrachtet. Nun wenden wir uns dem anderen Thema zu: der Freude. Es heißt: „Freut euch in dem Herrn allewege.“ Oft wird gesagt, man solle nicht zu schnell und zu ausgelassen fröhlich sein, nicht mit einem breiten Grinsen herumlaufen. Dagegen habe ich keine Sorge. Vielmehr geht es darum, sich in dem Herrn zu freuen.
Auf der einen Seite soll man die Sorge ablegen. Weil man die Sorge ablegt, kann man sich freuen. Und man kann sich freuen, weil alles zusammengehört: Sorge, Freude und das Vertrauen auf Gott. Menschen, die eine innere Festigkeit haben, weil sie eingebunden sind in das Bündel des Lebens, weil sie im Lebensbuch Gottes geschrieben stehen, können sich in dem Herrn freuen.
Sie haben sicherlich vieles in ihrem Leben, das ihnen keine Freude bereitet. Doch es heißt: „Ihr freut euch in dem Herrn, der Herr ist nahe.“ Diese Heiterkeit entsteht aus dem Wissen, dass Jesus uns umgibt. Daraus entsteht Freude. Man darf seine Sorgen ihm hinlegen, denn er wird sie lösen.
„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.“ Warum soll man danken? Weil Gott die Lösung bereits kennt. Man darf im Gebet schon danken, dass Gott das Problem lösen wird. Er wird uns nicht im Ungewissen lassen, auch dann nicht, wenn wir uns furchtbar sorgen.
Das Wort, das ich am Sonntag als Gruß im Gottesdienst verwendet habe, stammt von Paulus: „Sagt Gott Dank allezeit und für alles“ (Epheser 5,20). Das ist schwer. Paulus sagt, das sei eine Aufgabe. Man möchte doch nicht für das Unangenehme danken. Doch es heißt: „Sagt Gott Dank allezeit für alles.“
Auch wenn die Sorgen überhandnehmen, soll man wissen, dass Jesus da ist und Verheißungen gegeben hat. Deshalb ist es so wichtig, sich in dem Herrn zu freuen und sich bewusst zu machen, dass er die Probleme löst und einen Ausweg hat. „Freut euch in dem Herrn.“
Die „Lindigkeit“, die hier gemeint ist, bezeichnet eigentlich eine Art Sorglosigkeit, eine Unbekümmertheit. Das ist mehr als Güte. Eure Unbekümmertheit soll allen Menschen kundwerden, denn der Herr ist nahe.
Es wird immer wieder gesagt, wir seien immer so ernst. Und im nächsten Satz heißt es dann, wir seien immer so fröhlich und würden nicht mit den anderen mitweinen. Tatsächlich sind wir vielen Problemen der Zeit entnommen. Ich habe am Sonntag versucht, das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Manche fragen, wie man Gott noch loben kann, wenn das Ozonloch immer größer wird und die Natur immer mehr vergiftet wird.
Wir sind dennoch unbekümmert – nicht gleichgültig. Wir kümmern uns um vieles, lassen uns aber nicht von jeder politischen Tagesparole verunsichern und bekümmern. Wir sagen uns: Heute ist heute, wir müssen nicht alles auf einmal bewältigen. Wir leben in einer wirklichen Unbekümmertheit.
Ich bitte Sie auch, bei aller Verantwortung für Ihren Körper nicht zu einem Menschen zu werden, der ständig denkt: „Jetzt muss ich zum Arzt, das ist sicher Krebs, hier tut es weh.“ Man muss darauf achten, sich auch wieder unbekümmert zu bewegen und zu freuen.
Der Herr weiß doch um unsere Zeit. Er hat sie uns zugemessen, kennt das Gute für uns und hat alles in seinem Terminkalender vermerkt. Daran können wir nichts ändern. Deshalb sollen wir auch hier sorglos leben.
Verstehen Sie es richtig: Die Freude kommt in dem Herrn und aus der Nähe des Herrn. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird uns geschenkt. Dieser Friede legt sich um uns und bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Wachsamkeit und Bewahrung der Herzen und Sinne
Paulus verwendet hier ein Wort für „bewahren“, das sonst nur gebraucht wird, wenn ein Soldat am Schildwachthäuschen steht. Das gleiche griechische Wort findet sich zum Beispiel, wenn Paulus aus seinem Leben erzählt. Ich glaube, im 2. Korintherbrief beschreibt er, wie der König von Damaskus die Tore bewachen ließ und Paulus im Korb herausgelassen wurde. Dabei ist genau dieses Bewachen gemeint. Die Tore wurden nicht verriegelt.
So meint Paulus, dass euer Herz verriegelt werden soll, damit eure zappelnden Gefühle und unruhigen Gedanken euch nicht immer wieder den Frieden nehmen. Stattdessen sollt ihr in Christus bleiben.
Bei uns besteht sicher immer die Gefahr, dass wir sagen: „Ja, ich will an Jesus glauben.“ Aber wenn die Angst kommt, wenn ich im Wartezimmer sitze und darauf warte, wie es weitergeht, dann sind Herz und Sinne kaum kontrollierbar. Deshalb heißt es: Bewahre mein Herz und meine Sinne in ihm, damit ich in Geduld und im Frieden Gottes bleiben kann.
Umsetzung der Glaubensprinzipien im Alltag
Und nun fährt Paulus fort und erklärt, wie wir das im Leben umsetzen sollen. Dabei betont er, wie wichtig es ist, dass wir unsere Lebensanweisungen stets aus dem Frieden des Glaubens erhalten.
Das ist ein Thema, das oft diskutiert wird. Man könnte meinen, in der Kirche müsste man den Menschen heute mehr sagen, was sie tun und wie sie sich verhalten sollen. Ich bin jedoch überzeugt, dass Menschen, die Jesus kennen und in ihm geborgen sind, ihre Lebensentscheidungen aus dem Glauben treffen können. Und das wird ganz bestimmt so sein. Dann entwickeln sie auch einen politischen Instinkt und ein gesellschaftliches Bewusstsein – und das kommt aus dem Glauben, aus ihrer Verbindung mit Jesus.
Paulus ermahnt uns, ruhig darüber nachzudenken, was gut, ehrbar, rein und liebenswert ist. Alles, was eine Tugend ist und anerkennenswert, dürfen Christen annehmen und mitmachen. Ein weites Feld steht ihnen offen.
Er beginnt jedoch nicht damit, wie es oft missverstanden wird, dass man Menschen zuerst all das Äußere predigen müsse. Man kann einen Menschen nicht äußerlich zu Jesus treiben. Man kann ihm nur Jesus verkündigen und den Frieden, den er schenkt. Dann wird er im neuen Leben wandeln. Er wird das als Geschenk des Evangeliums ergreifen.
Deshalb ist es nicht richtig, dass die Verkündigung des Gesetzes unbedingt auf die Kanzel gehört. Das Gesetz muss nur dort verkündet werden, wo wirklich Bewusstsein geschaffen werden soll. Es ist nicht recht, was manche tun, wenn sie das Gesetz ohne Verständnis predigen.
Das Gesetz treibt mich dahin, wo ich meine Sünde erkenne. Das ist immer wieder nötig. Wir sind manchmal blind und sehen nicht, dass wir gesündigt haben – auch im frommen Leben kann das passieren.
Wenn es dann um die Anweisung geht, wie ich richtig leben soll, lautet die Antwort: Der Herr wird es dir zeigen. Denkt darüber nach! Ich wehre mich dagegen, das Leben nach einem ganzen Buch voller Vorschriften einzuteilen und jedem solche Regeln mitzugeben.
Seid frei! Ihr werdet entdecken, wie Gott euch führt – auch in den täglichen Lebensentscheidungen. Es gibt viele Probleme, die bewältigt werden müssen, aber der Herr wird euch den Weg zeigen. Seid offen! Ihr werdet viel lernen und entdecken. Ihr könnt sogar von Nichtchristen noch viel lernen.
Doch all das dürft ihr nur tun, was vor dem Herrn besteht. Euch steht alles offen. Paulus lehrt hier eine große Freiheit in der Ethik.
Er hat sich immer gegen diejenigen gewehrt, die den Menschen nach der Bekehrung viele Formeln und Gesetze überstülpt haben. Bleibt in Christus, und er wird euch bewahren. Dann dürft ihr in der Freude leben.
Paulus sagt auch: Das Beispiel, das er an sich selbst gibt, dürft ihr übernehmen. Ihr könnt an vielen Christen sehen, wie man sich verhält und was christliches Verhalten ausmacht. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.
Heute geht es um die Reifung in unserem Glaubensleben.